Inklusion - Grundlagen der Inklusion PDF
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Summary
This document discusses the theoretical foundations of inclusion in education. It explores the concepts of exclusion and segregation, contrasting them with integration and inclusion. The text covers different perspectives and approaches to the topic, highlighting its significance as a fundamental principle in modern education.
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**Inklusion** ============= Grundlagen der Inklusion +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Hinz 2006: | = allgemeinpädagogische\[r\] | | | Ansatz, der auf der Basis von | | Hinz, 2002:...
**Inklusion** ============= Grundlagen der Inklusion +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Hinz 2006: | = allgemeinpädagogische\[r\] | | | Ansatz, der auf der Basis von | | Hinz, 2002: | Bürgerrechten argumentiert, sich | | | gegen jede gesellschaftliche | | | Marginalisierung wendet und somit | | | allen Menschen das gleiche volle | | | Recht auf individuelle | | | Entwicklung und soziale Teilhabe | | | ungeachtet ihrer persönlichen | | | Unterstützungsbedürfnisse | | | zugesichert sehen will. | | | | | | Es geht in diesem Verständnis | | | nicht um die Einbeziehung einer | | | Gruppe von Menschen mit | | | Schädigung in einer Gruppe | | | Nichtgeschädigter. Vielmehr liegt | | | die Zielsetzung in einem | | | Miteinander unterschiedlicher | | | Mehr- und Minderheiten -- | | | darunter auch die Minderheit der | | | Menschen mit Behinderung. Hier | | | geht es um diverse Dimensionen | | | der Heterogenität. | +-----------------------------------+-----------------------------------+ [Weiter/enger Begriff: ] - - [Begriffliche Abgrenzung (Wocken 2010):] +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Exklusion** | ![](media/image2.png)**Segregatio | | | n** | | ≈ Theorie der Bindungsunfähigkeit | | | | ≈Zwei-Schulen-Theorie | | - Ausschluss aus dem | | | Bildungssystem | - Zugang zum Bildungswesen | | | durch ein separiertes | | ⇒ kein Recht auf Bildung | Sonderschulwesen außerhalb | | | der Regelschulen | | | | | | ⇒ Recht auf Bildung | +===================================+===================================+ | **Integration** | ![](media/image4.png)**Inklusion* | | | * | | ≈ Zwei- Gruppen-Theorie | | | | ≈Theorie der heterogenen | | - Kinder werden in der gleichen | Gesellschaft | | Schule unterrichtet, aber | | | Aufteilung in die Gruppe der | - Kinder werden in der gleichen | | (A-) Normalen | Klasse unterrichtet und als | | | anders, einzigartig,... | | - Individuumszentrierter Ansatz | wahrgenommen | | | | | - Ressourcen für Kinder mit | - Umfassendes System für alle | | Etikettierung | | | | - Theorie einer heterogenen | | - Spezifische Förderung für | Gruppe | | Einzelne | | | | - Systemischer Ansatz | | - Individuelle Curricula für | | | Einzelne | - Ressourcen für Systeme | | | | | - Förderpläne | - Gemeinsames und individuelles | | | Lernen für alle | | - Anliegen und Auftrag der | | | Sonderpädagogik | - Individuelle Curricula für | | | alle | | - Kontrolle durch Experten | | | | - Gemeinsame Reflexion und | | ⇒ Recht auf Gemeinsamkeit und | Planung | | Teilhabe | | | | - Anliegen und Auftrag der | | | Schulpädagogik | | | | | | - Kollegiales Lösen im Team | | | | | | ⇒ Recht auf Gleichheit und | | | Selbstbestimmung | +-----------------------------------+-----------------------------------+ [Adressatenverständnis von Inklusion (Lindmeier & Lütje-Klose 2019): ] - enges, behinderungsbezogenes Adressatenverständnis (→ Menschen mit Behinderung) - auf alle Diversitätsmerkmale bezogenes Adressatenverständnis (→ Heterogenität und Diversität) - auf vulnerable Gruppen bezogenes Adressatenverständnis (→ vulnerable und marginalisierte Menschen) [Ziele der Inklusion: ] - Ziele der Inklusion (Ahrbeck 2014): - Fokuswechsel vom defizitären, unselbstständigen Kind hin zu externen Faktoren - Beseitigung von Barrieren in der Organisation des Schulsystems - Unterrichtsgestaltung soll auf jedes einzelne Kind ausgerichtet sein - Ziele schulischer Inklusion (Schenz 2013): - Anerkennung der Unterschiedlichkeit und Vielfalt aller Schüler und ihrer Begabungen - schulische Inklusion ≈ Leitbild einer chancengerechten Gesellschaft - Bedeutung der schulischen Inklusion (Boban & Hinz 2009): - Abbau der Exklusion von Kindern aus den Bereichen Schule und Unterricht - Abbau und Beseitigung von Barrieren (→ im Lernen, in der Organisation von Schule,...) - Anerkennung der Signifikanz schulischer Inklusion für die gesamtgesellschaftliche Inklusion - Einsicht, dass Vielfalt / Heterogenität eine Chance für gemeinsames Leben und Lernen ist - gleiche Wertschätzung gegenüber allen Kindern - Recht aller Kinder auf eine wohnortnahe Bildung und Erziehung - Steigerung der Teilhabe aller Kinder an Schule und Unterricht - Weiterentwicklung der schulischen Kultur, Praktiken und Strukturen [Inklusion in Deutschland: ] - 2009 Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung: Art. 24:Bildung (u.a.: kein Ausschluss aus dem Bildungssystem, Entfaltung ihrer Begabungen, Persönlichkeit,...) - Stand der Inklusion in Deutschland und Bayern im Schuljahr 2021/22 (Bertelsmann Stiftung 2023): +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Deutschland** | **Bayern** | | | | |.- sonderpädagogische Förderquot: |.- sonderpädagogische Förderquot: | | 7,1% | 6,9% | | | | | → davon Besuch einer Förderschule | → davon Besuch einer Förderschule | | 55% | 68% | | | | | → Inklusionsquote: 45 % | → Inklusionsquote: 32% | +-----------------------------------+-----------------------------------+ Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Marke enthält. Automatisch generierte Beschreibung [Empirische Ergebnisse:] +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Vorteile von Inklusion** | **Nachteile von Inklusion** | | | | | - Kinder mit Beeinträchtigungen | - inklusive Beschulung wirkt | | profitieren besonders | sich ungünstig auf die | | kognitiv von inklusiver | emotionale und soziale | | Beschulung (Haeberlein | Situation aus (Haeberlein | | u.a. 1991) | u.a. 1991) | | | | | - Inklusionsklassen mit | - inklusive Beschulung führt | | Vorteilen durch ein | nicht zur Reduktion des | | schülerzentriertes Lernklima | sonderpädagogischen | | (Specht 2005) | Förderbedarfs am Ende der | | | Grundschule (Hinz u.a. 19998) | | - Inklusionsklassen mit | | | Vorteilen bzgl. Schulklima, | - Vorteile überwiegen für | | Wohlbefinden,\... | normale Kinder→ Vorteile für | | (Specht 2006) | unnormale Kinder in | | | Abhängigkeit zur | | | Inklusionskompetenz der | | | Lehrkraft | | | (Preuss-Lausitz 2010) | +-----------------------------------+-----------------------------------+ ⇒ bessere kognitive Entwicklung und Lernerfolg ↔ höhere psychosoziale Belastung (Ahrbeck 2014) ⇒ empirische Ergebnisse sind nicht eindeutig und widersprechen sich partiell (Ahrbeck 2014) [Rechtliche Grundlagen:] - UNESCO-Konferenz „Pädagogik für besondere Bedürfnisse: Zugang und Qualität" - Salamanca 1994 - Einführung Begriff Inklusion in die weltweite pädagogische Diskussion - Salamanca Erklärung: Inklusion als übergeordnetes Ziel internationaler Bildungspolitik - UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) 2006: - menschenrechtliche Verpflichtung flächendeckender Umsetzung des Inklusionsanspruchs - trat in DE nach der Ratifizierung 2009 in Kraft *Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen (BayEUG, Art. 2, Abs. 2)* Sichtweisen und Legitimation: - Pädagogische Perspektive - Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit - Dies Bedarf einem passenden Lernarrangement - Sozialpolitische Perspektive - Stichwort: soziale Gerechtigkeit - Lernende sollen nicht aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen oder der Einflüssen aufgrund der sozialen Herkunft in ihrem Bildungs- , Lebens- und Berufsweg beschränkt werden - Betonung des Aspekts der Solidarität mit Schwächeren - Forderung nach angemessener Beteiligung der Schwächeren am Bildungssystem - Bildungsökonomische Perspektive - Gesellschaftliche Perspektive: Qualifizierungsfunktion der Schule für Gesellschaft und Beruf - Bedeutung der Qualifikation für demokratische Teilhabe und Sicherung der materiellen Grundlagen in einer Gesellschaft - Demografische Entwicklung und differenzierter Fachkräftebedarf verlangt danach die Bildungspotentiale aller Kinder der nachwachsenden Generation auszuschöpfen, insb. Auch der Benachteiligten Inklusive Pädagogik +-----------------------------------+-----------------------------------+ | Biewer 2010 | = Theorien zur Bildung, Erziehung | | | und Entwicklung, die | | Prengel, 2013: | Etikettierungen und | | | Klassifizierungen ablehnen, ihren | | | Ausgang von den Rechten | | | vulnerabler und marginalisierter | | | Menschen nehmen, für deren | | | Partizipation in allen | | | Lebensbereichen plädieren und auf | | | eine strukturelle Veränderung der | | | regulären Institutionen zielen, | | | um der Verschiedenheit der | | | Voraussetzungen und Bedürfnisse | | | aller Nutzer/innen gerecht zu | | | werden. | | | | | | Schulische Inklusion bedeutet, | | | dass in den Klassen im Unterricht | | | eine Didaktik der | | | individualisierenden, auf allen | | | Leistungsniveaus | | | leistungssteigernden, | | | Binnendifferenzierung praktiziert | | | wird | +-----------------------------------+-----------------------------------+ [Schlüsselelemente inklusiver Pädagogik (Lindmeier & Lütje-Klose 2019):] +-----------------------------------+-----------------------------------+ | **Inklusion als Prozess** | **Beseitigung von Barrieren** | | | | | - dauerhafte Anstrengung | - Analyse der barrieren im | | | Bildungssystem | | - nicht-endende Suche nach | | | Wegen des Umgangs mit | - Barrieren in der | | Heterogenität und Diversität | Organisation, in den | | | Unterrichtspraktiken, im | | | professionellen Handeln | +===================================+===================================+ | **Präsenz- Partizipation- | **Hervorhebung riskanter | | Erfolg** | Gruppen** | | | | | - Präsenz = gemeinsame Bildung | - Verantwortung gegenüber allen | | am gleichen Ort | Menschen, die besonders von | | | Exklusion, | | - Partizipation = | Marginalisierung,.. gefährdet | | Teilhabequalität | sind | | | | | - Erfolg = Lernergebnisse | | +-----------------------------------+-----------------------------------+ [Merkmale guten inklusiven Unterrichts:] Lernen/Methoden: − Lernen mit allen Sinnen, handelndes Lernen Unterrichtsorganisation: − Individuelle Passung, differenzierte Leistungsansprüche (auch lerndifferenziert) Arbeiten im Team: − Teamarbeit im Raum → 4-Augen-Prinzip ![](media/image6.png)[Planungskonzepte eines inklusiven Unterrichts / einer inklusiven Schule: ] - Inklusionsdidaktisches Netz (Kahlert & Heimlich 2014): - sachorientierte Grundlage → flexibel, um individuelle Voraussetzungen zu berücksichtigen - Ziel: Berücksichtigung der individuellen Förderbedürfnisse einer heterogenen Schülerschaft - Ziel: Reflexionsgrundlage für den Umgang mit didaktischen und methodischen Herausforderungen eines inklusiven Unterrichts - Analyse der didaktischen Umsetzungsmöglichkeiten eines elementarisierten Unterrichtsgegenstandes: Der Inhalt wird aus dem Blickwinkel der Fachperspektive entfaltet - Weitere Analyse konzentriert sich auf die Frage der Entwicklungsbereiche welche sensomotorischen, kommunikativen, emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklungsmöglichkeiten der Unterrichtsinhalt bietet - Index für Inklusion (Boban & Hinz 2009 in Anlehnung an Booth & Ainscow 2000): Ein Bild, das Text, Schrift, Reihe, Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung - Modell der demokratisch-inklusiven Schule (Schenz 2012; Plank 2019): ![Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Zahl enthält. Automatisch generierte Beschreibung](media/image8.png) [Inklusive Lernumgebung (Kahlert & Heimlich 2014):] - - - - - [Geeignete Unterrichtsformen: ] - Entdeckendes Lernen - Erfahrungsbezogenes Lernen - Offener Unterricht - Problemlösender-/ orienteirter Unterricht - Projektorientierter Unterricht - Schülerorientierter Unterricht - Verständigungsorientiertes Lernen - Imaginatives Lernen - Genetisches Lernen [Fünf Grundsätze für inklusive Bildung (Monash University Australien):] - **Vielfalt** im Klassenzimmer bereichert und stärkt die Bildung → Vielfalt in der Schule ist eine Selbstverständlichkeit. Die Lernenden haben unterschiedliche Erfahrungen, Kulturen, Überzeugungen und Werte. - Ein **stärkenorientierter und personalisierter Lehrplan** → Diese Stärken sowie die spezifischen Bedürfnisse der Schüler sollten in den Mittelpunkt der Lehrplanplanung gestellt werden. - **Engagement, Handlungsfähigkeit und Mitsprache** der SuS → Wenn Schüler\*innen eine Plattform erhalten, um ihre Meinung zu äußern, gewinnen Schulen Insiderwissen und verstehen die Erfahrungen der Schüler\*innen besser - Einbindung aller wichtigen **Interessensgruppen** - Inklusive Lehrkräfte brauchen **Einstellung**, **Wissen** und **praktische Fähigkeiten** → Der Unterricht in inklusiven Klassen erfordert von den Lehrkräften die 3 Hs: das Herz (Einstellung), den Kopf (kritisches Wissen) und die Hände (praktische Strategien). [Profil für inklusive Lehrkräft]e: Es benötigt eine bestimmte **Einstellung**, explizites **Wissen** und spezifische **Fähigkeiten** in den Kompetenzbereichen - Wertschätzung der Diversität der Lernenden sowie Wahrnehmen der Unterschiede als Ressource und Bereicherung - Unterstützung aller Lernenden - Zusammenarbeit mit anderen und die Arbeit im Team - kontinuierliche persönliche berufliche Weiterentwicklung und lebenslanges Lernen [Inklusionskompetenz der Lehrer (Sulzer & Wagner 2011): ] - - - - - - Bewertung von Inklusion [Bewertung von Inklusion (Ahrbeck 2014): ] - Spannungsbogen der pädagogischen Arbeit erhöht sich durch die Inklusion - Forderung nach individualisiertem Unterricht und zieldifferentem Lernen im inklusiven Unterricht - Gelingen und Misslingen von Inklusion ist abhängig von der pädagogischen Arbeit → Verbesserung der Qualität der pädagogischen Arbeit muss eine wichtige Aufgabe sein ⇒ immense Anforderungen an die Lehrkräfte und die Schulen ⇒ Frage nach der Bewältigung der Aufgaben stellt sich in hohem Maße ⇒ dennoch: gemeinsame Beschulung ist, wenn pädagogisch verantwortbar, immer zu bevorzugen