LF 10 Patienten bei prophylaktischen und kieferorthopädischen Behandlungen begleiten PDF

Summary

Diese Zusammenfassung behandelt verschiedene Aspekte der Prophylaxe, einschließlich Kariesprophylaxe, Parodontalprophylaxe und kieferorthopädische Prophylaxe. Sie erklärt die vier Bausteine gegen Karies- und Parodontalerkrankungen und die Bedeutung einer regelmäßigen Mundhygiene. Der Text betont die Wichtigkeit von präventiven Maßnahmen in der Zahnmedizin.

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LF 10 Patienten bei prophylaktischen und kieferorthopädischen Behandlungen begleiten 1 Prophylaxe außerhalb und innerhalb der Zahnarztpraxis 2 Vier Bausteine gegen Karies- und Parodontalerkrankungen 3 Bestimmung des individuellen Kariesrisikos 4 Patientengespräche in der Prophylaxe 5 Zahn- und...

LF 10 Patienten bei prophylaktischen und kieferorthopädischen Behandlungen begleiten 1 Prophylaxe außerhalb und innerhalb der Zahnarztpraxis 2 Vier Bausteine gegen Karies- und Parodontalerkrankungen 3 Bestimmung des individuellen Kariesrisikos 4 Patientengespräche in der Prophylaxe 5 Zahn- und Kieferanomalien 6 Kieferorthopädie 347 1 Prophylaxe außerhalb und innerhalb der Zahnarztpraxis Das Wort Maßnahmen, die ein Mensch ergreifen kann, um Krankheiten zu vermeiden. Ene gesundheitsbewusste Lebensführung beugt Krankheiten aller Art vor. Für das W Prophylaxe wird auch der Begriff Prävention verwendet. 1.1 Teilbereiche der Prophylaxe In der zahnmedizinischen Prophylaxe werden drei Teilbereiche unterschieden Kariesprophylaxe, Vorbeugung von Karies Parodontalprophylaxe, Vorbeugung von Parodontalerkrankungen kieferorthopädische Prophylaxe, Vorbeugung von Gebissfehlentwicklungen Da Karies- und Parodontalerkrankungen sehr häufig vorkommen, bilden sie den Schwerpunkt der zahnmedizinischen Prophylaxe. Karies ist die am häufigsten auftretende Krankheit in Deutschland. Es gibt kaum Menschen, die ein kariesfreies Gebiss haben. In den letzten Jahren ist Karies ver allem bei Kindern und Jugendlichen durch Prophylaxemaßnahmen und Aufklä rungsarbeit zurückgegangen. Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) erhebt regelmäßig Mundgesundheitsstudien mit Menschen aus allen Altersgruppen. Bei diesen repräsentativen Untersuchungen ist festgestellt worden, dass sich die Zahn- und Mundgesundheit in allen Bereichen noch einmal verbessert hat. Schwere Parodontalerkrankungen sind nicht mehr so häufig anzutreffen. Senioren leiden nur noch selten unter võlliger Zahnlosigkeit. Dies spricht für eine Fortset zung der präventiven Maßnahmen. Auch im internationalen Vergleich steht Deutschlang vorbildlich da. Zukünftig wird es immer mehr Pflegebedürftige geben. Das erfordert neue Thera piekonzepte für diese Gruppe von Patienten. Diese Menschen sind häufig nicht mehr in der Lage, ihre Zähne und Zahnprothesen selbständig zu reinigen. Sie be nötigen Unterstützung. Das Auftreten von Karies ist nicht gleichmäßig verteilt. Es gibt eine kleine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die viele kariöse Zähne haben. Die Kariesaktivität konzentriert sich also auf Wenige, die besonders intensiv prophylak tisch betreut werden müssen. Sta tistiken zeigen, dass die Karieshau figkeit bei Kleinkindern unter drei Jahren in den letzten Jahren wi der zugenommen hat. Besonders gefährdet sind die Kinder, die blu fig an einer Flasche nuckeln. E frühe Aufklärung der Eltern ist notwendig. 348 Daher gibt es seit dem 01.07.2019 neue Abrechnungspositionen zur zahnärztlichen Früherkennung, zur praktischen Anleitung der Betreuungspersonen und zur Fluori dierung für Kleinkinder ab dem 6. Lebensmonat. Generell kann man sagen, dass die Karieshäufigkeit im Milchzahngebiss noch verbessert werden muss. Bei den 12 Jährigen ist dagegen ein deutlicher Kariesrückgang zu beobachten. Die Mitwirkung bei der Kariesprophylaxe sowie die Behandlung von Karies und ih ren Auswirkungen gehören zu den Hauptarbeiten des Zahnarztes und des ZFA Als Weiteres sind Erkrankungen der Gingiva und des Parodontiums häufig anzu treffen. Vor allem Erwachsene und ältere Patienten leiden unter einer Parodontitis. Auch bei diesen Erkrankungen bewirkt eine regelmäßige Prophylaxe einen starken Rückgang der Symptome. Erkrankungen des Zahnhalte apparates 5.309 1.2 Ebenen und Stufen der Prophylaxe Je nachdem, wer durch die Prophylaxemaßnahmen angesprochen wird, unterscheidet man verschiedene Ebenen der Prophylaxe. Kollektivprophylaxe Für große Bevölkerungsteile werden (karies-) vorbeugende Maßnahmen ergriffen, z. B. Fluoridierung des Trinkwassers. Gruppenprophylaxe Eine bestimmte Gruppe von Men schen wird zahnprophylaktisch betreut, z. B. im Kindergarten, in Schulen. Individualprophylaxe Es handelt sich um auf den einzel nen Patienten abgestimmte (karies) vorbeugende Maßnahmen in der Zahnarztpraxis. Je nachdem, wann die Prophylaxe stattfindet, unterscheidet man primäre. sekundäre und tertiäre Prävention (Prophylaxe) +-----------------+-----------------+-----------------+-----------------+ | | primäre | sekundäre | tertiäre | | | Prävention | Prävention | Prävention | +=================+=================+=================+=================+ | Zeitpunkt | vor einer | im | bei bestehender | | | Erkrankung | Anfangsstadium | Erkrankung | | | | einer | | | | | Erkrankung | | +-----------------+-----------------+-----------------+-----------------+ | Definition | Maßnahmen zur | Maßnahmen zur | Maßnahmen zur | | | Festigung und | Früherkennung | Behandlung von | | | Erhaltung der | und zur | Krankheiten, | | | Gesundheit | frühzeitigen | zur Abwehr | | | | Behandlung von | einer | | | | Krankheiten und | Verschlimmerung | | | | zur Verhütung | einer Krankheit | | | | von | und zum | | | | Neuerkrankungen | Ausgleich von | | | | nach erfolgter | Folgen der | | | | Therapie | Erkrankung | | | | | (Rehabilitation | | | | | ) | +-----------------+-----------------+-----------------+-----------------+ | Beispiele | Vorbeugung von | frühzeitige | Füllüngen | | | Karies und | Kariesdiagnosti | | | | Parodontal | k | Kronen | | | Erkrankungen | | | | | durch | frühzeitige | Implantate | | | zahngesunde | Diagnostik von | | | | Ernährung | Paro | | | | | dontalerkrankun | | | | sorgfältige | gen | | | | Mundhygiene | | | | | | Remineralisatio | | | | regelmäßige | n | | | | Fluoridierung | von | | | | | Schmelzveränder | | | | | ungen | | +-----------------+-----------------+-----------------+-----------------+ 349 Terminologie: Prophylaxe außerhalb und innerhalb der Zahnarztpraxis DMF-T, dmf-t : decayed-missing-filled tooth, Kariesindex zur Beurteilung des Kariesrisikos Heine Buchstaben: Milchzahngebiss, große Buchstaben: bleibendes Gebiss Gingiva, : Zahnfleisch Gruppenprophylaxe, die :kariesvorbeugende Maßnahmen für eine Gruppe von Menschen Individualprophylaxe, die :kariesvorbeugende Maßnahmen, die den einzelnen Menschen betreffen Kollektivprophylaxe, die: kariesvorbeugende Maßnahmen für große Bevölkerungsteile Parodontium, das: Zahnhalteapparat, Zahnbett Prävention, die (Prophylaxe): vorbeugende Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten primäre Prävention, die: Maßnahmen zur Festigung und Erhaltung der Gesundheit Prophylaxe, die (Prävention): vorbeugende Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten Rehabilitation, : Maßnahmen zur Wiederherstellung von Form und Funktion eines kranken Organs; Teil der tertiären Prävention sekundäre Prävention, die: Maßnahmen zur Früherkennung, zur frühzeitigen Behandlung von Krankheiten sowie zur Verhütung von Neuerkrankungen nach erfolgter Therapie tertiäre Prävention, die: Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten, zur Abwehr einer Verschlimmerung einer Krankheit und zur Rehabilitation (Wiederherstellung) 350 2 Vier Bausteine gegen Karies- und Parodotalerkrankungen Um gesunde Zähne und ein gesundes Parodontium zu erlangen und auf Dauer zu behalten, gibt es vier Bausteine, die der Patient beachten sollte. Exkurs Karies-alles vererbt!? Meine Eltern hatten schon schlechte Zähne, deswegen habe auch ich so viel Karies. Das ist vererbt!\" Mit dieser Aussage werden Mitarbeiter in der Zahnarztpraxis häufig konfron tiert. Aber es gibt kein Kariesgen\", Daher wird Karies nicht vererbt. Jedoch bestehen ge netisch bedingte Unterschiede, die die Anfälligkeit für Karies beeinflussen, Zum Beispiel sind Zusammensetzung und Menge des Speichels von den Genen abhängig. Auch unter scheiden sich die Menschen in ihrer Zahnform und -stellung. Daher sind sie unterschied lich anfällig für Karies. Dennoch ist klar: Jeder Mensch kann Karies bekommen oder auch nicht und sollte des halb vorbeugen, indem er die oben genannten Maßnahmen befolgt. 2.1 Mundhygiene Die Hauptursache der Karies- und Parodontalerkrankungen sind Zahnbeläge und hier vor allem Plaque. Verbleiben Essensreste (food debris) am Zahn, bildet sich nach ein paar Stunden eine weißliche Masse (Materia alba). Die Materia alba besteht aus einem Bakteri- enfilm aus pathogenen Keimen und abgestorbenen Zellen und kann mit einem kräftigen Wasserstrahl entfernt werden. Putzt der Patient nicht, so entsteht nach ein bis zwei Tagen Plaque. Plaque ist ein oraler Biofilm, weich, aber fest anhaftend und daher nicht mehr ab spülbar Abb. 1. Er ist vergleichbar mit einem gut organisierten Ameisenbau: In ihm leben viele verschiedene pathogene Bakterienarten. Sie sind geschützt gegen Angriffe von außen, haben einen Nahrungsvorrat, kommunizieren miteinander und stabilisieren sich gegenseitig. Eine klebrige Grundsubstanz bildet die Matrix, in der die Bakterien in Mikrokolonien leben. Sie sind auch geschützt gegen Antibioti ka und nur durch gründliches Zähneputzen zu entfernen 351 Merke Plaque oraler Biofilm Weicher, aber fest anhaftender Beläg In einer klebrigen Grundsubstanz leben Mikroorganismen gut geschützt, der Belag ist nur mechanisch entfernbar. Die Bakterien haben darin einen zuckerhaltigen Nahrungsvorrat und können sich g vermehren Plaquebakterien scheiden Säuren aus, die zur Entkalkung der Zahnoberfläche füve Und somit zur Kariesbildung Plaquebakterien scheiden Toxine aus, die letztendlich zu einer Gingivitis und zu Pardontitis führen können Plaque findet man bevorzugt an Stellen, sogenannten Prädilektionsstellen, an de nen sie festsitzt. Dort sollte eine besonders sorgfältige Mundhygiene erfolgen. Prädilektionsstellen für Plaque sind Fissuren und Grübchen der Front- und Seiten zähne, Approximalflächen, Zahnhälse, freiliegende Wurzeln, nicht korrekt gestal tete Füllungs- und Kronenränder sowie Schmutznischen Anders als die genannten weichen Beläge spielen harte Beläge (Zahnstein, Konkremente) bei der Kariesentstehung keine Rolle. Eine gute Mundhygiene setzt sich zusammen aus der Reinigung der Zahnflä chen bei gleichzeitiger Massage der Gingiva, der Reinigung der Interdentalräume, ggf. der Verwendung von fluoridhaltigen Mundspüllösungen. 2.1.1 Reinigung der Zähne und der Gingiva Die Reinigung der Zähne und der Gingiva erfolgt in der Regel mit Zahnbürste und Zahnpasta. Es gilt: Ein sauberer Zahn bekommt keine Karies. Daher ist die regel mäßige Reinigung der Zähne und der Gingiva ein sehr wichtiger Faktor: morgens nach dem Frühstück zwischendurch nach dem Essen putzen oder wenigstens gründlich mit Wasser ausspülen abends vor dem Schlafengehen besonders gründlich putzen und danach nichts mehr essen oder trinken, außer Wasser 352 Die Auswahl der benötigten Hilfsmittel kann individuell setu verschieden sein, doch generell gilt: Für eine gute Reinigung von Zähnen und Gingiva braucht men eine geeignete Zahnbürste, Zahnpasta und Zahnseide sowie die richtige Zahn putzsystematik und Zahnputztechnik Zahnbürste Die Merkmale einer guten Handzahnbürste Abb. 1 sind Kurzer Bürstenkopf, zwei bis drei Zähne breit, damit man auch an schwierige Stellen gelangt. Kinderzahnbürsten sind entsprechend kleiner. Viele kleine Borsten pro Büschel (multitufted) reinigen besser als we nige große Borsten. Mittelharte Kunststoffborsten mit abgerundeten Enden in einem ebenen Borstenfeld reinigen am besten und verletzen das Zahn fleisch nicht Abb. 2. Ein Bürstengriff, der gut in der Hand liegt, sorgt für eine sichere Füh rung der Zahnbürste. Nach dem Putzen wird die Zahnbürste gründlich gereinigt und zum Trocknen mit dem Kopf nach oben aufbewahrt. Dadurch wird Bakterien der Lebensraum entzogen. Sobald sich die Borsten der Zahnbürste verbiegen, sollte sie ausgetauscht wer den. Spätestens aber nach zwei bis drei Monaten muss sie gewechselt werden, da mittlerweile zu viele Bakterien die Bürste besiedelt haben. Exkurs Zahnbürsten aus Naturborsten, z. B. Schweineborsten, sind zwar nachhaltig, aber nicht zu empfehlen. Die Enden der Borsten sind scharfkantig. Das stellt eine Verletzungsgefahr für das Zahnfleisch dar. Außerdem haben sie innen einen kleinen Hohlkanal, in dem sich Bakterien festsetzen und vermehren können. Elektrische Zahnbürsten sind in ihrer Reinigungswirkung sehr gut Abb. 3. Speziell für Kinder, alte Menschen und Menschen mit körperli chen Einschränkungen sind sie empfehlenswert. Allerdings verführt die elektrische Zahnbürste dazu, die notwendigen Putzbewegungen nicht mehr richtig auszuführen. Der Bürstenkopf einer elektrischen Zahnbürste sollte rund sein und kreisförmige Hin-und-her-Bewegungen ausführen (oszillieren). Es gibt mittlerweile verschiedene Bürstenköpfe für unterschiedliche Einsatzge- biete, z. B. zum Reinigen von festsitzenden kieferorthopädischen Appa- raturen. Die Patienten wählen aus, was zu ihnen passt. Sie sollte eine Andruckkontrolle haben, um einen eventuell zu hohen Druck auf das Zahnfleisch anzuzeigen (rotes Signallicht). Dadurch wird eine Beschädigung der Gingiva vermieden. Eine weitere Entwicklung sind die schallaktiven\" Zahnbürsten. Sie sind zehnmal schneller als die normalen elektrischen Zahnbürsten. Ihre Borsten werden durch starke Schwingungen zum Vibrieren gebracht. Dadurch erzeugen sie Strömungen an den Borstenenden, die die Plaque sehr wirksam lösen, selbst in einem Abstand von einigen Millimetern. 353 Allerdings sind die schallaktiven Zahnbürsten ge Wöhnungsbedürftig. Bei Berührung des Zahnes mit dem Bürstenkopf kitzelt und summt es im Kopf, lich wie beim Bohren durch den Zahnarzt. Auch er setzen sie nicht die separate Reinigung der Zahnz schenraumräume. Zahnpasta Zahnpasta gehört selbstverständlich zum Zähnepur zen dazu. Sie unterstützt die mechanische Reinigung sorgt aber auch für einen angenehmen Geschmack im Mund. Die wichtigsten Bestandteile einer handelsübliches Zahnpasta sind Abb 1 Putzkörper, dienen der mechanischen Belägsentfernung Feuchthaltemittel wie Sorbitol und Wasser, verhindern die Austrocknung der Zahnpasta Tenside, bewirken eine Schaumbildung (wie bei Waschmitteln), wodurch kle ne Schmutzteilchen entfernt werden Bindemittel, verhindern eine Trennung der einzelnen Bestandteile Farbstoffe, verleihen der Zahnpasta ein angenehmes Aussehen Geschmacksstoffe, geben einen guten Geschmack, z. B. Pfefferminzöl, Menthol Konservierungsstoffe, verlängern die Haltbarkeit Süßstoffe, sorgen für einen angenehmen Geschmack; der Zuckerersatzstoff Xylit hat außerdem eine plaquehemmende Wirkung medikamentőse Zusätze, z. B. Fluoride, pflanzliche Wirkstoffe, Chlorhexidin, Triclosan wirken karieshemmend und antibakteriell Die Auswahl der richtigen Zahnpasta richtet sich auch nach dem Anteil der ent haltenen Putzkörper. Diese sogenannten Schleifkörper helfen bei der Reinigung, können jedoch auch der Zahnsubstanz schaden. Zahnschmelz, aber vor allem das weichere Dentin und der Wurzelzement, werden abgetragen (Abrasion). Es entste hen keilförmige Defekte Abb. 4, S. 357. Daher wird die Abrasivität einer Zahnpas ta über einen Wert angegeben, den RDA-Wert. Der RDA-Wert (Relative Dentin Ab rasion) ist das Maß für die abtragende Wirkung der Putzkörper auf das Dentin. Je höher der Wert ist, desto mehr Dentin wurde mit dieser Zahnpasta im Laborver such abgerieben Tab. 1. Während der Begriff Abrasion den Abrieb von Zahnsubs tanz durch körperfremde Substanzen bezeichnet, wird der Abrieb, der durch direk ten Zahnkontakt entsteht, als Attrition bezeichnet (z. B. der Antagonistenkontakti Merke Abrasion: mechanische Abnutzung der Zahnhartsubstanz durch Fremd Stoffe, z. B. Putzkörper in der Zahnpasta Attrition: mechanische Abnutzung der Zahnhartsubstanz durch direkten Zahnkontakt, z. B. Knirschen RDA-Wert Wirkung Empfehlung ------------- ------------------------------------------------------------- ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- bis zu 30 geringe Abrasivität, aber geringere Reinigungswirkung bei bereits bestehenden Abrasionen, Überempfindlichkeit, parodontalen Schäden 35-60 guter Mittelweg zwischen geringer Abrasivität und Reinigung für gesunde Patienten, die ihre Zahnhart substanz schonen wollen 60-90 mittlere Abrasivität für parodontal gesunde Patienten, die eine stärkere Reinigungswirkung mich ten, evil, im Wechsel mit einer Zahnpasta mit einem niedrigeren RDA Wert 95 und mehr sehr hohe Abrasivität nicht zu empfehlen, Weißmacherzahn pasta hat einen RDA Wert von bis zu 150 354 Exkurs Salz oder Backpulver zum Putzen der Zähne - ein Geheimtipp? Manche Menschen benutzen Salt oder Backpulver zum Zähneputzen. Das Salz hew, das Backpulver hat die gleiche Funktion wie die Putzkörper in der Zahnpasta. Die Satz- oder Natronkörner helfen bei der mechanischen Entfernung des Belags, aber sie sind viel zu abrasiv, mit der Folge, dass der Zahnschmelz abgetragen wird. Zahnputzsystematik Unabhängig von der Zahnputztechnik sollte der Patient eine Syste matik beim Putzen einhalten Abb. 1. Sonst ist die Gefahr großß, dass unbeliebte Stellen vergessen werden, Da die Konzentration während des Putzens nachlässt, beginnt man mit den schwierigen Stellen, also mit den Innenflächen des Oberkie fers. Die Zahnbürste wird am letzten Zahn des Oberkiefers angesetzt und man arbeitet sich bis zu den Frontzähnen vor. Hier muss die Zahnbürste hochgestellt werden, da zu wenig Platz für den ganzen Bürstenkopf vorhanden ist. Dann reinigt man die Außenflächen die ses Quadranten. Den Abschluss bilden die Kauflächen, die mit klei nen kreisenden oder schrubbenden Bewegungen bearbeitet werden. Dann ist der zweite Quadrant im Oberkiefer an der Reihe. Wenn die ser gereinigt ist, so geht man zum Unterkiefer über und geht dort in der gleichen Weise vor, bis alle vier Quadranten sauber sind. (Auch die verbreitete KAI\"-Systematik-Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen ist möglich.) Zahnputztechniken In der Praxis haben sich drei Putztechniken bewährt. Sie unterscheiden sich im Anspruch an die Geschicklichkeit. Es handelt sich um die Rotationsmethode nach Fones, die Methode Von Rot nach Weiß und die Bass-Technik. Bei allen drei Techniken sollte man den Druck der Zahnbürste kontrollieren, da ein zu hoher Druck (je mehr ich drücke, desto mehr Dreck geht weg\") die Zahn- substanz und das Zahnfleisch schädigt. Eine weitere Technik ist die Stillman-Tech- nik. Sie wird bei Rezessionen und keilförmigen Defekten empfohlen. 355 Rotationsmethode nach Fones: Diese Technik ist leicht zu erlernen and stellt keine hohen Anforderungen an die Feinmotorik. Daher wird sie bei Kindern bis zum ca. siebten Lebensjahr angewandt. Ober- und Unterkiefer werden geschlossen, die Frontzähne stehen aufeinander (Kopfbissstellung). Die Zahnbürste wird in großen kreisenden Bewegungen über die Außenflächen der Zähne geführt. Die Kinder stellen sich vor, dass sie große Kreise auf die Zähne malen Für das Putzen der Innenflächen müssen Ober- und Unterkiefer geöffnet werden Es wird ebenfalls mit kreisenden Bewegungen geputzt. Um die Innenflächen der Frontzähne zu putzen, wird die Zahnbürste hochgestellt, da der Bürstenkopf mit seiner gesamten Länge keinen Platz hat. Die Kauflächen dürfen geschrubbt werden. Bei etwas älteren Kindern kann man die gleiche Vorgehensweise bei geöffnetem Kiefer demonstrieren, somit werden Ober- und Unterkiefer getrennt voneinander geputzt. Nachteil: Der Sulkusrand, also der Übergang vom Zahnfleisch zum Zahnschmelz und die Innenflächen der Zähne werden nicht optimal gereinigt. Da aber ein Nachputzen durch die Eltern in diesem Alter unbedingt notwendig ist, kann dieser Mangel durch den Erwachsenen ausgeglichen werden. Methode Von Rot nach Weijl: Ungefähr ab dem siebten Lebensjahr kann das Kind zu der Putztechnik Von Rot nach Weiß übergehen, bei der auch die Gingiva gereinigt wird Abb. 4. Dazu wird die Zahn bürste am Sulkusrand angesetzt und zur Zahnkrone hin geführt. So reinigt man die Außen- und Innenflä chen der Zähne mitsamt dem Sulkusrand. Die Kauflächen werden in schrubbenden Bewegungen geputzt. Nachteil: Auch bei dieser Methode wird der Sulkusrand, an dem Plaque besonders gut haftet, nicht a reichend geputzt. Modifizierte Bass-Technik: Die Bass-Technik können Jugendliche und Erwachse ne erlernen. Sie dient der Zahnreinigung und gleichzeitig der Gingiva pflege und die beste Technik, um am Zahnfleischrand Plaque zu entfernen. Auch wird hierbei die Gingiva stimuliert und dadurch besser durchblutet. Atb Putztechnik Von Rot nach Weiß 356 Die Zahnbürste wird bei der Bass-Technik Abb. 1, 2 in einem 45\" Winkel an die Zahnflächen im Sulkusbereich gelegt. Zunächst werden kleine rüttelnde Bewegungen ausgeführt. Dabei dringen die einzelnen Borsten in die Approximalräume und den Sulkus ein. Der Druck darf nicht zu hoch sein. Hierbei wird Plaque gelöst und kann anschließend mit einer Auswischbewegung zur Zahnkrone hin entfernt werden. Nachteil: Bei zu starkem Druck auf das Zahnfleisch kann es zu Verletzungen kommen. Modifizierte Stillman-Technik: Diese Technik ist gut geeignet bei bestehenden Rezessionen, zur Zahnfleischmassage. Allerdings ist die Reinigung des Sulkus nicht so optimal wie bei der Bass-Technik. Die Zahnbürste wird in einem 45°-Winkel an die Gingiva nahe dem Sulkus gedrückt, sodass diese leicht blass wird. Mit leichten Rüttelbewegungen wird der Bürstenkopf Richtung Zahnkrone abgerollt. Die Zahnbürste wird mehrmals wieder neu am Zahnfleisch angesetzt. Dadurch erfolgt eine gute Massage der Gingiva. Die Schrubb-Putztechnik: Viele Menschen putzen ihre Zähne, indem sie horizontale (waagerechte) Schrubber Bewegungen aus- führen. Diese Art des Zähneputzens ist nicht geeignet. Sie ist schädlich für das Zahnfleisch und den Zahnhals. Es entstehen keilförmige Defekte und Rezessionen →Abb. 3, 4. Auch werden so die Beläge nicht entfernt, sondern nur hin und her ge- schoben. Nur die Kauflächen dürfen geschrubbt werden. 357 2.1.2 Reinigung der Interdentalräume Durch ausschließliche Anwendung der Zahnbürste können nicht alle Zahnflächen gesäubert werden. Daher sollten weitere Hilfsmittel zur Reinigung der interdentalräume eingesetzt werden. Dazu zählen: Zahnseide Superfloss Interdentalbürstchen medizinische Zahnhölzer Zahnseide und Superfloss Zahnseide dient der Reinigung der Interdentalräume, d. h. der Approximalräume der Unterseite von Brückengliedern und zur implantatpflege. Gerade Approximalkaries ist eine weitverbreitete Art von Karies. Allerdings ist die Handhabung der Zahnseide Abb 1 nicht ganz einfach, sie muss eingeübt werden. Die Zahnseide ist ein Nylonfaden, der aus mehreren Fasern besteht. Es gibt sie in gewachster und ungewachster Ausführung Gewachste Zahnseide hat zwar den Vorteil, dass sie besser über den Approximalkontakt der Zähne hinweggleitet, ihre Reinigungswirkung ist jedoch geringer. Die ungewachste Zahnseide spaltet sich in einzelne Fasern auf, wodurch eine bes sere Reinigungswirkung erreicht wird. Sie gleitet nicht über den Belag hinweg, aber bei engstehenden Zähnen hat der Patient mehr Mühe, sie über den Approximal kontakt der Zähne zu bringen. Die Reinigung mit der Zahnseide kann vor dem Zähneputzen erfolgen, damit die mit der Zahnseide gelöste Plaque weggeputzt werden kann. Ein ca. 40 cm langes Stück Zahnseide wird um beide Mittelfinger gewickelt, die Zeigefinger und Daumen führen den Faden unter Spannung in den Interdental raum hinein Abb. 2. Das Prinzip des Fädelns besteht darin, den Faden sä gend durch den Kontaktpunkt einzufüh ren, dann die Zahnseide eng an beiden Zahnflächen bis in den Sulkus hinein mehrmals auf und ab zu führen, ohne die Papille zu verletzen. Nach zwei bis drei Zähnen wird ein Stück Faden vom Mittelfinger abgewickelt und vom ande ren Mittelfinger aufgewickelt, sodass im mer wieder ein neues Stückchen zur Re nigung benutzt wird. Wer Probleme mit dem Halten der Zahnseide hat, kann einen Halter verwenden. der dem Patienten aber auch eine gewisse Fingerfertigkeit abverlangt. Sogenannte Einfädler ermöglichen auch das Durchführen von Zahnseide unter Brückenglieder Superfloss ist eine Weiterentwicklung der Zahnseide. Sie ist zur Reinigung von größeren Approximalflächen geeignet, da sie einen flauschigen, dickeren Anteill hat. Durch ein versteiftes Ende eignet sie sich auch gut zur Reinigung von prothet schen Versorgungen (z. B. Brücken, verblockten Zähnen) und Brackets 358 Interdentalbürstchen Dabel handelt es sich um zylindrisch oder konisch (kegelförmig) geformte Bürst chen aus Kunststoff, die verschiedene Durchmesser haben können Abb 1. Es gibt sie mit langen und kurzen Griffen. Die Interdentalbürstchen benötigt man bei großen Zahnzwischenräumen, unter Brücken, Teilprothesen, bei durchgängigen Furkationen und bei festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen. Die behan delnden Personen wählen die Größe des Bürstchens entsprechend dem interden talraum. Die Handhabung muss genau kontrolliert werden, damit der Patient sein Parodontium nicht schädigt. Sulkuszahnbürsten Sulkuszahnbürsten haben nur zwei Borstenreihen, sind also schmaler als die nor malen Zahnbürsten, Sie dienen zur Reinigung von Zahnfleischtaschen, Zahnzwi schenräumen und festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen. Medizinische Zahnhölzer Zahnhölzer werden für die normale Mundhygiene nicht benötigt. Im Gegenteil, bei einem gesunden Parodontium kann es zu Verletzungen und zu einem Rück gang der Papillen kommen. Die medizinischen Zahnhölzer Abb. 2 sind nur ein Ersatz für die immer noch verwendeten Zahnstocher. Sie haben einen dreieckigen Querschnitt und sind aus weichem, splitterfreiem Holz. Vor dem Gebrauch müs sen sie mit Speichel angefeuchtet werden. Zungenreiniger Die Zunge ist stark zerklüftet und rau, daher können sich Bakterien auf der Ober- fläche sehr schnell ansammeln. Dies kann ein Grund für Mundgeruch sein. Beim Zungenreinigen wird die Zungenoberfläche abgeschabt oder abgebürstet. Somit verringert sich die Anzahl der Bakterien im Mundraum. Zahnseide: bei engen Interdentalräumen. Superfloss: bei breiteren Interdentalräumen, bei Brücken, verblockten Zähnen, Brackets Interdentalbürstchen: bei großen Zahnzwischenräumen, Brü cken, Brackets, Implantaten Zahnholz: Ersatz für herkömmliche Zahnstocher, wenn Patient mit anderen Hilfsmitteln nicht zurechtkommt 359 2.1.3 Mundspülung Das sorgfältige Spülen des Mundes mit Mundspüllösungen oder die Verwendung Das sorgfiddusche ergänzt die mechanische Plaqueentfernung. Sie kann das Zäh neputzen jedoch nicht ersetzen. Sie kann nur die Zahnhygiene unterstützen. Mundspüllösungen Es gibt Mundspüllösungen, die zur Fluoridierung der Zähne oder zu einem Frisch egefühl im Mund eingesetzt werden. Dazu zählen Zahnspüllösungen, die Aminflu oride und Xylit enthalten und zur täglichen Kariesprophylaxe eingesetzt werden können. Mundspüllösungen, die eine Kombination von Amin- und Zinnfluoriden enthalten -z. B. meridol, aber auch andere Produkte, haben eine stärkere Wirkung hin sichtlich einer Plaqueverringerung und einer Gingivitis-Prophylaxe. Diese Mund spüllösungen eignen sich vor allem für Patienten mit hohem Kariesrisiko, Patien ten mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen und Patienten, die zu einer Gingivitis oder Parodontitis neigen. Sinnvoll sind sie auch bei älteren Patien ten oder Patienten mit einer Behinderung, die keine sorgfältige Mundhygiene durchführen können. Mundspüllösungen, die regelmäßig eingesetzt werden, sollten keinen Alkohol enthalten. Chlorhexidinlösungen Eine andere Wirkungsweise haben Chlorhexidinlösungen, die in der Karies-, Gingi vitis- und Parodontitisprophylaxe eingesetzt werden. Chemische Wirkungen von Chlorhexidin (CHX) sind: Sie wirken antibakteriell, also bakterienabtötend. Somit werden sie z. B. vor und nach einem chirurgischen Eingriff eingesetzt. Sie hemmen die Bakterienanlagerung auf der Zahnoberfläche. Sie wirken plaquehemmend. Sie haben eine Langzeitwirkung, da sie auf den Belägen, den Zähnen und der Mundschleimhaut haften bleiben. CHX darf aufgrund der Nebenwirkungen nur eine begrenzte Zeit lang eingesetzt werden. Diese Nebenwirkungen sind: Geschmacksstörungen Verfärbungen der Zunge und der Zähne Schleimhautveränderungen 2.1.4 Mundduschen/Wasserstrahlgeräte Mit einer Munddusche können festsitzende Beläge auf den Zähnen nicht entfernt werden. Lediglich lockere Speisereste nach Mahlzeiten lassen sich mit diesen Ge räten abspülen. Daher müssen die Patienten darauf hingewiesen werden, dass die Munddusche das mühsame\" Zähneputzen nicht ersetzt. Mit einer Munddusche kann die Gingiva massiert werden. Die Durchblutung wird angeregt, und entzündliche Veränderungen an der Gingiva werden abgeschwächt. 360 Allerdings kann der Patient Schaden am Sulkus anrichten, wenn er den Wasser strahl in die Zahnfleischfurche hinein richtet und nicht zum Zahn hn Dadurch werden Speisereste in den Sulkus hineingetrieben, das zarte Gewebe kann ver Jetzt werden und es können Entzündungen entstehen. Im Rahmen einer Parodontalbehandlung oder einer kieferorthopädischen Behand Jung kann es sein, dass der Zahnarzt dem Patienten eine Munddusche empfiehlt, deren Handhabung dann aber genau erklärt wird. 2.1.5 Reinigung der Zunge Immer wieder stellen Patienten die Frage, was sie gegen Mundgeruch tun können. Es gibt verschiedene Gründe für Mundgeruch: mangelnde Mundhygiene Belag auf der Zungenoberfläche Gingivitis, Parodontitis oder andere Entzündungen in der Mundhöhle Allgemeinerkrankungen Mandelentzündungen, tiefe Mandelfurchen, Mandelsteinchen Mundtrockenheit bestimmte Speisen wie Zwiebel, Knoblauch Rauchen, Alkoholgenuss Häufig ist die Ursache für Mundgeruch ein Belag auf der Zungenoberfläche. In den Furchen der Zunge leben Bakterien, die faulig riechende Stoffwechselprodukte ausscheiden. Eine mechanische Reinigung des Zungenrückens mit einem Zungenreiniger oder auch der normalen Zahnbürste bringt oft schon frischen Atem Abb. 3, S. 359. Den Zungengrund mit seinen tiefen Furchen erreicht man aber leider nicht. 2.2 Zahngesunde Ernährung Unser Organismus braucht ständig Nährstoffe: Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, aber auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und für die Zahngesundheit. 2.2.1 Verdauung Damit die Nährstoffe aus den Nahrungsmitteln aufgenommen werden können, müssen sie in unserem Verdauungstrakt durch Enzyme aufgespalten werden. Unser Verdauungstrakt besteht aus mehreren Organen : Mundhöhle Bauchspeicheldrüse Speiseröhre Dünndarm Magen Dickdarm Leber Mustdarm 361 Mundhöhle Die Verdauung beginnt in der Mundhöhle. Hier wird die aufgenommene Nahrung zerkleinert, mit Speichel vermischt und gleitfähig gemacht. Die Kohlenhydrataufpaltung wird durch Enzyme (Amylase) aus dem Speichel eingeleitet. Beim Schluckvorgang passiert der Nahrungsbrei den Rachen und gelangt in die Speise röhre Speiseröhre Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein ca. 25 cm langer Muskelschlauch, der durch wellenförmige Muskelbewegungen den Speisebrei vom Rachen zum Mageneingang transportiert. Die wellenförmigen Muskelbewegungen von z. B. Speiseröhre und Darm entstehen, indem sich die einzelnen Organabschnitte nacheinander zusammenziehen und so den Inhalt transportieren. Man spricht hier auch von Peristaltik. Magen Im Magen (Venter, Gaster) wird die Nahrung gesammelt und durch die Kontraktionen der muskulösen Magenwand durchgeknetet. Zellen in der Magenschleim haut, welche die Innenwand des Magens auskleidet, produzieren Schleim und Magensaft, der Salzsäure enthält. Diese tötet Krankheitserreger ab. Enzyme beginnen, das Eiweiß aufzuspalten. Der zähe Schleim schützt die Magenwand vor der scharfen Salzsäure. Der pH-Wert beträgt ca. 1. Täglich werden hier 2-3 l Magensaft produziert. Je nach Beschaffenheit der zugeführten Nahrung kann diese unterschiedlich Lange im Magen verweilen. Fettreiche Speisen bleiben länger im Magen liegen, bevor sie in den Dünndarm abgegeben werden. Dünndarm Der Dünndarm ist ein Muskelschlauch, der in drei Abschnitte unterteilt wird: Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm. Er ist insgesamt ca. 3,5-4 m lang. In den Zwölffingerdarm leiten die Bauchspeicheldrüse und die Gallenblase ihre Verdauungssäfte ein, wo sie sich mit dem Darmsaft vermischen. Hier werden Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette vollständig aufgespalten. Der Gallensaft wird für die Verdauung von Fetten benötigt. Der Leerdarm und der anschließende Krummdarm liegen in vielen Schlingen in der Bauchhöhle. Im Inneren wird ihre Oberfläche durch Schleimhaut bestandlei falten und Zotten stark vergrößert, es sind nahezu 200 m². Dies ist der ideale Ort, um die in Einzelbestandteile zerlegten Nährstoffe in unsere Blut- und Lymphgefäße aufzunehmen (Resorption). Energie und neue Substanzen zum Wachstum oder zum Erhalt unseres Körpers werden zur Verfügung gestellt. Durch die Peristaltik der Darmmuskulatur wird der Darminhalt in den Dickdarm transportiert. Dickdarm Der Dickdarm (Colon) beginnt mit einem blind endenden Darmbereich, dem Blinddarm mit dem Wurmfortsatz (Appendix). Der Wurmfortsatz kann sich leicht 362 entzünden. Dieg wird in der Umgangssprache fälschlicherweise Blinddarmentzün dung genannt. Die korrekte Bezeichnung lautet Wurmfortsatzentzündung (Appendizitis). in Dickdarm werden die Verdauungssäfte und das noch im Speisebrei vorhandene Wasser rückresorbiert, wodurch die unverdaulichen Nahrungsreste eindicken. Die Dickdarmperistaltik transportiert die unverwertbaren Nahrungsbestandteile zum Mastdarm, wo sie über den Schließmuskel, den After, ausgeschieden werden. Der gesamte Verdauungsvorgang dauert unterschiedlich lange. Man geht aber von ca. 24 Stunden aus. Der Kot allerdings kann bis zu fünf Tage im Mastdarm verwellen. Exkurs Darmflora lm Dickdarm befinden sich etwa 100 Billionen Bakterien, die die sogenannte Darmflora bilden. Durch die Bakterien laufen Gärprozesse ab. Die Darmflora ist wichtig für die Verdauung, aber auch für unser Immunsystem, Ist sie, z. B. durch Antibiotikaeinnahme, gestört, so kann es zu Folgeerkrankungen und Pilzbefall kommen. Auch wird vermutet, dass die Darmbakterien unseren Stoffwechsel beeinflussen und so mit unser Körpergewicht. Leber Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan unseres Körpers. Sie erhält Blut mit den resorbierten Nahrungsbestandteilen aus dem Magen-Darm-Trakt, bevor diese über den großen Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt werden. Sie verstoffwechselt die resorbierten Nahrungsbestandteile und übernimmt eine Entgiftungsfunktion, z. B. von Arzneimitteln und Alkohol. Gleichzeitig ist die Leber die größte Drüse in unserem Körper. Sie bildet die Gallenflüssigkeit für die Fettverdauung, die in der Gallenblase gesammelt und bei Be- darf an den Zwölffingerdarm abgegeben wird. 2.2.2 Ausgewogene Ernährung Die tägliche Nahrung sollte aus sieben Lebensmittelgruppen bestehen. Der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) entworfene Ernährungskreis verdeutlicht, wie eine gesunde Ernährung aussehen kann. Hilfreich sind auch die DGE-Empfehlungen, die die DGE für eine vollwertige Ernährung gibt. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Generell sollten Getreideproduk te, vorzugsweise Vollkornprodukte, sowie Gemüse mehr als die Hälfte der täglich aufgenommenen Nahrung bilden. Rund ein Drittel der Nahrung sollte aus Obst und fettarmen Milchprodukten bestehen. In Maßen ist der Verzehr von Fleisch und Wurst sinnvoll. Fette und Öle sollten wir nur in geringen Mengen zu uns nehmen. Weißer Haushaltszucker (Saccharose) stellt ein Problem dar. Viele Getränke und Lebensmittel enthalten zu viel Zucker. Aus physiologischer Sicht brauchen wir den Haushaltszucker nicht. Er liefert dem Körper zwar viel Energie, doch fehlen ihm alle anderen Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung. Vor allem führt übermä Biger Zuckergenuss zu Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht, Darmerkrankun- gen und Karies. 363 2.2.3 Einfluss der Nahrung auf die Zahngesundheit Notwendige Stoffe in der Nahrung Über die Versorgung mit Nährstoffen (Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate) hinaus benötigt der menschliche Organismus auch Mineralstoffe und Vitamine. Bei den Mineralstoffen unterscheidet man Mengenelemente (z. B. Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphat) und Spurenelemente (z. B. Eisen, Fluoride). Spurenelemente werden nur in sehr geringen Mengen (in Spuren") benötigt. Einige der Stoffe sind für de Zahngesundheit besonders wichtig. +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Name | Aufgabe | Vorkommen | +=======================+=======================+=======================+ | Mineralstoffe | | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Kalzium | wichtiger Baustoff | Milchprodukte, | | | der Zähne und Knochen | Brokkoli, Grünkohl, | | | | Mineralwasser | | | erforderlich für die | | | | Blutgerinnung, | | | | Muskel- und | | | | Nerventätigkeit | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Phosphat | wichtiger Baustoff | Milch, Haferflocken | | | der Zähne und Knochen | | | | | | | | bedeutend für den | | | | Energiestoffwechsel | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Natrium (Na), Kalium | wichtigste | Na, Cl. Kochsalz, | | (K), Chlorid | Elektrolyte | Wurst, Käse, | | | | | | | große Bedeutung für | Brot, geräucherte | | | den Wasserhaushalt im | Lebensmittel K: Obst, | | | Körper | Gemüse, Kartoffeln, | | | | Hülsenfrüchte, Milch, | | | Regulierung des | Fleisch, Fisch | | | Blutdrucks | | | | | | | | Bildung der | | | | Magensäure | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Magnesium | wichtig für den | Nüsse, | | | Energiestoffwechsel | Getreideprodukte, | | | | Milch, Fleisch, | | | für Nerven- und | Hülsenfrüchte, | | | Muskelfunktion | Mineralwasser | | | | | | | Knochenaufbau | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Spurenelemente | | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Fluoride | Bestandteil der Zähne | Seefisch, Meersalz, | | | und Knochen | Sojaprodukte, | | | | Trinkwasser, | | | erhöhen die | Schwarztee | | | Widerstandsfähigkeit | | | | des Zahnschmelzes | | | | gegenüber Säuren | | | | | | | | bei Manget: Karies | | | | | | | | bei Überschuss weiße: | | | | Flecken auf dem | | | | Zahnschmelz | | | | (Schmelzfluorose) | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ 364 +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Vitamine | | | +=======================+=======================+=======================+ | Vitamin A | wichtig für Augen, | Karotten, Spinat, | | | Haut, Schleimhaut | Leber, Butter, Mich, | | | Mangelerkrankung: | Eier | | | Nachtblindheit, Haut | | | | und | | | | Schleimhautveränderun | | | | gen | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Vitamin D | ermöglicht die | Leber, Fisch, Eigelb, | | | Aufnahme von Kalzium | Käse, Milch, ent | | | und Phosphat im Darm | steht unter | | | Mangelerkrankung: | Einwirkung von | | | Rachitis | UV-Licht auch in der | | | | Haut | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Vitamin C | gegen | frische Früchte, | | | Zahnfleischentzündung | Gemüse, Kartoffeln, | | | , | Sauerkraut | | | Wundheilungsstörungen | | | | | | | | wirkt als | | | | Gefäßschutz, | | | | Antioxidationsmittel, | | | | Entgiftung. | | | | | | | | Mangelerkrankung | | | | Skorbut, früher | | | | bekannt bei | | | | Seefahrern | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ Fluoride werden systemisch aufgenommen, d. h., sie werden über die Blutbahn zu den Zähnen oder Zahnkeimen transportiert. Daher wirken sie vor allem in der Zeit, in der Schmelz und Dentin gebildet werden, also während der Schwangerschaft und bis zum zwölften Lebensjahr. Aber auch lokal, direkt am Zahn, ist eine Wir- kung nachweisbar (Fluoridierung), Fluoridierung S 300 365 Für die Zähne schädliche Nährstoffe Von den Nährstoffen sind lediglich die Kohlen- hydrate (Saccharide, Zucker) kariogen. Die Kohlenhydrate unterteilt man in Monosaccha ride (Einfachzucker), Disaccharide (Doppelzu cker) und Polysaccharide (Vielfachzucker +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Molekülart | Kohlenhydrat | Eigenschaften | | | (Saccharid) | | +=======================+=======================+=======================+ | Monosaccharid | Glukose = | wird sehr schnell in | | | Traubenzucker | den Blutkreislauf | | aus einem Molekül | Fruktose= | aufgenommen | | bestehend | Fruchtzucker, in | | | | Früchten enthalten | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Disaccharid | Saccharose = | am stärksten | | | Kristallzucker, Zusam | kariogen, da es von | | aus zwei Molekülen | mensetzung aus | den Bakterien im Mund | | bestehend | Glukose und Fruktose; | in Milchsäure | | | als weißer | umgewandelt wird | | | Haushaltszucker, aus | | | | Zucker rüben oder | | | | Zuckerrohr | | | | hergestellt | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Polysaccharid | (pflanzliche) Stärke, | wird sehr langsam | | | z. B. in Brot, Reis, | abgebaut, ist daher | | aus vielen | Kartoffeln Glykogen = | am wenigsten | | Glukosemolekülen | sog. tierische | kariogen. | | bestehende | Stärke, Speicherform | | | Kohlenhydratkette | der Glukose bei | | | | Mensch und Tier, in | | | | Leber und Muskeln | | | | gespeichert | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ 365 Lebensmittel, die Disaccharide enthalten, verursachen leicht Karies. Denn Disc charide werden von den Bakterien in unserem Mund schnell zu Säure abgebaut und fördern die Bildung von Plaque. Manche Lebensmittel schmecken aufgrund von Fruchtzucker süll, obwohl ihnes kein Zucker zugesetzt wurde und sie den Vermark ohne Zuckerzusatz tragen (z. B. Fruchtsäfte). Dennoch wirken sie kariogen. Neben den offensichtlichen S Bigkeiten gibt es Lebensmittel, z. B. Ketchup (30% Zuckergehalt) oder Kartoffe chips, die süß schmecken, weil sie sogenannte versteckte Zucker\" enthalten Auch diese wirken kariogen. Aus zahnmedizinischer Sicht ist es sinnvoll, auf Produkte auszuweichen, die Zu ckerersatzstoffe enthalten, da diese keine Karies verursachen. Man unterscheider Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Zuckerersatzstoffe Süßstoffe z\. B. Saccharin, Cyclamat, Aspartam, Stevia Zuckerersatzstoffe z\. B. Xytit, Sorbit, Isomalt Süß schmeckende Lebensmittel, die nicht kariogen wirken, weil sie mit Zuckerersatzstoffen gesüßt wurden, werden besonders gekennzeichnet. Nur geprüfte Waren dürfen dieses Zeichen, ein Zahnmännchen mit Schirm, tragen Abb. 1. Das Zahnmännchen mit Schirm wird von der gemeinnützigen Aktion Zahn freundlich e. V. vergeben. Der Zuckeraustauschstoff Xylit hat eine besondere Wirkung: Er reduziert den Biofilm auf den Zähnen. Somit wirkt er aktiv gegen Karies. Kaugummi wird oft mit Xylit gesüßt. Süßstoffe wie Saccharin oder Stevia haben eine viel größere Süßkraft als Zucker (Saccharose). Man muss sie daher vorsichtig dosieren. Ricola Exkurs Wenn ich nur noch Süßigkeiten mit Zuckeraustauschstoffen esse, nehme ich dann ab? Nein, denn Xylit und Sorbit haben dennoch Kalorien, wenn auch weniger als Zucker. Sie haben bei einem übermäßigen Verzehr eine abführende Wirkung, Nur Süßstoffe enthalten keine Kalorien und werden hauptsächlich von Diabetikern verwendet. Sie haben eine vielfach höhere Süßkraft als Zucker. 366 2.2.4 Einfluss von Essgewohnheiten auf die Zahngesundheit Die Zahngesundheit hängt nicht nur von der Art der zugeführten Nährstoffe, sondern auch von den Essgewohnheiten ab. So beeinflusst die Häufigkeit der Aufnahme von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln die Zahngesundheit Wenn der Patient häufig Zwischenmahlzeiten zu sich nimmt, werden immer wie der neue Säuren gebildet. Es kann zwischen den Mahlzeiten keine Neutralisation in Mund stattfinden und die Zähne können nicht remineralisiert werden Bei manchen Kindern kann man eine besondere Form der Karies sehen, die sogenannte Flaschenkaries. Diese tritt auf, wenn die Kinder ständig an einer Flasche mit gesüßtem Tee oder Fruchtsaft nuckeln dürfen. Dadurch wird die Plaque auf den Milchzähnen andauernd mit Zucker versorgt, der Speichel kann kein neutrales Milieu im Mund schaffen. Die Folge ist eine totale Zerstörung der Zähne, genannt Nursing-Bottle-Syndrom (Saugerflaschensyndrom bzw. Nuckelflaschensyndrom, Abk.: NBS Auch die Konsistenz (Beschaffenheit) der Nahrung beeinflusst die Zahngesundheit. Dünnflüssige Süßigkeiten sind besser als klebrige, da sie kürzer am Zahn haften bleiben. Limonade ist also weniger kariogen als Bonbons, Bananen oder Honig. Kauzwingende Kost, vor allem Vollkornprodukte, führt durch das verstärkte Kau- en zu einer besseren Reinigungswirkung und zu Speichelbildung. Es entstehen weniger Zahnbeläge und die Säuren können durch den stärkeren Speichelfluss neutralisiert werden. Auch der Verzehr von säurehaltigen Speisen und Getränken beeinflusst die Zahngesundheit stark. Die Säuren aus Obstsäften, Cola, Wein, Sportdrinks, Essig, Joghurt oder Früchten demineralisieren den Zahnschmelz. Die Zähne fühlen sich durch den Verlust der Mineralien rau an. Wenn kurz nach dem Essen dieser säurehaltigen Produkte die Zähne geputzt werden, bürstet sich der Patient den angelösten Zahnschmelz regelrecht ab. Es kommt zu Defekten, sogenannten Erosionen 367 Karies Zuckergehalt der Nahrung Häufigkeit der Nahrungsaufnahme Säuregehalt der Nahrung Konsistenz der Nahrung An diesem Verlust der Zahnhartsubstanz sind keine Bakterien beteiligt. Man sollte nach dem Essen säurereicher Nahrungsmittel ca. 30 Minuten mit dem Zähneputzen warten Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass ausreichend Kalzium, Phosphat und Fluoride zugeführt werden, damit diese für die Remineralisation zur Verfügung stehen 2.2.5 Bedeutung von zuckerfreiem Kaugummi für die Zahngesundheit Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi ist die sogenannte Zahnprophylaxe für zwischendurch Die Speichelbildung wird angeregt, sodass ein neutrales Milieu wischen nach der Nahrungsaufnahme viel schnell erreicht wird. Auch enthält Speichel Mineralien, die eine Remineralisation des Zahnschmelzes ermöglichen. Zudem wird durch die Kaubewegung die mechanische Selbstreinigung der Zähne verbessert. Ein Teil der Nahrungsreste wird entfernt. Allerdings ersetzt es nicht das Zähneputzen! Zuckerfreie Kaugummis enthalten meist den Zuckeraustauschstoff Xylit. Dieser e setzt nicht nur den kariogenen Haushaltszucker und entzieht somit den Bakterien die Nahrungsgrundlage, sondern er hat ebenso eine hemmende Wirkung auf den Bakterienstoffwechsel. Auch erschwert Xylit die Anhaftung der Bakterien an den Zahnflächen und reduziert damit die Plaquebildung. Aus diesem Grund kann man sagen, dass Xylit sogar eine karieshemmende Wirkung hat. Merke Faustregeln für eine zahnfreundliche Ernährung Den Konsum von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln reduzieren. Wenn süße Produkte gegessen werden, dann zu den Hauptmahlzeiten und nicht über den ganzen Tag verteilt. Ansonsten auf zuckere Produkte ausweichen. Nach dem Verzehr von zuckerhaltigen Speisen Zähne putzen oder zumindest den Mund mit Wasser ausspülen oder zuckerfreie Kaugummis kauen. Viel trinken, um den Spüleffekt zu verstärken. Zähne brauchen Hartes zum Kauen, zur Selbstreinigung und als Trainingseffekt 368 2.2.6 Zahngesunde Ernährung von Babys und Kleinkindern Um beim Kleinkind eine Milchzahnkaries zu vermeiden, sollten die Eltern folgen de llegein beachten: Ein gestilltes Kind braucht keine zusätzliche Nuckelflasche. Denn beim Nuckeln umspült die zuckerhaltige Flüssigkeit die Zähne länger, als wenn es aus einem Becher trinken würde. Sobald das Kind sitzen kann, sollte es aus einem Becher trinken. Babys und Kleinkinder sollten nur Wasser oder ungesüßten Tee trinken Eine kauaktive Ernährung ist von Vorteil. Rohes Gemüse, Obst und Vollkornprodukte sollten in kindgerechter Form angeboten werden. Süßigkeiten oder salzhaltige Knabbereien sollten dem Kind so lange wie möglich vorenthalten werden, ebenso süße und kohlensäurehaltige Getränke. 2.3 Fluoridierung Als lebensnotwendiges Spurenelement in unserer Nahrung spielt Fluorid für unse re Knochen und Zähne eine entscheidende Rolle. In der Kariesprophylaxe ist das Fluorid ein wichtiger Baustein, Man geht davon aus, dass der Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen hauptsächlich auf den Einsatz von Fluoriden zurück geht. Fluoride kommen jedoch in unserer Nahrung nicht in ausreichender Menge vor. Daher müssen sie auf anderen Wegen zugeführt werden. Dies bezeichnet man als Fluoridierung Fluoride wirken karieshemmend, denn: Sie erhöhen die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber Säuren, indem sie im Zahnschmelz das Teilchen Hydroxylapatit durch Fluorapatit erset zen. Dieses wird durch Säuren weniger stark herausgelöst als das ursprüngliche Hydroxylapatit. Sie beschleunigen die Remineralisation von entkalkten Stellen, indem sie Kalzium und Phosphat aus dem Speichel binden und im Zahnschmelz das Teilchen Fluorapatit bilden. Sie hemmen den Bakterienstoffwechsel, also die Vermehrung der Bakterien, und verringern damit die Plaquebildung. Es gibt zwei Möglichkeiten, Fluoride zuzuführen: systemisch: Aufnahme mit der Nahrung, über das Verdauungssystem bis ins Blut und mit dem Blut zu den Zähnen lokal: direkter Kontakt des Fluorids mit den Zahnoberflächen 2.3.1 Systemische Fluoridierung Die systemische Fluoridierung ist nur während der Zahnentwicklung, also bis ca. 12 Jahren von Bedeutung. Bis zu diesem Alter wird vor dem Zahndurchbruch das Fluorid direkt in den Zahnschmelz eingebaut. Es entsteht ein erhöhter Anteil vom widerstandfähigeren Fluorapatit anstelle des Hydroxylapatits In Deutschland wird das Trinkwasser nicht fluoridiert. Somit besteht mithilfe von Fluoridtabletten, fluoridhaltigem Mineralwasser und fluoridiertem Salz die Möglichkeiten einer systemischen Fluoridierung. 369 Wenn Speisesalz Fluoride zugesetzt werden, spricht man vom fluoridierten Speisesalz. Dieses erhält man in Deutschland nur in Verbindung mit dem Spurenelement Jod, das für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Jodiertes und fluoridiertes Speisesalz wirkt in doppelter Hinsicht: lokal, direkt beim Essen durch Kontakt mit den Zähnen systemisch, durch die Verdauung und Aufnahme in die Blutbahn Fluoridiertes Speisesatz ist einfach zu handhaben und kostengünstig. Da über fluoridiertes Speisesalz große Teile der Bevölkerung erreicht werden, kann man von einer Kollektivprophylaxe sprechen. Da Jod wie auch Fluorid nicht in ausreichen der Menge in der Nahrung vorkommen, ist jodiertes und fluoridiertes Speisesatz eine doppelte Vorsorgemaßnahme: Es beugt einem Jodmangel vor und dient der Kariesprophylaxe. Eine Fluorid Überdosierung ist nicht zu befürchten, da kleine Kinder auch entsprechend geringere Nahrungsmengen zu sich nehmen 2.3.2 Lokale Fluoridierung Bei der lokalen Fluoridierung wirkt das Fluorid direkt auf den durchgebrochenen Zahn. Fluorid dringt in die oberen Schichten des Schmelzes ein und wird als Floor apatit eingebaut. So wird die Mineralisation und Remineralisation des Schmelzes unterstützt. Die lokale Fluoridierung ist gegenüber der systemischen von größerer Bedeutung Außerdem wird ein Teil des lokal aufgetragenen Fluorids im Speichel gelöst. Wird der Speichel geschluckt, entfaltet das lokal aufgetragene Fluorid zusätzlich eine systemische Wirkung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der lokalen Fluoridierung: \- über die Zahnpasta \- mittels fluoridhaltiger Mundspüllösungen \- mittels Fluorid-Fluids \- über Fluoridgelees \- über Fluoridlacke Zahnpasta Generell sollte nur eine Zahnpasta verwendet werden, die Fluoride enthält. Der Fluoridgehalt in Zahnpasta wird in ppm = parts per million (Teile pro Million) angegeben. 1 ppm ist ein Teil Fluorid auf 1 Million Teile der Zahnpasta. In Prozent ausgedrückt: 500 ppm = 0,05 % 1000 ppm = 0,1 % 1500 ppm = 0,15 % Kinderzahnpasta bis zu 6 Jahren enthält 1000 ppm = 0,1% Fluoridanteil Kinder- und Juniorzahnpasta ab 6 Jahren enthält 1450 ppm = 0,145% Fluoridanteil Erwachsenenzahnpasta enthält ca. 1500 ppm = 0,15% Fluoridanteil. 370 Fluoridhaltige Mundspüllösungen Als Ergänzung zum täglichen Zähneputzen können fluoridhaltige Mundspüllösun gen verwendet werden. Sie zählen nicht zu den Arzneimitteln, sondern gelten als Kosmetika und dürfen einen Fluoridgehalt von höchstens 0,15% enthalten. Sie enthalten eine Kombination von Zinnfluorid und Aminfluorid. Diese Wirkstoffe lo ckern die Zahnbeläge und hemmen die Neubildung. Fluoridlösungen (Fluids\") Ruoridlösungen enthalten etwa 1% Fluoride. Sie werden auf die Zahnoberflächen gepinselt und gelangen in die engen Zahnzwischenräume, weil sie sehr dünnflüs sig sind. Sie werden auch nach der professionellen Zahnreinigung verwendet (z. B. Elmex fluid. Fluoridgelees Fluoridgelees enthalten eine höhere Konzentration an Fluoriden, nämlich ca. 1.25%. Deshalb dürfen sie nur einmal wöchentlich angewendet werden. Die An- wendung darf erst ab dem sechsten Lebensjahr erfolgen. Bei Kindern mit einem erhöhten Kariesrisiko und bei Kindern mit festsitzenden kieferorthopädischen Ap paraturen empfiehlt sich einmal in der Woche die Anwendung von Elmex-Gelee. Nach der Zahnreinigung wird es zwei Minuten lang eingebürstet. Danach darf nur ausgespuckt und nicht mehr nachgespült werden. Für die Anwendung in der Praxis kann ein Medikamententräger verwendet werden. Fluoridlacke Fluoridlacke wie z. B. das Duraphat zählen zu den Arzneimitteln, da sie eine Fluoridkonzentration von ca. 2,26% haben. Sie dürfen vom Zahnarzt oder einem Prophylaxeassistenten zweimal im Jahr unter relativer Trockenlegung aufgetragen werden. Bei erhöhtem Kariesrisiko können die Lacke auch alle drei Monate aufgetragen werden. Sie werden mithilfe einer stumpfen Kanüle aufgetragen. In Kindergärten und Schulen kann das Auftragen von Fluoridlack zweimal im Jahr angeboten werden. Es handelt sich hier um eine Form der Gruppenprophylaxe. 2.3.3 Prinzipien der richtigen Fluoridierung Für die Fluoridierung gibt es eine neue Empfehlung des Netzwerks Gesund ins Leben\", die von der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) und Kinderzahnärzten unterstützt wird. Studien ergaben, dass Fluoride sehr wichtig in der Kariesprävention sind. Andererseits möchte man eine Fluoridüberdosierung vermeiden, z. B. durch folgende Maßnahmen: Ab der Geburt bis zum Durchbruch des ersten Zahnes erhält das Kind täglich eine Kombitablette Fluorid und Vitamin D. Ab dem ersten Milchzahn bis zum 1. Geburtstag können die Eltern wählen: entweder täglich eine Kombitablette Fluorid und Vitamin D und 1-2x täglich Zähneputzen mit einer fluoridfreien Zahnpasta bzw. ohne Zahnpasta oder 1x täglich Vitamin-D-Gabe (mit dem Kinderarzt abgesprochen) und 2x täglich Zähneputzen mit einer reiskorngroßen Menge Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000 ppm Geputzt wird mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Babyzahnbürste. 371 Zwischen open Menge Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 100 ppm geputzt Ab 2 bis 6 Jahren werden die Zähne 2- bis malglich vomit niner erbsengro Ab 2 bis de Kinderzahnpasta mit einem Fluoridge halb von 1000 ppm geput Ab ca zwei Jahren beginnt das Kind, eigenständig zu putzen. Die Eltern Abssen allerdings nachputzen, bis die Feinmotorik gut ausgeprägt ist. Das ist mit ca. Jahren der Fall mit dem besonders gründlichen Zähneputzen am Abend bekommt das King keine Nahrung mehr und nur noch Wasser zum Trinken. Kinder, die in die Kita gehen, sollten nach einer Hauptmahlzeit gemeinsam mit der Erzieherin putzen. Sie geht mit gutem Beispiel voran. Das gemeinsame Putzen motiviert die Kinder. Es wird zu einem täglichen Ritual. Kinder, die älter sind als 6 Jahre, putzen mit einer Zahnpasta, die ca. 1450 ppm enthält. Die Menge entspricht ungefähr zwei Erbsen. In Bezug auf die Auswahl der geeigneten Zahnpasta und die verwendete Menge a einiges zu beachten Tab 1 Fluoridkonzentration Häufigkeit Putzen Menge Geburt bis zum 1. Zahn 1 Tablette mit Fluorid und Vitamin D, täglich tr Verordnung Kinderant Ab 1. Zahn bis 12 Monate 1000 ppm bis zu 2x täglich Reiskorngröße 12-24 Minuten 1000 ppm 2x täglich Reiskamgröße 2-6 Jalve 1000 ppm 2 bis 3x täglich Erbsengröße Ab 6 Jahre 1450 Seiten pro Minute 2 bis 3x täglich 2x Erbsengröße Ändern Tan Empfehlungen für die Anwendung von Ruoridhaltigen Zahnpasten 2.3.4 Fluoridüberdosierung Werden in den ersten zwölf Lebensjahren, wenn die Zahnentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, ständig zu viele Fluoride zugeführt, so entsteht die Schmelzflu prose Abb. 1. Symmetrische Bänder oder Flecken durchziehen den Zahn- schmelz. Sie sind nur ästhetisch von Nachteil und man darf sie nicht mit entkalk ten Stellen verwechseln. Dennoch sind sie uner- wünscht. Daher sollte bei der Anamnese des Kindes auch eine Fluo ridanamnese erhoben werden. Dabei werden alle Fluoridquellen en mittelt, wie z. B. Speise salz, Zahnpasta, Gele und Lacke. 372 2.4 Prophylaxemaßnahmen in der Zahnarztpraxis Der vierte Baustein der Vorbeugung von Karies- und Parodontalerkrankungen um fasst die Maßnahmen, die der Zahnarzt und das Fachpersonal durchführen, wenn der Patient regelmäßig in die Praxis kommt. Es handelt sich um Untersuchungen, Individualprophylaxe und Fissurenversiegelung. 2.4.1 Untersuchungen Für Babys und Kleinkinder gibt es im Rahmen der normalen Vorsorge beim Kinder arzt zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen. Die erste zahnärztliche Früherken nungsuntersuchung findet zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat statt Abb. 1. Es wird untersucht und eine Anamnese zum Emährungsverhalten sowie zum Zahn- pflegeverhalten wird erhoben. Die Betreuungspersonen werden beraten, z. B. wie sie ein Nursing-Bottle-Syndrom bei ihrem Kind vermeiden können. Die Betreu ungspersonen erhalten eine praktische Anleitung zur Mundhygiene beim Kind. Es gibt einen zahnärztlichen Kinderpass, der den Eltern bei ihrem ersten Besuch ausgehändigt werden sollte. Eventuell wird in Absprache mit dem Kinderarzt eine Fluorid-Rachitis-Prophylaxe mit Tabletten, die Fluorid und Vitamin D enthalten, empfohlen. Denn so ist sichergestellt, dass die Kinder die notwendigen Mineralstoffe und Vitamine erhalten. Die zweite zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung findet in dem Zeitraum vom 10. bis zum 20. Lebensmonat statt. Die dritte erfolgt dann zwischen dem 21. und 33 Lebensmonat. Die drei weiteren Früherkennungsuntersuchungen finden vom 34, bis zum 72. Lebensmonat (6. Geburtstag) statt, im Abstand von mind. 12 Monaten. Es findet wieder jeweils eine Untersuchung und eine Beratung der Betreuungsperso- nen hinsichtlich Ernährung und Mundhygiene statt. Hinzu kommt die Ermittlung des Kariesrisikos anhand des dmft-Index. Ebenso Empfehlungen von geeigneten häuslichen Fluoridierungsmöglichkeiten wie z. B. Speisesalz und Zahnpasta. In dem Abschnitt vom 6. bis zum 72. Lebensmonat des Kindes können die Zähne bis zu 4 x im Jahr in der Praxis fluoridiert werden. Weiche Zahnbeläge werden entfernt und unter relativer Trockenlegung wird ein Lack auf die kritischen Stellen aufgetragen. 373 Für Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche und Erwachsene gibt es Kontrolluntersu chingen durch den Zahrarzt. Sie werden von den Krankenkassen übernommersa 6-12 Jährige sollten 2 x im Jahr untersucht werden. Ab 18 Jahren reicht eine jährliche Vorsorgeuntelles Bonusheftes nachweisen kann, dass er in den letzten fünf Jah Wer mindestens einmal im Kalenderjahr zahnärztlich untersucht worden ist, wird belohnt: Er erhält von der Krankenkasse eine Erhöhung des Bonus auf 70% für notwendige prothetische Leistungen. Wenn die Patienten in den vergangenen 10 Jahren mindestens einmal jährlich zahnärztlich untersucht worden sind, erhöht sich der Bonus auf 75%. Für Kin der ab 12 Jahren gibt es auch ein Bonusheft. Um spa ter einen Bonus zu erhalten, müssen sie bis zum 18 Geburtstag eine Vorsorgeuntersuchung pro Halbjahr durchführen lassen. Das Bonusheft ist in jeder Zahn arztpraxis erhältlich. 2.4.2 Individualprophylaxe Eine andere Prophylaxemaßnahme, die in der Zahn arztpraxis den Patienten angeboten wird, ist die Indi vidualprophylaxe. Die Patienten werden einzeln bera ten, aufgeklärt und angeleitet, um ihre Zähne und das Zahnfleisch gesund zu erhalten. Die individuelle Be treuung führt bei den Patienten zu einer Verhaltens änderung und Eigenverantwortung. Für Kinder zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr werden individualprophylaktische Maßnahmen über die Krankenkasse abgerechnet, sogenannte IP-Leistungen. In der Regel finden die Prophylaxesitzungen bei einer speziell ausgebildeten Prophylaxefachkraft statt. Der gesetzlich versicherte Patient über 18 Jahren muss diese Sitzungen selbst bezahlen. Zu Beginn finden die Besuche in kürzeren Abständen statt. Bei guter Mitarbeit des Patienten reicht es, wenn er im halb- jährlichen Abstand kommt. Die Motivation durch eine Prophylaxesitzung ist erfahrungsgemäß nur eine begrenzte Zeit wirksam. Daher hat es sich bewährt, ein sogenanntes Recallsystem einzuführen. Der Patient muss der Teilnahme am Recallverfahren zustimmen Abb. 1. Die Patien ten werden persönlich wieder einbestellt oder mithilfe eines Briefes bzw. eines Tele fonanrufs an ihren Termin erinnert. Die Individualprophylaxe umfasst vier Schritte: Erster Schritt der Individualprophylaxe Die Prophylaxefachkraft geht individuell auf die Patienten und deren Probleme ein. Zunächst klärt sie sie über Karies- und Parodontalerkrankungen auf. Sie erfah ren, dass Zahnerkrankungen abhängig sind von der Mundhygiene, der Ernährung und dem Zuführen von Fluoriden. Die Fachkraft beurteilt den Mundhygienezu stand und zeigt Problemstellen auf. Merke Schritte der individual prophylaxe 1 Aufklärung des Patienten und Erstel lung von Indizes 2 Motivation des Patienten zu einer guten Mundhygiene 3 Anleitung des Patienten 4 Durchführung einer professionellen Zahnreinigung 374 An diesem Punkt ist es ratsam, einen sogenannten Index zu erstellen. Dieser dient der Bewertung des Mundhygienezustandes und der späteren Kontrolle darüber, ob sich die Mundhygiene verbessert oder verschlechtert hat Der Index wird zu Beginn jeder Prophylaxesitzung erhoben und mit den Werten der vorherigen Sitzungen verglichen. Dabei erhebt die Prophylaxefachkraft immer den gleichen Index, um Vergleichswerte zu haben. Die Patienten können dadurch die Wirksamkeit ihres Putzverhaltens und den Gesundheitszustand des Gebisses besser einschätzen. Grundsätzlich gibt es für die Beurteilung der Mundhygiene zwei Arten von Indizes: Ein Plaqueindex gibt Auskunft über den momentanen Zustand der Mundhygi ene, er gibt die Anzahl der Stellen mit Plaquebefall wieder. Wenn der Patient vor der Behandlung gut geputzt hat, so gibt der Index ein im Vergleich zum All tag beschönigtes Bild wieder. Ein Entzündungsindex sagt etwas über den Entzündungsgrad der Gingiva aus. Je stärker die Gingiva entzündet ist, desto stärker ist die Blutungsneigung. Dies kann ein Hinweis darauf sein, ob der Patient auf Dauer gut putzt und nicht nur, bevor er zum Zahnarzt geht. Im Folgenden werden drei Indizes stellvertretend für die vielen anderen genauer erläutert. Approximalraum-Plaque-Index (API nach Lange): Der API gehört zu den Plaqueindizes. Die Zähne des Patienten werden mithilfe von sogenannten Plaquerevelatoren eingefärbt Abb. 1. Dies sind Lebensmittelfarben, die bevorzugt an der API in Prozent Abb 1 Anfärben der Zähne für den A Summe aller Plaquestallan-100 Gesamtzahl der gemessenen Approximaträume Plaque haften bleiben. So erkennt man, ob Beläge im Approximalraum vorhanden sind oder nicht. Vorhandene Beläge werden in einem Formular mit Abb. 2 Formel zur Berechnung des AP1 einem Pluszeichen eingetragen (Ja/Nein-Entscheidung). Anschließend werden alle positiven Messpunkte zusammengezählt und als Summe eingetragen. Um Zeit zu sparen, bietet es sich an, nur die Approximalräume im 1. und 3. Quadranten von oral, im 2. und 4. Quadranten von vestibulär zu beurteilen. In der folgenden Sit- zung können die Messstellen oral gegen vestibulär getauscht werden. Der prozentuale Plaquebefall wird berechnet Abb. 2. Abschließend wird die Mundhygiene bewertet Tab. 1. API in Prozent unter 25% zwischen 25 und 39% zwischen 40 und 69% zwischen 70 und 100% Bewertung optimale Mundhygiene gute Mundhygiene verbesserungsbedürftige Mundhygiene unzureichende Mundhygiene Tab 1 Bewertung der Mundhygiene beim API. Von den ermittelten Prozentzahlen kann man auf die Mundhygiene des Patienten schließen Sulkus-Blutungsindex (SBI): Der SBI ist ein Entzündungsindex. Nach re Lativer Trockenlegung wird eine stumpfe Parodontalsonde vorsichtig durch den Zahnfleischsulkus geführt (sondiert) →Abb. 3. 375 Beim vereinfachten, modifizierten 581 nach Sav Mühlemann werden die Blutungsstellen (Ja/Nein cheidung) addiert, mit 100 multipliziert und durch die Anzahl der Messpunkte dividiert Abb. 1. Hat der Patient einen SBI Wert von weniger als 10%, so hat er eine sehr gute Mundhygiene. Die Werte können in das gleiche Schema wie der API eingetragen Mundhyglab 2. Wurde der Alt in einem Quadranten vestibulär erhoben, tow der Sei oral erhoben. Wurde der API in einem Quadranten oral erhoben, to wing der SBI vestibulär erhoben. Mundhygiene- und Entzündungs-Status Papillen-Blutungsindex (PBI): Der PBI gehört zu den Entzündungsindizes. Bei der Erstellung eines PBI wird der Sulkus nut im Papillenbereich sondiert. Die Blutung je Papilte wird in fünf Grade eingeteilt Abh 1 So kann zwischen einer leichten und einer schweren Entzündung der Gingiva unterschie den werden. Grad 0= keine Blutung nach 30 Sekunden Grad 1 ein einzelner Blutungspunkt Grad 2 mehrere Blutungspunkte oder schmales Blutband 376 Grad 3 = das ganze interdentale Dreieck füllt sich mit Blut Grad 4 starke Blutung, das Blut fließt in den Sulkus hinein, über das benach barte Zahnfleisch hinweg Der Index wird berechnet, indem die Summe der Gra- de durch die Zahl der untersuchten Papillen geteilt wird Abb. 1. Beim vereinfachten PBI werden wie beim SBI nur die Blutungsstellen addiert und durch die Anzahl der Messpunkte geteilt. PB is Pratent Summe der Grade: 100 Anzahl der Messpunkte Alis 1 Formel zur Berechnung des vereinfachten P Um das Kariesrisiko noch besser einschätzen zu können, gibt es die Möglichkeit, eine Anamnese zu erstellen. Die Patienten werden befragt zu ihren Ernährungsgewohnheiten (z. B. säurehaltige Nahrungsmittel, Häufig keit der Nahrungsaufnahme), zu ihren Mundhygienegewohnheiten (z. B. Zahnputztechnik, Häufigkeit) sowie zur Anwendung von Fluoridpräparaten (z. B. Speisesalz, Fluoridlösungen). Merke Plaqueindex: Beurteilt den Plaquebefall der Zähne und die Fähigkeit, die Zähne gut put zen zu können. Er deckt Problemzonen auf Gingivaindex: Beurteilt den Entzündungsgrad der Gingiva anhand der Blutungsneigung beim Sondieren. Kariesindex: Gibt wieder, wie viele Zähne kariós, gefüllt oder sogar fehlend sind. Er wird vor allem bei Kindern erhaben, um beurteilen zu können, ob ein Kanessko vorliegt Zweiter Schritt der Individualprophylaxe Im zweiten Schritt der Individualprophylaxe motiviert (bewegt) die Prophylaxefach- kraft den Patienten zu einer guten Mundhygiene. Dies kann sie auf mehreren We gen erreichen, z. B., indem sie darauf hinweist, dass ein gesundes Gebiss schön aussieht, Schmerzen erspart und teuren Zahnersatz überflüssig macht. Ein weite res Argument ist, dass gesunde Zähne mittlerweile als Statussymbol gelten, so wie früher goldene Zähne, die im sichtbaren Bereich getragen wurden. Im optimalen Fall erkennt der Patient, dass er für seine Zähne verantwortlich ist und es selbst in der Hand hat, ob seine Zähne gesund bleiben. Dritter Schritt der Individualprophylaxe Hier gibt die Prophylaxefachkraft dem Patienten praktisches Wissen an die Hand. Sie zeigt dem Patienten, wie er seine Zähne am besten putzen kann. Dabei geht sie auf die individuelle Situation des Patienten ein, z. B., indem sie ihm Tipps für die Reinigung schwieriger Stellen gibt. Auch die geeignete Zahnputztechnik und die Reinigung der Zahnzwischenräume werden demonstriert und eingeübt. Ferner leitet sie den Patienten an, sich zahngesund zu ernähren, und bespricht mit ihm die lokale und systemische Anwendung von Fluoridpräparaten. 377 Vierter Schritt der Individualprophylaxe Vierter Send wird eine professionelle Zahnreinigung (P28) durchgefuhrt, Anscheichen und harten Beläge sowie alle Verfärbungen oberhalb des Zah Beschrandes und im Sulkusbereich entfernt werden. Eine Politur der angera Zahnoberflächen ist zum Schluss genauso erforderlich wie eine gründliche dentaireinigung Die PZR kann folgende Teilschritte umfassen Grobreinigung: Entfernung von Zahnstein und weichen Belägen mit Scale Abb Kiretten Abb 2 und Ultraschallgerät Abb. 3. Pulverstrahlreinigung: Entfernung von hartnäckigen Zahnverfärbungen, Rers gung der Fissuren Abb 4, 5. Dieser Schritt ist nicht bei allen Patienten erfo derlich. Hierbei muss vorsichtig vorgegangen werden, um Zahnfleischverlet zungen zu vermeiden und freiliegende Zahnhälse zu schonen. Feinreinigung: Feine Zahnsteinreste und leichte Verfärbungen werden ent fernt Politur: Alle Zahnoberflächen werden zunächst mit einer groben, dann mite ner feinen Polierpaste mittels Bürstchen, Gummikeich und Polierpaste bear- beitet Abb. 6. Interdentalreinigung: Alle Approximalräume werden mit Zahnseide oder interdentalbürstchen gereinigt. 378 Vier Bausteine gegen Karies- und Parodotalerkrankungen Ablauf einer Prophylavesitzung Erhebung eines Plaque- und Entzlindungsindex, eventuell Einfärben der Beläge Aufklärung Material: Grundbesteck, PA Sonde, Färbelösung Motivation zur sorgfältigen Mundhygiene, Eigenverantwortung wecken Demonstrieren der individuellen Mundhygiene, Ernährungs- und Fluoridberatung Material. Zahnbürste, Interdentalpflegeartikel, Handspiegel, Bilder PZR Entfernung aller supragingival (oberhalb des Zahnfleischsaums) und gingival (im Sulkus) liegenden harten und weichen Beläge Politur aller Zähne Material: Bürstchen, Gummikeich, Polierpaste in verschiedenen Abstufungen Interdentale Reinigung, eventuell Fluoridierung Material: Grundbesteck, Scaler, Küretten, Ultraschallgerät, Pulverstrahlgerät für Verfärbungen Zahnseide, Schleifpapierstreifen, eventuell Interdentalbürstchen für die Interdentalräume Elmex Gelee und Schiene oder Duraphatlack in Karpulenspritze zur Fluoridierung Abb. 1 Übersicht über den Ablauf einer Prophylaxesitzung Bleichen Das Bleaching (Bleichen, Bleachen) der Zähne ist in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Aber es gehört nicht zu den Prophylaxemaßnahmen, da die dunkle Farbe der Zähne kein Zei- chen von Krankheit ist. Die Farbe der Zähne ist erblich festgelegt. Im Laufe der Jahre sammeln sich Farbstoffe aus Nahrungsmitteln wie Kaffee, Tee, Cola, Rotwein im Zahnschmelz an und färben diesen dunkler. Auch wird der Zahnschmelz mit der Zeit dünner, sodass das dunklere Dentin durchschimmert. Durch reines Zähneputzen ist dies nicht vermeidbar. Nur Bleaching verhilft uns wieder zu einem „strahlend weißen Lächeln\". Allerdings werden Füllungen, Kronen, Brücken nicht mit aufgehellt. Bleaching wird nicht von den Krankenkassen bezahlt, da es medi- zinisch nicht notwendig ist. 379 Es gibt zwei Anwendungsmöglichkeiten: Das Homebleaching erfolgt zu Hause und ist die preisgünstigere Möglichkeit. Das in Office-Bleaching wird in der Zahnarztpraxis durchgeführt Eine Aufhellung der Zähne von zwei bis drei Stufen ist möglich Abb. 1. A1 Ermittlung der Aufhellung nach dem Beichen Homebleaching: Das Bleichmittel Wasserstoffperoxid (max. 0,1% Konzentration) ist frel verkäuflich und wird entweder mit dem Pinsel aud die Zähne aufgetragen oder als beschichteter Plastikstreifen aufgeklee Dieser Vorgang muss ein paar Mal wiederholt werden. Die aufhellende Wirkung hält ca, ein halbes Jahr an. Risiken: Das Bleaching -Gel greift das Zahnfleisch und den Zahnschmelz an und macht die Zähne überempfindlich. Bei einer bestehenden Karies darf man die Zähne nicht bleichen, da sonst die Pulpa geschädigt wird. Auch könnte eine geringe Menge des Wasserstoffperoxids geschluckt werden. Die etwas teurere, aber effektvollere Variante besteht darin, vom Labor eine Tiefziehschiene herstellen zu lassen. Der Patient füllt zu Hause das Gel hinein und trägt die Schiene ein paar Wochen lang täglich für ein paar Stunden Abb. 2. Abb. 2 Applikation von Bleichgel in die Tiefziehschiene In-Office-Bleaching in der Zahnarztpraxis: Eine Bleaching-Behandlung in der Polymerisationslampe 5.128 80 Zahnarztpraxis führt in der Regel zu besseren Ergebnissen als das Bleichen zu Hause. Es wird ein Kofferdam angelegt, um die Gingiva zu schützen. Wasserstoff. peroxid wird in einer Konzentration von 0,1-6% auf die Zähne aufgebracht und mit einer Polymerisationslampe belichtet. Eine andere Möglichkeit ist, das Gel in eine Kunststoffschiene einzufüllen und eine bestimmte Zeit einwirken zu lassen. Danach wird das Gel sorgfältig von den Zähnen entfernt. Die aufhellende Wirkung hält bis zu zwei Jahre an. Der Zahnarzt kann diese Tätigkeit an qualifizierte ZFA de legieren. Auch hier können Nebenwirkungen auftreten und die Zähne für ein paar Tage überempfindlich sein. Auch das Bleaching von nichtvita len Zähnen ist möglich Abb. 3 Nichtvitale Zähne dunkeln schnel ler nach als vitale. Um sie zu blei chen, wird das Wasserstoffperoxid direkt in den Wurzelkanal einge bracht und kann von innen her auf die Verfärbungen einwirken. Die ser Vorgang wird internes Bleichmittel. 380 2.4.3 Fissurenversiegelung Bei Kindern und Jugendlichen tritt Karies häufig zuerst an den Fissuren der Mola ren auf. Fischtige praveridie Monstellen für Karies. Fissurenverstegen der Mol her eine präventive Fissuren können flach, aber auch zerfurcht, sehr tief und ampullenförmig (fla schenförmig) ausgeformt sein Abb. 1. Dann bieten sie Bakterien einen eschützt en Lebensraum, in den die Borsten der Zahnbürste nicht hineinkommen. Bei der Fissurenversiegelung füllt man diese Tiefen mit dünnfließendem Komposit in Ad Bäuvtechnik auf und verhindert so einen kariösen Defekt. Abiti Fissurenformen. A) spaltförmig, tri grübchenförmig, c) trichterförmig, d) ampulienförmig Wann ist eine Fissurenversiegelung sinnvoll? Bei stark zerklüfteten Fissuren und palatinal gelegenen Grübchen an bleiben- den Molaren, seltener auch an Prämolaren bei kariesanfälligen Kindern, vor allem in den ersten zwei Jahren nach Durch bruch der bleibenden Molaren wenn die Fissuren noch kariesfrei sind, nach dem vollständigen Durchbruch der Zähne Wann ist eine Fissurenversiegelung nicht sinnvoll? Bei bereits vorhandener Karies bei flachen, leicht einsehbaren Fissuren bei Kindern, die kein hohes Kariesrisiko haben bei Kindern, die nicht zuverlässig zur Kontrolle der Versiegelung kommen, da dann der kariesprophylaktische Effekt nicht erreicht wird bei Allergien Erweiterte Fissurenversiegelung Wenn eine kleine Fissurenkaries vorliegt, kann eine erweiterte Fissurenversiege lung durchgeführt werden. Hierzu wird die Fissurenkaries minimalinvasiv entfernt und diese Stelle wird in die Fissurenversiegelung mit einbezogen. Die übrigen Fis surenanteile werden versiegelt. 381 Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Fissurenversiegelung? Warm der Zahndurchbruch ist der Zahnschmelt noch nicht vollständig mine Nach der daher sehr kariesanfällig. Die Versiegelunge stattfinden, ten im ersten sietten Jahr nach Durchbruch der bleibenden Zähne stattfinden, sobald die Zähne vollständig herausgewachsen sind und das Anlegen eines Kofferdams möglich ist. Bel älteren Jugendlichen und Erwachsenen ist eine Fissurenversiegelung nicht gebracht, da die Fissuren in der Regel entweder schon karios oder bereits get gebrachend sie zu diesem späten Zeitpunkt noch kariesfrei sind, dann kann dan ausgegangen werden, dass das Kariesrisiko gering und daher eine Fissurenverse gelung nicht notwendig ist. Arbeitsablauf bei einer Fissurenversiegelung beits Fissurenrelief wird gründlich mit einer Polierpaste gereinigt, eventuell wied ein Pulverstrahlgerät zur Reinigung eingesetzt. Danach erfolgt eine sorgfältige Spülung und absolute Trockenlegung des Zas nes. Die Ätzlösung, ein Phosphorsäuregel, wird aufgetragen, man lässt sie einwirken und spült sie anschließend mit Wasserspray gründlich ab. Dadurch ist im Zahs schmelz ein Retentionsmuster entstanden, sodass das Komposit besser haftet Nach Trocknung des Fissurenreliefs mit dem Luftbläser wird das dünnfließen de Komposit eingebracht. Es dürfen keine Luftblasen entstehen. Mit einer Po lymerisationslampe wird das Komposit ausgehärtet. Zum Schluss erfolgen eine Politur und eine Überprüfung der Okklusion. Es darf kein Materialüberschuss da sein. Das Auftragen einer Fluoridlösung zur Remineralisierung der angeätzten Oberfläche beendet den Behandlungsablauf Nachkontrolle Trotz sorgfältiger Verarbeitung kann es passieren, dass Teile der Fissurenversiege lung abplatzen oder abgenutzt werden. Werden diese Defekte nicht bemerkt, kann sich Karies unter der Versiegelung unbemerkt ausbreiten. Daher ist eine re gelmäßige Kontrolle der versiegelten Flächen notwendig, am besten im Rahmen der Kontrolluntersuchungen. 2.4.4 Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen bis zum 12. Geburtstag Bei der Gruppenprophylaxe wird eine Gruppe von Kindern oder Jugendlichen ka riesvorbeugend betreut. Das beginnt in den frühkindlichen Betreuungseinrichtun gen, den Kitas. 382 Gruppenprophylaxe für Unter-3-Jährige en den Kitas eröffnet sich die Möglichkeit einer gesundheitlichen Chancengleich heit, unabhängig der familiären Situation. Bei Kindern unter 3 Jahren werden das Kita-Team und die Eltern über Zahngesund- heit und zahngesunde Ernährung durch das Gruppenprophylaxe-Team der Kinder- and Jugendzahnpflege aufgeklärt. Ein spielerisches Heranführen der Kinder an das Zähneputzen mithilfe einer Handpuppe und anderem Anschauungsmaterial ist sicherlich sinnvoll. Ansonsten lernen Kinder in diesem Alter hauptsächlich durch Nachahmung der engen Bezugspersonen, Das tägliche gemeinsame Zähneputzen mit der Bezugserzieherin (Vorbildfunktion) in einer maximalen Gruppenstärke von 4 Kindern ist wichtig. Es sollte ein tägli ches Ritual werden. Eine ruhige, freundliche Atmosphäre ist von Vorteil. Ein Loben des Kindes sollte nicht zu kurz kommen. Ziele der Gruppenprophylaxe für Unter-3-Jährige sind: Frühkindliche Karles im Milchzahngebiss zu reduzieren allen Kindern von Anfang an die gleiche Chance auf gesunde Zähne zu er möglichen Eltern in dem Bereich der zahngesunden frühkindlichen Entwicklung anleiten, sodass sie Ihre Erziehungsaufgabe wahrnehmen können das Personal in den Kitas und der Tagespflege unterstützen, sodass sie ihren Auftrag zur Förderung der Mundgesundheit wahrnehmen können Gruppenprophylaxe für 3- bis 6-Jährige Bei Kindern über 3 Jahren ist das tägliche Ritual des Zähneputzens in der Kita fort zuführen. Zusätzlich ist ab diesem Alter möglich: kindgerechtes, spielerisches Einüben des Zähneputzens durch die Prophylaxe- Teams der Kinder- und Jugendzahnpflege kindgerechte Aufklärung über Ernährung Besuch eines Zahnarztes in der Kita, Motivation zum Zahnarztbesuch Untersuchung der Zähne Besuch von Kindergruppen in einer Zahnarztpraxis altersgerechte Fluoridierung, z. B. durch eine entsprechende Zahnpasta Informationsveranstaltungen für das Kita-Personal und die Eltern Gruppenprophylaxe für Schulkinder bis 12 Jahren Wenn die Schulkinder in eine Ganztagesschule gehen, dann sollte das tägliche Zähneputzen nach der Hauptmahlzeit fortgeführt werden. Der regelmäßige Be- such des Prophylaxeteams und eines Zahnarztes sollte folgendes beinhalten: Reihenuntersuchung durch den Zahnarzt Fluoridierung der Zähne, nach Zustimmung der Eltern, z. B. mithilfe eines Fluo ridlacks altersgerechte Aufklärung über Mundhygiene Einüben des richtigen Zähneputzens Gespräche über zahngesunde Ernährung Informationsveranstaltungen für Lehrpersonal und Eltern 383 Terminologie: Vier Bausteine gegen Karies- und Parodontalerkrankungen Abrieb, sterben abrasiv Abrasivität, die Antisepticum, das Antiseptika (Mehrzahl) Approximalfläche, die Annäherungswerte, sterben Approximalkontakt, die Approximalraum, der Zermürbung, stirb Bleichen, das demineralisieren Demineralisation, die Dentin, das Disaccharid, das Erosion, die Fissur, die Fluorapatit, der Speisereste Furkation, die Index, der Indizes (Mehrzah() interdental Interdentalraum, der Kariogen Kohlenhydrate Kopfbissstellung, die Atrieb oder Verschleiß der Zahnsubstanz durch mechanische Em kung, z. B. beim Kauvorgang oder durch grobe Zahnpasta scheuernd, abnutzend abtragende Wirkung, z. B. von Putzkörpern in Zahnpasta Medikamente, die Krankheitserreger abtőten Seitenfläche eines Zahnes zum Nachbarzahn hin; mit dem Approxim kontakt als Berührungsstelle Karies an den Approximalflächen Berührungspunkt benachbarter Zähne Zahnzwischenraum, Interdentalraum Abrieb der Zahnsubstanz durch direkten Kontakt der Zähne, z. B. der Antagonisten (Knirschen) Aufhellen, Bleichen der Zähne entkalken; Mineralien werden dem Zahn entzogen: Entkalkung der Zahnhartsubstanz Zahnbein; bildet den größten Teil der Zahnhartsubstanzen Doppelzucker; aus zwei Molekülen bestehendes Kohlenhydrat Verlust von Zahnhartsubstanz durch häufige direkte Einwirkung von Säuren, z. B. aus Obstsäften, Cola, Wein Furche, Einschnitt, Spalte im Schmelz der Kaufläche von Molaren und Prämolaren Bestandteil des Zahnschmelzes; eine Kalzium-Fluorid-Verbindung frische Essensreste Teilungsstelle der Zahnwurzeln bei mehrwurzeligen Zähnen Anzeiger, Maßzahl zwischen den Zähnen Zahnzwischenraum, Approximalraum Karies hervorrufend Verbindungen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, liefern dem Körper Energie die Frontzähne stehen mit den Schneidekanten aufeinander 384 Kürette, die Materia alba, die (lat. Materia Masse, alba weiß) Mineralstoffe Monosaccharid, das vielschichtig Nursing-Bottle-Syndrom, das Saugerflaschensyndrom, Nu- ckeiflaschensyndrom, NBS) Oral- oszillieren Papille, stirb Plakette, stirb Plaquerevelator, der Prädilektionsstelle, die Polysaccharid, das Rachitis, die scharfrandiges Handinstrument, es gibt verschiedene Ausführungen zur Reinigung der Wurzeloberfläche und zur Ausschabung von Weichgewe be aus parodontalen Taschen örtlich, direkt am Ort weißlicher Zahnbelag, ein paar Stunden alt lebenswichtige Stoffe, die keine Energie liefern und die der Körper nicht selbst herstellen kann, z. B. Kalzium, Chlorid Einfachzucker, aus nur einem Molekül bestehendes Kohlenhydrat vielbüschelig Nuckelflaschenkaries, meist nur die OK-Frontzähne betreffend, bei 6% der 1- bis 3-Jährigen, Ursache: ständige Zufuhr von Säften oder gesüß tem Tee aus dem Trinkfläschchen den Mund betreffend schwingen, zittern in den Raum zwischen zwei Zähnen ragendes Zahnfleischgewebe, auch als Zahnfleischpapille bezeichnet weicher, festhaftender Zahnbelag aus Speichelbestandteilen, Nah- rungsresten, verschiedenen Bakterienarten und deren Stoffwechsel produkten Färbemittel zum Sichtbarmachen von Plaque Stelle am Zahn, an der aus anatomischen Gründen bevorzugt Plaque haftet und sich Karies bildet Vielfachzucker; aus vielen Zuckermolekülen bestehend Recallsystem, das Remineralisation, die remineralisieren (Verb) Retentionsmuster, das Rotation, sterben Scaler, der Schmelzfluorose, die 385 Vitamin-D-Mangelerkrankung bei Kindern; mit Störungen des Knochen- und Skelettaufbaus; daher erhalten Säuglinge Vitamin D-Tabletten als Prophylaxe Wiederbestell- und Erinnerungssystem für Patienten erneute Verkalkung der Zahnhartsubstanz, Einbau von Kalzium, Phos- phat, Fluorid in den Schmelz, auch als Zahnschmelzhärtung bezeichnet Verankerungsmuster; entsteht durch Demineralisation; raut die Schmelzoberfläche auf, sodass das Komposit am Zahn haften kann Drehung Handinstrument zur Zahnreinigung, dreieckiger Querschnitt, läuft spitz zu gefleckter oder gebänderter Schmelz, hervorgerufen durch zu hohe Fluoridkonzentration während der Schmelzbildung 385 Skorbut, der Vitamin-C-Mangelerkrankung bei Menschen, die monatelang keine Frisch mbst und Gemüse zu sich nehmen, Symptome: Zahnfleischbluten, Zam ausfall Spurenelemente Mineralstoffe, die der Körper in sehr kleinen Mengen benötigt: z. B. Fluore Jodid Substrat, das Nährstoff, Nährboden Sulkus, der flat sulcus Furche) Zahnfleischfurche, in Höhe des Zahnhalses rund um den Zahn verlaufend Sulkusrand, der systemisch 1-2 mm tief Rand der Zahnfleischfurche, Übergang vom Zahnfleisch zum Zahnschmelz Toxin, das ein Stoff wird über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt, wirkt somit auf de ganzen Körper ein, nicht nur örtlich begrenzt Geschenk Vestibular zum Mundvorhof hin Vitamin lebenswichtige Stoffe, die vom Körper nicht selbst aufgebaut werden können und daher mit der Nahrung zugeführt werden müssen 386 3 Bestimmung des individuellen Kariesrisikos Den aktuellen Gesundheitszustand des Gebisses kann man mithilfe einer zahn Ettichen Untersuchung, mit dem Erstellen von Indizes und einer Ernährungsbe hagung einschätzen. Manche Patienten möchten zusätzlich eine Einschätzung h Karieerisikos für die Zukunft. Dazu eignen sich mikrobiologische Tests und Speicheluntersuchungen. Generell kann man sagen, dass diese tests mehr zur Motivation und Verlaufskontrolle des Patienten dienen als zur tatsächlichen Risi koeinschätzung. Denn die Ergebnisse wiederholter Tests am gleichen Patienten vien sehr unterschiedlich ausfallen. Bei Kindern erfolgt eine Kariesrisikobe stimmung mithilfe des dmf-t-Index, Für den Speicheltest und den mikrobiologi schen Test muss Speichel gewonnen werden: Durch Kauen eines Paraffinstück chens wird vermehrt Speichel produziert, der in einem Becher aufgefangen wird. 11 Mikrobiologische Tests Diese Tests sind nur sinnvoll, wenn ein kariesfreies oder saniertes Gebiss vorliegt. da sonst zu viele Bakterien im Mund des Patienten vorhanden sind. Bestimmte Bakterienarten in der Plaque, nämlich Streptococcus mutans und Laktobazillen, and nachgewiesenermaßen vorrangig verantwortlich für die Entstehung von Kari es. Das Bakterium der Art Streptococcus mutans haftet gut am Zahnschmelz und wandelt Zucker in Milchsäure um. Es ist der Hauptverursacher der Karies und wird durch Ansteckung von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Jedoch bedeutet eine hohe Anzahl von Streptokokken nicht zwangsläufig ein erhöhtes Kariesrisikol Da das Immunsystem des Einzelnen sehr spezifisch ist, kann eine hohe Strepto kokkenanzahl sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Demgegenüber weist eine große Anzahl an Laktobazillen auf ein erhöhtes Kariesrisiko hin. Je mehr Zu cker der Patient zu sich nimmt und je schlechter seine Mundhygiene ist, desto mehr Laktobazillen sind nachweisbar. Alle Maßnahmen, die dazu dienen, die Übertragung von kariogenen Keimen zu verhindern oder zu minimieren, werden such als Primär-Primär-Prophylaxe bezeichnet. Bei der Durchführung eines mikrobiologischen Tests kaut der Patient zunächst ein Paraffinstückchen. Der produzierte Speichel wird in einem Becher aufgefangen Dann wird mit einer Pipette etwas Speichel über einen Nährboden geträufelt, auf dem nur Streptokokken und Laktobazillen wachsen. Nach dem Bebrüten bei 37 °C sind Bakterienkolonien gewachsen. Diese werden mit Mustern verglichen und so wird die Anzahl der Keime ermittelt. 3.2 Speicheltests Der Speichel spielt bei der Kariesentstehung eine große Rolle. Mit einer höheren Kariesaktivität rechnet man, wenn wenig Speichel vorhanden ist (geringe Fließrate) oder wenn die Pufferkapazität, also die Fähigkeit, Säuren zu neutralisieren, schlecht ist. Die Speichelmenge und die Speichelzusammensetzung hängen von verschiede nen Faktoren ab, wie z. B. Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme. Im Schlaf verringert sich die Sekretionsmenge auf weniger als ein Zehntel des Tages. Daher ist es wichtig, am Abend besonders gründlich Zähne zu putzen und nach dem Zähne putzen nichts mehr zu essen, also ohne Betthupfert\" schlafen zu gehen DMF-Tinde 5175 Merke Es ist wichtig, Eltern von Neugeborenen zu e ren, dass ihr Batiy noch keine Kariesbakterien m Mund hat Erst durch den Kontakt mit dem Speichel der Erwachse nen infiziert sich das Kind. Eine Verzögerung oder Vermeidung dieser Infektion ist für das Kind von Vorteil Daher so ten die Eltern den Löffel oder den Schnuller des Kindes nicht abiecken. Bedeutung des Speichels 5.117 387 Um die Fliefirate des Speichets zu überprüfen, muss der Patient wieder auf eine Paraffinstückchen kaven, diesmal genau eine Minute lang. Der produzierte to chel wird in einem Messbecher gesammelt. Es wird gemessen, wie viel Speichel gewonnen wurde. Der Normalwert beträgt 1 ml und mehr Speichel pro Minute Der kritische Wert liegt unter 1 mi pro Minute. Um die Pufferkapazität des Speichels zu messen, tropft man Speichel auf einen Teststreifen, ein sogenanntes pH-Indikatorpapier. Auf dem Teststreifen erfolgt eine Farbreaktion, die einen bestimmten pH-Wert anzeigt. Je mehr Säure das indikator papier anzeigt, also ein pH-Wert von 5,5 und niedriger, desto schlechter ist die Pufferkapazität des Speichels: Bei einem pH-Wert von & und mehr liegt eine hote Pufferkapazität des Speichels vor, das Milieu im Mund ist neutral oder sogar ba sisch. Speicheltests und mikrobiologische Tests können auch mithilfe einer speziellen Software ausgewertet werden. Exkurs Gibt es eine impfung gegen Karies? Nein, bis heute gibt es keine Impfung gegen Karies In unserem Mund leben viele unterschiedliche Bakterien. Auch Karies wird durch Bakten en hervorgerufen. Man bräuchte zum Erlangen einer Immunität viele verschiedene Ans körper. Wenn man gegen den Haupterreger der Karies, Streptococcus mutans, aktiv impft, dann verbleiben die gebildeten Antikörper im Blut und gelangen nicht zu den Zi nen, Somit hat diese Impfung keinen Vorteil. Wenn man eine passive Impfung mittels Aufsprühen der Antikörper auf die Zähne durchführt, so werden diese Antikörper durch den Speichel schnell weggespült und ergeben auch nicht den gewünschten Effekt. Terminologie: Bestimmung des individuellen Kariesrisikos Base, die basisch (Adjektiv) Fließßirate, die Laktobazillen mikrobiologisch PH-Indikatorpapier, das pH-Wert, der Lauge: chemische Lösung, die einen pH-Wert zwischen \>7 und 14 hat Bildung von Speichel in einer bestimmten Zeit stäbchenförmige Milchsäurebakterien; bei Karies stark vermehrt die Mikroorganismen (Kleinstlebewesen) betreffend chemisch beschichtete Papierstreifen, die eine Farbveränderung anzeigen, wenn eine Lösung sauer, neutral oder basisch ist Säuregrad einer Lösung; angegeben auf einer Skala von 1 bis 14; ein pH-Wert von 1 bedeutet stark sauer\"; eine Lösung mit dem pH-Wert 7 ist neutral; ein pH-Wert von 14 bedeutet stark basisch\" Pufferkapazität, die Fähigkeit, den pH-Wert neutral zu halten, auch wenn Säuren oder Basen dazu kommen Säure, die chemische Lösung, die einen pH-Wert zwischen 1 und \

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