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Ädl Vorbereitung Inhaltsverzeichnis Vorlesung vom 10.04).....................................................................................................2 Vorlesung vom 17.04).....................................................................................................2 Vorlesung vom 24....

Ädl Vorbereitung Inhaltsverzeichnis Vorlesung vom 10.04).....................................................................................................2 Vorlesung vom 17.04).....................................................................................................2 Vorlesung vom 24.04).....................................................................................................7 Vorlesung vom 08.05)...................................................................................................11 Vorlesung zum 15.5).....................................................................................................14 Vorlesung zum 29.5).....................................................................................................16 Fragen aus dem Tutorium Katalog (Beispiel Fragen)...............................................19 Tests................................................................................................................................23 1 Vorlesung vom 10.04) Was bedeutet das Adj. Deutsch?  „Sammelbegriff für die Gruppe aller Dialekte germanischer Herkunft, die im fränkischen Reichsverband gesprochen wurden“ (Klein 2006, S. 3) Warum ‚ältere deutsche Literatur‘?  Das Teil Fach beschäftigt sich mit allen schriftlich überlieferten Zeugnissen der deutschen Sprache(n) von ihrem Beginn (im 7. Jh.) bis zum Beginn der Frühen Neuzeit (ca. 1450-1520) oder bis zum Beginn der Neueren deutschen Literaturgeschichte, der ebenfalls variabel zwischen 1520 (Reformation) und ca. 1620 angesetzt wird.  Der Fachbegriff ‚Mediävistik‘ meint dabei die ‚Wissenschaft vom Mittelalter‘ und ist abgeleitet vom lat. Begriff medium aevum (das ‚mittlere Zeitalter‘), der von Historikern der Renaissance eingeführt wurde (Christoph Cellarius), um die ‚dunklen‘ Zeiten zwischen der (als Vorbild gedachten) Antike und der Neuzeit zu bezeichnen. Was bedeutet Literatur in diesem Zusammenhang?  Es bedeutet jede Art von Schriftlichkeit, nicht nur ‚schöne‘ Literatur, sondern jeden Brief, jeden Notizzettel, jede volkssprachige Glosse in einem anderssprachigen Text, jede Rechnung und Urkunde.  Die germanistische Mediävistik/Ältere deutsche Literatur arbeitet mit einem erweiterten Literaturbegriff.  Die germanistische Mediävistik ist auch wissenschaftsgeschichtlich der älteste Fachteil der Germanistik.  Bereits im 18. Jh. und verstärkt im frühen 19. Jh. arbeiteten Gelehrte wie Jacob und Wilhelm Grimm, Karl Lachmann, Johann Andreas Schmeller und Ludwig Uhland an der Sammlung und Erschließung der ältesten Denkmäler der deutschen Sprache und Literatur. 2 Vorlesung vom 17.04) Der althochdeutsche und altsächsische Sprachraum ist deutlich kleiner als in der Gegenwart, weite Teile des heutigen Sachsen, Thüringen, Mecklenburg und Pommern sind slawischer Sprachbereich. Die Sachsen des Frühmittelalters siedeln im heutigen Norddeutschland (Niedersachsen, Westfalen, Schleswig-Holstein). Erst im Verlauf des hohen und späten Mittelalters (10.-15. Jh.) dehnt sich der Bereich des Hoch- und Niederdeutschen allmählich nach Osten aus Hochdeutsch – Niederdeutsch: Die Volkssprachen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit - Erst in der Frühen Neuzeit erreicht der Gebrauchsraum des Hoch- und Niederdeutschen in etwa die Grenzen, die bis ins 19. und 20. Jh. gelten und durch die Umsiedlungen (Vertreibung) nach den Weltkriegen des 20. Jh. in die seit 1945 bis heute stabilen Grenzen überführt werden. Was ist die deutsche Sprache?  Alle germanischen Sprachen unterscheiden sich durch die 1. oder germanische Lautverschiebung von den anderen idg. Sprachen (vgl. Vater, father, fader vs. pater, padre, père, pità).  Einzig das Althochdeutsche (und evtl. das Langobardische) unterscheidet sich von allen anderen germanischen Sprachen (auch dem Altsächsischen) durch die 2. oder ahd. Lautverschiebung Vgl. nhd. zehn vs. engl. ten, ndl. tien, Hass vs. hate , hoffen vs. hope, machen vs. make; Pfennig vs. Penny; Hopfen vs. Hop; hüpfen vs. hup, hop.  Das Ende der ahd. und der as. Periode wird durch die Nebensilbenabschwächung (2. H. 11. Jh.) markiert  Das Deutsche gehört (gemeinsam u.a. mit den romanischen, slawischen, keltischen, baltischen und indoiranischen Sprachen, dem Griechischen, 3 Albanischen) zur indogermanischen bzw. indoeuropäischen Sprachfamilie.  Innerhalb der indogermanischen (idg., indoeuropäischen) Sprachfamilie gehört das Hochdeutsche (wie das Englische, Niederländische, Friesische und die skandinavischen Sprachen (Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Isländisch, Färöisch) zu den germanischen (germ.) Sprachen. - Im Frühmittelalter werden im heutigen deutschen Sprachgebiet verschiedene Sprachen gesprochen, darunter dominant das Althochdeutsche (Ahd.) und das Altsächsische (= Altniederdeutsche; As.). Das Altsächsische steht dem Altenglischen und dem Altniederfränkischen (dem Vorläufer des Niederländischen bzw. Flämischen) phonologisch näher als dem Althochdeutschen. - Die Frage nach dem Beginn der deutschen Sprache (nicht auch schon der Literatur) ist deshalb gleichbedeutend mit der Frage nach der Trennung des Althochdeutschen und des Altsächsischen von den gemeinsamen Vorläufern aller germanischen Sprachen. Seit wann gibt es deutsche Sprache und Literatur? - kein 'Urknall' oder absoluter Beginn der deutschen Sprache und Literatur - je weiter wir zurückgehen, desto weniger Belege mit sicheren Bezügen zum Deutschen finden wir - der Beginn des 'Ganzen' ist auch eine Frage der Definition (der deutschen Sprache bzw. der deutschen Literatur) - Jede 'Geschichte', ganz gleich ob die einer Sprache, eines Volkes, eines Areals …, beginnt mit dem Einsetzen der Schriftlichkeit. Das, was davor geschehen ist, nennen wir die 'Vorgeschichte'. In diesem Sinn können wir formulieren, dass um die Mitte des 8. Jahrhunderts langsam, vom Ende des 8. Jahrhunderts an in immer stärkerem Maße die Geschichte des Deutschen beginnt. (Peter v. Polenz: Geschichte der deutschen Sprache, 10., völlig neu bearb. Aufl. v. Norbert R. Wolf, Berlin u. a. 2003, S. 1.) - Periodisierungsvorschläge: 1. Seit Jacob Grimm und Wilhelm Scherer: "Althochdeutsch: von den Anfängen bis 1050" 2. Wilhelm Schmidt: "Deutsch des Frühmittelalters: 5./6. Jh. – 1050 4 3. St. Sonderegger: das frühmittelalterliche Deutsch von den Anfängen einer schriftlichen Überlieferung im 6./7. Jh. inschriftlich und im 8. Jh. handschriftlich bis gegen Ende des 11. Jh.s Konsonantensystem im Althochdeutschen: Regionale Varianten in der 2. Lautverschiebung: Die Verschriftlichung der Volkssprachen: Die erstmalige Fixierung der bisher nur gesprochenen althochdeutschen Volkssprache in der neuen schriftlichen Form lateinischer Buchstabenschrift neben der im Frühmittelalter beherrschenden Schriftsprache Latein, was letztlich in Anlehnung daran zu einer lateinisch-althochdeutschen, ja vereinzelt rein althochdeutschen Buchkultur führt, in welche sowohl volkstümliche Sprechsprache wie dem Lateinischen nachgebildete althochdeutsche Schreibsprache einfindet. - Die Verschriftlichung des frühmittelalterlichen Deutsch greift auf die lat. Schrift zurück. Die Runenschrift findet im deutschen Sprachraum nur aus antiquarischem Interesse Eingang in die Schriftkultur. 5 - Die deutsche Sprach- und Literaturgeschichte beginnt als Teil, aber buchstäblich an den Rändern der lat. Schriftkultur. Das ältere Futhark, das Runenalphabet der älteren germanischen Runeninschriften bis etwa 700 n. Chr. Runenschrift im Frühmittelalter: - silbervergoldete Bügelfibel von Frei-Laubersheim (Lkr. Bad Kreuznach): frühes 7. Jh. - RGA-E, S. 750: "BOSO WRAET RUNA | THIK DATHINA GO[L]IDA - „Boso schrieb (ritzte) die Rune(n), dich, Dathina, erfeute er“. Althochdeutsch und lateinische Schriftkultur: ein typischer Überlieferungsträger: - Peter Ochsenbein: "die ältesten in unserer Muttersprache geschriebenen Zeugnisse, die wie kleine Inseln im Meer der lateinischen Handschriftenüberlieferung in der Zeit von etwa 750 bis 1050 auftauchen" 6 (Latein und Deutsch im Kloster St. Gallen [zuerst 1989], in: ders.: Cultura Sangallensis. Gesammelte Aufsätze, hg. v. Ernst Tremp, St. Gallen 2000, S. 116–130, S. 116) - St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 623 (Mitte 9. Jh.): Justinus, Historiarum libri XLIV, p. 209: St. Galler Schreibervers: chumo kiscreib. filo chumor kipeit - Transkription des 19. Jh.s (Ildefons v. Arx): kaum geschreib, fil kaumer gebeit i.e. Mit Mühe geschrieben, noch mühsamer das End erwartet. - der Vers vereint parallele Konstruktion (chumo – chumor) mit Endreim (kiscreib – kipeit) - die Datierung des Schreiberverses ist allerdings umstritten, da dieser erkennbar nicht in derselben Schrift (und nicht von derselben Hand?) Vorlesung vom 24.04) Ein Beispiel für einen ripuarischen Text aus dem späteren Mittelalter (das älteste deutsche Weihnachtslied?)  Überlieferungslage lässt an eine Entstehung in Aachen, im frühen 14. Jh. Denken.  Das Lied, eine Einzelstrophe mit abschließendem kyrieleis, wurde in der Christnacht nach der feierlichen Verlesung des ´Liber generationis, einer verbreiteten gottesdienstlichen Feier vor bzw. nach der ersten Weihnachtsmesse. 7 Ein anderer ripuarischer Text aus dem späteren Mittelalter aus derselben Erfurter Handschrift, Spottgedicht gegen den Bischof Johann von Bayern von Lüttich (wie das Aachener Weihnachtslied) Zum Vergleich: ein niederdeutsches Weihnachtslied Die regionale Gliederung der Mundarten des Althochdeutschen Die Hauptorte althochdeutscher Überlieferung: 8 - Frankfurt, Passau, Augsburg, Köln, Mainz, Salzburg, … Wo wurde im Frühmittelalter im Karolingerreich geschrieben?  Die einzigen Zentren der Schriftlichkeit waren Klöster und Bischofssitze, wo Schulen und Skriptorien existierten  Die Verschriftlichung der Volkssprache(n) in lateinischer Schrift war eine direkte Folge der iroschottischen und der angelsächsischen Mission auf dem Kontinent in merowingischer Zeit:  Zentren wie Luxeuil, St. Gallen, Echternach, Würzburg, Freising, Salzburg, Fulda sind klösterliche Gründungen der Missionare verschiedener Herkunft und Generationen, die während des gesamten Mittelalters bedeutende Schreiborte (Stätten der [Re-] Produktion von Wissen) blieben.  Die Karolinger nehmen die Impulse der Missionsschübe auf und verfestigen und institutionalisieren sie: karolingische Bildungsreform Das Mittelalter: eine Handschriftenkultur  Im Handschriftencensus (HSC) sind aktuell "ca. 26.000 Textzeugen (Handschriften und Fragmente) mit knapp 30.000 Signaturen in 25.000 Beschreibungen mit HSC-IDs" verzeichnet.  In diesen Textzeugen sind ca. 6.800 verschiedene Werke, die knapp 1.800 namentlich bekannten Autoren zuzuordnen sind  Das Gros der mittelalterlichen Werke ist allerdings anonym.  Davon datieren aktuell mind. 8.304 Handschriften aus dem 15. Jh.  Mit der Erfindung des typographischen Buchdrucks endet die Handschriftenkultur keineswegs.  Bestimmte Gattungen (das geistliche Spiel, der Meistergesang) bleiben fast exklusiv handschriftlich überliefert. Sondereggers Fünf-Stufen-Modell der Buchwerdung der deutschen Sprache 9 Die Bildungsreform Karls des Großen, sog. Karolingische Renaissance  Hofkapelle: Zentrale der schriftlichen Verwaltung und Geschichtsschreibung  781/86 Hofschule: Kreis von Gelehrten um den Kaiser  784/5 Epistola de litteris colendis: Aufforderung zur Bildung an alle Klöster und Bischofskirchen  789 Admonitio generalis: christliches Reformprogramm für das Reich, Einrichtung von Domschulen, Gebrauch der Volkssprache(n) für Predigt und Seelsorge  ab 781/86 Hofschule: Kreis von Gelehrten um den Kaiser:  Alcuin von York, Theodulf von Orléans  Petrus von Pisa  Paulinus von Aquileia, Paulus Diaconus  Einhard (Biograph: Vita Karoli)  Einführung einer einheitlichen Buchschrift (karolingische Minuskel) 10  Die Betonung des Lateinischen und des christlichen Glaubens mag überraschen, aber man muss sich vor Augen führen, dass der größte Teil des Karolingerreichs einst zum Römischen Reich gehörte.  Latein war dort die Verkehrssprache, zumindest in allen schriftlichen Dokumenten, die aus den Frankenreichen seit dem 5. Jahrhundert erhalten sind. Das Karolingische Großreich nach Karls Tod  814 Ludwig (der Fromme), seit 781 König von Aquitanien, ist einzig überlebender legitimer Erbe Karls (zwei Brüder starben 810/11)  816 Reichssynode von Aachen beschließt Übernahme der regula Benedicti für alle fränkischen Klöster  817 Reichsteilungsplan: Sohn Ludwig wird Mitkaiser  818 Konflikt mit König Rudolf von Italien, seinem Neffen: Blendung und Tod desselben  823 Geburt Karls (des Kahlen) aus 2. Ehe mit Judith  825 Sohn Lothar wird Mitkaiser  826 Sohn Ludwig (der Deutsche) Unterkönig von Bayern  829 Ludwig und Lothar verbünden sich gegen den Vater, der den Sohn Karl unterstützt  830 Entmachtung Ludwigs des Frommen  833 Klosterhaft und öffentliche Buße Ludwigs in Saint-Médard  840 Tod Ludwigs des Frommen  842 Straßburger Eide: Treueversprechen Ludwigs und Karls gegen Lothar  843 Vertrag von Verdun Straßburger Eid:  Wechselseitige Eide Ludwigs des Deutschen und Karls des Kahlen sowie ihrer Heere in den Kämpfen um das Erbe Ludwigs des Frommen gegen Ks. Lothar I. aus den Quatuor libri historiarum Nitharts  So kamen am 14. Februar Ludwig [der Deutsche] und Karl [der Kahle] in der Stadt, die einstmals Argentaria genannt wurde, jetzt aber in der Landessprache Straßburg heißt, zusammen und schworen die Eide, 11 die unten aufgezeichnet sind, Ludwig in der romanischen, Karl in der theodisken Sprache.  Und folgendermaßen haben sie zu dem versammelten Volk vor dem Eid gesprochen, der eine in theodisker, der andere in romanischer Sprache. Ludwig aber, weil er der Ältere war, hub als erster an und begann so in theodisker Sprache: „Bei der Liebe zu Gott und bei der Erlösung des Christenvolkes und unser beider: von diesem Tag an, soweit wie mir Gott Wissen und Vermögen verleiht, so schütze ich diesen meinen Bruder […], wie man mit Recht seinen Bruder (schützen) soll, unter der Bedingung, dass er mich ebenso [schützen] tue. Und (ich) gehe mit Lothar keine Verhandlungen ein, die mit meinem Willen ihm zum Schaden werden.“ Vorlesung vom 08.05) Stabreim, Stabreimvers = Gleicher Anlaut aneinander benachbarter tontragender Silben, namentlich im Vers. Sinn- und hebungstragende Wörter staben miteinander, wenn der Anlaut ihrer Wurzelsilbe, in den germanistischen Sprachen in der Regel die Anfangssilbe, derselbe Konsonant oder ein beliebiger Vokal gleicher Quantität ist. Für den Konsonantismus gilt die Einschränkung, dass die Verbindungen sk, sp und st nur jeweils miteinander staben: dies betrifft in minder strengem Maße auch andere anlautende Konsonantenverbindungen (bl. br, dr, gl, u.a.). Miteinander stabende Vokale sind in der Regel verschieden. Älteste geistliche Dichtung = Wessobrunner Schöpfungshymnus und Gebet (Anfang 9. Jh.) 12 Das Thema Schöpfung wird auch in Stabreimdichtungen in anderen germ. Sprachen behandelt: Beowulf  altenglisches Epos in 3182 Stabreimversen (unikal überliefert), entstanden zwischen ca. 500 und dem frühen 11 Jh.  in indirekter Rede als Gesang eines scop  inhaltlich stark an Gen 1 orientiert AWB = Althochdeutsches Wörterbuch. Älteste Heldendichtung = Das Hildebrand(s)lied (4. Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts)  das Hildebrandslied ist der einzige überlieferte Zeuge eines Heldenlieds aus ahd. Zeit  Einhard bezeugt in der Vita Karoli, dass Karl d. Gr. barbara et antiquissica carmina habe sammeln lassen  chronikalische Zeugnisse und spätere Schriften (der lat. Waltharius, Nibelungenlied, die Dietrich-Epik, das Jüngere Hildebrandslied, die Wolfdietrich- Epik, die Heldenbücher) bezeugen, dass es eine reiche mündliche Tradition gegeben haben muss, von der wir nur wenige Spuren greifen  Otfrid von Weißenburg distanziert sich im lat. Widmungsbrief zu seinem Evangelienbuch ausdrücklich von obscenus cantus laicorum  Texte: Müller: Ahd. Lit., S. 32-37,  Haug/Vollmann: Frühe dt. Lit., S. 266-269, 388-548  Waltharius (10. Jh.): hg. u. übers. v. G. Vogt-Spira, Stuttgart 1994 (RUB 4174 Bibeldichtung: 13  Allein in den erst in Drucken des 16. Jh.ss überlieferten, aber nach übereinstimmender Forschungsmeinung frühmittelalterlichen und auf die altsächsische Bibeldichtung (Heliand und Altsächsische Genesis) zu beziehenden lat. Paratexten, der Praefatio in antiquum librum lingua Saxonica conscriptum und den Versus de poeta et interprete huius codicis, wird – in lat. Sprache – explizit über die Autorschaft des Dichters volkssprachiger Bibelepik reflektiert, doch auch hier bleibt der poeta et interpres anonym.  Flacius fand die beiden lateinischen Paratexte in einer heute verlorenen, wohl aus der Naumburger Dombibliothek stammenden Handschrift, die der nachmalige Meißner Rektor Georg Fabricius ihm vermittelte und die zuvor auch durch Luthers und Melanchthons Hände gegangen war. Sahm vermutet, dass das 2006 entdeckte Leipziger Fragment (Leipzig, UB, St. Thomas 4073), das aus derselben oder einer eng verwandten Hs. stammt wie das in Prag entdeckte Fragment P (Berlin, Bibliothek des Deutschen Historischen Museums, R 56/2537), aus derjenigen Handschrift stammt, der Flacius Praefatio und Versus entnahm, eine Vermutung, die bereits Hannemann mit Blick auf P ausgesprochen hat, bevor L gefunden wurde.  Sie sind allein durch Drucke von Matthias Flacius Illyricus’ Catalogus testium veritatis, und dort ab der zweiten Auflage von 1562 sowie davon abhängige Nachdrucke überliefert  Die Praefatio stellt zunächst nicht den Dichter, sondern den Auftraggeber der ungenannten volkssprachigen Bibeldichtung in den Mittelpunkt, ›den überaus frommen Kaiser Ludwig‹ (Ludouuicus piissimus Augustus, 3,1), dessen Identifizierung mit Ludwig dem Frommen oder Ludwig dem Deutschen trotz intensiver Forschungsdebatte offen ist. 14  Diesen Eifer für die gute Sache zeige Ludwig auch in dem bevorworteten ›bedeutenden Werkchen‹ (in hoc magno opusculo, 3,12 f.). Das Werk sei Teil seiner Bestrebungen, die Kenntnis der heiligen Schriften (diuinorum librorum […] notitiam, 3,14 f.) nicht nur den Lesefähigen und Gebildeten (literati atque eruditi, 3,14) zuteil werden zu lassen, sondern auch ›das ganze Volk‹ (cunctus populus, 3,16), das seiner Regierungsgewalt unterworfen sei und die ›theudiske Volkssprache spreche‹ (Theudisca loquens lingua, 3,16–4,1), mit der Kenntnis der heiligen Schriften (diuinae lectionis […] notionem, 4,1) zu beschenken.  Dazu habe der Kaiser Ludwig einen Mann vom Volk der Sachsen (cuidam viro de gente Saxonum), der bei den Seinen im Ruf eines vornehmen Dichter-Sehers gestanden habe (qui apud suos non ignobilis Vates habebatur), beauftragt, das Alte und Neue Testament in dichterischer Form in die ›germanische‹ Sprache zu übertragen (ut uetus ac nouum Testamentum in Germanicam linguam poetice transferre studeret), so dass sich das Verständnis der göttlichen Gebote nicht nur den Schriftkundigen, sondern auch den Schriftunkundigen erschließe (quatenus non solum literatis, uerum etiam illiteratis sacra diuinorum praeceptorum lectio panderetur).  Der beauftragte vates sei diesem kaiserlichen Auftrag (iussis Imperialibus) um so lieber nachgekommen, als er bereits zuvor ›von oben‹ dazu ermahnt worden sei (quo desuper admonitus est prius). Er habe das ›gleichermaßen schwierige wie beschwerliche Unterfangen‹ (tam difficile tanquam arduum […] opus) weniger im Vertrauen auf das eigene (geringe) Können in Angriff genommen als auf Hilfe »wegen seines Gehorsams« (potius […] confidens de adiutorio obtemperantiae, quam de suae ingenio paruitatis).  Sein Ruhm beruht auf der »Dichtung in der Art traditioneller germanischer Poesie«. Unerfahren dagegen ist der Dichter laut Praefatio in der ars, die Bibel zum Gegenstand volkssprachiger Dichtung zu machen.  Diese neuartige Aufgabe besteht nicht nur »in der routinemäßigen Anwendung einer traditionellen dichterischen Technik der Volkssprache auf das […] Thema der Bibelepik« (Hellgardt), sie implizierte auch den Aspekt einer dreifachen medialen Innovation:  Erstmals im ›theodisken‹ (heute deutschen) Sprachraum wird im Heliand und der Altsächsischen Genesis eine schriftliterarische Vorlage zum Gegenstand einer traditionellen Stabreimdichtung gemacht  zugleich wird in diesen Dichtungen, die nach dem Zeugnis des vatikanischen Fragments (der As. Genesis) sowie der Praefatio in einem engen entstehungsgeschichtlichen Zusammenhang stehen, erstmals eine epische Großform in Stabreimform fassbar, die ebenfalls erstmals mit Blick auf die schriftliche Überlieferung konzipiert ist. 15  Diese Innovation, die eine »gänzliche Um- und Anverwandlung der mentalen Konzeptionen und technischen Produktionsformen erfordert haben« wird, rechtfertigt den Gebrauch des Attributs huius artis penitus ignarus auch für einen Autor, der zuvor als apud suos non ignobilis vates bezeichnet worden war.  Es geht in dem Satz, in dem der as. Bibelepiker als ›in dieser Kunst gänzlich unerfahren‹ bezeichnet wird, darum, die Sacrae legis praecepta in eine cantilena[ ] propriae linguae congrua modulatione umzuformen, ein Unterfangen, das nach Ausweis der Praefatio und nach unserem Wissen keine Vorläufer hatte.  Der Heliand bietet die Umsetzung des gesamten Stoffes der vier Evangelien in die stabreimende Dichtungsform der germanischen Heldenepik.  Auch das Erzählkonzept, die Kontur der Erzählstimme, die sich nur in formelhaften Wendungen wie ik gihorta ðat seggen nennt, entstammt mündlicher Dichtung und gibt dem Heliand das Gepräge eines Heldenepos (vergleichbar dem Beowulf oder dem lat. Waltharius).  Der Heliand-Dichter entwirft, beginnend im Prolog, den Lebensweg Christi als einen Kampf gegen den „Haß der Feinde“ und integriert damit eine Erzählkonzeption germanischer Heldendichtung in die Bibelepik (H. Haferland).  Der Heliand-Dichter fügt narrative Details hinzu, die Vorbilder weder in der biblischen Vorlage noch in den benutzten Bibelkommentaren (für Lukas: Beda Venerabilis) haben. Im Abschnitt zur Geburt Jesu stammt die Tatsache, dass sich Joseph in einer Halle bzw. einem Festsaal (711: gestseli) befindet – bei Matthäus wird Jesus zwar in Bethlehem geboren, aber von einem Stall ist nicht die Rede –, von ihm. Vorlesung zum 15.5) Der Texteingang des Heliand besteht aus einer kurzen eigenständigen Erzählung, die die Entstehung der Evangelien im Anschluss an den Prolog des Lukasevangeliums (1,1–4) rekapituliert. Bemerkenswert ist, wie eigenständig und ausführlich der Heliand-Dichter den Lukas- (und Tatian-)Prolog umschreibt und ausgestaltet. 52 ½ stabreimende Langverse widmet der Anonymus einer 16 Einleitung, die die Entstehung der schriftliterarischen Pluralität von evangelischen Berichten in einer Vorstellungswelt verständlich zu machen sucht, die erkennbar von den Gegenbenheiten einer oralen Kultur ausgeht. Doch während Lukas (und mit ihm der lat. Tatian) davon spricht, dass die Absicht der Vorgänger darauf gerichtet war, eine Erzählung von den Heilstaten, die die Apostel erlebt hätten, zusammenzustellen, gibt der as. Bibelepiker diese Tätigkeit wieder als ›Erzählen des Geheimnisses‹ (3a: reckean that girûni) von Christi Wundertaten. Das Annolied: Preislied auf den Kölner Erzbischof Anno, entstanden nach 1064 (Gründung Siegburgs), wahrscheinlich zwischen 1077 und 1081 oderbald nach 1106 (wegen Angabe, die Könige würden nû in Mainz (statt Aachen) gekrönt. Verknüpft Welt- und Heilsgeschichte mit der Hagiographie (Heiligenvita). Bietet eine Ursprungsgeschichte des Heiligen Römischen Reichs, das in unmittelbarer Kontinuität zum antiken Römischen Reich steht. Caesar unterwirft die vier deutschen Hauptstämme, und erringt erst mit ihrer Hilfe die Weltherrschaft. Das Annolied ist eine wichtige Brücke zum Beginn der mhd. Großepik, die mit der Kaiserchronik beginnt. Es hat 49 Abschnitte unterschiedlicher Länge. VVIr hôrten ie dikke singen Von alten dingen, Wî snelle helide vûhten, Wî si veste burge brêchen, Wî sich liebin vuiniscefte schieden, Wî rîche Kuonige al zegiengen. Nû ist zî[h]t daz wir dencken Wî wir selve suolin enden. Crist der vnser hêro guot Wî manige zeichen her vns vure duot, Alser ûffin Sigeberg havit gedân Durch den diurlîchen man Den heiligen bischof Annen Durch den sînin willen, Dabî wir uns suolin bewarin Wante wir noch suolin varin Von disime ellendin lîbe hin zin êwin Dâ wir îmer suolin sîn. Annolied, Str. 1-3: IN der werilde aneginne, Duo lîht war vnte stimma, Duo diu vrône Godis hant Diu spêhin werch gescûph sô manigvalt, Duo deilti Got sîni werch al in zuei, Disi werlt ist daz eine deil, Diu ander ist geistîn.› Duo gemengite dei wîse Godis list Von den zuein ein werch, daz der mennisch ist, Der beide ist corpus unte geist, Dannin ist her nâ dim engele allermeist. Alle gescaft ist an dem mennischen, Sôiz sagit daz Êvangelium. Wir suolin un zir dritte werilde zelin, Sô wir daz die 17 Crichen hôrin redin. Zden selben êrin ward gescaphin Adam, Havit er sich behaltin. DÛ sich Lucifer dû ze ubile gevieng, Vnt Adam diu Godis Wort ubirgieng, Duo balch sigis Got desti mêr, Daz her andere sîni werch sach rechte gên. Den Mânen vnten sunnen Die gebin ire lîht mit wunnen: Die sterrin bihaltent ire vart, Si geberent vrost vnte hizze sô starc: Daz fuir havit ûfwert sînin zug; Dunnir unte wint irin vlug. Dî wolken dragint den reginguz: Nidir wendint wazzer irin vluz: Mit bluomin zierint sich diu lant: Mit loube dekkit sich der walt: Daz wilt havit den sînin ganc: Scône ist der vuogilsanc. Ein îwelîch ding diu ê noch havit Dî emi Got van êrist virgab, Ne were die zuei gescephte, Dî her gescûph die bezziste: Die virkêrten sich in diu doleheit, Dannin hûbin sich diu leiht. Vorlesung zum 29.5) Beispiele für neue kulturelle und literarische Zentren:  die Residenzen der Landgrafen von Thüringen (Neuenburg, Wartburg)  die Residenzen der Welfenherzöge (Braunschweig)  Residenzen kleinerer Landesherren (z.B. Grafen von Kleve und Loon, Grafen von Wertheim) Beispiele für neue Autoren / Autortypen:  Heinrich von Veldeke  Hartmann von Aue Verbindungen in die frühmittelhochdeutsche Zeit:  Kaiserchronik (als einziger Text des früheren 12. Jh.s, der breit bis ins 15. Jh. überliefert wird)  Der Alexanderroman des Pfaffen Konrad Literatur der höfischen Klassik: unterscheidet sich signifikant von der vorausgehenden durch die Wahl der literarischen Stoffe und Themen, durch die Entwicklung neuer Gattungsmuster und durch den sozialen Stand der Autoren / Auftraggeber / Publikums / Überlieferungsformen. Es war eine elitäre Weltliche Literatur in der Volkssprache für die soziale Elite am Hof. Es sollte die höfische Lebensformen und Lebensideale zur Anschauung bringen, ebenso ihren zentralen Gattungen (Lyrik und höfischem Epos/Roman) zur Diskussion stellen. 18 Periodisierung der ‚höfische Klassik‘: entstand entweder 1220/30 oder 1300/20. Veldekes Lied 7 in der Edition Minnesangs Frühling (38. Aufl. hg. v. H. Moser, H. Tervooren), parallel normalisiertes Mhd. und ‚maasländischlimburgisch‘ nach Frings/Schieb 1956: Hartmanns von Aue Selbstvorstellungen: Hartmanns Unmutslied: 19 Hartmanns Klage: Inhalt, Struktur und Gehalt des Iwein? 20 Höfische Literatur und Kultur II: Neue Diskurse  Ein neuer ästhetischer Standard: die Metrik der höfischen Blütezeit  Neu ist nicht, worüber gesprochen wird, sondern wie gesprochen Wird.  Verssprache und Endreimdichtung gibt es in deutscher Sprache Seit Otfrid von Weißenburg (s. Einheit 4), aber die (ästhetischen) Standards ändern sich:  unreine Reime und unregelmäßige Betonungen werden Weitgehend vermieden.  der Gleichklang der regelmäßigen Alternation (Abfolge von Betonten und unbetonten Silben) und der ästhetische (akustische Oder optisch- 21 kognitive) Reiz von Strophen- und Reimformen Erhöhen auch für spätere Rezipierende das Lesevergnügen. der Terminus ‚Blütezeit‘ ist hier ästhetisch wertend gemeint und Wohl auch angebracht, wobei die Reim- und Strophenkunst der Spätmittelalterlichen Lyrik sich vor den Werken der ‚höfischen Klassik‘ nicht zu verstecken braucht. Fragen aus dem Tutorium Katalog (Beispiel Fragen) 1. Innerhalb welchen geographischen Raumes lassen sich die indogermanischen Sprachfamilien verorten?  Zwischen Indien, als äußere Grenze im Osten, und Island, als äußere im Westen (im germanischen Raum). 2. Aus welcher indogermanischen Sprachfamilie stammen die deutschen Mundarten?  aus dem Germanischen 3. Welche Sprachen aus dem europäischen Raum gehören nicht der indogermanischen Sprachfamilie an?  Baskisch, Finnisch, Ungarisch, Türkisch 4. Welche Sprachgrenze trennt die niederdeutschen von den hochdeutschen Mundarten?  Die Benrather Linie 5. Was differenziert auf grammatikalischer Ebene die Indogermanischen von den nicht - indogermanischen?  Indogermanische Sprachen sind flektierende Sprachen, d.h. dass sie sich bei diesen durch Veränderung der Wortwurzel, bzw. durch Hinzufügung von Partikeln, Artikeln oder Pronomen die Grammatik und somit die Bedeutung und Funktion des Wortes verändert.  Nicht- Indogermanische Sprache, wie beispielsweise das Türkische, sind dagegen agglutinierende Sprachen, d.h. dass die Veränderung der 22 Grammatik und somit der Bedeutung von Wörtern durch das Anhängen von Silben geschieht. 6. Was bezeichnet das Wort „Deutsch“ ursprünglich?  Das Wort ist ein Sammelbegriff für verschiedene Mundarten des Volkes (lingua theodisca), die gegenüber dem Lateinischen, der lingua latina, gesprochen werden. 7. Wann beginnt die deutschsprachige Schriftlichkeit?  Mitte bzw. Ende des 8. Jh. 8. Was ist der Gegenstand der ÄDL?  Gegenstand der ÄDL sind hauptsächlich Text- Artefakte, d.h. schriftlich fixierte Texte. 9. Wodurch werden insbesondere poetische Texte begleitet?  Musik 10. Wie gelangt die Literatur des Mittelalters grundsätzlich zum Publikum?  Literatur wird im Mittelalter mündlich vorgetragen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass der Verfasser nicht eine Version seines Textes niedergeschrieben hat. 11. Welche drei Medialitäten lassen sich im Laufe des Mittelalters festhalten?  Mündlichkeit, (Hand-)Schriftlichkeit (ab Mitte/Ende 8. Jh.), Druckschriftlichkeit (ab 15. Jahrhundert). 12. Wer hat den Prozess der deutschsprachigen Schriftlichkeit besonders unterstützt?  Karl der Große hat mit seinem Reformprogramm erheblich zu dem Prozess der Verschriftlichung beigetragen. Die admonitio generalis aus dem Jahre 789 bildet den Grundstein für diesen Prozess, der in der Forschung auch unter dem Begriff der karolingischen Renaissance gefasst wird. 13. Wie wird das mittelalterliche Buch auch genannt?  Codex 14. Wo werden Handschriften vom 8. bis zum 10. Jahrhundert produziert?  Im Kloster 15. Wie werden die Blätter eines Codex auch bezeichnet? 23  Das Blatt wird auch als folium bezeichnet. Die Blätter bilden die Ordnungseinheit im Codex (wie bei uns die Seite). Ein Blatt hat jeweils eine Vorderseite (recto) und eine Rückseite (verso) und wird dementsprechend auch zitiert: Bsp.: fol. 2 r. 16. Was wird zur Kennzeichnung von Abschnitten im Codex verwendet?  Abschnitte werden meist durch Hervorhebung des Anfangsbuchstabens markiert. - können entweder Initialen oder Majuskeln (wenn letztere in roter oder blauer Tinte gezeichnet sind, auch als Lombarden bezeichnet) sein. 17. Welcher Schrifttyp findet nach der karolingischen Minuskel (8-10./11. Jh.) Verwendung?  Die Gotische Buchschrift (Textura) (2. Hälfte 11. bis 14. Jahrhundert) 18. Was ist der erste Schritt der Editionswissenschaften, um eine Handschrift zu erschließen?  Die Transkription 19. Was ist kennzeichnend für die deutschen Übersetzungen aus dem Lateinischen in der althochdeutschen Zeit?  Die Interlinear-Übersetzungen, bzw. die Wort-für-Wort-Übersetzungen Bsp.: Vater Unser. 20. Welche Reimtechnik wird aus dem Lateinischen übernommen?  Der Endreim 21. Welcher althochdeutsche Text fungiert als Beispiel für einen deutschen Text in lateinisch-christlicher Tradition?  Die Evangelienharmonie von Otfried von Weißenburg 22. Welche Reimtechnik ist für die Texte in germanischer Tradition kennzeichnend?  Die Stabreimtechnik 23. Welche althochdeutschen Texttypen stehen in germanischer Tradition?  Zaubersprüche (beispielsweise die Merseburger Zaubersprüche) und Heldenlieder und – Epen (beispielsweise das Hildebrands Lied und später um 1200 das Nibelungenlied). 24. Welche Schwierigkeit begegnet uns in den Merseburgern Zaubersprüchen? 24  Bei dem Versuch die Merseburger Zaubersprüche, insbesondere den ersten, zu übersetzen, trifft man auf sogenannte hapax legomena, d.h. auf Wörter, die uns allein in einem Textzeugnis begegnen, sodass wir unzureichendes Wissen und Vergleichsmaterial besitzen, um das Wort übersetzen zu können, bzw. die Übersetzung zu sichern. 25. Welche Thematik dominiert bis zum 12. Jahrhundert in der deutschsprachigen Literatur?  Insbesondere religiöse Themen (vgl. hierzu die Sammelhandschriften). 26. Wie lautet eine der prominentesten Sammelhandschriften des 12. Jahrhunderts?  Die Vorauer Sammelhandschrift 27. Wer sind die Hauptvertreter der zwei großen Minnesangs- Konzepte?  Reinmar der Alte (hohe Minne) und Walter von der Vogelweide (ebene Minne) 28. Was versteht man unter höfischer Literatur?  Sie findet in zweierlei Hinsicht am Hofe statt: Das Publikum ist höfisch, d.h. es wird beispielsweise am Hofe eines Fürsten oder Herzogs vorgetragen, und das Personal in der Literatur ist ebenso höfisch. Dieses Personal ist im höfischen Raum und Leben eingebettet und handelt nach dessen Werten. 29. Welche Tendenz zeichnet sich in der Vorauer Handschrift ab?  Wie an dem Alexanderlied und an der Kaiserchronik in der Vorauer Handschrift deutlich wird, werden allmählich profanere Themen in die vorwiegend noch religiösen Kontexte der Literatur eingebunden. 30. Was versteht man unter Spielmannsepik?  Zu der Spielmannsepik zählen insbesondere fünf Texte: „König Rother“, „Herzog Ernst“, „St. Oswald“, „Orendel“ und „Salman und Morolf“. Da Kreuzzugsgeschehe findet hier literarische Verarbeitung. Religiöse Kontexte aber auch heimische literarische Traditionen und das „Entlehnen“ von realhistorischem (oder biblischem) Personal zeichnen die Spielmannsepik, dessen Datierung in der Forschung umstritten ist aus. (Frühdatierung: 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) 31. Welcher Mythos wird im Parzival angesprochen?  Der Gralsmythos 25 32. Welches sind die ersten deutschsprachigen Artusromane?  Die ersten deutschsprachigen Artusromane sind der Iwein und der Erec von Hartmann von Aue (ca. 1190). 33. Welche Hauptquelle nutzt Wolfram von Eschenbach für seinen Parzival?  Wolframs Vorlage ist der Perceval von Chrétien de Troyes, der seinen Stoff (die sog. matière de bretagne) aus dem Artusstoff aus Großbritannien bezieht. 34. Wer verfasst die ersten Erzählungen rund um Artus?  Geoffrey of Monmouth in seiner Historia regum Britanniae. 35. Welche Tugend wird im Iwein besonders angesprochen und wird ihm zum Verhängnis?  Iweins verfälschtes êre-Verständnis führt dazu, dass er ebenso ein falsches Verständnis der aventiure entwickelt. 36. Durch wen erhält Parzival die Einsicht der eigenen Schuld?  Durch seinen Onkel Trevrizient. 37. Welches Weltbild ist im Mittelalter präsent?  Das geozentrische Weltbild (die Erde ist das Zentrum von allem). 38. Was wurde an den Universitäten gelehrt?  Die sieben freien Künste (septem artes liberales) wurden ursprünglich so bezeichnet, weil sie eines „freien Mannes“ würdig waren. Das Studium der sieben freien Künste war die Voraussetzung für das Studium der Philosophie und Theologie. Die sieben Freien Künste gliedern sich in zwei Abteilungen: dem Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik = die redenden Künste) und dem Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik = die rechnenden Künste). 39. Welches Werk ist ein prominentes Beispiel für die deutschsprachige Fachliteratur?  Das Buch der Natur von Konrad von Megenberg (um 1348/50). 40. Welche Lehre ist im Mittelalter von großer Bedeutung?  Die Humorallehre. Nach ihr setzt sich die ganze Welt und auch der Mensch aus den vier Grundqualitäten Erde, Wasser, Feuer und Luft zusammen. Diesen Qualitäten werden Grundeigenschaften zugeordnet; das Feuer ist warm und trocken, das Wasser feucht und kalt, die Erde kalt und trocken und die Luft feucht und warm. Im Laufe der Zeit wird dieses 26 Vierersystem immer weiter ausgebaut, und schließlich werden auch Körpersäfte (Blut, Schleim, Galle) und „Temperamente“ in das Schema integriert, sodass etwa das Blut der Luft und den Qualitäten feucht/warm zugewiesen wird und diese Konstellation das Temperament des „Sanguinikers“ begünstigt. Der Mensch ist dann gesund, wenn er alle vier Qualitäten/Säfte in ausgewogener Weise in sich vereint und dann ein im Sinn des Wortes ausgeglichenes Temperament hat. 41.Wer sind die hohen maister?  Autoritäten, auf die sich die Verfasser von Fachliteratur berufen. Zu ihnen zählen Aristoteles, Plinius, Solinus, Ambrosius, Basilius, Isidor von Sevilla, Augustinus, Jakob von Vitry, der Physilogus oder Adelinus. (Als vor allem antike Philosophen und Kirchenväter, neben einigen wenigen anonymen Werken) 42. Was versteht man unter der translatio studiorum?  Der Transfer der Lehre, bzw. der antiken Texte, die über den arabischen Raum zunächst nach Al-Andalus und schließlich in das westliche Europa gelangten. Tests Fragen zur Dialektgeographie Welche lebenden Sprachen gehören nicht zur indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie?  das Türkische  das Arabische  das Finnische Wie nennt man den Dialekt im Markgräflerland, im äußersten Südwesten Deutschlands (zwischen Freiburg und Basel, der Heimat Christian Streichs)?  Alemannisch Warum ist der Vereinsname 'Alemannia Aachen' aus germanistischer Sicht fragwürdig?  Weil Aachen weit entfernt vom alemannischen Sprachgebiet liegt. Fragen zum Beginn des Deutschen Wie wird die älteste belegte Sprachstufe des Niederdeutschen genannt?  Altsächsisch 27  altniederdeutsch Wie nennen wir die älteste belegte Sprachstufe des Hochdeutschen?  Althochdeutsch Welches Sprachwandelphänomen trennt das Hochdeutsche von allen anderen germanischen Sprachen?  Die 2. Lautverschiebung Aus welcher Zeit sind die ältesten Text in althochdeutscher Sprache erhalten?  Aus dem 8. Jahrhundert (Karolingerzeit) Fragen zur althochdeutschen Dichtung Wovon handelt die althochdeutsche Stabreimdichtung 'Muspilli'?  vom Weltende und vom Endgericht Was ist ein Stabreim?  Gleicher Anlaut einander benachbarter tontragender Silben, namentlich im Vers Welche folgenden frühmittelalterliche Dichtung ist KEINE Stabreimdichtung?  Otfrids von Weißenburg Evangelienbuch 28

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