Vorlesung 10: Sicherheit und Zuverlässigkeit
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Questions and Answers

Welche der folgenden Faktoren können das organisatorische Lernen einschränken?

  • Fokus auf die Dokumentation positiver Erfahrungen
  • Mangelnde Berücksichtigung der Arbeitsumgebung bei Unfalluntersuchungen (correct)
  • Umfassende Berichterstattung über alle Sicherheitsvorfälle
  • Regelmäßige Schulungen für das Personal

Welches Szenario könnte die Genauigkeit bei der Wiedergabe von Fakten und Erfahrungen gefährden?

  • Filter und Verzerrungen in der Datenanalyse (correct)
  • Ein vollautomatisiertes Sicherheitsinformationssystem
  • Regelmäßige Audits der Sicherheitspraktiken
  • Das Ignorieren von Schuldzuweisungen bei Vorfallmeldungen

Was ist eine häufige Reaktion auf Ereignisse, die die kontinuierliche Verbesserung von Sicherheitsmaßnahmen behindern kann?

  • Das Fokussieren auf präventive Maßnahmen
  • Die Verwendung standardisierter Antworten nach Vorfällen (correct)
  • Die Entwicklung maßgeschneiderter Sicherheitsprotokolle
  • Die Implementierung von Innovationsmethoden

Welche Aussage beschreibt eine mögliche Schwäche in der Sicherheitsinspektionspraxis?

<p>Fokus nur auf offensichtliche Abweichungen (A)</p> Signup and view all the answers

Was könnte die 'Verdünnung' des Sicherheitsmanagementsystems verursachen?

<p>Zu viele irrelevante Sicherheitsdaten über Personal und Prozesse (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Aspekte sind entscheidend für die Datensammlung in einem Sicherheitsinformationssystem?

<p>Meldungen über Unfälle und Umstände des Ereignisses (A)</p> Signup and view all the answers

Was wird im Critical Incident Reporting System (CIRS) nicht gemeldet?

<p>Regelmäßige Mitarbeiterbewertungen (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Rahmenbedingungen sind für ein effektives Meldesystem notwendig?

<p>Möglichkeit zur Anonymität und Freiwilligkeit (D)</p> Signup and view all the answers

Welches der folgenden Elemente ist nicht Teil der Datensammlung für sicherheitsrelevante Informationen?

<p>Auswertungen der Marktanteile des Unternehmens (D)</p> Signup and view all the answers

In welchen Branchen wird die Meldung systemrelevanter Ereignisse in der Regel zusätzlich an eine aufsichtsführende Behörde erforderlich?

<p>In hochregulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen (B)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein wichtiger Vorteil der Anonymität in Meldesystemen?

<p>Erhöhung der Meldebereitschaft (A)</p> Signup and view all the answers

Welches der folgenden Merkmale gehört nicht zu den Vorteilen von vertraulichen Meldesystemen?

<p>Möglichkeit zur Nachverfolgung (A)</p> Signup and view all the answers

Welche Kulturform führt zu einer geringen Wahrscheinlichkeit, dass Fehler gemeldet werden?

<p>Schuldkultur (D)</p> Signup and view all the answers

Wie kann die offene Identität der meldenden Person die Glaubwürdigkeit eines Meldesystems beeinflussen?

<p>Kann Vertrauen bei negativen Konsequenzen einschränken (C)</p> Signup and view all the answers

Welches Merkmal beeinträchtigt oft die Qualität der Informationen in anonymen Meldungen?

<p>Fehlende Rückfragen (C)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein Nachteil der Anonymität in Meldesystemen?

<p>Verallgemeinerung der Inhalte (D)</p> Signup and view all the answers

Was ist ein positives Ergebnis einer No-Blame-Kultur?

<p>Förderung der Offenheit und Kommunikation (D)</p> Signup and view all the answers

Welche Herausforderung gibt es in der Just Culture bei der Sanktionenfreiheit?

<p>Umgang mit rücksichtslosen Handlungen (A)</p> Signup and view all the answers

Flashcards

Datensammlung für Sicherheit

System zur Sammlung und Auswertung sicherheitsrelevanter Informationen über Unfälle, Beinahe-Unfälle, unsichere Bedingungen. Ergebnisse von Arbeitsplatzinspektionen, Risikoanalysen und Sicherheitsaudits sind Teil des Systems.

Meldesysteme

Systeme zur Registrierung von Vorfällen und Ereignissen mit potenziellen Sicherheitsbezügen.

CIRS (Critial Incident Reporting System)

System zur Meldung von Fehlern, Risiken, kritischen Ereignissen und Beinahe-Schäden in der Patientenversorgung, ohne erkennbaren Schaden für den Patienten.

Freiwillige Meldung

Meldung von Sicherheitsereignissen, nicht verpflichtend (in einigen Fällen).

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Systemrelevante Ereignisse

Ereignisse, die in hochregulierten Branchen eine verbindliche Meldung an die Aufsichtsbehörde erfordern.

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Organisationslernen limitierende Faktoren

Faktoren, die das Lernen in Organisationen behindern, wie z.B. unvollständige Erfahrungsaufzeichnung, fehlerhafte Sicherheitsinspektionen, oder die Fokussierung auf vermeidbare Abweichungen statt eigentlichem Kernproblem der Organisation.

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Unzureichende Unfalluntersuchungen

Unfalluntersuchungen, die nur den Kontrollverlust betrachten und relevante Einflüsse wie die Arbeitsumgebung oder Organisationsstrukturen ignorieren.

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Nicht-Meldung von Vorfällen

Das Nicht-Melden von Vorfällen mit menschlichem Versagen, oft aus Angst vor Schuldzuweisungen oder Disziplinarmaßnahmen.

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Offensichtliche Abweichungen bei Inspektionen

Fokussierung von Sicherheitsinspektionen nur auf offensichtliche Mängel wie z.B. Ordnungsmängel oder Fehler in der Arbeitsausführung statt potentielle Gefahrenquellen.

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Überlastung durch Sicherheitsdaten

Zu viele Sicherheitsdaten über Personal, Anlage und Prozesse erschweren die Identifizierung kritischer Vorfälle, die Warnsignale für größere Schäden darstellen.

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Anonymität in Meldesystemen

Die meldende Person bleibt im Meldesystem anonym. Dadurch sinkt die Meldeschwelle und es werden häufiger Fehler gemeldet.

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Nachteile von Anonymität

Keine Garantie für Anonymität, da der Inhalt der Meldung die Person verraten kann. Meldende Personen müssen die Informationen oft verallgemeinern, um ihre Anonymität zu wahren. Rückfragen und Feedback sind nicht möglich.

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Vertraulichkeit und Sanktionsfreiheit

Melder werden vor Sanktionen geschützt. Dies fördert die Meldung von Fehlern, da die Person keine negativen Konsequenzen befürchten muss.

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Nachteile von Sanktionsfreiheit

Oft werden Fragen zur tatsächlichen Sanktionsfreiheit gestellt. Eine klare Regelung bezüglich Sanktionsfreiheit und Umgang mit Fehlern ist wichtig.

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Offene Meldesysteme

Die Identität der meldenden Person ist für andere Mitarbeiter sichtbar, aber nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung.

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Schuldkultur

In einer Schuldkultur werden Personen routinemäßig für Fehler bestraft, die zu negativen Folgen führen, unabhängig von der Beteiligung.

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No-Blame-Kultur

In einer No-Blame-Kultur werden Personen nicht bestraft wenn sie ein Ereignis melden und an der Untersuchung mitarbeiten.

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Probleme in der No-Blame-Kultur

Der Umgang mit Personen, die eindeutig rücksichtslos gehandelt haben, ist in einer No-Blame-Kultur oft schwierig.

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Study Notes

Vorlesung 55470-01-01

  • Vorlesung 10: How safe is safe enough?
  • Thema: Ansätze zur Optimierung der Sicherheit und Zuverlässigkeit in Organisationen mit hohem Gefährdungspotential
  • Herbstsemester 2024
  • Dozent: Dr. Markus Schöbel, Universität Basel

Agenda

  • Informationen zur Klausur
  • Lernziele Vorlesung 9
  • Managementsysteme und Sicherheitsmanagementsysteme (Definitionen, Aufbau und zentrale Merkmale)
  • Spezifische Aspekte von Sicherheitsmanagementsystemen:
    • Indikatoren der Sicherheitsleistung
    • Organisationales Lernen (Erfahrungsrückfluss)
    • Just culture

Klausur

  • Format: Multiple-Choice-Klausur (benotet)
  • Termin: 10.12.2024, 10:15-11:45 Uhr
  • Ort: USB Gebäude B, Hörsaal 1 und 2
  • Prüfungsstoff: Foliensets und Vorlesungen, Kommunikation spezifischer Lernziele (ab Vorlesung 7), Foliensets auf ADAM (HS 2024: Lehrveranstaltung 55470-01 – How safe is safe enough?)

Lernziele Vorlesung 9

  • Big 5 in Teamwork-Modell
  • Psychologische Sicherheit
  • Menschliche Redundanz
  • Trainings im Sicherheitskontext
  • Non-technical skills (NTS) & Behavioral Marker

Beispielfragen

  • Wofür kann man Verhaltensmarkersysteme sinnvoll nutzen? (a, b, c, d)
  • Welches Merkmal gehört nicht zu den Big-5 im Teamwork-Modell von Salas et al. (2006)? (a, b, c, d, e)

Managementsysteme

  • System von Aufgaben, welches das Gestalten, Lenken und Weiterentwickeln soziotechnischer Organisation umfasst (z.B ISO 14001)
  • Satz zusammenhängender Elemente, der gebraucht wird, um Zielsetzungen zu formulieren und diese zu erreichen.
  • Organisationsstruktur, Planungsaktivitäten, Verantwortlichkeiten, Praktiken, Verfahren, Prozesse und Ressourcen.
  • Methoden des Managements, die verknüpft einen übergeordneten gemeinsamen Zweck verfolgen.
  • Zentrale Merkmale: Ziele, Prozesse, Indikatoren, Kontinuierliche Prozessverbesserung (PDCA-Cycle)

Ziele in Managementsystemen

  • Herkunft der Ziele (Erwartungen von Stakeholdern, Marktentwicklungen, Vorschriften, gesellschaftliche Entwicklungen und Technologien)
  • Visionen für die Zukunft des Unternehmens
  • Formulierung und Ableitung von Zielen bis auf operative Prozessebene
  • Messung der Erreichung und Umsetzung der Ziele

Hierarchische Ableitung von Zielen

  • Verbindung zwischen Vision, Unternehmenspolitik, strategischen Managementzielen und operativen Prozesszielen

Beispiele: Hierarchische Ableitung von Zielen

Beispiel: Sicherung Anlagen in Schweiz, Verfügbarkeit Fachkundigem Personal

Prozesse in Managementsystemen

  • Prozess: Spezielle Ordnung von Arbeitstätigkeiten; Input und Output definieren
  • Satz von in Wechselbeziehung stehenden Tätigkeiten
  • Jedem Prozess sind Ziele vorgegeben
  • Unterscheidung zw. Führungs-, Kern-, und Unterstützungsprozessen

Indikatoren in Managementsystemen

  • Zuordnung zu Prozessen
  • Messung der Prozessleistung
  • Darstellung von Stärken und Schwächen
  • Beispiele: Ausschussquoten, Einhaltung von Lieferterminen, ungeplante Stillstände

Kontinuierliche Prozessverbesserung

  • Planen, Durchführen, Anpassen, Überprüfen (PDCA-Zyklus oder Deeming-Zyklus)
  • Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen

Managementsysteme (was noch dazugehört)

  • Prozessdokumentation (grafische Darstellung des Prozesses, Prozessbeschreibung, und Verfahrensanweisungen)
  • Zuweisung von Aufgaben und Verantwortungen
  • Durchführung von Management-Reviews

Sicherheitsmanagementsystem (SMS)

  • Zentrale Managementdisziplin für Organisationen mit hohem Gefährdungspotential
  • Kontrollverluste in soziotechnischen Systemen verhindern
  • Verbesserung der Sicherheitsleistung
  • Förderung einer starken Sicherheitskultur
  • Transparenz zu Sicherheitsmaßnahmen
  • Indikatoren für Sicherheitsleistung
  • Dokumentation von Erfahrungsrückfluss

Bestandteile von SMS

  • Sicherheitspolitik
  • Ressourcen
  • Risikoidentifikation und Risikoverminderung
  • Standards und Prozeduren
  • Human-Factors-Wissen
  • Systemdesign
  • Sicherheitstraining und Qualifikationen
  • Monitoring der Sicherheitsleistung
  • Meldewesen und Ereignisanalyse
  • Auditierung
  • Kontinuierliche Verbesserung
  • Veränderungsmanagement

Spezifische Aspekte von Sicherheitsmanagementsystemen

  • Monitoring der Sicherheitsleistung: Sicherheitsindikatoren

Sicherheitsindikatoren

  • Information über die aktuelle Sicherheitsleistung
  • Proxys für Elemente aus Sicherheitsmodellen
  • Metriken (vergangen, aktuell oder zukünftig)
  • Identifikation von organisatorischen Veränderungen
  • Bewertungskriterien für Leistungen
  • Kommunikation mit Kunden und Aufsichtsbehörden
  • Unterscheidung zwischen lagging und leading Indikatoren (Beispiele für lagging: Unfallrate, Anzahl gemeldeter Beinahe-Unfälle)

Lagging-Indikatoren

  • Messen vergangene Ergebnisse (Beispiele: Unfallrate, fehlerhafte Geräte, Infektionen)

Leading-Indikatoren

  • Identifizieren Mängel im System (Beispiele: Anzahl der Managementrundgänge/Halbjahr, Kontrolle qualifizierter Arbeitskräfte)

Limitationen und Schwächen von Sicherheitsindikatoren

  • Druck, Indikatoren zu manipulieren
  • Verschleierung von Verletzungen/Unfällen
  • Vermeidung der Einstufung als Arbeitsunfall
  • Nichtmelden von Unfällen (durch Fremdpersonal)

Das Regulator Paradox

  • Lagging Indikatoren messen Sicherheit indem sie Ereignisse zählen, die auf Abwesenheit von Sicherheit hindeuten.
  • Je sicherer das System, desto weniger Feedback für Verbesserungen.

Spezifische Aspekte von Sicherheitsmanagementsystemen

  • Meldewesen und Ereignisanalyse: Organisationales Lernen

Organisationales Lernen (OL)

  • Wandel des Verhaltensrepertoires
  • Wissen für die Organisation
  • Bewusster und systematischer Prozess
  • Übereinstimmung mit Werten und Normen
  • Einsicht und Handeln im Prozess
  • Unterscheidung zwischen Single-Loop & Double-Loop Learning

Organisationales Lernen durch ein Sicherheitsinformationssystem

  • Analyse und Zusammenfassung von Daten
  • Verbreitung von Lessons Learned
  • Entscheidungsfindung und Umsetzung

Datensammlung: Meldesysteme

  • Informationen über Vorfälle und Ereignisse
  • Freiwillige Meldungen
  • Situationsbeobachtungen
  • Meldung an Aufsichtsbehörden

Beispiel: Critical Incident Reporting System (CIRS) in der Medizin

  • Meldung von Fehlern, Risiken, kritischen Ereignissen

Beispielbericht CIRS

  • Beschreibung des Ereignisses und der Folgen
  • Präventionsmassnahmen

Merkmale von (internen) Meldesystemen

  • Anonymität
  • Nachteil: Mangelnde Garantie für Anonymität, Verallgemeinerung
  • Offenheit
  • Nachteil: Verlust des Vertrauens der Belegschaft

Kultur und Meldesysteme

  • Schuldkultur (Personen werden für Fehler bestraft)
  • No-Blame-Kultur (Personen werden nicht bestraft, wenn sie Fehler melden)
  • Just Culture (gerechte Kultur; Unterscheidung zwischen akzeptablem und inakzeptablem Verhalten)

Analyse und Auswertung von Sicherheitsdaten

  • Methoden zur Ereignisanalyse (z.B. MORT, MTO, HFCAS, SOL)
  • Klassifizierung von Unfallursachen

Limitierende Faktoren des organisationalen Lernens

  • Mangelnde Zuverlässigkeit bei der Berichterstattung
  • Unzureichende Erfassung von Erfahrungen
  • Filter und Verzerrungen bei Unfalluntersuchungen

Zusammenfassung Sicherheitsmanagementsystem

  • Ganzheitlicher Ansatz (Ziele, Prozesse, Indikatoren)
  • Überprüfung der Sicherheitsleistung
  • Kontrolle der Risiken
  • Selbstoptimierung durch Lernen
  • Festlegung und Einbettung von Sicherheitsindikatoren
  • Vorhandensein einer just-culture
  • Empirische Evidenz zur Wirksamkeit von SMS

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In dieser Vorlesung erfahren Sie, wie Sicherheitsmanagementsysteme in Organisationen mit hohem Gefährdungspotenzial optimiert werden können. Wir behandeln Indikatoren der Sicherheitsleistung, organisationsbasiertes Lernen und das Konzept der 'just culture'. Bereiten Sie sich auf die bevorstehende Klausur vor und vertiefen Sie Ihr Wissen über Managementsysteme.

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