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Summary

This document provides an overview of adjustment disorders, explaining the related concepts, definition, frequency, typical triggers, symptoms, and differential diagnoses. It also discusses the "Vulnerabilitäts-Stress-Modell" and other relevant models in the context of stress-related disorders.

Full Transcript

# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie: Anpassungsstörung ## Verwandte Begriffe - abnorme (pathologische) Trauerreaktion - Kulturschock - Hospitalismus (bei Kindern) ## Definition Die Anpassungsstörung fasst Reaktionen auf ein einmaliges oder fortbestehendes, belastendes Lebensereignis n...

# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie: Anpassungsstörung ## Verwandte Begriffe - abnorme (pathologische) Trauerreaktion - Kulturschock - Hospitalismus (bei Kindern) ## Definition Die Anpassungsstörung fasst Reaktionen auf ein einmaliges oder fortbestehendes, belastendes Lebensereignis nicht-katastrophalen Ausmaßes, häufig psychosoziale Belastungen (z.B. Ende einer Beziehung, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz) zusammen. Die Folge sind negative Veränderungen des Gemütszustandes (affektive Symptome) oder auch Störungen des Sozialverhaltens (zwischenmenschliche Auffälligkeiten). ## Häufigkeit und Ursachen Zuverlässige Daten zur Häufigkeit sind nicht verfügbar, allerdings ist die Anpassungsstörung eine der am häufigsten gestellten psychiatrischen Diagnosen. Etwa 3-4% der Bevölkerung sind betroffen, Frauen und ältere Menschen häufiger als Männer und junge Menschen. Die auslösenden Belastungen sind nicht von einem sehr außergewöhnlichen oder katastrophalen Ausmaß. Typische Auslöser sind psychosoziale Belastungen, die nahezu in jedem Lebenslauf vorkommen, wie die Beendigung einer Beziehung, Eheprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder Mobbing. Aber auch kritische Lebensereignisse wie Schulwechsel, Heirat, Geburt, Tod eines Angehörigen, Arbeitslosigkeit, Emigration und Pensionierung können zu einer Anpassungsstörung führen. Bei Kindern und Jugendlichen ist Vernachlässigung als Ursache in Betracht zu ziehen. Diese Auslöser sind allerdings alleine nicht ausreichend, um das Auftreten und die Art der Störung zu erklären: Im Unterschied zu den übrigen belastungsreaktiven Störungen handelt es sich um ein nicht-katastrophales Ereignis. Auszugehen ist daher von einer zusätzlichen individuellen Anfälligkeit (Vulnerabilitäts-Stress-Modell), die bei der Anpassungsstörung eine größere Rolle als bei den anderen Belastungsstörungen (z.B. akute Belastungsreaktion) zu spielen scheint: Menschen mit abhängigen oder ängstlichen Persönlichkeitszügen scheinen stärker gefährdet zu sein. ## Vulnerabilitäts-Stress-Modell (aus: Leucht, Förstl, Kurzlehrbuch Psychiatrie und Psychotherapie, Thieme, 2018) ## Entstehung belastungsreaktiver Störungen (nach: Laux, Möller, Memorix Psychiatrie und Psychotherapie, Thieme, 2011) ## Soziointerpersonelles Modell der Anpassungsstörung (nach: Senf, Praxis der Psychotherapie, Thieme, 2020) ## Symptomatik Die Symptome können sehr vielfältig sein, typisch sind aber depressive Symptome, Ängste (z.B. nicht mit dem Alltag klar zu kommen), Grübeln, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, sozialer Rückzug, Trauer, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen und verändertes Sozialverhalten. Insbesondere bei Jugendlichen kommen auch Aggressivität oder dissoziales Verhalten relativ häufig vor. Kinder zeigen häufig ein regressives Verhalten (z.B. erneutes Bettnässen [sekundäre Enuresis], Daumenlutschen). ## Eine pathologische Trauerreaktion ist definiert als eine Trauer übermäßig langer Dauer und/oder Intensität, die über längere Zeit den Alltag des Betroffenen bestimmt und seine normalen Lebensabläufe und seine Anpassung an die nun veränderte Situation behindert. Das gesamte Gefühlsleben und die Erlebnisfähigkeit eines Menschen werden von dieser Trauer überschattet. Zu den Hinweisen auf eine solche Rektion zählen starke emotionale Reaktionen beim Sprechen über den Verlust auch nach längerer Zeit, soziale Vereinsamung, körperliche Beschwerden, ängstliche oder depressive Reaktionen bis hin zu Suizidalität oder auch verstärkter Substanzkonsum (Alkohol, Nikotin, ...). ## Diagnosestellung Folgende Kriterien müssen nach ICD-10 für die Diagnosestellung einer Anpassungsstörung erfüllt sein: - Ein belastendes Ereignis oder eine Lebensveränderung löst die Symptome aus. Dieses darf kein sehr außergewöhnliches oder katastrophales Ausmaß haben. - Die Symptome beginnen innerhalb von 1 Monat nach dem auslösenden Ereignis und halten nicht länger als 6 Monate an (Ausnahme: längere depressive Reaktion). - Keines der Symptome ist bei einer Anpassungsstörung schwer genug oder so markant, dass es eine spezifischere Diagnose rechtfertigt: Sind z. B. die Kriterien für eine depressive Episode erfüllt, sollte die Diagnose Anpassungsstörung nicht gestellt werden. ## Im ICD-10 werden folgende Formen unterschieden: - kurze depressive Reaktion (Dauer < 4 Wochen) - längere depressive Reaktion (Dauer bis zu 2 Jahre) - Angst und depressive Reaktion gemischt - Reaktion mit vorwiegender Beeinträchtigung anderer Gefühle: Die Symptome betreffen meist verschiedene emotionale Qualitäten wie Angst, Depression, Besorgnis, Anspannung und Ärger. - Reaktion mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens: Das Hauptproblem ist ein verändertes Sozialverhalten, z.B. bei adoleszenter Trauerreaktion mit aggressivem oder dissozialem Verhalten. - Rektion mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten ## Differenzialdiagnosen Die Differenzialdiagnose betrifft in erster Linie andere belastungsreaktive Störungen sowie affektive Störungen. Hauptunterschied bei ersteren ist die Schwere des belastenden Ereignisses und das zeitliche Verarbeitungsmuster: - **akute Belastungsreaktion:** Die Reaktion geht relativ rasch vorüber und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer schweren (!) körperlichen und/oder seelischen Belastung (z. B. psychischer „Schock"). - **posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):** Die Störung folgt einem sehr schweren körperlichen oder seelischen Trauma mit einer Latenz von Wochen bis Monaten. Der Verlauf ist fluktuierend, die Symptomatik (z.B. Flash-Backs) ist schwerwiegender als bei der Anpassungsstörung. - **depressive Episode:** Im Gegensatz zur Anpassungsstörung ist kein so deutlicher Zusammenhang mit einem belastenden Ereignis erkennbar, die affektive Symptomatik (Antriebsminderung, getrübte Stimmung) ist hingegen ausgeprägter. ## Therapie und Prognose Im Vordergrund der Behandlung stehen in erster Linie entlastende, stützende Gespräche, verhaltenstherapeutische und/oder psychodynamisch-psychoanalytische Verfahren. ## Die wichtigsten Therapieziele sind: - eine Aktivierung der persönlichen Ressourcen (z.B. soziales Umfeld, ein Hobby oder bereits früher erlernte Coping-Strategien) - eine Verbesserung der individuellen Bewältigungskompetenz: Die Therapeut*innen versuchen, gemeinsam mit den Patient*innen, ein Gegengewicht zur aktuellen Belastung herzustellen und damit die Widerstandsfähigkeit der Patient*innen zu erhöhen. Wichtig ist es auch, die Integration des auslösenden Ereignisses in die individuelle Biografie zu fördern. ## Je nach Symptomatik kann ergänzend medikamentös behandelt werden: - mit Antidepressiva - und/oder kurzfristig (z. B. bei Schlafstörungen oder Angst) mit Benzodiazepinen. ## Die Prognose bei Behandlung ist gut: - rechtzeitig eingeleitete Maßnahmen können die Krankheitsdauer verkürzen und eine evtl. Chronifizierung verhindern. Ohne Behandlung halten die Symptome oft deutlich länger an als in den diagnostischen Kriterien angedeutet wird.

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