Gehirn und Informationsverarbeitung (PDF)

Summary

Dieses Dokument untersucht verschiedene Ansätze zur Erforschung des Gehirns und der Informationsverarbeitung, einschliesslich der Evolutionspsychologie, Genetik und neuronaler Prozesse. Es werden auch die Theorien und Modelle erläutert, die zur Erklärung des menschlichen Verhaltens und der Persönlichkeit verwendet werden, so ist das Dokument in deutscher Sprache.

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4. Gehirn und Informationsverarbeitung 1. Biologisch orientierte Ansätze a. Evolutionspsychologische Ansätze 1. Grundlagen und relevante Forschung Annahmen heutiges Erleben und Verhalten als Resultat eines kontinuierlichen Anpassungsprozesses (der...

4. Gehirn und Informationsverarbeitung 1. Biologisch orientierte Ansätze a. Evolutionspsychologische Ansätze 1. Grundlagen und relevante Forschung Annahmen heutiges Erleben und Verhalten als Resultat eines kontinuierlichen Anpassungsprozesses (der Evolution) Verhaltensweisen und körperliche Merkmale sind genetisch verankert Verhaltensweisen zum früheren Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte adaptiv Charles Darwin (1809-1882) Evolution als Entstehungs- und Veränderungsprozess der Arten Natürliche Selektion: Vererbung gut angepasster funktionaler Merkmale Mutation und sexuelle Rekombination Anpassung an die Umwelt = Fitness o Hohe Fitness: Merkmale des Individuums vorteilhaft in der natürlichen sowie intra- oder intersexuellen Selektion Evolutionspsychologische Erklärungsprinzipien Ultimate Erklärungen: beziehen sich auf den Zweck eines entwickelten Merkmals, sie spezifizieren also den Überlebens- oder Reproduktionsvorteil, den ein bestimmtes Merkmal mit sich bringt Proximate Erklärungen: wie funktioniert ein Merkmal, was sich zugrunde liegende Prozesse und Mechanismen des Verhaltens? Ineinandergreifen ultimater und proximater Erklärungen Evolutionspsychologische Erklärungsprinzipien evolvierter psychologischer Mechanismus (EPM; Tooby & Cosmides, 1990) Adaption auf psychischer Ebene Beispiel Angst: Informationen über ein potenzielles Risiko → höhere Überlebenswahrscheinlichkeit EPM Beispiel 1: Angst vor Schlangen in Mitteleuropa (Agras et al., 1969) Beispiel 2: Unterstützung durch Verwandte (Euler & Weitel, 1996; Gaudin et al., 1997) William Donald Hamilton (1936-2000) Altruismus Weiterentwicklung des Fitnessbegriffs o Inklusive Fitness: Gesamtfitness ▪ Direkte Fitness: Zahl erfolgreicher aufgezogener, eigener Nachkommen ▪ Indirekte Fitness: Zahl erfolgreicher aufgezogener Nachkommen von Verwandten o Indirekte Fitness → Erklärung prosozialen Verhaltens ▪ Beispiel: Hilfe gegenüber genetisch verwandten Personen 2. Das evolutionsbiologische Persönlichkeitskonzept z.B. Strategische Spezialisierung Konkurrenz zwischen Individuen, die die gleiche Strategie verfolgen Spezialisierung → Rivalität vermeiden Geschwisterposition und Strategien in der Konkurrenz um den elterlichen Einsatz o Erstgeborene identifizieren sich stärker mit Eltern, bei Konflikten eher „harte“ Taktiken wie das Ausspielen von Dominanz und Status o Spätgeborene stellen eher Autoritäten in Frage; bei interpersonalen Konflikten „weiche“ Taktiken wie Koalitionsbildung oder das Appellieren an moralische Normen Neuere Studien finden allerdings kaum systematische Persönlichkeitsunterschiede bzgl. Geschwisterpositonen Rohrer et al. (2015): große internationale Stichprobe o Keine systematischen Unterschiede Damian & Brent (2015): große Stichprobe US amerikanischer Schüler der High School o Kleine, relativ unbedeutende Effekte 3. Fazit Empirische Prügung evolutionärer Annahmen schwierig Ultimate Erklärungen: Entstehungszeiträume, über die nur sehr wenig bekannt ist → kaum auf die heutige Umwelt übertragbar – (vgl. z.B. Röder, 2015) Evolutionspsychologische Ansatz interessante Deutungen und Ideen, häufig aber spekulativ Neue Geschlechterarchäölogie (z.B. Britgitte Röder, Julia Katharina Koch); Funde von Jägerinnen etc., stellt Annahme in Frage, dass das Familienmodell der Frühgeschichte dem der bürgerlichen Gesellschaft entspricht b. Genetische Grundlagen der Persönlichkeit 1. Grundlagen der Verhaltensgenetik Verhaltensgenetik = Zurückführen der Grundlagen individueller Differenzen in der Persönlichkeit auf den Einfluss der Gene und der Umwelt und Bestimmung, wie hoch der jeweilige relative Anteil ist. Phänotyp = Genom + Umwelt + Genom X Umwelt Interaktion P = G + U + (G X U) Phänotyp= die äußere Erscheinung einer Person bzw. beobachtbare Ausprägung einer Eigenschaft → Schätzungen beziehen sich auf Populationen z.B. genetischer Anteil 45%: Unterschiede in der Population gehen zu 45% auf genetische Unterschiede zwischen den Mitgliedern zurück. Hier ist die Varianz innerhalb einer Gruppe nur auf genetischen Einfluss zurückzuführen Werden die Umwelten der Populationsmitglieder homogener, steigt der (relative) genetische Einfluss auf die Eigenschaft Werden die genetischen Unterschiede geringer, steigt der (relative) Umwelteinfluss auf die Eigenschaft Beispiel: Varianz des Schulunterrichts Genpool erweitern Genetischer Varianzanteil nur schätzbar Zunehmende Merkmalsähnlichkeit zwischen Personen mit zunehmendem Verwandtschaftsgrad – Hinweis auf Stärke des genetischen Einflusses Korrelation zwischen Verwandten → geteilte genetische Einflüsse und geteilte Umwelteinflüsse Ähnlichkeit zwischen Adoptionsverwandten → nur gemeinsame Erfahrung Ähnlichkeit zwischen getrennt aufgewachsenen verwandten Personen → nur genetische Ähnlichkeit Umwelteinflüsse Geteilte Umwelteinflüsse Gemeinsame Erfahrungen; machen Verwandte ähnlich z.B.: sozialökonomischer Status der Familie nichtgeteilte Umwelteinflüsse Umwelteffekte, die sich individuell auf eine einzelne Person auswirken; machen Verwandte unähnlicher z.B.: unterschiedlicher Freundeskreis Forschungsergebnisse zu den genetischen Grundlagen Dunn und Plomin (1990), Zwillingsstudien Persönlichkeitseigenschaften: genetischer Anteil ca. 40%, 35% nicht gemeinsam erlebtes Umfeld, 5% gemeinsam erlebtes Umfeld Manche Dimensionen stärke genetische Anteile als andere Selbstkontrolle ca. 60% (Willems et al. 2019 – Metaanalyse) 2. Molekulargenetik & Epigenetik Molekulargenetik = Einfluss der Variation in einzelnen Genen auf psychologisch bedeutsame Merkmale Ziel: spezifische Gene identifizieren, die einen Beitrag zur Erklärung interindividueller Differenzen leisten Untersuchungen auch auf Ebene der Gene, die die Auswirkungen einzelner Gene auf phänotypische Merkmale betrachten (siehe Beispiel). Beispiel: Genvariation und Ängstlichkeit (Montag et al., 2008) Auswirkung des COMT-Gens auf Angstreaktion/Ängstlichkeit Messung: Angstreaktion: Lidschlagreflex bei positiven, neutralen und unangenehmen Bildern * akustischen Schreckreizen Ängstlichkeit: Fragebogen Ergebnisse Frauen mit einer spezifischen Variation des COMT-Gens (verringert den Abbau von Dopamin) → deutlich stärkere Angstreaktion Zusammenhänge zwischen Liedschlagreflex und Ängstlichkeit ABER: Ängstlichkeit durch Genvariationen und umweltbedingten Faktoren (Enoch, Xu, Ferro, Harris und Goldman, 2003) Gen-Umwelt-Interaktion = wechselseitige Abhängigkeit genetischer Wirkungen und bestimmter Umweltbedingungen Wirkung eines Gens unter verschiedenen Umweltbedingungen unterschiedlich (z.B. schädliche) Umweltbedingung nur dann wirksam, wenn eine genetische Anlage (z.B. Vulnerabilität) besteht Epigenetik Epigenese (= Entwicklung eines Organismus) + Genetik Nicht in allen Zellen alle Gene aktiv Unter welchen Umständen wird ein Gen „eingeschaltet“ und wieder „ausgeschaltet“ An- und Ausschalten von Genen: Moleküle heften sich an bestimmte Stellen des DNA Stranges an → die nachfolgende Information des Stranges kann nicht gelesen werden Beispiel: ein Zwilling durch epigenetische Veränderungen anfälliger als der andere für Diabetes c. Zentralnervensystem und Persönlichkeit 1. Bedeutende Ansätze Lateralisation und Persönlichkeit (Davidson, 1992; Schmidt, 1999, Hagemann, 2004) EEG-Studien: Frontale Asymmetrie und Persönlichkeit (Davidson) Linksfrontale Asymmetrie Annäherungsverhalten Mit positiven emotionalen Zuständen verbunden Rechtsfrontale Asymmetrie Vermeidungsverhalten und Rückzug Mit negativen emotionalen Zuständen verbunden Aber: Ergebnisse etwas inkonsistent (Hagemann, 2004) Sensation Seeking (Zuckerman, 1979) = intraindividuell variierendes Bedürfnis nach neuen, verschiedenartigen, komplexen und intensiven Eindrücken und Erfahrungen Menschen unterscheiden sich in ihrer zentralnervösen Aktivierung → jede Person findet ein bestimmtes individuelles Aktivierungsniveau angenehm → unterschiedliches Bedürfnis nach Sinneseindrücken → Sensation Seeking: besonders hohe Reizschwelle → Sensation Seeking Scale (Zuckerman, 2012) Hohe Werte in Sensation-Seeking: Neigung zum Augmenting o Im evozierten EEG-Potential bei zunehmender Reizstärke: Reaktion mit einer steigenden Amplitude o Niedrige Sensation Seeking-Werte → Reducing: Abnahme der Amplitude Biochemische Ebene (Zuckerman & Neeb, 1980) o Negativer Zusammenhang zwischen Sensation Seeking und Konzentration von Monoaminooxidase (MAO) im Blut o MAO-Aktivität = biologischer Marker für Sensation-Seeking 2. Fazit Biologischer Korrelate von Persönlichkeit – aber keine Kausalinterpretation möglich Wechselwirkung → Änderungen der neuronalen Aktivität wirken auf psychisches Erleben, dieses wiederum hat ebenso Einfluss auf neuronale Zustände Meist wenig spezifische Erkenntnisse für die Persönlichkeitspsychologie 2. Informationsverarbeitungsansatz a. Grundlagen Fokus auf Prozesse, die innerhalb der Person ablaufen Prozesse zwischen auslösendem Reiz und Verhalten Menschenbild Menschen durch Informationsverarbeitung gekennzeichnet → rationalistisches Menschenbild → kognitive Wende → experimenteller Zugang Heute: bounded rationality = begrenzte Rationalität o Einerseits Bemühung, Entscheidung mittle rationaler Abwägungen zu optimieren o Andererseits begrenzte kognitive Fähigkeiten oder Ressourcen, interferierende Emotionen oder Zeitmangel → Heuristiken = „Daumenregeln“ → Probleme lösen mit meist hinreichender Genauigkeit Menschliche Informationsverarbeitung Aufbau des Informationsverarbeitungssystems und grundlegende Prozesse relativ universell Parameter individuell unterschiedlich Relevanz für Persönlichkeitspsychologie z.B.: o Geschwindigkeit der Verarbeitung o Reizschwellen o Vorhandene Wissensbestände Assoziatives Netzwerk b. Persönlichkeit im Informationsverarbeitungsansatz Deklaratives Wissen: Gedächtnisinhalte, die sich auf Tatsachen und Fakten beziehen und verbalisiert werden können. Prozedurales Wissen: Gedächtnisinhalte, die sich auf Handlungsabläufe beziehen und sich einer einfachen sprachlichen Formulierbarkeit entziehen Deklaratives versus prozedurales Wissen Selbstkonzept = deklaratives Wissen o Wir „wissen“ aus subjektiver Sicht, wer wir sind, also welche Eigenschaften wir haben o Das deklarative Wissen beeinflusst z.B., wie wir bestimmte Situationen erleben und uns verhalten o Beispiel: Überzeugung, unbegabt in Mathe zu sein → Einstellung zu Prüfung Auch deklaratives Wissen über andere Personen Prozedurales Wissen (soziale Kompetenz, Bewältigung, Selbstregulation etc.) Welche Verhaltensstrategie ist in bestimmten Situationen günstig? Häufig impliziert, nur schwer verbalisierbar – tacit knowledge im therapeutischen Kontext: Verhaltenstrainings für aggressive Jugendliche beinhalten sehr häufig das Einüben sozialer Kompetenzen → Selbstkonzeptveränderung (deklaratives Wissen) → Erwerb von Strategien (prozedurales Wissen) Annahme, dass Personen, die mit Gewalt reagieren, über wenig alternative Strategien (z.B. kommunikativer Art) verfügen →Eingeschränkte prozedurale Wissensbasis im Bereich der Konfliktbewältigung Seeing more than others? Studie zu Aggressivität und Erkennen aggressiver Stimuli (Teige-Mocigembaa et al., 2016) Aggressivität und die Wahrnehmung trailrelevanter Stimuli Sensitivitätshypothese: Aggressive Personen verfügen über ausgeprägte Fähigkeiten, Feindseligkeiten wahrzunehmen Bias Hypothese: Aggressive Personen tendieren dazu, mehrdeutige Situationen als feindselig zu interpretieren Methode Trait Aggressivität – Selbsteinrichtungsfragebögen o BPAO o K-FAF Messmethoden Emotionserkennung o DEIT (Dynamik Emotion Identification Task) : Videosequenz o MOC (Mood of the Crowd Task): Bildermatrix o RISE scene (Random Image Structure Evolution Task): Videosequenz mit Szenen o RISE face: Bildersequenz mit Gesichtern Within subject: Aggressive und nicht-aggressive Stimuli Ergebnisse und Schlussfolgerungen DEIT, MOC und RISE face: o Durchgänge mit aggressiven Cues: Akkuratere Angaben, bei höherer Aggressivität (r:.11-.35) o Durchgänge mit nicht-aggressiven Informationen: Keine signifikanten Zusammenhänge (r: -.15- -.01) → Ergebnisse in Einklang mit Vorhersagen der Sensitivitätshypothese, nicht mit denen der Bias Hypothese c. Anwendung 1. Formen deklarativen Wissens Speicherung aggressionsrelevanter Reize (Asendorpf et al., 1994) Aggressionsrelevante Stimuli (z.B. Pistole, Monsterfigur…) Kinder sollten anhand von Fotos Gegenstände nach einem Jahr wiedererkennen Aggressive Kinder → bessere Erinnerung an aggressionsrelevante Stimuli Erklärung: beiläufiges Lernen, niedrige Reizschwelle für aggressive Hinweisreize Selbstwirksamkeitserwartung Selbstbezogene Informationen Beispiel: Wahl zwischen einfacher und schwieriger Aufgabe Aktivierung bisherigen Wissens zu ähnlichen Situationen o Mehr Einträge zu bewältigten schweren Aufgaben im deklarativen Gedächtnis → Erwartung, eine schwierige Aufgabe erneut bewältigen zu können → Wahl der schwierigen Aufgabe o Erwartung von Misserfolg → Wahl der leichteren Aufgabe Es müssen für eine Entscheidung nicht alle relevanten biographischen Situationen geprüft werden → globale Erwartungen relevant Situationskonzepte Bezug auf andere Personen oder Situationen Person mit differenzierten Situationskonzepten kategorisieren Ereignisse besonders fein Unterschiede bezüglich elaborierter oder weniger elaborierter Situationskonzepte zeichen sich in Bereichen, in denen Expertise relevant ist 2. Formen prozeduralen Wissens Handlungsregulationsstil Selbstregulation = Fähigkeit, kontextsensitive Balance zwischen o Planen, Durchsetzen, Aufrechterhalten o Loslösung von Absichten, Zielen und Verhaltensweisen zu halten Handlungsorientierung (Kuhl, 1983, 1992) o aktives, auf ein Ziel gerichtetes Handeln → erleichtert Selbstregulation Lageorientierung: o Beschäftigen mit gegenwärtiger Situation Locomotion und Assesssment (Higgins & Kruglanski, 1995) Selbstregulation = Abwägen verschiedener Alternativen (Assessment) und Hinbewegen auf ein Ziel (Locomotion) Zusammenwirken o Locomotion hat Einfluss auf die Geschwindigkeit bei der Auswahl der Ziele („just do it“) o Assessment: Suchen nach Diskrepanzen zwischen Ist- und Soll-Zustand * Bewertung des Unterschiedes („do the right thing“) bei der Auswahl von Alternativen Locomotion-Assessment-Fragebogen 3. Methoden zur Erfassung von deklarativem & prozeduralem Wissen Beobachtung Vorgabe eines komplexen Problems Erfassung des Vorgehens Befragen Wie würde sich die Person in bestimmten Situationen verhalten? Problem sozialer Erwünschtheit Nur Hintergründe, die der Person bewusst sind Lautes Denken Besser für Einschätzung von Sachverhalten oder Kompetenzen (deklaratives Wissen) als für Handlungsstrategien (prozedurales Wissen), weil letztere häufig implizit sind Besser für individuelle kognitive Aufgaben als für soziale Interaktionen, die durch die Methode gestört würden Videounterstütztes Erinnern In Situationen, in denen es nicht möglich oder unangebracht ist, die Person direkt zu befragen Z.B. Bewerbungstraining (z.T. prozedurales Wissen) → üben & mit Videokamera aufzeichnen Kognitive Modellierung Nachbildung kognitiver Prozesse per Computersimulation Vergleich der Ergebnisse der Programmdurchläufe mit realen empirischen Daten in entsprechenden Situationen 4. Aktuelle Theorien und Modelle Zwei-Prozess-Modelle Unterscheidung zwischen intuitiven und willkürlichen Prozessen Affektiv vs. kognitiv Intuitiv vs. analytisch Implizit vs. explizit Impulsiv vs. reflektiv (Strack & Deutsch, 2004) Reflective-Impulsive-Model (RIM), Strack und Deutsch (2004) Impulsives System = assoziatives Netzwerk Aktivierung eines Elements bewirkt die parallele Aktivierung der assoziierten Elemente → Stärke der Aktivierung ist vom Ausmaß der Assoziation abhängig → bestimmte Wahrnehmungen und Gedanken können assoziierte Verhaltensweisen auslösen → reguliert spontane, gewohnheitsmäßige und meist nicht bewusste Varianten unseres Denken, Handelns und Fühlens Aktivierung des reflektiven Systems nur bei Bedarf Z.B. beim Aufteten von Hindernissen von Routinemäßigkeiten, Kodierung von Informationen im propositionalen Format o Muster von Begriffen mit jeweils zugeordneten Merkmalen o Beispiel: den Begriff Haus sind meist ein Dach, eine Tür und mehrere Fenster zugeordnet Regelbasierte Prozesse (z.B. Wenn-Dann-Verknüpfung) Kontrollierte Verarbeitung → vor allem für bewusste und rationale Denkprozesse und geplantes Verhalten verantwortlich → Verfolgung langfristiger Ziele Verhalten als Resultat beider Systeme Strikte Trennung künstlich Prozesse kontinuierlich Je nach situativer Anforderung und Kapazität stärker impulsiv oder stärker reflektiv System können gegensätzliches Verhalten anregen Welches System sich durchsetzt, ist von vielen Faktoren abhängig Bedeutsamer Faktor: Menge der verfügbaren kognitiven Ressourcen o Abhängig von Stress, Zeitdruck oder emotionaler Erregung o Umso weniger Ressourcen (cognitive load), desto unwahrscheinlicher ist es, dass das reflektive System die Oberhand behält und eine rationale Entscheidung getroffen wird → für wichtige Entscheidungen ausreichend Zeit einplanen und diese in ruhigem, wachem Zustand treffen Beispielstudie (Rudolph et al., 2010): Implizite und explizite Selbsteinschätzung Videographierte Präsentation: Zusammenfassung eines anspruchsvollen Textes Detaillierte Analyse von videographiertem nonverbalem Verhalten (Ekman & Friesen, 1969) o Illustratoren ▪ Bewusst eingesetzte Gesten, die Gesagtes unterstreichen ▪ Indikator für kontrolliertes selbstsicherer Verhalten o Adaptoren ▪ Weniger bewusst, spontan eingesetzt ▪ Indikator für spontanes selbstsicheres Verhalten Pfadmodell zur Vorhersage von kontrolliertem und spontanem Verhalten durch ESW und ISW (double dissociation nach Asendorpf) Wohle Trait Theory Strenge Trait Ansätze lassen Fragen offen: Mechanismen, die erklären, das Menschen auf verschiedene Situationen mit verschiedenen Verhalten reagieren? Wahrnehmung von Situationen? Sie erklären Übersetzung in Alltagsverhalten nur mäßig Soz.-kog. Ansätze beschreiben nicht Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit, können aber entsprechende Erklärung liefern Whole Trait Theorie integriert soz.-kog. Ansätze in klass. Trait Ansätze (z.B. Big 5 o. Hexaco) Traits beschreiben das WAS Soz.-kog. Variablen das WIE bzw. WARUM Explanatorische Prozesse beinhalten Interpretation (z.B. Wahrnehmung) Motivation (z.B. Ziele) Stabilitätsfördernde Kräfte (z.B. Genetik) Temporäre Aspekte (z.B. Lerngeschichte) Zufallseffekte Bewertung Während Big Five Motive und Ziele als Outcome von Traits sieht und andere Theorien Traits, Ziele und Motive separieren, erfolgt hier eine Integration Unterstützende Befunde: Prozesse sind relativ stabil; Verhalten ist vorhersagbar z.B. durch aktuelle Ziele, Situativeaspekte d. Fazit Menschen unterscheiden sich in der Ausprägung unbestimmter Parameter → Persönlichkeitsunterschiede Wichtige Ergänzung zu Eigenschaftsansätzen → genauere Analyse prozessualer Aspekte zwischen Reizen und Reaktionen Teils Bezüge zu kog. Neurowissenschaften

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