Soziale Ungleichheit: Rückt die Gesellschaft auseinander? PDF
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Eichendorffschule Kelkheim
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Summary
Eine Zusammenfassung zum Thema Soziale Ungleichheit mit Beispielen von Mädchen aus Hamburg und Wilhelmsburg. Die Einstiegsaufgaben führen zu einer Erörterung der sozialen Ungleichheit.
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# Leben und Arbeiten in einer sich wandelnden Gesellschaft ## 1.4 Soziale Ungleichheit: Rückt die Gesellschaft auseinander? ### 1.4.1 Was versteht man unter sozialer Ungleichheit? Zum Thema: Ungleichheit ist ein Wesensmerkmal der Menschheit, soziale Ungleichheit ein gesellschaftlicher Zustand. Wi...
# Leben und Arbeiten in einer sich wandelnden Gesellschaft ## 1.4 Soziale Ungleichheit: Rückt die Gesellschaft auseinander? ### 1.4.1 Was versteht man unter sozialer Ungleichheit? Zum Thema: Ungleichheit ist ein Wesensmerkmal der Menschheit, soziale Ungleichheit ein gesellschaftlicher Zustand. Wie wird aus Ungleichheit soziale Ungleichheit und wie zeigt sie sich? ### M1 Das Schicksal, ein paar Straßen weiter ... **Hannah, 9 Jahre aus Ottensen, Hamburg** Hannahs Familie: Laura, 41, die Mutter arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, Philipp, 44, Hannahs Vater, ist als Ingenieur bei Lufthansa tätig. Hannah hat eine ältere Schwester, Julia, 11 Jahre. **Ottensen, 7 Uhr** Hannah steht meistens selbstständig auf, noch bevor ihr Wecker klingelt. Ihr Tag beginnt mit einem Frühstück, das ihr Vater zubereitet hat. Am liebsten isst Hannah Vollkornbrötchen mit Käse, manchmal hat sie aber auch Appetit auf Müsli mit Milch. Dazu gibt es Früchtetee, Orangensaft oder fair gehandelten Kakao. Die vierköpfige Familie isst gemeinsam im Esszimmer der 150 Quadratmeter großen Altbauwohnung mit zwei Balkonen. Hannah erhält von ihren Eltern pro Woche drei Euro Taschengeld. Zwei Mal im Jahr verreist Hannah mit Ihren Eltern in den Urlaub. Hannahs Eltern fahren ein Elektro-auto. **Ottensen, 17.15 Uhr** Hannah ist soeben vom Hockey-Training nach Hause gekommen, das zwei Mal pro Woche stattfindet. Neben dem Sport besucht sie noch eine Musikschule und lernt dort das Klavierspielen. Viele ihrer Freundinnen sind ebenfalls in der Musikschule. In ihrer Freizeit genießt es Hannah, einfach daheim zu bleiben und zu lesen. **Selina, 9 Jahre, Wilhelmsburg, Hamburg** Selinas Familie: Mutter Lisa, 34 Jahre, arbeitslos. Lisa erhält Hartz IV und ist seit der Trennung von Selinas Vater alleinerziehend. Selina hat zwei Halbbrüder, Max, 12 Jahre und Leon, 15 Jahre, die aus einer früheren Beziehung ihrer Mutter stammen. **Wilhelmsburg, 7 Uhr** Der Wecker von Selinas Halbbruder Max klingelt - Sie teilen sich das Zimmer, in dem ein Etagenbett steht. Leon, der älteste Bruder, hat sein eigenes Zimmer; Selinas Mutter schläft auf der Couch im Wohnzimmer. Die 55 Quadratmeter große Sozialwohnung in der Großwohnsiedlung Kirchdorf Süd ist inzwischen zu klein für die Familie geworden. In dem morgendlichen Gedränge bleibt keine Zeit für ein Frühstück. Für die Schule hat Selina zwei Scheiben Toastbrot mit Salami eingepackt. Selina bekommt zwei Euro Taschengeld pro Woche. In den Urlaub fährt sie nie. Während der Schulferien ist sie manchmal bei seinen Großeltern, die ebenfalls in Hamburg wohnen. Ein Auto kann sich Selinas Mutter nicht leisten. **Wilhelmsburg, 16.45 Uhr** Nach der Schule ist Selina oft auf dem Spielplatz in der Nähe ihrer Wohnung. In letzter Zeit besucht Selina häufiger das Kinder-Jugend-Familienzentrum Kirchdorf e.V., das vielfältige Freizeit- und Sportangebote bereitstellt. Dort bekommt Selina auch Hilfe bei ihren Hausaufgaben. ## Einstiegsaufgaben 1. Arbeiten Sie heraus, welche Aspekte im Leben der beiden Mädchen die soziale Ungleichheit ausmachen. 2. Stellen Sie anschließend Vermutungen darüber an, wie der Lebensweg der Mädchen weiter verlaufen wird. # M3 Formen sozialer Ungleichheit "Verteilungsungleichheit" meint die ungleiche Verteilung einer wertvollen Ressource (z.B. des Einkommens) bzw. einer (un-)vorteilhaften Lebensbedingung innerhalb der Bevölkerung insgesamt. Mit "Chancenungleichheit" bezeichnet man die ungleichen Möglichkeiten bestimmter Bevölkerungsgruppen (zum Beispiel von Frauen oder Migranten), an vorteilhafte oder nachteilige Stellen innerhalb solcher Verteilungen zu gelangen (zum Beispiel höhere Einkommen zu erzielen). Chancenungleichheiten und Verteilungsungleichheiten verändern sich häufig unabhängig voneinander. So ist zum Beispiel die Verteilung der Einkommen in Deutschland in letzter Zeit ungleicher geworden. Die Einkommensschancen von Frauen haben sich dagegen denen der Männer angeglichen. In vielen Fällen bergen Chancenungleichheiten, so die geringen Bildungschancen von Migrantenkindern oder die schlechten Aufstiegschancen von Frauen, mindestens so viel gesellschaftspolitischen Zündstoff wie Verteilungsungleichheiten, wie etwa wachsende Armut und zunehmender Reichtum. Chancenungleichheiten bestehen insbesondere zwischen: Bildungs- und Berufsruppen, Familien und kinderlosen Haushalten, Bewohnern unterschiedlicher Regionen, den Geschlechtern, Altersgruppen und ethnischen Gruppierungen. Damit sind zugleich die wichtigsten Determinanten sozialer Ungleichheit benannt. Einige von ihnen sind individuell erworben, andere gesellschaftlich zugeschrieben: Bildungsgrade, Berufe, Familien- und Lebensformen sind für die Einzelnen mehr oder minder frei wählbar. Das Geschlecht, das Alter, soziale Herkunft oder die ethnische Zugehörigkeit sind für die Einzelnen in der Regel nicht veränderbar. Darauf beruhende Chancenungleichheiten (beispielsweise die Benachteiligung von Frauen) gelten in modernen Gesellschaften als illegitim und werden stark kritisiert. **Hradil, Stefan: Soziale Ungleichheit. In: Ders. (Hg.), Deutsche Verhältnisse. Eine Sozialkunde. Bonn 2012**