VO Entwicklungspsychologie I_Emotionen PDF
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This document presents a detailed overview of emotion development, covering various aspects such as definitions, characteristics, and approaches to the study of emotions. It discusses different perspectives like structuralistic and functionalistic viewpoints, providing insights into the multifaceted nature of emotions across different developmental stages, from infancy to adolescence.
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VO Entwicklungspsychologie Emotionen Emotionen Definition: Emotionen sind psychische, physische und kognitive Zustände und Reaktionen von Personen auf Situtionen oder Ereignisse, die subjektiv wahrgenommen warden. Diese sind objektiv erfassbar und können für die Person angeneh...
VO Entwicklungspsychologie Emotionen Emotionen Definition: Emotionen sind psychische, physische und kognitive Zustände und Reaktionen von Personen auf Situtionen oder Ereignisse, die subjektiv wahrgenommen warden. Diese sind objektiv erfassbar und können für die Person angenehm oder unangenehm sein. Begriff Emotion und Gefühl oft synonym verwendet. Gefühle werden über innere und äußere Sinessorgane wahrgenommen z.B man kann Hunger, Kälte, Freunde, Angst unmittelbar fühlen. Es gibt in dem Moment noch keine Bewertung der Wahrnehmung. Im zweiten Schritt wird bewertet, was wahrgenommen und gefühlt wird. Bewertung von Gefühlen = Emotion 2 Quelle: Scheichel, F., Pinggera, D., Popadic, B., Sherif, C., Marhold, F. & Freyschlag, C.F., 2022 (https://doi.org/10.3389/fonc.2022.884724) Emotionen Merkmale einer Emotion Kognitive Komponente: Wahrnehmung des Reizes– Bewertung z.B. Tina nimmt humpelndes Kaninchen wahr (Stimulus); Bewertung als Angst einflößend (Reaktion) Psychische und somatische Komponente: Steuert vegetative (unbewusste) körperliche Reaktionen z.B. schwitzen, zittern, Pulsbeschleunigung Konative, behaviorale Komponente: steuert das Verhalten ein Reiz folgt (Tina klammert sich an die Hand der KM) 3 Emotionen Objektgerichtetheit: Freude über etwas oder Angst vor etwas; es ist nebensächlich, ob das Objekt, die Situation oder die Person , auf die Emotion gerichtet ist , tatsächlich existiert individuelle Einschätzung ist relevant (Tina hat Sorge, dass Kaninchen Schmerzen hat und sie nicht mehr mit ihm spielen kann Begrenzte zeitliche Dauer: Emotion kann nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden. Tina ist nicht durchgehend traurig, sondern so lange, wie sie sich gedanklich mit dem kranken Kaninchen beschäftigt. 5 genannten Punkte summieren sich Erlebenskomponente 8 umfasst Beispiel Tina: Angst/ Traurigkeit. Gefühlserleben ermöglicht Empfindungen wie Trauer, Freude,… 4 Emotionen Entwicklung von Emotionen Bei Säuglingen sind nur Vorläuferemotionen (erschrecken, Interesse, Ekel, Wohlbehagen) erkennbar, aber keine funktionstüchtigen Emotionen Sind im Ausdruck noch nicht auf Anlass und Kontext abgestimmt, der Anlass für die Emotionen ist für Außenstehende schwer identifizierbar Funktionstüchtige Emotionen werden durch erfahrungs- und bedeutungsbasierte Einschätzung des Anlasses ausgelöst 5 Ansätze der Emotionsforschung Ansätze der Emotionsforschung Strukturalistischer Ansatz Vertreter dieser Forschungsrichtung Identifikation von Basisinformation Mensch ist von Geburt an mit Basisinformation ausgestattet Unterscheidung anhand vom subjektiven Erleben (Gefühl), typischen physiologischen Reaktionen und des Ausdrucksverhalten 6 Ansätze der Emotionsforschung 8 Basisemotionen Furcht Wut Freude Trauer Vertrauen -Ekel Überraschung Neugierde Aus der Mischung dieser Basisemotionen lässt sich das gesamte Spektrum des emotionalen Erlebens abbilden. 7 Ansätze der Emotionsforschung Empirisch ist es noch nicht gelungen notwendige und hinreichende Kriterien zum Vorliegen bestimmter Emotion zu bestimmen. Bsp: Baby, 5 Wochen sieht Großvater erstes Mal und lächelt ihn an, Großvater bezieht Lächeln auf seine Person, denkt, dass das Baby ihn bereits kennt soziales Lächeln 8 Ansätze der Emotionsforschung Funktionalistischer Ansatz Emotion hat Zweck Handlungsbereitschaften zu verändern, um Motive zu verfolgen und Bedürfnisse zu befriedigen. Prozess mit drei in Beziehung stehenden Komponenten: Bewertung eines Umweltreizes (appraisel) ist motiv- oder zielrelevant z.B. anlächeln löst eigentliche Emotion aus Veränderte Handlungsbereitschaft mit Handlungskonsequenzen verbunden Im Laufe der Kindheit erlernen Kinder Strategien zur Bewältigung der Emotionen 9 Ansätze der Emotionsforschung Sozio-kultureller Ansatz Frage, ob Emotionen universell sind? Sozialisation des Menschen als entscheidender Entwicklungsmechanismus für Emotionen. Kulturabhängige Normen, Einstellung und Verhaltensweisen. Emotionen und deren Regulation werden durch die soziale Interaktion konstruiert. spielen Normen, Einstellungen und Verhaltensweisen der jeweiligen Kulturen entscheidende Rolle. Grundlage des emotionalen Erlebens Bewertungen von Umweltreizen die Grundlage Im Situationsprozess lernt das Kind Situationstypen mit Emotionen zu assoziieren. 10 Entwicklung von Emotionen In den ersten Lebensjahren entwickeln sich positive und negative Emotionen Sprachliches Benennen der Emotionen hilft Kindern sind auf interpersonale Regulation angewiesen d.h. Erwachsene müssen über Gefühle ansprechen, diese benennen, auf Gefühle reagieren Interpretationsbeispiel Positive und negative Emotionen aus Vorläuferfähigkeiten (Wohlbehagen, Ekel, Distress, Interesse, Erschrecken) werden bereits im ersten Lebensjahr entwickelt Selbstbewusste Emotionen wie u.a. Scham, Stolz, Schuld, Eifersucht, Verlegenheit entwickeln sich erst später 11 Entwicklung von Emotionen Ab Geburt positive Emotionen Freude - motiviert und hilft eine Bindung zum Interaktionspartner herzustellen. Erstes Lächeln ist reflexhafter Ausdruck von Freude. Interessante Objekte werden angelächelt, unabhängig davon, ob Person vertraut oder nicht vertraut ist. 6-10 Lebenswoche: soziales Lächeln; , unabhängig davon, ob Person vertraut oder nicht vertraut ist. Ab dem ca. 7 Lebensmonat richtet sich das Lächeln nur mehr an vertraute Personen (Unterscheidung zwischen vertrauten und nicht vertrauten Pers 12 Emotionen Negative Emotionen Säugling Lust und Unlust Empfinden Entwicklung der Basisemotionen Angst: tritt auf, wenn Individuum in Gefahr ist Angsterleben; Bedrohung führt zu Flucht- oder Vermeidungsverhalten Erste Indikatoren von Angst vor Fremden (Fremdeln), Trennungsangst (8-Monats Angst) 13 Emotionen Angst 2-4 Lebensjahr: Phase des magischen Denkens Kinder sind aufgrund der kognitiven Entwicklung zu Imagination in der Lage; Ängste v.a. nachts vor Monstern, Gespenstern,… Kinder imaginieren, greifen auf Vorstellungen zurück, die sie für real halten Zustand ändert sich mit 5-7 Jahren Trennung Fantasie- Realität Angst vor realen Gefahren wie u.a. Unfälle, Feuer, Verletzungen Schuleintritt: Selbstwert korreliert oft schulischen Leistungen Zunahme Bewertungs- und soziale Ängste 14 Emotionen Ärger Tritt auf, wenn das Individuum an Zielerreichung gehindert wird Motiviert die Barriere, die die Zielerreichung verhindert zu beseitigen Warnt Interaktionspartner vor möglichen Angriff Mit Zunahme der Fähigkeit, die Umwelt regulieren zu können-> Steigerung der Wutreaktionen (aggressive Handlungen, sprachliche Reaktionen) 15 Emotionen Ärger Kind kommt in Autonomiephase, will Entscheidungen selbst treffen führt zu vermehrten Wutanfällen Weg in Selbständigkeit Versteht den Begriff „Ich“, entwickelt eigenen Willen; sieht sich als eigenständige Person Umsetzung klappt aufgrund fehlender Fähigkeiten, Erfahrung Frustration; Überforderung Nimmt bis zum Vorschulalter kontinuierlich ab. 16 Emotionen Selbstbewusste Emotionen Ab dem 2. Lebensjahr: Scham, Verlegenheit, Schuld, Eifersucht und Stolz Kind ist sich bewusst, dass es von anderen Personen getrennt ist und von diesen beobachtet Kind zeigt manchmal beschämtes Verhalten Faktoren f. Auftreten selbstbewusster Emotionen Kinder erkennen sich im Spiegel und benennen sich mit ihrem Namen (Spiegeltest) Zusehends Benutzung von Personalpronomina (ich, du,..) Bewusstsein für Regeln und Normen 17 Emotionsregulation Kind bringt mit Temperament gewisse Bereitschaft mit auf interne bzw. externe Reize emotional zu reagieren, aber auch Emotionsregulation spielt wichtige Rolle. Temperament beeinflusst Emotionen. Definition Temperament Beschreibt die Grundstimmung und den generellen Verhaltensstil einer Person. Setzt sich aus emotionalen, aufmerksamkeitsbezogenen und motorischen Verhaltensweisen zusammen. Merkmale des Temperaments sind relativ konstant und manifestieren sich z.B. im Gemüt, Ausdauer, Energie, Dynamik, Lebhaftigkeit aufmerksamkeitsbezogenen Verhaltensweisen. 18 Emotionsregulation Definition Emotionsregulation Prozess, durch den innere Gefühlszustände und die damit verbundenen physiologischen Prozesse, Kognitionen und Verhaltensweisen initiiert, gehemmt und moduliert werden. Säuglings- und Kleinkindalter Mit ca. 2 Lebensmonaten können Säuglinge ihre Kopf- und Augenbewegungen so kontrollieren, dass sie ihre visuelle Aufmerksamkeit regulieren Blickabwendung; Saugen an den Fingern (=selbstregulierende Maßnahmen) Nur in nicht zu großen Belastungssituationen beruhigend, daher muss auch die Bezugsperson das Erregungsniveau regulieren, ab dem 3-6 LM wird Emotionsregulation durch Bezugsperson aktiv eingefordert. 19 Emotionsregulation im Kleinkindalter In der 2. Hafte des 1. Lebensjahres: Kinder können sich Reizen nähern bzw. entfernen, aufgrund der motorischen Entwicklung.. Durch Reaktion der Bezugsperson erschließen sie möglicherweise unsichere oder gefährliche situative Reize. Ab dem 2. Lebensjahr: Spracherwerb Äußerung von Zuständen und Befindlichkeiten, Benennung von Ursachen und Folgen von Gefühlen Vergangenes (Auslöser von Emotionen) und Zukünftiges (Folgen von Emotionen) Sprechen über Gefühle ermöglicht Perspektivenübernahme. 20 Emotionsregulation Belohnungsaufschub Untersuchung: Kinder dürfen sich entweder kleine, sofort verfügbare Süßigkeiten aussuchen oder eine Zeitlang warten und dafür eine größere Belohnung bekommen. Ergebnisse: Große Unterschiede, manche Kinder können eigene Wünsche und Bedürfnisse besser zurückstellen Kinder mit ca. 3 Jahren, die Wünsche und Bedürfnisse aufschieben konnten, zeigen auch bis ins Erwachsenenalter mehr Selbstkontrolle und eine größere Stressresistenz - genügend Strategien zum Umgang mit Wartesituationen, können Zeit besser überbrücken z.B. Ablenkungsstrategien, Selbstinstruktion (sich sagen, dass das lange Warten kein Problem ist) 21 Emotionsregulation im Vorschulalter Vorschulalter: zwischen 3.-6. Lebensjahr Wechsel von inter- zu intrapsychischer Regulation. Kinder Ausführung einer emotionalen Regulation ohne Unterstützung. Beruhigung bei emotionaler Erregung vermehrt möglich Aneignung entsprechender Emotionsregulationsstrategien Übergang Fremdregulation zu Selbstregulation Negative Konsequenzen aufgrund des Verhaltens für sich und andere können vorgesehen werden 22 Emotionsregulation im Schulalter Kognitive Strategien zur Emotionsregulation Gedanken können Gefühle beeinflussen Zunahme kognitiver Strategien, Abnahme von aggressionsbezogenen Strategien Neubewertung einer Situation z.B. bei Ärger; Abwägen der Situation Bewältigung negativer Emotionen Belastungssituation spielt wichtige Rolle- werden Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten wahrgenommen--problemorientierte Bewältigungsstrategien Unkontrollierbare Situationen (z.B. Zahnarztbesuch) erfordern indirekte Strategien (z.B. gedankliche Beschäftigung) 23 FEEL- KJ (2. Auflage; Grob & Smolenski) 24 Quelle