M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode PDF

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Universität St. Gallen (HSG)

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Politikwissenschaft Vergleichende Methode Politische Systeme Politische Philosophie

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Dieses Dokument ist eine Zusammenfassung der Inhalte und Methoden der Vergleichenden Politikwissenschaft. Es behandelt verschiedene Subdisziplinen, wie politische Philosophie und internationale Beziehungen, und diskutiert zentrale Konzepte und Theorien. Die Dokumentenerstellung scheint eine Zusammenfassung des Lernstoffs zu sein und nicht ein Prüfungspapier, da keine Fragen enthalten sind.

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M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode Subdisziplinen der Politikwissenschaft 1. Politische Philosophie: Was ist politisch legitim; Gerechtigkeitsfrage, normativ 2. Vergleichende Politikwissenschaft: Politik innerhalb von Staaten im Allgemeinen; Innenpolitik 3. Inter...

M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode Subdisziplinen der Politikwissenschaft 1. Politische Philosophie: Was ist politisch legitim; Gerechtigkeitsfrage, normativ 2. Vergleichende Politikwissenschaft: Politik innerhalb von Staaten im Allgemeinen; Innenpolitik 3. Internationale Beziehungen: Politik zwischen Staaten 4. Politikanalyse: Wie werden Politiken formuliert & welche Auswirkungen haben sie? Was ist Politik? - Umfasst nicht nur Entscheidungen von Mächtigen, die auf soziale Bewegungen und politischen Anhängerschaften basieren, sondern auch Identitäten, Verhaltensweisen, das soziale und öffentliche Leben - Nicht nur staatliche Entscheidungen mit bindender Wirkung, sondern auch öffentliche, gemeinschaftliche Diskurse Vergleichende Politikwissenschaft - Teildisziplin der Politikwissenschaft, die sich auf die Analyse und den Vergleich politischer Systeme, Institutionen & Verhaltensweisen in verschiedenen Ländern oder Regionen konzentriert - Ziel: Muster, Ähnlichkeiten & Unterschiede in der Funktionsweise politischer Systeme & deren Auswirkungen auf Ergebnisse (bspw. Demokratie, Entwicklung, Konflikt) zu ermitteln - Mehrere Fälle werden untersucht = umfassende Verallgemeinerungen & Einsichten üb das Wesen von Politik & Staatsführung in verschiedenen Umfeldern können gewonnen werden - Umfasst neben Small-N-Vergleichen auch quantitative oder Large-N-Methode = Hypothesen über ein breites Spektrum politischer Systeme werden getestet; allgemeine Trends und Korrelationen werden ermittelt - Qualitative Methoden (bspw. Fallstudien): eingehende Untersuchung spezifischer Länder/Ereignisse, die oft ein reiches kontextuelles Verständnis liefern, was bei Large-N fehlen kann - Keine Verallgemeinerung ohne Theorie! - Grad der Spezifizität: Theorisieren ist Abstrahieren - Kausale Aussagen (wenn, dann) statt Beschreibung - Grad der Kontextualisierung: universellere Formulierungen - Grundsätzlich: Vereinfachung einer komplexen Realität durch Verallgemeinerung, wobei Ausnahmefälle und Widerlegungen nicht berücksichtigt werden Abstraktionsniveau - VP bewegt sich auf der Ebene von Theorien mittlerer Reichweite - Ziel dieser Theorien: zu weitreichenden Verallgemeinerungen über politische Phänomene in verschiedenen Ländern und Regionen zu gelangen - Nicht zu abstrakt, sodass sie nicht an empirischer Relevanz verlieren - Breit genug, um Ähnlichkeiten und Unterschiede in verschiedenen Kontexten zu erklären - Schaffung eines Gleichgewichts zwischen Bedarf an verallgemeinerbaren Erklärungen und dem Reichtum spezifischer Fälle - Schafft Raum für das Verständnis politischer Veränderungen auf globaler Ebene Sartoris Abstraktionsleiter - Mittlere Sprossen = Theorien mittlerer Reichweite → Kontexte sind spezifisch genug, um Erklärungskraft in einer bestimmter Anzahl von Fällen aufrechtzuerhalten; Hypothesen empirisch überprüfbar → Kontexte sind allgemein genug, um in verschiedenen Kontexten anwendbar zu sein - Höhere Abstraktionsebene: weit gefasste Konzepte, sind nicht sehr detailliert; Grosstheorien, Ansätze, Perspektiven - Untere Abstraktionsebene: sehr spezifische Konzepte, treffen nur auf einige wenige Fälle zu - Theorien mittlerer Reichweite bewältigen diesen Zielkonflikt: Vergleichbarkeit und ausreichende Spezifizität sind gegeben! - Wie viele Fälle auf welcher Detailebene = auf wie vielen Attributen können analysiert werden? → Abstraktionsniveau hierfür ausschlaggebend o Hoch: viele Phänomene in einer Kategorie, wenige Merkmale vergleichen o Tief: wenige Fälle, viele verschiedene Attribute vergleichen - VP: Schlussfolgerung auf Abstraktionsebene ziehen, die irgendwo dazwischen liegt Mittlere Theorien als Systeme von Hypothesen - Abstrakte Vermutungen über kausale Zusammenhänge: Erklärungen - Müssen empirisch überprüfbar sein; wenn-dann - Mehr/weniger komplexe Theorien, breite Systeme von Hypothesen, die eng miteinander verknüpft sind - Wenn = unabhängige Variable → Hypothese → dann = abhängige Variable Ideengeschichte der Politikwissenschaft - Wurzeln in (politischer) Philosophie - Wird beeinflusst durch: Ethnologie, Soziologie, öffentlichem Recht, Geschichte, Sozialpsychologie, Wirtschaft - Wandel zu empirischer & vergleichender Disziplin - Differenzierung nach Themen und theoretischen Ansätzen Wie werden Theorien getestet? - Fallauswahl durch Entscheidung über 1. Räumliche/funktionale Einheit: Länder, Regionen, Organisationen, Individuen 2. Zeit: Zeiträume & -punkte Operationalisierung - Messung von Variablen (theoretische Konstrukte) durch Indikatoren (Messungen) - Manchmal mehrere Indikatoren für eine Variable - Häufig Variable für theoretisches Konstrukt als auch für Messung verwendet; problematisch, wenn viele plausible Möglichkeiten bestehen, wie die Variable gemessen werden kann Wahl der Methode hängt von der Anzahl der Fälle und Variablen ab; Bsp. der BVG-Reform - Fallstudie: BVG, ein Fall, viele Variablen - Einzelne Beobachtung = keine Studie - Verteilung (Beschreibung): bspw. unterschiedliche Ja-Stimmen bei unterschiedlichen Vorlagen - Statistische Methode: durchschnittlicher Effekt kann ziemlich genau geschätzt werden - Vergleichende Methode: ca. 10 Fälle auf einige Variablen, Makroniveau aber genaue Betrachtung ➔ Theorie kann nur getestet werden, wenn multivariat Verzerrung durch ausgelassene Variablen = omitted variable bias & umgekehrte Kausalität als methodologische Herausforderungen; Bsp. siehe Folie 9-11 Welzel; emacipative values and democracy - Hypothese: Emanzipatorische Werte haben einen positiven Effekt auf die Demokratisierung - Je stärker die Werte verbreitet sind, desto eher wird Demokratie gefördert - Empirisch schwer zu testen - Es könnte auch sein, dass Demokratie zu emanzipatorischen Werten führt → umgekehrte Kausalität - Weiteres Problem: evtl. erklären Werte nicht die Demokratie, sondern der Wohlstand korreliert damit und der eigentliche Wert ist ein anderer - Bei mehr Wohlstand = mehr Bildung = demokratische Revolution Das Experiment als Ideal - Warum ist die Randomisierung von X die Lösung? - Weil in der sozialen Realität nichts zufällig ist - Wenn Z1-Zn trotzdem auch zufällig sind, ist das mit ziemlicher Sicherheit nicht die gleiche Zufälligkeit - Funktioniert aber nur für grosses N - Durch die Randomisierung wird angenommen, dass es keine andere Variablen gibt, die den Zusammenhang zwischen X & Y erklären kann - Zufall kreieren = keine Korrelation mit einer anderen Verteilung - Durch zeitliche Abfolge wird verhindert, dass ein Problem der umgekehrten Kausalität besteht Warum nicht immer (kontrolliertes) Experiment - Zufällige Behandlung nicht möglich, Bsp. Wohlstand - Beobachtung über Zeit nicht möglich, Bsp. Erhebung nur in Zeitintervallen - Nicht genügend Fälle, Zufallsverteilung für Experimente notwendig, Bsp. Nur wenige Parteien - Kombination von Fallauswahl & Methoden als Annäherung an das experimentelle Ideal ➔ Kombination von Fallauswahl und Methoden als Annäherung an das experimentelle Ideal Vergleichende Methode - Forschungsansatz, der in der vergleichenden Politikwissenschaft verwendet wird, um politische Phänomene in verschiedenen Fällen systematisch zu vergleichen - Identifizierung von Schlüsselvariablen & Analyse darüber, wie sich diese in verschiedenen Ländern, Regionen oder Zeiträumen unterscheiden/gleichen - Geeignet für Untersuchung kausaler Zusammenhänge durch den Vergleich einer begrenzten Anzahl von Fällen = Small-N-Vergleich - MSSD, MDSD, CD werden analysiert - Liefert Erklärungen dazu, wieso bestimmte politische Ereignisse, Massnahmen oder Institutionen in bestimmten Kontexten auftreten/eben nicht = Aufdecken allgemeiner politischer Muster und Trends Vergleichen als Annäherung an das Experiment - Wenige Fälle: die vergleichende Methode - 1 Fall: Fallstudie - Viele Fälle = Large N: Statistik Vergleichende Methode = eine spezifische Methode, die sich von statistischer Vorgehensweise und Prozessanalyse unterscheidet Vergleichende Studie = kann mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt werden; Statistik, vergleichende Methode, Prozessanalyse Die vergleichende Logik - Differenzmethode: Unterschiede erklären - Most Similar System Design: Vergleich von ähnlichen Fällen, um die Auswirkung einer unabhängigen Variable besser isolieren zu können; Drittvariable kann kontrolliert werden - Übereinstimmungsmethode: Konstanten erklären = Variablen, deren Werte nicht variieren - Most Different System Design: sehr unterschiedliche Fälle, da so weniger andere Variablen existieren; Mills Methods Zwei Probleme der vergleichenden Methode 1. Limitierte Kontrolle von möglichen Drittvariablen - Nicht alle möglichen Drittvariablen sind bekannt - Fehlende Werte für Fälle und Variablen ➔ MSSD ohne Messung von Drittvariablen 2. Die meisten (alle?) Variablen sind metrisch, nicht binär (dummy) - Kreieren von Dummies führt zu Verlust an Informationen - Kreieren von mehreren Variablen ist eine unbefriedigende Lösung ➔ Die meisten MSSD mit kontinuierlichen Variablen ➔ Keine Formalisierung Natürliches Experiment als perfektes MSSD - Zwei Fälle, die mit Ausnahme von zwei Variablen C1 und E identisch sind = MSSD - Wenn C1 vor DV auftritt, hat C1 DV verursacht - Wenn es nicht im Labor gezeugt wurde, handelt es sich um ein natürliches Experiment Sind natürliche Experimente eher Experimente oder MSSDs? - Echte Experimente in der natürlichen Umwelt sehr selten - Gibt sie in Form von natürlichen Lotterien (Bsp. Wetter) und von Menschen gestalteten Lotterien (Bsp. Preislotterie) - Die meisten Forschungsdesigns, die als natürliche Experimente bezeichnet werden, liegen zwischen vollständig zufälligen (echten) Lotterien und den meisten ähnlichen Systemdesigns - Umso natürlicher, je zufälliger die Verteilung der unabhängigen Variable (Treatment) ist - Verteilung der unabhängigen Variable = as-if-random Typische as-if-random Situationen - Zufällige Diskontinuität: ein fast zufälliger Bruch in einer Reihe o Typischerweise Werte sehr nahe am Cut-Off o Bsp. sehr knappe Wahlergebnisse, Geburtsdaten nahe am Grenzwert für die Einschulung, etc. - Instrumentvariable: ein Teil der Varianz der unabhängigen Variable wird durch eine Zufallsvariable bestimmt o Typischerweise soziale Phänomene, die stark von der Natur abhängen o Bsp. Varianz der Wahlbeteiligung, die durch Regenfälle bestimmt wird, Art der Landwirtschaft aufgrund der geografischen Lage Implikation der vergleichenden Logik für Fallstudien - Relevanz einer Methode, die nicht im engeren Sinne vergleicht, für vergleichende Politikwissenschaft - Theoretischer Bezug muss vorhanden sein o Dienen der theoretischen Falsifikation (empirische Prüfung) o Dienen der Ableitung (Induktion) von neuen Hypothesen o A-theoretische, ideographische, deskriptive Ansätze dienen nicht der Theoriebildung und Verallgemeinerung Typen von Fallstudien - Fallstudien = Analyse eines einzelnen politischen System - Untersucht: Veränderungen im Zeitverlauf oder Unterschiede zwischen kleineren geografischen Einheiten innerhalb dieses Falles; within-case study - Auswahl der Fälle für solche Fallstudien folgt einer impliziten Vergleichenden Logik → Fall wird ausgewählt, da er aufgrund Unterschiede/Ähnlichkeiten interessant ist 1. Typischer Fall – typical case - Übliche/typische Kombo aus der unabhängigen Variable X und dem Ergebnis Y analysiert - Ziel: Prozess/ kausalen Mechanismus verstehen - Bietet Einblicke in die Art und Weise, wie X normalerweise zu Y führt = idealer Ausgangspunkt für Verallgemeinerungen - Bsp. GBR 2. Untypischer Fall – deviant case - Abweichend; unerwartete/ungewöhnliche Kombo von X und Y - Werfen Frage auf: Handelt es sich um eine Scheinkorrelation, ist eine nicht gemessene dritte Variable für das Ergebnis verantwortlich? - Ziel: Ausnahmen von allgemeinen Regeln zu ermitteln/ neue Variablen untersuchen, die das unerwartete Ergebnis erklären können - Bsp. Singapur mit Wohlstand aber ohne Demokratie 3. Wahrscheinlichster Fall – most likely case - Behandlung X sehr stark → Erwartung, dass Y eintreten wird - Interessant, wenn Y nicht eintritt → Falsifikation: Ausbleiben von X, das zu Y führt, stellt angenommene kausale Beziehung in Frage - Bsp. China mit angestiegenem Wohlstand ohne Demokratisierung 4. Am wenigsten wahrscheinlicher Fall – least likely case, hard case - Behandlung X sehr schwach → Erwartung, dass Y nicht eintreten wird - Y tritt ein → starke Bestätigung des Zusammenhangs, da Ergebnis den Erwartungen widerspricht und kausalen Zusammenhang zwischen X & Y stark unterstützt; Verifizierung - Bsp. Bangladesch als armer, autoritärer Staat mit dem Demokratisierungsprozess Fallstudie mit vielen Fällen → Zweideutigkeit der Terminologie - Qualitative Fallstudie: durch historische Untersuchung, Prozessanalyse - Quantitative Fallstudie: Statistik Quantitative Fallstudien als Vergleich “innerhalb” ⇒ within-Vergleich - Vergleich zwischen räumlichen/funktionalen Einheiten ⇒ bspw. Kantone - Vergleiche über die Jahre - Kombination mit wenigen Zeitpunkten & vielen räumlichen Einheiten = Panel - Kombination mit vielen Zeitpunkten& wenigen räumlichen Einheiten: Zeitreihenanalyse (Time- series cross-section) Qualitative Fallstudien als Prozessanalyse (process tracing) - Prozessanalyse als grundlegendes Instrument der qualitativen Analyse - Qualitative Analyse ist nicht everything goes - Beschreibung als Schlüsselbeitrag: Beschreibung einer zeitlichen Abfolge von Ereignissen - Bsp.: Abfolge von Ereignissen, die zu einem Krieg führten - Kann mit Vergleich kombiniert werden! Was die Prozessanalyse kann - Identifizierung und Beschreibung neuer Phänomene (wie jede Art von Beschreibung) - Hypothesen testen - Ableitung neuer Hypothesen - Ausschluss von Verzerrungen durch ausgelassene Variablen - Umgekehrte Kausalität ausschliessen - Ergänzend zum Vergleich, aber idR auf kleine N beschränkt, da zeitintensiv Anwendungsbeispiel Abstimmung BVG-Reform - Fragestellung aus Sicht der VP: Unter welchen Bedingungen lehnen Stimmbürger eidgenössische Abstimmungen ab?; Was sind Gründe für die Ja & Nein-Anteile bei eidgenössischen Abstimmungen? - Untersuchung o Im Rahmen einer Fallstudie eine Umfrage durchführen → Aussagen über das Resultat machen o Ähnlichste Abstimmungen der letzten 20 Jahren suchen und Unterschiede zwischen den Abstimmungskämpfen und -resultaten vergleichen = dort wo Fallstudien ähnlich sind, sind keine Vergleiche mehr notwendig; Vergleichende Methode o Für alle Abstimmungen alle vorhandenen Daten miteinander korrelieren = Quantitative Analyse, man kann viele Fälle anschauen jedoch weniger Infos (tradeoff besteht) - Wieso wurde so viel Nein gestimmt? o Parteiparolen o Hohe Komplexität der Reform: lange Auseinandersetzung des Inhalts; Parteienkorrelation ermöglicht weniger Aufwand o demokratietheoretisch ist es besser zur Urne zu gehen als gar nicht o Skepsis bei Unverständnis, da Menschen risikoavers sind ▪ Wenn Folgen nicht abschätzbar, greift man auf den Status Quo zurück ▪ Je höher die Komplexität, desto grösser das Nein - Effekt der unabhängigen Variablen muss identifiziert werden, sodass andere Variablen, die zu dem Ergebnis hätten führen können, ausgeschlossen werden können

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