Bewältigung von EA im Jugendalter PDF

Summary

This document discusses coping mechanisms for adolescents. It details different types of coping strategies, efficient strategies, and defending strategies. The document covers intra- and inter-psychical coping mechanisms, problem-oriented coping, emotion-oriented coping, and the role of resources in effective coping.

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Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a Die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter In der Regel werden die Entwicklungsaufgaben von der überwältigenden Mehrzahl der Jugendlichen erfolgreich bewerkstelligt – sie gleiten relativ problemlos ins Erwachsenenalter hinüber. Trotzdem gibt es auch...

Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a Die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter In der Regel werden die Entwicklungsaufgaben von der überwältigenden Mehrzahl der Jugendlichen erfolgreich bewerkstelligt – sie gleiten relativ problemlos ins Erwachsenenalter hinüber. Trotzdem gibt es auch Jugendliche, die große Probleme haben. Die Bewältigung von EA hängt stark von der subjektiven Einstellung dazu ab. Werden sie nicht oder nur sehr schwer bewältigt, dann stellen sie für die entsprechende Person eine stressreiche Situation, ein kritisches Lebensereignis oder eine emotionale Belastung dar. Formen der Bewältigung: Coping: Jeder Versuch, schwierige Situationen durch aktive Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt anzugehen und zu bewältigen. Coping-Strategien sind als günstig für die weitere Entwicklung anzusehen. - Intrapsychische Bewältigungsformen: Bewältigungsverhalten bezieht sich vorwiegend auf die Gedankenwelt (Wahrnehmungs-, Denk-, Vorstellungs- und Interpretationsmuster, z.B. Vermeidung, Fantasien, Umdeutung durch positives Denken, Humor, Hoffen, Sinngebung, selbstabwertende Gedanken, Selbstmitleid, …) - Interpsychische Bewältigungsformen: Bewältigungsverhalten in Aktion (z.B. Angriff, Konfrontation mit dem belastenden Ereignis, aggressive Reaktionen, soziale Zuwendung, Rückzug, Flucht, Ersatzbefriedigungen, Entspannungstechniken, offener Ausdruck von Gefühlen bzw. deren Unterdrückung) - Problemorientiertes Coping: Alle Aktivitäten, die aktiv darauf abzielen, die Situation zu verändern bzw. zu verbessern. Kommt häufig dann zum Einsatz, wenn die Situation als veränderbar eingeschätzt wird. - Emotionsorientiertes Coping: Alle Aktivitäten, die darauf abzielen, die Befindlichkeit zu verbessern (Regulierung und Kontrolle von Emotionen in belastenden Situationen). Kommt mehrheitlich zum Einsatz, wenn die Situation hingenommen werden muss. Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a Effiziente Strategien können sein: - aktive Bewältigung: o problemlösungsorientiertes Verhalten o Neubewertung einer Situation und positive Uminterpretation o freier Ausdruck von Gefühlen o Suche nach Ursachen, o aktives Handeln - Suche nach Unterstützung: Bewältigung der Problemsituation mit Hilfe Dritter, Gespräche, gemeinsame Lösungsfindung - Ablenkungsstrategien: sportliche Betätigung, spielerische, musische, kulturelle Tätigkeiten Vermeidungsstrategien, wie Nichtbeachtung von Problemen, Vergessen, Wunschdenken, Träumen, vermeidende Handlungen oder aus dem Weg gehen, sind für den Bewältigungsprozess ungünstig und gehen häufig mit Depressionen, Ängstlichkeit, Verhaltensproblemen und körperlichen Symptomen einher. Defending: Jeder Versuch, auf eine krisenhafte Situation sehr stark mit Abwehr zu reagieren, also dem Problem auszuweichen und es letztlich nicht zu lösen. Defending-Strategien wirken sich ungünstig aus und können psychische, soziale und somatische Auffälligkeiten nach sich ziehen. (Vermeidungsstrategien). Neue Aufgaben werden in der Regel zunächst immer als Gefährdung, als Herausforderung oder Bedrohung erlebt und können nach Bailer (1989) z.B. mit folgenden ineffizienten Verhaltensweisen einhergehen: - realitätsfliehende Wunschfantasien (i.d.R. mit Alkohol- oder Tablettenkonsum und Schlafen) - Auslassen der emotionalen Spannung an anderen - Selbstbeschuldigung - Selbstabwertung - Isolierung, Distanzierung und Verleugnung ➔ Defending (ungünstige Bewältigungsstrategie) setzt immer dann ein, wenn ein Mensch eine Situation als nicht mehr überschaubar oder so verwirrend erlebt, dass er keine Lösungs- oder Handlungsmöglichkeiten erkennt. (Extremste Form des Defending ist der Suizid). Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a ➔ Entscheidend für eine erfolgreiche Bewältigung (Coping) ist, ob die betroffene Person fähig ist, die Krisensituation realistisch zu bewerten, richtig einzuschätzen und daraus realistische Handlungsmöglichkeiten zu folgern, die zu einer aktiven und offensiven Auseinandersetzung mit dem Problem führen. Hilfreich ist auch die Unterstützung durch Personen aus dem sozialen Umfeld (Eltern, peer-group, etc.) Bewältigungsressourcen: Für den Umgang mit (emotionalen)Belastungen stehen einer Person sogenannte Bewältigungsressourcen zur Verfügung. Die Person wählt aus ihren personalen und sozialen Ressourcen eine angemessene Bewältigungstechnik aus. Dieses Ressourcenreservoir kann dazu beitragen, Risiko- und Stressfaktoren in belastenden Situationen des Erlebens und Verhaltens entgegenzuwirken, bzw. diese zu reduzieren. Nach Lerner et al wird eine gesunde Entwicklung durch das Vorhandensein personaler und sozialer Ressourcen, die sich gegenseitig bedingen und in Wechselwirkung stehen, bestimmt. Eine soziale Ressource wie z.B. autoritatives Elternverhalten kann sich beim Kind und Heranwachsenden förderlich auf die Entwicklung personaler Ressourcen (z.B. emotionale Stabilität) auswirken. Das Modell der positiven Jugendentwicklung nach Lerner et al verknüpft die personalen und sozialen Ressourcen miteinander: Die 5 C’s der positiven Jugendentwicklung, Lerner et al, 2007/2009 Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a ➔ Das Vorhandensein von Ressourcen und die Nutzung dieser beeinflussen das Bewältigungsverhalten des Jugendlichen maßgeblich. ➔ Personen mit vielen personalen und sozialen Ressourcen verwenden vorwiegend aktive statt vermeidende Bewältigungsstrategien. ➔ Der Bildungsstand einer Person ist als wichtiger Einflussfaktor in der Verwendung effektiver Strategien anzusehen. ➔ Ein konstruktiver Umgang mit Problemsituationen / Bewältigungssituationen kann erlernt und Kinder/Jugendliche in diesem Lernprozess aktiv unterstützt werden. Eine allgemeingültige effektive Standardstrategie gibt es nicht. https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/soziale-und-emotionale-erziehung- persoenlichkeitsbildung/coping-im-kindesalter?tmpl=component&print=1&layout=default; download 19.09.2020 Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a Wie kann konstruktives Bewältigungsverhalten im pädagogischen Kontext gefördert werden? Problemlösungsorientiertes Bewältigungsverhalten: z.B. positive Neubewertung der Situation: z.B. freier Ausdruck von Gefühlen: z.B. Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a Die Peergroup im Jugendalter Im späten Kindesalter, in der Pubertät und im Jugendalter verstärkt sich der Einfluss der gleichaltrigen Freundinnen und Freunde. Diese Peergroups (Jugendgruppen, Cliquen, Banden) beeinflussen das Verhalten von Kindern und Jugendlichen und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Persönlichkeit und Identität (vgl. Oerter & Montada 1995, S. 369). Kennzeichen von Peergroups o Gleichaltrige (Peers) o Räumliche Nähe o Ähnliche Interessen o Freundschaftliche Verbundenheit (muss nicht sein!) o Oberflächenstruktur zur demonstrativen Abgrenzung zur Erwachsenenwelt o Innere Struktur zur sozialen Kontaktfähigkeit (meist Dominanzhierarchie) o Zentrale Bedeutung vor allem im Schulalter Funktionen von Peergroups Physisch: Vergleich von körperlichen Entwicklungen (à emotionale Probleme und Verhaltensprobleme) Psychisch: o Identitätsfindung (= zentrales Problem des Jugendalters): bietet Identifikations- und Selbstdarstellungsmöglichkeiten (vgl. Oerter & Montada 1995, S. 370) o Zugehörigkeitsgefühl zu Gruppe(n) o Orientierung, Stabilisierung und Sicherheit (in Verhalten und Status) o Kompensierung von Einsamkeitsgefühlen o Entwicklung eines realistischen Selbstbildes durch Reflexion o Peerakzeptanz meist größer als Selbstakzeptanz (gibt Sicherheit) Sozial: o Peerkontakte (= Hauptcharakteristikum des Jugendalters) o Unterstützungsfunktion der Freundschaft (v.a. auch in Belastungssituationen) à soziale Geborgenheit o Möglichkeit zum Experimentieren mit neuen Rollen und neuen sozialen Verhaltensweisen – v.a. bezogen auf Autorität, Hierarchie, Geschlechterrollen o Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht (siehe Kapitel 3) o Rückhalt bei der Ablösung vom Elternhaus (Wirkung durch die Mehrheit: „Alle anderen dürfen auch!“) Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH Datum: Pädagogik-Psychologie FK 2a o Einüben von neuen Formen der Autorität bzw. Hierarchie o Auseinandersetzung mit den herkömmlichen Strukturen der Gesellschaft und Infragestellen von Autoritäten Kommunikation innerhalb der Peergroup Verbale Kommunikation: Die Gruppe entwickelt einen eigenen Jargon (Sprachstil): o kurz, knapp und prägnant, manchmal sogar radikal vereinfachend o Abgrenzung zum Sprachstil der Erwachsenen o fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl Non-verbale Kommunikation: Im Mittelpunkt der Gruppenaktivitäten stehen integrale Objekte (z.B. Sport, Musik, Computer, Smarthphone, Internet, …). Darüber hinaus entwickelt die Gruppe – passend zum Gruppen-„Thema“ – sogenannte homologe Objekte (Kleidung, Frisur). Peergruppe bietet Sicherheit Durch Sozialisationseinflüsse wird sowohl das Risikoverhalten als auch das Sicherheits- oder Präventionsverhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflusst und ausgeformt. - Viele jugendtypische riskante Verhaltensweisen (Mutproben, Drogenkonsum, schnelles oder alkoholisiertes Fahren) werden durch die Clique oder Gruppe beeinflusst. - Das riskante Modellverhalten der Peers wird von den Jugendlichen häufig imitiert, weil die Konformität mit Peer-Normen in dieser Zeit sehr ausgeprägt ist. - Die Jugendlichen stehen unter einem starken Gruppendruck. Für die Gruppenzugehörigkeit tut man alles - daher werden auch erhebliche Risiken in Kauf genommen. Gruppenkonforme riskante Verhaltensweisen stellen für die Jugendlichen häufig einen Weg dar, von der jeweiligen Bezugsgruppe akzeptiert zu werden und eine Identität innerhalb der jugendlichen Subkultur aufzubauen (Vgl. Limbourg, 1998). - Nicht alle Jugendlichen lassen sich von ihrer Peer-Gruppe in Bezug auf das Risikoverhalten gleich stark beeinflussen. Und nicht alle Peer-Gruppen zeigen solche riskanten Verhaltensweisen. Es gibt sogenannte „Problem Kids'', bei denen das riskante Verhalten zum „Problemverhalten'' wird. So ein Problemverhalten (z. B. alkoholisiertes Mofa-Fahren) tritt vor allem dann auf, wenn es in der Peer-Gruppe gebilligt wird, wenn der Jugendliche viele Peer-Modelle mit dem gleichen Problemverhalten kennt und wenn er stärker unter dem Einfluss der Peers als unter dem elterlichen Einfluss steht. Männliche Jugendliche sind in diesem Bereich sehr viel häufiger vertreten als Mädchen. - Neben dem Geschlecht spielen auch noch der sozioökonomische Status, die Schulbildung und die berufliche Ausbildung eine wichtige Rolle. So verunglücken Jugendliche aus Sonderschulen oder aus Hauptschulen wesentlich häufiger als Realschüler und Gymnasiasten bei sog. „Mutproben'' wie z. B. S-Bahn-Surfen, Auto- Surfen, Überqueren der Autobahn vor den herannahenden Fahrzeugen ,… Literatur: Krenz, Psychologie für Erzieherinnen und Erzieher, 2007 Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gGmbH

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