Summary

This handout provides an overview of media functions and roles in relation to politics. It discusses information, criticism, and opinion-forming functions of media, also outlining the concept of different forms of communication and media.

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Handout Medien 1. Aufgaben und Funktionen der Medien (S. 134, M1+ M2) a) Aufgaben, definiert im Urteil des Bundesverfassungsgerichts 1966: Freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist Wesenselement des freiheitlichen Staates Bürger muss um...

Handout Medien 1. Aufgaben und Funktionen der Medien (S. 134, M1+ M2) a) Aufgaben, definiert im Urteil des Bundesverfassungsgerichts 1966: Freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist Wesenselement des freiheitlichen Staates Bürger muss umfassend informiert sein Bürger muss andere Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können Aufgabe der Presse: Diskussion im Gang halten, Informationen beschaffen, Stellungnahmen und orientierend wirken b) Informationsfunktion Bürger müssen demokratische Kommunikations- und Entscheidungsprinzipien grundsätzlich verstehen Bürger muss Probleme und Konflikte (ansatzweise) überblicken Bürger muss relevante politische Akteure, ihre Lösungsvorschläge und Argumente kennen Bürger muss über die Meinungsverteilung in der Bevölkerung orientiert sein (Wahlumfragen / Stimmungsbarometer, usw. c) Kritik- und Kontrollfunktion Bürger kann nicht das tatsächliche Verhalten sowie die Legitimität der Interessen und Stichhaltigkeit der Argumente der politischen Akteure beurteilen Aufgabe des Journalismus, das Verhalten und die Kommunikation von Regierenden, Parteien, Verbänden, Wirtschaftsunternehmen und anderen [allen Partizipierenden] zu kontrollieren und ggf. zu kritisieren Kontrolle erfordert journalistische Ressourcen Machtposition des Journalismus („vierte Gewalt“ notwendig → öffentlicher Druck d) Urteils- und Meinungsbildungsfunktion Nicht nur Informationen, sondern auch Berichtserstattung über Meinungsklima in der Bevölkerung Meinungsumfragen, vor allem in Wahlkampfphasen Meinungsklima ist für Bürger relevant, da es Einfluss auf die eigene Meinungsbildung hat Nachrichten und Fakten SOWIE Interwies und Kommentare tragen zur Meinungsbildung teil Journalisten oder Gastkommentatoren ordnen Fakten ein und interpretieren: meinungsbetonte Darstellungstexte dienen dem Publikum als Interpretationshilfen und Meinungsvorlagen e) Artikulationsfunktion Das deutsche Grundgesetz garantiert in Art. 5 die Freiheit, sich eine Meinung zu bilden UND diese zu artikulieren – in persönlichen Gesprächen und öffentlich Freie Meinungsäußerung Grundrecht in der Demokratie, mit freien und gleicher Wahl unverzichtbares Fundament politischer Entscheidungen Probleme müssen auf breiter Ebene in allen Aspekten von möglichst vielen Akteuren und Bürger diskutiert und artikuliert werden, bevor entschieden wird Neben der indirekten Artikulation von Bürgermeinungen unter journalistischer Kontrolle (Originaltöne in Reportagen, Leserbriefe) sind auf Nachrichten-Websites und in den sozialen Medien neue, leistungsfähige Kanäle getreten: direkte und ungefilterte Wortmeldungen 2. Wer kommuniziert politisch? (S. 141, M5) Nachrichten sind öffentlich verfügbare Informationen [kostenfrei oder kostenpflichtig] mit dem Anspruch auf Wahrheit, Aktualität und politischer Relevanz Nachrichten sind journalistisch aufbereitet und veröffentlicht Journalistische Strukturen (z.B. Ehrenkodex) und Routinen, ökonomische Zwänge, öffentlicher Auftrag sowie kritischer Beobachter sichern die journalistische Qualität der meisten deutschen Nachrichtenmedien Neben Wahrheit, Aktualität und Relevanz sind Unabhängigkeit, Ausgewogenheit, Vielfalt, Verständlichkeit und Unterhaltsamkeit die wesentlichen Kriterien Zudem ist das Kriterium der Ordnung wesentlich: journalistische Nachrichten liefern dem Publikum einen wohlgeordneten Überblick über aktuelles Geschehen und ordnet Ereignisse und Themen in einen Gesamtzusammenhang ein Medien, die das Qualitätskriterium der Ausgewogenheit ablehnen, heißen „alternative Medien“ o Parteiische und „alternative Medien“ haben durchaus ihre Berechtigung, fallen jedoch NICHT unter das Konzept Journalismus als neutrales Vermittlungssystem Veröffentlichung der eigenen Meinung: Publizist o Alternative Medien sind Teil der Publizistik o Immer wenn Akteure journalistische Arbeitstechniken und Darstellungsformen einsetzen, um ihre eigenen Interessen zu vertreten: kein Journalismus o Beispiel: PR-Journalismus als Teil der Publizistik (DB mobil, Apothekenumschau, ADAC-Motorwelt, usw.) Aussagen politisch aktiver Bürger: Begriff der öffentlichen Bürgerkommunikation o Aussagen von Urhebern, die diese selbstständig in ihrer Rolle als Bürger und nicht als Repräsentant einer Organisation artikulieren → in der Regel online (soziale Medien) 3. Tendenzen der medialen Politikvermittlung (S. 142, M6) Es fallen Defizite und Probleme ins Auge, wenn man betrachtet, wie Medien die ihnen zugeordneten Funktionen ausfüllen: 1) Trend zur Vereinfachung, Personalisierung und Emotionalisierung Spannung, Verkürzung, Simplifizierung beeinträchtigen Journalismus Vor allem im Fernsehen und in der Boulevardpresse Folge: Erzeugung oberflächlicher Anteilnahme und unbegründetem Kompetenzbewusstsein beim Publikum sowie dementsprechendes Öffentlichkeitsverhalten bei Politikern erzeugt Politiker entwickeln „symbiotische Kommunikationsgemeinschaft“ mit Journalisten, produzieren bloße Medienereignisse und bedienen sich einer plakativ-symbolischen Sprache 2) Journalistische Auswahl nach dem Nachrichtenwert Nachrichten werden entsprechend dem gehobenen Status eines Akteurs, der Konflikthaftigkeit, der Relevanz des Themas für viele Menschen, der Identifikation (räumliche Nähe und Emotionalität), Dramatik und Affinität (Ähnlichkeit / Anziehung) ausgewählt Ergebnis: Dem atypischen Vorgang wird Vorrang vor dem Normalen, der Neuigkeit vor der Wiederholung, der affektiv ansprechenden Katastrophe bzw. dem Skandal vor ordentlichen Verhältnissen eingeräumt Notwendigkeit, Aufmerksamkeit zu erzielen sorgt bei dieser Nachrichtenauswahl für die Entstehung eines verzerrten Bildes beim Publikum 3) Medien bestimmen die Themen der Politik und Diskussion (siehe auch Agenda-Setting) In Zeiten von Wahlen ist zu beobachten, dass die Berichterstattung sich stark auf Politikkonstellationen und Personen fokussiert und weniger auf Sachthemen Medialisierung beschreibt in diesem Zusammenhang, die Annahme, dass sich Bereiche der Gesellschaft wie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zunehmend der Logik der Medien anpassen. Sie orientieren sich an den Rollenvorgaben in den Medien und gebrauchen Stilmittel wie Skandalisierung, Personalisierung und Emotionalisierung und passen sich entsprechend der medialen Formate und Zeitvorgaben der Medien an. Welche Risiken besitzen die Tendenzen der medialen Politikvermittlung? Starke Vereinfachung fördert ein unrealistisches Politikbild, das der Komplexität politischer Probleme und Prozesse nicht gerecht wird. Hierzu ist auch die Personalisierung (Fokus z.B. auf Bundeskanzlerin und wenige Minister) zu zählen, die die Einflussmöglichkeiten einzelner Amtsinhaber sowohl hinsichtlich der Verfassungsnorm als auch der Verfassungsrealität überschätzt. Hieraus können sich auch politik- bzw. parteienverdrossene Haltungen entwickeln, da die (medial evozierte) Erwartung schneller Problemlösungen angesichts der Komplexität der Probleme und Prozesse allzu häufig enttäuscht werden muss. Welche Chancen besitzen die Tendenzen der medialen Politikvermittlung? Eine emotionalisierende und personalisierende Berichterstattung erreicht auch Bürger*innen mit geringerem politischem Interesse und/oder politischer Vorbildung und kann somit als Voraussetzung für eine breite Partizipation angesehen werden. 4. Wer beherrscht wen? Theorien zum Verhältnis von Medien und Politik (S. 143 M7+M8) a) Der Dependenzansatz Die Politik ist in die Abhängigkeit der Massemedien geraten Anhänger des Ansatzes: vorwiegend Politiker – Selbstverständnis: Primat (Vorrang) der Politik Autonomie und Funktionssicherung politischer Institutionen wesentlich, Massenmedien haben dienende Rolle gegenüber dem Parlament, der Regierung und staatlicher Verwaltung Nach dem Ansatz hat sich dieses Verhältnis umgekehrt: Politische Institutionen sind von den Massenmedien abhängig geworden, Medien haben sich zu einer eigenen Institution entwickelt und vertreten eigene Interessen Wandel mit Blick auf historische Perspektive: o Absolutismus: Geheimhaltung im System, autarkes politisches System gegenüber der Presse o Im Laufe des 19. Jahrhunderts: Prinzip Öffentlichkeit gewann an Bedeutung. Jedoch hatten Regierung, Parlament und die Parteien eigene Zugänge zum Volk (z.B. vor Ort Veranstaltungen) und behandelten die Presse als Übermittlungsorgan o Mitte des 20. Jahrhunderts: politische Institutionen sind abhängiger von den Vermittlungsleistungen der Massenmedien geworden. Grenzverschiebungen fanden statt zugunsten der Massenmedien und zum Nachteil des Systems politischer Herrschaft b) Der Instrumentalisierungsansatz Abhängigkeit der Medien von der Politik Anhänger des Ansatzes: zunehmender Autonomieverlust der Massenmedien als Resultat von Instrumentalisierungsstrategien durch Regierung, Verwaltung, Parlament und Parteien Leistungsdefizite der Politik sollen durch Kontrolle der Massenmedien kompensiert werden Kommunikationsmanagement und politische Public Relations (professionelle Politikberater, Öffentlichkeitsberater) → Medien bekommen nur ausgewählte Informationen aus offiziellen Quellen Die geschilderte Sichtweise und Argumente werden übernommen: „Indexing“. Immer mehr ähnliche und richtungsähnliche Beiträge entstehen Vertreter des Ansatzes fordern eine Autonomie der Massenmedien und einen kritischen sowie kontrollierenden Umgang mit Regierung, Parteien, Parlament, usw., der den Bürger artikuliert wird Umfassende Information als Voraussetzung für die rationale politische Meinungs- und Willensbildung der Bürger c) Der Interdependezansatz Sowohl Dependenz- als auch Instrumentalisierungsansatz sind idealtypische vereinfacht Für beide Ansätze existieren empirische Belege Vertreter dieses Ansatzes: wechselseitige Abhängigkeiten liegen vor Die Politik liefert Medien Rohmaterial für die Berichterstattung (Entscheidungen), das teils bereits durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit journalistisch aufbereitet ist Medien verhalten den Politikern zu Publizität und tragen dazu bei, dass politische Entscheidungen den Bürgern bekannt gemacht und von ihnen akzeptiert werden 5. Welche Nachrichten werden berichtet? Der Agenda-Setting-Ansatz (S. 144 Info) Agenda-Setting verweist auf die Rolle der Medien bei der Festlegung der gesellschaftlichen Tagesordnung, d.h. der Themen, mit denen sich die Gesellschaft auseinandersetzt Auch als „Thematisierungsfunktion“ bezeichnet – zentrale Leistungen der Medien für die öffentliche Kommunikation Konzept wurde Anfang der 1970er Jahre entwickelt. Es gilt die Annahme, dass Medien nicht so sehr beeinflussen, was die Menschen denken, sondern vielmehr worüber die Menschen nachdenken. Drei wesentliche Tagesordnungen werden heute unterschieden 1) Medienagenda: Rangordnung der Themen in der Berichterstattung, als Häufigkeit und Umfang, mit denen verschiedene Themen behandelt werden 2) Die Politische Agenda spiegelt wider, welche Themen in der politischen Diskussion zwischen Regierung und Opposition und zwischen den politischen Parteien im Vordergrund stehen 3) Die Publikumsagenda gibt an, welche Themen die Bevölkerung für mehr oder weniger wichtig hält Annahme: Diese drei Agenden beeinflussen sich gegenseitig: o Agenda der Politik orientiert sich daran, was die Bevölkerung für wichtig hält und was in den Medien besonderes Gewicht bekommt Zudem wesentlich: Intermedia Agenda-Setting: Einfluss der Medien untereinander. Bestimmte Medien agieren als „Leitmedien“, indem sie Themen setzen, die dann von anderen Medien aufgegriffen werden. Beispiele: Nachrichtenmagazin Der Spiegel, aber auch die Bild zählt zu den Medien, die von anderen Medien zitiert wird 6. Die Produktionsbedingungen im Mediensektor (Kostendruck und Qualitätsanspruch) (S. 150, M4) Medienproduzenten haben hohe Fixkosten (Redaktionen) und vergleichsweise geringe variable Kosten (Vertriebskosten, die bei online-Medien gegen null tendieren) „Die Produktionskosten steigen mit der Qualität, nicht mit der Quantität“, also den produzierten Einheiten (Skaleneffekte), da das erste Medienprodukt die teuerste Investition (Recherche etc.) darstellt, seine Reproduktion und Distribution jedoch kaum Kosten verursacht o Kostensenkung kaum möglich, da diese Verzicht auf Journalisten / Recherche oder Themen bedeuten würde (anders als in Unternehmen, wo Fixkosten gesenkt werden können) Dies stellt für Medienunternehmen vor allem unter Bedingungen des Internets eine Herausforderung dar, da hier Einnahmen überwiegend nur aus Werbung generiert werden können, deren Höhe auf Grundlage der „Klickrate“ ermittelt wird → man muss am schnellsten sein und den höchsten Nachrichtenwert besitzen 7. Wesentliche Begriffe – Differenzierung (S. 152, M5) „Lügenpresse“: historisch diskreditiert, transportiert Aggressivität gegen Journalisten. Begriff darüber hinaus sachlich falsch – es geht beim Gebrauch des Wortes weniger um Lügen als um einseitige Berichterstattung „Gleichschaltung“: Begriff steht für das Totalitäre, impliziert Lenkung und Vorzensur durch den Staat „Mainstream-Medien“: Begriff eignet sich am ehesten, um sich einem Mechanismus anzunähern, der in einer grundsätzlich pluralistischen und demokratischen Gesellschaft zu einer hohen Konformität der Medien führen kann o Kritik: (Leit)Medien senden immer das Gleiche o Leitmedien können als Art „Kern“ des deutschen Mediensystems verstanden werden – dies bedeutet jedoch nicht, dass überall dasselbe gesagt wird o Es gibt vielmehr einen „Medien-Mainstream“ – mehr oder weniger weitgehender medialer Konsens in bestimmten Fragen, oder Anzahl von Themen und Meinungen, die in einem bestimmten Zeitraum in der Medienlandschaft dominieren und damit eine „Hauptströmung“ bilden o „Medialer Mainstream“: wertfreies Phänomen, dass zu einem Zeitpunkt die Mehrzahl der Leitmedien ein bestimmtes Thema behandelt oder bestimmte Meinung vertritt ▪ Große Übereinstimmung in der Themen-Agenda - Fachbegriff: hohe Fokussierung ▪ Großer Gleichklang in den Meinungen: hohe Konsonanz Quelle des Mainstreams o Journalisten wählen aus der Fülle der Ereignisse nach professionellen, standardisierten Kriterien aus, über welche Themen berichtet wird (Prominenz, Aktualität, Konflikt, Nähe, Folgenschwere, usw.) o Aufmerksamkeitsstrukturen in den Redaktionen sind ähnlich, aufgrund der Ausbildung schreiben viele Journalisten denselben Ereignissen ähnliche Eigenschaften zu ▪ Journalisten beobachten sich zudem gegenseitig ▪ Rezipieren von anderen Medien, um auf Themenideen zu kommen und die eigene Position abzugleichen sowie Anschlussfähigkeit der Nachricht beim Publikum sicherzustellen o Redaktionen sind zudem abhängig von ähnlichen / denselben Quellen ▪ Nachrichtenagenturen (dpa, Reuters, usw.) ▪ Ministerien, Behörden, Institutionen, usw. ▪ Fehlt ausreichend Personal und die Ressourcen für Recherchen, wird sich bevorzugt bei diesen Quellen bedient o Demografische Besonderheiten der Journalisten als weitere Rolle ▪ Beruf ist mittlerweile durchakademisiert, kein Spiegelbild der (beruflichen) Gesellschaft (nur 14% haben einen Hochschulabschluss) ▪ Journalisten zählen daher zur Bildungselite ▪ Herkunft der Journalisten: überwiegend abgesicherter Angestellten- oder Beamtenhaushalt ▪ Gut situiertes Milieu liberal-intellektuell deutlich überrepräsentiert ▪ Konservativ-kleinbürgerliche Werte und prekäre Lebenslagen eher unterrepräsentiert o Folgen für Berichterstattung über Multikulturelles, Toleranz, Weltoffenheit, Minderheitenschutz, Gleichstellung, Antidiskriminierung und Gendern 8. Hintergründe der (besonders in Online-Medien zu beobachtenden) Tendenz gleichermaßen ähnlicher Themenauswahl und zugespitzter, häufig personalisierter Darstellung (Zusammenfassung 6+7) Online-Medien erscheinen nicht zu festen Terminen, sondern werden im Minutentakt aktualisiert. Die Leser erwarten diese Aktualität und werden nur dann regelmäßig das Angebot nutzen, wenn das Aktualitätsversprechen eingehalten wird. Die Nutzung der Websites durch die Leser ist aber unverzichtbar, denn Klickquoten sind (vergleichbar Fernsehquoten) das Maß aller Dinge; sie zeigen an, wie viele Internet-User einen Artikel angeklickt haben und sind die Grundlage für die zur Finanzierung des Angebotes unverzichtbaren Werbeeinnahmen. Die Redakteure arbeiten stets mit Blick auf die einschlägigen Konkurrenten, weshalb sich Themenauswahl und -ausrichtung oft stark ähneln. Grund hierfür sind in erster Linie die knappen Ressourcen in den Redaktionen, die zum Teil Storys anderer Medien übernehmen, da für eigene Recherchen keine Zeit/keine Mittel zur Verfügung stehen. Hierbei ist zu beachten, dass Medienunternehmen hohe Fixkosten (Büros, Redaktionen, technische Ausstattung), jedoch nur geringe variable Kosten haben (Skaleneffekte). Betriebswirtschaftlich notwendige Kosteneinsparungen lassen sich also nur mit einer Verkleinerung oder Zusammenlegung der Redaktionen erzielen, die nahezu zwangsläufig mit Qualitätseinbußen einhergehen. Diese Kostenstruktur wird im Online-Journalismus durch die Tatsache verstärkt, dass Leser*innen kostenlose online-Angebote erwarten (vgl. Aufgabe 1). Im Extremfall führt dies zur reinen Übernahme bereits veröffentlichter Darstellungen (copy and paste); die „Originalitätsrate“ liegt bei Online- Artikeln nach einer Studie für den französischen Medienmarkt bei nur 38 Prozent. Hierfür ist auch die Nutzung ähnlicher Quellen (Nachrichtenagenturen, Pressemitteilungen) ursächlich. Um die Aufmerksamkeit der Leserschaft (Klickquote) aufrechtzuerhalten, muss der Aufmacher mehrmals täglich aktualisiert werden; ebenso werden Aussagen zugespitzt, um die Aufmerksamkeit für bereits bekannte Nachrichten zu erreichen. Die wichtigsten Quotentreiber sind Skandale, Prominachrichten und dazugehörige Fotostrecken; politische Analysen und Hintergrundberichte passen kaum zu den Lesegewohnheiten der Internet-User. 9. Gibt es eine demokratiegefährdende Konzentration im Mediensektor? (S. 154 M7-M9) Die Bertelsmanns SE & Co. KGaA ist vermittels Tochterunternehmen in allen wichtigen Medien - TV, Online, Radio, Print und Musik - aktiv. Zu den Tochterunternehmen und Unternehmensbeteiligungen gehören namhafte Fernseh- und Radiosender wie RTL (Marktanteil im deutschen Meinungsmarkt von gut 20%, vgl. M 7) und korrespondierende Online-Angebote, die Filmproduktions-gesellschaft UFA sowie zahlreiche weit verbreitete Zeitungen und Zeitschriften und mit Random House ein wichtiger und expandierender Buchverlag. Horizontale Konzentration o Fokussiert sich auf einen klar abgegrenzten Markt, Wertschöpfungsstufe für eine Mediengattung in einer abgegrenzten geographischen Region (z.B. Zeitungsredaktionen einer Stadt) o Horizontale Konzentration liegt vor, wenn es in einem Markt nur wenige oder im Extremfall nur einen Anbieter gibt o 2013: 329 Tageszeitungen, in der Mehrzahl der Gemeinden jeweils nur eine Redaktion und eine Zeitung → „Einzeitungskreise“ o Fraglich, ob alle Positionen abgebildet werden. Minderheitenpositionen werden nur abgebildet, wenn sie einen Grenznutzen (Aufwand geringer als die Einnahmen, die generiert werden) o Mit Blick auf das ganze Land liegt eine hohe horizontale Konzentration vor: vier Verlagsgruppen in Deutschland hatten 2012 einen Anteil von 39,2% am gesamten nationalen Tageszeitungsmarkt; Axel Springer bedient 78,6% des Marktes für Boulevardzeitungen Vertikale Konzentration o Beschreibt den Prozess, bei dem ein Unternehmen durch Zukäufe oder Fusionen mehrere Stufen der Wertschöpfungskette vereint o Beispiel: TV-Sender übernimmt Produktionsfirma als Zulieferer, Filmdistributionsfirma kauft Kinokette, Zeitschrift kauft Druckerei o Anzahl der Marktteilnehmer und deren Marktanteile ändert sich nicht o Mit Blick auf das Ganze reduziert sich jedoch die Zahl der Akteure, das Wettbewerbsfeld wird zudem intransparenter. Preisbildung geschieht nicht mehr am Markt, sondern z.T. innerhalb des Unternehmens ▪ Marktverzerrungen werden wahrscheinlicher – Schwesterunternehmen erhalten bessere Konditionen o Durch vertikale Konzentration erhält das Unternehmen einen Zuwachs an Verhandlungsmacht, da es nicht mehr zwingend auf Dienstleistungen Dritter angewiesen ist o Quersubventionen werden möglich (Zeitschrift finanziert Druckerei), dies verbessert die Situation der Druckerei gegenüber anderen Druckereien Diagonale Konzentration o Zusammenschluss von Unternehmen, die nicht im selben Markt aktiv sind o Z.B. Anbieter unterschiedlicher Medienteilmärkte (Zeitungsverlag kauft Filmfirma) oder branchenfremder Unternehmen (Autohändler kauft Zeitung) o Probleme ergeben sich vor allem durch die Ungleichbehandlung in der Vermarktung. Der Autohändler, kann in „seiner“ Zeitung prominent für seine Angebote werben und gleichzeitig Konkurrenz Anzeigen verweigern oder schlechteren Werberaum anbieten

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