Ausführliche Lernzettel (Leitbilder von Inklusion) PDF

Summary

Dieses Dokument bietet ausführliche Lernzettel zu den Leitbildern der Inklusion. Es behandelt verschiedene Aspekte der Inklusion, wie Partizipation, Anerkennung und Empowerment, und betrachtet diese im Kontext verschiedener Lebensbereiche. Der Fokus liegt auf der Anwendung dieser Leitbilder und den Kompetenzanforderungen an Pädagog*innen.

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## 2. LEITBILDER & LEBENSBEREICHE ### Mögliche Klausuraufgabe: Wenden Sie die Leitbilder der Inklusion auf die verschiedenen Lebensbereiche an. Gehen Sie in Ihrer Erklärung auch auf die Kompetenzanforderungen an (Sonder-) Pädagog*innen ein. ### Definition Inklusion: - inkl. Päd. = Theorien zur...

## 2. LEITBILDER & LEBENSBEREICHE ### Mögliche Klausuraufgabe: Wenden Sie die Leitbilder der Inklusion auf die verschiedenen Lebensbereiche an. Gehen Sie in Ihrer Erklärung auch auf die Kompetenzanforderungen an (Sonder-) Pädagog*innen ein. ### Definition Inklusion: - inkl. Päd. = Theorien zur Bildung, Erziehung, Entwicklung, die Etikettierungen & Klassifizierungen ablehnen; Ausgang: Rechte vulnerabler & marginalisierter Menschen; Plädoyer für ihre Partizipation in alln Lebensbereichen & strukturelle Veränderung in regulären Institutionen (für versch. Voraussetzungen & Bedürfnisse aller) (Biewer 2017) - Inklusion als Ablöse von „mainstreaming" & Integration; für uneingeschränkte Gemeinsamkeit von Schüler*innen mit & ohne FSP; für Verbesserung Schul- & Lernstrukturen; gegen Marginalisierung vulnerabler Gruppen (Biewer, Schütz 2016) - Inklusion als Anti-Diskriminierung, Diskriminierungskritik (Boger 2019a) ### Leitbilder der Inklusion: | | | | | |---|---|---|---| | **Partizipation** | **Reflexion** | **Partizipation** | **Normalisierung** | | **Lebensquallität** | **Selbstbestimmung** | **Inklusion** | **Kooperation** | | **Kommunikation** | **Empowerment** | **Demokratie** | **Anerkennung** | #### Partizipation - = Teilhabe/ Teilnahme einer Person in einem Lebensbereich/ -situation Hintergrund körperl., geist., seel. Verfassung, Körperfkt. & -strukturen, Aktivitäten, Kontextfaktoren (personenbez. Faktoren & Umweltfaktoren) - = Teilhabe + Teilnahme + Beteiligung + Einbeziehung + Mitbestimmung - Isolation - soziolog. & lebensbezogenes (wichtig für Päd.) Begriffsverständnis - positive Zielsetzung - Beeinträchtigung dessen = nach Art & Ausmaß bestehendes Problem einer Person bzgl. ihrer Teilhabe in einem Lebensbereich/ -situation; Behinderung - Partizipation aller benötigt - Vermittlung demokrat. Werte - Stärkung Selbstwirksamkeit - Awareness für Diskriminierung - Mut eigene Grenzen finden & schützen - Schaffen von safer spaces - angepasste Partizipation anhand eigener Privilegien (weiße Person bei Thema Rassismus) #### Anerkennung - Formen - Liebe/Fürsorge - Respekt - (soz.) Wertschätzung - Rücksicht - Bedeutungssinne - Identifizierung (Indentitätsaufbau erzeugt pos. Selbstbild) - Akzentuierung - auf Person beziehen - Beispiele - Aufgaben gerecht verteilen - Respekt zeigen, freundl. Umgang - Rücksicht nehmen, Bedürfnisse respektieren - sich an Absprachen halten #### Empowerment - = Selbstvertretung als eigeninitiiertes (polit.) Handeln; Übersetzung: Selbstbefähigung, Selbstermächtigung (nach Kulig/ Theunissen 2022) - erkennen & finden eigener Stärken - Ziel: Verringerung Machtlosigkeit & Abhängigkeit - Ursprung: soz. Bewegung - Selbstverfügungskräfte des Einzelnen - Zugänge - polit. ausgerichtete Macht (Emanzipation von Randgruppen) - reflexiver Sinne (erkennen von Ressourcen ...) - transitives Verständnis (nicht päd. erzeugt - aus sich selbst) - Empowermentbewegungen - ab 1950er: Bürgerrechtsbewegungen - 1958: Behindertenbewegung (USA) - ab 1960er: Eltern gründen Lebenshilfe e.V. (BRD) - ab 1960er: Normalisierungsprinzip - 1960er: Contergan-Skandal (BRD) - 1974: People First (USA) - ab 1970er: Psychiatriebewegung (Italien) - ab 1970er: Aktion Sorgenkind Aktion Mensch - 1974: Krüppelbewegung (BRD) Disability Studies - 1948: Deklaration der Menschenrechte - 2009: UN-BRK in BRD - Beispiele - eigene Stärken einbringen & andere berücksichtigen - Awareness schaffen für unterdrückende Umstände (Hilfe zur Selbsthilfe) - gegenseitige Unterstützung von Menschen aus marginalisierten Gruppen untereinander (+ eigene Ressourcen dafür mobilisieren) ### Selbstbestimmung - = antropolog. Grundannahme: jeder Mensch strebt nach Freiheit & eigenveratwortlichem Handeln (nach Schuppener 2022) - größtmögl. Unabhängigkeit von Fremdbestimmung - Verschränkung mit Selbstverwirklichung; wechselseitiges Verhältnis zu Handlungsfähigkeit - wirkungsmächtige Entscheidungen im Alltag & eigener Biografie - kein Mensch ist 100% selbstbestimmt - Recht “Nein” zu sagen - Beispiele - Recht (nicht) mitzumachen - Verantwortung für eigenen Raum/ Zimmer - Privatsphäre respektieren - (Assistenz) ### Dimensionen der Inklusion: (nach Booth/ Ainscow) - **Dimension A (Kulturen)** - inkl. Kulturen schaffen; Gemeinschaft bilden; inkl. Werte verankern - **Dimension B (Strukturen)** - inkl. Strukturen etablieren; Schule für alle entwickeln; Unterstützung organisieren - **Dimension C (Praktiken)** - inkl. Praktiken entwickeln; Lernarrangements organisieren; Ressourcen mobilisieren ### Funktionen von Schule (nach Fend) & ihre Beziehung zur Inklusion | | | |---|---| | **Entkulturationsfunktion** = Sozialisationsfunktion | **Qualifikationsfunktion** | | - Vermittlung kultureller Fertigkeiten, Werte, Weltbilder | - Vermittlung & Entwicklung Fertigkeiten, Kenntnisse | | - Ziel: Individuen werden in Kultur heimisch | - Ziel: Vorbereitung auf Beruf & Arbeitswelt/ -markt (Humanressourcen) | | - Bsp.: feiern christl. Feste, arab. Zahlen & lat. Alphabet, kulturelle Manieren | - Bsp.: vermitteln lesen, schreiben, rechnen; Berufsorientierung, Praktika | | - Bzh. zur Inklusion: drängen in Rolle der dt./ eurozentr. Perspektive, Reproduktion angenommener Normalitäten ohne Reflexion | - Bzh. zur Inklusion: Vereinfachung des Lehrplans für Schülerinnen mit FSP (Folge: weniger Wkt. für Erlangen eines Schulabschlusses) | | **Allokationsfunktion** = Separations-/ Selektionsfunktion | **Legitimationsfunktion** | | - Vorbereitung der Schüler*innen durch Bildung & Qualifikationen für Zukunft auf Arbeitsmarkt/Gesell. | - Vermittlung von Akzeptanz aktueller gesell.-poit. Verhältnisse (inkl. deren Ungerechtigkeiten) | | - Bsp.: Notenvergabe, Zuteilung auf versch. Schulen mit versch. Schulabschlüssen | - Bsp.: Kultur der Meritokratie (= Herrschaft der Leistungsfähigen), Separation auf versch. Schulformen, Akzeptanz der Leistungsprüfung| | - Bzh. zur Inklusion: Leistungsorientierung als Problemfaktor, Selektion als Gegenteil der Inklusion | - Bzh. zur Inklusion: Aufrechterhaltng schwieriger soz.-ökonom. Bedingungen, Förderung Vorurteile durch mangelnden Austausch, Verhinderung kritischen Denkens | ### Inklusion & Integration im Vergleich | | **Inklusion** | **Integration** | |---|---|---| | **Perspektive** | individuumsorientiert; Eingliederung von Schüler*innen mit FSP in allg. Schulen | systemisch; Leben & Lernen für alle Schüler*innen in allg. Schulen | | **Theorie** | Zwei-Gruppen-Theorie = differenzierte Ressourcen je nach Schädigung, Ressourcen für Schüler*innen mit Etikettierung, spezielle Förderung/ Förderpläne für Schülerinnen mit FSP & Anpassung an gemeinsamen Unterricht; SP-Lehrkraft als Unterstützung für Schülerinnen mit FSP & Integration allg. | Theorie der heterogenen Gruppe = umfassende Ressourcen für alle, Ressourcen für Systeme, gemeinsames & individ. Lernen für alle Schülerinnen + Reflexion & Planung mit allen Beteiligten; SP-Lehrkräfte als Unterstützung für Klassenleitung, Klasse & Schule | | **Verantwortung** | bei SP-Fachkraft; Ausweitung SP in Schulpäd. | bei Regelschullehrkraft; Veränderung von SP & Schulpäd. | ### Lebensbereiche & ihr Verhältnis zur Partizipation - **Familie** - Inklusion: Mitsprache & offene Kommunikation (Freizeitgestaltung, Mahlzeiten etc.), Verantwortung - Diskriminierung: weniger Mitsprache für Kinder, Einfluss gesell. Vorurteile/ Rollen (bspw. Sexismus) - **Sexualität** - Inkl.: selbstbestimmte Grenzensetzung; Konsens; Schutz vo sex. Übergriffen - Disk.: Unterdrückung; mangelnde Repräsentation; kaum Zugang (u.a. Verhütungsmittel) - **Institutionalisiertes Leben** - Inkl.: Teilhabe, Mitgestaltung & Hinterfragen von Institutionen (Bildungs-, Gesundheitswesen etc.) - Disk.: Teilhabe & Kritik mögl. eingeschränkt (bei mangelnder Zeit, Wissen etc.) - **Staatsbürgerliches Leben** - Inkl.: Wahlrecht, politische Ämter, freie Bundestagswahl - Disk.: nicht alle Menschen Partizipation (uneingeschränkt) mögl. (Bsp.: Geflüchtete, Kinder etc.) - **Arbeit (= Lohnarbeit)** - Inkl.: Wahl der Arbeitszeit, -umfang, -standort; Wahl des Berufes - Disk.: mangelnde Barrierefreiheit (u.a. für Familien), kaum Wahl bei niedrigem soz.-ökonom. Status - **Wohnen** - Inkl.: Wahl des Wohnortes & -art (WG, Haus/Wohnung etc.) - Disk.: eingeschränkte Wahl u.a. durch niedrigen soz.-ökonom. Status - **Freizeit** - Inkl.: freie Wahl von Freizeitaktivitäten (Verein, Hobbies, soz. Aktivitäten etc.) - Disk.: eingeschränkte Wahl u.a. durch niedrigen soz.-ökonom. Status ### Kompetenzanforderungen #### Definition Kompetenz (nach Nieke 2002): 1. = Fähigkeit, geg. Aufgaben sachgerecht (objektiv wiss.) zu bewältigen 2. = Bewusstsein von Verantwortung, geg. Aufgaben nach geltenden Maßstäben/ Verfahren korrekt & bestmögl. zu erfüllen 3. = auf Grundlage von 1. & 2. Zuständigkeit für Erfüllung bestimmter Aufgaben, die sich aus spezifischer Fähigkeit & Berufsethik def. lassen #### Definition Professionsanforderungen: = Beschreibung der Erwartungshaltung an Kompetenzen in jeweiligen Arbeitsfeldern & selbstreflektierter Analyse des am Arbeitsfeld Interessierten + Überprüfung intrins. & extrins. Motivation, eigene stärken-Schwächen-Analyse #### Kompetenzanforderungen an (Sonder-)Pädagog*innen: - **Fachkompetenz** - wiss.-geleitetes Handeln; “lebenslanges Lernen”, professionsbezogenes MindSet - **didaktische & Methodenkompetenz** - umsetzen können von Differenzierungsmaßnahmen & Förderkonzepten; Förderplanarbeit; unterrichten können; Lernstoff & -anforderungen verknüpfen - **digitale & medienpäd. Kompetenz** - Lernplattformen & -programme einsetzen; social media; Medien- & Digitaltechnik - **diagnostische & Förderkompetenz** - anwenden können von (validen) diagn. Verfahren; Lernstandsanalysen; Lernverlaufsdiagnostik; erstellen von Fördergutachten & -plänen - **Beratungs- & Kooperationskompetenz** - auf Augenhöhe beraten; vernetzen - **Kommunikations-, Sprach- & Sprechkompetenz** - situative Variation - **interkulturelle Kompetenz** - umgehen können mit Migrationsthemen & kult. Verschiedenheit - **personale Kompetenz** - Authentizität; eth. Haltung; Teamfähigkeit; soz. Sensibilität; Empathie & Selbstmanagement; Salutogenese/Achtsamkeit - **therapieorientierte Kompetenz** - therapeutische Maßnamen und Prozesse kennen; Förderansätze ableiten - **soz.-wiss. Kompetenz** - soz. Wahrnehmung; Alltags- und Lebensweltbezug; Gendersensibilität

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