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Soziologie als Wissenschaft - Zusammenfassung 1. Hans Joas: Die soziologische Perspektive De nition Soziologie Untersuchungsgegenstand: Organisation des menschlichen Leben...

Soziologie als Wissenschaft - Zusammenfassung 1. Hans Joas: Die soziologische Perspektive De nition Soziologie Untersuchungsgegenstand: Organisation des menschlichen Leben Methoden: Empirische Forschungsmethoden und Theorien Bereiche: a) Mikrobereich = Familie und Freundeskreis b) Mesobereich = Schule und Betrieb c) Makrobereich = Gesellschaft Sozialer Wandel als großer Teil: Welche Herausforderungen entstanden? Welche Faktoren halten Gesellschaften in solchen Zeiten zusammen? Soziologische Phantasie: - Erfahrungen werden im Kontext der Ereignisse in unserer sozialen Umwelt wahrgenommen - Strukturelle Zusammenhänge, die nicht aufgrund der individuellen Erfahrung schlüssig sind - Folge: Individuen sind eingebunden in soziale Zusammenhänge, die sich auf einer allgemeineren sozialen Bühne abspielen Sozialstruktur 5 Begri e, um die wichtigsten Dimensionen des sozialen Lebens zu erfassen SOZIALSTRUKTUR = Muster von Beziehungen, Positionen und Mengen von Individuen, die das Grundgerüst der sozialen Organisation einer Population abbilden Beziehungen (entstehen, sobald Menschen in relativ stabile, kontinuierliche Muster spezi scher Interaktionen und / oder gegenseitiger Abhängigkeit eintreten) - Interpersonale Ebene: Ehen o. Beschäftigungsverhältnisse - Abstrakten Ebene: Institutionen, wie Bildungssystem o. Gesundheitswesen Positionen (entstehen, sobald anerkannte Plätze im Netz sozialer Beziehungen, die mit Verhaltenserwartungen (Rollen) verbunden sind) - Vater, Mutter etc. - Minister, Pfarrer etc. Individuenmenge (insbesondere relativer Anteil; verschiedene Kategorien) - Mitgliederzahl einer Organisation - Anteil eines bestimmten Jahrgangs Unterschied Personal und Sozialstruktur: Beispiel Universität = Struktur bliebt stabil, Personal verändert sich ständig - gegenseitige Abhängigkeit; Wechselbeziehung Funktion der Sozialstruktur: - Quelle der Stabilität im sozialen Leben - Ursache für strukturelle Probleme, wie zu hohes Bevölkerungswachstum (siehe EIn-Kind-Politik) Leitfragen: a) Welche strukturellen Folgen ergeben sich aus bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen? b) Wie hängt Geschlecht, Geburtenrate, Alter etc. zusammen? = Sozialstruktur bestimmt alles, was als Gesamtkonzept deutlich wird (z.B. Alter, Geburtenrate, Geschlechter, Veränderungen im Gesamten…) Seite 1 fi ff fi Soziales Handeln SOZIALES HANDELN = Verhalten, das von bewussten Absichten gesteuert und nicht instinktiv oder re exhaft ist, welches sich wiederum auf andere Menschen bezieht und von Bedingungen abhängt, die andere Menschen gescha en haben - Ursprung Sozialisation = das Erlenen / Heranreifen zu einem Individuum - Auf interpersonaler Ebene o. Abstrakter (Gruppen und Organisationen, wie Unternehmen oder Regierungen) - Ziel: Eigenschaften verändern (Individueller Ebene) o. Gesellschaft verändern (Abstrakte Ebene) - Beziehungen schließen, wie Heirat, Verfassungen entwerfen etc. = neue Handlungszwänge durch neue Sozialstruktur Leitfragen: a) Inwiefern tangieren diese Entscheidungen andere Menschen? b) Verändert sich dadurch die soziale Struktur? c) Ist diese Entscheidung abhängig von anderen Personen? = Soziales Handeln beinhaltet alles, was mit anderen Menschen zutun hat oder diese beein usst Kultur KULTUR = Muster von Weisen des Denkens, Verstehens, Bewertens und Kommunizierens des Menschen, welches den Lebensstil prägt (mehr oder weniger integriert) - als spezi sch menschlich gekennzeichnet: Sprache, Moral, Technik, Fertigkeiten (werden durch soziale Beziehungen erlernt) - Gemeinsamen Quellen des Denkens und des Handelns (wichtigster Faktor Sprache) - Kriterien, mittels derer Bedeutung von Handlungen bewertet werden (Beispiel: Abtreibung; verschiedene kulturelle Werte prallen hier aufeinander: a) Lebenswert der Frau b) Leben des Fötus) - Kultur enthält Ideale, die individuelle Träume und Wünsche bestimmt - Erzeugt sozialen Druck (Beispiel: kulturelle Ein üsse, die Ideale erzeugen, wie Weiblichkeitsideal) - Ermöglicht Entwicklung neuer Technologien, indem Kultur bestimmt, welchen Stellenwert Wissenschaft enthält und wer Zugang hat Leitfrage: - Inwiefern wird der Lebensstil hier von gesellschaftlichen Ein üssen geprägt? = Kultur gilt als Muster, welches maßgeblich das individuelle Denken, Verstehen und Bewerten von Informationen prägt und Ideale, wie auch Druck und Ziele bestimmt Macht MACHT = die Fähigkeit einer sozialen Akteurin oder eines Akteurs, den Gang der Ereignisse oder die Struktur einer sozialen Organisation zu bestimmen - Unterschied zwischen der Macht ganzer Sozialsysteme und der Macht von Einzelpersonen - Unterschied zwischen der Macht gegen den Willen anderer, sodass diese Dinge tun, die sie sonst nicht täten & der Macht, um ihren Willen zu bestimmen, damit sie gewisse Dinge tun wollen oder meiden wollen Leitfragen: - Inwiefern spielt ein sozialer Akteur in dieser Entscheidung eine Rolle? - Welche Form von Macht wird ausgeübt? = Macht gilt als eine Fähigkeit eines sozialen Akteurs (Person o. Juristische Person), die die Entscheidung von anderen Akteuren bestimmen kann Seite 2 fl fi fl fl fl ff Funktionale Integration FUNKTIONALE INTEGRATION = Verbund von Sozialstruktur und der sozialen Organisation (z.B. Sozialstaat), der einem biologischen Organismus gleicht und eine wechselseitige Abhängigkeit bedeuten a) Funktion = Beitrag, den jede soziale Beziehung, Position, Organisation, Wert oder Eigenschaft einer Gesellschaft für das soziale System als Ganzes leistet (sodass jeder Teil beein usst ist und abhängig bleibt) b) Integration = jegliches Element wird mit einbezogen, dies jedoch in unterschiedlichen Maße (mehr oder weniger harmonisch) Dysfunktionale Integration = Teilsystem unterminiert das e ziente Funktionieren des Gesamtsystems (z.B. die neuen Reproduktionstechnologien, da Ressourcen abgezogen werden und Eltern, die einen Kinderwunsch haben, eine Adoption ausschließen) Leitfragen: - Welche Elemente des sozialen System sind hier integriert? - Besteht eine dysfunktionale Integration? = Funktionale Integration bedeutet der stetige Verbund und Abhängigkeit jeglicher Elemente der Sozialstrukur, die eine gegenseitige Wechselbeziehung bedeutet - Soziologie als Wissenschaft = systematische Beobachtung, objektive Empirische Beobachtung & Logische Analyse Interpretation der Wahrnehmungen, ständige Suche nach Kausalbeziehungen und logische Ordnung des Wissens mittels Theorien Zwei Prinzipien: a) Empirische Beobachtung & b) Logische Analyse Die Empirische Beobachtung = Wissenschaft stützt sich auf Beweise, die veri zierbar und geprüft sind, die durch unsere fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) und durch Erweiterung, wie Radioteleskopie etc. ermöglicht werden 1) Abstraktion 2) Interpretation der Beobachtungen 3) Replikation und Aufzeichnung Die Logische Analyse = Verständnis muss in eine rationale, logische Form gebracht werden - Kausalbeziehungen notwendig statt auf Autoritäten zu hören, wie die Religion oder Alltagswissen 1) Wissenschaftliche Frage formulieren 2) Ermittlung der Beziehungen zwischen den Analyseeinheiten 3) Theorienbildung Besonderheit der Soziologie als Wissenschaft: - Beobachtungen von Realität, die von Menschen gescha en ist und sich nie vollständig vom Beobachtenden ablösen lässt - Stetiger Wandel (z.B. die Sprache) - Soziale Realität als Teil von uns und wir als Teil von ihr = Interpretationen von Menschen, die selbst die Realität erscha en und interpretieren - grundsätzlich erfolgt empirische Beobachtung und logische Analyse Soziale ,,Tatsachen’’ durchaus anders als in anderen Wissenschaften - Annahme: Soziale Tatsachen sind relativ beständige Eigenschaften der sozialen Realität, die den Handlungen der Individuen einen Rahmen setzen und sie prägen, Eigenschaften des sozialen Lebens und nicht lokalisierbar (Beispiel: Wirtschaft) - Relativ stabil, jedoch nie vollkommen unveränderlich - Sozialer Wandel stets als Merkmal der Soziologie = neue Phänomene und neue Deutungen der Individuen der sozialen Prozesse - Stets Beteiligte und Betro ene einbezofen Andere soziale Tatsachen: - Raten sozialer Phänomene, z.B. Verbrecherrate - Sprache … Seite 3 ff fi fl ff ffi ff Die Anfänge der Soziologie = der Soziale Wandel Ursprung: spätes 18. und frühes 19. Jahrhundert (Zeit des tiefgründigen sozialen Wandels in den gesamtgesellschaftlichen Gesellschaften) = vertraute soziale Welt verschwand und die ,,moderne Ära’’ begann DIE MODERNE ÄRA - Entstehung der urbanen, kapitalistischen Industriegesellschaft = vorher wenig sesshaft. Gottgegebene Regierung, Selbstversorgung, Soziale Ordnung basierend auf Religion, starke Hierarchie , traditionelle Agrargemeinschaft - Entdeckung kultureller Unterschiede = Reisen, Zunahme von Fernhandel, Errichtung von Kolonialreichen, andere Sitten, Glaubensanschauungen und Regierungssysteme - Politischen und geistigen Umwälzungen = Französische Revolution, allgemeine Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit, Aufklärung, wissenschaftliche Revolution und Reformation, Er ndung der Druckpresse Entstehung der Soziologie durch das faktische, durch systematisch überprüfte Aufbauen von Theorien, die Informationen herstellen sollten, die die moderne Ära erklären sollten Klassische soziologische Perspektiven a) Adam Smith, Jeremy Bentham und die Rational-Choice-Theorie Leitfrage: Was hält die Gesellschaft im Innersten zusammen? Annahmen: - Macht und Autorität eines Herrschers nicht die einzige und hauptsächliche Quelle der sozialen Kohäsion - Wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit und Marktkräfte funktional integriert - Kosten-Nutzen-Kalkulationen als Entscheidungsgrundlage, sodass der Markt einer ,,unsichtbaren Hand’’ gilt = rationalisiert die Produktion, maximiert die Pro te und lenkt die Arbeit und Investitionen in Bereichen, wo die Nachfrage hoch ist Erweiterung durch Jeremy Bentham (1748 - 1832) Annahme: - Menschen neigen überall dazu, so zu handeln, dass ihre Lust maximiert und Schmerz minimiert wird - Ablehnung der Annahme, dass individuelle Entscheidungen automatisch den größtmöglichen Gemeinwohl dienen, stand für Planwirtschaft (ansonsten Kon ikte zwischen den egoistischen Akteuren) Die Theorie der rationalen Wahl: Individuelle Entscheidungen spielen eine wesentliche Rolle in der Ausprägung sozialer Tatsachen - Wie entscheiden Unternehmen? - Warum entscheiden sich Menschen für mehr Bildung? - Wie fällt die Partnerwahl aus? b) Karl Marx (1818 - 1883) ,,Vater des modernen Kommunismus’’ Leitfrage: Inwiefern steht der Kommunismus über den Kapitalismus? Annahmen: - Produktionsmittel waren in Privatbesitz und dienten der Erzeugung von Pro ten - Kapitalismus als Wirtschaftssystem, welches anfällig für Krisen, Rezessionen, Depressionen ist - Staatsgewalt, um die Verlierer im Konkurrenzsystem klein zuhalten, sodass kein Klassenkampf entsteht Moderner Charakter: a) Kapitalismus bedeutet ungleiche Verteilung der Macht und der Mittel zur Macht b) Einzelne schließen sich zusammen, um als Kollektiv mehr Macht zu erhalten c) Émile Durkheim (1858 - 1917) Leitfrage: Welche Kräfte sind ausschlaggebend, die die Menschen verbinden? Was ist die soziale Solidarität? Annahmen: - Menschen werden durch gemeinsame soziale Bande zusammengehalten - Gegenseitiges Vertrauen und wechselseitige Abhängigkeit erzeugen ein Kollektivbewusstsein, was ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugt - Die Gesellschaft als Ganzes ist größer als die Summe der Mitglieder und verschieden von ihr d) Max Weber (1864 - 1920) Leitfrage: Inwiefern wirken ökonomische, politische und kulturelle Faktoren miteinander, sodass die charakteristische soziale Organisation moderner Gesellschaften entsteht? Annahmen: - Soziale Tatsachen müssen mit wissenschaftlichen Methoden analysiert werden - Soziale Tatsachen = aggregierte Resultat der sozialen Handlungen von Individuen - Subjektives Situationsverständnis und Motivation als ausschlaggebend, sodass Soziologie, Handlungen vom Standpunkt des Akteurs verstehen muss = Verstehende Soziologie e) Georg Herbert Mead (1863 - 1931) Leitfrage: Wie werden Typen großer Organisationen generalisiert? Annahmen: - Gesten, Worte und Mienenspiel sind Symbole für dessen, was wir denken und fühlen - Grundlage des sozialen Lebens entstehen in den alltäglichen menschlichen Interaktionen Moderne soziologische Theorien Talcott Parsons (1902-1979) Konzepte wissenschaftlichen Erklärens und Zwei Grundmodelle von Erklärungsvarianten: a) das pattern model = neue Tatbestände werden in einen vertrauten Verstehens Sinnzusammenhang eingeordnet b) das deductive model = neue Tatbestände werden als Folge eines bereits bekannten oder vorausgesetzten Sachverhalt dargestellt Seite 4 fi fi fl fi - Wenn-Dann bzw. Je-Desto-Aussagen als zentraler Bestandteil Das deduktiv-nomologische Erklärungsmodell - Ziel: prüfbare, gesetzesartige Zusammenhänge herstellen - Schlussform garantiert keine gehaltvolle Erklärung Deduktiv = Erklärungsleistung vollzieht sich in einer Form Deduktion (logischer Schluss, der den zu erklärenden Sachverhalt unter Zugrundelegung von Anfangs- oder Randbedingungen mit einer oder mehreren nomologischen Aussagen verknüpft) Nomologisch = nomos (Gesetz) Beispiel für potentielle Gehaltlosigkeit von Aussagen: ,,Alle Menschen sind sterblich.’’ = Wenn X ein Mensch ist, ist X sterblich. + ,,Sokrates ist ein Mensch.’’ = Sokrates ist sterblich. -> keine gehaltvolle Aussage, da Folge nicht viel Einsicht bringt Das H/O-Modell - dient der nützlichen Verwendung von deduktiven Schlüssen, sodass diese zu einer gehaltvollen Erklärung zusammengefügt werden können Explanandum (E) = erklärende Ereignis Hypothese (H) Gesetzartige Aussage (G) Rand - oder Antezedenzbedingung (R) = Existenzaussage, die als empirisch wahr angesehen wird Explanans = Erklärungsleistung, die auf ein allgemeines Gesetz subsumiert wird Wahrheitsanspruch von deduktiven Aussagen - Wahrheit eines Gesetzes der Form A -> B nicht zweifelsfrei veri ziert werden - Lassen sich lediglich falsi zieren: Erklärungsmodell als Prognosemodell = sollte R empirisch stehen, E jedoch nicht eintreten, gilt diese gesetzesartige Aussage als falsi ziert - Soziologie wird oftmals konfrontiert mit Sachverhalten, die nicht anhand Erklärung durch Sinnverstehen einer rekonstruierten und deduktiven Aussage erklärt werden können - Verschiedene Faktoren spielen wesentliche Rollen, sodass keine Wenn- Dann Aussage getro en werden kann - Insbesondere menschliches Handeln wird anhand vielfältiger Sinnkonstruktionen abgeleitet und interpretiert Methode: - Befragungen verschiedener Betro enen, die der gesetzartigen Aussagen entsprechen - Kriterium der Variabilität = verschiedene Jugendlichen, unterschiedlicher Variablen (z.B. Herkunft, Alter, etc.) - semantische Parallelen in Aussagen als besonders wichtig Datenanalyse Seite 5 ff fi fi ff fi Macht und Herrschaft De nition Herrschaft Herrschaft = die Chance, Gehorsam für einen bestimmten Befehl zu nden Motive der Fügsamkeit (seitens der Beherrschten): a) Interessenlage = zweckrationale Erwägungen von Vorteilen und Nachteilen seitens der Gehorchenden b) Sitte = Gewöhnung an das eingelebte Handeln c) A ektuell = persönliche Neigung des Beherrschten Legitimitätsgründe: - begründet die Herrschaft meistens, da obere Gründe eher eine labile Herrschaft bedeuten würden - Innerliche Stützung durch rechtliche Legitimität - Grundsätzlich drei Typen Typus I: Die legale Herrschaft kraft Satzung - Grundform: Bürokratische Herrschaft - Voraussetzungen: a) Wahlen und Abwahlen möglich b) Betriebe als Teile des Herrschaftsverbands (Behörde als heteronomer und heterokephaler Betrieb) mit Beamten als vom Herrn ernannter Verwaltungsstab c) Gesatzte Regel statt Eigenrecht innerhalb einer sachlichen Kompetenz (Abgrenzung auf Spezialisierung nach sachlicher Zweckmäßigkeit und nach den fachlichen Ansprüchen an die Leistung des Beamten beruht) d) Betriebsdisziplin anhand klarer hierarchischer Strukturen Kritik an der Grundform: a) keine Bürokratie in der Reinform, stets mit entweder Monarchen, Präsidenten oder Parlamentarischer Führung b) Bürokratische Herrschaften stets durch wirtschaftliche Interessenverbände beein usst Seite 6 ff fi fi fl Macht und Herrschaft Typus II: Die traditionelle Herrschaft - Glauben im Mittelpunkt - Reiner Typus: die patriarchalische Herrschaft - Herrschaftsverband = Vergemeinschaftung (Herr als Herrschender; Gemeinde als Beherrschte) - Herrschaft durch geheiligte Eigenwürde - Inhalt der Herrschaft durch Tradition gebunden Zwei charakteristisch verschiedene Formen: a) die rein patriarchale Struktur der Verwaltung = völlig persönliche Abhängigkeit vom Herrn, entweder rein patrimonial rekrutiert (Sklaven, Hörige, Eunuchen etc.) oder extra-patrimonial auch rechtlosen Schichten (Günstlinge, Plebejer etc.); Verwaltung völlig heteronom und heterokephal b) Die ständische Struktur = Diener sind unabhängige, kraft Eigenstellung als sozial prominent geltende Leute, durch Privileg oder Konzession des Herrn mit ihrem Amt beliehen; Amt demnach autonom oder autokephal Reine Typus der traditionellen Herrschaft: Patriarchat (des Familienvaters, Sippenchefs etc.) - Obrigkeit anhand Gewohnheit etabliert Typus III: Die Charismatische Herrschaft - Kraft a ektueller Hingabe an die Person des Herrn und ihre Gnadengaben durch magische Fähigkeiten, O enbarungen, Heldentum, Macht des Geistes und der Rede - Reinste Typen: Herrschaft des Propheten, des Kriegshelden, des großen Demagogen - Befehlender: der Führer - Typus des Gehorchenden: der Jünger - Verwaltung fehlt jeglicher Organisation Seite 7 ff ff Sozialisation & Familie: Wie entwickeln sich Menschen zu Persönlichkeiten? Wie entwickeln sich Menschen aufgrund von Erfahrungen, die im Kontext des Zusammenlebens mit anderen Menschen entstehen? Anthropologische Voraussetzungen der These: Menschen sind von Geburt aus nicht Sozialisation vollkommen rein, sondern in ihren Handlungen anhand von gesellschaftlichen und kulturellen Lebensweisen der Vorfahren eingeschränkt - um diese zu erleben, wird Sozialisation vorausgesetzt Die menschliche Konstitution - bei Geburt noch nicht sensomotorisch oder kognitiv weit entwickelt - Jedoch: kommunikativer Kontakt wird gesucht, sodass das Gehirn genetisch auf sensomotorischen, sozialen und kommunikativen Ein uss eingestellt ist = Passung der Umwelt Der Körper = Träger von Merkmalen zur äußeren Unterscheidung von Personen und Gruppen; Bestimmung ethnischen Zugehörigkeiten, Markierung kultureller Di erenzen o. Legitimation von sozialen Ungleichheiten etc. Angeborene Verhaltensschemata - Babys / Feten sind in der Lage sich zu bewegen, zu schlucken, zu greifen = Schemata, die immer wieder angewandt werden und gepaart mit Erfahrung erweitert, di erenziert und generalisiert werden Die menschliche Handlungsfähigkeit - Mensch = weit vorausschauend, selbstbestimmend, selbstre exiv und Sprache - Menschliches Beisammen = gemeinsame Werte, Symbole, Wissensbestände, Normen Antizipation und Planung - Mensch von Geburt eher ein ,,Mangelwesen’’ bzw. ,,welto ene Spezies’’, da wenig spezialisiertes Verhaltensrepertoire besteht - Dank Intelligenz nicht ausgestorben: Folgen und Wirkungen des Handelns zu antizipieren = Risiken abschätzen und Alternativen abwägen; Ziele planen und Pläne entwerfen - Spezialisierung des Menschen = das lebenslange Lernen Seite 8 fl ff ff ff fl Sozialisation & Familie: Wie entwickeln sich Menschen zu Persönlichkeiten? Wie entwickeln sich Menschen aufgrund von Erfahrungen, die im Kontext des Zusammenlebens mit anderen Menschen entstehen? Selbstre exion und Verhaltenskontrolle - Mensch ist fähig zur moralischen Fähigkeit, das individuelle Verhalten an gesellschaftlichen Erwartungen zu orientieren - Gemeinsam mit symbolsprachlichen Fähigkeiten entwickelt - Jeder Mensch ist fähig dazu = Kompetenzen im genetischen Code der Gattung Die menschliche Entwicklung - Interaktionskompetenz entwickelt sich auf Grundlage menschlicher Neugier - Sprache als notwendiger Bestandteil: gemeinsame Symbole, normengeleitete Interaktionen entwickeln Kinder eine Identität und eine moralische Selbstbestimmung Erfahrungen und Erkenntnisse - je nach Erfahrungsstand werden Wahrnehmungen bestimmt interpretiert und weiterentwickelt - Weitergehende Annahmen über die Welt, komplexere Vorstellungen über andere Menschen und das eigene Selbst, Pläne Symbolisches und sprachliches Lernen - Sprache und Symbolik im Alltag besonders wichtig - Gemeinsame Aktivitäten, wie Wickeln, Stillen oder Sprechen (durch ,,Babysprache’’) suggeriert dem Kind eine wechselseitige Beziehung und Abhängigkeit, sodass eine Integration ins Miteinander geschieht Internalisierung symbolischer Strukturen - Verhalten wird auch anhand konkreter Bezugspersonen und dessen Verhalten abgeschaut - Erlernen Umgang, Kon iktlösung, Problemlösen, Gruppen, Gemeinschaften, Bezeichnungen, Kooperation und Sprache, Empathie - Durkheim: Gesellschaft als übergeordnetes Kollektiv beständig Zwang ausübt, sodass Verinnerlichung der Kinder entsteht = so fühlen und Werte teilen, Normen befolgen Seite 9 fl fl Sozialisation & Familie: Wie entwickeln sich Menschen zu Persönlichkeiten? Wie entwickeln sich Menschen aufgrund von Erfahrungen, die im Kontext des Zusammenlebens mit anderen Menschen entstehen? Einstellungsübernahme und Ich-Identität - symbolische Vermittlung = kognitive, kommunikative, moralische Fähigkeiten & Identität - Einzelperson agiert; Gemeinschaftsperson adressiert - Ich-Identität als Komplex der eigenen Handlungen, der Reaktionen des sozialen Umfelds = erste Vorstellungen vom eigenen Ich - Verdichtung durch biogra scher Kontinuität, sozialer Konsistenz und persönlicher Kohärenz im Jugendalter: Ich-Identität - Je besser Sozialisation und Verständnis für die Reaktionen anderer Mitmenschen, desto beständiger die Ich-Identität und Realisation eigener Lebensentwürfe Moralische Selbstbestimmung - selbstbestimmtes Handeln durch Belohnung und Bestrafung im Kindheitsalter bereits deutlich (Koordinieren) - Entwicklung eines eigenen moralischen Standpunkts durch das moralische Bewusstsein (Freud: Über-Ich) - Fähigkeit, den eigenen Willen freiwillig an Prinzipien zu binden, die anthropologisch vereinbar ist - Autonomes Handeln = unabhängig von gesellschaftlichen Bindungen und frei von subjektiven Befangenheit moralisch so zu handeln und zu urteilen, dass eigene Interessen vertreten, aber auch Freiheiten von anderen Menschen gewährt bleiben - Sozialisation ungleich gesellschaftlicher Anpassung: Sozialisation bedeutet die Verbindung von Selbstbestimmtheit und Gewährleistung von Freiheiten Anderer Seite 10 fi Sozialisation & Familie: Wie entwickeln sich Menschen zu Persönlichkeiten? Wie entwickeln sich Menschen aufgrund von Erfahrungen, die im Kontext des Zusammenlebens mit anderen Menschen entstehen? Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Sozialsysteme und Lebensformen = Beschreibung von der gesellschaftlichen Ausgangslage Sozialisation 1. Marktwirtschaftlicher Kapitalismus - Teilhabechancen am gesellschaftlichen Reichtum vom Besitz und der individuellen Position im Erwerbssystem abhängig - Leistungsgesellschaft erzeugt Motivation und Bereitschaft für den Arbeitsmarkt 2. Demokratische Systeme - Einbeziehung altersabhängig - Automatismus zur Übernahme der Bürgerrolle gibt es nicht = demokratische Bildung stößt an Grenzen 3. Assoziative Wahlgemeinschaften - Annahme, dass selbstgewählte Sozialgruppen den Menschen als Individuum kennzeichnen - Frühes Erlernen von Agieren in bestimmten Gruppen sichert die Zugehörigkeit in solchen Gruppen 4. Kulturelle Diversität - Merkmal: viele verschiedene Gemeinschaften, die sich anhand Sprachen, Wissensbestände, Wertideen, Geschmackskulturen, Glaubensüberzeugungen etc. unterscheiden - Selbstre exion und re exives Verhalten stark bedeutsam, hängt von dem sozialen Umfeld ab - Verständigung untereinander über verschiedene Orientierungen und Sinnbestände mittlerweile jedoch undenkbar, unrealisierbar Alltagsweltliche Veränderungen = Dynamiken wirtschaftlicher, politischer, sozialer und kultureller Veränderungen besonders deutlich 1. Segregation und Fragmentierung - Armutsprobleme und Anspruch auf Sozialleistungen hoch (besonders Großstädte) - Sozialräumliche Segregation = Menschen mit geringen Einkommen oder Migrationsfamilien weiterhin mit beeinträchtiger Lebensqualität - Vorurteile, diskreditierenden Zuschreibungen führen zu einer Segmentierung im alltägliche Leben = Erstarkung kleiner sprachgemeinschaftlichen oder familiären Gruppierungen 2. Pluralisierung der Lebensformen - seit 1990 kontinuierlicher Anstieg von Ein- und Zweipersonenhaushalte = weniger traditionelles Kernfamilienmodell - Alleinerziehende Eltern weniger problematisch - Familieninterne Arbeitsteilung, Machtverhältnisse und Erziehungsvorstellungen dynamisch (weniger patriarchal und heteronormativ) - Mehr gefühlsbasierte Beziehungen 3. Digitalisierung der Kommunikation - nachhaltigste Veränderung im Bereich des kommunikativen Handelns - Mitteilungsformen, die starke Rückwirkungen auf die Praxis des sprachlichen Verständigen haben (keine körperliche Präsenz mehr notwendig) - Auf Geschwindigkeit angelehnt; Wahrheit unwichtig - Gefühl von Autonomie und Optionen Individuelle Lebensführungen = Merkmale von funktional di erenzierten Gesellschaften sind Entscheidungsspielräume, die das Individuum dazu zwingen, Folgen und Wirkungen von Aktivitäten in Systemzusammenhängen zu antizipieren Norbert Elias: Weltsicht, Selbstbeherrschung, A ektkontrolle maßgeblich Georg Simmel: psychische Re exionsaufwand steigt mit dem sozialen Di erenzierungsgrad 1. Individualisierung - Möglichkeit, das Leben selbst zu gestalten - Verwoben mit Vergesellschaftung: Basis sind die übergeordneten Wissensbestände und Werte - Heutzutage problematisch aufgrund sozialer Pluralisierung und Diversität, da kein Halt mehr besteht (Ulrich Beck): kulturellen und gesellschaftlichen Grundlagen der modernen Lebensführung erodieren - Selbstsozialisation (Luhmann): unterschiedliche symbolische und soziale Bezugssysteme, die stark von der persönlichen Präferenz und Entscheidung abhängig sind = Selbstsozialisation Seite 11 ff fl fl ff fl ff 2. Selbstverantwortung - grundsätzlich weiterhin Zwang zur Individualisierung von der Gesellschaft aus: selbstorganisierte Sozialisation - Weniger konforme Reproduktion, mehr kreative Performance und Präsentation des Einzelnen 3. Selbstverwirklichung - gesellschaftliches Mandat: Individualität soll nach eigenen Vorstellungen entwickelt und zum Ausdruck gebracht werden - ,,Über-Ich’’ als normative Repräsentanz zur Überprüfung der eigenen Entscheidungen ungeeignet - ,,Selbst’’ als Instanz, das individuelle Präferenzen und Lebenspläne entscheidet - Individuelle Selbstverwirklichung (Selbst) und moralische Selbstbestimmung (Über-Ich) nicht gleichzusetzen Strukturen der sozialen Ungleichheit = Annahme, dass Individualiserungsraum stark abhängig vom Migrationsstatus und Geschlechterzugehörigkeit 1. Soziale Statuslage - familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung, Bildungserfolg etc. stark abhängig von der Stellung der Eltern 2. Migrationsstatus - aufgrund sozial selektiven Schul- und Bildungssystem schwierige Aufstiegschancen - Unterschiedliche kulturelle Ein üsse oftmals nicht zu vereinbaren; dabei bestehende Ressourcen oftmals stärker bestimmen als die bestehenden Bindungen an Herkunftskulturen 3. Geschlecht - im schulischen Feld keine Benachteiligung von Mädchen mehr - Arbeitsteilung im Familiensystem weiterhin heteronormativ geprägt: Erwerbstätige weiterhin mehr Männer - Gender-Pay Gap - Aufteilung in Frauen- und Männerberufe Seite 12 fl Sozialisationsinstanzen in Kindheit und Jugend Verschiedene Sozialisationsinstanzen: 1. Die Familie = auf Dauer und Nähe angelegtes soziales Beziehungssystem, in dem sich mindestens zwei Mitglieder in einem Eltern-Kind-Verhältnis be nden - biologische Verwandtschaft keine Notwendigkeit - Elternrolle = Verantwortungsrolle - Gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige personale Bindung = besonderes ,,Wir-Gefühl’’ - Verschiedene Familientypen - Als primäre Bindung besondere Rolle: tägliche Interaktionen, Kommunikation, Gefühle, Bindungen - Machtgefälle, Kompetenzunterschiede, Erfahrungsdi erenzen = strukturelle Asymmetrie - Problematik: Vertrauen auf der einen Seite, Einhaltung von Normen von Kindern vorausgesetzt auf der anderen Seite (pädagogische Autorität) 2. Kindertageseinrichtungen - Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab Abschluss des ersten Lebensjahr - Erziehung und erste Bildung: Lern- und Entwicklungsimpulse - Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Herausforderung: Tragfähige Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Fachkräften herstellen - Spielen und Lernen = eigene Geschwindigkeit in Themen, die eigenem Interesse belangen, erfahren - Schulfähigkeit und Resilienz = Ausprobieren, Experimentieren etc. eigene Lernerfahrungen machen; Persönlichkeit stärken und kritische Lebensereignisse konstruktiv bearbeiten - Übergangsgestaltung und Probleme dabei minimieren (insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund) 3. Die Sozialwelt der Peers - symmetrische Beziehung - Fokus: Abmachung / Kompromisse im Leben nden Gleichaltrige und Peers - Peers = Personen in gleicher Statuslage mit gleichen Wertvorstellungen oder Interessen zum Zweck gemeinsamer Aktivitäten - Gleichaltrige = Personen, mit denen aufgrund Alterslage ein direkter sozialer Kontakt erfolgt oder möglich ist - Merkmale: Kooperation, Gleichheit, Symmetrie, Reziprozität (Wechselseitigkeit) - Bestimmte Umgangsformen, die ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln 4. Die Schule - zentraler Beitrag zur Erhaltung und Erneuerung der Gesellschaft - Vorbereitende Leistung zur Teilhabe, Ausblick auf wirtschaftliche Erwerbstätigkeit und demokratische Teilhabe - Formalisierte, asymmetrisch festgelegten Rollen (Schule als Organisation) - Geteilte Werte und Normen (Schule als Institution) 5. Die Medien - Herausforderung: überall verfügbare Daten, die anhand Aufmerksamkeit bewertet werden - Follower als Ziel / Indikator für Aufmerksamkeit und Wert - Schwer durchschaubar für Kinder und Jugendliche - Subjekt im Internet: birgt auch Gefahren, wie Cyber-Mobbing oder Missbrauch von Datenspuren - Hemmschwellen sinken: Sexualität, Gewalt, Fake News etc Sozialisation im Erwachsenenalter Annahme: Erwachsene können und müssen die eigene Sozialisation stetig hinterfragen, anpassen und verändern a) die Beru iche Sozialisation - stetiges Hinterfragen, ob Berufswahl richtig ist - Lebenslanges Lernen und Mobilität, Flexibilität b) Die Politische Sozialisation - soziale Abstiegsängste führen zur politischen Verdrossenheit - Subjektives Erleben von persönlicher Teilhabe - Kollektive Ängste = Nährboden für Populismus Selbstkonzept und Selbstverwirklichung - grundsätzlich besteht im Erwachsenenalter eine gefestigte individuelle Persönlichkeit - Leon Festinger (1957): Menschen streben danach, möglichst Erfahrungen zu machen, die mit dem eigenen Selbstbild übereinstimmen - Diskrepanzen oder Dissonanzen führen zu unangenehmen Gefühlen = Reorganisation des eigenen Selbstbildes o. Narzissmus Seite 13 fl fi ff fi Freud: Das ,,Selbst’’, das ,,Über-ich’’ und das Sigmund Freud teilte die Psyche des Menschen in Instanzen: a) Das Es = unbewusste Triebe, wie Überleben, Schlaf und Hunger (Lust) b) Das Über-Ich = gesellschaftliche und moralische Regeln (Moral) c) Das Ich / Selbst = vermittelt zwischen Es und Über-Ich, indem Entscheidungen getro en werden (Realität) - ständiger Kon ikt zwischen moralischen Werten und dem Es, der durch rationale Überlegungen und Abwägen (Sozialisation) durch das Selbst gelöst wird Seite 14 fl ff Der Homo Sociologicus - nach R. Dahrendorf Paradox Alltag & Wissenschaft; die Rolle von Paradox: Gegenstand der Wissenschaft und die alltägliche Erscheinungsform dessen wird verschieden angesehen Menschenbildern in der Sozialwissenschaft (wissenschaftlicher Gegenstand tendenziell erhöhter Wert, jedoch stärker abstrahiert) Dilemma: je näher wir das menschliche Verhalten wissenschaftlich darstellen wollen, desto stärker die Abstraktion der wissenschaftlichen Konstruktion Folge: Die Konstruktion des Menschen in der Sozialwissenschaft wird oftmals stark kritisiert, da der Mensch als handelndes, denkendes, fühlendes Wesen die Grenzen der Wissenschaft sprengt Ziel: Den Schnittpunkt des Einzelnen und der Gesellschaft zusammenzufassen a) Der Homo sociologicus b) Der Homo politicus c) Der Homo oeconomicus - konstruktiver Charakter und ein Produkt der Wissenschaft Der Homo Sociologicus = der Mensch als Träger - Mittel zum Zweck: Rationalisierung, Erklärung und Kontrolle sozialgeformter Rollen (Schnittpunkt des Einzelnen & der Gesellschaft zusammenfassen) - Verhalten zum realen Menschen: Analogie Theater Objektiviertes Verhaltensmuster der Person des Dramas = gesellschaftlich gesetzte Normen positionsbezogenen Sozialverhaltens Reale Mensch und Sociologicus als eine Person = die scheinbare ,,Maske’’ der Rollenerwartungen wird nicht abgelegt Die Rolle & die Position = die Bezeichnung des Die Position (Ort) = Stelle in der Gesellschaftsordnung, mit der Rechte und P ichten verbinden sind Homo Sociologicus - implizieren ein Netz anderer Position, die mit der einen Position verknüpft sind (Positionsfeld), z.B. als Vater mit Mutter und Kind - Positionen sind prinzipiell unabhängig vom Einzelnen (hören nicht auf, wenn Positionen vakant sind, noch sind sie an den Einzelnen gebunden) - Einzelne müssen eine Mehrzahl von Positionen einnehmen, wobei die Anzahl mit der Komplexität der Gesellschaft wächst - Die Mengen der sozialen Positionen sind Positionssegmente; z.B. Studienrat = Studienrat-Schüler, Studienrat-Kollegen etc. - Positionen geben keinen Aufschluss über die Qualität der Ausrichtung, noch über die Persönlichkeit - Vermittlung formaler Kenntnisse, über Sozialbeziehungen, soziale Bezugsfelder, Handlungen, Kennzeichnung des Einzelnen (z.B. Aussehen) - Jede Position impliziert ein gewisses Verhalte = zu jeder sozialen Position gehört eine soziale Rolle Die Rolle (Art) = Ansprüche der Gesellschaft an Träger der Rollen: a) Rollenverhalten und b) Rollenattribute - Bündel von Erwartungen, die sich in einer Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen - Unabhängig vom Einzelnen denkbar - Rollensegmente anknüpfend an die jeweiligen Positionssegmente - Nur erwartetes Verhalten; von dem Einzelnen, der sich außer ihm bestehenden Ansprüchen gegenübersteht Herangehensweise: 1. Frage nach der Position 2. Frage der Rolle 3. Frage nach dem Umgang des Einzelnen mit den Rollen Die soziale Rolle als Element soziologischer Analyse: 1. Soziale Rollen sind gleich Positionen, die unabhängige Komplexe von Verhaltensvorschriften darstellen 2. Soziale Rollen werden von der Gesellschaft bestimmt und verändert 3. Soziale Rollen sind für den Einzelnen verbindlich, sodass ein Entzug dessen ohne Schaden nicht möglich ist Erwartungen & Auswirkungen = Arten der sozialen Erwartungen Bezugsgruppen Seite 15 fl Natürliche und Soziale Ungleichheit nach 1754 ,,Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen’’ Rousseau a) Natürliche Ungleichheit - Verschiedenheiten aufgrund Alter, Gesundheit, körperlicher Stärke, Geistes- und Seelenkräfte b) Soziale Ungleichheit - Menschengemacht - Ursprung der Ungleichheit: Menschen beginnen. Eigentum und Besitz zu reklamieren und diesen Anspruch zu erheben - Erst hier werden Freiheiten auf Kosten anderer genutzt - Wendepunkt: Ungleichheiten werden gesellschaftlich hergestellt und sind damit auch veränderbar - Verteilung begehrter Positionen und Güter Zeitgenössisches Verständnis von Sozialer - Aufgrund von Stellungen in sozialen Beziehungsgefügen mehr erhalten, Ungleichheit als andere Menschen - ,,wertvolle Güter’’ = Annahme, dass es Zielvorstellungen eines ,,guten Lebens’’ innerhalb einer Gesellschaft gebe - Regelmäßige und dauerhafte ungleiche Verteilung der Güter - unterschiedlich je nach Gesellschaftsform: z.B. Archaische Gewichtung der Merkmale sozialer Gesellschaften = Alter bedeutet hohes Sozialprestige Ungleichheiten - Leistungsgesellschaft = Moderne Wissenschaften und formale Bildung Kernfragen der Ungleichheitsforschung a) Welches sind Erscheinungsformen Sozialer Ungleichheiten? Dimensionen: - Bildung - Materieller Wohlstand = Einkommen, Vermögen, Besitz - Macht - Prestige b) Welche Faktoren beein ussen die Position von Individuen oder sozialen Gruppen in einem Ungleichheitsgefüge und welche Zuweisungsmechanismen werden dabei wirksam? - Region - Geschlecht - Religion - Migrationshintergrund - Familienstand Zuweisungsmechanismen: - Marktallokation - Formen sozialer Schließung - Diskriminierung - Ausbeutungsverhältnisse c) Welches sind Folgen sozialer Ungleichheiten? - Armut zu einer höheren Krankenbelastung? - Geringere Wahlbeteiligung unterer Schichten? - Neue Formen der sozialen Segregation? Soziale Ungleichheit vs. Ungerechtigkeit Soziale Ungleichheiten auch gerecht oder legitim angesehen: - Leistungsunterschiede = gerecht, dass höhere Leistung besser gewertet wird - problematisch nicht die Ungleichheit an sich, sondern das Bestehen von Barrieren beim Zugang zu Bildungsinstitutionen Seite 16 fl - meritokratischer Ideal = leistungsbezogene Gesellschaft Ungleichheitstheorien Davis und Moore (1945): Funktionalistische Schichtungstheorie - Prämisse, soziale Ungleichheit für den gesellschaftlichen Fortschritt unabdingbar - Menschen müssen auf Positionen verteilt werden - Menschen mit hohen Talenten oder besonderer Leistung stehen oben und motivieren mit Belohnungen dabei die Menschen, die unterer Stand sind - Soziale Ungleichheit als allgegenwärtig und notwendig Kritik: a) Ökonomistisches Menschenbild b) Schwache Begründung der Wertigkeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Positionen c) Vernachlässigung von Aspekten, wie Macht und Ausbeutung d) Frage, wie hoch Ungleichheit sein sollte bleibt unbeantwortet: je höher der Spalt zwischen Arm und Reich, desto eher unmotivierte Menschen von unten, da Spalt unüberwindbar scheint (Corak. 2013) Humankapitaltheorie (1964) durch Becker - Fokus auf Marktprozesse, sodass Angebot und Nachfrage bestimmen, welche Leistung im System als besonders stark gewertet wird - Humankapital = Bildung als Investitionsgut, das Produktivität aufzeigt und Einkommensunterschiede begründet werden Genese sozialer Ungleichheiten durch Tilly (1988) - macht- und kon ikttheoretischer Ansatz: asymmetrische Beziehungen sind verantwortlich für Ungleichheiten - Sozialer Austausch geben Ungleichheiten mit, sodass Herrschaftsverhältnisse, Dominanz und Formen der Ausbeutung gegeben sind - Wichtig, dass das Dreieck von Kapital, Arbeit und Staat (Kreckel 2004) der kollektiven Wohl ausgerichtet bleibt Paradigma der funktionalen Di erenzierung - Vorstellung, dass sich Gesellschaften als Komplex relativ autonom agierender Funktionssysteme beschreiben lassen - Folgerung: Ungleichheiten als problematisch, da Dysfunktionalität erfolgen könnte, sobald Teilbereiche dominieren - horizontale Ungleichheiten = Privilegierungen ohne klare Einordnung in Horizontale Ungleichheiten und mehr oder weniger / tiefer oder höher Intersektionalität - Regionale Disparitäten, Generationen, Frauen und Männer, ethnische Gruppen, Gesundheitsbelastungen etc. = trotz gleicher sozialer Position Ausprägungen unterschiedlicher Lebenslagen oder Lebenschancen - Formen sozialer Exklusion und Diskriminierung - Soziale oder kulturelle Grenzziehungsprozesse, die unmittelbar auf Strukturen sozialer Ungleichheit einwirken Intersektionalität: verschiedene Ungleichheitsdimensionen im Zusammenhang betrachten - Beispiel: eine schwarze Frau und eine weiße Frau Seite 17 fl ff Entwicklung des Ungleichheitsgefüges 1. Starke Mitbestimmung der Gewerkschaften und umfassende Tarifbindungen = Reallohnzuwächsen, sodass Einkommensungleichheiten verringert wurden und Anteil der Einkommen aus Lohnarbeit am Gesamteinkommen der VW gg. Einkommen aus Unternehmens- und Kapitalgewinnen erhöht wurden = Breite der Bevölkerung partizipierte 2. Ausbau des Wohlfahrtsstaates durch das Zusammenwirken von Steuern und Transfers = moderates und stabiles Niveau der Ungleichheit von Einkommen 3. Rückgang der Konzentration von privatem Vermögen und Kapital 4. Bildungsexpansion, sodass mehr soziale Mobilität erhöht = das sozialdemokratische Jahrhundert 1. Europäisierung, Technischer Wandel, Globalisierung = höhere Konkurrenzsituation 2. Stärkere Rationalisierung und Auslagern von Arbeitsplätzen in Niedriglohngebiete im Ausland 3. Arbeitslosigkeit stieg = weniger Staatseinnahmen, sodass Sozialausgaben gekürzt und Zurückdrängen der Gewerkschaften resultierten 4. Arbeitslosigkeitsgeld gekürzt Einführung Hartz-IV Gesetze 2004: - SPD Gerhard Schröder - Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammengelegt, wobei Höhe und Bezugsdauer im Falle von AL verringert wurde - Parallel: Ausweitung der Beschäftigtenquote, da weibliche Beschäftigung und andere Formen atypischer Beschäftigungen stieg Rentenkürzungen ab 1996/97 - Gründe: Erhöhung des Renteneintrittsalter, Verringerung der Rentenbezüge, Abkopplung der Renten von der allgemeinen Lohnentwicklung - Antwort auf ungünstiger demogra scher Wandel / Struktur Veränderungen im Steuersystem 1990er Jahre - Spitzensteuersatz gesenkt - Vermögenssteuer abgescha t - Freibeträge bei der Erbschaftssteuer erhöht - Besteuerung von Unternehmen gesenkt Folgen: a) Arbeitsmarkt hat die Lohnungleichheit in den 1990er zugenommen und bis heute bleibt diese auf einem Niveau b) Anstieg der Ungleichheit der Haushalteinkommen, ein Schrumpfen der Mittelschicht und eine Zunahme der Armutsgefährdung (zwischen 16 und 20 %) = Liberalisierung, Globalisierung und De-Regulierung seit den 1980er Jahre Sozialstruktur De nition: Grundlegende und relativ dauerhafte Organisation der sozialen Beziehungen in einer Gesellschaft, die verschiedene Positionen und Rollen der Menschen einfasst und dabei auch das Verhalten von Individuen fasst, wie auch die Verteilung von Ressourcen, Macht und Status in einer Gesellschaft Rainer Geißler (2014): - Wirkungszusammenhänge in einer mehrdimensionalen Gliederung der Gesamtgesellschaft in unterschiedliche Gruppen nach wichtigen sozial relevanten Merkmalen, sowie in den relativ dauerhaften sozialen Beziehungen untereinander; konkret: im Zentrum steht die Entwicklung der Strukturen sozialer Ungleichheit zwischen Schichten (horizontal und vertikal) - makrosoziologisch: Betrachtung im Wandel der Zeit = längsschnittliche Perspektiven oder Trendbeobachtungen - Mikrosoziologisch: Verortung von Akteuren bestimmen die Lebens- und Handelsbedingungen = Präferenzen, Entscheidungen und Erwartungen von Individuen (Kosten-Nutzen-Abwägungen, je nach sozialer Großgruppe) Seite 18 fi ff fi Grundbegri e Sozialstruktur: Stand, Klasse und Stand = Zugehörigkeit zu einer spezi schen Gruppe über die Geburt oder Schicht exklusive Zugangswege und damit eine spezi sche Art der Existenz oder Lebensweise charakterisiert ist (Gewährung von Sonderrechten) Klasse = Marxismus; ökonomische Kriterien: ökonomische Lage beein usst soziales Bewusstsein und Handeln - Gruppierungen von Menschen innerhalb von Gefügen sozialer Ungleichheiten, die aufgrund der Wirtschaftsstellungen erfolgten - Marx: Kapitalisten (Besitzende) und Arbeiterklasse / Proletariat (Nicht- Besitzende) Schicht = Merkmalbündel, die Personen auf einer vertikaler Achse beschreiben sollen Klassenbegri nach Weber: - Menschen teilen eine Klassenlage, wenn Besitz oder Quali kation vergleichbare Verwertungschancen auf Märkten annehmen - Unterschieden in Besitz- und Erwerbsklassen - Besitztümer leben von Erträgen des Eigentums - Erwerber = erzielen Einkommen, Selbstständige etc. (die Personen, deren soziale Lage sich aus den Marktverwertungen von Gütern oder Leistungen erzielen) - Vielzahl von Klassen (im Gegensatz zu Marx) und dabei keine genaue De nition = o en für gesellschaftlichen Wandel - Soziale Klassen = Annahme, dass Mobilität Teil bestimmter Klassende nitionen ist und Klassen als soziales Milieu und Handlungszusammenhang - Keinen Determinismus eines Klassenbewusstseins / Klassenhandelns Schließungstheoretische Ansätze: - Vorrechte, die sich auf soziale Merkmale beziehen - Sodass Mitbewerber automatisch ausgeschlossen werden: z.B. Anerkennungsverfahren etc.

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