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Internationale Beziehungen - Zusammenfassung PDF

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This document provides an overview of international relations theories and paradigms. It discusses the significance of theories in understanding the world and different perspectives on the topic. The document highlights the historical context of the international system, focusing on the 19th and 20th centuries.

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Internationale Beziehungen - Theorien und Paradigmen Einführung Tabelle: Vergleich – Realismus, Liberalismus, Marxismus, Konstruktivismus Bedeutung/Relevanz von Theorien Geben uns Rahmungen/Muster an die Hand, um Welt zu verstehen „Muster“ sind eindimensional; beleuchten nur eine Per...

Internationale Beziehungen - Theorien und Paradigmen Einführung Tabelle: Vergleich – Realismus, Liberalismus, Marxismus, Konstruktivismus Bedeutung/Relevanz von Theorien Geben uns Rahmungen/Muster an die Hand, um Welt zu verstehen „Muster“ sind eindimensional; beleuchten nur eine Perspektive/bestimmte Aspekte, lassen andere aber aus Manche Perspektiven führen manchmal zu „Fehlschlüssen“ Was ist ein Paradigma/Theorie? Erklärende Theorien: identifizieren Ursachen für Wirkung Kritische Theorien: kritisieren soziale Bedingungen und ihre Ursachen Normative Theorien: skizzieren, wie gesellschaftliche Funktionsweisen aussehen sollten Konstitutive Theorien: analysieren die Konstitution der sozialen Realität durch Regeln, Normen, Ideen oder Diskurse 1. Aktuelle Herausforderungen Klassisches Verständnis: Politische Beziehungen zwischen Staaten → klar abgegrenzte Einheiten, die unabhängig voneinander sind Zusammen in multilateralen Kontext Transnationale Aspekte (NGOs, Multinationale Konzerne, soziale Bewegungen, Guerillagruppen, Terroristen, organisierte Kriminalität, religiöse Akteure, WissenschaftlerInnen, Parteien, etc.) Jenseits des Staates: Aktivitäten und Beziehungen internationaler Institutionen/Organisationen (von der UNO bis zur EU, NATO, Afrikanische Union, etc.) Staaten porös? Modell des westlichen Wohlfahrtstaates des 20ten Jahrhunderts: Stellt klar abgegrenzten Bevölkerungen Sicherheiten, Rechtstaatlichkeiten und Wohlfahrt zur Verfügung Heute: - Globalisierung ökonomische Ströme, neoliberale Politik - Internationalisierung - Begrenzte Staatlichkeit Multilateralismus? ➔ Multilateralismus bezeichnet die Zusammenarbeit mehrerer Staaten bei der Lösung von politischen, gesellschaftlichen oder technischen Problemen, die grenzübergreifend sind. Es handelt sich um ein System mehrseitiger (multilateraler) Beziehungen zwischen Staaten. Multilateralismus bedeutet auch, dass Staaten ihre eigenen Interessen nicht ohne Rücksicht auf andere Länder verfolgen. Zentrale Staaten stellen Teile davon in Frage Aufstrebende Staaten wollen Veränderungen Neue geopolitische Spannungen? Leben wir im „Westphälischen System“? Westphälischer Frieden 1648 beendet dreißigjährigen Krieg: Idee friedlicher Koexistenz von souveränen Einheiten, Souverän überschneidet über religiöse Zugehörigkeit Langer Entwicklungsprozess → Konsolidierung materieller Souveränität (auch im Rahmen von Kriegen gegen imperiale Dominanz) Machtkonzentration, Bürokratieaufbau, Steuersysteme, staatliche Armeen → Konsolidierung von rechtlicher Gleichheit im internationalen System Entwicklung diplomatischer Beziehungen Aber: bis ins 20. Jahrhundert verbunden mit Kolonialismus und Imperialismus 3. Erfindung des Multilateralismus Mit den Auswirkungen der Staatenkonsolidierung umgehen - Europäisches Mächtekonzert (Wiener System 1815-1853) - Pariser Seerechtsdeklaration, 1856 - Internationales Komitee vom Roten Kreuz, 1863 - Erste Genfer Konvention, 1864 → Noch nicht alle Staaten verhandeln, aber alle werden eingeladen Mitglieder zu werden (meist europäische Staaten laden nicht europäische Staaten ein) Erfindung des Multilateralismus International Telegraph Union, 1865 Universal Postal Union, 1874 Interpol, 1923 → Kooperationsprobleme Zentrale Veränderungen ab den 1990er Jahren Trend weg vom Management reiner zwischenstaatlicher Kooperation hin zum „Hineinregieren“ in Nationalstaaten Starke Veränderung von Aufgaben und Mandaten über Zeit Politisierung der Aufgaben von Internationalen Organisationen Beispiel des Internationalen Währungsfonds (IWF) “We are not a political institution, we’re a technical institution.” – 2015, Gerry Rice, ehemaliger Direktor der Kommunikationsabteilung des IWF wurde 1944 nach der Weltwirtschaftskrise gegründet, um das internationale Währungssystem zu stabilisieren Aufgaben des IWF haben sich im Laufe der Zeit verändert/erweitert: Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung und Reform in den Mitgliedsländern IWF als zentrale Rolle bei der Bewältigung von Zahlungsbilanzschwierigkeiten wirtschaftlich schwacher Länder (unter gewissen Konditionen) Wirtschaftspolitische Auflagen Washington Consensus und Strukturreform → IWF hat politischen Charakter Kurz: Paradigmen/Theorien geben uns Modelle/Muster/Rahmungen zum Verständnis internationaler Politik - Sie nehmen bestimmte Themen, Regionen, Akteure in den Blick – und lassen andere aus - Unser multilaterales Staatensystem hat sich historisch über Jahrhunderte herausgebildet – und war und ist immer wieder starken Veränderungen unterworfen - Aktuell: Diversifizierung von Akteuren, Globalisierung, Multilateralismus in der Krise? Realismus und Neorealismus Was ist Realismus? “At its core, realism is a theory about the constraints anarchy imposes on states, largely due to the pervasive need for security.” Walt (2018, 10) - Im Kern ist der Realismus eine Theorie über die Zwänge, die Anarchie den Staaten auferlegt, vor allem aufgrund des allgegenwärtigen Sicherheitsbedürfnisses Realismus im historischen Kontext Narrativ: Reaktion auf Zusammenbruch des Völkerbundes/League of Nations (1935/36) – Faschismus in Europa Emigranten (Herz/Morgenthau) aus Deutschland mit völkerrechtlichem Hintergrund entwickeln politikwissenschaftliche Konzepte in den USA → Reaktion auf „Idealistische Theorien“, die Friedensmöglichkeit im Völkerbund sahen: IB- Theorie, die auf Macht und Instabilität aufbaut (Kriege etc.) E.H. Carr; Hans Morgenthau; John H. Herz Konzepte im Realismus Konzept: Anarchie - Staat stellt die Sanktionsmacht dar - Im internationalen System herrscht keine Sanktionsmacht → anarchisches System Konzepte Polarität im internationalen System - Unipolarität: USA nach kaltem Krieg - Bipolarität: USA und Sowjetunion im Kalten Krieg; Gruppierung zu Großmächten → Blocks - Multipolarität Konzepte: Balance of Power - Staaten versuchen Machtungleichgewichte auszubalancieren Konzepte: Sicherheitsdilemma - A misstraut B, rüstet auf - B interpretiert A als aggressiv - B rüstet auf - A sieht sich in Misstrauen bestätigt - Nichtwissen von Positionierung anderer Staaten erzeugt Misstrauen - Bsp.: Kalter Krieg Morgenthau: „Politics among Nations“ Internationales Sytsem geprägt von Sicherheitsdilemma Interesse zentral: Moderner Staat kontrolliert (irrationales) Machtstreben des Individuums → Projektion von Machtstreben auf internationales System (Unsatisfied aspirations) → Moderner Nationalismus besonders gefährlich → Außenpolitik muss von kleiner Elite gemacht werden, die relationales System der Kooperation verstehen Theoriemodell Balance of power kann stabilere und instabiliere Phasen herrvorrufen Höchstt Stabilität: Multiploare Systeme (mehr Möglichkeit für Ausgleich) Aber: Basiert auf „moral consensus“: Gemeinschaft, Ideologie, Moral, Kultur → kein Interesse an vollständiger gegenseitiger Zerstörung → starkes moralisches Element Zentrale Eigenschaft Negatives Menschenbild Frieden (Nicht-Krieg) ist immer nur stabiler Zustand der „balance of power“ Stabiler Zustand nur im multipolaren System mit basalen geteilten Normen möglich Fokus auf europäische Staaten im 19. Jh. Normatives Ziel: gute (relationale) Außenpolitik des Ausgleichs praktizieren Systemtheorie – Grundannahme Staaten sind „Like-Units“ - Keine übergeordnete Autorität - Keine Interpedenz - Ausstattung mit individuellen Ressourcen: Militärisch, wirtschaftlich, geographisch,… Ziele: „normatives“ Element aus realistischen Theorien entfernen, Systemstruktur als Erklärung Systemtheorie Analogie zur Mikroökonomie: Kampf ums Überleben im System (Anarchie, Sicherheitsdilemma) → wichtigstes Ziel ist Sicherheit Staaten leben in „self-help“-System Internes Balancing: Ressourcen aufbauen Externes Balancing: Allianzen (temorär) „With each country constrained to take care of itself, no one take care of the system.” (Waltz, 109) → Klima, Umwelt, etc.? Neorealismus (1970er/1980er) Neorealismus startet auf der Systemebene Interssiert an Phase der Stabilität/Instabilität im internationalen System Fokus auf Großmächte Bipolares System ist am stabilsten (Waltz)! VARIANTEN: Hegemonic Stability Theory (Gilpin) "Es kann keine liberale internationale Wirtschaft geben, wenn es nicht eine Führungspersönlichkeit gibt, die ihre Ressourcen und ihren Einfluss nutzt, um eine internationale Wirtschaft auf der Grundlage von Freihandel, Währungsstabilität Stabilität und freiem Kapitalverkehr basiert." (Gilpin 2001: 99-100) Theoretische Grundannahme: Einzelstaat als dominante Weltmacht oder Hegemon fördert Stabilität im internationalen System → Ende der Hegemonie verringert Stabilität des internationalen Systems Internationale Organisationen und internationales Recht sind keine unabhängigen Faktoren im globalen Regieren! Offensiver vs. Defensiver Neorealismus (Mearsheimer vs. Waltz) Offensiver Neorealismus Defensiver Neorealismus (Waltz) (Mearsheimer) Anarchie verleitet zu Aggression → Anarchie macht Staaten weniger Anarchie führt dazu, dass Staaten ihre risikotolerant → Anarchie bringt Macht und ihren Einfluss maximieren Staaten dazu, ihre Sicherheit zu maximieren Staaten benötigen Macht, um ein Staaten benötigen Macht, um ihre zufriedenstellendes Sicherheitsniveau Position im System zu erhalten → zu erreichen → Power for influence Power for security (enough for (never enough) survival) Staaten versuchen, ihre Macht so weit Ausweitung der Macht erhöht Risiko wie möglich auszudehnen, meist auf (z.B. im Kontext von Nuklearwaffen) Kosten anderer Staaten. → Oberstes Ziel: Hegemonie Key Conclusion Die Anarchie zwingt die Staaten dazu, Die Anarchie zwingt die Staaten dazu, ihre eigene Macht zu maximieren, um ihre Sicherheit zu maximieren, und sich letztlich die Hegemonie zu eine aggressive Außenpolitik (zu viel sichern, wenn möglich Macht) macht sie unsicherer Vergleich Analyselevel Individuell und Staat System (defensiver (Klassischer Realismus) Neorealismus) Annahme über Staaten Machtstreben des Individuums Sicherheit fürs eigene übersetzt sich in Staaten Überleben (des Staates) (Vielfältigkeit aber anerkannt) Bevorzugte balance of power Multipolar Bipolar Konstellation Stellung zu Nuklearwaffen Schlecht (Sackgasse) Gut (Abschreckung) Normativer Punkt Balance of Politik ist gute Politik (direkter Ablehnung als tautologisch power Zusammenhang (indirekter Zusammenhang Staatenverhalten – System) Staatenverhalten – System) Realistische Erklärungen des Ukraine-Kriegs → Balance of Power “The conflict is, at its core, about NATO expansion” – John J. Mearsheimer Realistische Erklärung: Der Ukraine-Krieg ist das Ergebnis eines Machtkampfes zwischen Russland und dem Westen Ukraine als wichtige Pufferzone für Russland → versucht Ausdehnung des westlichen Einflusses zu verhindern Westen will seinen Einflussbereich erweitern → durch NATO-Expansion → Ukraine als “westliches Bollwerk” an der russischen Grenze → Sicherheit: Der Ukraine-Krieg ist das Ergebnis von Sicherheitsbedenken Sicherheitsbedrohung - Befürchtung, dass Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an der russischen Grenze wird - Existenzielle Bedrohung für Russland - Im Hinblick auf eine ukrainische Mitliedschaft in der NATO bezeichnet Putin das Handeln als “a direct threat to Russian security” Aggressive Außenpolitik - Russland fühlt sich bedroht → Invasion - Wahrscheinlichkeit der Nutzung von Nuklearwaffen wird größer Sicherheitsmaximierung - Russland nutzt die Invasion als defensive Maßnahme und als einen Versuch, die eigene Sicherheit zu maximieren Atomwaffen und realistische Theorien Warum unterstützt Waltz Atombomben für den Iran? Welche Elemente des realistischen Paradigmas enthält seine Argumentation? Finden Sie die Argumentation überzeugend? Aus Gründen der Sicherheit, um ihre Position zu halten, als Abschreckung, dass sie nicht angegriffen werden Liberalismus/Liberale Perspektiven Andrew Moravcsik; Ernst-Otto Czempiel; John Ikenberry Liberalismus: Entstehung von staatlichen Präferenzen Beginn beim Individuum (Freiheit, Eigentum, Wohlstand, Glück) → Institutionelle Eingebundenheit im Staat → generiert Außenpolitik Im internationalen System prallen diese Außenpolitiken aufeinander: → Manchmal Koexistenz und Kooperation → Manchmal ist Ausgleich und Kompromiss möglich → Manchmal kommt es zu Konflikten Ähnlichkeiten zum Neorealismus Das internationale System ist anarchisch Staaten sind zentrale Akteure Individuen und Staaten handeln rational Liberalismus: Varianten Fokus auf wirtschaftliche Verflechtung: wirtschaftliche Stellung und Wirtschaftsaktuere im Staat bestimmte Außenpolitik (economic liberalism) Fokus auf spezifische Herrschaftsform (republican liberalism): Auswirkungen bestimmter politischer Regime (insbesondere Demokratie) Fokus auf verschiedene Vorstellungen von guter Ordnung: Überzeugungen einer breiteren Bevölkerung spielen eine Rolle (ideational liberalism) Fokus auf Recht und Organisationen: inzwischen eigene Theorietradition (Institutionalismus) Liberalismus: Normative Verwandte Freihandelsliberalismus Demokratische Mission: Demokratieförderung bis zur humanitären Intervention Liberalismus: Theorie des demokratischen Friedens Annahme, dass Demokratien (miteinander) friedlicher sind Historisch: Immanuel Kant im „Ewigen Frieden“ (Staaten mit republikanischen Verfassungen sind friedlicher) Monadische Variante (Czempiel): - Partizipation: In Demokratien entscheiden BürgerInnen über den Beginn eines Kriegs - Kosten von Kriegen werden vor allem von normalen Bürgern getragen (weniger von den Regierenden) - "Der rational handelnde, individuelle Besitzbürger muss, ausgenommen im Fall der Selbstverteidigung, gewaltavers sein." (S. 80) ➔ Warum sehen wir trotzdem Kriegsteilnahmen von Demokratien?! - Interdependenzen und internationale Organisationen können Sicherheitsdilemma eindämmen - weil die Staaten noch keine idealen Demokratien haben! - Beispiel USA: starke Verzerrungen: starke Exekutivmacht; Kosten von Kriegen werden von Unterschicht getragen; Lobbystrukturen (Rüstungsindustrie o.a.) Dyadische Variante: - Demokratien schätzen sich gegenseitig nicht als Bedrohung ein - Demokratien sind in internationalen Organisationen und wirtschaftlich meist stärker miteinander vernetzt als Nicht-Demokratien - Empirisch relativ gut belegt, dass Demokratien untereinander keinen Krieg führen Liberalismus: Zusammenfassung Individuen insgesamt konfliktaverser als im Realismus: → beeinträchtigt Wohlstand → Wirtschaftliche Interdependenzen → größere Rolle des Rechts und der öffentlichen Meinung Liberalismus: Weltordnung aus liberaler Perspektive Multilateralismus → Verregelung internationaler Interaktion Liberale Annahme: - Staaten haben Interesse, Kooperationsprobleme in gemeinsamen Institutionen zu lösen - Beispielsweise: Umweltabkommen - Diese Institutionen folgen basalen Regeln von Partizipation, Transparenz, Fairness, etc. Freihandel → Instutionalisierung eines internationalen liberalen Wirtschaftsystems (auch in spezifischen Institutionen) Liberale Annahmen: - möglichst freier Fluss von Handelsströmen und Finanzströmen ist wohlstandsfördernd für alle beteiligten Staaten (Freihandelstheorien) - Möglichst starke Vernetzung wirkt friedensfördernd Politischer Liberalismus → Immer stärkere Verankerung von liberalen Normen: Menschenrechte, Demokratie, Rechtstaatlichkeit Direkte und indirekte Sanktionierungen möglich Liberale Annahme: - Verbesserte Menschenrechts-Situation von Individuen - Verbesserter Schutz von Individuen Ikenberry‘s Argument: - Projekt des „liberalen Internationalismus“ historisch nicht unproblematisch - Die drei Pfeiler unterstützen sich grundlegend gegenseitig; sie können in besonderem Maße wohlstands- und friedensfördernd sein - Die grundlegenden Ideale der drei Pfeiler haben aber zu immer weiteren „Vertiefung“ der liberalen Aspekte der Ordnung geführt und zu Ausweitung auf nahezu alle Staaten. Ist die liberale internationale Ordnung in der Krise? - Populismus, „authoritarian turn“ und Globalisierungsskepsis (Sinnkrise) - Blockade internationaler Institutionen (Autoritätskrise) - Perspektive: neue demokratische Vision, Reform internationaler Organisationen Liberalismus vs. (Neo)Realismus (Neo)Realismus Liberalismus Zentrale Akteure Staaten Individuen (eigebunden in Staaten) Wissenschaftstheoretische Rationalismus Rationalismus Grundannahme Motive/Interesse Sicherheit/Überleben Wohlstand/Freiheit/Sicherheit (Interessen entstehen im Staat, Staat kanalisiert Präferenzen) Logik internationaler Balancing Außenpolitik-Entscheidungen Politik hängen von Präferenzen ab Grundannahme Anarchie Anarchie, in der Kooperation und internationales System Konflikt möglich ist Was soll erklärt werden? Stabilität/Instabilität des Außenpolitische Präferenzen von internationalen Systems Staaten Erklärungsansatz Struktur des internationalen Innenpolitische Generierung Systems außenpolitischer Präferenzen Liberale Erklärung des Ukraine-Krieges Grundannahme: Autokratien sind kriegerischer als Demokratien - Entscheidungen über Krieg/Frieden werden in kleinem Elitenzirkel getroffen: Kosten des Krieges für Bevölkerung weniger relevant - Autokratische Möglichkeiten der Informationskontrolle (keine freie Berichterstattung, unklare Zahlen von Kriegstoten, etc.) - Keine Angst, bei nächsten Wahlen abgewählt zu werden - Gleichzeitig evt. schlechte Informationswege im „personalisierten“ System: Fundamentale Falscheinschätzungen über Verteidigungskraft der Ukraine am Beginn des Krieges Grundannahme: Innerstaatliche Präferenzstrukturen sind zentral - Russland ist hat in der letzten Dekade unter Putin eine Autokratisierung erlebt - Ukraine hatte mehrere Wellen der Demokratisierung - Ähnliche Bewegungen in anderen ehemaligen Sowietstaaten (Belarus, Georgien, etc.) - Zentrale Sorge: innerstaatliche Regimestabilität, weniger externer Einfluss Russlands →Spezifische innerstaatliche Institutionen/Präferenzstrukturen erklären Russlands Angriff Beziehung der USA zum UNFPA aus liberale bzw. neorealistische Theorien Liberale Theorie eher Biden Neorealistisch eher Trump Liberaler Institutionalismus Grundannahme liberaler Institutionalismus Akteure: Staaten und andere Akteure Wissenschaftstheoretische Grundannahme: Rationalismus Motivation: Wohlstand/Freiheit/Sicherheit etc. Grundannahme internationales System: Anarchie Zentrales Interesse Die Erklärung von Kooperation/Nicht-Kooperation von Staaten : Was ist Kooperation… - Staaten „passen ihr Verhalten an die tatsächlichen oder zu erwartenden Präferenzen anderer an." - “Die Politik, die eine Regierung tatsächlich verfolgt, wird von ihren Partnern als Erleichterung der Verwirklichung ihrer eigenen Ziele angesehen” (Keohane 1984: 51). Spieltheorie und Kooperation Gefangenendilemma Warum ist Kooperation schwierig? Payoff-Strukturen - Aus spieltheoretischer Sicht (z. B. beim Gefangenendilemma) ist Nichtkooperation die dominante Strategie. - Mangelnde Informationen und Transparenz erschweren das Vertrauen in potenzielle Auszahlungen bei Kooperation - Verteilungskonflikte führen zu besonders schwierigen Spielsituationen Schatten der Zukunft - Ungewissheit über zukünftige Absichten - Selbst wenn A heute kooperiert, könnte A morgen nicht mehr kooperieren. Anzahl der Spieler/Abtrünnigkeit - Je mehr Spieler an einem "Spiel" beteiligt sind, desto größer sind die Bedenken bezüglich Betrugs und Abtrünnigkeit. - Free-riders können von der Kooperation der anderer profitieren. Wann entsteht Kooperation Rambospiele z.B. Entwicklungszusammenarbeit Dilemmaspiel mit Verteilungskonflikt z.B. Klimawandel bekämpfen Dielmmaspiel ohne Verteilungskonflikt – Freihandel und Protektionismus in Industriestaaten Koordinationssituation mit Verteilungskonflikt z. B. Umweltstandards Koordinationssituation ohne Verteilungskonflikt - Geringes Vertrauen Wie können Institutionen helfen? Informationen – Institutionen informieren über Präferenzen Verhandlungen – Institutionen bieten Foren für verstetigte staatliche Interaktion - Institutionen können Regeln und Verfahren zur Erleichterung von Verhandlungen über kooperative Ergebnisse bereitstellen - Institutionen ermöglichen Themenverknüpfungen, die die Zusammenarbeit erleichtern Defektion – Institutionen bieten Informationen - Institutionen liefern Informationen zur Einhaltung durch Überwachung, Selbstmeldungsverfahren usw. - Institutionen können Streitigkeiten schlichten und (potenziell) Entscheidungen über Nicht-Einhaltung durchsetzen Begrifflichkeiten Internationale Institutionen: - Institutionen sind gebündelte Verhaltenserwartungen mit einer gewissen Stabilität. Sie können formell oder informell sein. Internationale Organisationen: - Institutionen mit Akteursqualität (sie haben eine “Adresse”). Institutionen und Organisationen können zwischenstaatliche sein, können aber auch nichtstaatliche Akteure als Mitglieder haben. Regime - „norm- und regelgeleitete Formen der Kooperation zur politischen Bearbeitung spezifischer Konflikte oder Kooperations-Dilemmas“, Krell/Schlotter (2018: 233) - “die Gesamtheit der Regeln, Normen und Institutionen, die das Verhalten rund um ein Thema oder eine Praxis regeln” (White paper project on international norms) Rationale Gestaltung der internationalen Institutionen Warum haben internationale Institutionen eine bestimmte Form? Verteilungskonflikte Mitgliedschaft (Exklusiv/Umfassend) Kontrolle: Delegationsgrad Flexibilität Reichweite (Reichweite und Zahl der erarbeitenden Politikfelder) Zentralisierung ➔ Rationale Erklärung des Designs nach Präferenzen und Struktur/Verteilungskonflikte Anwendungsfelder: Principal-Agent-Theorie Principals (Auftraggeber) – Staaten delegieren - Die Festlegung der Ziele von IO-Handlungen, meistens locker überwachend - Greifen ein, wenn sich die Präferenzen des Staates ändern oder Ios abweichen Agents (Auftragnehmer) – Organisationen führen aus - von den Staaten festgelegten Ziele verfolgend (Diskretion – Autonomie – Handlugsspielraum) - agency slack/slippage: unabhängiges Handeln gegen die Interessen des Staates Kontrolle wiedererlangen – verschiedene Mechanismen - Überprüfung und Auswahl, Überwachung, Verfahrenskontrollen und -abgleiche, neue Verträge Compliance-Mechanismen (Monitoring/Sanktionen) Wie kann die Einhaltung internationaler Regeln durch Institutionen verbessert werden? Festschreibung von Regeln Verfahren zur Feststellung von Regelbrüchen Verfahren zur Sanktionierung Stärkung kognitiver, administrativer, materieller Kapazitäten Lernprozesse durch epistemische Gemeinschaften Fragmentierung → Gegenseitige Beeinflussung: → Wettbewerb und Spezialisierung Für Staaten: - Forum shopping/shifting Themen schieben so wie sie wollen und an unterschiedlichen Stellen aktiv zu werden (nutzenmaximierend) - Contested multilateralism Unterschiede zum Neorealismus Staatliche Interessen sind komplex Präferenzstrukturen der Staaten erklären Kooperation, das Design und die Funktion von internationalen Institutionen Historische Entwicklungen: zunehmende Interdependenz (d.h. gemeinsame Interessen an Umweltressourcen); (begünstigt durch hegemoniale Stabilität) Selbst in der Anarchie sind kollektive Ergebnisse möglich; Interaktionen schaffen kooperative Prozesse und Institutionen (relative vs. absolute Gewinne) Grenzen institutionalistischer Theorie? Fokus auf westliche Industriestaaten Asymmetrien in Verhandlungen/Institutionen WHO und COVID-19-Pandemie: aus liberal-institutionalistischen Perspektive Delegation in der internationalen Politik: Übertragung von Verantwortung und Befugnissen auf internationale Organisationen, um globale Probleme zu lösen und Zusammenarbeit und kollektives Handeln zu erleichtern - IOs wie die WHO verfügen wegen ihrer Expertise über themenspezifische Macht WHO als unterstützender Akteur für Entwicklungsländer bei Vorbereitungs- und Reaktionsmaßnahmen - Technische Unterstützung durch Ressourcen und Fachwissen (z.B. Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung, Leitlinien für das klinische Management, Testkits etc.) - Initiative für den Zugang zu COVID-19 Impfstoffen, Therapeutika und Tests für Entwicklungsländer Grenzen der WHO-Reaktion auf COVID-19 WHO ist als Agent den Vorgaben der Prinzipale unterworfen - Prinzipale bestimmen, wie viel Macht sie haben, einschließlich ihres Gesamtumfangs an Ressourcen, Führungspersönlichkeiten, Mitgliedern und Ausrichtung Durchsetzungsmacht der WHO ist begrenzt - WHO im Allgemeinen gegen Reisebeschränkungen ➔ jedoch machtlos gegenüber den USA oder anderen Mitgliedsstaaten, die diese Reisebeschränkungen verhängen Finanzielle Ressourcen der WHO decken den Bedarf nicht ab - Abhängigkeit von Unterstützung der Mitgliedsstaaten und von privaten Akteuren ➔ Mitgliedsstaaten können Beiträge aussetzen (z.B. Trump während der Covid-19 Krise) Zusammenfassung Institutionen/Regime entstehen aufgrund von Kooperationsproblemen (absolute Gewinne, aber Gefangenendilemma etc.) Sie senken Transaktionskosten, schaffen Informationssymmetrien, helfen beim Monitoring (Überwachen von Vorgängen)/der Durchsetzung von Regeln ➔ Das internationale System ist stark verregelt (reine self-help ist die Ausnahme) ➔ Anarchisch aber Regeln, nicht einfach der stärkere Konstruktivismus Nicolas Onuf, Alexander Wendt, Friedrich Kratochwil, Martha Finnemore Entstehung Inspiration durch post-strukturalistische Forschung in der Soziologie, Sprachwissenschaft und anderen Feldern Eigenes Paradigma ab ca. 1980er Jahre als eigenes Feld in den IB Abkehr vom methodologischen Individualismus und Logik der Nutzenmaximierung (Rationalismus) Positivismus Poststrukturalismus/ Wissenschaftlicher radikaler Realismus/moderater Konstruktivismus Konstruktivismus Ontologie (was ist Welt ist Summe der Welt ist sozial Welt ist sozial die Welt ist) Beobachtungen konstruiert (in der strukturiert Gesellschaft Regeln dafür finden wie wir etwas verstehen) Bsp. Schnee Epistemologie Erkenntnisgewinn durch Nur „relatives“ Wissen Erkenntnisgewinn durch (wie können wir Beobachtung Beobachtung über diese Welt (Gesetzmäßigkeiten aussagen treffen) bestimmen) Wertefreiheit Trennung von Analyse Wissenschaftler Teil der Versuch der Trennung und normativen Urteil Realität, objektiver Blick möglich (subjektiv und nicht möglich objektiv trennen) Trennung Moderater Konstruktivismus ”Warum”-Fragen - Grundlegende Wissenschaftstheorie: wissenschaftlicher Realismus Radikaler Konstruktivismus “Wie”-Fragen - Grundlegende Wissenschaftstheorie: nahe am Poststrukturalismus Begriffe Identitäten: relative stabile, rollenspezifische Erwartungen Ideen: Überzeugungen über Kausal- oder Wertvorstellungen Normen (konstitutiv und regulativ): Angemessenheitsstandards in einer sozialen Gruppe → Beeinflussen internationale Beziehungen → Beleuchtet andere Formen von “Macht” als Realisten! (wie kann macht aussehen, wie kommt es zustande, welche andere Formen gibt es) Nach Wendt Hobbes’sche Welt (Neorealismus): Anarchie Lock’sche Welt (Liberaler Institutionalismus): Staaten kooperieren nach Präferenzen über Institutionen in einem stabilen System Konstruktivistische Welt: was hält Welten zusammen?; Normen und Identitäten prägen wie die Staaten was über das internationale System denken, was sie darin sein möchten; Normen und Identität können unterschiedlich sein: z. B. Hobb‘sche oder Lock‘sche Welt ➔ Bsp. Deutsch-Französische Beziehung Grundannahme Rationalismus: Staaten haben unterschiedliche Präferenzen → in Kooperation/ Konflikt können sie außenpolitisch das austragen Konstruktivismus: Präferenzen sind nicht unabhängig, bilden sich über Normen und Werte des internationalen Systems → Kooperation/Konflikt in internationalen Beziehungen ➔ Normen sind regulativ und konstitutiv Argumente gegen Realisten/Institutionalisten Internationales System ist nicht gegeben: “Anarchy is what states make of it” (Wendt) ➔ je nach Interaktionsmodus Interessen von Staate sind nicht exogen gegeben: ➔ Was “angemessene” Interessen sind wird von Interaktion/Institutionen/Normen geprägt Normen prägen Verhaltensoptionen für Akteure Akteure reproduzieren durch ihr Verhalten Normen und stabilisieren sie → Handlungsraum für Veränderung → Akteure und Strukturen konstituieren sich gegenseitig (Neo)Realismus Liberalismus Konstruktivismus Zentrale Akteure Staaten Vorrangig Staaten Staaten, IOs, zivilgesellschaftliche Akteure, etc. Wissenschaftstheoreti Rationalismus Rationalismus Kein Rationalismus sche Grundannahme Motive Sicherheit/Überleben Wohlstand/Freiheit/Si Abhängig von cherheit dominierenden Normen/Werten – strebe nach Leben nach Angemessenheitsstan dards der sozialen Gruppe Grundannahme Anarchie Anarchie, in der variabel internationales System Kooperation und Konflikt möglich ist Was soll erklärt Stabilität/Instabilität Außenpolitische Soziale werden? des internationalen Präferenzen von Interaktionsmuster, Systems Staaten ihre Stabilität und Veränderung Erklärungsansatz Struktur des Innenpolitische Regeln, Normen, internationalen Generierung Identitäten prägen Systems außenpolitischer Akteure und ihre Präferenzen Präferenzen Forschungsprogramm Rolle von Identitäten und Praktiken (z.B. außenpolitische Kulturen) Rolle nichtstaatlicher Akteure im Politikprozess Entstehung und Effekte von internationalen Normen (Sozialistation, Arguing) Eigenständige Effekte internationaler Organisationen Außenpolitische Rollen/Identität Erklärung außenpolitischen Verhaltens über Identität Beispiel: Deutschland vor Kosovo 1999: “Nie wieder Krieg von deutschem Boden” ➔ Wandel der außenpolitischen Identität Nichstaatliche Akteure im globalen Regieren Netzwerke erhöhen Macht “schwacher” Akteure: Transnational issue networks Agenda-Setting Naming and shaming Monitoring Ratifizierung von Menschenrechts-Verträgen Debatte dazu, ob und wie MR-Verträge auch intendierte Effekte im nationalen Kontext haben Effekte von Normen Normen- und Institutionsentwicklung jenseits von „Nutzenmaximierung“: bspw. Menschenrechtsverträge: Basierend auf dem Wandel von Einstellungen und Präferenzen der Menschen in sozialen Kontexten Wie? Effekte von Normen jenseits rationaler Modelle: Sozialisationsprozesse, Naming and Shaming, Überzeugungsprozesse (Arguing) Normenentstehung: Bargaining vs. Arguing Bargaining: Nutzenmaximierendes Verhandlungsverhalten Arguing: Verständigungsorientiertes Verhandlungsverhalten (Habermasianisch) Unter welchen Bedingungen kann es „Inseln der Überzeugung“ (Deitelhoff) geben? Geteilte Lebenswelt Faire und transparente Verhandlungsstrukturen Geschlossene Verhandlungsräume Etc. Eigenständige Effekte internationaler Organisationen Mandatserweiterungen jenseits reiner „Agenten“: IOs generieren Experten- und moralische Autorität (Machtposition durch Wissen, dass nicht hinterfragt wird; Wissen (Daten) ist Macht) ➔ Eigenständige Machtressource im globalen Regieren Weltbank: Governing by numbers, Governing by expertise Anwendung Brexit (Referendum 2016, Austritt aus der EU 2020) Brexit aus neorealistischer Perspektive: Aufgabe von Souveränität, Machtasymmetrien im EU- System Brexit aus liberal-institutionalistischer Perspektive: Kosten der Kooperation sind deutlich höher als ihr Nutzen Brexit aus konstruktivistischer Perspektive: - UK einzigartige historische Situation (British Empire, Inselstaat, führendes Land des Commonwealth) → UK hat stärkere Bindungen zu Ländern außerhalb Europas → Verblasster Ruhm der Großmacht → eine starke europäische Integration und Interdependenz nicht als nationales Interesse UK wahrgenommen - Zunehmende Europäisierung/ Auswirkung von EU-Politiken → Widerstand gegen europäische Integration → antieuropäische Haltung verstärkte sich → wachsende Popularität der United Kingdom Independence Party (UKIP) nach 2010 Anwendung: Brexit Britische Identität spielte entscheidende Rolle im Brexit-Referendum ”Island identity” –Konzept zur Erklärung der politischen und sicherheitspolitischen Erwägungen für die unterschiedlichen Integrations- oder Desintegrationsstrategien des Vereinigten Königreichs in die EU →Divergenz zwischen der wahrgenommenen britischen nationalen Identität und einer bewusst konstruierten europäischen Identität Kritische Theorie Robert Cox, Immanuel Wallerstein, Stephen Gill Was ist eine „kritische“ Theorie? „Theory is always for someone and for some purpose“ (Cox) - Problem solving (Realismus, Liberalismus) vs. Critical theory Realismus und Liberalismus → eingeschriebener „Konservatismus“ - Starten Theoriebildung von bestehenden sozialen Akteuren - „Problem-lösende“ Theorien: Leitfaden zur Lösung von Problemen, ohne normative Position offenzulegen Kritische Theorie: → Wie wurden Akteure und soziale Beziehungen historisch konstituiert? Wieso ist die Welt so? → Wie könnte eine alternative Welt aussehen? → Hinterfragung der bestehenden Verhältnisse und Ordnungen Welche Grundannahmen haben (neo)marxistische Theorien? Marx: Kapitalismus und nutzenmaximierende Individuen ist nicht essentieller Teil menschlicher Natur, sondern historisch-soziales Produkt (keine rationalistische Theorie) Menschen sind historische Wesen: Produzenten und Produkt der Geschichte (gegenseitiger Konstitutionsprozess) →Historische Situation produzieren oft soziale Spannungen, die Wandel herbeiführen (Kämpfe für soziale Selbstbestimmung) Historisch: Kapitalismuskritik Kommodifizierung von Arbeit: Kapital – Arbeit - Ausbeutend, aber nicht direkt mit Zwang versehen: führt zu sozialen Spannungen - Entkopplung politischer Raum – privater Raum Historischer Überblick Geprägt durch Interesse an Kolonialismus/Imperialismus - Kolonialismus: Triebkräfte oft private Akteure - Imperialismus: 19. Jh.; europäische Nationalstaaten selbst → Kampf um „Platz an der Sonne“ Wladimir Iljitsch Lenin: Letzte Stufe des „krisenhaften Kapitalismus“ → Kapitalüberschuss → Kapitalexport Rosa Luxemburg: Nachfragemangel → erweiterte Nachfrage → Wettbewerb um Absatzmärkte ➔ Ergebnis: Kapitalismus geht ungewollt auf Untergang zu Problem: - Rolle der Nationalstaaten in Ausformulierung imperialistischer Politik - Kapitalismus nicht „zusammengebrochen“ Kritische Theorie im Rahmen der Dekolonisierung → Warum verbleibt Globaler Süden in der „Unterentwicklung“? Immanuel Wallerstein: - Zusammengehalten im modernen Weltsystem der „Produktion zum Zweck des Absatzes auf einem Markt, mit dem Ziel, den größtmöglichen Profit zu realisieren“ (Wallerstein in D/Z, S. 105) - Zentrum, Peripherie, Halb-Peripherie (Machtverhältnis) → funktionale Arbeitsteilung: Zentrum zwingt Peripherie in „ungleichen Tausch“ → Semiperipherie ist politischer Puffer - Vorwurf: Strukturalismus Neo-gramscianische Ansätze Basiert auf Grundannahmen Antonio Gramscis zu „Kulturellen Hegemonie“ Dominanter Block formuliert soziale Vision (dominiert Kultur, Bildung, Literatur, Journalismus) → materielle und soziale Faktoren verhindern, dass Menschen ihre „echten“ Interessen erkennen → Ideologischer Kampf um alternative politische Kultur Robert Cox: - Ziel der Forschung: Erklärung von sozialen Dynamiken aufgrund von sozialen Spannungen, Dekonstruktion von Machtverhältnissen, alternative Visionen - Grundannahme internationales System: neben Rivalität der Staaten geprägt von Hierarchie (vertikal und horizontal) - Akteure: Staaten Ausdruck von geschichtlichen Prozessen, soziale Kräfte untersuchen - Erklärungsmechanismus: Produktionsverhältnisse hinzufügen Grundannahmen: Strukturen ergeben sich (nach Cox) aus… Ideen, Materielle Kapazitäten, Institutionalisierung - Beeinflussen sich gegenseitig - Dominate oder Rivale Struktur Grundannahmen: Internationale Beziehungen geprägt durch Staatenformen, Weltordnung, Soziale Kräfte Wie verändert sich an einer bestimmten Stelle in diesem System was, wie ergeben sich daraus soziale Spannungen, wie führen diese sozialen Spannungen zu einer neuen Art von Stabilisierung Neogramscianische Ansätze und internationale Beziehungen Aktuelle Struktur und ihre Mechanismen der Hegemonie Internationalisierung der Produktion: Globalisierung der Weltwirtschaft (Produkte, aber vor allem auch der finanziellen Ströme) Internationalisierung der Staaten: internationale Institutionalisierung in der „liberale Weltordnung“ Hegemoniemechanismus → Entwicklung einer neuen Klasse: Getragen von transnationaler managerialen „Klasse“ (Regierungen, Ministerien, Bürokratien internationaler Finanzorganisationen, Manager internationaler Unternehmen) die (neo)liberale Ideen/Werte „weich“ und „hart“ ins internationale System einschreibt → mit Vorteilen für das „Kapital“ → Internationalisierung der „Arbeiterschaft“ durch das System erschwert: Individualisierung, formalisierte Arbeit, prekäre Arbeit, informeller Sektor Versuche der Gegenmacht? Global Justice Movement Occupy Movement Dependenztheorie: Lateinamerikanische Antwort auf Modernisierungstheorien Dependenztheorie in den 60er und 70er Jahren - Dependenzdebatte als starke Gegenantwort zur liberalen Modernisierungstheorie von Seiten der USA - Grundannahme: Abhängigkeit von westlichen Industrieländern als Hauptgrund für fehlende Entwicklung Entwicklungskritik - Entwicklung Antwort auf wirtschaftliches, politisches und soziales Problem - Entwicklung wird als unilinearer Prozess verstanden - Entwicklungsdiskurs als Herrschaftsinstrument der internationalen Institutionen und Regierungen der Industriestaaten gegenüber ärmeren Ländern → Institutionen und Regierungen als Akteure der Unterdrückung Arturo Escobar zu internationaler Zusammenarbeit: Alternativen zur Entwicklung… In sozialen Bewegungen, lokalen Kulturen und indigenen Völkern zu finden Buen Vivir – das Konzept des Guten Lebens – als Alternative zur Entwicklung → neues Paradigma Leben in Einklang mit der Natur ab vs. Fortschritt/Wachstum Ziel: eine Welt der Vielfalt und Diversität → Pluriversum statt Universum Kritik am Post-Development-Ansatz: Romantisierung lokaler Kulturen und Dämonisierung des Westlichen Unterschiede zum Konstruktivismus? sensibler für materielle Grundlagen/Produktionsverhältnisse Antagonistischen Blick auf Entstehen sozialen Wandels (Konfliktorientierte Theorie) normativen Grundansatz: Alternative Welten aufzeigen Liberalismus Konstruktivismus Neomarxismus Zentrale Akteure Vorrangig Staaten Staaten, IOs, Soziale Kräfte/Klassen zivilgesellschaftliche Akteure, etc. Wissenschaftstheoreti Rationalismus Kein Rationalismus Kein Rationalismus sche Grundannahme (Untertheoriespezifisc h) Motive Wohlstand/Freiheit/Si Abhängig von Profitmaximierung des cherheit dominierenden Kapitals, Ansonsten Normen/Werten – selbstbestimmtes strebe nach Leben Leben nach Angemessenheitsstan dards der sozialen Gruppe Grundannahme Anarchie, in der variabel Soziale Dynamik internationales System Kooperation und internationaler Konflikt möglich ist Beziehungen Was soll erklärt Außenpolitische Soziale Hegemonie werden? Präferenzen von Interaktionsmuster, Staaten ihre Stabilität und Veränderung Erklärungsansatz Innenpolitische Regeln, Normen, Soziale Spannungen Generierung Identitäten prägen führen zu außenpolitischer Akteure und ihre Veränderungsprozesse Präferenzen Präferenzen n Grenzen des Neo-Marxismus/kritischer Theorie Teilweise Strukturalismus Romantisierungsgefahr im Anti-Entwicklungsdiskurs Analyse dem Ziel untergeordnet Gedanke der Aufklärung immer noch inhärent Klimawandel Problem der Lösung aus unterschiedlichen IB-Perspektiven: - Liberal-institutionalistisch: Kurzfristige Kosten für Staaten zur Lösung zu hoch. - Konstruktivistisch: Bestehende Normen und Werte prägen Präferenzen der Staaten (Wohlstand, liberales Wirtschaftssystem, Individualismus) - (Neo)Marxistischer Ansatz: Die Verschränkung von Produktionsverhältnissen und Ideen über (neo)liberales internationales Wirtschaftssystem prägen internationale Beziehungen = hegemoniale Machtverhältnisse → Entstehen Spannungen zwischen den sozialen Kräften, die dieses System aufbrechen können? Analyse - …Fossiler Brennstoff-Kapitalismus als zentraler (indirekter) Grund für Klimawandel …Wachstumsorientierung verbunden mit sozialer Ungleichheit - …Kapitalismus erzeugt künstlich soziale Knappheit → Verlangen nach Mehr Kohei Saito‘s „Capital in the Anthropocene“ - Ziel: Marxismus und Degrowth-Ökonomie zu verbinden und die Kluft zu überwinden - Degrowth – Kommunismus als ein „new way of living“ … Vision, in der Massenproduktion, Massenkonsum und Massenverschwendung vermieden werden können. ➔ Politischer Blick: Wie übersetzen sich solche Vision in den Kampf um politische Visionen → Klimabewegung, Kampf um Radikalität im Kontext internationaler Klimagipfel Feministische Theorien Carol Cohn, J. Ann Tickner, Cynthia Enloe Feministische Theorie: Ziele Marginalisierung von Frauen in Internationaler Politik aufzeigen Unterscheide Sex und Gender: Gender theoretisieren als sozial konstruierte Identitäten, die mit mächtigen Organisationslogiken verbunden sind Gender-Dimension im Wissen über internationale Beziehungen aufzeigen: Rationalität, Stärke, Sicherheit, Täter-Opfer etc. Produktion und Verschränkung von Wissen und Macht: hat „gewaltvolle“ Auswirkungen auf die Leben von Frauen (und Männer) Grundannahmen: Gender-Normen und Auswirkungen auf Leben von Frauen „The international is personal“ → wir müssen uns mit dem persönlichen von Frauen beschäftigen um internationale Beziehungen zu verstehen Cynthia Enloe: Bananas, Beaches and Bases (1989): Welche Rollen übernehmen Frauen in den int. Beziehungen/ Welche Strukturen/Institutionen führen zu Marginalisierung? Beispiele: IB sind noch „männliche“ Welt: Diplomaten, die von ihren Ehefrauen um die Welt begleitet werden → Übernehmen zeremonielle wichtige Rollen, werden aber nicht bezahlt Rollen von (Ehe-)Frauen auf Militärbasen Grundannahmen: Gender-Dimension im Wissen der IB-Theorien IB-Forschung gibt sich „gender-blind“! Dekonstruktion des Wissens über IB → Machtstrukturen offenlegen J. Ann Tickner: Gender In IR (1992): Was verbirgt sich im scheinbar neutralen Konzept der „Sicherheit“ (neo)realitischer Autoren? Verständnis von „Staatensicherheit“: Stärke, Macht, Unabhängigkeit, Rationalität, Androhung von Gewalt → männlich konnotierte Charakteristiken → Entwicklung hin zu multi-dimensionalen Sicherheitsbegriff/“menschliche Sicherheit“ → Aufnahme von sexueller/sexualisierter Gewalt in Konflikte in internationale Agenda Grundannahmen: Dekonstruktion von “rationale” Wissensbeständen Carol Cohn: Diskurs von männlichen Spezialisten über Abschreckungspolitik der USA - Technisierter Expertendiskurs - Marginalisierung des Menschen: “Kollateralschaden” - Waffen als Subjekte - Patriarchale oder sexualisierte Konnotationen im Diskurs → Macht der Sprache Liberaler Feminismus Positivistischer Ansatz: liberale IB-Forschung, die sich für Gender-Themen interessiert → Gender als eine Variable Forschungsfeld: Auswirkungen von Gender-Ungleichheit in Staaten auf Außenpolitik/MR- Politik etc. Feministischer Poststrukturalismus Dekonstruktion von hierarchischen Wissenstrukturen Macht und Wissen → eingebettet in gesellschaftliche Diskurse (Bedeutungen sind in unserer Sprache kodifiziert) Bsp: Tickner: Staatliche Sicherheit versus menschliche Sicherheit Kritischer Feminismus Inspiriert von kritischer/neo-marxistischer Theorie (Gender und Macht im globalen Regieren; Rolle von Produktionsverhältnissen und Ideologien) → Bsp: Rolle von Migration und weiblichen Hausangestellten Postkolonialer Feminismus Aufzeigen der Vieldimensionalität von Marginalisierung – gegen falschen Universalismus → Beispielsweise: Realität und Forderungen von weißen Frauen im Globalen Norden vs. Nicht-weißen Frauen aus dem Globalen Süden Queer Theory in Internationalen Beziehungen Grundannahmen über Gender geteilt Fokus auf Binaritäten (Männer-Frauen) und spezifische Familienbilder in den IB weiter aufbrechen Ziel: Internationale Politik um Sexualität und Gender erforschen Gendernarrative: Ukraine vs. Russland Ukraine - “Feminist military narrative” - Tatsächlicher Prozentsatz der Frauen im ukrainischen Militär: 9-10% - Alle militärischen Bereiche sind für Frauen zugänglich (inkl. vorderste Front) - Rückgang des Frauenanteils u.a. der schnelleren Rekrutierung von männlichen Soldaten zu verschulden Russland - “toxic masculinity” als Grundwert - Putin verwendete sexistische Klischees, um die Invasion der Ukraine zu rechtfertigen. - → “Like it or not, take it, my beauty.” Empirisch: - Rückgang des Anteils der Frauen im Militär (4%) - Einschränkungen für russische Frauen bei Kampfeinsätzen an vorderster Front Die Rollen von „Gender“ im Ukraine-Krieg Ukraine Krieg ist von Gender-Dynamiken geprägt – Realität: Dynamik von traditionellen Geschlechterstereotypen geprägt Mobilisierungspflicht gilt für Männer aber nicht für Frauen (für Frauen erst ab Oktober 2023) Mobilisierungspflichtige Ukrainer dürfen das Land nicht verlassen Bedenken wegen sexueller Übergriffe, Belästigung, unzureichender Ausrüstung und eingeschränktem Zugang zu Bildungs- und Ausbildungsprogrammen für Soldatinnen. Feministische IB-Theorie: Kategorienschema für die Analyse empirischer Realitäten um Geschlechternormen und - rollen Analyserahmen für Diskurse und Narrative und ihre Wirkung in Bezug auf Gender und Konflikt → Welche Akteure verwenden welche Art von Narrativen zur Legitimation (mit welchem Effekt)? Postkolonialismus Siba Grovogui, Franz Fanon Gayatri, Chakravorty Spivak Ziele postkolonialer Theorie Empirisch: Erforschung der Vergangenheit und Gegenwart des Kolonialismus in der Weltpolitik. Kolonialismus-Definition: “[colonialism] as the conquest, domination, subjugation, and exploitation of primarily non-Western people and lands by European powers” (Biswas 2016, 221). Aufzeigen von Alternativen zu eurozentrischen Theorien und Perspektiven Fokus Herstellung/Konstruktion von „Wissen“ und welchen Einfluss hat das auf Politik und wirtschaftliche Verhältnisse Dekonstruktion von Wissen über „Wilde“/“Barbaren“/“Rassen“, Essentialisierung von Identität etc. (Ethnologie, Medizin, Sozialwissenschaften etc.) Globale Verflechtungen und Konstruktionen von Identität (Eurozentrismus, Kolonialismus) Weiterbestehen marginalisierender Beziehungen zwischen ehemaligen Kolonialmächten und Kolonien Entstehung von Orientalismus (Edward Said): Dekonstruktion von Wissensbeständen Westlicher stereotyper Blick auf die Region Vorderasien in der Forschung und Kultur: Imperialistisch-durchzogene Forschung über die Region Romantisierte, klischee-durchzogene Darstellung der Herrschaftsstrukturen Der Orient als: primitiv, irrational, gewalttätig – spezifische Faszination mit Frauen (Barbarendiskurs) Subaltern cannot speak (Gayatri Chakravorty Spivak): Aufzeigen des Fortbestehens hegemonialer Strukturen Kritik an marxistischen/poststrukturalistischen AutorInnen: Gibt es die Möglichkeit marginalisierten Gruppen/der Subalterne mit (westlichen) wissenschaftlichen Kategorien eine Stimme zu geben? Immer Forschung über ein „Anderes“; Einsichten/Daten werden dann „hier“ genutzt Hegemoniale Praxis in der die Subalterne keine Stimme hat Eurozentrismus: Analyse von Verflechtungen Geschichte Europas (Herausbildung des Staatensystems, Aufklärung etc.) kein abgeschlossenee Raum: (the West and the Rest); Keine „essentialisierte“ nationale Kultur, sondern Europäische wie nicht-europäische Geschichte ist Produkt globaler Verwebungen „Eurozentrismus soll im Folgenden die mehr oder weniger explizite Annahme verstanden werden, dass die allgemeine historische Entwicklung, die als charakteristisch für das westliche Europa und das nördliche Amerika betrachtet wird, ein Modell darstellt, an dem die Geschichten und sozialen Formationen aller Gesellschaften gemessen und bewertet werden können“, 35 → Diskurs des Defizits Die Perspektive der Dritten Welt auf die Geschichte der Internationalen Beziehungen Eine Alternative zum Zweiten Weltkrieg - Kalter Krieg - Post-Kalter Krieg - Post-9/11 – Ukraine- Krieg? Fokus auf Dekolonialisierung und ihre politischen Ideen Bandung-Konferenz 1955: eine Alternative zum ”Cold War militarism” ➔ Dekolonialisierung der Disziplin der Internationalen Beziehungen Die Perspektive auf Frieden in realistischen und liberalen Theorien Der "Kalte Krieg" war nicht kalt für diejenigen, die unter Stellvertreterkriegen leiden Friedliche Demokratien können in Ländern, die von Intervention bedroht sind, als eher gewalttätig wahrgenommen werden Gewalt ist mehr als ein zwischenstaatlicher Krieg Ukrainekrieg aus postkolonialer Perspektive Ukraine: post-kolonialer Raum – Russland: imperiale Kraft Imperiales Narrativ Russlands: - keine ukrainische „Nation“ - Russland als „Staatenzivilisation“, die sich natürlicherweise andere kleine Länder einverleibt - Diskurspolitik (Ukraine aus Schulbüchern, spezifische Kriegsdarstellung) Westlicher Diskurs: Realistisch wie pazifistisch → schnelle Waffenruhe: ignoriert die „Agency“ der UkrainerInnen Perspektive auf Entwicklungszusammenarbeit Darstellung des Modells: Die Modernisierungstheorie basiert auf kolonialen Annahmen über die Defizite in der Dritten Welt Rückständige Institutionen, mangelnde Rationalität etc. behindern die Entwicklung Der Weg nach vorn: Nachahmung westlicher Wege zum Fortschritt Kritik am westlichen Humanitarismus Der Westen kommt zur Rettung einer "hilflosen" Dritten Welt Die Politik der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds und der internationalen NROs wird von einer westlichen Elite bestimmt, die die Betroffenen ausgrenzt Schuldendienstzahlungen und Ressourcenabbau führen zu einem Nettotransfer von Ressourcen aus dem Süden in den Norden Kritik am „Failed states“-Diskurs: Siba Grovogui: Regimes of Sovereignty Westliche Staaten wenden ungleiche Kriterien an: Fallvergleich Kongo und Schweiz: "Sowohl der Kongo als auch die Schweiz haben sich multiethnischen Staaten mit schwacher zentraler Verwaltung angenähert und benötigen daher ein günstiges internationales Umfeld für die staatliche Konsolidierung. Das innereuropäische Regime der Souveränität wirkte sich jedoch zum Vorteil der europäischen Einheit aus, während ein permissives Ethos in Afrika die Konsolidierung der souveränen Kapazitäten im Kongo untergrub. Die damit verbundenen institutionellen Unterschiede bestehen im Kongo bis heute fort und sind für den Zusammenbruch des Staates mitverantwortlich." (S. 328-9) Kritik am „Failed states“-Diskurs: Take-Away Unhinterfragte Annahme von "gescheiterten Staaten" als "afrikanische Abweichung" vom europäischen Konzept der Souveränität Unterschiedliche Anwendung von Souveränität innerhalb und außerhalb Europas Westliche oder westfälische Souveränität bleibt das Vorbild für das Denken über Souveränität anderswo Alternative Vision: Postkoloniale IB? Machtverhältnisse im wissenschaftlichen Betrieb hinterfragen: Wie kann „Zugang“ zu Wissensproduktion geschaffen werden „Bringing in the Rest“ – IB-Forschung nicht auf „Westen“ zentrieren „Mainstream“-IB-Theorien erweitern und überdenken: Konzepte reflektieren Regionen erforschen, aber ohne Relativismus Grenzen postkolonialer Theorien Standards aufgegeben oder relativiert Wo kommen alternative Visionen her? Woher kommen die Ziele? Kann es eine vollständige postkoloniale Perspektive geben? Postkoloniale IB im globalen Norden zentriert (Forschung & Wissenschaft) Fallstudie: Menschenrechte Als negative Freiheitsrechte „westliches“ Produkt Klassischerweise verbunden mit Eigentumsrechten, bezogen auf männliche Besitzbürger Vorstellung von Naturrecht/vor-positivistischen Recht Internationale Verhandlung von Menschenrechten (z.B. UN-Deklaration) - Stark westlich dominiert - Keine Gleichbehandlung positiver und negativer Menschenrechte - Kein Einbezug von nicht-westlichen Vorstellungen (Gemeinschaft, Kindheit, …) Kritikpunkte Westliche „Gradmesser“ für Zivilisiertheit Andersheit als Abweichung Machtinstrument zur Begründung von Intervention Umgang damit: Finde nicht-westliche Quellen/Inspiration für Menschenrechte „Aneignung“/Übersetzung von Menschenrechte (enabling violation, Spivak) Verändere Interpretation von Menschenrechten (faire und gleichberechtigte Verhandlung) Global Governance Begriff Global: grenzüberschreitende Beziehungen und Politiken Governance: Koordinierung und Steuerung, Regierungsführung Ziel gemeinsame Normen und Ziele Ausgangspunkt: Global goods and bads Global goods: Öffentliche Güter → Politik: Bereitstellung und Allokation Global bads: Handlungen unter bestimmten Umständen massive Schäden für andere anrichten - Globaler Klimawandel - Finanzmärkte - Sicherheit (zwischenstaatliche, organisierte Kriminalität, „human security“) - Atomwaffen ➔ Negative Externalitäten befeuern Nachfrage nach Regulierung jenseits des Staates Insgesamt: Zunahme an „gemeinwohlorientierten Rechtfertigungspraktiken und eingeschriebenen Vorstellung gemeinsamer Interessen und Ziele jenseits“ des Nationalen (D/Z) ➔ Zunahme autoritätsausübender Institutionen Was ist Global Governance? Nur „neuer“ Begriff für internationale Politik? Governance: „Systeme von Normen und Regeln, die bestimmten Zielen dienen sollen“ (D/Z, 202) → Kann hierarchische „Regierung“ beinhalten, muss es aber nicht Hauptziel: Bereitstellung öffentlicher Güter und Vermeidung negativer Externalitäten Analytische Nutzung: Analyse der verschiedenen Steuerungsformen mit Bezug zu globalen Problemen Normativ-politisch: Vision für das internationale Regieren: „Mit zunehmendem Grad der Globalisierung der Weltwirtschaft und der Loslösung der Ökonomie aus dem nationalstaatlichen Gestaltungsrahmen wächst die Notwendigkeit einer globalen, politischen Gestaltung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Prozesse. Wie die globalen Herausforderungen demokratisch gestaltet werden können, das wird neuerdings unter dem englischen Schlagwort 'Global Governance' diskutiert" (Deutscher Bundestag 2002: 76) Oft auch: Good Governance Elemente von Global Governance Globalisierung von Politikprozessen: nicht nur nationalstaatlich, sondern global Diversifizierung der Akteure in der Regulierung globaler Politik, auch private Akteure Komplexe Institutionengeflechte Globalisierung von Politikprozessen Entscheidung über Regeln → Überwachung von Regeleinhaltung → Streitschlichtung → Regeldurchsetzung (nicht in internationalen Politik!) → Bewertung der Ergebnisse/Themensetzung → Akteure und Regulierung Autonomie (Staaten haben Autonomie Regeln durch zu setzen) Privat (z. B. FIFA) Öffentlich-Privat (WHO-Gates, Stiftung) Öffentlich (UN-Sicherheitsrat) Governance with Government (Public Regulation) Multilaterales Regieren in internationalen Institutionen/Organisationen (IOs) Staaten delegieren Autorität an IOs Internationale Organisationen übernehmen Governance-Aufgaben Autorität von Ios - freiwillige Anerkennung einer dritten Partei bindende Entscheidungen zu treffen - Autonomie der Organisation - Bindekraft und Regelungstiefe ihrer Entscheidungen - Eine IO hat Autorität, wenn sie sowohl autonom ist und Staaten binden kann Autorität und ihre Folgen Koordinationsprobleme - Überlappendes Mandat & Mitgliedschaft, aber keine zentrale Koordinierungsinstanz (Anarchie) - Fragmentierung und Wettbewerb zwischen IOs Legitimationsprobleme - IOs betreffen Menschen direkt, aber kaum rechenschaftspflichtig (z.B. IWF) - Politisierung mittels gesellschaftlicher und/oder staatlicher Proteste und Kontestation Umgang mit externen Herausforderungen? - Autoritarismus, global und national - Wicked problems (Klimawandel, Biodiversität) Theoretische Perspektiven und Forschungsschwerpunkte Liberal-institutionalistisch - Erforschung des Wettbewerbs und seiner Folgen - Suboptimale Bereitstellung öffentlicher Güter Konstruktivistisch - Erforschung, wann Fragmentierung zu Konflikten führt - Rolle von Expertise und Wissen(spraktiken) in der Regulierung von Fragmentierung Kritische Theorien - Welche Machtbeziehungen werden durch Fragmentierung verstärkt? Zusammenfassung Analytisch - Unterschiedliche Formen globaler Regulierungsformen: öffentlich in IOs, Public-Private Partnerships, Nicht-staatliche Standardsetzung Autoritätsformen: - staatlich-delegierte Autorität (Fokus der letzten Sitzung) Andere Formen der Autorität: - Moralische Autorität: z.B. UNHCR - Expertise: z.B. Internationaler Währungsfond oder OECD Politisierung und Widerstand Zunahme der Politisierung und Kontestation Politisierung: Entscheidungen/Institutionen werden in den Bereich des Politischen transportiert (Zürn et al.) Kontestation: diskursive (und praktische) Infragestellung von Normen und Institutionen Wie lässt sich diese Zunahme erklären? Aufstieg der BRICS-Staaten Backlash der Autokratien Backlash der Globalisierungsverlierer Überbürokratisierung, Korruption, Ineffizienz Machtasymmetrien Aufstieg der BRICS-Staaten – Niedergang der USA? Machtverschiebungen im internationalen System Neue Akteure mit anderen Interessen stellen Normen und Institutionen der liberalen Weltordnung auf die Probe Backlash der Globalisierungsverlierer → Populistische Bewegungen in vormaligen „Kernstaaten“ der liberalen internationalen Ordnung Erklärungsmodelle: - Neoliberale Politik - Kultureller Backlash - Negative Konsequenzen von liberaler Global Governance und IO-Autorität: Demokratieproblem Machtasymmetrien Informelle Strukturen (Blocks in WTO-Verhandlungen, G7 etc.) Machtverteilungen innerhalb von Organisationen (Agenda-setting und Stimmrecht, Ressourcen, informelle Hackordnungen) Ungleiche Anwendung von Regeln (z.B. IStGH) Überbürokratisierung, Ineffizienz, Korruption Reform“unfähigkeit“ vieler IOs (bspw. sexuelle Gewalt und Peacekeepingmissionen, Klimawandel) Überbürokratisierung und Korruptionsvorwürfe (Weltbank und andere) „One size fits all“-Vorwurf Rückbezug zu Theorieparadigmen: Gründe für Krise (beispielhaft) Realistische Theorien: Machtverschiebungen im internationalen System (BRICS) Liberal-institutionalistische Theorien: Ineffizienzen, Autoritätsproblem (Demokratieproblem von IOs) Liberale Theorien: Innerstaatliche Verschiebungen (Aufstieg des Populismus), Autokratisierungswelle Neomarxistisch: Machtasymmetrien, Herrschaftssysteme dekonstruieren Strategien des Umgangs damit: Opposition: Kontestation innerhalb der bestehenden institutionellen Gefüge - Staaten: Politikwandel; Forum shopping; Gegenhegemoniale Institutionenbildung - Nichtstaatliche Akteure: Protestbewegungen; Institutionenarbeit: Alternative Regulierung Dissidenz: Kontestation außerhalb des bestehenden institutionellen Gefüges - Staaten: Ordnungskontestation und disruptive Praktiken; Gewaltanwendung - Nichtstaatliche Akteure: Disruptive Aktivitäten; Transnationaler Terrorismus und Gewalt ➔ Politisierung und Kontestation nicht automatisch Zusammenbruch/Instabilität/Verfall Welche Effekte hat die Kontestation? Robustheit von Normen Faktizität: Einhaltung; Implementierung Geltung: Akzeptanz; Verurteilung von Normbrüchen durch Adressaten Internationale Normen und Institutionen Robust Gefahr“ von Kritik wird oft überschätzt - einzelne mächtige Staaten können Normen/Institutionen nicht so schnell zerstören Aber: Neue Formen/Neues Level von Kontestation und Widerstand? Stärkung der liberalen internationalen Ordnung Revitalisierung der NATO, der UN und anderer Organisationen Schulterschluss der Demokratien und der Zivilgesellschaft Mit Ukrainekrieg evt. Demokratisierungsschub in Osteuropa und darüber hinaus Multiplexe Welt Veränderung Verschiebung Entflechtung ➔ Multiplexe Welt „A multiplex world is like a multiplex cinema – one that gives its audience a choice of various movies, actors, directors, and plots all under the same roof.” (Acharya 2017:277) Regionalisierung der Weltordnung Ökonomische Sicherheit → Fokus auf regionale Handelsvereinbarung (NAFTA, APEC etc.) Regionale Ordnungen und regionale Dominanz im Fokus Balance-of-Power Multipolar - China, Russland, Japan, Brasilien, Deutschlan (Eu), USA etc. - Flexible Allianzen - Soft balancing von anderen Staaten Bipolar - China versus USA Stärker fixierte Allianzen – evt. auch mit gestärkten Institutionensystemen in den Blocks Konflikte über Dominanz in Ostasien Nationalistische Wende Verstärkte Grenzen Rücknahme von Autorität Verstärkt illiberale Systeme (evt. dekoloniale Bewegungen) → Basaler Multilateralismus Rolle von Krieg und Frieden? Realismus: Krieg/Nicht-Krieg, Krieg Durchsetzung der Interessen mit anderen Mitteln (Clausewitz) Liberal/Liberal-institutionalistisch: Krieg/Frieden zwischen Staaten, Frieden ermöglicht Kooperation zum Wohle aller, Kooperation bestärkt Frieden Konstruktivismus: sozial-konstruierte Kategorien, die sich über Zeit wandeln; soziale Interaktionsprozesse prägen Akteure, Normen, Identitäten und Rollen Neomarxismus, Feminismus, Postkolonialismus: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg und mehr als Frieden zwischen Staaten - menschliche Sicherheit, positiver Frieden, etc.

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