Internationale Politik I - Einführung in die Internationale Politische Ökonomie (PDF)

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Diese Unterlagen decken die Einführung in die Internationale Politische Ökonomie ab. Sie umfassen Themen wie Märkte, Globaler Handel und institutionelle Einbettung.

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Internationale Politik I Einführung in die Internationale...

Internationale Politik I Einführung in die Internationale Politische Ökonomie Leitung: Prof. Dr. Daniel Mertens Sitzung: 06_Handel und Märkte Termin: Montags, 16-18 Uhr Bild: Stadt - Religion - Kapitalismus | Turm zu Babel und die Hängenden Gärten der Semiramis / Skyline von Shanghai | Joan Campderrós-i-Canas, CC BY 2.0, Collage Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Internationale Politik I Einführung in die Internationale Politische Ökonomie Leitung: Prof. Dr. Daniel Mertens Sitzung: 06_Handel und Märkte Termin: Montags, 16-18 Uhr Die Goldenen Zitronen – Wenn ich ein Turnschuh wär‘ Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Ausgangspunkt I: Rückkehr des Protektionismus? https://www.ft.com/content/18b3d51d-1e4b-4189-bae2-c31248b6526b Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Ausgangspunkt II: De-Globalisierung? Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Ausgangspunkt III: Hierarchisierung? Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Agenda (1) Grundlagen: Was sind Märkte? (2) Globaler Handel im Licht der Theorie (3) Die globale institutionelle Einbettung (4) Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung (5) „15 Minuten für“ Covid-19, Impfstoffdiplomatie und das globale Handelsregime Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (1) Grundlagen: Märkte  Was sind Märkte?  (z.T. virtueller) Ort, an dem Waren gehandelt werden: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage nach einem Gut/einer Dienstleistung  Allokationsmechanismus: In Marktwirtschaften werden Güter und Einkommen primär über Märkte verteilt, koordiniert durch Preise  Angebot: wird wesentlich durch Preis eines Gutes im Verhältnis zu den Produktionskosten bestimmt  Nachfrage: wird wesentlich durch Preis eines Gutes und das verfügbare Haushaltseinkommen bestimmt Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (1) Grundlagen: Märkte  Märkte und Preise variieren z.T. erheblich zwischen Ländern und Sektoren (z.B. Monopole, Oligopole, vollständige Konkurrenz)  Räumliche Dimension: lokal, national, europäisch, global  Aber unterschiedliche Vorstellungen vom ‚Markt‘: effizient, wohlfahrtsfördernd vs. sozial disruptiv, verteilungsproblematisch  Sozialwissenschaftliche Perspektive: Verständnis umkämpft und historisch spezifisch; politisch organisiert, müssen geschaffen werden („Kommodifizierung“); sind von Machtverhältnissen durchzogen (vgl. Wirtschaftssoziologie, z.B. Bourdieus Feldtheorie) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Globaler Handel: Das Argument für Freihandel  Warum Handel?  Handel = Austausch von Gütern/Dienstl. zwischen Wirtschaftssubjekten  Sicherung des Lebensunterhalts  Verfügbarkeit von Gütern  Liberale Prämisse: Handel erhöht Wachstum  Günstigere Güter (aus dem Ausland): Spezialisierung und Arbeitsteilung  Wettbewerb auf dem Weltmarkt erhöht Produktivität und Qualität  Produktivitätsunterschiede zwischen Ländern führt zu Wohlstandsgewinn (Theorie komparativer Kostenvorteile/Ricardo  Faktorausstattung/Heckscher-Ohlin) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Globaler Handel: Das Argument für Freihandel  Zentral: Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle: Bieling 2011, S. 36 (2) Globaler Handel: Das Argument für Freihandel  Handel ist zunehmend intraindustrieller Handel, d.h. Handel mit vergleichbaren Gütern derselben Art, die sowohl importiert als auch exportiert werden (z.B. Automobile), daher:  Skalenerträge: Niedrigere Produktionskosten bei Massenproduktion führt zur Dominanz einer Handvoll nationaler Produzenten  Handel notwendig um Absatz zu steigern  Subjektive Präferenzen der Nachfrager und Produktdifferenzierung der Anbieter  Konsumenten wollen viel Auswahl  Handel bringt Wettbewerb und Produktvielfalt (horizontal)  Geringe Transportkosten ermöglichen die Aufgliederung der Wertschöpfungskette: Firmen spezialisieren sich in der Produktion von Komponenten statt von ganzen Produkten (vertikal) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (2) Globaler Handel: Das Argument für Freihandel  Weltwirtschaft/Globaler Handel als Positivsummenspiel oder Win/Win-Situation Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle: World Development Report 2020. Trading for Development (2) Globaler (Frei-)Handel: Kritik  Realismus/Neomerkantilismus  ‚Infant industry‘-Argument: nationale Entwicklung  ‚Sicherheits‘-Argument: Nationale Sicherheit (Autarkie) überwiegt Freihandelserwägungen (oder aber: Interdependenz schafft Sicherheit)  Strategische Handelspolitik (‚national champions‘)  Kapitalismustheoretische IPÖ  Ungleicher Tausch & Imperialismus (Dependenztheorien)  Menschenrechte (vgl. Lieferkettengesetze und Sitzung 09)  Umweltschutz (https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/centerx:- 12.0/centery:25.0/zoom:4) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die globale institutionelle Einbettung  Keine ITO  GATT  WTO  Von negativer (Zollsenkung) zu positiver (Schaffung gemeinsamer Praktiken) Integration; zentral: nicht-tarifäre Handelshemmnisse  Prinzipien des WTO-gestützten Handelsregimes:  Nicht-Diskriminierung (Meistbegünstigtenprinzip + Inländerprinzip)  Gegenseitigkeit  Transparenz  Multilateralismus  Seit Anfang der 2000er-Jahre Krise und Stagnation mit Blick auf das globale Handelsregime Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die globale institutionelle Einbettung  Nord-Süd-Konflikt ist im internationalen Handelsregime offen hervorgetreten  „NWWO“ in den 1970er Jahren und die Gründung von UNCTAD  Stillstand seit Doha-Verhandlungsrunde  Kolonialismus ist Erblast des globalen Handelsregimes  Hegemoniale Stabilität bröckelt insbesondere durch Aufstieg Chinas/BRICs und Re-orientierung der US-amerikanischen Handelspolitik  Krise der ‚liberalen Weltwirtschaftsordnung‘  Verteilungseffekte der Globalisierung + Systemrivalität = ‚Handelskrieg' Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die globale institutionelle Einbettung Abb. 7.4 Regionale Handelsabkommen (in Kraft) 400 350 300 kumulierte Anzahl 250 200 150 100 50 0 1948 1951 1954 1957 1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 Quelle: WTO Regional Trade Agreements Database Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (3) Die globale institutionelle Einbettung: Kritik  Demokratische Kontrolle und Legitimität  “Some groups […] contend that business and political elites have considerable input into the structure of such agreements, but citizens find it difficult to hold their governments accountable for the decision-making authority transferred to international institutions“ (O‘Brien & Williams 2016, p. 122)  Vorwurf fehlender Transparenz und zivilgesellschaftlicher Beteiligung, zu geringe Rechenschaftspflicht internationaler Organisationen wie der WTO  Politisierung von Handelsbeziehungen (#TTIP #CETA #Mercosur) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (4) Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung  Nationale Handelspolitik  Vermeidung dauerhafter Handelsdefizite  Nutzen von (globaler) Nachfrage für einheimische Firmen (Erschließung von Absatzmärkten, Schutz von Arbeitsplätzen)  Möglichst hohe Wertschöpfung im Land erreichen + Versorgungssicherheit  Welche Rolle spielt globaler Handel in der Vergleichenden Kapitalismusforschung?  Wer handelt was, wie viel und mit wem? Welche Position hat ein Land im globalen Handelsregime? Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (4) Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung  Wachstumsmodellunterschiede  Export-orientierte Länder verfügen über starke Handelsoffenheit, deren politische Absicherung sie international (Freihandelsabkommen, WTO- Regelung) und national (Unterbewertung, Innovationssysteme) vorantreiben -> Neigung zu neo-merkantilistischen Strategien (Konfliktgefahr)  Binnen-orientierte Länder tendenziell offener für protektionistische Maßnahmen, da die Abhängigkeit vom Exportbeitrag geringer  „Entwicklungsstaaten“ (developmental states) haben Exporterfolge zunächst über Schutzmaßnahmen erzielt  Niedrigeinkommensökonomien asymmetrisch eingebunden (Primärgüter) Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 (4) Handel und Vergleichende Kapitalismusforschung USA: Handelsbilanz (Import und Export) im Warenhandel mit den wichtigsten Handelspartnern im Jahr 2019 (in Mrd. US-Dollar) Export Import Saldo 800 727,19 604,16 600 471,44 Wert in Milliarden US-Dollar 391,81 400 358 363,32 290,7 163,85 181,52 162,4 200 124,02 96,15 0 -5,32 -57,5 -66,25 -123,04 -101,11 -200 -307,6 -400 EU-28* China Kanada Mexiko Japan Deutschland Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Quelle(n): Statista/ US Census Bureau Abb. 7.3 Bilaterale Handelsbilanzen ausgewählter Länder (in Milliarden US-Dollar) Quelle: WITS Database, Daten für 2021 USA UK SVK IND GER CZE CHN AUT -1500 -1000 -500 0 500 1000 Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Abb. 7.1 Grade des Handelsprotektionismus im Ländervergleich (Durchschnittl. Zollhöchstsatz) Quelle: World Development Indicators, Daten für 2020 60 50 40 in Prozent 30 20 10 0 EU USA JPN IND CHN Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 Take-home messages  Handel und Märkte sind hochpolitisch  Nicht alle Staaten gleichermaßen integriert in und profitieren von Welthandel, insbesondere für Niedrigeinkommensländer Herausforderung  Gleichwohl dominiert das Prinzip Freihandel, allerdings historisch unterschiedlich und ungleich zwischen Sektoren und Ländern  “Protectionism is an attractive policy for domestic markets, and it is here that pressing demands originate. The demands for protection reflect structural changes bound up with the growth of transnational capitalism“ […] The most obvious reason why protectionism remains a central feature of the world economy is that all economies need some degree of protectionism in order to develop in ways that they value“ (O‘Brien & Williams 2016, p. 124). Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025 „15 Minuten für“ Covid-19, Impfstoffdiplomatie und das globale Handelsregime Einführung in die IPÖ | Wintersemester 2024-2025

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