Patientensicherheit - Vorlesung (PDF)
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Medical School Hamburg - University of Applied Sciences and Medical University
Rainer Petzina
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This document is a lecture on patient safety for medical students. It covers topics like quality management (QM), the physician's oath, and evidence-based medicine (EbM).
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Patientensicherheit Vorlesung für Medizinstudierende Prof. Dr. med. habil. Dr. phil. Rainer Petzina, MaHM Agenda 1) Ziele für heute 2) Rückblick 3) QM – allgemein 4) QM – Institutionen & Regularien ärztliches Gelöbnis 5) QM-Richtlinie mit klinischen Beispielen 6) Evidenzbasierte Medizin (EbM) 7...
Patientensicherheit Vorlesung für Medizinstudierende Prof. Dr. med. habil. Dr. phil. Rainer Petzina, MaHM Agenda 1) Ziele für heute 2) Rückblick 3) QM – allgemein 4) QM – Institutionen & Regularien ärztliches Gelöbnis 5) QM-Richtlinie mit klinischen Beispielen 6) Evidenzbasierte Medizin (EbM) 7) Fazit 1. Ziele für heute Ziele für heute … Sie kennen Definitionen von Qualität & Management … Sie kennen Merkmale, Indikatoren und Dimensionen von Qualität … Sie lernen Institutionen und Regularien von QM im Gesundheitswesen sowie das ärztliche Gelöbnis kennen … anhand von Beispielen aus der Praxis erfahren Sie Umsetzungsmöglichkeiten der QM-Richtlinie … Sie erhalten einen Überblick über Evidenzbasierte Medizin (EbM) https://cdn.pixabay.com/photo/2021/08/05/17/ 54/darts-6524538_960_720.jpg 4 2. Rückblick Definition Patientensicherheit – WHO (2021) Patientensicherheit ist … "Ein Rahmen organisierter Aktivitäten, der Kulturen, Prozesse, Verfahren, Verhaltensweisen, Technologien und Umgebungen in der Gesundheitsversorgung schafft, Risiken konsequent und nachhaltig senkt, Auftreten vermeidbarer Schäden reduziert, Fehler unwahrscheinlicher macht und Auswirkungen von eintretenden Schäden verringert." Patientensicherheit – Beispiel aus der Praxis Während einer Reanimationssituation bei einem Patienten auf Ihrer Station, ruft Ihnen die ärztliche Leitung der Reanimation unter Stress folgende Aussage zu: „Holen Sie sofort 2 TK – SOFORT!“ „Ich habe verstanden, ich soll zwei Thrombozytenkonzentrate besorgen – richtig?“ „Ja, verstanden. Ich besorge zwei Thrombozytenkonzentrate.“ TK – EK – Thrombozytenkonzentrat Erythrozytenkonzentrat https://www.blutspendedi https://media- enst- de.amboss.com/media west.de/sites/default/files/ /thumbs/big_531e17a3 2019-07/Thrombo- d0271.jpg Closed Loop Kommunikation Lepo%202018_ROT.pdf 7 Patientensicherheit – Beispiel aus der Praxis Kommunikation & CRM (crisis resource management) Closed-Loop Communication https://media.springernature.com/lw685/springer- https://pbs.twimg.com/media/ELWsrtHW4AAcOMn.jpg:large static/image/art%3A10.1007%2Fs00113-013-2447- 5/MediaObjects/113_2013_2447_Fig5_HTML.jpg 8 WHO – Patientensicherheit WHO – Global Patient Safety Action Plan 2021-2030 https://www.who.int/tea https://www.bundesgesundh ms/integrated-health- eitsministerium.de/fileadmin/ services/patient- Dateien/3_Downloads/P/Pati safety/policy/global- entensicherheit/WHO_Global patient-safety-action- _Patient_Safety_Action_Plan plan _2021-2030_DE.pdf 9 WHO – Welttag der Patientensicherheit (seit 2019) https://affairscloud.com/assets/uploads/2019/09/World-Patient-Safety-Day.jpg 10 Patientensicherheit nachhaltiges Entwicklungsziel Vereinte Nationen (UN – United Nations) 17 nachhaltige Entwicklungsziele – Sustainable Development Goals (SDG) Schwerpunkt SDG 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern „Ensure healthy lives and promote well-being for all at all ages” https://sdgs.un.org/goals 11 Verkettung unglücklicher Umstände 12 Risikomanagement – RM Schweizer Käse Modell Swiss Cheese Model of Systemic Accidents Reason J. Human Error. Cambridge: Cambridge Univ. Pr., 1990. https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=4000x3000:f ormat=png/path/s1ef1e3d3c712d037/image/i64e7315340b094f3/versio n/1585943353/image.png 13 Herz https://www.grc- org.de/img/pic_reanimation_ ueberlebenskette.png https://www.netterimages.com/ angina-pectoris-labeled-runge- im-2e-internal-medicine-frank- h-netter-5294.html">Illustration of Angina Pectoris from the Netter Collection https://www.hamburg.de/organspende/124448/organs pendeausweis/ 3. QM – allgemein Qualitätsmanagement (QM) Was bedeutet Qualität? Was ist gute oder schlechte Qualität? abhängig von den subjektiven Ansprüchen … keine einheitliche Verwendung Erfüllung von objektiven Kriterien/Merkmalen Beispiele Kauf eines Mobiltelefons („Handy“) Wann sagen Patient:innen, dass sie mit der Qualität des Krankenhausaufenthaltes zufrieden sind? 16 Qualität Quality means doing it right when no one is looking Qualität ist das Gegenteil von Zufall Qualität ist wenn der Kunde wieder kommt und nicht das Produkt 17 Management alle organisatorischen Maßnahmen, die zielgerichtet der Verbesserung von Abläufen und damit auch der Ergebnisse dienen kontinuierliche Steigerung des Qualitätsniveaus Qualitätsmanagement (QM) in der Medizin Qualitätsmanagement (QM) in der Medizin umfasst in Deutschland (nach § 135a des Sozialgesetzbuchs SGB V) als einrichtungsinternes Qualitätsmanagement alle organisatorischen Maßnahmen, die zur Planung, Lenkung und Verbesserung der Leistungsqualität in medizinischen Einrichtungen erforderlich sind https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__135a.html Qualitätsmerkmale primäre Qualitätsmerkmale werden als selbstverständlich vorausgesetzt werden weniger reflektiert bei Nichtvorhandensein extreme Abwertung der Qualitätsbeurteilung sekundäre Qualitätsmerkmale befriedigen besondere Ansprüche können häufig leichter beurteilt werden häufig im Fokus, da nicht selbstverständlich Qualitätsindikatoren (QI) um Ziele der Qualitätsentwicklung festzulegen sind qualitative und quantitative Parameter erforderlich Qualitätsindikatoren (Beispiele) Behandelte Patient:innen pro Quartal Impfraten Wartezeiten Anteil der Patient:innen mit vier oder mehr Dauermedikamenten, deren Medikation in den letzten 12 Monaten überprüft und in deren Akte dies dokumentiert wurde Entwicklung der nosokomialen Pneumonieraten … Qualitätsdimensionen Diagnostik Therapie Ergebnis Definition des geplanten Eignung der Therapie Behandlungserfolg Vorgehens Qualität der Ausführung (Sicht der Therapeut:innen) Festlegung des Patient:innenzufriedenheit gewünschten/zu erwartenden Ergebnisses Qualität Qualitätsdimensionen Strukturqualität Prozessqualität Ergebnisqualität Diagnostik Therapie Ergebnis Qualitätsdimensionen Strukturqualität Qualität der Produktivfaktoren / Leistungserstellung Qualität Ablaufversorgung z.B. Infrastruktur, technische Ausstattung, Personal … Annahme: hochwertige Ausstattung + qualifiziertes Personal gute medizinische Qualität Diagnostik Therapie Ergebnis Qualitätsdimensionen Prozessqualität Ablauf und Umfang von Diagnostik und Therapie entspricht wissenschaftlichem/r Standard/Berufspraxis beinhaltet auch Indikationsqualität Annahme: hochwertiger Behandlungsprozess gute medizinische Qualität Diagnostik Therapie Ergebnis Qualitätsdimensionen Ergebnisqualität Beurteilung des Behandlungsergebnisses in Bezug auf Gesundheitszustand und Zufriedenheit der Patient:innen abhängig von Patient:innen und Behandlung Problematik: Status und Veränderung des Gesundheitszustandes nicht/schwierig operationalisierbar/messbar (z.B. Lebensqualität) entscheidend für die Beurteilung medizinischer Leistungen Diagnostik Therapie Ergebnis Qualität im Gesundheitswesen Qualität gar nicht so einfach zu definieren … abhängig von vielen Beteiligten/Anspruchsgruppen, sog. Stakeholdern Wer könnten Stakeholder in einem Krankenhaus sein? Stakeholder Patient: innen Reinigungs- Mitarbei- dienst, tende Küche,… Beispiele für ein Krankenhaus – da Rettungs- IT- gibt’s natürlich dienst Qualität Abteilung noch viel mehr Anspruchsgruppen Arzt- Kosten- praxen träger Politik Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen QM ist die Planung Steuerung/Lenkung Überwachung und Verbesserung der Leistungsqualität in medizinischen Einrichtungen Patienten- Diagnostik Therapie Mobilisation Entlassung Aufnahme 29 PDCA-Zyklus (plan-do-check-act) https://karrierebibel.de/wp- content/uploads/2018/06/ PDCA-Zyklus- Demingkreis-Beispiel- Verbesserungsprozess- Funktion-Vor- Nachteile.jpeg PDCA-Zyklus – Dekubitusprophylaxe PLAN DO Weiterentwicklung Pflegeanamnese des Pflegestandards, anpassen, Aktualisierung der Dekubitusrisiko bestehenden ermitteln, Prophylaxe Verfahrens- durchführen anweisungen ACT CHECK Teambesprechungen Pflegevisiten und interne intensivieren, internes Fortbildungen durch- QM und externe QS führen, Pflege- berücksichtigen. standard anpassen 31 4. QM – Institutionen & Regularien ärztliches Gelöbnis https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/user_upload/Das-deutsche- Gesundheitssystem_bf.pdf Gesundheitssystem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Erarbeitung von … Gesetzesentwürfen Vorschriften für gesetzliche KV und soziale Pflegeversicherung Gesundheitsschutzvorschriften … Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) „Exekutive“ des BMG Unterstützt durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWIG) und das Institut für Qualitätssicherung und Transparent im Gesundheitswesen (IQTIG) … Sozialgesetzbuch (SGB) SGB I – allg. Teil SGB II – Bürgergeld, Grundsicherung SGB III – Arbeitsförderung SGB IV – Vorschriften für Sozialversicherung SGB V – Gesetzliche Krankenversicherung SGB VI – Gesetzliche Rentenversicherung SGB VII – Gesetzliche Unfallversicherung SGB VIII – Kinder- und Jugendhilfe SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen SGB X – Verwaltungsverfahren, Sozialdatenschutz https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/sozialgesetzbuch-sgb-43278 SGB XI – Soziale Pflegeversicherung SGB XII – Sozialhilfe SGB XIV – Soziale Entschädigung 35 https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/ https://www.pro-medienmagazin.de/keine-unglueckszahl-13-bei-neuem-sozialgesetzbuch/ 36 Entwicklung der Anzahl gesetzlicher Krankenkassen 1970 1.815 2022 97 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/74834/umfrage/anzahl-gesetzliche-krankenkassen-seit-1970/ 37 Medizinischer Dienst im Gesundheitssystem 38 https://www.medizinischerdienst.de/medizinischerdienst/medizinischer-dienst-gesundheitssystem Patient:innenrechtegesetz Patient:innenrechte stärken informierte Patient:innen auf Augenhöhe mit Ärzt:innen, Krankenassen, Apotheken … Patient:innen sind selbstbewusste Bundesgesetzblatt BGBl. Online-Archiv 1949 - 2022 | Bundesanzeiger Verlag Beitragszahler- und kritische Verbraucher:innen 39 Patient:innenrechtegesetz Neue Regelungen fördert die Fehlervermeidungskultur stärkt die Verfahrensrechte bei Behandlungsfehlern Bundesgesetzblatt BGBl. Online-Archiv 1949 - 2022 | Bundesanzeiger Verlag stärkt die Rechte gegenüber Leistungsträgern stärkt die Patient:innenbeteiligung baut die Patient:inneninformationen aus 40 Patientenrechtegesetz (bundesgesundheitsministerium.de) QM-Richtlinie Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) Grundelemente: Patientenorientierung inkl. Patientensicherheit Mitarbeiterorientierung inkl. Mitarbeitersicherheit Prozessorientierung Kommunikation und Kooperation https://www.g-ba.de/richtlinien/87/ Informationssicherheit und Datenschutz Verantwortung und Führung 41 … wichtig zu wissen … Transfusionsgesetz regelt die Gewinnung von Blut, Blutbestandteilen und Blutprodukten sowie deren Anwendung am Menschen bei Bluttransfusionen Infektionsschutzgesetz (IfSG) Zweck des Gesetzes ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern meldepflichtige Erkrankungen (z.B. Tuberkulose) Informationen zu nosokomialen Infektionen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) Beispiel: Sie müssen nachweislich eingewiesen sein, wenn Sie Medizinprodukte anwenden („Kauter im OP“, Infusionspumpen, Defibrillator …) 42 Ärztekammern Bundesärztekammer (BÄK) BÄK ist die Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung BÄK vertritt die berufspolitischen Interessen der Ärzt:innen … https://www.bundesaerztekammer.de Landesärztekammern z.B. Hamburg, Berlin, Brandenburg, Thüringen etc. Versorgungswerk („Renteneinzahlungen“) Regelungen zur fachärztlichen Weiterbildung Arztausweis … 43 Ärztekammern Bundesärztekammer (BÄK) Richtlinien, Leitlinien, Empfehlungen und Stellungnahmen Ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung … https://www.bundesaerztekammer.de/baek/ueber- uns/richtlinien-leitlinien-empfehlungen-und-stellungnahmen 44 (Muster)Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte (Muster)Berufsordnung Das ärztliche Gelöbnis I. Grundsätze II. Pflichten gegenüber Patient:innen III. Besondere med. Verfahren & Forschung IV. Berufliches Verhalten 1. Berufsausübung 2. Berufliche Kommunikation 3. Berufliche Zusammenarbeit https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/pdf- Ordner/Recht/_Bek_BAEK_MBO-AE_Online_final.pdf 4. Ärztliche Unabhängigkeit 45 Ärztliches Gelöbnis Hippokrates von Kos (um 470 – 360 v. Chr.) griechischer Arzt und Lehrer moderne Medizin und Medizin-Ethik primum non (nihil) nocere (1. „nicht schaden“) secundum cavere (2. „vorsichtig sein“) tertium sanare (3. „heilen“) Angebliches Porträt des Hippokrates https://www.aerzteblatt.de/archiv/506 (Arzt Scribonius Largus – um 50 n. Chr.) 36/Medizingeschichte%28n%29- Griechische-Medizin-Hippokrates 46 Ärztliches Gelöbnis Eid des Hippokrates von Kos (um 470 – 360 v. Chr.) Weltärztebund – WMA Ärztliches Gelöbnis von Genf 1948 Neufassung des Genfer Gelöbnis 2017 (in Chicago) z.B. neuer Aspekt der QS in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung “WMA DECLARATION OF CHICAGO ON QUALITY ASSURANCE IN MEDICAL EDUCATION” 47 Ärztliches Gelöbnis 48 https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/pdf-Ordner/Recht/_Bek_BAEK_MBO-AE_Online_final.pdf Ärztliches Gelöbnis Äskulap(stab) Asklepios – Gott der Heilkunst Asklepios Äskulap Stab – Status eines Zepters „as“ – Schlange „klepi“ – sich um etwas winden Schlange Verjüngung durch Häutung Milde (zahme Schlangen) Wachsamkeit Scharfsichtigkeit Heilkraft (Schlangenfleisch – Pharmaka) 49 Zertifizierung QM-Systeme Zertifizierungen von QM-Systemen freiwillig, positive Außendarstellung, Zertifikat ca. 3 Jahre gültig dann Re-Zertifizierung verschiedene Zertifizierungsmöglichkeiten DIN EN ISO 9001:2015 (bekannteste QM-System – branchenunabhängig) DIN EN 15224 (angepasst an das Gesundheitssystem – (noch) geringe Verbreitung) KTQ – Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen ((noch) geringe Verbreitung) EFQM – European Foundation for Quality Management (branchenunabhängig) QEP – Qualität und Entwicklung in Praxen (QM-System für Praxen – gut & einfach) 50 DIN EN ISO 9001:2015 KTQ https://www.business-wissen.de/res/_processed_/6/4/csm_Abbildung-9901545-a_6c5a0d2db5.png EFQM http://www.ktq.de/index.php?id=270 51 http://www.efqm.de/radar-logik.html Fachliche Zertifizierungen (Beispiele) 52 5. QM-Richtlinie mit klinischen Beispielen QM-Richtlinie Vorgaben Vorgaben (allgemeiner Natur): Messen & Bewerten von Qualitätszielen Erhebung des Ist-Zustandes & Selbstbewertung Regelung von Verantwortlichkeiten & Zuständigkeiten Prozess- und Ablaufbeschreibungen Schnittstellenmanagement https://www.g-ba.de/richtlinien/87/ 54 QM-Richtlinie Vorgaben Vorgaben (spezifischer): Checklisten Notfallmanagement Teambesprechungen Hygienemanagement Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen Arzneimitteltherapiesicherheit Patient:innenbefragungen Schmerzmanagement Mitarbeitendenbefragungen Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen bzw. Sturzfolgen Beschwerdemanagement Prävention von und Hilfe bei Pat.information und -aufklärung Missbrauch und Gewalt Risikomanagement Fehlermanagement und Fehlermeldesysteme 55 Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen M&M-Konferenzen https://www.bundesaerztekammer.de/file admin/user_upload/_old- files/downloads/pdf-Ordner/QS/M_Mk.pdf 56 Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen https://www.bundesaerztekammer.de/file admin/user_upload/_old- files/downloads/pdf-Ordner/QS/M_Mk.pdf 57 Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen https://www.bundesaerztekammer.de/file admin/user_upload/_old- files/downloads/pdf-Ordner/QS/M_Mk.pdf 58 Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen https://www.bundesaerztekammer.de/file admin/user_upload/_old- files/downloads/pdf-Ordner/QS/M_Mk.pdf 59 M&M-Konf. https://www.bundesaerztekammer.de/file admin/user_upload/_old- files/downloads/pdf-Ordner/QS/M_Mk.pdf 60 M&M-Konferenz – Harnwegsinfektionen Deutlich erhöhte Anzahl an Harnwegsinfektionen durch ggf. Blasendauerkatheter (DK) / ggf. DK-Liegedauer zu lang (?) Fall Auffälligkeit in den Daten aus der Qualitätssicherung Patient:innen kommen alle mit DK aus OP-Saal DK werden durchschnittlich am 3. post-OP-Tag entfernt Situation Reduktion der Harnwegsinfektionen Indikationsüberprüfung für DK-Anlagen und DK-Entfernungen Ziel Verfahrensanweisung (SOP) zu DK-Anlage/-Entfernung Festlegung von Maß- überarbeiten bzw. aktualisieren Verantwortlichkeiten! Schulung der MA – im OP/auf Station Wer macht was bis wann? nahmen Wer hat den Hut auf? Thema wird zukünftig anhand der QS-Daten vierteljährig in M&M-Konferenzen vorgestellt verantwortlich: Dr. … 61 M&M-Konferenz – Harnwegsinfektionen Deutlich erhöhte Anzahl an Harnwegsinfektionen durch ggf. Blasendauerkatheter (DK) / ggf. DK-Liegedauer zu lang (?) Fall Auffälligkeit in den Daten aus der Qualitätssicherung Patient:innen kommen alle mit DK aus OP-Saal DK werden durchschnittlich am 3. post-OP-Tag entfernt Situation Reduktion der Harnwegsinfektionen Indikationsüberprüfung für DK-Anlagen und DK-Entfernungen Ziel Verfahrensanweisung (SOP) zu DK-Anlage/-Entfernung Festlegung von Maß- überarbeiten bzw. aktualisieren Verantwortlichkeiten! Schulung der MA – im OP/auf Station Wer macht was bis wann? nahmen Wer hat den Hut auf? Thema wird zukünftig anhand der QS-Daten vierteljährig in M&M-Konferenzen vorgestellt verantwortlich: Dr. … 62 M&M-Konferenz – Harnwegsinfektionen Deutlich erhöhte Anzahl an Harnwegsinfektionen durch ggf. Blasendauerkatheter (DK) / ggf. DK-Liegedauer zu lang (?) Fall Auffälligkeit in den Daten aus der Qualitätssicherung Patient:innen kommen alle mit DK aus OP-Saal DK werden durchschnittlich am 3. post-OP-Tag entfernt Situation Reduktion der Harnwegsinfektionen Indikationsüberprüfung für DK-Anlagen und DK-Entfernungen Ziel Verfahrensanweisung (SOP) zu DK-Anlage/-Entfernung Festlegung von Maß- überarbeiten bzw. aktualisieren Verantwortlichkeiten! Schulung der MA – im OP/auf Station Wer macht was bis wann? nahmen Wer hat den Hut auf? Thema wird zukünftig anhand der QS-Daten vierteljährig in M&M-Konferenzen vorgestellt verantwortlich: Dr. … 63 M&M-Konferenz – Harnwegsinfektionen Deutlich erhöhte Anzahl an Harnwegsinfektionen durch ggf. Blasendauerkatheter (DK) / ggf. DK-Liegedauer zu lang (?) Fall Auffälligkeit in den Daten aus der Qualitätssicherung Patient:innen kommen alle mit DK aus OP-Saal DK werden durchschnittlich am 3. post-OP-Tag entfernt Situation Reduktion der Harnwegsinfektionen Indikationsüberprüfung für DK-Anlagen und DK-Entfernungen Ziel Verfahrensanweisung (SOP) zu DK-Anlage/-Entfernung Festlegung von Maß- überarbeiten bzw. aktualisieren Verantwortlichkeiten! Schulung der MA – im OP/auf Station Wer macht was bis wann? nahmen Wer hat den Hut auf? Thema wird zukünftig anhand der QS-Daten vierteljährig in M&M-Konferenzen vorgestellt verantwortlich: Dr. … 64 Checklisten Sicherheits-Checkliste Luftfahrt & Krankenhäuser Hoch-Risiko-Bereiche https://de.depositphotos.com/stock-photos/flugdeck.html 65 Luftfahrt Absturzursachen zw. 50-70% menschliches Versagen 20% fehlerhafte technische Systeme … Wetter, Flughafen, Wartung, etc. Menschliches Versagen 20% Die zehn Safety Issues mit dem größten Risiko nach ERCS https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/483750/ Technisches 20% 60% Versagen Sonstiges (Wetter, Flughafen …) 66 WHO – Global Patient Safety Challenges Second Global Patient Safety Challenge Safe Surgery Saves Lives Risikoreduktion bei Operationen (2008) https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/7 0080/WHO_IER_PSP_2008.07_eng.pdf;jsessioni d=8ACB592C33FDB1A5C2CBF530D062C6FE?s equence=1 WHO-OP-Checkliste WHO-OP-Checkliste https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/7 0080/WHO_IER_PSP_2008.07_eng.pdf;jsessioni d=8ACB592C33FDB1A5C2CBF530D062C6FE?s equence=1 WHO – Global Patient Safety Challenges WHO-OP-Checkliste Wirksamkeit? https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMsa0810119 WHO – Global Patient Safety Challenges Signifikante Verbesserungen durch Einführung der OP-Checkliste: Wundinfektionen (surgical-site infection) Sterblichkeit (death) Komplikationen (any complication) https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMsa0810119 OP-Checkliste Patientensicherheit Schweiz https://www.patientensicherheit.ch/programme- progress/sichere-chirurgie/#c625 Herausforderung bei der Einführung der OP-Checkliste Veränderungen führen häufig zunächst zu Widerständen bei den MA „Was soll ich denn noch alles ausfüllen?“ OP-Checkliste muss von allen MA beachtet werden Unterstützung durch Führungsebene / ärztliche Leitungen der Chirurgie und Anästhesie absolut notwendig Schulung aller MA digitale OP-Checkliste implementieren verbesserte Ergebnisse nach Einführung der OP-Checkliste allen MA transparent zur Verfügung stellen 72 6. Evidenzbasierte Medizin (EbM) Evidenzbasierte Medizin (EbM) Wie kann Qualität messbar / objektivierbar gemacht werden? Evidenzbasierte Medizin (evidence based medicine) Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung. 2017 The Cochrane Collaboration; www.cochrane.de/de/ebm 74 Evidenzbasierte Medizin (EbM) https://www.cochrane.de/ 75 Evidenzbasierte Medizin (EbM) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/evidenzbasierte- medizin.html#:~:text=Mittels%20der%20evidenzbasierten%20Medizin%20l%C3%A4sst,von%20wissenschaftl ichen%20Untersuchungen%2C%20nachgewiesen%20sein. 76 EbM-Netzwerk https://www.ebm-netzwerk.de/de 77 Evidenzbasierte Medizin (EbM) Patient:innen- erwartungen EbM klinische externe Expertise Evidenz 78 Grenzen der Objektivierbarkeit Wissenschaften eindeutige, präzise, reproduzierbare Forschungsergebnisse mit strenger Methodik z.B. Mathematik, Chemie, Physik Medizin-Wissen ständige Veränderungen der Standards – Annäherung an Wahrheit durch Studien Schwierigkeiten in der Durchführung objektiver Studien multiple Variablen Ethik - Faktor „Mensch“ Kosten : Nutzen - Verhältnis kurze „Halbwertszeit“ medizinischen Wissens (ca. 5 Jahre) 79 Grenzen der Objektivierbarkeit Reales Beispiel evidenzbasierter Medizin (Sackett et al. 1999, S. 5) Beobachtung 1 Ventrikulare Extrasystolen nach Myokardinfarkt bedeuten eine hohe Mortalitätsrate (Sterblichkeitsrate) Beobachtung 2 Extrasystolen lassen sich durch bestimmte Medikamente unterdrucken Schlussfolgerung Werden diese Medikamente nach einem Myokardinfarkt gegen ventrikulare Extrasystolen verabreicht, so senkt sich die Mortalitätsrate Umsetzung Die Medikamente wurden bei Postinfarkt-Patienten mit Herzrhythmusstörungen verordnet Einbezug von Wissenschaftlich glaubwürdige Studien zeigten, dass einige dieser Evidenz Medikamente die Mortalitätsrate bei diesen Postinfarkt-Patienten eher erhöhten als senkten Umsetzung Diese Art von Medikamenten wurde den Postinfarkt-Patienten, bei welchen ventrikulare Extrasystolen auftraten, nicht mehr verabreicht in Anlehnung an S. Mangold: Evidenzbasiertes Arbeiten in der Physio- und Ergotherapie (Springer Verlag, 2013) 80 Grenzen der Objektivierbarkeit Populäre Irrtümer der Medizin Aderlass (über >1500 Jahre, 1809 Schädlichkeit bewiesen) Insulinkoma zur Behandlung Schizophrenie (1933 bis ca. 1957) Vitamine protektiv gegen Krebs (ca. 1940 bis 2007) Bettruhe bei Rückenschmerzen (seit Hippokrates bis ca. 1990) Knorpelglättung bei Kniearthrose (bis 2002: Placebo-Effekt) 81 https://www.diospi-suyana.de/aderlass-wie-im-mittelalter/ Grenzen der Objektivierbarkeit 82 7. Fazit Ziele für heute … Sie kennen Definitionen von Qualität & Management … Sie kennen Merkmale, Indikatoren und Dimensionen von Qualität … Sie lernen Institutionen und Regularien von QM im Gesundheitswesens sowie das ärztliche Gelöbnis kennen … anhand von Beispielen aus der Praxis erfahren Sie Umsetzungsmöglichkeiten der QM-Richtlinie … Sie erhalten einen Überblick über Evidenzbasierte Medizin (EbM) https://cdn.pixabay.com/photo/2021/08/05/17/ 54/darts-6524538_960_720.jpg 84 Fazit / Take-Home-Message Qualitätsmanagement (QM)... sind alle organisatorischen Maßnahmen, die zur Planung, Lenkung und Verbesserung der Leistungsqualität in medizinischen Einrichtungen erforderlich sind (u.a. PDCA-Zyklus) ist gesetzlich als einrichtungsinternes QM vorgeschrieben (SGB V) findet sich u.a. in vielen Institutionen (G-BA etc.), Regularien (QM-Richtlinie, Patient:innenrechtegesetz etc.) hat wesentlichen Einfluss im medizinischen Alltag OP-Checkliste, M&M-Konferenzen etc. Evidenzbasierte Medizin (EbM) kann Qualität messbar / objektivierbar machen 85 Vielen Dank Prof. Dr. med. habil. Dr. phil. Rainer Petzina, MaHM Rektor MSH Professur für Patientensicherheit, Qualitäts- und Klinisches Risikomanagement MSH Medical School Hamburg GmbH University of Applied Sciences and Medical University E-Mail: [email protected]