Internationale Politik I - Einführung in die Internationale Politische Ökonomie (PDF)

Summary

Diese Unterlagen behandeln die Einführung in die Internationale Politische Ökonomie im Wintersemester 2024-2025 an der Universität Osnabrück. Es werden verschiedene Themen wie die Grundlagen von Produktion und Unternehmen, multinationale Unternehmen sowie Lieferketten und Beziehungen zwischen Staaten und Unternehmen besprochen. Die Materialien enthalten Folien und Diagramme.

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Internationale Politik I Einführung in die Internationale Politische Ökonomie Leitung: Prof. Dr. Daniel Mertens Sitzung: 07_Produktion und Unternehmen Termin: Montags, 16-18 Uhr Bild: Stadt - Religion - Kapitalismus | Turm zu Babel und die Hängenden Gärten der Semiramis / Skyline von Shanghai | Joan Campderrós-i-Canas, CC BY 2.0, Collage Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Internationale Politik I Einführung in die Internationale Politische Ökonomie Leitung: Prof. Dr. Daniel Mertens Sitzung: 07_Produktion und Unternehmen Termin: Montags, 16-18 Uhr Melanie Thornton | Coca-Cola – Holidays are Coming Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Internationale Politik I Einführung in die Internationale Politische Ökonomie Leitung: Prof. Dr. Daniel Mertens Sitzung: 07_Produktion und Unternehmen Termin: Montags, 16-18 Uhr Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Agenda (1) Grundlagen: Produktion und Unternehmen (2) Was sind und warum gibt es multinationale Unternehmen? (3) Die Rolle von Liefer- und Wertschöpfungsketten (4) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der globalen Ökonomie (5) „15 Minuten für“: Die politische Macht von ‚Big Tech‘ Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (1) Grundlagen: Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung Input Produktionsprozess Output  Steigerung von Output = mehr Güter zu tendenziell sinkenden Preisen  durch Zuführung von mehr Inputs (Arbeit, Kapital)  durch Steigerung der Produktivität (mehr Output bei gleichbleibender Menge an Inputs): Innovationen im Produktionsprozess  Aus diesem Grund: Technologische Innovationen wesentlicher Treiber ökonomischer Entwicklung  In kapitalistischer Wirtschaftsform: Anreize zur Durchsetzung von Produktivitätssteigerungen ( sinkende Produktionskosten  mehr Profit), aber auch Kämpfe (politisch, in Betrieben) um die konkrete Ausgestaltung Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (1) Grundlagen: Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung „Die Eröffnung neuer, fremder oder einheimischer Märkte und die organisatorische Entwicklung vom Handwerksbetrieb und der Fabrik zu solchen Konzernen wie dem U.S. Steel illustrieren den gleichen Prozess einer industriellen Mutation (…), der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert, unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft. Dieser Prozess der ‚schöpferischen Zerstörung‘ ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum.“ (Joseph A. Schumpeter 1946 : Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Stuttgart: UTB, S. 116).  Reminder: VoC unterschied nationale Kapitalismusmodelle aufgrund der institutionellen Eingebundenheit von Unternehmen, die wiederum eine spezifische Form der Innovation hervorbringen würde (radikal, inkrementell) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (1) Grundlagen: Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (1) Grundlagen: Innovation, Produktion und ökonomische Entwicklung Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Was sind und warum gibt es multinationale Unternehmen?  Zentrale Kriterien:  grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit, unterstützt durch Fähigkeit, verschiedene Prozesse und Transaktionen innerhalb als auch zwischen verschiedenen Ländern zu koordinieren und zu kontrollieren (Standortpolitik);  potenzielle Fähigkeit, die geographischen Unterschiede in der Verteilung der Produktionsfaktoren (z. B. natürliche Ressourcen, Kapital, Arbeit) und in der staatlichen Politik (z. B. Steuern, Handelshemmnisse, Subventionen usw.) zu nutzen  potenzielle geografische Flexibilität - die Fähigkeit, ihre Ressourcen und Abläufe zwischen Standorten auf internationaler oder sogar globaler Ebene umzuschalten Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Was sind und warum gibt es multinationale Unternehmen?  Entstehung moderner MNUs: Um 1900 herum (Konzentrationsprozesse, neue Technologien, Kolonialherrschaft), aber im Laufe des 20. Jahrhunderts erfolgt Transnationalisierung v.a. durch: (1) Ausländische Portfolioinvestitionen (foreign portfolio investment/FPI): Investitionen außerhalb des Heimatlandes der Unternehmung, in deren Rahmen lediglich Kapital ins Zielland fließen. Bei FPI bleibt die Kontrolle über die Unternehmung bei heimischen Kapitalisten (2) Ausländische Direktinvestitionen (foreign direct investment/FDI): Transfer von Kapital zum Erwerb von Eigentumsrechten im Ausland, in deren Rahmen sowohl Kapital als auch Technologie und Wissen ins Zielland fließen. Bei FDI bleibt Einfluss/Kontrolle über die transferierten Ressourcen bei ausländischer Unternehmung/dem MNU (greenfield investments + mergers & aquisitions) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Abb. 8.2. Anteil von FDI an der globalen Wirtschaftsleistung Quelle: OECD 4 3,5 in Prozent des globalen BIP 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Was sind und warum gibt es multinationale Unternehmen?  Drei Formen der Integration  Vertikal (unterschiedliche Phasen entlang einer Lieferkette; Transaktionskosten)  Horizontal (gleiches Produkt; Marktkonzentration und Expansion)  Konglomerat (Produktdiversifikation; Risikosteuerung und Expansion)  Kerntreiber: Streben nach Effizienz & Macht  Zugang zu Märkten (wo sind große Absatzmärkte?)  Zugang zu Produktionsfaktoren/Ressourcen (Arbeit, Boden, Kapital, Wissen)  Strategische Industriepolitik (‚national champions‘)  Strukturelle Ursachen  Konkurrenzdruck; techn. Wandel; finanzielle Globalisierung; pol. Transformation Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die Rolle von Liefer- und Wertschöpfungsketten  Multinationale Unternehmen organisieren auch den Welthandel v.a. durch die Etablierung von Produktionsnetzwerken und Liefer- /Wertschöpfungsketten Querbezug  Weltwirtschaft/Globaler Handel als Positivsummenspiel oder Win/Win-Situation Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle: World Bank 2019: World Development Report 2020. Trading for Development (3) Die Rolle von Liefer- und Wertschöpfungsketten  Lieferketten verknüpfen Zulieferer, Produzenten, Verteilzentren, Einzelhandel und Verbraucher/Endkunden -> verbindet also Beschaffung mit Produktion und Märkten  Begriff „unpolitisch“, v.a. Effizienz- und Zeitgewinne, aber damit treten auch neue Koordinationsprobleme auf: vermittelt durch geographische Distanz und kulturelle und politische Unterschiede, Sicherheit -- plus ethischer Fragen, Arbeitsbedingungen, Hierarchien etc.  Wertschöpfungskette: Schwerpunkt darauf wo und wie `Wert geschöpft wird` (Kapitalismus: Mehrwert) und unter welchen Bedingungen  Unterschiedliche Typen von Liefer- und Wertschöpfungsketten (vgl. Vertrags- bzw. Langfrist-/Netzwerkbeziehungen) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die Rolle von Liefer- und Wertschöpfungsketten Global value chain participation network, 2019 Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle: https://blogs.worldbank.org/psd/foreign-direct-investment-and-global-value-chains-wake-covid-19 (4) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Liefer- und Wertschöpfungsketten sind politisch/institutionell eingebettet (Bsp. Handelsverträge, aber auch Infrastruktur, Standardisierung, Lieferkettensorgfaltsgesetze)  Enge Beziehung zwischen transnationalen Unternehmen und Heimatstaat in aufstrebenden Schwellenländer markant, aber historisch auch in den ‚alten‘ Industrieländern verankert  ‘Wherever there is a Spanish company, the Spanish government will be there defending its interests as its own’ (O‘Brien & Williams 2016, p. 142)  Internationale Expansion von großen Unternehmen als förderlich für die Machtposition von Nationalstaaten betrachtet Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (4) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Potenzielle Einengung politischer Handlungsspielräume durch den teilweisen Bedeutungsverlust des nationalstaatlichen Steuerungsrahmens und Machtgewinn für mobiles Kapital  Zentral: strukturelle Abhängigkeit politischer Systeme und Entscheidungsträger von Wachstum und Steuereinnahmen für die Finanzierung und Legitimität demokratischer Gemeinwesen im Kapitalismus  Staaten definieren ‚Spielregeln‘ und Zugangsbedingungen zu Märkten, Ressourcen, Infrastruktur; aber ‚regulatorische Arbitrage‘, Lobbyismus, national champions  Vgl. „triangular diplomacy“ (Susan Strange): Staat-Staat; Firmen-Firmen, Staat-Firmen Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Abb. 8.1. Restriktionen gegenüber ausländischen Direktinvestitionen Quelle: OECD, Daten für 2020 0,25 0,2 0,15 Index 0,1 0,05 0 AUT DEU GBR USA CZE SVK CHN IND Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Abb. 8.3. Anzahl neu unterzeichneter und beendeter Investitionsabkommen global Quelle: UNCTAD 2022 250 200 150 100 50 0 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 unterzeichnet beendet Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (4) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Gegenwärtige Tendenzen: (1) Transnationale Regulierung von Machtpotenzialen mobilen Kapitals Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quellen: Financial Times; Bundesfinanzministerium (4) Beziehungen zwischen Staaten und (multinationalen) Unternehmen in der ipö  Gegenwärtige Tendenzen: (1) Transnationale Regulierung von Machtpotenzialen mobilen Kapitals (2) Transnationale Unternehmen werden selbst zu wirtschaftsdiplomatischen Verhandlungspartnern Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quellen: CNN; New York Times Take-home messages  Innovationen sind zentral für kapitalistische Entwicklung („schöpferische Zerstörung“), deren Verwertung in modernen Unternehmensformen stattfindet  Charakteristisch für gegenwärtige globale Ökonomie: Multinationale Unternehmen, die Liefer- und Wertschöpfungsketten organisieren  Ausbreitung hat strukturelle wie strategische Ursachen und beruht auf unterschiedlichen Integrationsformen (vertikal, horizontal, Konglomerat)  Führt zu intensiven Debatten über die Machtverteilung und Verstrickung zwischen Staaten und Unternehmen, aber auch Möglichkeiten der transnationalen Regulierung (Besteuerung u. Finanzmärkte, Arbeitsrechte) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 „15 Minuten für“: Die politische Macht von ‚Big Tech‘ Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025

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