Sozial- und Zeitgeschichte von Bewegung und Sport PDF

SOZIAL- UND ZEITGESCHICHTE VON BEWEGUNG UND SPORT **[Was ist Geschichte]** - Grundsätzliche Überlegungen - **Wortsinn**: vergangenes Geschehen, Erforschung, Darstellung, Lehre, Wiederholung, Entwicklung - **Intersubjektivität**: Geschichte ist Konstruktion abh. von ForscherIn - **A...

SOZIAL- UND ZEITGESCHICHTE VON BEWEGUNG UND SPORT **[Was ist Geschichte]** - Grundsätzliche Überlegungen - **Wortsinn**: vergangenes Geschehen, Erforschung, Darstellung, Lehre, Wiederholung, Entwicklung - **Intersubjektivität**: Geschichte ist Konstruktion abh. von ForscherIn - **Abh. von Erkenntnisinteresse**: Zeitgeschichte, Politikgeschichte, Weltgeschichte, Sportgeschichte **Methoden & Strategien historischer Forschung** - **Heuristik** = Methode zur Auffindung neuer wissenschaftl. Erkenntnis - **Quellenkritik** = Forschungsprozedur, in der aus Relikten zuverlässige & überprüfbare Infos darüber gewonnen werden, was, wann, wo, wie, warum der Fall war - **Interpretation** = quellenkritisch ermittelte Tatsachen der Vergangenheit zu Zeitläufen zusammengefügt - **Hermeneutik** = deuten/auslegen -- Auslegung/Interpretation von Texten oder Kunst/Theorie des Verstehens - **Analytik** = Geschichte wird auf „Sachzwänge", Gesetzmäßigkeiten hin analysiert - **Historische Quellen** = Texte, Gegenstände, Tatsachen aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann **Kategorien von Quellen** (Zeitungen, Tagebücher, Sportgeräte, Bilder, Fotos, Filme, Architektur, Urkunden, Briefe) - **Überreste**: unbewusste, unabsichtlich hinterlassene Zeugnisse - **Traditionen**: absichtlich, willkürlich angelegte Quellen **[Sportgeschichte]** - Erforschung/Darstellung historischer Formen von: Bewegung, Spiel, Sport, Turnen, Gymnastik, Körperübungen, Körpererziehungen, Leibeserziehungen - Hilft zu verstehen wann, wo, unter welchen Bedingungen sich moderne Formen der Bewegungskultur entwickelten **IN sporthistorische Organisationen**: ISPHES (international society for the history of physical education and sport, CESH (european committee for the history of sport), Sektion Sportgeschichte ÖSG **Funtkionen**: Immunisierung gg politische Vereinnahmung, Entwicklungen, Sensibilisierung für aktuelle Probleme Utilitarismusthese = Nützlichkeitsthese -- was nutzen wir für Praxis des Sports **Gymnastik**: gymnos=nackt, Gymnast=Turnlehrer/Sportarzt, Techne gymnazein=Kunst des nackten Übens, Paidotribe=Trainer/Betreuer, Pais=Knabe - 18./19. JH. Begriff wird als Gesamtbegriff für „förderliche Übungen verwendet (GutsMuths) - 1\. Hälfte 19.Jh. Zeit der Turnsperre -\> Gymnastik wird als politisch unverdächtiger Sammelbegriff verwendet -\> danach Bedeutungseinigung -\> heute koordinativ, rhythmisch - Schwedische Gymnastik, Heilgymnastik, rhythmisch Gymnastik, Sportgymnastik... **Begriff Sport =** Kurzform des englischen **disport** = Zerstreuung, Vergnügung Definition 1840: System, Regel, Methode, die Zeitvertreibe/Leibesübungen, die allein den Gentlemen würdig waren **Historischer englischer Sport**: Spezialisierung, Wettkampf, Freizeit **Turnen** = 1810 statt Gymnastik, Sammelbegriff für alle Arten von LÜ - (franz. tourner, lat tornare, griech tornos=Drehstift eines Schnurzirkels) - Sport verdrängt Turnen als Sammelbegriff -\> Boden- & Geräteturnen **Leibesübungen** = umfassender Traditionsbegriff für alle Arten intentionaler körperlicher Übungen - Leib -- Körper Unterschied: Leib hat geistige Komponente -\> man übt mehr wie nur den Körper - 19\. Jh. LÜ durch Turnen ersetzt -\> neutraler Sammelbegriff Spiele, Sport, Tanzen, Turnen, Gymnastik **Körpergeschichte**: Körper ist nicht nur biologisch, auch sozial/kulturell geprägt Sport ist von gesellschaftlichen Mächten/Interessen geprägt: Politik, Gesundheits-/Schönheitsideale, Körper/Geschlecht, rassistische Stereotypen **[Antike Olympische Spiele]** **3 Annahmen im Sport:** Natürlichkeit, Marxist -\> Ursprung des Sports in der Arbeit, Kult -\> Gott gewidmet Sport in der Antike noch nicht angewandt -\> LÜ waren zu Ehren der Götter **Agon** = ursprüngl. Versammlung, Präsentation eigener Stärke, später Wettkampf/Sportfest - Im antiken Sprachgebrauch oft als Bild für das Konkurrieren im öffentlichen Leben bezeichnet **Sportfeste im antiken Griechenland generell** - Überall durchführbar, Brautagone, Totenagone, gymnische Agone - Man traf nicht zusammen, um Sport zu treiben, sondern man trieb Sport, weil man zusammen war - **Panhellenische Agone:** - Olympien in Olympia (Zeus) - Phythien in Delphi (Apollo) - Isthmien in Korinth (Poseidon) - Nemeen in Nemee (Zeus) **Zulassung zu Wettkämpfen** - Griech. Abstammung - Keine Blutschande (Gewaltverbrechen) - Keine Sklaven - Frau, nur wenn sie Pferd besaß -- Zuschauen durfte nur Priesterin der Göttin Demeter -- Mädchen in Begleitung von Vater - Altersklassen: geteilt in Erwachsene & Jugendliche -\> bartlos=Jugendlich, nur Männer **LÜ im antiken Griechenland** - **Ekecheiria** (Gewaltverzicht) - Öffentlich verkündete, formal vereinbarte Unantastbarkeit von Personen/Territorien/Gegenständen anlässlich religiöser Feste - Kein Frieden, sondern Waffenruhe während OS - **Epangelie** = Verkündigung des Festfriedens **Disziplinen** - **Stadionlauf \> Doppellauf** - Olympiaden nach Sieger benannt - 192,28m - Hochstart mit Trompetensignal - 3 Kampfrichter - **Langlauf** - 1\. Mal bei den 15. OS - Mit Wendesäulen - 3,84 & 4,61 km -\> 20 & 24 Stadien - **Waffenlauf** - 520 v. Chr. - Schild, Helm, Beinschiene, Speer (früher nur Helm & Schild) - Athleten brachten Waffen selbst mit, bis es zur Normierung der Sportgeräte kam - Distanz: 2 Stadien - **Fackellauf** in Athen (Panathenäen) nicht bei OS - Kultischer Lauf zur Erinnerung an Prometheus - Stadtbezirke (Phylen) laufen Staffel - **Pentathlon** - Lauf, Weitsprung, Diskus, Speer, Ringkampf - Reihenfolge unklar - **Diskuswurf** - Aus Stein, Holz, Blei, Eisen - Abwurf bei der Startlinie des Stadions (keine eigene Anlage) - Messung in Pflöcken, wo der Diskus liegen blieb - **Weitsprung** - Eigene Sprunganlage - Mit Sprunggewichten (Halteres -\> 1-2% Körpergewicht) - Mehrsprung mit 5 Einzelsprüngen -\> Rhythmisierung durch Flötenbegleitung - **Speerwurf** - Waffe der Phalanxkämpfer - Holzspeere mit ledernen Fingerschlaufen (Ankyle) -\> 1.5 -- 2 m lang - **Ringkampf** - Ringkampfplatz (Palästra) - Altersklassen & differenziertes Regelwerk - Spezialringer = Ringer des Pentathlons (andere Statur) - Kratzen, beißen, schlagen, würgen, schmerzhafte Drehgriffe verboten - **Faustkampf** - Ab 688 - Lederriemen an Händen - Keine Pause, bis jmd aufgab - **Pankration** - Ab 648 - Kombination aus Ringkampf & Boxen - Bis zum Aufgeben des Gegners -- sehr brutal, aber kratzen/beißen verboten - **Hippische Agone**: Wagenrennen **Siegerehrung** - Kranz von Zweigen eines wilden Ölbaums nahe Zeus-Tempel - OS -\> 393 v. Chr. von Kaiser Theodosius (christlich) verboten worden **Athletik** - **Athlon** = Anstrengung, Arbeit - **Athletes** = durch Training geübter Wettkämpfer - **Athletike techne** = Kunst des Wettkampfes - **Aspekte**: Zuschauer, Athletes, Training, Paidotribe, Gymnast (= Sportarzt) - **Tetradensystem** der Gymnasten: - 1\. Tag: Vorbereitung - 2\. Tag: intensives Training - 3\. Tag: Erholung - 4\. Tag: mittelmäßige Anstrengung **[Die Wende zur Moderne]** - Modernisierung -\> Begriff aus Soziologie - Historischer Analysebegriff -\> Erklärungsmodelle für sozialen Wandel, der mit Demokratisierung & Industrialisierung im 18. Jh. einsetzt **Die Wende zum „modernen Sport" um 1800** - Zentraler Ansatzpunkt = Menschliche Vernunft - „liberté, egalité, fraternité -\> franz. Revolution - Immanuel Kant, Isaac Newton, René Descartes - Aufklärung - **Staat & Gesellschaft in der Aufklärung** - Trennung Staat-Kirche, Rechtsstaatlichkeit - Toleranz, Meinungsfreiheit, Menschenrechte - Allgemeines Schulwesen: Bildung wird verpflichtend für alle - Abschaffung von Adelsprivilegien - Aufgeklärter Absolutismus **Philanthropinismus** (Menschenfreunde) - **Jean-Jacques Rousseau (1712-1778)** - Lebt materiell schlecht - Lebt in FR, CH, EN -\> wird viel kritisiert - Stirbt an Verfolgungswahn leidend - Rousseau zur LÜ: trainiert Körper, Organe, Sinne, Kräfte, aber lasst Seele so lange wie möglich in Ruhe - **Internationale Bedeutung** - Langzeitwirkung auf Jahn / deutsches Turnen -\> Wirkungen bis in Schulsport des 20. Jh - Internationale Rezeption: Skandinavien, schwed. Gymnastik, Schweiz (Pestalozzi), England (Thomas Arnold, Dean Rugby School) - **Vertreter**: Johann Bernhard Basedow, Christian Gotthilf Salzmann, - **Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759-1839)** - Werke: Gymnastik für die Jugend, Turnbuch für die Söhne des Vaterlands - Leistungssteigerung durch Leistungskontrolle - Aufzeichnung der Leistung - Individuelle Voraussetzungen - Vom Leichten zum Schweren - Übungskategorien: Springen/Laufen/Werfen, Ringen, Klettern, Balancieren, Heben/Tragen, Tanzen/Gehen - **Wesenszüge**: Sendungsbewusstsein, Vollkommenheitsstreben, Sensualismus, Leib-Seele-Dichotomie - LÜ bei Philanthropen: 0-7 (freie Bw), 7-12 (max. 1-2h stillsitzen), ab 12 (Beginn ernster Schularbeit), LÜ immer Pflicht - Gymnastik ist Arbeit im Gewande jugendlicher Freude -\> soll Spaß machen **[3 HAUPTSYSTEME MODERNER LEIBESÜBUNGEN]** **Britischer Sport** - **3 Hauptsysteme** der modernen Leibesübungen - Der „Englische Sport" - Das „Deutsche Turnen" - Die „Schwedische Gymnastik" - **To disport** = sich vergnügen, Zeitvertreib - „Sports" = weiter Begriff: zB Boxen, Ringen, Laufen, Gehen, Schießübungen, Schwimmen, Tauchen, Rudern, Segeln, Ballspiele, Wurfübungen, Jagen, Angeln, Wetten, Pferderennen - Record = berichten, über sportliches Event berichten - Fair Play - **Sportsman** = someone who engages in or practises sports, especially one who hunts or shoots animals for pleasure - **Entstehung des SPORTS im 18./19. Jh.** - Ursprünge in England/GBR: zunächst Privileg der Oberschicht -\> sportsman ist Synonym mit gentleman - Entsteht an Schnittstelle von Adel & Bürgertum - [Laufen]: Footman -\> liefen beruflich vor Kutschen, um vorauszuschauen -\> Adel fing an zu laufen - Captain Barclay lief 1.000 h, Goodman verschriftlichte Regeln - [Boxen]: Ersatzmodell zum Duellieren, Gentlemen boxten mit Handschuhen -- Bürgertum ohne - [Rudern] war Elitesport - [Pferderennen] als Wettgelegenheit - **Entstehungsbedingungen für den historischen „engl. Sport"** - Sport & Industrialisierung: Industrie muss sich immer weiterentwickeln (auch Sport) - WETTkampf: Uhr ist die zentrale, prägende Erfindung der Neuzeit -\> Sport ohne Zeitstruktur kaum vorstellbar - Rekordprinzip: Leistung wird weltweit vergleichbar gemacht (GutsMuths führte es bei Schülern ein) - Gleichheitsprinzip: Regeln müssen eingeführt werden -\> Chancen möglichst gleich - Sport & Puritanismus: puritanische Gesellschaft bringt bessere Leistungen (westliche Welt) - hohe Affinität zwischen parlamentarischem Wettbewerb & sportl. Wettkampf - heute stehen Geld/Ökonomie, Sport -- Wettkämpfe, Medien in Wechselwirkung **Fußball** (es gibt nicht einen Ursprungsort) - Vorformen außerhalb Europas: China, Japan, Mittelamerika, Ägypten, Inuit, Australien - China: 11.-3. Jh v.Ch. militärische Ausbildung - Kemari: kultisches Ballspiel, gemeinsam in der Luft halten - Maya/Azteken: 45 Plätze, Grundriss Doppel T, Steiß- oder Hüftballspiel, religiöser Kontext - Antike: Römer/Griechen zahlreiche Quellenbelege für Ballspiele - Renaissance: Antonio Scaino „Trattato del giucco della palla", diporto = Zeitvertreib - **Aspekte des italienischen Renaissance-Fußballs** - Aufgeblasener Ball, 20-40 Spieler - Spielweise: Füße, Arme, Hände, Fäuste, Tragen, Stoßen erlaubt -- Werfen verboten - Ankick in der Mitte, Aufstellung -\> Dreieck - **4 Phasen Modell Dunning** - Volksfußball -\> wild unreglementiert - Public schools integrieren, adaptieren Fußball - Verschriftlichung der Regeln -\> es entsteht Rugby-Fußball & wird zum Erziehungsmittel - Institutionalisierung, Massensport, Zuschauersport - 1849: Regeln werden erstmals in ETON Schule eingeführt - 1863: Londoner Public Schools gründen Football Association (FA) - 1860: Fußball wird massenfähig, weil Samstag Nm wird arbeitsfrei - 1894: Gründung Vienna Football Club - WM Italien 1934 als Vorbild für Hitler bei OS 1936 **Deutsches Turnen** **Friedrich Ludwig Jahn:** Turnhalle St. Pölten, Turnvater - 1811 erster Turnplatz „Hasenheide" - 1810 „Deutsches Volkstum" - 1816 „Die deutsche Turnkunst" - Zusammen mit Schüler Ernst Eiselen geschrieben - Entstehungsbedingungen, Turnübungen, Anlage eines Turnplatzes, Turngesetze - Turner sollen zu Wehrmännern reifen, ohne verdrillt zu werden - Turnen -\> frisch, frei, fröhlich, fromm - Turnen soll frei sein, Spaß machen -\> nicht in der Schule durchgeführt **Nationalstaatsidee** - Idee einer nationalen politischen Ordnung - Deutsches Volkstumsdenken - Körperliche vollmilitärische Ausbildung -\> Turnen -\> preußischer Staat fördert es zunächst - Jahns Turnen ist die leibeserzieherliche Umsetzung seines romantischen Traumes von der deutschen Einheit - Attentat auf Kotzebue -\> der Turner Sand ist verantwortlich - Art der Turner sich zu bewegen, versammeln, feiern beunruhigte preußische Herrscher - 1820-1840 Turnsperre - 2 Ideologien der Turnbw: Nationalstaatsidee, Liberalismus (Befreiung des Bürgers) - 1842 Turnen in Preußen wieder als offizielles Erziehungsmittel anerkannt - Turnbw gespalten in: Unpolitische, konstitutionelle Monarchisten, revolutionäre Demokraten **Schwedische Gymnastik** Gründer: Pehr Henrik Ling, Hjalmar Ling, Gustav Nyblaeus - **Pehr Henrik Ling** - Antriebsmotiv: schwedischer Nationalismus - Königlich-Gymnastisches Zentralinstitut Carlsberg: Lehrer - Auf GutsMuths aufgebaut - Bildhafte Bewegungsaufträge - **Lingianismus -- Hjalmar Ling** - Tagesprogramme - Anders als Jahn -\> Übungen für alle Muskelgruppen - Langbank, Sprossenwand erfunden - Schwedische Schulgymnastik bis 1920 - Exakte Ausführung, Freude ist unwichtig, Symmetrie - Kein Wettkampf - **Niels Bukh** (dänischer Turner) 1880-1950 - Gründete dänische Volkshochschule für Gymnastik - Begeisterte sich für rhythmische Gymnastik der Frauen - Konzept aufgebaut auf schwedischer Gymnastik & deutschem Turnen **[MODERNE OLYMPISCHE SPIELE]** 1894-1936 - **Pierre de Coubertin** (1863-1937): Historiker, Sportpädagoge, Sportler, Patriot - Adelsfamilie -\> vielfältige sportliche Ausbildung - Trifft Sir Thomas Arnold (Direktor Rugby School) - Kosmopolit - **1894 Gründungskongress der OS** -\> elitär - Versuche die antiken OS zu erneuern - Coubertin kündigt 1892 zum 1.x Wiederaufnahme an - Einladung zur Besprechung des Amateurproblems - **Ergebnisse des Gründungskongresses** - Sportspiele nach modernem Geist - Außer im Fechten, nur Amateure (ohne Bezahlung, aus Liebe zum Sport, kann nur in Freizeit trainieren) zugelassen - OS-Komitee darf Personen ausschließen, die nicht den Bedingungen entsprechen - Kein Land darf sich durch ein anderes vertreten lassen, Ausscheidungen in jedem Land - Sportarten: LA, Ballspielarten, Eislauf, Fechten, Boxen, Ringkampf, Pferdesport, Schießen, Turnen, Radsport, Fünfkampf soll eingeführt werden, Preis für Alpinismus - Die 1. OS in Athen, 2. in Paris, danach in anderen Städten - OS-Komitee darf jegliche Anstrengung unternehmen, um öffentliche Unterstützung zu erhalten - **1896 1. OS Athen:** - Finanzierungsprobleme - Konflikt mit Türkei, 81 Nichtgriechen - Marathon -- Spiridon Louis gewonnen - **1900 OS Paris**: Weltausstellung - erstmals Teilnahme von Frauen - **1904 OS St. Louis**: Weltausstellung - Südstaaten-Rassismus: „spezielle" Bewerbe für Menschen mit anderer Hautfarbe - Coubertin war entsetzt -\> soll nie wieder stattfinden - **1908 OS London** - Nationalismus USA vs. GBR - Standardisierung der LA Regeln - Fall Dorando Pietri - **1912 OS Stockholm** - Boxen nach schwedischem Recht verboten - Staatliche Finanzierung - Siegerehrung - Nationalitätenkonflikte bahnen sich an - Erstmals moderner Fünfkampf - Teilnahme Österreichs - **1916 Entfall** -\> 1. Weltkrieg - **1920 OS Antwerpen** - **1924 OS Paris / Winterspiele in Chamonix** -\> 1. Olympische Winterspiele - Bereits 1908 & 1920 Medaillen für Wintersportbewerbe (Eishockey, Kunstlauf) vergeben - 16 Nationen tragen Wintersportwettkämpfe aus - Kein Alpinskilauf - **1928 OS Amsterdam / Winterspiele St. Moritz** - **1932 OS Los Angeles / Winterspiele Lake Placid** - **1936 OS Berlin / Winterspiele Garmisch-Partenkirchen** - Organisatoren: Carl Diem, Theodor Lewald - NS ist zu Beginn gegen die OS: internationalistisch/kosmopolisch, demokratisch/antirassistisch, pazifisch - 1933 Hitler & NSDAP kommen an die Macht - 1935 Nürnberger Rassengesetze: u.a. Juden keinen Zugang zu Sportanlagen - Garantieerklärung: Regeln einhalten, Teilnahme deutscher Juden - Österreichische jüdische Sportlerinnen: Judith Deutsch, Lucie Goldner, Ruth Langer - Fackellauf - 1\. Fernsehübertragung **Olympiafilm 1936 Leni Riefenstahl (1902-2003)** - Geboren in Berlin, Tänzerin - Der heilige Berg, Sturm über dem Mont Blanc, der weiße Rausch - Sie war nie Parteimitglied, aber Parteitagsfilme - Seit 1912 müssen OS filmisch dokumentiert werden - Fertigstellung dauerte 18 Monate - 1945 wurde sie von Franzosen interniert - 1957 wurde Film wieder öffentlich gezeigt, einige Hakenkreuzszenen wurden herausgeschnitten - Film ist unpolitisch **Frauensport bei OS** - Prozentsatz der Athletinnen steigt stetig seit 1896 -\> bald 50% - Coubertin war nicht gegen Frauensport, aber gegen Frauen-Wettkampfsport - Anfangs fast alle Frauen aus Europa, afrikanische Frauen erstmals in Moskau 1980, islamische Frauen als letztes - Marathon erst 1984 -\> Männer Sport -\> Heldentot, Schlacht von Marathon - **Kathrine Switzer** -\> erste Frau im Boston Marathon 1967 - 800m Lauf sehr umstritten -\> unweiblich - IOC bis 1980 reiner Männerklub - Argumente gegen Frauenwettkampfsport: medizinische, ästhetische, historisch-kulturelle - 1921 **Alice Miliat** veranstaltete rein weibliche Spiele -\> Rebellion gegen Coubertin - Es gibt immer noch explizit für Frauen zugelassene Sportarten & umgekehrt - Rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen, Schwebebalken, Stufenbarren, Frauen 7-Kampf - Noch nicht: 50km Gehen, Ringe, Reck **Olympische Bewegung in Österreich** - Österreich nahm Einladung zum Gründungskongress nicht an (Böhmen, Ungarn schon) - 1\. österreichische Olympiamannschaft waren nur 3 Teilnehmer -\> erfolgreichste Mannschaft - **Athen 1896**: kein offizielles Komitee, Deutsch-Österreich -\> gemeinsame Anreise mit dt. Mannschaft - Paul Neumann: Gold 500m Freistil - Adolf Schmal: Gold 12h Radfahren, Bronze 10km Bahnfahren, Bronze 333m Zeitfahren - Otto Herschmann: Silber 100m Freistil, Silber mit Säbelmannschaft - ÖOC-Präsident 1912-1914 - Mitbegründer WAC - **Paris 1900**: privates Komitee, Schwimmen & Fechten 3 Silber + 3 Bronze - **St.Louis 1904**: offiziell nicht beschickt, Julius Lenhart 2 Gold/1 Silber, Otto Wahle 1 Bronze - **London 1908**: Finanzierungsprobleme -\> nur 7 Mann Team, 1 Bronze Schwimmen - **Stockholm 1912**: Konstituierung des „Österreichischen Zentralverbands für gemeinsame Sportinteressen", erstmals staatlich unterstützt - Aus 112 TN nur 6 Frauen - Meiste TN aus Wien, Großteil aus dem Bürgertum, ein Teil aus dem Adel - 1935: **ÖOC** als eigenständiger Verein gegründet **[SPORTGESCHICHTE ÖSTERREICH]** **Von der Aufklärung zum 1. Weltkrieg** - Ursprünge der staatlichen Leibeserziehung in Österreich: Militär, Medizin, Pädagogik - **Johann Peter Frank** (1745-1821): Buch „System einer vollständigen medicinischen Polizey" -\> forderte Bewegungen nach GutsMuths - **Franz Josef Kinsky** (1779-1805): utilitaristische Aufklärungspädagogik - **Vinzenz Eduard Milde** (1777-1853): „Lehrbuch der allgemeinen Erziehungskunde", 1. österreichischer Erziehungswissenschaftler - **Albert & Rudolf von Stephani** aus Berlin bringen deutsches Turnen nach Jahn nach Wien - Waren Jahns Schüler - 1848 Gründung der **UTA** (Universitätsturnanstalt) -\> **USI** - 1848 Einführung der Gymnastik als Freifach an Gymnasien - 1861 entstehen erste Turnvereine -\> noch keine Sportvereine - **1869 Reichsvolkschulgesetz**: Turnen als obligatorischer Unterrichtsgegenstand in Pflichtschule - 1871 Turnlehrer-Ausbildungskurse an der Uni Wien - 1883 Turnen für Mädchen an Schulen wieder abgeschafft - **Adolf Spieß** (1810-1858): „Vater des Schulturnens" formte Schulturnen in konservativer Weise - Mädchenturnen in Form der Rolle der Frau von damals - Ziel der Ordnungsübungen (= Stirnreihe = nach der Größe aufstellen) waren Unterordnung & Einordnen (zB im Gleichschritt gehen, marschieren) Gruppenübungen - „Lehre der Turnkunst", „Turnbuch für Schulen" - Elementarisierung: zerlegt nach Muskelgruppen - Freiübungen - Sportvereine: österreichischer Alpenverein (1862), öst. Skiverein (1892) - **1880 allgemeine Sportzeitung** (gängige Sportarten, Wetten, Werbung) gegründet von **Viktor Silberer (Sportler, Journalist, Politiker)** - 1890er startet Sport in Österreich durch - Sport in Österreich um 1900 -\> Exklusivität -\> Nicht für einfache Bürger - Zeitliche Verzögerung der Sportentwicklung um ca 10 J gegenüber Deutschland - **Radsportboom vor & um 1900**: Semmering Bergmeisterschaften 1886-1889 - Wichtig für Emanzipation der Frauen -\> Erhöhung des Bewegungsradius - Tennissport 1900 zuerst für Adelige, dann Teil des Bürgertums; Trennung zwischen Berufsspielern & Amateuren - Kaiserin Elisabeth: sehr körperbewusst, Turnzimmer, marschieren, bergsteigen, radfahren **1918-1938** - **1918-1934 erste Republik** - **1934-1938 Austrofaschismus** - **1938-1945 NS** - Allgemeine sportpolitische Rahmenbedingungen: - Parallelentwicklung zur allg. politischen Geschichte - Gegensatz Sport -- Turnen - Staat nimmt den Sport an - 1921 **ÖSTA** österreichisches Sport- & Turnabzeichen - **ÖHK** österreichischer Hauptverband für Körpersport 1920 (für Leistungssport): Eislaufen, Eishockey, Fußball, Tennis, Ski, LA, Hockey, Rudern, Radsport, Schwerathletik, Schwimmen, Reit- & Fahrsport, Schützenbund, Schlittensport, Akademie d. Fechtkunst - **Arbeitersport**: Kompensation der einseitigen Arbeitsbeanspruchung - Naturfreunde: 1895 von Karl Renner gegründet - Arbeiterradfahrer Verband 1914 - Ziele: Befreiung der Arbeiterklasse, physisch stark, gegen einseitiges Leistungsprinzip - Kollektive Leistung ist wichtiger als individuelle - 1919 **VAS**: Verband der Arbeiter- & Soldatensportvereinigung Österreichs - 1924 **ASKÖ**: Arbeiterbund für Sport & Körperkultur - Sozialistisch, sozialdemokratisch, links - Nach 2. WK 1971: Arbeitsgemeinschaft für Sport & Körperkultur Umbenennung für politische Distanz - Republikanischer Schutzbund (rekrutiert bei den Arbeitersportlern) war praktisch Privatarmee - 1925 **Wehrturnabteilung** bei den Arbeiterturnern -- Arbeiterschützenvereine: Ordnungsübungen, Wehrsport - Deutsche Turnerbewegung **DTB** radikal rechts, offizielle Zusammenarbeit mit NSDAP - Arbeitersport radikal links - **CDTÖ** (christliche Deutsche Turnerschaft Österreichs) wollten Teil Deutschlands sein - **Wunderteam**: Siegesserie der österreichischen Fußballnationalmannschaft 1931-32 - 1934-1938 **österreichische Turn- & Sportfront:** - Sport unter direkter Kontrolle des „Ständestaates" - Österreichischer Sportpatriotismus - ASKÖ verboten **„Natürliches Turnen"** - Reformpädagogische Strömung, die sich in der Zwischenkriegszeit etabliert hat & für das Schulturnen große Bedeutung hatte - War eine Antwort auf das verdrillte Turnen von Spieß - Entwickelt von: **Karl Gaulhofer, Margarete Streicher** (Fachinspektorin für Mädchenturnen, Lehrtätigkeit am Institut für Turnlehrerausbildung, 1941 NSDAP) - G. & St. integrieren reformpädagogische Prinzipien in Turnen - Kindgemäßheit, Naturgemäßheit - Selbsttätigkeit der SuS - Individualisierung - Gemeinschaftserziehung - **Schulturnen** = jede nach pädagogischen Grundsätzen geordnete Übung des Leibes, wobei der Körper zwar der Angriffspunkt, der ganze Mensch aber das Ziel ist - Bewegungsaufgaben sollen die Selbstständigkeit & Kreativität fördern **[SPORT IM NS]** - **Hitlers Aussagen zum Sport/Körper** - Körperliche Ausbildung vor geistiger - Schule muss Zeit freimachen für körperliche Ertüchtigung - 1h vormittags & abends Sport & Turnen - **Körpersozialisation -- Körperpolitik -- NS** - Aufwertung des Sports & der Turnlehrer - Volksgemeinschaft, Wehrhaftigkeit, Rassenbewusstsein, Führertum, Gemeinschaftserziehung - Männer-Körper: hart, zäh, flink; Frauen-Körper: Hausfrau, Mutter, Gebärerin - Motorische Grundeigenschaften - **zentrale Entwicklungen im NS-Sport** - 1934 DRL gegründet, einheitliche Fachverbände strukturiert - Separate Regelungen für Sport in SA, SS, HJ, Reichsarbeiterdienst, Schulsport - Jeder Sportleiter auf jeder Ebene bekommt Vertrauensperson der NSDAP beigestellt - Ab 1936 selbstverwalteter, demokratischer Sport - 1938 NSRL gegründet Sport wird von NSDAP betreute Organisation freier Sport auf Parteilinie - Verschmelzung von Sport & Partei - **Hochschulsport** - Grundausbildung/Pflichtsport - Pflichtsport der Versehrten - Umschulungskurse der Turnlehrer - **Schulsport** - Neue Lehrpläne - Umschulung der Turnlehrerinnen - Boxen eingeführt - Übungsstättenmangel, Gerätemangel, Turnlehrermangel - **Sport unter den Bedingungen des Krieges** - Internationale, nationale, lokale Meisterschaften abgesagt - Einige Zeitungen setzen Sportberichterstattung aus - 1939 Sport soll weitergeführt werden - Kriegswende -- Stalingrad 1943 - **Sport unter Bedingungen des totalen Krieges** - Sport wird Aufgaben des totalen Krieges untergeordnet - Meisterschaften auf lokalen Ebenen - Todesmeldungen berühmter Sportler an der Front - Kaum männliche Turnlehrer - **Sport unter dem Bombenkrieg -- 1944-45** - Sport als letzte Quelle von Freude, Lebendigkeit, Ertüchtigung - Sporttreiben/Sportkonsum sind basale menschliche Bedürfnisse **[FETT -- FITNESS -- KÖRPERGESCHICHTE]** - **Schlankheitsdiskurse -- seit wann?** - Ab 18. Jh. erstmals Fettleibigkeit zu bekämpfen schadet der Nation - Fettsucht bisher Problem der Oberschicht - Ab 19. Jh.: männliche & weibliche Körperideale Richtung Verschlankung - Ab 20. Jh.: Bild der schlanken Figur, sportliche Männlichkeit dominieren - **Frauenkörper im 19. Jh.** - Frauenkörper den männlichen Interessen unterworfen - **1880 Paradigmenwechsel**: sportliche Betätigung (Radfahren), weiblicher Idealkörper wird schlanker/bewegter - **Frauenkörper Anfang 20. Jh.** - Emanzipation - Einnahme von Männerrollen im 1. WK - Annäherung der Männer- & Frauenkörperbilder, radikale Verschlankung - **Frauenkörper 1920er:** schlank, androgyn, Hose, Kurzhaarschnitt Unabhängigkeit - **Männerkörper 19. Jh**.: kein einheitliches Ideal, abh. von sozialer Klasse - **Männerkörper 20. Jh.:** Zielgruppe der Schönheitsindustrie, erste Fitnessgeräte - Eugen Sandow: Urvater des Bodybuildings, systematisches Training - **Sozioökonomische Hintergründe des Schlankheitsparadigmas** - Forcierte Industrialisierung, veränderte Bewertung von Ehe & Sexualität, Zunahme von Bilddarstellungen, Aufkommen der Sportbw - Spiegel: Demokratisierung, Selbstreflexion - Waage: tägliche Gewichtsmessung - **Trainingswissenschaften Ende 19. Jh.** - Muskeln durch große Beanspruchung gestärkt & verändert - Müdigkeit ist Anzeichen ausreichender Anstrengung - Zu hohe Belastung schädlich? - **Maschinenverständnis des Körpers** - „Dampfmaschine" 19. Jh. - Elektromotor 1900: Hinausschieben der Ermüdungsgrenze, Steigerung des Wirkungsgrades - **Beginn der Leistungsphysiologie** - Ergometrie zur Messung & Hebung der Leistungsfähigkeit im Arbeitsprozess - Drehkurbelergometer 1883, Laufband 1889, Fahrradergometer 1896 - **Training der Frau** - Spielerische, gymnastische, rhythmische Übungen - Ab 1880 Turnunterricht - Bekanntestes Modell der sportiven Frau: **Kaiserin Elisabeth**: bergsteigen, marschieren, radeln Schlankheitswahn