Stoma – Ein umfassender Überblick PDF

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This document provides a comprehensive overview of stomas, including definitions, care, psychological impacts, and support options. It covers different types of stomas, their surgical creation, and the care involved.

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Thema: Stoma – Ein umfassender Überblick ____________________________ 1. Einleitung Ein Stoma ist eine chirurgisch hergestellte Öffnung im Körper, die Körperausscheidungen nach außen ableitet. Stomata werden aus verschiedenen Gründen angelegt und erfordern spezifische Pflege und Betreuung. Dieses...

Thema: Stoma – Ein umfassender Überblick ____________________________ 1. Einleitung Ein Stoma ist eine chirurgisch hergestellte Öffnung im Körper, die Körperausscheidungen nach außen ableitet. Stomata werden aus verschiedenen Gründen angelegt und erfordern spezifische Pflege und Betreuung. Dieses Handout bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte eines Stomas, einschließlich Definitionen, Pflege, psychologischer Auswirkungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Definition und Bedeutung Das Wort „Stoma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Mund“. Ein Stoma ist eine künstliche (operativ angelegte) Öffnung eines Hohlorgans zur Körperoberfläche. Je nach Hohlorgan unterscheidet man: Gastrostoma: künstlicher Magenausgang. Enterostoma: künstlicher Darmausgang. Urostoma: künstlicher Blasenausgang. Tracheostoma: künstlicher Luftröhrenausgang. Arten von Enterostomata Ein Enterostoma bezeichnet einen künstlichen Darmausgang und kann weiter unterteilt werden in: Ileostoma: künstlicher Dünndarmausgang. Kolostoma: künstlicher Dickdarmausgang. Ein Synonym für Enterostoma ist Anus praeter (AP). Enterostomata werden, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, entweder kontinuierlich oder temporär angelegt: Temporär: Der Darmabschnitt wird nach Abheilen der Erkrankung (z. B. Entzündung) an sein ursprüngliches Ende rückverlegt. Kontinuierlich: Der Darmabschnitt kann nicht rückverlegt werden und bleibt dauerhaft bestehen. Die Struktur berücksichtigt die Einleitung, die genaue Definition und Unterscheidung der Stomaarten sowie die temporäre und kontinuierliche Anlage eines Enterostomas. 2. Arten von Stomata Ein Stoma ist eine künstlich angelegte Öffnung, die aus dem Körperinneren nach außen führt. Es gibt verschiedene Stomaarten, die je nach Bedarf und betroffenem Organ angelegt werden. Dabei unterscheidet man zwischen endständigen und doppelläufigen Stomata. Endständige und doppelläufige Enterostomata Endständiges Stoma: Bei dieser Art von Stoma wird der Darm komplett durchtrennt. Der obere Teil, der noch mit dem Verdauungstrakt verbunden ist, wird nach außen geführt und an der Bauchdecke befestigt. Der untere Teil, der nicht mehr an den Verdauungstrakt angeschlossen ist, bleibt im Bauchraum und wird verschlossen. Falls sich die Erkrankung bessert, kann dieser untere Teil später wieder mit dem Darm verbunden werden. Diese Art des Stomas wird häufig bei schwereren Erkrankungen wie Darmkrebs eingesetzt, wenn der untere Darmabschnitt nicht mehr genutzt werden kann. Doppelläufiges Stoma: Hier wird der Darm nur teilweise durchtrennt, sodass zwei Öffnungen entstehen. Beide Öffnungen werden durch die Bauchdecke nach außen geleitet. Eine der Öffnungen dient zur Entleerung des Darminhalts, während die andere Schleim oder Gase ableitet. Zur Stabilisierung wird manchmal ein Kunststoffstab (genannt Reiter) verwendet, der verhindert, dass das Stoma zurück in den Bauchraum rutscht. Dieser wird in der Regel nach etwa 10 Tagen entfernt. Doppelläufige Stomata werden oft vorübergehend angelegt und später wieder zurückverlegt, wenn der Darm heilen konnte. Kolostoma Kolostoma allgemein: Ein Kolostoma ist eine Öffnung, bei der der Dickdarm nach außen geleitet wird. Der Stuhl, der aus einem Kolostoma kommt, ist meist fester und ähnelt dem normalen Stuhlgang, den man auch über den natürlichen Weg hätte. Die Lage des Kolostomas beeinflusst die Konsistenz des Stuhls: je weiter unten im Darm, desto fester der Stuhl. Endständiges Kolostoma: Der Darm wird dauerhaft nach außen geleitet. Die Öffnung bleibt bestehen und kann nicht ohne erneute Operation rückverlegt werden. Doppelläufiges Kolostoma: Es werden zwei Öffnungen angelegt: eine zum Ableiten des Stuhls und eine für Schleim oder Gase. Diese Art von Kolostoma wird häufig nur vorübergehend angelegt, um dem Darm Zeit zum Heilen zu geben, bevor er später wieder verbunden wird. Spezielle Formen des Kolostomas: Zökostoma: Der Blinddarm wird nach außen geleitet. Dieses Stoma lässt sich relativ leicht wieder zurückverlegen. Sigmoidostoma: Das Stoma wird aus dem unteren Bereich des Dickdarms (Sigmadarm) angelegt. Es wird oft nur vorübergehend eingesetzt und später zurückverlegt. Transversostoma: Hier wird der quer verlaufende Teil des Dickdarms (Transversum) nach außen geleitet. Der Stuhl ist in der Regel fester, da der Darm mehr Zeit hat, Wasser zu entziehen. Ileostoma Ileostoma allgemein: Bei einem Ileostoma wird der Dünndarm nach außen geleitet, meist auf der rechten Bauchseite. Der Dünndarm kann den Stuhl nicht eindicken, sodass die Ausscheidung flüssig bis breiig bleibt. Diese flüssigen Ausscheidungen können die Haut reizen, daher ist eine gute Stomaversorgung und Hautpflege sehr wichtig. Endständiges Ileostoma: Der gesamte Dickdarm wurde entfernt, sodass das Ileostoma dauerhaft bleibt. Es kann nicht mehr rückverlegt werden. Nach der Anlage eines Ileostomas tritt anfangs viel Flüssigkeit (bis zu 3 Liter pro Tag) aus. Mit der Zeit wird die Ausscheidung etwas fester, aber bleibt insgesamt flüssiger als bei einem Kolostoma. Urostoma Urostoma allgemein: Ein Urostoma wird angelegt, wenn die Blase ihre Funktion verloren hat. Urin wird über eine künstliche Öffnung direkt aus den Harnleitern nach außen geleitet. Der Stomabeutel für Urin muss regelmäßig geleert werden, damit kein Rückfluss entsteht, der zu Infektionen führen könnte. Die Haut um das Urostoma muss besonders gut gepflegt werden, da der Urin die Haut reizen kann. 3. Indikationen und Diagnosen Indikationen für eine Stomaanlage Ein Stoma wird aus verschiedenen Gründen angelegt, je nachdem, welche Erkrankung vorliegt oder welche Schäden behandelt werden müssen. Einige wichtige Gründe (Indikationen) sind: Bösartige Erkrankungen (Krebs): Darmkrebs: Wenn Teile des Darms entfernt werden müssen, kann ein künstlicher Darmausgang nötig sein. Blasenkrebs: Bei fortgeschrittenem Blasenkrebs wird oft ein Urostoma angelegt, um den Urin abzuleiten. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Bei diesen Erkrankungen kommt es zu starken Entzündungen im Darm. Manchmal ist eine Entlastung des entzündeten Darmabschnitts durch ein Stoma notwendig. Verletzungen (Traumata): Verletzungen im Bereich des Darms oder der Harnwege, etwa durch Unfälle oder Operationen, können die Anlage eines Stomas erforderlich machen. Blasenprobleme: Schwere Überaktivität der Blase: Wenn die Blase nicht kontrolliert werden kann, kann ein Urostoma nötig sein, um den Urin nach außen abzuleiten. Diagnosen vor der Stomaanlage Um festzustellen, ob ein Stoma nötig ist, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt: Bildgebende Verfahren: Koloskopie (Darmspiegelung): Damit wird der Zustand des Darms direkt betrachtet. CT-Scan und MRT: Diese Untersuchungen liefern detaillierte Bilder von den Organen und zeigen, wo Probleme liegen. Laboruntersuchungen: Bluttests: Überprüfen, wie gut Organe wie die Leber und Nieren arbeiten. Stuhltests: Zeigen, ob Blut im Stuhl vorhanden ist oder ob Infektionen vorliegen. Rolle der Pflege bei der Diagnostik Pflegekräfte unterstützen die Patienten bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von Untersuchungen: Vorbereitung auf die Untersuchung: Beratung der Patienten über den Ablauf der Untersuchung. Vorbereitung wie Nahrungsverzicht oder Darmreinigung vor einer Koloskopie. Überprüfung, ob der Patient Medikamente absetzen muss. Begleitung während der Untersuchung: Unterstützung der Ärzte bei der Untersuchung, z. B. bei der Überwachung von Vitalwerten (Puls, Blutdruck). Beobachtung des Patienten, um bei Nebenwirkungen oder Komplikationen schnell reagieren zu können. Nachsorge: Überwachung des Patienten nach der Untersuchung, besonders nach einer Betäubung (Sedierung). Regelmäßige Überprüfung der Vitalwerte, bis der Patient wieder stabil ist. Weitere Untersuchungsmethoden Endoskopie: Dabei wird ein flexibles Röhrchen mit Kamera genutzt, um den Magen-Darm-Trakt direkt zu untersuchen. Dies kann helfen, Entzündungen oder Tumore sichtbar zu machen. Kontrastmittel: Wird bei manchen Untersuchungen verwendet, um bestimmte Bereiche des Körpers besser darzustellen, etwa bei einem CT-Scan. Wichtig: Das Kontrastmittel kann zu Nebenwirkungen wie Übelkeit oder allergischen Reaktionen führen. Deshalb ist eine sorgfältige Überwachung notwendig. 4. Operative Anlage eines Stomas Vorbereitung Patientenaufklärung: Der Patient wird über den Eingriff, die Folgen und den Umgang mit dem Stoma informiert. Präoperative Diagnostik: Untersuchungen zur genauen Lage und zum Zustand des betroffenen Organs, um Komplikationen zu vermeiden. Markierung der Stomastelle: Vor der Operation wird festgelegt, wo das Stoma auf der Bauchdecke platziert wird, damit es für den Patienten gut erreichbar ist und die Versorgung erleichtert wird. Operation Kolostomie und Ileostomie: Der Darm wird durchtrennt und an der Bauchdecke fixiert. Der herausgeführte Darmabschnitt wird direkt vernäht, sodass eine Öffnung entsteht. Ein Kolostoma wird für den Dickdarm, ein Ileostoma für den Dünndarm angelegt. Urostomie: Dabei wird ein Stück des Darms genutzt, um den Urin abzuleiten. Dieses Darmstück wird als eine Art "Kanal" verwendet, durch den der Urin von den Nieren zur Bauchdecke geleitet wird. Postoperative Versorgung Überwachung der Wundheilung: Regelmäßige Kontrolle der Operationsstelle, um sicherzustellen, dass die Wunde gut verheilt. Komplikationskontrolle: Überwachung auf Anzeichen von Infektionen, Stomaprolaps (Vorfall des Stomas) oder Hautreizungen um das Stoma. Endständiges Ileostoma Anlage und Zweck: Das Darmende wird leicht über die Hautoberfläche hinausgeführt und vernäht, um die Pflege zu erleichtern und Hautreizungen zu vermeiden. Es wird angelegt, wenn Teile des Dickdarms entfernt wurden oder der Darm für eine Weile entlastet werden muss. Ein endständiges Ileostoma kann dauerhaft oder vorübergehend sein, je nach Krankheitsverlauf. Es wird oft bei chronischen Entzündungen wie Morbus Crohn oder bei genetischen Erkrankungen wie familiärer Polyposis eingesetzt. Doppelläufiges Ileostoma Anlage und Zweck: Eine Schlinge des Dünndarms wird nach außen gezogen und in der Mitte eingeschnitten, um zwei Öffnungen zu schaffen. Die beiden Öffnungen liegen nah beieinander und ermöglichen eine teilweise Entlastung des Darmtrakts. Diese Art von Stoma wird meist vorübergehend angelegt, um dem erkrankten Darmabschnitt Zeit zur Heilung zu geben. Nach einigen Wochen oder Monaten kann das Stoma oft in einer weiteren Operation rückverlegt werden. Urostomie: Künstliche Harnableitung Zweck und Funktionsweise: Eine Urostomie wird angelegt, wenn die Harnblase nicht mehr funktioniert oder entfernt werden musste. Da die Harnblase als Speicher für den Urin fehlt, fließt der Urin kontinuierlich aus dem Körper. Ein spezieller Stomabeutel wird verwendet, um den Urin aufzufangen und regelmäßig zu entleeren. Häufige Arten der Urostomie 1. Ileum-Conduit (Brickerblase): Ein Stück des Dünndarms wird vom Verdauungstrakt abgetrennt und zur Harnableitung verwendet. Die Harnleiter, die normalerweise den Urin zur Blase leiten, werden in dieses Stück Darm eingenäht. In den ersten Wochen nach der Operation werden Kunststoffröhrchen (Splints) verwendet, um die Harnleiter offen zu halten und die Heilung zu fördern. 2. Harnleiterhautfistel (Ureterocutaneostomie): Die Harnleiter werden direkt durch die Bauchdecke nach außen geführt. Dies kann entweder für eine einzelne Niere oder beide Nieren gemacht werden. Manchmal werden die Harnleiter verbunden, sodass nur eine Austrittsstelle nötig ist. 3. Ersatzblase (Mainz-Pouch): Teile des Darms werden genutzt, um eine neue Blase zu formen, die durch den Bauchnabel entleert wird. Der Patient kann den Zeitpunkt der Entleerung selbst bestimmen, indem er einen Katheter nutzt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Patient kontrolliert urinieren kann, ohne ständig auf einen Beutel angewiesen zu sein. 5. Pflege des Stomas Die richtige Pflege eines Stomas ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu sichern. Es gibt allgemeine Pflegemaßnahmen, die für alle Stomata gelten, und spezifische Maßnahmen, die je nach Art des Stomas variieren. Allgemeine Pflegemaßnahmen Reinigung der Stomaversorgung: Die Haut um das Stoma (peristomale Haut) muss sauber und trocken gehalten werden, um Infektionen und Hautreizungen zu vermeiden. Tägliche Reinigung mit lauwarmem Wasser und milder, pH-neutraler Seife ist wichtig. Alkoholhaltige oder parfümierte Reinigungsmittel sollten nicht verwendet werden, da sie die Haut reizen können. Hygienischer Wechsel der Stomaversorgung: Der Stomabeutel und die Hautschutzplatte sollten regelmäßig und nach Bedarf gewechselt werden, um Leckagen und Geruchsbildung zu verhindern. Vor dem Wechseln immer gründlich die Hände waschen, um die Gefahr von Infektionen zu minimieren. Sterile Materialien wie saubere Kompressen und Einmalhandschuhe verwenden, um die Hygiene sicherzustellen. Schutz der peristomalen Haut: Hautschutzprodukte wie spezielle Cremes oder Puder können verwendet werden, um die Haut zu schützen und Reizungen vorzubeugen. Regelmäßige Überprüfung der Haut um das Stoma auf Rötungen, Wunden oder Veränderungen hilft, frühzeitig auf Probleme zu reagieren. Vermeidung von Infektionen Sterilität: Die Verwendung von sterilen Materialien und sauberen Hilfsmitteln reduziert das Risiko von Infektionen. Es ist wichtig, vor und nach der Stomaversorgung gründlich die Hände zu desinfizieren. Der Wechsel der Stomaversorgung sollte in einer sauberen Umgebung erfolgen, um das Infektionsrisiko weiter zu senken. Spezifische Pflege je nach Stomaart Kolostoma: Die Reinigung und der Wechsel des Stomabeutels erfolgen regelmäßig, um Gerüche und Hautirritationen zu vermeiden. Eine ballaststoffreiche Ernährung kann den Stuhl regulieren und Verstopfungen verhindern, was die Pflege des Kolostomas erleichtert. Patienten sollten auf ihre Stuhlkonsistenz achten und bei Veränderungen ärztlichen Rat einholen, um frühzeitig auf Probleme reagieren zu können. Ileostoma: Aufgrund der flüssigen Ausscheidungen muss die Hautschutzplatte dicht und sicher haften, um die Haut vor den aggressiven Verdauungsenzymen zu schützen. Häufige Beutelwechsel sind nötig, da der Dünndarm kontinuierlich Stuhl abgibt. Patienten sollten darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den höheren Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Urostoma: Der Urin läuft kontinuierlich aus, daher sollte der Stomabeutel regelmäßig entleert werden, um Rückfluss zu vermeiden, der zu Infektionen führen kann. Die Haut um das Urostoma sollte gut geschützt werden, da der Kontakt mit Urin zu Reizungen führen kann. Es ist wichtig, Anzeichen einer Harnwegsinfektion, wie Brennen oder Fieber, frühzeitig zu erkennen und ärztlichen Rat einzuholen. 6. Versorgungssysteme Es gibt verschiedene Systeme, die zur Versorgung eines Stomas eingesetzt werden. Die Wahl des Systems hängt von den Bedürfnissen des Patienten und der Art des Stomas ab. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einteiligen und zweiteiligen Systemen. Einteilige Systeme Beschreibung: Ein einteiliges System besteht aus einem Beutel, der fest mit einer weichen Hautschutzplatte verbunden ist. Diese Platte wird direkt auf die Haut geklebt. Das System ist flexibel und passt sich gut den Hautfalten an, was es für Patienten angenehm zu tragen macht. Es trägt weniger auf und ist daher diskreter unter der Kleidung. Wechselintervalle: Das einteilige System muss in der Regel 1–2 Mal täglich komplett gewechselt werden. Da der Beutel nicht separat vom Hautschutz gewechselt werden kann, ist ein häufiger Wechsel erforderlich. Anwendung nach der Operation: Direkt nach der Operation wird oft ein steriles einteiliges System angelegt, um die Wunde sauber zu halten und das Risiko von Infektionen zu verringern. Pflegekräfte wechseln das erste System meist am ersten Tag nach der Operation. Zweiteilige Systeme Beschreibung: Ein zweiteiliges System besteht aus einer separaten Hautschutzplatte und einem Beutel, der auf die Platte aufgesetzt wird. Die Hautschutzplatte ist stabiler und bleibt für mehrere Tage auf der Haut, während der Beutel nach Bedarf gewechselt wird. Wechselintervalle: Die Hautschutzplatte muss in der Regel nur alle 3 Tage gewechselt werden, was die Haut schont. Der Beutel kann unabhängig von der Platte gewechselt werden, etwa alle 2 Tage oder nach Bedarf. Vorteile und Nachteile: Die starre Platte kann etwas schwieriger anzulegen sein und passt sich weniger gut den Hautfalten an. Viele Beutel sind mit einem Kohlefilter ausgestattet, der Gerüche absorbiert. Wichtig ist, dass dieser Filter nicht nass wird, da der Beutel sonst undicht werden kann. 7. Stomabeutelwechsel Der Wechsel eines Stomabeutels erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung, um die Hygiene sicherzustellen und Hautirritationen zu vermeiden. Hier sind praktische Hinweise, die beim Stomabeutelwechsel beachtet werden sollten: Vorbereitung Arbeitsmaterial bereitlegen: Benötigt werden sterile und unsterile Kompressen, Abwurfbehälter, warme Wasser, Hautschutzprodukte, eine Schablone für die Basisplatte, Pflasterentferner (nur bei Bedarf), unsterile Handschuhe und Stomapaste. Sichtschutz und Intimsphäre: Ein Sichtschutz wird aufgestellt, und wenn möglich, werden Mitpatienten gebeten, das Zimmer zu verlassen. Händedesinfektion: Gründliches Desinfizieren der Hände vor dem Beginn der Versorgung, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Durchführung 1. Altes System entfernen: Die Hautschutzplatte und den Beutel vorsichtig von oben nach unten abziehen, um Hautirritationen zu vermeiden. Pflasterentferner nur in Ausnahmefällen verwenden, da er die Haut austrocknen kann. Das Stoma während des Wechsels mit einer sterilen Kompresse abdecken, falls es kontinuierlich fördert (z. B. bei einem Ileostoma). 2. Reinigung des Stomas: Die Haut rund um das Stoma mit lauwarmem Wasser und angefeuchteten Kompressen reinigen. Dabei von außen nach innen wischen, um Verunreinigungen nicht zum Stoma hin zu verteilen. Die gereinigte Haut gut trocknen, um Hautreizungen durch Feuchtigkeit zu verhindern. 3. Überprüfung der Haut und des Stomas: Die Haut auf Rötungen, Reizungen oder Verletzungen untersuchen. Das Stoma selbst kontrollieren: Es sollte eine rosarote Farbe haben, was auf eine gute Durchblutung hinweist. Blaue oder schwarze Verfärbungen deuten auf eine schlechte Durchblutung hin und sollten dem Arzt gemeldet werden. 4. Anbringen des neuen Systems: Die Hautschutzplatte anpassen: Mit einer Schablone die passende Größe ausschneiden, damit die Platte gut sitzt und das Stoma nicht einengt. Falls notwendig, Stomapaste oder Modellierstreifen verwenden, um Unebenheiten um das Stoma herum auszugleichen. Das neue System vorsichtig von unten nach oben aufkleben und andrücken. Bei zweiteiligen Systemen den Beutel auf die Platte aufsetzen. 5. Dokumentation der Maßnahme: Den Zustand des Stomas und der umgebenden Haut sowie den Wechsel der Versorgung im Pflegebericht dokumentieren. Nachbereitung Lüften des Zimmers: Für eine angenehme Umgebung nach dem Beutelwechsel sorgen, indem das Zimmer kurz gelüftet wird. Wiederherstellung der Intimsphäre: Mitpatienten können wieder ins Zimmer gebeten werden, sobald der Vorgang abgeschlossen ist. Allgemeine Hinweise bei der Stomaversorgung Einfühlsamkeit und Kompetenz: Für den Patienten ist ein Stoma oft eine große Umstellung. Ein sicherer und fachkundiger Umgang mit der Versorgung durch das Pflegepersonal erhöht die Akzeptanz und das Vertrauen des Patienten. Erfahrung und Übung: Pflegekräfte sollten regelmäßig den Umgang mit den im Krankenhaus verwendeten Versorgungssystemen üben. Das gibt Sicherheit im Umgang mit verschiedenen Stomasystemen. Individuelle Versorgung berücksichtigen: Wenn Patienten bereits Erfahrung mit der Stomaversorgung haben, sollte nach Möglichkeit ihre gewohnte Vorgehensweise berücksichtigt werden, um ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Spezielle Hinweise für den Alltag Richtige Position des Beutels: Bei bettlägerigen Patienten sollte die Öffnung des Beutels seitlich liegen, bei mobilen Patienten kann sie nach unten zeigen. Duschen mit einem Stoma: Patienten können duschen, sollten jedoch darauf achten, dass ein Beutel mit Kohlefilter vorher abgedeckt wird, damit der Filter nicht nass wird und undicht wird. Regelmäßigkeit beim Wechseln: Ein Wechsel des Stomasystems erfolgt normalerweise alle 2–3 Tage oder sofort, wenn der Beutel undicht wird. 8. Ernährung bei Stomaträgern Eine angepasste Ernährung ist für Stomaträger wichtig, um den Verdauungsprozess zu unterstützen und Komplikationen wie Blähungen oder Verstopfungen zu vermeiden. Die Ernährung sollte je nach Art des Stomas angepasst werden. Angepasste Diät Colostoma und Ileostoma: Ballaststoffreiche Nahrung: Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse fördern eine regelmäßige Verdauung und können helfen, den Stuhlgang zu regulieren. Allerdings sollten Patienten darauf achten, ballaststoffreiche Nahrungsmittel langsam in die Ernährung einzuführen, um den Darm nicht zu überfordern. Ausreichend Flüssigkeit: Besonders bei einem Ileostoma ist es wichtig, genügend Flüssigkeit zu trinken, um den erhöhten Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich sind ratsam. Weiche, gut gekochte Speisen: Diese sind leichter verdaulich und können den Darm entlasten, insbesondere in den ersten Wochen nach der Stomaanlage. Urostoma: Vermeidung von blasenreizenden Nahrungsmitteln: Lebensmittel wie Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze und stark säurehaltige Früchte (z. B. Zitrusfrüchte) können die Blase reizen und sollten in Maßen konsumiert werden. Viel trinken: Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr hilft, die Nieren zu spülen und das Risiko von Harnwegsinfektionen zu reduzieren. Wasser und ungesüßte Kräutertees sind besonders geeignet. Vermeidung von Blähungen und Verstopfungen Blähende Lebensmittel: Bestimmte Lebensmittel wie Bohnen, Kohl, Zwiebeln und kohlensäurehaltige Getränke können Blähungen verursachen. Diese sollten nur in kleinen Mengen verzehrt und gut gekaut werden. Um Blähungen zu reduzieren, kann es auch hilfreich sein, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen. Regelmäßige Mahlzeiten und Bewegung: Regelmäßige Mahlzeiten unterstützen den Darm bei der Verdauung und helfen, Verstopfungen zu vermeiden. Es ist besser, kleinere Portionen häufiger zu essen, als sich bei wenigen Mahlzeiten zu überessen. Bewegung: Leichte körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge fördern die Darmtätigkeit und können dabei helfen, Verdauungsprobleme zu vermeiden. 9. Psychologische Aspekte Das Leben mit einem Stoma stellt viele Patienten vor große psychische Herausforderungen. Die Anpassung an die neue Lebenssituation kann schwerfallen und zu emotionalen Belastungen führen. Die richtige Unterstützung und der Zugang zu professioneller Hilfe können jedoch dabei helfen, besser mit der Situation umzugehen. Psychische Belastungen durch ein Stoma Anpassungsstörungen: Viele Patienten haben Schwierigkeiten, sich an das Leben mit einem Stoma zu gewöhnen. Die Umstellung kann Ängste, Unsicherheiten und Stress auslösen. Diese Anpassungsprobleme äußern sich häufig in emotionalen Reaktionen wie Traurigkeit, Gereiztheit oder Rückzug aus sozialen Kontakten. Körperbild und Selbstwertgefühl: Ein Stoma verändert das äußere Erscheinungsbild, was das Selbstwertgefühl der Betroffenen beeinträchtigen kann. Patienten fühlen sich manchmal unattraktiv oder minderwertig, was zu sozialer Isolation führen kann. Sie meiden möglicherweise Treffen mit Freunden oder öffentliche Orte aus Angst vor Ablehnung. Depressionen und Angstzustände: Die psychische Belastung, die mit einem Stoma einhergeht, kann das Risiko für Depressionen und Angstzustände erhöhen. Gefühle von Hilflosigkeit oder Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper sind dabei nicht selten. Bewältigungsstrategien und Unterstützung Psychotherapie: Therapien wie Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie können helfen, mit den emotionalen Herausforderungen umzugehen und ein positives Selbstbild zu fördern. Therapeuten arbeiten mit den Patienten daran, neue Strategien zur Bewältigung zu entwickeln und ihre Lebensqualität zu verbessern. Entspannungstechniken: Methoden wie Meditation, Yoga und Atemübungen helfen, Stress abzubauen und das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Regelmäßige Entspannung kann dabei helfen, mit den Herausforderungen im Alltag besser umzugehen. Soziale Unterstützung: Der Austausch mit anderen Stomaträgern, z. B. in Selbsthilfegruppen, bietet eine wichtige emotionale Unterstützung. Treffen und Veranstaltungen helfen, Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig Mut zu machen. Einbindung und Unterstützung von Familienangehörigen Bedeutung der familiären Unterstützung: Die Unterstützung durch Familie und enge Freunde spielt eine zentrale Rolle für die emotionale Stabilität des Patienten. Ein starkes Netzwerk kann helfen, die Herausforderungen des Lebens mit einem Stoma zu bewältigen. Angehörige sollten in den Pflegeprozess eingebunden werden, um den Betroffenen zu entlasten und gemeinsam Lösungen zu finden. Rolle der Stomatherapeuten: Stomatherapeuten unterstützen die Patienten dabei, den richtigen Umgang mit dem Stoma zu erlernen und individuelle Versorgungslösungen zu finden. Sie stehen als Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung und helfen, Komplikationen durch eine optimale Anpassung der Versorgungssysteme zu vermeiden. 10. Informieren, Schulen, Anleiten, Beraten Stomaträger benötigen eine umfassende Beratung und Schulung, um den Alltag gut bewältigen zu können. Pflegekräfte unterstützen dabei, indem sie Informationen über Ernährung, Ausscheidung, Medikamentenmanagement, Sport und andere wichtige Aspekte des Lebens mit einem Stoma vermitteln. Ernährung Grundsätzliches: Es gibt keine strengen Diätvorschriften für Stomaträger. Sie können essen, was ihnen gut bekommt. Es kann jedoch etwas Zeit brauchen, bis jeder herausgefunden hat, welche Lebensmittel gut vertragen werden und welche eher zu Problemen führen. Ileostomieträger: Da der Dünndarm keinen festen Stuhl speichert, verlieren Betroffene mehr Flüssigkeit. Deshalb ist es wichtig, viel zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ausscheidung Kolostoma: Je mehr vom Dickdarm entfernt wurde, desto häufiger und weicher ist der Stuhl. Bei verbleibendem Dickdarmabschnitt kann der Stuhl fester sein. Ileostoma: Der Dünndarm kann den Stuhl nicht mehr eindicken, daher ist die Ausscheidung häufig und breiig bis flüssig. Medikamentenmanagement Arztabklärung: Die Einnahme von Medikamenten sollte immer mit dem Arzt besprochen werden. Einige Medikamente, wie die Antibabypille, werden möglicherweise nicht vollständig im Darm aufgenommen und verlieren dadurch ihre Wirkung. Auswirkungen auf die Verdauung: Medikamente wie Antibiotika können die Verdauungsgewohnheiten verändern und sollten deshalb in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Sport Sportarten: Stomaträger können weiterhin Sport treiben, jedoch sollten Sportarten vermieden werden, die das Stoma oder die Versorgung stark belasten, wie z. B. Ringen oder Gewichtheben. Schwimmen: Mit einer speziellen Stomakappe ist Schwimmen möglich. Gewichtslimit: Es wird empfohlen, nicht mehr als 10 kg zu heben, um den Sitz des Stomas nicht zu gefährden. Sexualleben Normalität im Alltag: Das Stoma stellt kein grundsätzliches Hindernis für das Sexualleben dar, allerdings können körperliche oder seelische Faktoren Einfluss nehmen. Gespräche: Offene Gespräche mit dem Partner, einem Arzt oder anderen Betroffenen können helfen, Unsicherheiten und Hemmungen zu überwinden. Selbsthilfegruppen Austausch und Unterstützung: Der Kontakt zu anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein. Sie bieten Raum für Austausch, Unterstützung und praktische Tipps. Beispiele für Gruppen: Forum der Stoma-Welt: www.stoma-forum.de Deutsche ILCO e. V.: www.ilco.de Fachgesellschaft Stoma Kontinenz und Würde e. V.: www.fgskw.org Auf Reisen WC-Schlüssel: Mit einem speziellen Schlüssel können Stomaträger Behindertentoiletten an Autobahnrastplätzen in Deutschland und Europa nutzen. Er ist beim CBF Darmstadt erhältlich (www.cbf-da.de). Reise-Zertifikat: Ein Reise-Zertifikat, das von einem Arzt unterschrieben wird, informiert Flughafenpersonal und ausländische Behörden über das Stoma und verhindert, dass die Versorgung ohne ärztliche Aufsicht entfernt wird. Dieses Zertifikat kann über den Selbsthilfeverband der „Europäischen Stomaträger“ beantragt werden. Soziale Unterstützung und Angehörigenarbeit Einbindung der Familie: Die Unterstützung durch Familie und Freunde ist wichtig, um dem Betroffenen ein sicheres und unterstützendes Umfeld zu bieten. Schulungen helfen den Angehörigen, die Pflege und die emotionalen Bedürfnisse besser zu verstehen. Praktische Unterstützung im Alltag: Familienangehörige können den Alltag erleichtern, indem sie bei der Pflege helfen, gemeinsame Aktivitäten planen und als emotionale Stütze zur Seite stehen. Schulung und Beratung von Angehörigen: Angehörige sollten Informationen über die Pflege des Stomas und den Umgang mit psychischen Belastungen erhalten, damit sie besser unterstützen können. 11. Prognose und Lebensqualität Prognose: Abhängig von der Grunderkrankung und möglichen Komplikationen. Lebensqualität: Maßnahmen zur Verbesserung, z. B. Ernährungsanpassungen, körperliche Aktivitäten und soziale Unterstützung. 12. Zusammenfassung und Ausblick Die umfassende Versorgung und Betreuung von Stomapatienten erfordert fundiertes Wissen und Einfühlungsvermögen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt eine wesentliche Rolle, um die Lebensqualität zu fördern und Komplikationen zu vermeiden. 13. Quellen Bücher: C. J. Lyons, "Pflege bei Stoma", Springer, 2020. Wissenschaftliche Artikel: H. Schmidt et al., "Stomaversorgung und Lebensqualität: Eine prospektive Studie", in: Zeitschrift für Gastroenterologie, 2021. M. Bauer et al., "Psychologische Betreuung von Stomapatienten", in: Der Psychotherapeut, 2022. Online-Ressourcen: Deutsche ILCO e.V.: https://www.ilco.de PflegeWiki: "Stomaversorgung": https://www.pflegewiki.de/wiki/Stomaversorgung

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