Vorlesung 5 - Rousseau PDF
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Universität St. Gallen (HSG)
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This document details a lecture on Jean-Jacques Rousseau's political thought, focusing on his analysis of the modern state and his concept of the social contract. It examines Rousseau's life and background, offering insight into the circumstances and influences that shaped his ideology. The lecture also explores Rousseau's critiques of modern society and his ideas for improving the human condition.
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Einführung Hobbes war eine Figur, die paragmatisch den modernen Staat begründet hat -> Leviathan (wichtigste Aufgabe die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten) -> Weg von der Vorstellung einer polis. Man bricht die Staatsgewalt in Teile (Gewaltenteilung) und verbindet sie mit Recht. Ermög...
Einführung Hobbes war eine Figur, die paragmatisch den modernen Staat begründet hat -> Leviathan (wichtigste Aufgabe die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten) -> Weg von der Vorstellung einer polis. Man bricht die Staatsgewalt in Teile (Gewaltenteilung) und verbindet sie mit Recht. Ermöglichung einer Mitbestimmung der Steuerzahler (politisches Recht). ◦Jetzt stoppen wir mit der Grundfigur der ungebrochenen Staatsgewalt und gehen weiter. Frage wie sollten die Menschen ihr Zusammenleben regeln (ökonomische Denker). Zwischenstufe vor dem ökonomischen Denken: JJ Rousseau (Mit Rousseau hat man einen Autor/ Denker der etwas Unerhörtes darlegt. Jemand der für die Demokratie spricht. Man soll vertrauen haben in die Vielen. Man soll ihnen Mitbestimmungsrecht geben -> Denker für die Befürwortung der Demokratie. Warum hat man Demokratie bis jetzt noch nie vorgeschlagen? -> Man dachte nicht, dass das Volk nicht in der Lage wäre (Leichtsinnigkeit den Staat in die Hände des Volkes zu geben). Man meinte Staatsgeschäfte sind für das Volk viel zu kompliziert. Rousseau kommt aus einem anderen Kontext. Kommt aus der Stadt wo eine kleine Republik ist (polismässig durch eine Bürgerversammlung geprägt). Genf war eigentlich eine direkte Demokratie. Das regelmässige Verfahren gibt Genf Legitimität. Genève dazumals nicht Schweiz rund 20000 Leute -> kleine Republik, also überschaubar Räte haben zu viel macht, deswegen soll das Volk mehr Mitbestimmungsrecht bekommen 1737: Ausschreitungen, innere Neutralität (in solchen Konflikten wollte man es schlichten) -> Resultat war ein sehr sehr fragiler Zwischenstand In diesem Kapf wird Rousseau von Paris ein eingreifen (nimmt die Sache der Bürger auf und macht einen Gesellschaftsvertrag) -> er denkt konkret an die Stadt Genf Missverständnis, weil Rousseau machte das nur für Genf und die anderen dachten er macht ein universellen Vorschlag (dabei fand Rousseau dass man die Monarchie Frankreichs nicht anfassen sollte) Frankreich 1789: bis dann eine Monarchie (derart dogmatisch, dass es am Schluss zu einer Revolution kommt). Die Revolutionäre nehmen ihr Beispiel an England (wieso können wir nicht wie sie sein?). So war der Kontext in Paris und Rousseau lebt dort und versucht sich dort zu integrieren, war dann jedoch aus Fehler, weil er seine Ursprünge aus Genf nicht verleugnen durfte. Rousseau 1712 in Genf geboren. Mutter stirbt einige Tage später. Folgen, weil er auf Zuwendung angewiesen ist, aber keine die Rolle ersetzen kann. Vom Vater nimmt er die Liebe zum Lesen mit. Liest ihm viele Bücher vor. Bereits mit 4.5 hat er die Römer gelesen. Er war niemals in der Schule. Er wurde vom Vater-Pflegtemutter-Freundin (katholische Adelige -> später seine Geliebte) geschult. Mit 13 musste er in eine Lehre und als 16 Jähriger ist er aus der Stadt ausgerissen. Dann waren die Tore von Genf am Abend schon geschlossen und geht in eine Stadt daneben und wird von der Adeligen aufgenommen. Verbringt dann Jahre dort. Ihrzuliebe wird er Katholike (früher Protestant). Im Umfeld dieser Frau beginnt er in einer Art und Weise zu lesen, die abenteuerlich ist. Er entwickelt eine Neugier die nicht aufhaltbar ist. Schreibt dann eine Oper die in Paris preisgekrönt wird. Dann geht er nach Paris. Er fährt nicht er geht. Und beim Gehen schreibt er. So kommt er als 30 Jähriger dorthin. Diese Zeit wird schwierig, weil er mit seinem Genfer Französisch nicht gut ankommt. Rousseau ist inkontinent, sodass er sozial nicht richtig landen kann. Befreundet sich mit Diderot (tauscht sich mit den Grossen aus) aber am gesellschaftliche Spiel in Paris scheitert er. Hat einen Zusammenbruch und ist auf dem Weg Diderot zum Gefängnis zu besuchen. Schreibt auf dem Weg ein Essay darüber, ob die Wissenschaft (der Fortschritt) den Menschen glücklicher gemacht hat. Ja oder Nein? Nach dem Zusammenbruch sagt er, dass der Fortschritt den Menschen krank gemacht hat. Hat den Menschen innerlich gespalten. Der Mensch war gesund und gut und durch die moderne Gesellschaft kann der Mensch nicht gesund bleiben (1949). 12 Jahre lang wird er alles zu Papier bringen. Aus der Erkenntnis wird er politisch/soziologisch/ kulturell daran klemmen und sie verwerten. Das ist seine Mission: Vorschläge dazu, wie der Mensch aus der kranken Gesellschaft rauskommen kann und den Menschen gesund und ganz machen kann. Sieht sich als Arzt, der die Diagnose macht und dann die Therapie mitbringt. Schreibt die Antwort und gewinnt einen concours. Die Grossen werden auf ihn Aufmerksam. Voltaire wird zu seinem Gegner (er ist alles was Rousseau nicht ist - wie ein Halbgott, an den Rousseau nie herankommt). Voltaire sieht jedoch dass er ihm gleichauf ist und das gefällt ihm gar nicht. Mit der Mission wird er Erfolge feiern. Aber im Persönlichen wird er ein unglückliche Seele bleiben. Wird niemals zur Ruhe kommen. Wird obsessiv, dass man ihn klein macht, ihm nicht gönnt. Die Verletzung nicht Mithalten zu können macht ihn kaputt. Er wird völlig vergessen und stirbt in einer kleinen Seitenstrasse in Paris. War auch nie verheiratet und sein Privatleben ist eine komplexe und schwierige Sache. Er war der erste Autor im 18 Jh. der die Biographie ins Detail schreibt (die Confession). Er ist extrem modern für seine Zeit. Wie eine Eigentherapie für ihn. Darum hat man eine Fülle von Daten von ihm und auch zu seiner Krankheit im psychischen Sinn. Werke: Oper, Buchroman, Contrat social: 1. frage - Schwierigkeiten ihn zu lesen schreibt allumfassend ◦Man weiss nicht wirklich was er sagen will, weil es Widersprüche hat. Einmal sagt er dass und dann wieder etwas anderes nicht sehr systematisch ◦Er ist kreativ aber nicht strukturiert. Er sagt dass schon alles zusammenpasst, aber dafür muss man das Gesamte lesen und sich dann ein Urteil bilden. Deswegen ist er recht unbekannt, weil ihn wenig lesen. Das zu tun ist aber mega aufwändig. 2. Frage - Grunderkenntnis Der Mensch ist gesund von Natur aus. Hat Grundanlagen die ihm ein gutes Leben an die Hand geben, aber in der modernen Gesellschaft wird er verdorben. Das Verderben hat seinen Anfang dort, wo man aus relativ autarker/autonomen Selbstständigkeit in einen Zustand geht wo Arbeitsteilung herrscht. Rousseau sagt das in dem Moment wo man Arbeitsteilung hat auch Regeln braucht. EIGENTUM. Mit dem Eigentum und Arbeitsteilung kommt es zur Abhängigkeit des einen zum anderen, weil manh sich spezialisiert (persönliche Abhängigkeiten). Zweitens kommen mit dem Eigentum Ausdifferenzierungen -> Wer hat mehr, wer hat weniger (soziale Ausdifferenzierung)? Warum macht uns das krank? Rousseau sagt dass damit der Wunsch kommt wieder Unabhängig zu werden, sich davon zu lösen und das versucht der Mensch durch Kontrolle. Den einen unter Kontrolle zu kriegen, damit er nicht mehr von ihm abhängig ist. Gesellschaftliches Spiel -> Man muss zu Macht kommen (dafür muss man aber die Regeln beherrschen). Man wird zu kalkulierenden Menschen. Rousseau hat genau das erlebt, weil er probiert hat das Spiel zu spielen und daran gescheitert ist. 3. Frage - wie kann man wieder unabhängig werden? zwei Therapiemöglichkeiten: ◦extremer Individualismus: Entziehung aus der Gesellschaft (muss man sich jedoch leisten können) -> wäre der natürliche Weg (geht aber nur bei denen die die sozioökonomische Mittel haben) ◦extremer Kollektivismus: Aufgehen in der Gesellschaft zu einem Gemeinschaftsmensch. Man wird ein kollektivierter Gemeinschaftsmensch Damit der Kollektivismus funktioniert muss man den Menschen erziehen. Man muss sie zu einem Gesellschaftstierchen machen und die Selbstliebe ablegen. Das schafft man durch Unerziehung. Man muss den Menschen von seinem Egoismus befreien. Sozialtheorie: auf kleine überschaubare Gemeinschaften wie Genf 4. frage - institutionelle voraussetzungen Rousseau denkt an Sozialkörper (Landsgemeinde in Appenzell heutzutage) Rousseau hat eine Vorstellung von einem Mensch in einer kleinen Gemeiinschaft in der man sich kennt, mann muss sich nicht mögen, aber ein Interesse das es dem Körper gut geht. Der Körper wird nie etwas tun, wo ihm schadet. Kollektive Entscheidungen. Alle haben ein Eigeninteresse, aber als Bürger haben alle das gleiche Interesse (Gutgehen des Sozialkörpers). Organische Staatsauffassung einer Republik -> das was alle angeht interessiert auch alle, unabhängig vom privaten Willen Wie soll man es machen dass die Menschen kollektiviert -> Persönliche Abhängigkeit von Menschen durch die Abhängigkeit aller Menschen ersetzen von allen Regeln. Die Gesetze müssen von allen ausgehen und auf alle anwendbar sein. Jetzt ist es eine Steuerung durch Regeln die für alle gelten -> Aufgehen im Kollektiv Nur möglich in kleinsten Gruppen! Es braucht eine gewisse Nähe, sonst funktionert es nicht mehr. Wundermittel um aus der persönichen Abhängigkeit herauszukommen ist Recht (allgemeines Recht = generell, abstrakte Regel) -> hier ist er sehr liberal, weil es braucht wenige Regel aber einen grossen Rahmen -> weniger liberal ist, dass man den Menschen erziehen muss 5. frage - wer regiert? Wer macht das was nicht generell-abstrakt ist? Rousseau als Realist: Die Menschen können die allgemeinen Grundlinien gut regeln, aber wenns ans Regieren geht/ Sachgeschäfte/Aussenbeziehungen übersteigt dass die Macht des Volkes. Man muss ihnen aber die Illusion lassen, dass das Volk souverän ist. Diese tun dem menschen gut. Es braucht aber wenige, die mehr verstehen und die die Entscheidungen treffen -> die Exekutive. Die Exekutive übernimmt faktisch überall die Führung. Formal ist das Volk souverän, aber faktisch wird die Elite die Macht in Händen halten. Damit es aber gut funktioniert, soll sie unscheinbar handeln und im Hintergrund Stränge ziehen. Modell des Führens aus dem Hintergrund: zieht sich bei Rousseau über viele Werke ◦Im Werk Emile sagt er auch, dass das Kind von einem Tutor erzogen werden soll, welcher aus dem Hintergrund handelt (viele Parallelen zur Staatsführung) Die Exekutive muss dem Volk immer das Gefühl geben, dass sie für sie handeln. Die kleinen Eliten führen, aber so dass man es nicht merkt. Je weniger sie auffallen, desto besser. Rousseau will eine Mischverfassung aus Demokratie (für die Legitimität) und Oligarchie (Herrschaft durch jene die es besser verstehen) 6. Frage - für wen hat er geschrieben? 1762/64 Er hat für wenige Orte geschrieben nur Genf, schweizerische alte Orte, Insel Korsika Freiheitsliebende Menschen die nichts am Hut haben mit städischer Hochkultur -> unabhängige echte Bürger (Sozialkörper der sich selber schützt) Zum Rest (England, Schweden) sagt er dass sie zu gross sind und von Menschen geführt werden. Diese Gesellschaften sind verloren. Rousseau schreibt über das was er selber kennt sonst hat er keinen Zugang. Schluss Wollte für Genf etwas schreiben und es wurde gedacht, dass er für Frankreich schreibt. Rousseau wollte die letzten Republiken retten aber er wollte keine Monarchien stürzen.