Einführung Klinische Kinderpsychologie und Entwicklungspsychopathologie PDF
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Dr. Natalie Vannini
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This document is lecture notes on "Clinical Psychology in Child and Adolescent Age". It covers introductory material, module details, dates and questions.
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B-PWAV 3 Anwendungsfach Vertiefung – Klinische Psychologie B-PWAV 3.2 KLINISCHE DIENSTAGS PSYCHOLOGIE UND INTERVENTIONEN IM KINDES- UND JUGENDALTER KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI HERZLICH WILLKOMMEN ZUR VE...
B-PWAV 3 Anwendungsfach Vertiefung – Klinische Psychologie B-PWAV 3.2 KLINISCHE DIENSTAGS PSYCHOLOGIE UND INTERVENTIONEN IM KINDES- UND JUGENDALTER KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI HERZLICH WILLKOMMEN ZUR VERANSTALTUNG Prof. Dr. Natalie Vannini Diplom-Psychologin Psychologische Psychotherapeutin (VT/ Erwachsene) Sprechstunde nach Vereinbarung – auch online möglich Raum D_3.05 T +49 (0)69 247514 -283 [email protected] EINFÜHRUNG IN DIE KLINISCH- PSYCHOLOGISCHE INTERVENTIONEN| DR. N. VANNINI 2 MODUL B-PWAV 3.2 KLINISCHE PSYCHOLOGIE UND INTERVENTIONEN IM KINDES- UND JUGENDALTER Ziele: 1. Zentrale Begriffe der Klinischen Psychologie im Kindes- und Jugendalter kennenlernen 2. Die wichtigsten psychischen Störungen erkennen können 3. Basiswissen zur Behandlung wichtiger Störungen erwerben Passwort: Kinder2025 Weg: Möglichst interaktiv Übungen in Form von Fallbeispielen, Gruppenarbeiten, Rollenspielen… Fragen sehr erwünscht! Folien und Materialien auf Ilias:https://ilias.hs- fresenius.de/goto.php?target=cat_3140318&client_id=HS KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI F 3 MODUL B-PWAV 3.2 KLINISCHE PSYCHOLOGIE UND INTERVENTIONEN IM KINDES- UND JUGENDALTER Prüfungsform: Klausur − 90-Minütig, offene und geschlossene Fragen & Fallvignetten − Inhalte der Seminaristischen Vorlesung − Mind. 50 % der Fragen wird aus dem Pool der abschließenden Fragen gewählt KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 4 BEISPIELE FÜR FRAGEN GESCHLOSSENE FRAGEN b., e., f. 4. KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. FABIAN ESCHER 09.09.2024 5 BEISPIELE FÜR FRAGEN GESCHLOSSENE FRAGE Pro genannten Aspekt hier 0,5 Pkt 1, 3, 4, 6, … 5, 7, 11, …, … KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 09.09.2024 6 BEISPIELE FÜR FRAGEN OFFENE FRAGE 1. Welche Formen des Einnässens tagsüber gibt es? (3 PKT) Man kann drei Formen unterscheiden: (1) die ideopathische Dranginkontinenz, (2) die Harninkontinenz bei Miktionsaufschub und (3) die Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination. KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 09.09.2024 7 BEISPIELE FÜR FRAGEN FALLVIGNETTE KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 09.09.2024 8 MODUL B-PWAV 3.2 KLINISCHE PSYCHOLOGIE UND INTERVENTIONEN IM KINDES- UND JUGENDALTER 1. Entwicklungspsychopathologie 2. Diagnostik und Indikation 3. Ätiologie, Diagnostik und Therapie von Störungen mit Beginn im Säuglings- und Kleinkindalter 4. Ätiologie, Diagnostik und Therapie von Störungen mit Beginn im Kindesalter 5. Ätiologie, Diagnostik und Therapie von Störungen mit Beginn im Jugendalter KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 9 MODULPLANUNG ORGANISATORISCHES Datum Thema 10.09.2024 1. Einführung Kinderpsychologie & Entwicklungspsychopathologie 24.09.2024 2. Frühe Risiko- und Schutzfaktoren (prä- und perinatal, frühe Kindheit) 01.10.2024 3. Klassifikationssysteme, Epidemiologie & Diagnostik 08.10.2024 4. Interventionen: Besonderheiten, Familien- und Spieltherapie 15.10.2024 5. Autismus-Spektrums-Störungen 22.10.2024 6. Umschriebene Entwicklungsstörungen 05.11.2024 7. ADHS 12.11.2024 8. Angst-, Zwang- und Ticstörungen I 19.11.2024 9. Angst-, Zwang- und Ticstörungen II 26.11.2024 10. Störung des Sozialverhaltens 03.12.2024 11. Schulverweigerung 10.12.2014 12. Selbstverletzungen 17.12.2024 Wiederholung - Prüfungsvorbereitung KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 10 MODULPLANUNG ORGANISATORISCHES Di 10.09.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 17.09.2014 KEINE Veranstaltung Di 24.09.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 01.10.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 08.10.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 15.10.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 22.10.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 29.10.2024 KEINE Veranstaltung (Nachschreibewoche) Di 05.11.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 12.11.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 19.11.2024 09:10 - 12:20 Raum: HS D_1.04 Di 26.11.2024 09:10 - 13:10 Raum: HS D_1.04 Di 03.12.2024 09:10 - 13:10 Raum: HS D_1.04 Di 10.12.2024 09:10 - 13:10 Raum: HS D_1.04 Di 17.12.2024 09:10 - 13:10 Raum: HS D_1.04 KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 11 AGENDA Einführung Klinische Kinderpsychologie und Entwicklungspsychopathologie: 1. Definition 2. Grundbegriffe 3. Geschichtliche Aspekte 4. Modelle KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 12 EINFÜHRUNG KLINISCHE KINDERPSYCHOLOGIE UND ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE: 1. DEFINITION & 2. GRUNDBEGRIFFE KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 13 DEFINITION KLINISCHE KINDERPSYCHOLOGIE Die Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters (kurz: Klinische Kinderpsychologie) ist ein interdisziplinäres und sowohl grundlagen- als auch anwendungsbezogenes Teilgebiet der Klinischen Psychologie. Sie beschäftigt sich in ihren Grundlagen mit den Ursachen, der Entwicklung und dem Verlauf psychischer Störungen, wobei früh wirksamen Risiko- und Schutzfaktoren eine besondere Bedeutung zukommt. Im Bereich der Diagnostik nimmt die Feststellung und Bewertung von psychischen Störungen, Entwicklungsabweichungen und psychosozialen Belastungen eine zentrale Stellung ein. KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 14 KONTEXTE DER KLINISCHEN KINDERPSYCHOLOGIE KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 15 DEFINITION ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE Die Entwicklungspsychopathologie (EPP) befasst sich mit Entwicklungsprozessen, die zur Entstehung oder Vermeidung von psychischen Störungen beitragen, d.h. sie bemüht sich um ein Verständnis prozessualer Abfolgen typischer und atypischer Entwicklungsverläufe (vgl. u.a. Heinrichs & Lohaus, 2020; Sroufe & Rutter, 1984). Wann , wie , welche Bedingungen von Abweichungen von normaler Entwicklung KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 16 MERKMALE DER EEP ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE ALS KLINISCHE ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE Integration von Entwicklungspsychologie und klinischer Psychologie Erforschung normaler und abweichender Entwicklung Studium der Pathologie lehrt uns etwas über die normale Entwicklung Wissen über Normalzustand lehrt uns etwas über die Pathologie Psychopathologie als ein Vergrößerungsglas zur Betrachtung normaler psychologischer und biologischer Prozesse KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 17 MERKMALE DER EEP ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE ALS INTERDISZIPLINÄRE DISZIPLIN In der Entwicklungspsychopathologie geht um die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von psychischen Störungen ebenso wie um die Identifikation von Bedingungen, die das Risiko von Fehlentwicklung reduziert. Zugrunde liegt dabei en interdisziplinärer Forschungsansatz, d.h. Einbezug von... biologischen (genetischen und biochemischen) psychologischen (kognitiven und affektiven) sozialen Faktoren Biopsychosozialer Ansatz KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 18 MERKMALE DER EEP Was ist „normales“ Verhalten? Bei einem 1-jährigen Kind ist es normal, wenn es weint, wenn die Mutter den Raum verlässt. Bei einem 20-jährigen Erwachsenen wäre das nicht normal. Bestimmte Abweichungen können in unterschiedlichen Altersstufen sehr unterschiedlich sein und sich unterschiedlich äußern Zum Beispiel … KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 19 1. Marie ist ein Einzelkind, sie ist 5 Jahre alt und ist tagsüber bei einer 4. Mona ist 4 Jahre alt, sie erzählt seit kurzer Zeit Geschichten, Tagesmutter, ebenfalls bei der Tagesmutter ist Hanna, sie ist bereits 6 diese sind manchmal sehr realistisch, können aber nicht Jahre und schon in der Schule, mittags macht sie häufig ihre stattgefunden haben. Ihre Eltern fühlen sich von ihr angelogen. Ist Hausaufgaben, wenn Marie auch dabei ist. Dabei ist aufgefallen, dass ~ diese Einschätzung richtig oder falsch? Marie sehr interessiert am Lesen und Rechnen ist. Sie möchte immer zusammen mit Hanna die Hausaufgaben machen. Maries Eltern sind 5. Max ist jetzt 9 Monate alt, seine Oma kommt seit seiner Geburt sich sicher, Marie ist hochbegabt und möchten dies noch vor der einen Nachmittag die Woche vorbei und unternimmt einen Einschulung testen lassen. Ist eine Intelligenztestung hier angebracht ~ Spaziergang mit ihm. Das hat immer gut geklappt, doch auf einmal oder nicht? beginnt Max nach kurzer Zeit mit der Oma zu weinen. Er hört erst 2. Fynn ist 3 Jahre alt, er hat 2 größere Geschwister (6 & 8 Jahre), er auf, als er wieder bei seinen Eltern ist. Müssen die Eltern sich kann schon gut laufen und klettert gerne, z.B. auf Tische und stürzt sich dann hinunter. Er spricht nicht, er gibt jedoch Laute von sich, die Sorgen machen? ~ angeben, ob er zufrieden oder unzufrieden ist. Mit seinen 6. Mathilda ist 3 Jahre alt, jeden Abend kontrolliert sie gemeinsam Geschwistern spielt er nicht, Augenkontakt nimmt er auch nicht auf. mit ihrer Mama, ob es Monster unter dem Bett gibt, sonst legt sie Seine Eltern finden das normal, denn Fynn hat es ja noch nie anders sich nicht zum Schlafen hin. Klinisch auffällig oder nicht? ~ gemacht. Das ist eben so bei ihm. Ist die Einschätzung der Eltern X richtig oder falsch? Diskutieren Sie mit Ihrem Sitznachbarn/ 3. Enno ist 4 Jahre alt, bereits seit er ca. 2 Jahre alt ist er tagsüber trocken und meldet sich bei seinen Eltern, wenn er zur Toilette muss. Ihrer Sitznachbarin, ob es sich bei Nachts braucht er jedoch eine Windel, weil er nicht wach wird, wenn diesen Fällen um „normales“ Verhalten er auf die Toilette muss und ohne Windel das ganze Bett nass wäre. Seine Eltern sind besorgt, sie glauben, dass etwas nicht stimmt und handelt! suchen einePSYCHOLOGIE KLINISCHE Kinderärztin ~ | DR. FABIAN ESCHER auf.UND JUGENDALTER IM KINDES- 20 MERKMALE DER EEP Was ist „normales“ Verhalten? Bei einem 1-jährigen Kind ist es normal, wenn es weint, wenn die Mutter den Raum verlässt. Bei einem 20-jährigen Erwachsenen wäre das nicht normal. Bestimmte Abweichungen können in unterschiedlichen Altersstufen sehr unterschiedlich sein und sich unterschiedlich äußern Welche Bedingungen erhöhen oder senken die Wahrscheinlichkeit einer Fehlentwicklung? (Bedingungen innerhalb und außerhalb der Person) Risiko- und Schutzfaktoren! KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 21 MERKMALE DER EEP PROZESSCHARAKTER VON PSYCHOPATHOLOGIEN Abweichendes Verhalten ist genauso ein Ergebnis von dynamischen Veränderungsprozessen wie normales Verhalten Entsprechend betrachtet EPP die gesamte Lebensspanne: Hierdurch ist es möglich, den Beginn und Verlauf von psychischen Störungen, alterstypischen Erscheinungsformen, ihre Vorboten (Prädiktoren) und Folgen zu identifizieren. Wir gehen von Plastizität in der Entwicklung aus: In jedem Alter können bestimmte Faktoren Einfluss nehmen Lebensspannenkonzept (vgl. Baltes, 1987) KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 22 ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE PSYCHISCHE STÖRUNG Mit Äquifinaliät ist gemeint, dass viele Entwicklungswege zu einem ähnlichen Entwicklungsergebnis führen können (Cicchetti, 1999) Multifinalität meint, dass ähnliche Entwicklungswege zu unterschiedlichen Entwicklungsergebnissen führen können Es gibt vielfach keine eindeutige Beziehung zwischen Entwicklungswegen und Entwicklungsergebnissen. Daraus folgt, dass es im individuellen Fall von großer Bedeutung ist, den individuellen Entwicklungsverlauf (und die dabei aufgetretenen Risiko- und Schutzfaktoren) zu rekonstruieren. Erst durch eine umfassende Anamnese lassen sich Rückschlüsse darüber gewinnen, wie es zu einer spezifischen psychischen Störung gekommen ist! KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 23 ENTWICKLUNGSSTÖRUNG – KRITERIEN FÜR EINE PSYCHISCHE STÖRUNG IM KINDES- UND JUGENDALTER 1. Beeinträchtigung der Bewältigung alterstypischer Basis Kriterium Centscheidendes ? Entwicklungsaufgaben 2. Weitere Kriterien für die Diagnose einer psychischen Störung sind… die Abweichung von einer Entwicklungsnorm, der subjektive Leidensdruck, Selbst- und Fremdgefährdung 3 einer nach gestellte Kriterien ansreichend zur Diagnose Strung nicht Motive fur Verhalter wichtig KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 24 BEISPIEL: ALTERSTYPISCHE SYMPTOME VON DEPRESSION IM KINDES- UND JUGENDALTER Vorschulalter (4-6 Jahre): Kleinkindalter (1-3 Jahre): Traurig mehr Weinen Psychomotorische Hemmung mehr Irritabilität, Spielunlust Angst, Phobien Gestörtes Essverhalten Appetitlosigkeit, Schlafstörungen Ausdrucksarmut Introvertiertes/aggressiv gereiztes Verhalten Schulkinder (7–12 Jahre): Jugendalter (13–18 Jahre): Verbalisierung von Traurigkeit Selbstzweifel, wenig Selbstvertrauen Psychomotorische Hemmung Lustlosigkeit, Apathie, Gewichtsverlust, Zukunftsangst, wenig Appetit Konzentrationsmangel Schlafprobleme, suizidale Gedanken Psychomotorische Beschwerden Suizidalität, Labilität Schlafprobleme KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI (mod. nach Knölker et al., 2000) 25 EINFÜHRUNG KLINISCHE KINDERPSYCHOLOGIE UND ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE: 3. GESCHICHTLICHE ASPEKTE KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 26 GESCHICHTLICHE ASPEKTE Wilhelm Emil Kraepelin Griesinger (1856-1926) Mittelalter 3 (1817-1868) 5 Dämonologische 1845 W. Griesinger prägt die 1883 E. Kraepelin veröffentlich seine Ansätze des Irreseins Auffassung., das Geistes- Klassifikation geistiger Störungen, die (Bessenheit) krankheiten Gehirn- weltweit übernommen und erst in krankheiten sind, ihre jüngerer Zeit durch neuere Behandlung fällt damit in die Klassifikationen der WHO und der APA Zuständigkeit der Neurologie abgelöst wurden. und Psychiatrie 1793 P. Pinel befreit 1879 W. Wundt richtet in Leipzig das 1900 S. Freud veröffentlich geisteskranke Pat. von ihren erste psychologische Labor ein und „Die Traumdeutung“, sein Ketten im Pariser Spital St. begründet die experimentelle wichtigstes theoretisches Bicêtre und setzt sich für eine Psychologie. Durch die Werk zur Psychoanalyse. menschlichere Behandlung Institutionalisierung der Psychologie Bahnbrechend werden seien ein - erste humanitäre schaffen er und seine Mitarbeiter die Theorien zum Trieb, Betreuungsansätze Voraussetzung für die Entwicklung des menschlichen Entwicklung Faches im 20. Jhd. –und damit auch und zum Aufbau der Psyche. die Grundlage einer wissenschaftlich begründeten Psychiatrie 2 4 4 Philippe Pinel Wilhelm Wundt Sigmund Freud 1745-1826 (1832-1920) (1856-1939) GESCHICHTLICHE ASPEKTE: DIE PSYCHODYNAMISCHE PERSPEKTIVE SIGMUND FREUD (1856-1939) 1. Versuch Verhalten seiner Patientinnen zu erklären und „Vorboten“ zu erarbeiten Er hat entwicklungspsychopathologische Fragen gestellt. KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 09.09.2024 28 GESCHICHTLICHE ASPEKTE: DIE PSYCHODYNAMISCHE PERSPEKTIVE SIGMUND FREUD (1856-1939) 1. Versuch Verhalten seiner Patientinnen zu erklären und „Vorläufer“ zu erarbeiten Er hat entwicklungspsychopathologische Fragen gestellt. 2. Aber: zu stark fokussiert auf die Erfahrungen in der frühen Kindheit, da eindimensionale Vorhersagen, die die moderne EPP nicht machen würde (Multikausalität!) 3. Methodische Einschränkungen Freuds: er hat alle Erkenntnisse nur aus retrospektiven Befragungen erarbeitet kein Längsschnitt! Die EPP jedoch hat einen prospektiven Anspruch! KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 29 GESCHICHTLICHE ASPEKTE: DIE PSYCHODYNAMISCHE PERSPEKTIVE Anna Freud (1895 – 1982) 1927 „Einführung in die Technik der Kinderanalyse“ 1968 „Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung“ o Entwicklungslinien (durchschnittliche Entwicklungsnormen/Typische Entwicklungslinien): „von der infantilen Abhängigkeit zum erwachsenen Liebesleben“, „vom Egoismus zur Freundschaft und Teilnahme an einer menschlichen Gemeinschaft“ und „von der Autoerotik zum Spielzeug und vom Spiel zur Arbeit“. o Entwicklungsansatz einer Kinderpsychopathologie („Entwicklungsdisharmonien“: Entwicklungsabweichung als Unfähigkeit, altersangemessene Aufgaben zu erfüllen) KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 09.09.2024 30 GESCHICHTLICHE ASPEKTE Burrhus Albert Bandura Wilhelm Wundt Iwan Frederik (1925-2021) (1832-1920) Petrowitsch Skinner (1904- 3 Pawlow 5 1990) 5 (1849-1936) 1971 A. Bandura 1879 W. Wundt richtet 1938 B.F. Skinner veröffentlich sin „Social in Leipzig das erste beschreibt in „The Learning Theory“ Er gilt als 1905 I.P. Pawlow psychologische Labor. Im Bahavior of Animals“ veröffentlich seine ersten Entwickler der sozial- Vordergrund seiner das Operante kognitiven Lerntheorie Studien zum klassischen experimentellen zumeist Konditionieren bei Konditionieren: berühmt wird (Modellernen) und prägte psychophysischen Tieren der „Pawlow´sche Hund“. die Begrifflichkeit der Methoden stand Selbstwirksamkeitserwartun zunächst die sorgfältige g (engl. self-efficacy). Introspektion 1898 E.L. Thorndike 1919 J.B. Watson veröffentlich stellt in „Animal „psychology from the standpoint of a 1962 A. Ellis´Buch „Reason Intelligence“ seine behaviorist“. Grundlage der und Emotionen“ erscheint; Lernexperimente mit behavioristischen Psychologie, die die es handelt sich um einen Katzen im sog. Psychologie n den USA in den wichtigen Schritt in der „Problemkäfig“ dar. nächsten Jahrzehnten bestimmen Entwicklung der rational- 1905 beschreibt r das sollte emotiven Therapie (RET) „Law of Effects“ Edward L. John B. Watson Albert Ellis 2 Thorndike 4 (1878-1958) 4 (1913-2007) (1874-1949) GESCHICHTLICHE ASPEKTE: DIE KOGNITIV- BEHAVIORALE PERSPEKTIVE Verhaltenstherapie bezeichnet ursprünglich die Anwendung aller modernen Lerntheorien auf die Behandlung abweichenden Verhaltens. Psychische Störungen sind das Ergebnis fehlgelaufener Konditionierungsprozesse – sie werden – wie jedes andere Verhalten auch – durch Lernen und Verstärkung erworben und sind ebenso wieder ver- und umlernbar. Schon früh wird deutlich: rein behaviorale Modelle alleine reichen weder theoretisch noch praktisch aus, um psychische Störungen hinreichend zu erklären. Wichtige Erweiterungen von Beginn an z.B. durch Hans-Jürgen Eysenck (1916‒1997), der die Bedeutung von Persönlichkeit betont Eine bis heute einflussreich konzeptuelle Erweiterungen ist der psychophysiologische „Drei-Ebenen-Ansatz“ von Peter Lang (1993) 32 GESCHICHTLICHE ASPEKTE: DIE KOGNITIV- BEHAVIORALE PERSPEKTIVE 3 EBENEN MODELL Denken/Fühlen Verhalten Körper (Lang & Margraf, 1993) KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 33 AUFGABE: Wie würden Sie Angst anhand des 3-Ebenen-Modells nach Lang beschreiben?: Körper Denken/Fühlen Verhalten Reaktion des Abwegung/einschitzung Kontrolliert o. unkontrollier nervous systems KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 34 GESCHICHTLICHE ASPEKTE INTEGRATIVE ANSÄTZE Auf dieser zunehmend breiteren wissenschaftlichen Grundlage öffnete sich seit den 70er Jahren die anfangs eher behavioristisch orientierte Verhaltenstherapie zunehmend stärker kognitiven Prozessen und Modellen (sog. kognitive Wende). Damit wurde auch der Grundstein für eine breite Integration der Erkenntnisse der gesamten empirischen Psychologie in die Klinische Psychologie und die Verhaltenstherapie im Besonderen gelegt. Entwicklung nahezu aller bereits diskutierten Paradigmen hin zu einem interaktional oder biopsychosozial Ansatz (integrative Modelle) Biopsychosozialer Forschungsansatz: interdisziplinärer Forschungsansatz, der klinisch-psychologische, biologisch- medizinische, soziologische und kulturvergleichende Perspektiven integriert KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 35 EINFÜHRUNG KLINISCHE KINDERPSYCHOLOGIE UND ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE: 3. MODELLE KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 36 DAS BIOPSYCHOSOZIALE MODELL alle Gleiche grundsahelich - Wert - dynamischer Wechsel - ausreichend fer allgemeine Strungen > - nicht fur spezifische Quelle: Petermann et al., 2018, S. 26 KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 37 VULNERABILITÄTS-STRESS-MODELL (AUCH DIATHESE-STRESS-MODELL) besser geeignet Ergänzung des biopsychosozialen Modells um Zeitverlauf und dynamische Aspekte Vulnerabilitäten (von lateinisch vulnus, Wunde) wird dabei verstanden als jeweils gegebener Grad der „Verletzlichkeit“ einer Person. Diathese (griechisch Auseinanderstellen, Zustand) bezeichnet den Grad der „Empfänglichkeit“ einer biologisch: z. B. körperl. Erkrankung Person für eine bestimmte Störung. psych.: kritische Lebensereignisse, Vulnerabilitäten Trauma Becker (1997) hat die Erweiterung des soziale Belastungen genetisch, biologisch frühe psych. Vulnerabilitäts-Stress-Konzepts um den Entwicklung Ressourcenaspekt vorgeschlagen: Das ungünstige soziale Neuauftreten psychischer Störung (Inzidenz) wird „Start“- Bedingungen zusätzlich durch psychische Kompetenzen und förderliche Umweltbedingungen bestimmt KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 38 RISIKO- UND SCHUTZFAKTOREN „WAS HÄLT UNS UNTER WIDRIGEN UMSTÄNDEN GESUND?“ KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 39 09.0 9.20 RISIKO- UND SCHUTZFAKTOREN Umwelt Elterliche Familien- Merkmale struktur und Eigen- und - schaften situation Kind Risikofaktoren: Früh- Biologi- geburt, Bindung, Eltern- sche und Erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Kind- perinatale Komplika- somati- Interaktion sche Auftretens einer Auffälligkeit (einer tionen Faktoren Kritische Lebens- Entwicklungsabweichung) ereignisse Genetische Tempe- Geschlecht Ausstattung rament Schutzfaktoren: Soziale, Wirken den Risikofaktoren entgegen und kommuni- kative und Pränatale mildern oder kompensieren deren Elterliches (Erzieh- Resilienz intellektu- Faktoren: elle Fähig- Alkohol, schädliche Wirkung ungs-) Verhalten keiten Drogen, Umweltgif- te Peerbeziehungen KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 40 PERSONENBEZOGENE VS. UMWELTBEZOGENE Umwelt RISIKO- UND SCHUTZFAKTOREN Elterliche Merkmale Familien- struktur und Eigen- und - schaften situation Kind Personen- bzw. kindbezogene Früh- Biologi- geburt, Faktoren liegen innerhalb des Kindes Bindung, Eltern- Kind- perinatale sche und somati- Komplika- (z.B. genetische Disposition, Interaktion tionen sche Faktoren Kritische Temperament) Lebens- ereignisse Umweltbezogene Faktoren werden Geschlecht Genetische Tempe- Ausstattung rament durch die äußere Umgebung bestimmt (z.B. pränatale Einflüsse, kritische Soziale, Lebensereignisse) kommuni- kative und Pränatale Elterliches Resilienz intellektu- Faktoren: (Erzieh- elle Fähig- Alkohol, ungs-) keiten Drogen, Verhalten Umweltgif- te Peerbeziehungen KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 41 INTERAKTION UND RESILIENZ Die Intensität, das zeitliche Andauern und das Zusammenspiel interner und externer Risiko- und/oder Schutzfaktoren bestimmen letztendlich, ob es zur Entwicklung einer Verhaltensauffälligkeit kommt oder nicht Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Auffälligkeiten steigt typischerweise mit der Art und der Anzahl der Risiken, mit denen ein Kind oder Jugendlicher konfrontiert ist Ausnahme: Resiliente Kinder und Jugendliche Resilienz: Erworbene Widerstandsfähigkeit einiger Kinder und Jugendlicher gegenüber dem negativen Einfluss von Risikofaktoren. Es handelt sich um die Fähigkeit eines Kindes, mit widrigen Umständen angemessen umzugehen und Bewältigungskompetenzen zu entwickeln (vgl. Reinelt, Schipper & Petermann, 2016) KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 42 RISIKOFAKTOREN Beeinträchtigen die körperliche, psychische, soziale Entwicklung Erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Leid, Symptomen und Krankheit Erschweren die Anpassung Verhindern die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben Keine statische Größe, sondern ein prozesshafter Einfluß Spezifische Risikokonstellationen: 1. Kontinuität von Entwicklungsrisiken Ein Entwicklungsrisiko in einem Lebensabschnitt kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass psychische Störungen in einem späteren Lebensabschnitt entstehen 2. Kumulation von Entwicklungsrisiken Je mehr Risikofaktoren zusammenkommen, desto größer die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer psychischen Störung sein KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 43 KUMULATION VON ENTWICKLUNGSRISIKEN Rutter (1979): Identifikation familiärer Risikofaktoren im Zusammenhang mit psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter Family Adversity Index: - Geringer sozialer Status - Große Familie/beengte Wohnverhältnisse - Ständige Konflikte in der Partnerschaft - Psychische Störung der Mutter - Kriminalität der Eltern - Heimaufenthalte der Kinder Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer psychischen Störung im Alter von 10 Jahren bei: 2%, wenn ein oder kein Risikofaktor vorlag 6% bei zwei oder drei Risikofaktoren (BELLA-Studie, Ravens-Sieberer et al., 2007) 20% bei vier und mehr Risikofaktoren Auch im deutschsprachigen Raum gültig (BELLA-Studie Ravens- Sieberer et al. 2007) KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 44 GESUNDHEIT VON KINDERN UND JUGENDLICHEN IN DEUTSCHLAND- KIGGS-STUDIE 2007 (LANGE ET AL. 2018) Gesamtproblemwert (SDQ-Elternbericht) unauffällig grenzwertig auffällig Geschlecht Jungen 82,2% 8,8% 9,0% Mädchen 88,5% 6,2% 5,3% Migrationsstatus Migrant 78,7% 11,5% 9,8% Nicht-Migrant 86,5% 6,8% 6,7% Sozioökonomischer Status Niedriger 76,8% 11,0% 12,2% Mittlerer 86,6% 7,0% 6,4% Hoher 91,9% 4,6% 3,5% Gesamt 85,3% 7,5% 7,2% Erhebung der Verhaltensauffälligkeiten mit dem SDQ durch die Eltern von 14.478 Kindern von 3-17 Jahren 45 SCHUTZFAKTOREN Schutzfaktoren mildern die Wirkung von Risikofaktoren ab oder heben diese komplett auf, d.h. Schutzfaktoren üben erst ihre positive Wirkung aus, wenn ein Entwicklungsrisiko besteht. Ein Schutzfaktor wirkt also nicht universell, sondern stellt immer einen Schutz vor einer spezifischen Abweichung oder Fehlentwicklung dar (Petermann & Resch, 2013) Reduzieren die negativen Auswirkung eines Entwicklungsrisikos („Pfuffereffekt“) Fördern Bewältigung und Kompensation Eröffnen neue Gelegenheiten und Chancen KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 46 BELLA STUDIE Mental health problems in adolescents with different numbers of risk factors and low/medium/high availability of resources (n=1,433) (Wille et al., 2008) 47 SCHUTZFAKTOREN IM KONTEXT VON MODERATION/MODIFIZIERUNG Moderatoren beeinflussen den Zusammenhang zwischen 2 Variablen: Z.B. Lernaufwand und Prüfungsleistung Was sind mögliche Moderatoren? Ein Moderator gibt an, unter welchen Bedingungen eine bestimmte Beziehung zwischen Ausgangs- und Endzustand besteht (während ein Mediator eine Variable ist, die die Beziehung zwischen einem Ausgangs- und einem Endzustand kausal beeinflusst). Schutzfaktoren in Bereich Moderationn. Modifizierung stutzen und store Moderatoren konnen KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 48 MODERATOREN Coping: Bewältigungsmöglichkeiten (Umgang mit Belastung i.S.v. Coping) des Individuums moderiert, ob Belastung zu psychischer Störung führt Stress-Modell (Lazarus): Beurteilung, ob Situation bedrohlich oder relevant ist („Primary Appraisal“) und Einschätzung, ob verfügbare Coping-Kompetenzen zur Bedrohungsbewältigung ausreichen („Secondary Appraisal“) wenn Situation relevant und nicht bewältigbar Auslösung von Stress (kann zu psychischer Störung führen) Signifikanter Zusammenhang von Coping-Defiziten mit Beeinträchtigung psychischer Gesundheit belegt KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 49 Vergleich von aktiven Copingstrategien 0,5 0,4 delinquent youths addicted youths depressive youths 0,3 control group 0,2 0,1 0,0 Escher & Seiffge-Krenke, 2013 I discuss the problem I talk straight away I try to get help from I try to talk about the I look for information I try to get help and I try to solve the with my parents/ about the problem institutions (job problem with the in magazines, comfort from people problem with the KLINISCHE PSYCHOLOGIE other adults. whenIMitKINDES- UND JUGENDALTER appears and center, youth| DR. FABIAN personESCHER concerned. encyclopedias or who are in a similar help of my friends. 50 don’t worry much. wellfare offices). books. situation. Vergleich von aktiven Copingstrategien 0,5 0,4 delinquent youths addicted youths depressive youths 0,3 Insgesamt: control group Depressive Jugendliche wenigste Copingaktivität Jugendliche aus Suchthilfe und delinquente Jugendliche sehr geringe Flexibilität: Bei verschiedenen Stressoren gleiche 0,2 Copingstrategien 0,1 0,0 Escher & Seiffge-Krenke, 2013 I discuss the problem I talk straight away I try to get help from I try to talk about the I look for information I try to get help and I try to solve the with my parents/ about the problem institutions (job problem with the in magazines, comfort from people problem with the KLINISCHE PSYCHOLOGIE other adults. whenIMitKINDES- UND JUGENDALTER appears and center, youth| DR. FABIAN personESCHER concerned. encyclopedias or who are in a similar help of my friends. 51 don’t worry much. wellfare offices). books. situation. INTEGRATION: BIOPSYCHOSOZIALES MODELL DER ÄTIOLOGIE PSYCHISCHER STÖRUNGEN EINFÜHRUNG IN DIE KLINISCHE PSYCHOLOGIE UND PSYCHOTHERAPIE | DR. FABIAN ESCHER 52 SPEZIFISCHE MODELLE ZUR ENTSTEHUNG PSYCHISCHER STÖRUNGEN – DAS TRIPARTITE – MODELL (MORRIS ET AL., 2007) Die Rolle der Familie bei der kindlichen Emotionsregulation Kinder lernen Emotionsregulation über drei Prozesse: 1) Lernen am Modell 2) Emotionsbezogene Erziehungspraktiken 3) Emotionales Familienklima Klinische Psychologie im Kindes- und Jugendalter | Dr. Natalie Vannini 53 ENTWICKLUNGSPFADMODELLE – BEISPIEL ZUR ENTSTEHUNG VON AGGRESSIVEN-DISSOZIALEN BZW. DELINQUENTEN VERHALTEN Entwicklungspfadmodelle beschreiben typische Entwicklungswege und -abfolge, die zu einer psychischen Störung führen können Es wird der Frage nachgegangen, ob sich typische Entwicklungssequenzen identifizieren lassen, die mit der Entwicklung spezifischer Störungsbilder verbunden sind Hypothetische Entwicklungsstufen aggressiven Verhaltens (vereinfacht nach Scheithauer & Petermann 2002) Klinische Psychologie im Kindes- und Jugendalter | Dr. Natalie Vannini 54 ABSCHLIEßENDE FRAGEN EINFÜHRUNG KLINISCHE KINDERPSYCHOLOGIE UND ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE 1. Womit befasst sich die Entwicklungspsychopathologie und welcher Forschungsansatz wird dabei verfolgt? 2. Welches Basiskriterium lässt sich zur Abgrenzung einer psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter nutzen? 3. Welche weiteren Kriterien können bei der Abgrenzung einer psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter weiterhin von Bedeutung sein? 4. Was bedeuten Äquifinalität und Multifinalität bei der Entstehung von Entwicklungspsychopathologien? 5. Nennen Sie jeweils Beispiele für Risiko- und Schutzfaktoren in der kindlichen Entwicklung. 6. Beschreiben Sie den zentralen Faktor des Tripartite-Modells nach Morris und seine Auswirkungen im Zusammenhang des Modells KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 55 KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 56 LITERATUR Baltes, P. (1987). Theoretische Thesen der Entwicklungspsychologie über die Lebensspanne: Über die Dynamik zwischen Wachstum und Verfall. Developmental Psychology, 23(5), 611-626. Escher, F. & Seiffge-Krenke, I. (2013). Coping mit Alltagsstress in verschiedenen Problembereichen. Vergleich klinisch auffälliger und gesunder Jugendlicher. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 41(5), 295-307. Heinrichs, N. & Lohaus, A. (2020). Klinische Entwicklungspsychologie kompakt (2.Aufl.). Weinheim: Beltz. Hoyer, J. & Knapp, S. (2020). Klinische Psychologie & Psychotherapie (3. Aufl.). Berlin: Springer. Knölker, U., Mattejat, F., Schulte-Markwort, M. (2000). Kinder- und Jugendpsychiatrie systematisch (2. Aufl.). Bremen: UNI-MED. Morris, A. S. et al. (2007). The Role of the Family Context in the Development of Emotion Regulation. Social Development, 16, 361-388. https://doi.org/10.1111/j.1467-9507.2007.00389.x Petermann, F. (Hrsg.) (2013). Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie (7., überarb. u. erw. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Petermann, F. (Hrsg.) (2009). Fallbuch der Klinischen Kinderpsychologie (3., vollst. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. Petermann, F., Maercker, A., Lutz, W., & Stangier, U. (2018). Klinische Psychologie – Grundlagen. Göttingen Hogrefe Verlag. Ravens-Sieberer, U., Wille, N., Bettge, S. & Erhart,M. (2007) Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Ergebnisse aus der BELLA-Studie im Kinderund Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung –Gesundheitsschutz, 50, 871– 878 Reinelt, T.; Schipper, M.; Petermann, F. (2016). Viele Wege führen zur Resilienz. Zum Nutzen des Resilienzbegriffs in der Klinischen Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. Kindheit und Entwicklung, 25,3, S. 189-199 KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 57 RESILIENZ KLINISCHE PSYCHOLOGIE IM KINDES- UND JUGENDALTER | DR. NATALIE VANNINI 58 Text hinzufügen Text hinzufügen Klinische Psychologie im Kindes- und Jugendalter | Dr. Natalie Vannini 59 Text hinzufügen Klinische Psychologie im Kindes- und Jugendalter | Dr. Natalie Vannini 60