EWS I - Zusammenfassung & Erläuterung PDF

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This document provides a summary and explanation of the field of educational science (EWS). It details the different aspects, including the theoretical framework, historical context, and related disciplines. The content discusses fundamental concepts and various perspectives on education.

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EWS II (Schliermann) – Zusammenfassung Grundlagen Objektbereich von Erziehungswissenschaft/Pädagogik Erziehungswissenschaft = Pädagogik (M. Stein) Als Erfahrungswissenschaft beobachtet, interpretiert und erklärt sie die Prozesse der: Erziehung Bildung Lernen Sozialisation Sie sag...

EWS II (Schliermann) – Zusammenfassung Grundlagen Objektbereich von Erziehungswissenschaft/Pädagogik Erziehungswissenschaft = Pädagogik (M. Stein) Als Erfahrungswissenschaft beobachtet, interpretiert und erklärt sie die Prozesse der: Erziehung Bildung Lernen Sozialisation Sie sagt die Auswirkungen dieser Prozesse voraus, und leitet als Handlungswissenschaft die Prozesse an. Erziehungswissenschaft ≠ Pädagogik Ch. Lüders: Erziehungswissenschaft: die wissenschaftliche Beschäftigung mit Erziehung und Bildung Pädagogik: die erzieherische und bildende Praxis W. Böhm: Pädagogik als „praktische Wissenschaft“ verbindet o Erzieherisches Handeln (Praxis) o Theorie der Erziehung (Erziehungswissenschaft) Keller & Novak: Erziehungswissenschaft untersucht o Grundlegende Bedingungen o Pädagogische Praxis seiner Forschungsobjekte: o Erziehung o Unterricht Diese Objekte sind mögliche Prozesse von o Sozialisation o Enkulturation o Personalisation der zu erziehenden Person Pädagogik (Seel & Hanke) Integrationswissenschaft, die Wissen und Erkenntnisse verschiedener Disziplinen aufbereitet und als Fachwissen für die Bereiche Erziehung und Bildung bereitstellt. Erziehungswissenschaft (P. Köck) Erziehungswirklichkeit mit empirischen Methoden erschließen Leitlinien für ein verantwortetes erzieherisches Handeln beschreiben Zentrales Thema: Bildung und Erziehung in den gegebenen verschiedenen pädagogischen Feldern Bildungswissenschaft (H.-H. Krüger) Begriff taucht seit ca. 10 Jahren vermehrt auf Berücksichtigt Bildung über den gesamten Lebenslauf (also auch Erwachsenenbildung) Verwendung in der Lehrerausbildung, um die pädagogische und psychologische sowie die fachdidaktische Ausbildung im Lehramtsstudium zu beschreiben Entwicklung der Erziehungswissenschaft als akademische Disziplin Anfänge Griechische Antike: Erstes Denken (schriftliche Dokumente) über Erziehung (z.B. Platon; Aristoteles) Aufklärung: ideelle Wurzeln des (fortschrittlichen) Denkens über Erziehung (z.B. philosophische/pädagogische Programmschriften bei Lessing; Kant; Rousseau) Ernst Christian Trapp: Erste universitäre Pädagogik- Professur in Deutschland (1779: Uni Halle) Beginn des 20. Jahrhunderts bis dato: erziehungswissenschaftliche Fragen von Philosophie und Theologie diskutiert Weimarer Republik: akademische Volksschullehrer- Ausbildung an Unis in einigen Ländern; gesellschaftliche Notwendigkeit an pädagogischen Fachkräften Etablierung der Pädagogik/Erziehungswissenschaft als wissenschaftliche Disziplin Nachkriegszeit nach 1945 Expansion pädagogische Arbeitsfelder, z.B. Integration Päd. Hochschulen in Unis Einführung Magister-Studiengänge Pädagogik Einführung Diplom-Studiengang (Sozial-)Pädagogik Bologna-Hochschulreform (Bachelor-, Master- Studiengänge) Nachbardisziplinen der Erziehungswissenschaft Psychologie Soziologie Sozialwiss. & Politikwissenschaft Verhaltenswiss. Ethnologie Kommunikationswissenschaft Biologie Naturwiss. Medizin & Körper Sportwissenschaft Philosophie Geisteswiss. Theologie Anthropologie Normative Erziehungswissenschaft H. Gudjons: Objekttheorie Erforschung eines bestimmten Bereichs (z.B. Erziehungswissenschaft) Bildung von Theorien zu diesem Bereich Metatheorie Es geht um das grundlegende Paradigma des Denkens und Forschens in diesem Bereich. Was ist eigentlich Erziehungswissenschaft? Wie ist der Prozess ihrer Theoriebildungen? Was ist das Ziel dieser Wissenschaft Welche Grundannahmen hat sie? à Erst diese Beschäftigung begründet verschiedene Schulen, Richtungen und Positionen. J. Raithel: (3) Meta-Theorie / Theorie der Erziehungswissenschaft Aufstellung wissenschaftlicher Sätze über erziehungswissenschaftliche Theorien a. Deskriptiv: Beschreibung (Analyse) verschiedener erz.wiss. Theorien b. Normativ: Aufstellung metatheoretischer Normen zur Beurteilung erz.wiss. Theorien (2) Objekt-Theorie / Erziehungswissenschaft (Theorie der Erziehungspraxis) Aufstellung wissenschaftlicher Sätze über die Erziehungspraxis a. Deskriptiv: Aufstellung deskriptiver Sätze über die Erziehungspraxis b. Normativ: Aufstellung von Normen für die Erziehungspraxis (1) Laien-Theorie / Erziehungspraxis Handlungen, die Umgangssprachlich als „Erziehung“ bezeichnet werden Folie 5 (keine Quellenangabe) Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Normative EWS dominiert. Grundlage waren oft theologisch-christliche Ansätze, aber auch philosophische und politische (z.B. im Sozialismus). à sog. Prinzipienwissenschaftliche Ansätze Aus einem Wert (z.B. Ehrlichkeit, Pünktlichkeit) folgt die Begründung bzw. Legitimation. Daraus folgt die Ableitung: Wie ist es konkret umzusetzen? Alles zusammen wird in der pädagogischen Praxis zusammengefasst. Das Konzept von Johann Friedrich Herbart (1776 – 1881) Pädagogik als Wissenschaft baut auf der Tatsache auf, dass es unterschiedliche Erziehungskonzepte gibt, z.B. o Situative Alltagserziehung ohne theoretische Reflexion o J.J. Rousseau: ‚Natur‘ als Erzieher (sog. negative Erziehung) o John Locke: Erziehung als Sozialisationshilfe Pädagogik soll wissenschaftliche Begründung für pädagogisches Handeln liefern o ‚Erfahrung‘ ist kein Kriterium für die Wahl eines Erziehungskonzeptes (individuelle Erfahrungs-Horizonte und Interpretationen) o Pädagogisch begründet handeln = „beim Erziehen das Denken nicht einstellen“ Wissenschaftliche Begründungen erfordern gesicherte Prinzipien o Zur (wissenschaftlichen) Begründung bedarf es der Nennung von Gründen o Pädagogische Handlungen auf erste gesicherte Prinzipien zurückführen o Prinzipien müssen ▪ a priori feststehen und ursprünglich gewiss sein ▪ Handlungen ableitbar machen (=Methode) Pädagogik als Wissenschaft umfasst 2 Teile o Praktische Philosophie: Festlegung der Prinzipien (Ziel der Bildung bzw. Erziehung) o Psychologie: Bestimmung der Methode (Weg, Mittel und Hindernisse) Philosophie legt oberste Werte und Normen fest, die als Grundlage der Aufstellung von Erziehungszielen dienen (=normative Pädagogik im engeren Sinne) o Idee der Inneren Freiheit (Entscheidungsfreiheit) o Idee der Vollkommenheit (Entwicklung zur Vollkommenheit) o Idee des Wohlwollens bzw. Güte (Bereitschaft, anderen zu helfen) o Idee des Rechtes o Idee der Billigkeit (Zusammenhang zwischen Handeln und Wollen) Psychologie zeigt o Wege o Maßnahmen o Hindernisse der Erreichung der Erziehungs-Ziele auf. Der planmäßige Einsatz von Erziehungsmaßnahmen beruht auf o Gesetzen o Grenzen o Bedingungen o Verschiedenheiten der Erziehbarkeit um u.a. Vorhersagen treffen zu können Pervertierung in der NS-Zeit Ideologie Völkische Gemeinschaft Rassenideologie Führungsideologie Normative Pädagogik - Erziehungsziele Menschenformung (nach Ernst Krieck – führender NS Erziehungswissenschaftler) „Führer“ Kult Körperliche Leistung Nicht-rassenreines Potenzial aussondern (Körperlich) Schwache / Menschen mit Behinderungen aussondern Feindbild Juden Pädagogische Praxis - Handlungsziele Körperliche Ertüchtigung und Training Charaktererziehung Willens-/Entschlusskraft, Verantwortungsfreude Humanistische Schulbildung (statt unnützem Wissen) Kulturgeschichte lehren Rassesinn anerziehen Norbert Huppertz - Partial-Holismus & gelingendes Leben Grundannahmen Menschenleben und Leben überhaupt ist wertvoll Leben kann durch viele Quellen und Instanzen gestaltet und verbessert werden (z.B. Politik, Pädagogik, religiöse Gemeinschaften) (Erziehungs-)Wissenschaft und Forschung als bedeutsame Quelle und Instanz mit verschiedensten theoretischen Fundierungen und Zielen Partial-Holismus als besonders wirksame Wissenschafts- und Forschungsposition; andere Positionen werden in ihren Positiva gesehen und berücksichtigt (Erziehungs-)Wissenschaft bzw. Forschung und Werteorientierung bzw. gelingendes Leben schließen sich nicht aus, sondern implizieren sich gegenseitig Phänomenologie als fundamentale Voraussetzung für Partial-Holismus und gelingendes Leben (bzw. lebensbezogene Pädagogik) Phänomenologische Methode (Edmund Husserl) Mit eigenen Worten: Der Versuch, alles wirklich objektiv zu betrachten. Damit das gelingt, muss man zuerst alles ausblenden, was man über die Sache, den Menschen etc. (= das zu untersuchende Phänomen) vermeintlich weiß. Sowohl echtes Wissen (erste Reduktion), als auch Annahmen, z.B. aus Erfahrung mit artverwandten Dingen (zweite Reduktion). Danach beschreibt man genau die unmittelbare, jetzt stattfindende Erfahrung mit diesem Phänomen, ohne jede Wertung (eidetische Reduktion), um die wesentlichen Eigenschaften zu erkennen. (Wesensschau) Anhand der intuitiven Beschreibungen werden die Strukturen der Phänomene identifiziert und analysiert (transzendentale Reduktion). So soll das Wesen eines Phänomens erkannt und beschrieben werden (transzendentale Subjektivität). Werte im partial-holistischen Ansatz Gelingendes Leben durch Zukunft selbst vorausschauen Erkennen der Folgen eigenen Handelns Weltbürger-Sein Mit-leiden gegenüber Benachteiligten Sicht des Ganzen Bewusstsein von Gut und Böse Maßhalten und Verzicht Energiebewusstsein Geisteswissenschaftliche Erziehungswissenschaft Wilhelm Dilthey (1833-1911) Wissenschaftstheoretisches Interesse galt Geisteswissenschaften Kritik an einer ahistorischen, normativen Pädagogik „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“ Hermeneutik als die wissenschaftliche Methode der Geisteswissenschaften konkrete Lebenswirklichkeit (Lebensphilosophie) bzw. Erziehungs-Wirklichkeit Teleologie des Seelenlebens: Die Gefühle, Vorstellungen und Antriebe des Menschen werden in seiner Entwicklung in ein Verhältnis zueinander gesetzt, durch das sich der Mensch in die Kultur integriert. Er strebt zielgerichtet (teleologisch) dazu, sich einem Zustand der vollkommenen Ganzheit anzunähern Abgrenzung zu Geisteswissenschaften (Mangels besserer Quelle aus Wikipedia, aber für die Prüfung sollte es reichen) Naturwissenschaften – Erklären Geisteswissenschaften – Verstehen Gegenstand ist die Natur. Sie kann nur untersucht und Sie hat die Erzeugnisse des menschlichen Geistes zum beobachtet werden. Über die Ursachen natürlicher Vorgänge Gegenstand. Diese können, weil sie vom Menschen selbst werden Annahmen angestellt, ein Nacherleben ist nicht hervorgebracht sind, verstanden werden. möglich. Vorgänge in der Natur werden als Spezialfall eines abstrakten Gegenstände geisteswissenschaftlicher Untersuchung werden allgemeinen Gesetzes aufgefasst. in ihrem konkreten Zusammenhang aufgefasst. Das Verstehen fremden Daseins, vergangener Kulturen und Naturwissenschaftliches Begreifen ist seinem Persönlichkeiten führt zu einer Umformung des Selbst. Untersuchungsobjekt gegenüber neutral und für die Fremde geistige Inhalte werden in die eigenen lebendig Persönlichkeitsentwicklung von geringerer Bedeutung. einbezogen. Hauptthesen Geisteswissenschaftlicher Pädagogik Erziehungswirklichkeit ist Ausgangspunkt für pädagogische Theorie Erziehungswirklichkeit wird verstanden als etwas ‚sinnvolles Ganzes‘ Pädagogik hat die Aufgabe, die Bedeutung der Erziehungswirklichkeit für die Handelnden hermeneutisch zu erfassen Erziehungswirklichkeit resultiert aus geschichtlichen Entwicklungsprozessen Entwicklungsoptionen und Bildungsideale als Resultat der geschichtlichen Betrachtung der Erziehungswirklichkeit Erläuterungen (hauptsächlich aus: Norbert M. Seel „Erziehungswissenschaft“ 2015) Erziehungswirklichkeit: konkrete Situationen und Ereignisse der unterschiedlichen pädagogischen Handlungsfelder (keine theoretischen Konstrukte) Erziehungswirklichkeit hat für die beteiligten Personen eine spezifische Bedeutung, auf deren Grundlage sie in pädagogischen Bezugsfeldern konkret handeln Dazu kommt die Beobachtung konkreter Erziehungssituationen und der Rückgriff auf eigene Erfahrungen Die Bedeutung einer konkreten Erziehungssituation ist nur zu verstehen, wenn ihre historische Entwicklung mitbedacht wird Ihre praktische Bedeutung erwächst aus dem, was aus der Geschichte für die Gestaltung der Zukunft gelernt werden kann „Eine Grundannahme geisteswissenschaftlicher Pädagogik ist, dass aus dem Verständnis der bisherigen Entwicklung heraus zukünftige Aufgaben, Ziele und Möglichkeiten von Erziehung und Bildung bestimmt und vorhergesagt werden können.“ Wichtige Begriffe (Folie 7) Theorie-Praxis-Verhältnis (praxisfokussierte Theorie) à Primat der Praxis Es geht um ErziehungsWIRKLICHKEIT, also konkrete Situationen, aus denen man für zukünftige Situationen lernt. Anders gesagt: Man lernt aus der Praxis für die Praxis. o Theorien ersten Grades: auf Basis von (persönlichen) Erfahrungen o Theorien zweiten Grades: (Abstrakter als 1. Grad) Handlungswissen in Form von Lehrsätzen, Schlagworten oder implizitem praktischem Wissen o Theorien dritten Grades: (Theorie des Theoretikers) Verhältnis von Theorie und Praxis steht im Fokus. Erlangung Wissenschaftlicher Erkenntnisse, ausformuliert für praxisdienliche Funktion. Geschichtlichkeit der Erziehungswirklichkeit Die Bedeutung einer konkreten Erziehungssituation ist nur zu verstehen, wenn ihre historische Entwicklung mitbedacht wird Hermeneutik als Methode (Verstehen) Relative Autonomie der Pädagogik Pädagogischer Bezug (z.B. Nohl) Hermeneutik Verstehen o Sinn-Verstehen vs. psychologisches Verstehen o Höheres Verstehen vs. elementares Verstehen Verbindlichkeit des Verstehens o Subjektivität – ‚objektiver Geist‘ Hermeneutischer Zirkel (hermeneutische Spirale) o Hermeneutische Differenz Hermeneutische Regeln o Interpretationshilfe vs. – Interpretations- Technologie Erläuterungen (unterschiedliche Quellen aus den Literaturlisten von EWS I + II) Grundlage von Geisteswissenschaften ist nicht das (naturwissenschaftlich-kausale) Erklären, sondern das Verstehen Verbindlichkeit des Verstehens – die drei argumentativen Schritte: 1. Auffassung des Verstehens als ein alltäglicher Vorgang: aus »sinnlichen Zeichen« (Laute, Schriftzeichen, Bildern usw.) wird auf ein »Inneres« oder »Psychisches« geschlossen, als dessen »Äußerung« diese Zeichen aufgefasst werden 2. Aus diesem alltäglichen Verstehen objektive, allgemein gültige Erkenntnisse gewinnen: „Das Verständnis des Singulären zur Allgemeingültigkeit“ erheben. Problem: die Einzigartigkeit dessen, was es zu verstehen gilt (siehe Hermeneutische Differenz) 3. Verstehen als ein regelgeleitetes (und damit »intersubjektiv überprüfbares«) Tun beschreiben: Für das genannte Problem eine Lösung finden, die benennbaren, allgemein gültigen Regeln folgt. Auslegung/Interpretation als egelgeleitete wissenschaftliche Form des Verstehens (≠ alltägliches Verstehen) Hermeneutischer Zirkel: o V: sozial-kulturell und historisch bedingtes Vorverständnis (Lesen können, grobes Wissen über Autor und/oder gesellschaftlicher Kontext) o T: Text lesen und verstehen o V1: Korrektur und Erweiterung des Vorverständnisses o T1: besseres Textverständnis bei erneutem lesen, tiefergehende Interpretation o V2: erneute Korrektur des Verständnisses (tiefer und breiter) o … o Endpunkt, wenn der Interpret den Text so verstanden hat, wie er vom Autor gemeint war, keine Sinndifferenz mehr besteht (kaum zu erreichen) Hermeneutische Differenz: verschiedene Erfahrungswelten von Autor und Interpret führen zu Störungen zwischen dem, was der Autor meint (bzw. ausdrücken kann), und dem, was der Interpret versteht (bzw. verstehen kann). Je komplexer der Text, desto größer i.d.R. die hermeneutische Differenz. Relative Autonomie der Pädagogik – Herman Nohl (1879 – 1960) Pädagogischer Bezug als das „…leidenschaftliche Verhältnis eines reifen Menschen zu einem werdenden Menschen, und zwar um seiner selbst willen, dass er zu seinem Leben und zu seiner Form komme“ Reifegefälle zwischen Pädagoge und Educandus (Dualität) Freiwilligkeit / Vertrauensverhältnis Temporalität (also vorübergehende Beziehung) Charakteristische Aufgaben des Pädagogen: Vermittlung zwischen Eigenrecht und Interessen der Heranwachsenden auf der einen, und Erwartungen, Ansprüchen und der Kultur der Gesellschaft auf der anderen Seite Dies entspricht genuin schöpferischem Charakter pädagogischen Handelns (s.o.) Vergleichbar eines freischaffenden Künstlers Nüchternere Interpretation bei Litt (1921): Der Berufserzieher ist Mittler zwischen Educandus und Sache mit viel weniger Gestaltungs-freiheit als ein Künstler, aber mit deutlich mehr als ein Techniker – der nur vorgegebenes Wissen anwendet Empirische Erziehungswissenschaft Der Versuch, empirisch-analytische Denkweisen zum zentralen Bestandteil der Erziehungswissenschaft zu machen. Grundannahme ist, dass die in den Naturwissenschaften üblichen klassischen Methoden des Experiments und der Beobachtung auch auf die Erziehungswirklichkeit übertragen werden können, um Erfahrungen zu gewinnen und die Erziehungswirklichkeit zu erklären (also nicht „verstehen“ wie in der geisteswiss. Erz.wiss.) Positivismus (Klassischer Empirismus) Allein Tatsachen gelten als Erkenntnis-Quellen – Alles wird aus Erfahrungen abgeleitet Allein Gegebenes, Tatsächliches (= Positives) gilt als Ansatzpunkt; normative Fragen/Diskurse sind nutzlos und unzulässig Tatsachen können nur voraussetzungslos erfahren werden, d.h. ein Vorverständnis der Forscher ist irrelevant Jedes spekulative Zu-Ende-Denken der Erfahrung wird ablehnt Jede Wissenschaft wird am Ideal der Naturwissenschaft und ihrer allgemeingültigen Gesetze gemessen Legitime Forschungsmethode: Experiment & Beobachtung Neopositivismus (Logischer Empirismus) Hat sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhd. entwickelt Philosophen des „Wiener Kreises“ (Cartap; Wittgenstein u.a.) als bekannteste Vertreter Verbindung von Klassischem Empirismus (Positivismus) und Rationalismus Berücksichtigt auch das subjektive Moment, das durch den Forscher bei der Beobachtung in den Forschungsprozess mit eingebracht wird Sinnesdaten als sicheres Fundament müssen protokolliert werden (Protokollsätze) Der Aufbau aller Erkenntnis geschieht nach logischen Gesetzen und basiert auf der Erfahrung mit dem Ziel der Verifikation (Bestätigung) Theorien müssen o Logisch o Allgemeingültig o Wertfrei o Nachprüfbar sein Zur Aufstellung von Theorien wird die Induktion angewandt Induktion = logisches Schließen vom Besonderen zum Allgemeinen Hauptziel: Ableiten (Induktion) und Beweis (Verifikation) theoretischer Sätze und Annahmen Induktionsproblem: es können nie alle Einzelerfahrungen beobachtet werden, d.h. es muss immer damit gerechnet werden, dass die (vermeintlichen) Allsätze doch nicht immer und überall gelten. à Beispiel: weiße Schwäne (es gibt vereinzelt auch schwarze Schwäne) Kritischer Rationalismus (Karl Popper; Hans Albert) Kritik: Induktions-Prinzip: Schließen von besonderen Sätzen auf allgemeine Sätze, Hypothesen, Theorien – nicht zulässig Allgemeine Sätze lassen sich nicht endgültig beweisen (verifizieren), aber falsifizieren (widerlegen) à„Alle Schwäne sind weiß“ – falsch Kritischer Rationalismus: Allgemeine Sätze (Theorien; Gesetze) möglichst vielen Falsifikationsversuchen aussetzen Kritischer Rationalismus: Wirklichkeit nicht einfach nachzeichenbar, sondern Wissenschaft entwirft rationale Konstrukte zur Erklärung der Wirklichkeit Die Überprüfung wissenschaftlicher Hypothesen steht im Fokus des Forschungsinteresses (Begründungszusammenhang) Auch wenn Falsifizierungsversuche fehlschlagen, handelt es sich nur um vorläufig wahre Aussagen Durch das Erstellen von Hypothesen und deren Überprüfung werden Sachverhalte erklärt und auch Prognosen im Sinne von Wenn-dann-Hypothesen entwickelt Erklären heißt, ein Ergebnis aus mindestens einem allgemeinen Gesetz und Randbedingung zu deduzieren (Hempel-Oppenheim-Schema) Deduktion – logisches Schließen vom Allgemeinen (Gesetz; Theorie) zum Besonderen (Einzelfall; Problem) – als einzig sinnvolle Methode Festlegung der empirischen Basis: Anfang & Ende subjektive Entscheidung des Forschers Kausale Erklärung: Hempel-Oppenheim-Schema (H-O- Schema): Erklärungen, Prognosen und Technologien für praktisches Handeln Hempel-Oppenheim-Schema 1) Generelle Gesetzesaussagen (nomologisches Aussagensystem) Explanans 2) Singuläre Randbedingungen (singuläre Antecedens-Bedingungen) Explanandum 3) Singuläre Aussage Wertfreie Sozialwissenschaft nach Hans Albert (1) Wertbasis (Normen, die wissenschaftliches Vorgehen leiten) (2) Wertungen im Objektbereich der Wissenschaft (aus Studien; z.B.: 80% der Professoren fordern mehr Eigeninitiative der Studierenden) (3) Werturteile (innerhalb der Wissenschaft aufgestellte, normative Sätze; z.B.: Die Eltern sollen einen demokratischen Erziehungsstil realisieren) Kritisch-rationale Erziehungswissenschaft (Wolfgang Brezinka) Distanz zu traditionell normativen Ansätzen der Pädagogik, die nicht abgesichert seien Erziehungswissenschaft als System genereller Aussagen über die Erziehungswirklichkeit Generelle Gesetzesaussagen sind in Erklärungen, Prognosen & Technologien für praktisches erzieherisches Handeln transformierbar Intersubjektive Überprüfbarkeit erziehungswissenschaftlicher Aussagen erfordert eine wertfreie Erziehungswissenschaft bzw. „sachlich- nüchterne“ Sprache Praktische Pädagogik als System erziehungs-relevanter Handlungsempfehlungen, Normen etc., das jedoch keine ‚Erziehungs-Wissenschaft‘ darstellt Dreigliederung: Erziehungswissenschaft Philosophie der Erziehung Praktische Pädagogik Nomologisches Wissen Erkenntnistheorie Erziehungspraxis anleiten Historiografie Moralphilosophie Kritische Erziehungswissenschaft Entstehung als Gegenbewegung (nicht im Skript enthalten) 1923 Gründung des „Instituts für Sozialforschung“ in Frankfurt 1937 verfasst Horkheimer (Leiter des Instituts) seinen berühmten Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“, der auf wenigen Seiten das erkenntnistheoretische Programm der „Frankfurter Schule“ umreißt. Er stellt darin zwei Theorietypen gegenüber, die trotz gewisser Gemeinsamkeiten grundverschiedene Wissenschaftsauffassungen beinhalten: Traditionelle Theorie Kritische Theorie Verfahren Erklären / Verstehen Gesellschaftskritik Aufgabe der Wissenschaft Reine Erkenntnis Veränderung Ziel der Wissenschaft Wahrheit Emanzipation Vorbild erfolgreiche Gesellschafts-, Geschichts-, Naturwissenschaften Entwicklungsbezogenheit „Schein der Selbständigkeit „Trennung von Individuum der Arbeitsprozesse“ und Gesellschaft“ aufheben Dialektischer Zusammen-hang Analyse isolierter Variablen von Besonderem und Allgemeinem Kein blindes Zusammenwirken Vortäuschung der der Einzeltätigkeiten im Individualität unreflektierten Rahmen Bedeutsame Vertreter der Kritischen Erziehungswissenschaft Wolfgang Klafki (1927 - 2016) Herwig Blankertz (1927 - 1983) Klaus Mollenhauer (1928 - 1998) Hermann Giesecke (1932) Wolfgang Lempert (1930 - 2018) Bedeutsame Vertreter der Kritischen Theorie Max Horkheimer (1895 - 1973) Theodor Wiesengrund Adorno (1903 - 1969) Herbert Marcuse (1898 - 1979) Jürgen Habermas (1929) Grundannahmen Kritischer Erziehungswissenschaft Gleichrangigkeit von Theorie & Praxis Kritik Empirischer & Geisteswissenschaftlicher Erziehungswissenschaft Emanzipationspostulat Gegenstandsverständnis Ideologiekritik & Handlungsforschung (methodisches Vorgehen) Kritik Kritischer Erziehungswissenschaft Überbetonung soziologischer Fundierung & Termini – Verdrängen pädagogischer Termini Diskursmodell auf Pädagogik übertragbar? Unpräzise Termini (z.B. Emanzipation) Handlungsforschung methodologisch nicht korrekt bzw. nicht zielführend Unzureichende Forschungsmethodologie; keine eigenständige Forschungsmethodik Einseitige Betonung auf Veränderung; Negation des Bewahrens von Tradiertem Überzogener Kulturpessimismus Nicht eingelöstes Wissenschafts-Programm Neuauflage des Marxismus

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