Fragenkatalog BWL I - PDF
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Prof. Dr. Volker Trauzettel
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This document is a Business Administration course material. It lists questions covering business economics. The document details different business models and their use, as well as business principles.
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# Kapitel 1: Gegenstand und Methoden der BWL ## Aufgabe 1.1: Wirtschaften **a) Was ist Wirtschaften? Welche Ursache hat Wirtschaften?** - Entscheiden über die alternative Verwendung knapper Ressourcen zur Nutzenmaximierung - Vorhandenen Mittel so einsetzen, um ein möglichst großes Maß an Bedürfni...
# Kapitel 1: Gegenstand und Methoden der BWL ## Aufgabe 1.1: Wirtschaften **a) Was ist Wirtschaften? Welche Ursache hat Wirtschaften?** - Entscheiden über die alternative Verwendung knapper Ressourcen zur Nutzenmaximierung - Vorhandenen Mittel so einsetzen, um ein möglichst großes Maß an Bedürfnisbefriedigung zu erreichen - Ursache: Benötigte Güter im Vergleich zum Bedarf fast immer knapp → Entscheidungen über welche Güter hergestellt, verteilt und verwendet werden → es muss immer gewirtschaftet werden - Ziel: Bedürfnisbefriedigung maximieren **b) Geben Sie das Wirtschaftlichkeitsprinzip an. Wie lässt sich das Wirtschaftlichkeitsprinzip operationalisieren? Geben Sie Beispiele an.** - Ökonomische Prinzip/Wirtschaftlichkeitsprinzip: Grundsatz, dass ein bestimmter Erfolg mit dem geringstmöglichen Mitteleinsatz (Minimalprinzip) bzw. mit einem bestimmten Mitteleinsatz der größtmögliche Erfolg (Maximalprinzip) erzielt werden soll. - Minimalprinzip: Ein vorgegebener Güterertrag soll mit geringstmöglichem Einsatz an Produktionsfaktoren erzielt werden. - Maximalprinzip: Mit einem gegebenen Aufwand an Produktionsfaktoren soll der größtmögliche (Güter-) Ertrag erzielt werden. - Beispiel Minimalprinzip: Mit so wenig wie möglich Benzin einen vorgegebenen Ort zu erreichen. - Beispiel Maximalprinzip: Mit einer vorgegebenen Menge an Benzin soweit wie möglich zu fahren, ohne ein vorgegebenes Ziel. **c) Erläutern Sie das Wirtschaftlichkeitsprinzip bzgl. folgender drei Alternativen zur Produktion eines Gutes: (Vektoreintrag 1 bis 3: Inputmenge, 4: Output)** | Input 1 | Input 2 | Input 3 | Output | |---|---|---|---| | -3 | -3 | -3 | -4 | | -1 | -2 | +1 | -6 | | -1 | +2 | +1 | -3 | - Um das Verhältnis der Inputmengen und Outputmengen miteinander vergleichen zu können, multiplizieren wir den ersten und dritten Vorschlag mit dem Faktor 2 (lineare Annahme: doppelter Output resultiert aus doppeltem Input), um dieselben Outputmengen zu erhalten. - Hierbei wäre die Entscheidung für die zweite Produktionsalternative am klügsten, da man mit weniger Mitteln (Input), dasselbe Ergebnis erreicht. - Man trifft eine Entscheidung und wählt die effizienteste Option. - Lösung: Option 2 ## Aufgabe 1.2: Betriebswirtschaftliche Modelle **a) Was ist ein betriebswirtschaftliches Modell?** - Vereinfachte Abbildung der Realität; können nur bestimmte Eigenschaften der Realität („entscheidungsrelevante") im Modell abbilden - Relevante Eigenschaften bzw. Vereinfachungen festzulegen, ist bereits ein Bestandteil des Problemlösungsprozesses **b) Betriebswirtschaftliche Modelle können unterschiedlichen Zwecken dienen. Geben Sie die 3 grundlegenden Zwecke an und erläutern Sie diese. Nennen Sie jeweils auch ein Beispiel.** **Beschreibungsmodell:** - Mit Hilfe von Beschreibungsmodellen werden empirische Erscheinungen abgebildet, ohne dass sie dabei analysiert und erklärt werden. - Es liefert die Beschreibung eines bestimmten Betrachtungsgegenstands, z.B. Marktbeschreibung: Produkte, Anbieter, Kunde → „Liste" von Beobachtungen - Spezialfall: Ermittlungsmodell = quantitatives Beschreibungsmodell - Beispiele: Konten der Buchführung, Bilanz, Gewinn und Verlustrechnung (GuV) **Erklärungsmodell:** - Mit Erklärungsmodellen sollen die Ursachen betrieblicher Prozessabläufe erklärt werden. - Sie stellen Hypothesen über Gesetzmäßigkeiten auf. - Zu den Erklärungsmodellen im weiteren Sinne zählen auch Prognosemodelle. Sie formulieren die Erklärung in eine Voraussage um. - Beispiele: Motivationstheorien, Prognosemodelle (Umsatz, Gewinn, Liquidität) **Entscheidungsmodell:** - Entscheidungsmodelle haben die Aufgabe, die Bestimmung optimaler Handlungsmöglichkeiten zu erleichtern. - Sie suchen nach Mitteln zur optimalen Realisierung eines Zieles, d.h. sie übertragen die in einem Erklärungsmodell gewonnenen Erkenntnisse auf einen praktischen Anwendungsbereich. - Grundlage: Beschreibungs- und Erklärungsmodell/ Theorie - Alternativen: Handlungsmöglichkeiten (→ Preise) - Beschränkungen der Handlungsmöglichkeiten (gesetzlich) - Zielvorstellung: Merkmale, nach denen Alternativen als optimal zu kennzeichnen sind (Gewinn maximieren) - Lösung des Entscheidungsmodells → Entscheidung - Beispiele: Gewinnmaximierungsmodell (Umsatz- und Kostenfunktion), Werberesponse Funktion, Produktionsprogrammplanungsmodell ## Fragenkatalog BWL I - Prof. Dr. Volker Trauzettel **c) Welche Eigenschaften haben betriebswirtschaftliche Modelle? Welche Anforderungen müssen an betriebswirtschaftliche Modelle gestellt werden?** **Eigenschaften:** - Abbildung der Realität, vereinfachte Darstellung → theoretische Erklärung von Betriebsprozessen - Festlegung von (entscheidungs-)relevanten Eigenschaften → Abstraktion/Reduktion **Anforderungen:** - Müssen widerspruchsfrei sein - Allgemeingültig → sollte für eine weitere Klasse von verwandten Problemen gelten - Empirisch gehaltvoll → informiert über die Realität - Überprüfbar **Vergleichskriterien zur Auswahl eines Modells:** - Empirisch bewährt → hat mehrere Tests erfolgreich bestanden - Größerer Geltungsbereich → eher im tatsächlichen Anwendungsbereich; stößt nicht an Anwendungsgrenzen; „Totalmodell" anstelle mehrerer Modelle - Einfach, übersichtlich - Präzise → exakte Prognose, geringere Unsicherheit - Geringerer Aufwand → geringerer Zeitaufwand, besser operationalisierbar **d) Welche Bedeutung hat Abstraktion in Modellen?** - Notwendig, damit man keine Dinge darstellt, die einen nicht interessieren - Befähigt zum Entwerfen und Analysieren von neuen Sachverhalten - Wir beschränken uns auf die für uns wichtigen und relevanten Fakten/ Werten **e) Welche Empfehlung können Sie bei der Wahl des Abstraktionsgrades geben?** - Der Abstraktionsgrad muss so gewählt sein, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis des Modells messbar ist. | Geringer Abstraktionsgrad | Hoher Abstraktionsgrad | |---|---| | (+) exakt | (+) stark vereinfacht | | (-) kompliziert | (+) leicht verständlich | | (-) schwerverständlich | (+) übersichtlich | | (-) aufwändig, datenintensiv | (+) schnell | | (-) kostenintensiv | (-) wichtige Einflüsse weggelassen | | (-) langsam | ⇒ kurzfristige Wirkung, täglich wiederholende Entscheidungen (Routine erschaffen) | | ⇒ langfristige Entscheidung mit langfristiger Wirkung, z.B. Investitionen (Entwicklung neuer Produkte) | ## Aufgabe 1.3: Betriebswirtschaftliche Modelle - Nehmen Sie zu folgender Aussage Stellung: „Entscheidungsmodelle weisen einen zu hohen Abstraktionsgrad auf und sind deshalb für die Lösung praktischer Probleme ungeeignet!“ - Realität ist zu komplex, um ein exaktes Entscheidungsmodell zu erstellen - Man muss versuchen sich der Realität anzunähern, indem man versucht relevante Eigenschaften mit in die Modellbildung einzubeziehen und irrelevante wegzulassen. - Der Abstraktionsgrad hängt von der Modellbildung ab. - Je nach Modell hoher/ geringer Abstraktionsgrad: je höher der Abstraktionsgrad, desto einfacher ist das Modell und je niedriger der Abstraktionsgrad, desto komplexer ist das Modell. ## Aufgabe 1.4: Gliederung der Betriebe (Betriebstypologie) **a) Nach welchen Kriterien lassen sich Unternehmen systematisieren?** - Wirtschaftszweige/ Branchen - Art der erstellten Leistung (Sachleistungen, Dienstleistungen) - Art der Leistungserstellung (Einzel-/ Massenfertigung) - Vorherrschender Produktionsfaktor (Kapitalintensiv, arbeitsintensiv) - Betriebsgröße (z. B. mittelständische Unternehmen) - Rechtsform **b) Wie schlägt sich diese Gliederung in der Betriebswirtschaftslehre nieder? Welche weiteren Gliederungsformen werden in der Betriebswirtschaftslehre verwendet?** - Allgemeine BWL: Fragestellungen, die typisch für alle Unternehmen sind - Spezielle BWL: - Wirtschaftszweiglehre der BWL/ Institutionen: Industriebetriebslehre, Bankbetriebslehre, Handelsbetriebslehre - Funktionelle Gliederung: nach betriebswirtschaftlichen Hauptaufgaben/ -bereichen (Einkauf, Verkauf, Marketing, Logistik, Controlling, Produktion) | nach Wirtschaftsbereichen: | nach betrieblichen Funktionen: | nach weiteren Kriterien: | |---|---|---| | Institutionslehren: | Funktionslehren: | BWL | | Industriebetriebslehre | Personalwirtschaft | mittelständischer Betriebe | | Handelsbetriebslehre | Produktionswirtschaft | (Betriebsgröße) | | Bankbetriebslehre | Marketing | Familienbetriebe | | Versicherungsbetriebslehre | Logistik | (Eigentümer) | | Handwerksbetriebslehre | Organisation | Unternehmensgründung | | Tourismus-, Hotel-, | Unternehmensführung | (Phase des Unternehmens) | | Dienstleistungsbetriebslehre | Finanzwirtschaft | international | | | Rechnungswesen | (länderspezifische Aspekte) | | | Controlling | | | Steuerlehre | ## Aufgabe 1.5: Betriebliche Grundlagen **a) Geben Sie das Wirtschaftlichkeitsprinzip an.** - Ökonomische Prinzip/Wirtschaftlichkeitsprinzip: Grundsatz, dass ein bestimmter Erfolg mit dem geringstmöglichen Mitteleinsatz (Minimalprinzip) bzw. mit einem bestimmten Mitteleinsatz der größtmögliche Erfolg (Maximalprinzip) erzielt werden soll. - Minimalprinzip: Ein vorgegebener Güterertrag soll mit geringstmöglichem Einsatz an Produktionsfaktoren erzielt werden. - Maximalprinzip: Mit einem gegebenen Aufwand an Produktionsfaktoren soll der größtmögliche (Güter-) Ertrag erzielt werden. **b) Geben Sie das Erwerbswirtschaftliche Prinzip an.** - Erwerbswirtschaftliche Prinzip: - → Maximierung des Gewinns in Bezug auf das eingesetzte (Eigen-)Kapital (Ressourcen, betriebsnotwendiges Vermögen) → langfristige Gewinnmaximierung - Rentabilität = - Gewinn / Kapital - → „Verzinsung" des eingesetzten Kapitals → Entlohnung der Eigentümer - Die Bedeutung des erwerbswirtschaftlichen Prinzips bemisst sich daraus, dass sämtliche Unternehmen im marktwirtschaftlichen System das Prinzip verfolgen. **c) Wie unterscheidet sich das Erwerbswirtschaftliche Prinzip vom Wirtschaftlichkeitsprinzip?** - Wirtschaftlichkeitsprinzip: systemindifferent, kurzfristig → Fokus auf Verbrauch und Einsatz der Güter - Erwerbswirtschaftliches Prinzip: Kennzeichnung marktwirtschaftlicher Systeme, langfristig → größtmöglicher Gewinn wird angestrebt | Im Vergleich zum Wirtschaftlichkeitsprinzip: | | |---|---| | Konkretisierung | Alle Einsatzfaktoren betrachten | | Monetäre Größen (Mengen) | Betriebsmittel | | | langfristig | **d) Geben Sie das Prinzip der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts an.** - Zahlungsfähigkeit als Bestandsbedingung des Unternehmens (→ Nebenbedingung des Wirtschaftens) - Ein Unternehmen muss jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen termingerecht nachkommen (können) → heute und in absehbarer Zukunft - Einzahlungen > Auszahlungen **e) Erläutern Sie das Wirtschaftlichkeitsprinzip, das Erwerbswirtschaftliche Prinzip und das Prinzip der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts in Bezug auf den betrieblichen Umsatzprozess.** - Umsatzprozess (Aufgabe 1.6) sind Merkmale fürs Unternehmen: - Erwerbswirtschaftliches Prinzip konstitutiv (Gewinn maximieren, um rentabel zu sein) - Prinzip der Wirtschaftlichkeit (Versuch Output > Input) und des finanziellen Gleichgewichts sind Funktionsvoraussetzungen ## Aufgabe 1.6: Betrieblicher Umsatzprozess **a) Beschreiben Sie das Modell des betrieblichen Umsatzprozesses.** - Die 5 Phasen des Modells: - 1. Bereitstellung von Geldmitteln (Eigenkapital, Sachmittel, Fremdkapital) - 2. Investitionen in Betriebsmittel, Material und Arbeitskraft - 3. Umwandlung von Leistungen (Leistungserstellung) - 4. Verkauf der Leistungen und Zufluss der Erlöse - 5. Verwendung des Geldes (Aufwendungen zum Erhalt des Leistungsprozesses, Tilgung und Zinszahlungen an Fremdkapitalgeber, Steuerzahlungen und Abgaben, Gewinn im Unternehmen belassen) - → dabei Optimierung des Betriebsprozesses mit Hilfe des Wirtschaftlichkeitsprinzips unter Einhaltung der Liquidität **b) Was bedeutet Liquidität? Welche Aufgabe ist mit Liquidität im betrieblichen Umsatzprozess verbunden?** - Liquidität = Fähigkeit eines Unternehmens, seine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen - Ist ein Betrieb liquide, verfügt er über ausreichende Mittel, um seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. - Bei dem betrieblichen Umsatzprozess spielt Liquidität besonders in Phase 2 und Phase 5 eine wichtige Rolle. Hier entstehen neue Zahlungsverpflichtungen und alte werden beglichen.