VL3: Anreiz- und Konflikttheorien PDF

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This document appears to be an academic paper or lecture notes on Anreiz- und Konflikttheorien (Motivation and Conflict Theory) in psychology. It outlines key concepts and theories, including those of Kurt Lewin, and explores their application. The document is likely intended for university/postgraduate-level students studying psychology or related disciplines.

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VL3: Anreiz- und Konflikttheorien Welche Gemeinsamkeiten haben anreiztheoretischer Ansätze? Annahme vorweggenommener Zielzustände (z.B. Trainieren, um einen Wettkampf zu gewinnen) Zielzustände sin...

VL3: Anreiz- und Konflikttheorien Welche Gemeinsamkeiten haben anreiztheoretischer Ansätze? Annahme vorweggenommener Zielzustände (z.B. Trainieren, um einen Wettkampf zu gewinnen) Zielzustände sind mit Bekräftigung verbunden (z.B. Gewinn einer Medaille ist mit Stolz und Preisgeld verbunden) Zielzustände werden an Affekte gekoppelt erreichte Ziele → positive Affekte (Stolz) erfolgloses Handeln → negative Affekte (Scham) Anreize: Situative Reize, die mit affektiven Zielzuständen verknüpft sind Wie hängen Anreize & Erwartungen zusammen? Anreize „antizipierte Affekte“ (Schmalt, 1996) ob ein situativer Reiz positiven oder negativen Anreiz erlangt, hängt von der Lerngeschichte eines Individuums ab (Vorerfahrungen, z.B. Anblick einer schwarzen Skipiste) subjektive, vom Individuum wahrgenommene und affektiv bewertete Sachverhalte Ähnliche Begriffe: Valenz oder Aufforderungscharakter Erwartungen subjektive Bewertung, dass eine bestimmte Situation/Handlung zu einem bestimmten Zielzustand führt (Erfolg/Misserfolg) auch abhängig von Vorerfahrungen und Personenfaktoren (Begabung, Anstrengungsbereitschaft) VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 1 Welche Grundkonzepte stehen hinter der Feldtheorie/Konflikttheorie von Kurt Lewin? Lebensraum: Summe aller Personen- und Umweltvariablen → V = f(P, U); psychologische Realität (Verhalten stellt eine Funktion der Person und der Umwelt dar) Feld: Gesamtheit der Personen- und Umweltvariablen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Rolle spielen (Feldtheorie) Feldbegriff ist ein an die Physik angelehnte Vorstellung über Kräftefelder, die in der Stärke und Ausrichtung variieren können Lewin hat versucht, die psychologische Situation möglichst mathematisch (Vektoren) darzustellen ausschlaggebend ist die psychologische Realität (z.B. bei Prüfungsangst bestimmen nicht die tatsächlichen Fähigkeiten die Situation, sondern die subjektiv wahrgenommenen Fähigkeiten) Was besagt das Personmodell der Feldtheorie/Konflikttheorie von Lewin? Strukturelle Merkmale (überdauernde Merkmale) Bereiche einer Person (zentrale, periphere) Biologische Bedürfnisse (Hunger, Durst) Quasibedürfnisse (Absichten, Ziele) Nachbarschaft nah benachbarte Bereiche: ähnliche Bedürfnisse fern benachbarte Bereiche: unähnliche Bedürfnisse Grenzwände: Personbereiche sind durch Grenzwände getrennt Dynamische Merkmale Spannung: Vorhandensein eines (Quasi-)Bedürfnisses Reduktion der Spannung Erreichung des Ziels oder bei Bedürfnisbefriedigung langsamer Spannungsabbau bei Nichterreichung VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 2 auch durch die Befriedigung eines ähnlichen Quasibedürfnis Was besagt das Umweltmodell der Feldtheorie/Konflikttheorie von Lewin? Strukturelle Merkmale (überdauernde Merkmale) Bereiche der Umwelt (Tätigkeiten/Teilschritte zur Zielerreichung) Hindernisse (Beschränkungen der Umwelt oder der Person) Dynamische Merkmale Valenz (Wertigkeit) eines Zielobjektes → wenn eine Person ein (Quasi-)Bedürfnis hat, entsteht eine Spannung in einem bestimmten Bereich, und alle Objekte, die dieses Bedürfnis befriedigen können, nehmen eine positive Valenz an Kraft: motivationale Größe, die eine Person zu einem Objekt hin- oder von ihm wegführt → Kraft (k) = f(Valenz(Ziel)/Entfernung(e)) VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 3 Richtung des Verhaltens in Lewins Feldtheorie/Konflikttheorie? VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 4 Wie entstehen psychologische Konflikte laut Lewin? Entstehung psychologischer Konflikte Konflikt: Situation, in der gleichzeitig entgegengesetzte Kräfte auf ein Individuum einwirken Annäherungs- vs. Vermeidungsgradient variiert, je nach Abstand vom Zielobjekt VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 5 VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 6 Lewin unterscheidet vier Arten von Konfliktsituationen Aufsuchen-Aufsuchen-Konflikt: mindestens zwei Objekte haben eine positive Valenz (z.B. Musik hören oder Buch lesen) Meiden-Meiden-Konflikt: es gibt zwei Handlungsalternativen mit jeweils negativer Valenz (z.B. Steuererklärung machen oder Keller aufräumen) Aufsuchen-Meiden-Konflikt: ein Bereich nimmt sowohl positive als auch negative Valenzen an (Streit mit einem Freund ausräumen: Probleme besprechen ist unangenehm, aber Versöhnung ist angenehm) VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 7 Welche empirische Überprüfung macht Bluma Zeigarnik (1927) über Lewins Theorie? → Erinnerung an unterbrochene Handlungen, Bluma Zeigarnik (1927) Annahmen Handlungsabsicht erzeugt Spannung (s) auf dieses Ziel (Z) (Bereich einer Person) → s(Z) > 0 nach Zielerreichung: s(Z) = 0 durch Spannung entsteht positive Valenz zum Ziel → k(P→Z) > 0 Kraft bedeutet auch gedankliche Auseinandersetzung mit dem Ziel, die sich in Erinnerungsleistungen widerspiegeln sollte Spannung sollte sich für erledigte und unerledigte Aufgaben unterscheiden und sich damit auch die gedankliche Beschäftigung mit diesen Aufgaben Versuchsaufbau Probanden erhielten 26 verschiedene Aufgaben (Zeichenaufgaben, Puzzle, Rechenrätsel, etc.) UV: Aufgabenbeschäftigung (vollendet/unvollendet) AV: Erinnerungsleistung an die bearbeitete Aufgabe nach einigen Minuten VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 8 Gemittelte Ergebnisse Verhältnis der unerledigten zu erledigten Aufgaben war 2:1 (Zeigarnik- Quotient) Nach 24 Stunden sank das Verhältnis auf 1,2:1 → Bereichsspannung kann auch mit zunehmender Zeitdauer abgebaut werden → Die Befunde konnten allerdings in einer Reihe späterer Studien nicht oder nur bedingt bestätigt werden Welche empirische Überprüfung macht Maria Ovsiankina (1928) über Lewins Theorie? → Wiederaufnahme unterbrochener Handlungen Probanden erhielten 12 Aufgaben VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 9 UV1: Aufgabenbeschäftigung (vollendet vs. unvollendet) UV2: Zufallsunterbrechung vs. Störungsunterbrechung VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 10 Zufallsunterbrechung: Versuchsleiter wurde zu einem Zeitpunkt aus dem Experimentalraum weggerufen Störungsunterbrechung: Den Probanden wurde eine Aufgabe vom Versuchsleiter kommentarlos weggenommen und eine neue Aufgabe zugewiesen AV: spontane Wiederaufnahme der Aufgabenbearbeitung Ergebnisse: Nach Zufallsunterbrechung: 100% Wiederaufnahmetendenz Nach Störungsunterbrechung: nur 79% Wiederaufnahmetendenz Vollendete Aufgaben: werden nur selten wieder aufgenommen → Tendenz zur Wiederaufnahme Welche empirische Überprüfung macht Käte Lissner (1933) über Lewins Theorie? → Ersatzhandlungen Annahme: Spannungsreduktion durch ähnliche Bedürfnisse oder Quasibedürfnisse VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 11 Versuchsaufbau: Probanden erhielten Aufgaben (Knetfiguren, Papierfiguren, Silbenrätsel, etc.) UV1: Ersatzaufgabe (ähnlich vs. unähnlich) UV2: Schwierigkeit (hoch vs. niedrig) AV: spontane Wiederaufnahmetendenz (WAT) Ergebnisse Je ähnlicher die Ersatzaufgabe, desto unwahrscheinlicher die Wiederaufnahme Schwierige Aufgaben haben höheren Ersatzwert, daher ist die WAT bei schwierigen Aufgaben niedriger (33%) als bei leichten Aufgaben (66%) Welche empirische Überprüfung macht Ferdinand Hoppe (1930) über Lewins Theorie? → Anspruchsniveau(-setzung) und Leistung Beobachtung bei einem Experiment zum Formen von Drahtfiguren: Spontane Wiederaufnahme manchmal auch bei bereits vollendeten Aufgaben Erfolgs- oder Misserfolgserleben kann an frühere Ziele anknüpfen in Leistungssituationen spielt auch das Anspruchsniveau einer Person eine Rolle → Das Anspruchsniveau entspricht derjenigen Leistungsgüte, die eine Person bei einer bestimmten Aufgabe erreichen möchte und die sie mindestens erreichen muss, um mit ihrer Leistung zufrieden zu sein VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 12 Verschiebungen des Anspruchsniveaus Typisch nach Erfolg (positive Zielerreichungsdiskrepanz) → Erhöhung des Anspruchsniveaus nach Misserfolg (negative Zielerreichungsdiskrepanz) → Senken des Anspruchsniveaus Individuelle Unterschiede in den Schritten Untypisch: manche Personen folgen einem umgekehrten Muster ⇒ Personen in Leistungssituationen reagieren unterschiedlich nach Erfolg und Misserfolg! Determinanten der Anspruchsniveausetzung VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 13 Valenz von Erfolg Va(e) und Misserfolg Va(m) Wahrscheinlichkeit von Erfolg W(e) und Misserfolg W(m) Annahme: Multiplikative Verknüpfung von Valenz und Wahrscheinlichkeit resultierende Kraft = [Va(e) x W(e)] - [Va(m) x W(m)] Wegbereiter für Erwartung-mal-Wert Modelle Aufgabenauswahl in Leistungssituationen Aufgabenauswahl als Annäherungs-Vermeidungskonflikt Annäherungstendenz: möglicher Erfolg gilt als ein Ziel mit positiver Valenz Vermeidungstendenz: möglicher Misserfolg gilt als ein Ziel mit negativer Valenz bei Aufgabenauswahl mit unterschiedlicher Schwierigkeit wird diejenige gewählt, für die die resultierende Kraft am stärksten ist → resultierende Kraft = k(e) + k(m) (k(e): Kraft(Erfolg), k(m): Kraft(Misserfolg)) Schwierige Aufgaben: hohe positive Valenz für (e) und niedrige negative Valenz für (m) → Aber: Personen wählen Aufgaben mittlerer Schwierigkeit, weil auch die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs (We) eine wichtige Rolle spielt und diese nimmt mit zunehmender Schwierigkeit kontinuierlich ab VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 14 VL3: Anreiz- und Konflikttheorien 15

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