Einführung in die Politikwissenschaft: Internationale Kooperation (PDF)
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Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
2025
Dr. Christina-Marie Juen
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Summary
Diese Präsentation zur Einführung in die Politikwissenschaft behandelt internationale Kooperation. In der Präsentation werden verschiedene Theorien wie Realismus, Institutionalismus, Liberalismus und Konstruktivismus analysiert. Der Fokus der Präsentation liegt auf den Herausforderungen und Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere im Kontext des Klimawandels, sowie auf der Rolle von Institutionen und Akteuren.
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EINFÜHRUNG IN DIE POLITIKWISSENSCHAFT Internationale Kooperation Dr. Christina-Marie Juen 07.01.2025 Offene Sitzung am 21.1. Bitte stimmen Sie hier ab, welches Thema wir in der übernächsten Woche behandeln sollen: https://qualtricsxmdl8xfc8n9.qualtrics.com...
EINFÜHRUNG IN DIE POLITIKWISSENSCHAFT Internationale Kooperation Dr. Christina-Marie Juen 07.01.2025 Offene Sitzung am 21.1. Bitte stimmen Sie hier ab, welches Thema wir in der übernächsten Woche behandeln sollen: https://qualtricsxmdl8xfc8n9.qualtrics.com/jfe/form/SV_07ldY2QJiKonV6m Seite 2 Ziele und Inhalt – Wie kann man internationale Beziehungen erklären? – Warum ist es so schwer das globale Klimaproblem gemeinsam zu lösen? Seite 3 Internationale Beziehungen Was sind internationale Beziehungen? – Teilbereich der Politikwissenschaft – politische und wirtschaftliche Interaktionen zwischen Staaten – Konflikte und Kooperation zwischen Staaten auf internationaler Ebene – Betrachtung von Machtverhältnissen und diplomatischen Beziehungen – Einfluss von Internationalen Organisationen (bspw. UN, EU, NATO) – Erforschung von Frieden und Konflikten – Regelung globaler Probleme (Global Governance) Seite 4 Internationale Kooperation Theorien zur Erklärung internationaler Beziehungen und Zusammenarbeit: – (Neo-)Realismus – Institutionalismus – Liberalismus – Konstruktivismus Seite 5 Realismus – Internationale Politik wird als anarchisch betrachten (Waltz, 2000) – es gibt keine übergeordnete Macht oder Regierung – kein Souverän (wie ein nationaler Staat) der Gesetze durchsetzen kann – Vereinte Nationen haben nur begrenzt Mcht – Staaten, als rational handelnde Akteure, sind zentral – Verantwortung für Sicherheit allein bei den einzelnen Staaten – Sicherheitsdilemma: Staaten fühlen sich bedroht – Beispiel: Aufrüstung Seite 6 Realismus – Konflikte auf internationaler Ebene werden durch Anarchie begründet – Wettkampf um Macht zwischen Staaten – Sicherheitsbestrebungen – wenig Vertrauen und keine Garantie für Frieden – Kooperation ist nur begrenzt möglich – basiert auf Eigeninteresse der Staaten – Kooperation nur, wenn dadurch eigene Sicherheit erhöht wird – oder eine gemeinsame Bedrohung bekämpft werden muss (Terror) Seite 7 Realismus – Wichtig für Kooperation im Realismus ist der Hegemon – Staat, der dominante Position im internationalen System einnimmt – Überlegene Machtressourcen (politisch, wirtschaftlich, militärisch) – Hegemon leitete internationale Kooperation durch Schaffung von Regelungen – Stabilisierung internationaler Beziehungen durch Macht des Hegemon – Beispiel: USA nach dem 2. Weltkrieg Seite 8 Institutionalismus – Institutionalismus argumentiert Anarchie ist überwindbar (Keohane und Martin, 1995) – Schaffung von Institutionen – Befolgung von vorgegebenen Normen und Regelungen führt zu Vertrauen – Staaten und Institutionen als zentrale Akteure – Staaten streben immer noch nach Macht, sind aber fähig zu Kooperation – wenn Nutzen der Kooperation klar erkennbar ist Seite 9 Institutionalismus – Internationale Institutionen erleichtern Kooperation – verringern Transaktionskosten – dadurch weniger Unsicherheiten – Sanktionen bei Nichteinhaltung von Verträgen – Kooperation durch gegenseitige Abhängigkeiten der Staaten immer wichtiger – Anreize für langfristige Kooperation durch Institutionen Seite 10 Liberalismus – Neben Staaten auch innerstaatliche Gruppen und Akteure zentral (Moravcsik, 1997) – Kooperation zwischen Staaten möglich und wünschenswert – zunehmende Abhängigkeit führt zu Gewinnen bei Kooperationen – oftmals langfristig ausgerichtet – Schaffung von Vertrauen als zentraler Bestandteil – Kooperation und Abhängigkeit führen auch zu weniger Konflikten – Demokratie als wichtiger Wert – Demokratischer Frieden besagt, dass Demokratien keinen Krieg gegeneinander führen – Normen von Demokratie würden verletzt Seite 11 Konstruktivismus – Internationale Beziehungen nicht nur durch Macht bestimmt – Normen und soziale Strukturen auf internationaler Ebene haben Einfluss (Wendt, 1995; Finnemore und Sikkink, 2001) – prägen das Verhalten anderer Staaten und Akteure – Staaten handeln nicht nur rational, sondern auch basierend auf Normen – Internationale Politik als ‘soziale Konstruktion’ – Interaktionen können Beziehungen bestimmen – Kooperation führt auch dazu, dass Konflikte gelöst werden Seite 12 Konstruktivismus – Normen besonders prägend – oft geschaffen durch internationale oder innerstaatliche Organisationen – bestimmen welches Verhalten akzeptiert wird – Beispiel: Bestimmungen zu Menschenrechten – Staaten erfüllen Menschenrechte meist, wenn dazu verpflichtet – auch wenn entgegen der nationalen Interessen – Druck von internationaler Ebene Seite 13 Zusammenfassung Theorie Kernziel Kooperationsperspektive Realismus Staaten streben nach Macht und Kooperation instabil und selten, Sicherheit da Staaten ihre eigenen Interes- sen immer vor die anderer stel- len; Kooperation nur, wenn na- tionale Sicherheits- oder Macht- interessen gesichert werden Institutionalismus Wirtschaftspolitische Zusam- Institutionen fördern Kooperati- menarbeit; Internationale on durch Regeln und Normen, Institutionen schaffen Rahmen die das Verhalten der Staaten dafür stabilisieren Seite 14 Zusammenfassung Theorie Kernziel Kooperationsperspektive Liberalismus Staaten durch wirtschaftliche Staaten kooperieren aufgrund Interessen, Demokratie und wirtschaftlicher Vorteilen und Werte verbunden (Wirtschaft politischer Stabilität, besonders und Klima als Politikfelder) in demokratischen Systemen Konstruktivismus Fokus auf normenbasierte Po- Kooperation durch geteilte Nor- litikfelder; Internationale Poli- men und Werte, die durch Inter- tik durch soziale Konstruktionen aktionen verändert werden wie Normen geprägt Seite 15 5 Minuten Pause Seite 16 Kooperation zur Bekämpfung des Klimawandels Every Country has its Own Climate Risks... Seite 17 NYT, 2021 Globales Klimaproblem – Kein Staat kann das globale Klimaproblem alleine lösen – Klimawandel, Verschmutzung der Weltmeere, die Erschöpfung natürlicher Ressourcen bezieht sich auf viele Staaten – Internationale Kooperation ist zwingend notwendig – Klimaabkommen zwischen den Staaten sollen Lösungen bringen Seite 18 Globales Klimaproblem und Theorien – Realismus – Kooperation sehr unwahrscheinlich – Staaten sehen keine wirtschaftlichen oder sicherheitspolitischen Vorteile von Kooperation zu Klimaschutz – Würde eher als Bedrohung der Souveränität wahrgenommen – Liberalismus – Bekämpfung des Klimawandels als globales Gut, bei dem alle Staaten Vorteile erzielen können – Wirtschaft kann durch grüne Technologien wachsen – demokratische Staaten würden eher kooperieren und sich an Abkommen halten Seite 19 Globales Klimaproblem und Theorien – Institutionalismus – Fokus auf Bedeutung von Institutionen wie UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen) oder Pariser Klimaabkommen – Institutionen und Verträge schaffen verbindliche Rahmen – Einfluss innerstaatlicher Akteure groß – Konstruktivismus – Bekämpfung Klimawandel als Norm, die Staaten vorantreibt – Klimaschutz als Ziel für alle Seite 20 Globales Klimaproblem lösen? – Lösung eines so großen Problems erfordert kollektives Handeln – Dies ist schwierig zu erreichen: – manche Staaten schätzen Kosten als extrem hoch und Nutzen als gering ein – es kann zu Trittbrettfahrerproblem kommen: Individuen profitieren von den Ergebnissen des kollektiven Handelns, ohne selbst beizutragen – Zusammenarbeit schwieriger, je mehr Akteure beteiligt sind Seite 21 Globales Klimaproblem lösen? – Kooperation in Bezug zu Klimaschutz daher auch schwierig (Victor, 2006) – viele Staaten haben unterschiedliche Einschätzungen zu Bedrohungen durch Klimawandel – manche Staaten befürchten unterschiedlich starke Verluste durch Klimaschutz (Länder mit fossilen Brennstoffen) – Länder wollen keine hohen Kosten tragen – Leistungen werden hinausgezögert (Trittbrettfahren) – Trotz allem gibt es keine “Weltregierung”, die Maßnahmen verpflichtend umsetzen kann – Aber: es gab auch Erfolge! Seite 22 Pariser Klimaabkommen 2015 Seite 23 Der Einfluss von internationaler Kooperation auf Unterstützung der Bürger:innen Unterstützung im eigenen Staat – Staaten und deren Umsetzung von Maßnahmen brauchen Unterstützung der Bürger:innen – Wie steht es um die Unterstützung für oftmals kostspielige Klimaschutzmaßnahmen? (Bechtel, Scheve und van Lieshout, 2022) – Klimaschutzproteste fanden global statt – sobald Staaten aber Maßnahmen implementieren wollen: Gegenreaktion – oft Interessengruppen mit spezifischen Interessen – aber auch Bürger:innen, die selbst keine höheren Kosten tragen wollen – Internationale Kooperation kann Bürger:innen-Präferenzen beeinflussen Seite 24 Unterstützung der Bürger:innen – Bechtel, Scheve und van Lieshout (2022) argumentieren, dass – Bürger:innen Kosten für Klimaschutz lieber tragen, wenn auch andere Länder sich dazu verpflichten – multilaterale Politiken führen zu einer effektiveren Erreichung von Zielen – dies zu einer erhöhten Glaubwürdigkeit und wahrgenommener Fairness – Ziel der Studie: Einfluss von Multilateralismus auf die öffentliche Zustimmung zu einer nationalen CO₂-Steuer feststellen – Zusätzlich Interesse an Effektivität der Maßnahmen Seite 25 Vignetten Experiment “Angenommen, Deutschland [und andere große Volkswirtschaften] entscheiden sich, eine CO₂-Steuer einzuführen – eine zusätzliche Steuer auf den CO₂-Gehalt von Brennstoffen –, um den Klimawandel zu bekämpfen. Stimmen Sie der Einführung solcher Maßnahmen durch Deutschland grundsätzlich zu oder lehnen Sie sie ab?” Wirksamkeit niedrig: “Die meisten Experten glauben, dass dies einige der wirtschaftlich und ökologisch schädlichen Folgen des Klimawandels verhindern wird.” Wirksamkeit hoch: “Die meisten Experten glauben, dass dies die meisten der wirtschaftlich und ökologisch schädlichen Folgen des Klimawandels verhindern wird.” Seite 26 Ergebnisse (Bechtel, Scheve und van Lieshout, 2022) Seite 27 Abschließend... Reflektionsfrage – Welche politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen erschweren die internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz? Seite 28 Woche 11, 14.01.2025 Die Europäische Union – Was macht die EU? – Welche Organe gibt es in der EU? – Haben wir ein Demokratiedefizit in der EU? Seite 29 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Seite 30 Literatur Bechtel, Michael M, Kenneth F Scheve und Elisabeth van Lieshout. 2022. “Improving public support for climate action through multilateralism.” Nature Communications 13 (1): 6441. Finnemore, Martha und Kathryn Sikkink. 2001. “Taking stock: the constructivist research program in international relations and comparative politics.” Annual review of political science 4 (1): 391–416. Keohane, Robert O und Lisa L Martin. 1995. “The promise of institutionalist theory.” International security 20 (1): 39–51. Moravcsik, Andrew. 1997. “Taking preferences seriously: A liberal theory of international politics.” International organization 51 (4): 513–553. Victor, David G. 2006. “Toward effective international cooperation on climate change: Numbers, interests and institutions.” Global environmental politics 6 (3): 90–103. Waltz, Kenneth N. 2000. “Structural realism after the Cold War.” International security 25 (1): 5–41. Wendt, Alexander. 1995. “Constructing international politics.” International security 20 (1): 71–81. Seite 31