Einführung in die Betriebswirtschaftslehre (B.BM.BWL110) PDF Wintersemester 2021/2022
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Universität Potsdam
2022
Ingo Balderjahn
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This document is a lecture script for an introductory course in business administration (B.BM.BWL110). It covers topics such as the structure of the course, required reading, and supplementary materials. The document provides an overview of the course content with a focus on core business concepts.
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Einführung in die Betriebswirtschaftslehre (B.BM.BWL110) Online-Vorlesung und Online-Übung Skript zur Vorlesung Wintersemester 2021/2022 Univ.-Prof. Dr. Ingo Balderjahn...
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre (B.BM.BWL110) Online-Vorlesung und Online-Übung Skript zur Vorlesung Wintersemester 2021/2022 Univ.-Prof. Dr. Ingo Balderjahn Universität Potsdam Lehrstuhl für BWL/Marketing Hinweis: Das Skript umfasst nicht die komplette Vorlesungspräsentation! Es dient als Arbeitsgrundlage zum Ergänzen und Mitschreiben. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Lageplan Haus 7 Haus 1 Haus 6 August-Bebel-Straße Prof.Balderjahn DEF Haus 3 Haus 2 Mensa Bushaltestelle Prof.-Dr.-Helmert-Strasse Bibliothek Telefon-Sprechstunde: Dienstag 13:30-14:30 Uhr Anmeldung erforderlich! Rudolf-Breitscheid-Straße Tel.: 0331-977 3595 Email: [email protected] Wannsee/ Berlin Griebnitzsee Potsdam © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 1 Hörsäle in Haus 1 und Haus 6 Prof. Dr.-Helmert Straße H8 - H6 Mensa Haus 6 Seminarräume H2 H1 H5 H4 H3 Eingang © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 2 Informationen und Materialien „Einführung in die BWL“ https://www.uni-potsdam.de/de/marketing-ls/index/ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 3 Struktur der Veranstaltung „Einführung in die BWL“ Die Veranstaltung gliedert sich in Vorlesungen und Online-Übung. Die Vorlesung dient der Vermittlung von grundlegenden betriebswirtschaftlichen Begriffen, Fragestellungen, Theorien, Modellen und Methoden und zur Schaffung eines fundierten Themenüberblicks. Die Vorlesung wird unterstützt durch das Lehrbuch und das Skript. Das Buch dient den Studierenden als Basispflichtliteratur zum Vor- und Nachbereiten der Vorlesung. Anhand des Skriptes wird das Stoffgebiet in der Vorlesung strukturiert behandelt. Es befreit die Studierenden vom Mitschreiben einfacher Sachverhalte. Die Online-Übung dient zur Vermittlung methodischen Wissens und der praktischen Übung des in der Vorlesung behandelten Stoffes. Inhalte der Vorlesung, des Lehrbuches und der Online-Übung decken den Prüfungsumfang der Veranstaltung vollständig ab. Das Skript umfasst nicht den vollständigen Prüfungsstoff! © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 4 Pflichtliteratur Balderjahn, I/Specht, G.: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 8. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2020 (24,95 €). auch als e-book! Keine alte Auflage verwenden! Skript zur Vorlesung Skript als Download unter: http:// www.uni-potsdam.de/marketing_ls/ > Studium > Materialien-Download Benutzername: student Kennwort: Noraa © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 5 Ergänzende und weiterführende Literatur Bea, F.X./Schweitzer, M. (Hrsg.), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Bd. 1: Grundfragen, 10. Aufl., Stuttgart 2009. Bea, F.X./Friedl, B./Schweitzer, M. (Hrsg.), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Bd. 2: Führung, 10. Aufl., Stuttgart 2011. Bea, F.X./Friedl, B./Schweitzer, M. (Hrsg.), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Bd. 3: Leistungsprozess, 9. Aufl., Stuttgart 2006. Domschke, W./Scholl, A. (2008): Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 4. Aufl., Berlin u.a. Schierenbeck, H./Wöhle, C.B.: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 19. Aufl. München, Berlin 2016. Schmalen, H/Pechtl, H..: Grundlagen und Probleme der Betriebswirtschaft, 16. Aufl., Stuttgart 2019. Thommen, J.-P. et al.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 9., Aufl., Wiesbaden 2020. Wöhe, G.: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 27. Aufl., München 2020. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 6 Ablauf- und Zeitplan ab 8.11.21 Die Kapitelbezeichnungen beziehen sich auf das Buch bzw. das Skript. Klausur: 23.02.2022, 17:30-18:30 Uhr, 3.06.H03/04/05 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 19 Gliederung (1/3) 1. Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre Gründung Handelshochschulen 1898 Aachen, Leipzig und St. Gallen, 1901 Köln und Frankfurt 2. Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft a.M., 1906 Berlin, 1907 Mannheim, 1910 München, 1915 Königsberg und 1919 3. Basiskonzepte der Betriebswirtschaftslehre Nürnberg. 4. Die Subsysteme eines Betriebes 4.1 Der Betrieb als produktives System 4.2 Der Betrieb als ökonomisches System 4.3 Der Betrieb als soziales System 4.4 Der Betrieb als vernetztes System © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 8 Gliederung (2/3) 5. Leitbilder, Grundsätze und Ziele in Betrieben 6. Führung und Management des Betriebes 7. Konstitutive Entscheidungsfelder 7.1 Geschäftsfeldbestimmung und –bewertung 7.2 Standorte des Betriebes 7.3 Die Rechtsform des Betriebes 7.4 Unternehmenszusammenschlüsse © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 9 Gliederung (3/3) 8. Teilgebiete der Betriebswirtschaftslehre 8.1 Das System der Betriebsfunktionen 8.2 Marketing 8.3 Forschung und Entwicklung (F&E) 8.4 Produktionswirtschaft 8.5 Logistik 8.6 Beschaffungswirtschaft 8.7 Personalwirtschaft 8.8 Finanzierung und Investition 8.9 Rechnungswesen 8.10 Controlling © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 10 Der Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre Kapitel 1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Wirtschaftliche Entscheidungen Spannungsverhältnis Unbegrenzte Begrenzte verfügbare Bedürfnisse Mittel (Geld & Güter) welche Bedürfnisse mit welchen befriedigen? Mitteln? Erkenntnis- wirtschaftliche Entscheidungen Prioritäten setzen! gegenstand der Auswahl treffen! BWL Ergebnis Konsum Produktion der Haushalte der Unternehmen Konsumentscheidungen Investitionsentscheidungen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 12 Quelle: in Anlehnung an Schmalen 2002, S. 4 Kapitel 1 Grundbegriff „Wirtschaften“ Die Notwendigkeit zum Wirtschaften entsteht aus dem Problem, unbegrenzte menschliche Bedürfnisse mittels knapper Güter angemessen zu befriedigen. z. B. Unternehmen Effektivität (Wirksamkeit) und Wirtschaften ist der Effizienz (Wirtschaftlichkeit = Ertrag/Aufwand) von Wirtschaftseinheiten gezielt und wirtschaftlich durchgeführte Einsatz knapper Mittel (verursacht Kosten) zum Zwecke der Bedürfnisbefriedigung bzw. Bedarfsdeckung (spendet Nutzen). knappe Ressourcen Wirtschaften ist das Entscheiden über knappe Güter. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 13 Kapitel 1 Grundbegriffe „Bedürfnis & Bedarf“ Bedürfnisse sind Mangelgefühle, verbunden mit dem Streben, sie abzubauen (ökonomische Definition). Sie sind begleitet von unspezifischen Antriebskräften und können klassifiziert werden (Motivationstheorie). Bedürfnisse werden als vorökonomisches Phänomen bezeichnet. Eine Konkretisierung und Objektausrichtung erfolgt durch den Bedarf (ermittelt durch Erfahrung, Informationen …) die Kaufkraft (= zur Verfügung stehende Geldmittel) und die Nachfrage (= durch Kaufkraft gestützter Bedarf, Entscheidung). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 14 Kapitel 1 GfK Kaufkraft Deutschland 2020 Als Kaufkraft wird das in privaten Haushalten für Konsumzwecke verfügbare Einkommen bezeichnet. „Laut der aktuellen GfK Kaufkraftstudie stehen den Deutschen im Jahr 2020 im Schnitt 23.766 Euro pro Kopf für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit und Sparen zur Verfügung. Die regionale Verteilung unterscheidet sich jedoch sehr: So liegt die Pro-Kopf-Kaufkraft im erstplatzierten Landkreis Starnberg mit 33.977 Euro genau 43 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, während den Einwohnern des Landkreises Görlitz lediglich 18.613 Euro zur Verfügung stehen, was in etwa 78 Prozent des Bundesdurchschnitts entspricht.“ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 15 Quelle: https://www.gfk.com/de/insights/bild-des- monats-gfk-kaufkraft-deutschland-2020 Klassifikation von Wirtschaftseinheiten Öffentlich: Gebietskörperschaften Bund, Länder, Kommunen, die öffentliche Leistungen zur Wirtschaftseinheiten Verfügung stellen. Oberbegriff Betriebe Haushalte Fremdbedarfsdeckung Eigenbedarfsdeckung „Produktion“ „Konsumtion“ öffentlich privat Öffentlich: Regiebetriebe Eigenbetriebe öff.-recht. Anstalten/Körperschaften © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 16 Kapitel 1 Grundbegriff „Betrieb“ (Private) Betriebe sind wirtschaftliche, soziale, technische und rechtliche Einheiten mit der Aufgabe der selbstverantwortlichen Fremdbedarfsdeckung. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 17 Kapitel 1 Grundbegriff „Wirtschaftsgut“ Ökonomische Güter dienen der Befriedigung menschlicher (Konsum-) Bedürfnisse (Konsumgüter) bzw. der Erfüllung unternehmensbezogener Anforderungen (Investitionsgüter) und zeichnen sich durch ihre Knappheit (Preis) und ihren Nutzen aus. Merkmale von Wirtschaftsgütern: Objekte marktlicher Austauschbeziehungen (Angebot und Nachfrage) haben einen Preis (relative Knappheit/Präferenzen) Eignung zur menschlichen Bedürfnisbefriedigung bzw. zur Erfüllung unternehmensbezogener Anforderungen bzw. Zielerreichung (spenden einen Nutzen). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 18 Kapitel 1 Güterarten Güter freie Güter Wirtschaftsgüter materielle Güter immaterielle Güter (Sachleistungen) (Dienstleistungen) Oberbegriff: Produkte © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 19 Kapitel 1 Klassifikation von Gütern Kriterien der Klassifikation: Stellung im wirtschaftlichen Leistungsprozessen: Input-/Outputgüter Funktion im Leistungsprozess: Nominalgüter/-wirtschaft vs. Realgüter/- wirtschaft Zeitpunkt der Leistungserstellung: Austauschgüter/Kontraktgüter Verwendungsreife: Roh-/Halb-/Zwischenerzeugnisse/Endprodukte Grad der Materialität: Sachleistungen/Dienstleistungen Verwendungszweck: Konsumgüter/Investitionsgüter Nutzungsdauer: Gebrauchsgüter/Verbrauchsgüter Größenordnung der Fertigung: Massengüter/Individualgüter Beschaffungsaufwand: Convenience/Shopping/Specialty Goods Beschaffungsrisiko: Such-/Erfahrungs-/Vertrauensgüter Grad der Güterähnlichkeit: Homogene/heterogene Güter Beziehungen zwischen den Gütern: Komplementäre/substitutive Güter © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 20 Kapitel 1 Das Wirtschaftlichkeitsprinzip: Effizienz Wirtschaften wird definiert als das Entscheiden über knappe Güter in Betrieben. Wirtschaftliche Entscheidungen folgen dem Wirtschaftlichkeits- prinzip (Rationalprinzip/Ökonomisches Prinzip). Zwei Varianten: Maximumprinzip: Wähle stets die Alternative aus, die mit vorhandenen Mitteln (Aufwand) den höchsten Ertrag erbringt! Ergebnis max (bei festem Mitteleinsatz) Minimumprinzip: Wähle stets die Alternative aus, die ein vorgegebenes Ziel (Ertrag) mit dem geringstem Mitteleinsatz (Aufwand) erbringt! Mitteleinsatz min (bei festem Ergebnis) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 21 Kapitel 1 Grundmodell eines betrieblichen Produktionsprozess - Wertschöpfungsprozess - Betrieb Input Transformation Output Wertschöpfung Produktion Produktionsfaktoren Güter Rückstände Materielle und nicht materielle Güter, die Emissionen zur Leistungserstellung eingesetzt werden. Sachleistungen Dienstleistungen Aufwand/Kosten Ertrag/Leistung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 22 Kapitel 1 System produktiver Faktoren nach Erich Gutenberg Elementare Faktoren Menschliche Betriebsmittel Werkstoffe Arbeits- leistung Geschäfts- Dispositiver Ausführende Dispositive Arbeit Arbeit = und Betriebs- Faktor leitung Betriebs- Planung organisation © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 23 1897-1984 Kapitel 1 Effizienzkennzahlen Effizienzkennziffern lassen sich aus dem Produktionsprozess ableiten, der durch Produktionsfunktionen beschrieben werden kann. Produktions- funktionen stellen den Zusammenhang zwischen der Ausbringungsmenge M einer Produktion und den Produktionsfaktoreinsatzmengen r1 bis rn dar. M = f (r1, r2,..., rn), ri > 0 Effizienz messen! „What you can´t measure, you can´t manage!“ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 24 Kapitel 1 Effizienzkennzahlen: Produktion Ausbringungsmenge mengenmäßiger Output (Gesamt-)Produktivität = = Faktoreinsatzmengen mengenmäßiger Input Ausbringungsmenge Teilproduktivität = Spezifische Faktoreinsatzmenge wertmäßiger Output Leistung Wirtschaftlichkeit = = wertmäßiger Input Kosten © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 25 Kapitel 1 Effizienzkennzahlen: Finanzielle Erfolgsgrößen Gewinn = Umsatz – Kosten (Betriebsergebnis) Gewinn Eigenkapitalrentabilität = 100 [%] Eigenkapitel Gewinn + Fremdkapitalzinsen Gesamtkapitalrentabilität = 100 [%] Eigenkapital + Fremdkapital © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 26 Kapitel 1 Operative Umsatzrendite Gewinn Umsatzrentabilität = 100 [%] Umsatz Unternehmen verdienten 2018 durchschnittlich 4,2 Cent je Euro Umsatz. Quelle: Deutsche Bundesbank Eurosystem Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) Operative Umsatzrendite = 100 [%] Umsatz EBIT = Earnings before interest and taxes Zweck: Bereinigung des Gewinns von allen Belastungen, die nicht durch die betriebliche Tätigkeit entstanden sind. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 27 Kapitel 1 Rentabilitätskennzahlen Apple Inc. und RWE in den Geschäftsjahren von 2015 bis 2019 ROI = G/GK = G/U U/GK Apple RWE © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 28 Quelle: https://www.finanztreff.de/aktien/kennzahlen/Apple-Inc-Aktie/ https://www.finanztreff.de/aktien/kennzahlen/RWE-Inhaber-Stammaktie/ Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft Kapitel 2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Die Wissenschaft Wissenschaft ist jede Tätigkeit, die darauf zielt, systematisch und inter- subjektiv nachvollziehbar und unter Verwendung spezieller wissenschaft- licher Methoden und Regeln Erkenntnisse aus bestimmten, abgrenzbaren Gegenstandsgebieten, den so genannten Erkenntnisobjekten der Wissenschaft, zu gewinnen.* Jede Wissenschaft umfasst drei Elemente: das Erkenntnisobjekt, (wirtschaftliche Entscheidungen im Unternehmen) die Erkenntnisziele und (beschreiben, erklären und gestalten betrieblichen Handelns) die Methoden und Regeln der Erkenntnisgewinnung. (später!) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 30 *Peters/Brühl/Stelling: Betriebswirtschaftslehre, 12. Aufl., München, Wien 2005 Kapitel 2 Die Betriebswirtschaftslehre im System der Wissenschaften Theologie Metaphysische Übersinnliches, nicht auf Erfahrung Teile der Philosophie gestützt, allgemeine Prinzipien des Seins bzw. des Göttlichen. Physik Wissenschaft Logik Chemie Formal- Biologie wissen- Mathe- schaft matik usw. Nicht- Metaphysische Natur- wissen- Sozialpsychologie Real- schaft wissen- Soziologie BWL schaft Ökonomie Sozial VWL Politologie wissen- schaft usw. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 31 Kapitel 2 Einteilung/Gliederung spezieller Betriebswirtschaftslehren institutionell funktionell nebengeordnet - Industriebetriebslehre - Produktion - Steuerlehre - Handelsbetriebslehre - Marketing - Wirtschaftsprüfung - Bankbetriebslehre - Finanzierung - Operations Research - Versicherungsbetriebs- - Rechnungswesen - Wirtschaftsinformatik lehre - Organisation - Betriebswirtschaftslehre - Personalwesen öffentlicher Unternehmen - Controlling - Verkehrsbetriebslehre - Logistik - Unternehmensgründung/ Entrepreneurship © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 32 Kapitel 2 Phasen des wissenschaftlichen Forschungsprozesses: Das Reichenbachschema 1. Phase: Der Entdeckungszusammenhang Anlässe wissenschaftlicher Forschung Methoden und Prinzipien der Erkenntnisgewinnung 2. Phase: Der Begründungszusammenhang Methoden und Prinzipien der Erkenntnisabsicherung Falsifikationsprinzip 3. Phase: Der Verwendungszusammenhang Methoden und Prinzipien der Erkenntnisnutzung BWL als praktisch-normative Wissenschaft Betriebsgeschehen verstehen und gestalten © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 33 Kapitel 2 Prinzipien der Erkenntnisgewinnung (in der BWL) Methoden der Erkenntnisgewinnung und –absicherung sind Verfahren, die intersubjektiv nachvollziehbar sind und der Beantwortung offener Fragen dienen (Forschungsfragen). Sie können drei unterschiedlichen Erkenntnisprinzipien zugeordnet werden: Bei der Induktive Methode wird von Einzelbeobachtungen der Realität auf eine allgemeingültige Aussage, eine Hypothese, geschlossen (empirische Methode). Die Deduktion setzt das Vorliegen von Theorien (Axiome, Prämissen) voraus. Aus dieses Theorien werden dann schlüssig (nach den Regeln der Logik) weitere Aussagen (Konklusionen, Theoremen) hergeleitet (formale Methode). Bei der Hermeneutik dient der Verstand als Erkenntnisquelle. Es ist eine Methode zur gedanklichen Auslegung (Interpretation) und Durchdringung von Problemen (analytische Methode). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 34 Kapitel 2 Hempel-Popper-Schema wissenschaftlicher Erklärungen: Induktion und Deduktion Gesetze (nomologische Hypothesen, G1, G2,..., Gn Theorien): Explanans Anfangsbedingungen: A1, A2,..., Ak Der Konkurrent verkauft x Einheiten mehr von Produkt „i“ als das Deduktion eigene Unternehmen, Induktion Prognose da der Preis beim Konkurrenten um Euro logische Ableitung oder geringer ist. Induktion Erklärung realer Sachverhalt: E Explanandum © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 35 Kapitel 2 Betriebswirtschaftliche Modelle (hermeneutischer Ansatz) Modelle sind strukturgleiche, vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit, die von allen unwesentlichen Inhalten abstrahieren (Komplexitätsreduktion). Die Abbildung erfolgt oft in der Regel mit der Sprache der Mathematik. Reales Phänomen z.B. Produktnachfrage Preisabsatzfunktion: Absatz (i) = - Preis (i) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 36 Kapitel 2 Basiskonzepte der Betriebswirtschaftslehre Kapitel 3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Allgemeine Basiskonzepte der Betriebswirtschaftslehre Ökonomistisches Sozialwissenschaftliches Basiskonzept Basiskonzept BWL als eigenständige und wertfreie BWL als spezielle, interdisziplinär Wirtschaftswissenschaft geöffnete Sozialwissenschaft Vorrangstellung der Eigentümer Partizipation aller Anspruchsgruppen (Shareholder-Ansatz) (Stakeholder-Ansatz) Ziel der Gewinnmaximierung Ziel des Gemeinwohls Basiskonzepte sind Übereinkünfte von Wissenschaftlern über die Grundsätze der jeweiligen Wissenschaft (Erkenntnisobjekt, Methodologie und Leitideen/Zielsetzungen). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 38 In Anlehnung an Raffée 1974, S. 79ff.; Wöhe/Döring 2013, S. 4ff. Kapitel 3 Wie werden Entscheidungen in Unternehmen getroffen (deskriptiv) Der entscheidungsorientierte Ansatz und wie sollten sie getroffen werden (normativ)? Betriebswirtschaftslehre i.S. Systemati- sierung von Erklärungs- Entscheidungs- Zielanalyse Aufgabenfeldern modelle modelle Welche Ziele? Welche Probleme? Welches Wissen? Welche Option? Wo lösbar? Interdisziplinarität Verhaltensmodelle Fachübergreifende Nachbar- Auffassungen wissenschaften Quelle: in Anlehnung an Heinen: Industriebetriebslehre, © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 39 1991, S. 13 Kapitel 3 Die „Deskriptive Entscheidungstheorie“: Phasen eines extensiven Entscheidungsprozesses Problemstellungsphase ? Lösungsfindungsphase Suche nach Handlungsalternativen Urteilsphase Festlegung von Bewertungskriterien Bewertung der Alternativen 2 1 4 3 Erstellung einer Präferenzordnung Implementierungsphase Entscheidung Durchsetzung (Handeln) Kontrolle (Zielerreichung) Adjustieren und verändern © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 40 Kapitel 3 Merkmale betrieblicher Entscheidungen 1. Träger der Entscheidung: Individuum vs. Gruppe 2. Anlass der Entscheidung: antizipativ (planerisch) vs. reaktiv 3. Planungsintensität der Entscheidung: extensiv vs. routiniert 4. Objekt der Entscheidung: Ziele (normativ) vs. Mittel (effizient) 5. Art der Entscheidung: Führung (strategisch) vs. Ausführung (operativ) 6. Häufigkeit der Entscheidung: selten (innovativ) vs. oft (standardisiert) 7. Entscheidungssicherheit (Informationsstatus): Sicherheit, Risiko oder Ungewissheit 8. Struktur des Entscheidungsproblems: wohl- vs. unstrukturiert a) wohl strukturiert: eine vollständige, eindeutige Problembeschreibung ist möglich (z.B. mathematisch), so dass mit Hilfe formaler Verfahren (Algorithmen) eine optimale Lösung bestimmt werden kann. Ein Algorithmus ist ein Ablaufplan zur Lösung eines Problems in Teilschritten. b) unstrukturiert: unvollständige Problembeschreibung, keine Optimierung möglich. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 41 Kapitel 3 Die „Präskriptive Entscheidungstheorie“: Entscheidungssituationen hinsichtlich des Informationsstandes Informationszustände Sicherheit Unsicherheit Risiko Ungewissheit (Wahrscheinlichkeit bekannt) (Wahrscheinlichkeit unbekannt) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 42 Quelle: Bea et al. 2009, S. 348 Kapitel 3 Komponenten eines Entscheidungsproblems: Optimalität SAkt: SSoll: Zielsituation Ausgangs- Barrieren situation (Problem) : Abweichung vom gewünschten Ziel (minimieren!) Zielerreichungsgrad Eine Entscheidungsregel ist ein Verfahren, das für ein (wohl strukturiertes) Entscheidungsproblem die SIst: Suboptimale optimale(n) Handlungsalternative(en) auswählt. zukünftige Die Auswahl einer Entscheidungsregel ist abhängig Situationen vom Ziel- und Präferenzsystem eines Entscheiders. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 43 Quelle: in Anlehnung an Dörner 1979, zitiert bei Staehle: Management, 8. Aufl., München 1999, S. 294 Kapitel 3 Grundmodell der Präskriptiven Entscheidungstheorie: Ergebnismatrix wohl strukturiertes Entscheidungsproblem Umweltzustände S1... Sm Alternativen Ziele Z1 Z2... Zp... Z1 Z2... Zp A1 e111 e112... e11p... e1m1 e1m2... e1mp Aktionsraum A2 e211 e212... e21p... e2m1 e2m2... e2mp Ergebnismatrix............... eijk............ An en11 en12... en1p... enm1 enm2... enmp i = 1 … n (Entscheidungsalternativen) Entscheidungsmatrix : eijk uijk j = 1 … m (Umweltzustände/Entscheidungssituationen) k = 1 … p (Ziele/Entscheidungskriterien) Ergebnisse eijk = f (Ai, SjZk) Nutzenwerte: uijk = f(eijkZk) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 44 Kapitel 3 Beispiel einer Nutzenmatrix für eine Entscheidung bei Sicherheit Eine Situation Sj = S (z. B. größter Konkurrent senkt den Preis) Mehrere Ziele Zk (gewichtet) Entscheidungsregel: Wähle diejenige Alternative, deren Summe gewichteter Zielerreichungsgrade uik am höchsten ist (Nutzenmaximierung). Ziele: Z1 = Gewinn Z2 = Marktanteil Z3 = Image Nutzenwert [€] [%] [Punkte] Ui= gk uik Gewichtung: g1 = 0,6 g2 = 0,3 g3 = 0,1 k=1...p Alternativen: A1 = Preis erhöhen u11 = 5 2 6 4,2 A2 = Preis halten 3 4 7 3,7 A3 = Preis senken 1 5 5 2,6 Nutzenskala: 0 = niedrigste Zielerreichung bis 10 = maximale Zielerreichung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 45 Kapitel 3 Die Nutzwertanalyse (Scoring-Modell) Die Nutzwertanalyse ist ein Verfahren zur Entscheidungsfindung (bei Sicherheit) bei mehreren, unterschiedlich gewichteten Zielen quantitativer und qualitativer Art. Schritte: 1. Entscheidungsfeld abgrenzen, Alternativen identifizieren: Ai 2. Zielsystem aufstellen (Ziele/Kriterien und Zielgewichtung): Zk, gk 3. Ergebnisse feststellen: eik = f (Ai, Zk) 4. Bewertung der Ergebnisse hinsichtlich ihres Zielbeitrags durch die Anwendung einer Nutzenskala (Punkteskala): eik uik = pik keinen maximaler Zielbeitrag 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zielbeitrag 5. Berechnung der Nutzenwerte Ui der einzelnen Alternativen Ai und Auswahl der besten Alternative (Pi max(i)): p Buch Kapitel U i Pi g k pik 6.4.3 k 1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 46 Kapitel 3 Bewertung einer Neuproduktidee „i“ mit Hilfe eines Scoring-Modells Gewich- Punkte gewichtete Ziele/ tung gk pik Punktwerte Beurteilungskriterien (Zk) (1) (2) (1) x (2) Investitionsvolumen 0.20 5 1.0 Know-how 0.10 9 0.9 Kundennutzen 0.30 8 2.4 Erlangung von Wettbewerbsvorteilen 0.20 8 1.6 Handelskooperation 0.10 3 0.3 Umweltverträglichkeit 0.05 6 0.3 Rechtliche Beschränkungen 0.05 10 0.5 Summe 1.00 7.0 Punkteskala 0 Pi 10 kein maximaler Zielertrag 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zielertrag © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 47 Kapitel 3 Merkmale der Nutzwertanalyse Situation der Informationssicherheit, mehrere Ziele werden berücksichtigt, Erfassung quantitativer und qualitativer Ziele/Kriterien(unterschiedliche Maßeinheiten!), systematisiert Entscheidungsfindung, macht diese transparent, nachvollziehbar und kontrollierbar, einfache Handhabung, Kompensationseffekt (Achtung!) Zahlreiche Beurteilungsspielräume für den Entscheider vorhanden (Subjektivität!), Berücksichtigung von Unsicherheiten durch Sensitivitätsanalyse möglich. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 48 Kapitel 3 Entscheidungsregel bei Risiko Ein Ziel Zk = Z (z. B. Marktanteil halten) Mehrere Situationen Sj (Eintrittswahrscheinlichkeiten wj sind bekannt) Entscheidungsregel: Wähle diejenige Alternative Ai , deren statistischer Erwartungs- wert EW(ei) des Ergebnisses ei bzw. ui am höchsten ist (Erwartungswertmaximierung). Situationen S1: K senkt S2: K macht S3: K verändert Erwartungs- den Preis Werbung Verpackung wert Wahrscheinlichkeit w1 = 0.2 w2 = 0.6 w3 = 0.2 EW(e wj = 1i) Alternativen A1 = Preis senken 3 5 8 5.2 A2 = Werbung 5 8 6 7.0 A3 = Verpackung ändern 6 6 7 6.2 m Nutzenskala: 0 = niedrigste Zielerreichung bis EWi (ei ) w j eij 10 = maximale Zielerreichung 49 j1 Kapitel 3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Entscheidungsregeln bei Ungewissheit Ein Ziel Zk = Z (z. B. Marktanteil halten) Mehrere Situationen Sj (Eintrittswahrscheinlichkeiten wj unbekannt) Entscheidungsregel: Auswahl abhängig von der Risikoneigung des Entscheiders. Laplace- Minimax- Maximax- Hurwicz- Situationen: S1 S2 S3 Regel Regel Regel = 0,7 risiko- risiko- risiko- Alternativen: neutral avers freudig A1 4 10 1 15 1 10 7,3 A2 2 8 8 18 2 8 6,2 A3 7 3 5 15 3 7 5,8 Hurwicz-Regel: Ui = ui max + (1- ) ui min, 0 1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 50 Kapitel 3 Systemtheoretischer Ansatz: Das Unternehmen als offenes System Gesellschaftspolitisches Umfeld: Rahmenfaktoren Externe Anspruchsgruppen (Stakeholder) Ökonomisches Umfeld: Akteure auf den Märkten Unternehmen (Organisation und interne Anspruchsgruppen) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 51 Kapitel 3 Der Nachhaltigkeitsansatz Nachhaltiges Marketing-Management Triple Bottom Line soziale Effektivität Umwelt und Klima Gesellschaft Markt Umwelt- und Klima- Soziale Gerechtigkeit Wohlstandssicherung verträglichkeit Corporate Social Responsibility (CSR) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 52 Kapitel 3 Die Subsysteme eines Betriebes Kapitel 4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Der Betrieb als produktives System: Arten von Produktionsfunktionen Produktionsfunktionen stellen den Zusammenhang zwischen der Ausbrin- gungsmenge (M) einer Produktion und den Faktoreinsatzmengen (r1 bis rn) dar: M = f (r1, r2, r3,..., rn) mit ri > 0 Arten: Substitutionale Limitationale Homogene/Inhomogene Produktionsfunktionen Produktionsfunktionen Produktionsfunktionen Subsysteme: produktives System (Mengensystem) ökonomisches System (Wertesystem) soziales System vernetztes, informatorisches System © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 54 Kapitel 4.1 Substitutionale Produktionsfunktion r 1: Ein bestimmter Output Mi = const kann durch Maschine A (h) variable Mengenkombinationen (r1, r2) hergestellt werden. Isoquante Erhöhung von M: totale Faktorvariation r1 partielle Faktorvariation M2 > M1 M2 r´1 M1 r2 : Arbeitskraft (h) r2 r´2 periphere Substitution (M=const) totale Substitution: ri 0 partielle Substitution: ri > 0 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 55 Quelle: Schmalen/ Pechtl 2013, S. 582. Kapitel 4.1 Substitutionale homogene Produktionsfunktionen Eine Produktionsfunktion ist homogen vom Grade , wenn eine Änderung des totalen Faktoreinsatzniveaus um das -fache die Produktionsmenge M um das -fache verändert. Verdoppelt sich z.B. die Ausbringung M, wenn der Faktoreinsatz verdoppelt wird (=2), dann ist =1. Die Produktionsfunktion ist dann „linear-homogen“. allgemein: M = f (r1, r2,...,rn) Beispiel: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion: M = c r1 r21- c = const c (r1 ) (r2 ) 1- = M 1- = M 1 0 M1 r1 M1 r2 r´2 r2 ß = festes Faktoreinsatzverhältnis: © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 60 Quelle: Schmalen/ Pechtl 2013, S. 582. Kapitel 4.1 Der Betrieb als ökonomisches System Unter Kosten wird der wertmäßige Ge- und Verbrauch von Gütern, die zur Erfüllung des Betriebszwecks und zur Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft eingesetzt werden, verstanden. Die Beschreibung des Zusammenhangs zwischen dem Faktorverbrauch und den Kosten wird durch eine Kostenfunktion dargestellt: Ziel: n K ri qi Analyse von Kosteneinflussgrößen K = Kf + Kv(M) i 1 Kalkulationsgrundlage Suche nach Minimalkostenkombinationen ri: Produktionsfaktorenmengen [ME] (Mengengerüst der Kosten) qi: Faktorpreise [Preis/ME] (Wertgerüst der Kosten) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 61 Kapitel 4.2 Minimalkostenkombination bei gegebener Ausbringung M r1 Die Minimalkostenkombination ist diejenige Minimalkostenkombination bei Faktormengenzusammensetzung (r1, r2), mit anderer Preisrelation q2/q1 der eine gegebene Produktionsmenge M zu den geringsten Kosten K angefertigt werden kann. K4 K = r1 q1 + r2 q2 Ki q2 K3 r1 r2 q1 q1 K2 A Isokostengeraden r1opt. K1 Substitutionale Produktionsfunktion M = f(r1, r2) r2 r2opt. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 62 Kapitel 4.2 Arten von Kostenverläufen progressiver proportionaler Kostenverlauf Kostenverlauf Kosten degressiver Kostenverlauf fixer Kostenverlauf regressiver Kostenverlauf Beschäftigung (M) M ist Beschäftigungsgrad: 100 [%] M max © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 63 Kapitel 4.2 Kostengrößen (Ein-Produktfertigung) Gesamtkosten: K (M) K f K v (M) Stück- oder Selbstkosten: K ( M ) kv M K f ( proportionaler Zusammenhang ) K (M ) Kf k (M ) kv Fixkostendegression M M K v (M) Variable Stückkosten: k v (M) M dK (M ) Grenzkosten: K´ (M ) dM © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 64 Kapitel 4.2 Fixkostendegression K ( M ) kv M K f K (M ) K k(M ) kv f M M k(M) kv +Kf M1 kv M © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 65 Kapitel 4.2 Kostenverläufe bei ertragsgesetzlicher Anpassung K M K K Kv K´ M k WP kv K´ k kv Kf I II III IV M M1 M2 M3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 66 Quelle: Bloech/Lücke 2006, S. 224 Kapitel 4.2 Der Betrieb als soziales System: Die Gruppe als Subsystem der Unternehmung Input Prozess Output (Umwelt) System/Gruppe (Umwelt) Arbeitsleistung Kohäsion Gruppen- mitglieder Gruppeneffektivität Normen und Primärgruppen Interaktion Standards Stabilität Interne Produktivi- Sozialstruktur tät Organisations- umwelt Kollektive Hand- lungsmuster Führungsprozess © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 67 Quelle: in Anlehnung an Steinmann et al..: Management, 7. Aufl. Wiesbaden 2013, S. 545 Kapitel 4.3 Der Betrieb als vernetztes System: Externe Anspruchsgruppen und Kooperationen vertikale Kooperation horizontale Kooperation Joint Ventures Unternehmen Wertkette (Supply Chain) D JN Strategische Corporate NL Allianzen F Center UK USA Quelle: Hünerberg: Internationales Marketing, 1994, S. 463; Berndt et al.: Internationales Marketing-Management, 2. A., © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 2003, S. 301 Kapitel 4.4 Der Betrieb als vernetztes System: Arbeitnehmerinteressen und Mitbestimmung Politisches Hauptversammlung System MitbestG Organe der MontanMitbestG Kapital- Aufsichtsrat DrittelbG gesellschaft Vorstand BetrVG SprAuG Administra- tives Betriebe System Operatives System © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Gerum/Mölls 2009, S. 264 Kapitel 4.4 Der Fiskus: Steuerarten Der Fiskus ist der steuereinnehmende Staat. Er erhebt zahlreiche Steuer- arten, die die Unternehmen unmittelbar oder mittelbar betreffen. Steuersystematik Direkte Steuern Indirekte Steuern Personensteuern Verkehrssteuern Einkommensteuern (inkl. Lohnsteuer; ESt) Umsatzsteuer (USt) Körperschaftssteuer (KSt) Grunderwerbssteuer Erbschafts- und Schenkungssteuer Verbrauchssteuern Realsteuern Mineralölsteuer Gewerbesteuer (GewSt) Tabaksteuer etc. Grundsteuer Gesamtsteueraufkommen 2020: 739,7 Mrd. Euro Bundesministerium der Finanzen Steuerquote: 22,2 % (Steuern in Prozent des BIP, 2020) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 70 Kapitel 4.4 Leitbilder, Grundsätze und Ziele in Betrieben Kapitel 5 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Unternehmerische Zielpyramide Legitimationsbasis der Unternehmung und Vision grundsätzliche Wert- und Mittel- Zukunftsorientierung Zweck- Beziehung „Business Mission“ Unternehmensverfassung Unternehmensgrundsätze Oberziele der Unternehmung (z. B. Rendite) Handlungs- ziele Geschäftsfeldziele (z. B. Marktanteile) Funktionsbereichsziele (z. B. Marketingziele, Finanzziele...) Unterziele (z. B. Marketing-Mix-Ziele) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 72 Quelle: in Anlehnung an Benkenstein/Uhrich, 2009, S. 89 Kapitel 5 Das unternehmerische Zielsystem Ziele sind normative Aussagen über angestrebte zukünftige Zustände, die als Ergebnisse von Entscheidungen eintreten sollen. Sachziele beziehen sich unmittelbar auf den Betriebszweck (Defining the business; Herstellung), während Formalziele auf Erfolgsgrößen (z.B. Rentabilität) gerichtet sind. Zielanforderungen: Funktionen von Zielen Operationalität Orientierungs-, Steuerungs- und Messbarkeit/Überprüfbarkeit Koordinationsfunktion Realisierbarkeit Bewertungs- und Entscheidungsfunktion Widerspruchsfreiheit/Konsistenz Kontrollfunktion Integrierbarkeit in ein Zielsystem Identifikations- und Motivationsfunktion Transparenz/Verständlichkeit Kommunikationsfunktion © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 73 Kapitel 5 Zieldimensionen Zielinhalt: Was soll erreicht werden? (monetäre vs. nicht monetäre Ziele) Zielausmaß: Wie viel soll erreicht werden? (Extremierung, Fixierung, Satisfizierung) Räumlicher Bezug: Wo soll etwas erreicht werden? (Zuständige Organisationseinheit) Zeitlicher Bezug: Wann soll etwas erreicht werden? (kurz-, mittel- und langfristige Ziele) Personeller Bezug: Wer ist für die Zielerreichung verantwortlich? Ressourcenbezug: Was wird zur Zielerreichung benötig? (Erforderliche Ressourcen) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 74 Quelle: Kreikebaum et al. 2011, S. 70 Kapitel 5 Zielbeziehungen und Zielsysteme Oberziele komplementär Zwischenziele Unterziele Hauptziele Zielbeziehungen konkurrierend Nebenziele neutral Ziel 1 Gewinn komplementär Liquidität Minimum neutral konkurrierend Mitarbeiter*innen- Rmax Ziel 2 zufriedenheit Rendite Zielsysteme bringen die Gesamtheit aller Ziele eines Unternehmens in eine Ordnung. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 75 Kapitel 5 Komplementäres Zielsystem: Deduktiv orientiertes Mittel-Zweck-Zielsystem (Kennzahlensystem) Gesamtkapitalrentabilität U RGK = ROI = G/GK = UR KU × U Umsatzrentabilität Kapitalumschlagshäufigkeit UR = G/U KU = U/GK Gewinn Umsatz Gesamtkapital G = UE - UK UE GK = EK + FK Umsatzerlöse Umsatzkosten Eigenkapital Fremdkapital UE UK EK FK © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 76 Quelle: in Anlehnung an Macharzina,/Wolf: Unternehmensführung, 8. Aufl., Wiesbaden 2015, S. 220 Kapitel 5 Unternehmensziele © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 77 Pahnke, Holz und Welter: Unternehmerische Zielsysteme: ifM-Materialien Nr. 276, 2019 Unternehmensführung und Management Kapitel 6 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Unternehmensführung und Management Die Unternehmensführung (General-Management) dient der zielorientierten Steuerung arbeitsteiliger Wertschöpfungsprozesse des gesamten Unternehmens in allen Wertschöpfungs- und Handlungsbereichen. Dabei geht es primär um Prozesse der Willensbildung (Zielsetzung) mit den Bereichen Planung und Entscheidung sowie der Willensdurchsetzung (Implementierung) mit den Bereichen Anordnung, Organisation und Kontrolle (Management als Funktion zur Steuerung des Unternehmens)*. Aufgaben des Managements: Planung zielt auf eine systematisch angelegte und methodengestützte Antizipation zukünftiger Planung Markt- und Umfeldentwicklungen: Führungsentscheidungen (konstitutiv) Strategische Planung (Handlungspläne) Organisation (Leitungsstruktur) Operative Planung (Planvorgaben) Personaleinsatz, Anweisung und Durchsetzung (Personalführung) Die Kontrolle überprüft im Rahmen eines Soll- Koordination Ist-Vergleichs, ob die Plandaten (Soll-Daten) durch die eingeleiteten Maßnahmen erreicht Zielkontrolle wurden (Ist-Daten). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 79 * vgl. Macharzina 2003, S. 36ff. Kapitel 6 Organisation Nach dem institutionellen Organisationsbegriff wird die Organisation als zielgerichtetes soziales System aufgefasst. Hiernach ist die Unternehmung eine Organisation. Nach dem instrumentellen (funktionalen) Organisationsbegriff ist die Organisation ein Führungsinstrument zur Schaffung einer Leitungsstruktur. Eine Organisation ist das Ergebnis des Organisierens als Tätigkeit. Hiernach hat die Unternehmung eine (eigene) Organisation. Die Organisationstätigkeit umfasst … Durch die Organisationstätigkeit die Aufgabenanalyse entstehen … (Elementaraufgaben) Aufbauorganisationen und die Aufgabensynthese (Stellen) Ablauforganisationen die Aufgabengliederung (Abteilungen) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 80 Kapitel 6 Hauptaspekte von Organisationsstrukturen Zentralisation und Dezentralisation Delegation und Partizipation Integration und Koordination © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 81 Kapitel 6 Grundmodelle der Aufbauorganisation. Einlinien- und Mehrliniensysteme: Darstellung durch Organigramme Einlinienorganisation Einheit der Auftragserteilung = Instanz (Leitungsstelle) = Ausführende Stelle Mehrlinienorganisation Mehrfachunterstellung nach dem Funktionsprinzip © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 82 Kapitel 6 Stablinienorganisation und Matrixorganisation Stab-Linien-Organisation Stabstelle/Zentralstellen Vorteile der Einlinien- organisation (Übersichtlichkeit) und der Mehrlinienorganisation (Spezialisierung) verknüpfen. Matrix-Organisation GL Kriterium Verrichtung F&E Fertigung Marketing Controlling Kriterium Objekt Produkt A Vorteil: Spezialisierung Produkt B Nachteil: Konfliktträchtig Produkt C © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 83 Kapitel 6 Die Matrixorganisation bei ABB von 1995 Amerika Europa Asien © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 84 Quelle: Die Zeit vom 15.12.1995 Kapitel 6 Konstitutive Entscheidungsfelder Kapitel 7 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Konstitutive Entscheidungen und Strategische Geschäftsfelder Konstitutiven Entscheidungen sind Entscheidungen, die langfristig wirken, in zahlreiche Folgeentscheidungen eingreifen, nicht oder nur schwer rückgängig gemacht werden können und das Unternehmen als Ganzes betreffen. Beispiele: Strategische Geschäftsfelder bestimmen (Unternehmenszweck) Unternehmensstandorte bestimmen Rechtsform wählen Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen eingehen Ein Strategisches Geschäftsfeld entspricht einem möglichst gut abgrenzbaren Ausschnitt aus dem gesamten Betätigungsfeld eines Unternehmens bzw. eines Konzerns mit eigenen Ertragsaussichten, Chancen und Risiken, für das relativ eigenständige Geschäftsfeld- strategien entwickelt und realisiert werden können. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 86 Kapitel 7.1 Geschäftsfeldbestimmung: Dreidimensionaler Bezugsrahmen zur Geschäftsfeldabgrenzung Funktionserfüllung - Kontaktherstellung (customer functions) - Aktuelle Nachrichten - Praktische Arbeitsunterlagen - Fachliche Weiterbildung Verlagsprodukte - Fachliche Ausbildung - Allgemeinbildung Potenzielle - Unterhaltung Abnehmergruppen (customer groups) Druckmedien Akustische Medien Private Gruppen private öffentl. öffentl. Audiovisuelle Medien Haus- (z.B. Unter- Bildungs- Verwal- halte Vereine) nehmen Institu- tung Digitale tionen Medien Verwendbare Internet Technologien (alternative technologies) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 87 Quelle: Köhler 1993, S. 26 Kapitel 7.1 Standortentscheidungen Der Standort ist der geographische Ort der Leistungserstellung einer Unternehmung. Orte, an denen Wertschöpfungsprozesse eines Unternehmens stattfinden. Gründe für Standortentscheidungen: Unternehmensgründungen Verlagerungen eines gesamten Unternehmens Verlagerung von Teilen eines Unternehmens ins In- oder Ausland (Offshoring) Standortkonfiguration Unternehmenserweiterung Aufgabe von Standorten (Schrumpfung, Sanierung, Schließung/ Verkauf) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 88 Kapitel 7. Standortfaktoren Standortfaktoren sind standortabhängige Größen, die einen Einfluss auf das Erreichen betrieblicher Ziele ausüben (erfolgsbestimmend). Standortfaktoren sind die Kriterien der Standortbewertung und -auswahl. Arten: Ökonomische Faktoren Politische Faktoren Kulturelle und gesellschaftliche Faktoren Geographische Faktoren Harte Standortfaktoren Weiche Standortfaktoren © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 89 Kapitel 7.2 EU-Vergleich Arbeitskosten 2020 Industrie Dienstleistungen Die Arbeitskosten umfassen die Gesamtheit aller den Beispiel: Arbeitgebern im Zusammenhang mit der Beschäftigung Arbeitskosten/h Produktivität Arbeitskosten/Stück von Arbeitskräften entstehenden Aufwendungen 10 €/h 1 Stück/h 10 €/Stück (Bruttolöhne und -gehälter der Arbeitnehmer, die von den 30 €/h 3 Stück/h 10 €/Stück Arbeitgebern getragenen Sozialbeiträge, Kosten der beruflichen Aus- und Fortbildung etc.) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 90 Quelle: Statistisches Bundesamt Standortwahlprozess für das „MPV-Projekt“ von Mercedes-Benz länder- 21 US-Staaten standort- 50 US-Staaten Longlist spezifische mit 64 spezifische Nutzwert- Nutzwert- 11 Staaten mit + Kanada Standorten analyse analyse je 1-3 guten Standorten Auswahlbasis Shortlist 6 Staaten mit je 1 sehr 3 Staaten mit guten Standort je 1 sehr guten letzte Ver- Vor-Ort- Standort handlungen Feinanalyse Besichti- und externe gung Gutachten Entscheidung für Tuscaloosa/Alabama Quelle: Renschler: Standortplanung für Mercedes-Benz in den USA, in: Gassert/Horváth (Hrsg), Den richtigen Standort © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 91 wählen, 1995, S. 49 Kapitel 7.2 Die Rechtsformen des Betriebes Die Rechtsform beschreibt den für ein Unternehmen gesetzlich festgelegten rechtlichen Handlungsrahmen (Unternehmensrechtsform). Rechtswirksame unternehmensinterne Regelungen werden als Unternehmensverfassung (Corporate Governance) bezeichnet. Durch die Rechtsform wird ein Teil der rechtlichen Beziehungen innerhalb des Unternehmens (z. B. zwischen Gesellschaftern) und zwischen Unternehmen und Umwelt (z. B. zu Gläubigern, Öffentlichkeit) geregelt.* © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 92 *Bea et al., 2009, S. 376 Kapitel 7.3 Die Unternehmensverfassung / Corporate Governance Corporate Governance wird als Bezeichnung für eine verantwortungs- volle Führungs- und Überwachungsorganisation von Unternehmen zur Schaffung von Transparenz und Vertrauen bei den relevanten Anspruchsgruppen (Stakeholder) verwendet. Sie wird sowohl von rechtlichen (z. B. Mitbestimmungsgesetz) als auch von nicht-rechtlichen Normen (betriebsinterne Regelungen) bestimmt und stellt die Legitimationsbasis (licence to operate) der Unternehmensführung dar. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 93 Kapitel 7.3 Unternehmensrechtsformen im Überblick Rechtsformen Rechtsformen privater Unternehmen öffentlicher Unternehmen in nicht- Personenunternehmen Kapitalgesellschaften privatrechtlicher Form in Einzel- Personen- privatrechtlicher unternehmen gesellschaften Form © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 94 Kapitel 7.3 Kriterien für die Wahl einer Rechtsform 1. Umfang der Haftung (Wer und in welchem Umfang?) 2. Leitungsbefugnis: Geschäftsführung und Geschäftsvertretung 3. Finanzierungsmöglichkeiten 4. Gewinn- und Verlustbeteiligung 5. Steuerbelastung (15% Körperschaftsteuer bei Kapitalgesellschaften; 14%-45% Einkommensteuer bei Personengesellschaften) 6. Rechnungslegungs- und Publizitätspflichten 7. Rechtsformabhängige Aufwendungen 8. Unternehmenskontinuität (Nachfolge) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 95 Kapitel 7.3 Personenunternehmen Rechtsformen privater Unternehmen Personenunternehmen Kapitalgesellschaften Einzel- Personen- unternehmen gesellschaften (§§ 1 – 104 HGB) GbR (§§ 705-740 BGB) Partnerschaftsgesellschaft OHG (§§ 105-160 HGB) (PartGG) KG (§§ 161-177 HGB) Stille Gesellschaft (§§ 230- 237 HGB) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 96 Kapitel 7.3 Die Kommanditgesellschaft (KG) Die KG Komplementär Kommanditist begrenzte Haftung, unbeschränkte Haftung, von der Geschäftsführung Geschäftsführung ausgeschlossen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 97 Quelle: Bea/Schweitzer 2009, S. 393 Kapitel 7.3 Kapitalgesellschaften Rechtsformen privater Unternehmen Personenunternehmen Kapitalgesellschaften GmbH (GmbHG) AG (AktG) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 98 Kapitel 7.3 Organe einer Aktiengesellschaft Mitbestimmung informiert Vorstand Aufsichtsrat (Geschäftsführung) bestellt (Überwachung) überwacht wählt die Aktionärsvertreter informiert der Anteilseigner entlastet im Aufsichtsrat Hauptversammlung (Vertretung der Aktionäre) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 99 Quelle: Bea/Schweitzer 2009, S. 399 Kapitel 7.3 Öffentlich-rechtliche Betriebe Rechtsformen Rechtsformen privater Unternehmen öffentlicher Unternehmen öffentlich-rechtlich verfolgen gemeinwirtschaftliche Ziele (Nonprofit) privat-rechtlich 1. Formen ohne eigene Rechtspersönlichkeit Regiebetriebe Klärwerke, Abwasserbetriebe … Eigenbetriebe Kita-Eigenbetriebe von Berlin … 2. Formen mit eigener Rechtspersönlichkeit Öffentlich-Rechtliche Körperschaften Anstalten Stiftungen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 100 Kapitel 7.3 Unternehmenszusammenschlüsse Unternehmenszusammenschlüsse sind Vereinigungen rechtlich selbständiger Unternehmen mit dem Ziel einer gemeinschaftlichen Aufgabenerfüllung … von Einzelgeschäften, von Teilfunktionen oder aller betrieblichen Funktionen. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 101 Kapitel 7.4 Ziele von Unternehmenszusammenschlüssen Erlangung von Wettbewerbsvorteilen durch Größe und Wachstum (z. B. Strategische Allianzen) Synergieeffekte (z. B. Zusammenlegungen, Kosten senken) Erlangung finanzieller Vorteile (z. B. gemeinsame Beschaffung) Risikostreuung (z. B. Markteintritt, Diversifikation) Erwerb von Leistungspotenzialen (z. B. gemeinsame Patentnutzung, Know-how) Vorteile bei der Besteuerung Verminderung des Wettbewerbs (Wettbewerbsrecht beachten!) Quelle: https://www.golem.de/0405/31089.html © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 102 Quelle: Bea/Schweitzer 2009, S 419ff. Kapitel 7.4 Richtung von Unternehmenszusammenschlüssen Nach der Richtung hinsichtlich der Wertschöpfungsstufe unterschieden: Horizontale Zusammenschlüsse: Zusammenschlüsse auf der gleichen Produktions- oder Handelsstufe. Vertikale Zusammenschlüsse: Zusammenschlüsse von Unternehmen vor- oder nachgelagerter Produktions- oder Handelsstufen. OEM H L OEM forward integration backward integration Diagonale Zusammenschlüsse: Zusammenschlüsse erfolgen durch Integration von Unternehmen verschiedener Branchen. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 103 Kapitel 7.4 Formen von Unternehmenszusammenschlüssen Bei der Kooperation handelt es sich um Zusammenschlüsse rechtlich und wirtschaftlich selbständig bleibender Unternehmen, wobei eine Teilaufgabe integriert wird. Nur für diese Teilaufgabe ist die wirtschaftliche Selbständigkeit eingeschränkt (geringer Autonomieverlust). Kooperation gering Aufgabe der wirtschaftlichen Selbständigkeit hoch Integration Durch Integration entstehen Zusammenschlüsse, durch die eine Veränderung der bestehenden Eigentums- und Verfügungsrechte sowie der Leitungs- und Kontrollstrukturen innerhalb der integrierten Unternehmen eintritt (hoher Autonomieverlust für mindestens ein Unternehmen). Für solche Zusammenschlüsse wird oft die Bezeichnungen Konzerne verwendet. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 104 Kapitel 7.4 Die Kooperation Arbeitsgemeinschaft (Konsortium) Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture) Strategische Allianz Strategisches Netzwerk (z.B. Zuliefernetzwerke) Franchising Virtuelles Unternehmen Unternehmensverband Kartelle © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 105 Kapitel 7.4 Kartelle Kartelle entstehen durch Vereinbarungen zwischen Unternehmen oder Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltens- weisen, die eine Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs zum Vorteil der Unternehmen bezwecken oder bewirken. Sie sind nach § 1 des Gesetztes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB bzw. Art. 101 AEUV*) verboten (letzte Änderung 2020). Absolutes Verbot: Preiskartelle, Quotenkartelle und Gebietskartelle. Freistellung vom Kartellverbot, wenn durch Absprachen der Wettbewerb nicht spürbar eingeschränkt wird (System der Legalausnahmen). * Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 106 Kapitel 7.4 Integration: Konzerne Konzerne sind mehrere unter einer einheitlichen Leitung zusammengeschlossene, rechtlich selbständig bleibende Unternehmen (§18 AktG). Konzerne bestehen aus einer „Muttergesellschaft“ (herrscht) und ihren „Tochtergesellschaften“ (werden beherrscht). Konzerne sind grundsätzlich erlaubt, unterliegen allerdings der Missbrauchsaufsicht und der Fusionskontrolle durch das Bundeskartellamt. Stammhaus-Konzept: Muttergesellschaft übernimmt die Leitung des Konzerns in Personalunion (operatives Geschäft + Finanzbeteiligungen/Vermögen, Entscheidungen bei Muttergesellschaft zentralisiert). Beispiel Siemens, Volkswagen Holding-Konzept: Konzernspitze stellt rechtlich und organisatorisch eine selbstständige Einheit dar („Dachgesellschaft“), die nicht das operative Geschäft führt (z.B. bei stark heterogenem Produktprogramm, Entscheidungen bei Tochtergesellschaften dezentralisiert). Beispiel Bertelsmann (international tätiger Verlagskonzern mit RTL Group, Pinguin Random House, Gruner + Jahr …) Managementholding Finanzholdung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 107 Holdinggesellschaften Die meisten Konzerne sind heute nach dem Holding-Konzept aufgebaut. Eine Obergesellschaft, die lediglich die Funktion übernimmt, Beteiligungen an Tochtergesellschaften auf Dauer zu halten (to hold), wird als Holding oder Holdinggesellschaft bezeichnet. * Unterscheidung: Managementholding (Befugnisse bei strategischen und finanzwirtschaftlichen Entscheidungen, nicht bei operativen Entscheidungen) Finanzholding (Befugnisse nur bei finanzwirtschaftlichen Entscheidungen) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 108 *Bea/Schweitzer 2009, S. 429f. Kapitel 7.4 Arten von Konzernen nach dem Aktiengesetz Nach dem Verhältnis der einzelnen Konzernunternehmen zueinander unterscheidet das Aktiengesetzt: den Unterordnungskonzern (§ 18 Abs. 1 AktG) Eingliederungskonzern (durch wirtschaftliche Integration) Vertragskonzern (durch Beherrschungsvertrag) faktischer Konzern (durch Mehrheitsbeteiligung) Acquisitions (Akquisitionen): Alle Formen des Erwerbs von Beteiligungen eines Unternehmens an einem anderen, wobei die Höhe der Beteiligung dabei unerheblich ist. Insofern muss bei einer Akquisition keines der beteiligten Unternehmen zwingend seine rechtliche Unabhängigkeit verlieren. den Gleichordnungskonzern (§ 18 Abs. 2 AktG: z.B Joint venture; merger of equals) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 109 Kapitel 7.4 Die Fusion Eine Fusion (Merger) liegt dann vor, wenn mindestens ein Unternehmen durch den Zusammenschluss neben seiner wirtschaftlichen auch noch seine rechtliche Selbständigkeit verliert. Es können zwei Arten der Fusionsbildung unterschieden werden: Fusion durch Übernahme (Mergers & Acquisitions: aus A und B wird B) Vodafone übernahm 2001 Mannesmann; Bayer übernahm 2006 Schering und 2018 Monsanto (für 66 Mrd. USD) Fusion durch Neugründung (Neubildung: aus A und B wird C) Ciba Geigy und Sandoz zu Novartis Veba und Viag zu e.on © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 110 Kapitel 7.4 Teilgebiete der Betriebswirtschaftslehre Kapitel 8 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Das System der Betriebsfunktionen: Das Modell der Wertkette nach Porter Unternehmensinfrastruktur/Management Sekundäre Aktivitäten (z. B. Führung, Rechnungswesen, Finanzierung, Planung) Personalwirtschaft (Human Resource Management) Technologie-Entwicklung (z. B. F&E, Produk