Einführung in die deutsche Literatur PDF

Einführung in die deutsche Literatur Was verstehen Sie unter dem Begriff "Literatur"? Literatur bedeutet "Schrifttum". Man versteht darunter alles Geschriebene oder Gedruckte. Literatur umfasst die schöngeistige Literatur und Fachliteratur. Die Fachliteratur bezieht sich auf wissenschaftliche F...

Einführung in die deutsche Literatur Was verstehen Sie unter dem Begriff "Literatur"? Literatur bedeutet "Schrifttum". Man versteht darunter alles Geschriebene oder Gedruckte. Literatur umfasst die schöngeistige Literatur und Fachliteratur. Die Fachliteratur bezieht sich auf wissenschaftliche Fächer (Grammatik, Jura usw.). Die schöngeistige Literatur wird auch Dichtkunst oder Poetik genannt. Sie hat mehrere Definitionen: 1. Literatur ist eine Art der sprachlichen Kommunikation. Ein literarisches Werk ist eine Botschaft, die von einem Sender (Autor) an einen Empfänger (Leser) gerichtet ist. 2. Man kann Literatur als Darstellung der Wirklichkeit verstehen. Literatur will hier die Realität spiegeln und sie für den Leser begreifbar machen. 3. Literatur kann auch der Ausdruck der Empfindungen und Gefühle eines Menschen sein. 4. Literatur kann auch ein Mittel zur Unterhaltung und Belehrung von Menschen sein. Was sind die Funktionen der Literatur? 1. Die Literatur dient der ästhetischen Erziehung des Menschen und der Verfeinerung der menschlichen Gefühle. 2. Sie kann Kenntnisse über andere Länder und Völker vermitteln und Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen bauen. 3. Sie regt die Phantasie an und fördert das Nachdenken über die menschliche Existenz. 4. Sie behandelt wichtige politische, soziale und menschliche Themen, stellt Fragen und sucht nach Antworten. 5. Sie kann unterhalten und amüsieren. Was sind die Aufgabenbereiche der Literaturwissenschaft? 1. die Bewahrung literarischer Texte 2. die Verbesserung der Kommunikation zwischen Autor und Leser. 3. die Entwicklung von Techniken der Textanalyse. 4. die Interpretation literarischer Texte. 5. die theoretische Auseinandersetzung mit literarischen Texten und die Entwicklung literarischer Theorien. Was verstehen Sie unter dem Begriff "Literaturgeschichte"? Der Begriff "Literaturgeschichte" bezeichnet den geschichtlichen Verlauf der Literatur eines Kulturkreises, eines Landes, eines Volkes, einer Zeit 1 oder einer literarischen Strömung. Außerdem bietet sie oft eine Darstellung von Einzelwerken und Dichtern an. Was verstehen Sie unter dem Begriff "Epochenforschung"? Epochenforschung ist eine Methode, die Literatur in ihrer bestimmten Lage, in ihrem historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext zu verstehen. Was verstehen Sie unter dem Begriff "Literaturkritik"? Die Literaturkritik bezeichnet die Kunst der Beurteilung literarischer Texte, das heißt die Aufdeckung ihrer Werte und Schwächen. Was sind die Gattungen der schönen Literatur? Die Lyrik: Der Begriff Lyrik dient als Sammelbegriff für alles, was als "Gedicht" bezeichnet werden kann. Die Epik: Der Begriff Epik bezeichnet alle Texte, die erzählerischer Natur sind, und einen fiktionalen Charakter und eine ästhetischen Gestaltung haben. Man unterscheidet hier zwischen Großepik (Epos, Roman, Novelle, Volksbuch) und Kurzepik (Fabel, Anekdote, Kurzgeschichte, Erzählung, Sage, Märchen, Legende, Schwank). → Typen der Erzählsituationen: 1. Die auktoriale Erzählsituation: Der Erzähler steht außerhalb der Geschichte. Er kommentiert und bewertet die Handlung und die Figuren. 2. Die personale Erzählsituation: Der Leser sieht die Ereignisse aus dem Blickwinkel der erzählenden Figur. 3. Die Ich-Erzählsituation: Der Erzähler wirkt hier selbst als Figur in der dargestellten Welt. Die Dramatik: Der Begriff Dramatik bezeichnet alle Texte, die durch Schauspieler auf der Bühne dargestellt werden. Formen der Epik Das Epos Es ist eine längere Erzählung. Es berichtet Begebenheiten aus dem Leben eines Volkes oder seiner Helden. Der Roman Er ist eine umfassende Darstellung des Lebens eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen, einer Familiengeschichte oder einer Zeit. 2  Die Novelle Sie hat einen kleineren Umfang und enthält weniger Einzelheiten als der Roman. Sie schildert ein entscheidendes Ereignis mit einem Wendepunkt im Leben eines Menschen. Die Erzählung Sie ist eine kürzere Darstellung von fiktionalen oder wirklichen Begebenheiten. Sie ist kürzer und konzentrierter als der Roman. Kurzgeschichte Der Begriff der Kurzgeschichte kommt von dem englischen Begriff "short stories". Sie ist eine moderne literarische Form der Prosa, deren Hauptmerkmal eben in ihrer Kürze liegt. Dies wird oft durch eine starke Komprimierung des Inhaltes erreicht. Der Schwank Er ist die dramatische oder epische Darstellung einer komischen Begebenheit. Die Anekdote Sie ist eine humorvolle, kurze Erzählung aus dem Leben eines bekannten Menschen. Das Märchen Es handelt sich um kurze Erzählungen, die von fabelhaften und wunderbaren Begebenheiten berichten, die frei erfunden sind und keine wirklichen Begebenheiten als Grundlage haben. Es gibt das Volksmärchen und das Kunstmärchen. Die Sage Sie ist eine auf mündliche Überlieferung basierende, kurze Erzählung unwahrer, fantastischer Ereignisse, die aber als Wahrheitsbericht gemeint ist oder auf einem historischen Hintergrund beruht. Der Verfasser bleibt unbekannt. Die Legende Sie ist eine Darstellung aus dem Leben Christi oder der Heiligen. Formen der Lyrik Das Lied 3 Es ist ein sangbares Gedicht. Es gibt das Volkslied, das vom Volk gesungen und überliefert wird und keinen bekannten Verfasser hat, und das Kunstlied, das einen bekannten Verfasser hat. Die Ballade Sie ist ein mehrstrophiges erzählendes Gedicht. Die Ode Sie ist ein Gedicht, das sich durch Feierlichkeit und Erhabenheit auszeichnet. Die Elegie Sie ist ein Trauer- oder Klagegedicht. Die Hymne Sie ist ein Preis- oder Lobgesang. Das Sonett Es ist eine Gedichtform. Das Sonett ist ein Gedicht in 14 Versen. Die konkrete Poesie Sie ist eine literarische Stilrichtung. Die Sprache dient hier nicht mehr der Beschreibung eines Sachverhalts, eines Gedankens oder einer Stimmung, sondern sie wird selbst zum Zweck des Gedichts. Die Metrik Die Metrik (Verslehre): Als Metrik bezeichnet man im Bereich der Literatur die Lehre vom Vers und den Gesetzmäßigkeiten der Verssprache. Der Vers: Die einzelnen Zeilen eines Gedichtes nennt man Verse. Die Strophe: Sie ist die aus mehreren Versen bestehende, sich mehrfach wiederholende metrische Einheit eines Gedichts. Der Takt: der Abstand von Hebung zu Hebung in den Versen, z.B.: Jambus (Senkung und Hebung): Mond, Nacht Trochäus (Hebung und Senkung): Vater, Rose. Der (End)Reim: der Gleichklang der Versenden zweier oder mehrerer Verse. Es gibt z.B. den Paarreim bei dem sich jeweils die beiden aufeinanderfolgenden Verse reimen (aabb), 4  Schlaf, süßer Knabe, süß und mild! Du, deines Vaters Ebenbild. Das bist du; zwar dein Vater spricht, Du habest seine Nase nicht. den Kreuzreim, bei dem der Reim erst in der übernächsten Zeile folgt (abab), Ich finde dich nicht. Ich finde mich nicht. Mit dir ging ich verloren. Mein Hund blickt trüb, und mein Gesicht Preß ich an seine Ohren Die Stilmittel: In der Dichtung werden Empfindungen, Gefühle und Gedanken oft anhand von Stilmitteln ausgedrückt, verdeutlicht oder betont. Als Beispiel für solche Stilmittel kann man den Vergleich, die Wiederholung, die rhetorischen Fragen, die Übertreibung und Untertreibung, die Personifikation, die Metapher und das Paradox bezeichnen. Formen der Dramatik Was sind die Bestandteile des Dramas? 1. das dramatische Wort 2. die dramatische Handlung 3. der Dialog bzw. Monolog 4. die Figuren 5. Bis ins 18. Jahrhundert die Einheit von Zeit und Raum Die Tragödie Sie ist eine in sich geschlossene Handlung, die Trauer und Schauer hervorruft und die Zuschauer von diesen Gefühlen reinigen sollte. In der Tragödie verschlechtert sich die Situation der Hauptfigur und die Handlung endet mit ihrem Tod. Die Komödie Sie ist ein Drama mit erheiterndem Handlungsablauf, der in der Regel glücklich endet. Die Unterhaltung entsteht dabei durch die übertriebene Darstellung menschlicher Schwächen, die neben der Unterhaltung des Publikums auch auf Kritik abzielen kann. Die Tragikomödie 5 Sie ist eine Verbindung von Tragik und Komik im gleichen Stoff. Sie schildert Ereignisse, die in ihrer ganzen Entwicklung einen tragischen Ausgang erwarten ließen, allein plötzlich eine Wendung zu einem guten (glücklichen) Ende nehmen. Audiovisuelle Formen Sie sind eine Verbindung von Literatur und audiovisuellen Medien wie z. B. Hörspiel, Film und Fernsehspiel. Epochen der deutschen Literatur 1. Die deutschsprachige Literatur der Aufklärung (1700-1770): 1. Die Aufklärung war eine gesamteuropäische Bewegung, die alle Gebiete des geistigen Lebens im 18. Jahrhundert erfasste. 2. Sie hatte ihre geistigen Wurzeln in dem Humanismus, der Renaissance und der Reformation. 3. Ziel der Aufklärung war die Bevormundung des Denkens durch die dogmatischen Glaubenssätze aufzuheben und eine allseitige, selbständige Entwicklung der Vernunft herbeizuführen. 4. Die Aufklärung erhob die Vernunft und die sinnliche Wahrnehmumg zur Quelle der Erkenntnis. 5. Die Achtung des Mitmenschen (Humanität) und Toleranz waren die Ideale der Aufklärung. Der wichtigste Vertreter der Aufklärung in Deutschland war Gotthold Ephraim Lessing. 2. Die Literatur des "Sturm und Drang" (1770-1785): 1. Diese Bewegung wollte die aufkklärerische Vernunft durch eine starke Betonung des Gefühls ergänzen. 2. Sie kämpfte gegen alte, überlebte Anschauungen, gegen Dogmengläubigkeit und erstarrte Konventionen. 3. Sie war von einer starken Hinwendung zur Natur geprägt. 4. Die wichtigsten Vertreter des "Sturm und Drang" in Deutschland waren der junge Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller. 3. Die Literatur der deutschen Klassik (1785-1805): 1. Diese Epoche gilt als der Höhepunkt der deutschen Literatur. 2. Ziel dieser Strömung war die Rückgewinnung von festen Normen, Vorbilder und Grenzen und die Schaffung eines neuen Humanitätsideals. 3. Ihre Ideale und Anregungen suchten die Klassiker in der griechischen und römischen Antike. 6 4. Die Klassiker glaubten ihr Ideal durch sittliche und ästhetische Erziehung sowie durch Bildung verwirklichen zu können. Die wichtigsten Vertreter der deutschen Klassik waren Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller. 4. Die Literatur der deutschen Romantik (1790-1830): Kennzeichnend für diese Strömung war: 1. eine Abkehr vom Rationalismus, 2. eine Hinwendung zur Naturphilosophie und zum subjektiven Idealismus, 3. eine Verherrlichung des Mittelalters. (Deshalb haben die Romantiker die alten deutschen Völkslieder, Märchen und Sagen gesammelt und aufgezeichnet) Zu den wichtigsten Vertreter der deutschen Romantik gehören Novalis und Joseph von Eichendorff. 5. Die Literatur des deutschen Realismus (1850-1890): 1. Der Realismus grenzte sich von der idealisierenden Darstellung der Klassik und von der romantischen Subjektivismus ab. 2. Er wollte die fassbare Welt objektiv und detailgetreu beobachten und künstlerisch wiedergeben. 3. Ein Hauptthema der realistischen Literatur war der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft. Die wichtigsten Vertreter des deutschen Realismus waren Theodor Fontane und Theodor Storm. 6. Die Literatur des deutschen Naturalismus (1880-1900): 1. Der Naturalismus war eine gesamteuropäische literarische Strömung der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. 2. Die Literatur des Naturalismus war der Rationalität, Kausalität, und der Objektivität verpflichtet und verzichtete auf die Subjektivität und Individualität des Dichters. 3. Die naturwissenschaftlich exakte Gestaltung der empirischen Wirklichkeit galt als Ideal der naturalistischen Literatur. 4. Ein Hauptthema der naturalistischen Literatur war die Darstellung sozialer Not. Zu ihren wichtigen Vertretern des Naturalismus in Deutschland zählen Gerhart Haupmann und Arno Holz. 7  Was verstehen Sie unter dem Begriff "Rezeption"? Rezeption ist die Aufnahme und Wirkungsgeschichte eines Textes, eines Autors oder einer literarischen Strömung bei einem einzigen Leser oder einer Lesergruppe. 8