Uebergang Schule-Ausbildung-Beruf PDF

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These lecture notes cover the topic of transitions from school to work, including various aspects of the subject matter.

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Institut für Erziehungswissenschaft Behinderung in Gesellschaft und Bildungsprozessen Vorlesung 7: Übergang Schule – Ausbildung – Beruf Prof. Dr. Franziska Felder Institut für Erziehungswissenschaft Agenda Filmbeispiel: Von welchen Personen sprechen wir? Bedeutung von Arbeit und grundlegende...

Institut für Erziehungswissenschaft Behinderung in Gesellschaft und Bildungsprozessen Vorlesung 7: Übergang Schule – Ausbildung – Beruf Prof. Dr. Franziska Felder Institut für Erziehungswissenschaft Agenda Filmbeispiel: Von welchen Personen sprechen wir? Bedeutung von Arbeit und grundlegende Überlegungen zu Übergang Schule-Ausbildung- Beruf Empirische Studien und Zahlen Soziologische und philosophische Einordnungen Mögliche Lösungen? Zweiter und dritter Arbeitsmarkt, Wohlfahrtssystem, Quoten …. Filmbeispiel II: Doch ein Ansatz (Bsp. PrA nach Insos) Was Sie von heute mitnehmen sollten… Institut für Erziehungswissenschaft Filmbeispiel I Institut für Erziehungswissenschaft Institut für Erziehungswissenschaft Bedeutung von Arbeit und grundlegende Überlegungen zu Übergang Schule-Ausbildung- Beruf Erwerbstätigkeit ermöglicht oder unterstützt Institut für Erziehungswissenschaft Strukturierung der Zeit (Tages- und Wochenstruktur) Erfahrung arbeitsbezogener Ereignisse (Pause, Feierabend, Wochenende, Ferien, Pensionierung) Aktivierung Kommunikation, soziale Kontakte Identitätsbildung Kompetenzerleben, Selbstvertrauen, Erfahrung gesellschaftlicher Nützlichkeit Zugehörigkeit, Partizipation Institut für Erziehungswissenschaft Übergänge Horizontale Übergänge: z.B. Wechsel von Schule in Hort Vertikale Übergänge: Entwicklung neuer Kompetenzen, Wandel der Identität, Gewinn/Verlust von Rolle, etc. Übergänge Institut für Erziehungswissenschaft Akzellerierte Lernprozesse: Lernende müssen in kurzer Zeit Anpassungsleistungen auf verschiedenen Ebenen erbringen. Menschen gewinnen im Verlaufe ihres Lebens sogenannte Transitionskompetenz Institut für Erziehungswissenschaft Empirische Studien und Zahlen Institut für Erziehungswissenschaft Situation Schweiz Institut für Erziehungswissenschaft Aktivitäten von Schulabgänger*innen (Menze et al. 2021) Institut für Erziehungswissenschaft Berufstätigkeiten Institut für Erziehungswissenschaft Zusammenfassung Jugendliche Förderschulabgänger:innen finden seltener Zugang zu einer Ausbildung Bis zum 20. Lebensjahr hat fast 1/3 der Abgänger:innen keine Arbeit, keine Ausbildung oder ist in der Schule Der Schulabschluss ist zentral: Chancen auf Ausbildung und Arbeit sind so am höchsten. Genaue Effekt und Gründe für Arbeits- /Ausbildungslosigkeit kennt man aber zu wenig. Institut für Erziehungswissenschaft Soziologische und philosophische Einordnungen Thesen Solga (2002) Institut für Erziehungswissenschaft Ausbildungslose durch das Bildungssystem produziert „Abwanderung“ in die höheren Bildungseinrichtungen führt zu einem sozialen ‚creaming-out‘ Besuch einer Sonderschule als ‘askriptives Merkmal’ (da Überschneidung zwischen sozioökonomischem Status und besuchter Schultyp) Institut für Erziehungswissenschaft Exklusionsschema Robert Castel Institut für Erziehungswissenschaft Wie zeigt sich Exklusion? nicht Ausschluss aus der Gesellschaft, sondern Ausgrenzung innerhalb der Gesellschaft, als Verweigerung der Teilhabemöglichkeiten in der Gesellschaft nicht nur ein Zustand, sondern vor allem auch ein Prozess Vier Dimensionen sind dabei betroffen: Arbeitsmarkt/Erwerbsarbeit, soziale Beziehungen, rechtlicher Status, kulturelle Teilhabe Risiken der Exklusion sind für diejenigen am größten, welche am wenigsten ökonomische, soziale und kulturelle Ressourcen mitbringen Institut für Erziehungswissenschaft Ökonomische Dimension: Segmentierung des Arbeitsmarktes (hoch prestigeträchtige Jobs vs. gering angesehene, häufig manuelle Arbeit) in der Merkmale wie ethnische Herkunft, Alter, Geschlecht zu entscheidenden Kriterien für den Zugang zu Erwerbsarbeit und Arbeitsplatzsicherheit werden. Dimensionen von Exklusion Dimension politischer, bürgerlicher und sozialer Rechte: Spannung zwischen formal zukommenden Rechten und ihrer sozialen Substanz, dh. Ihre Fähigkeit, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Keine formale Rücknahme von Rechten (Ausnahme: illegale Migranten), aber innere Aushöhlung derselben. Rechte bestehen damit häufig zwar formal, erlauben aber keine gesellschaftliche Teilhabe und/oder sind an diskriminierende Bedingungen geknüpft. Institut für Erziehungswissenschaft Dimension sozialer Kontakte: Spannungsverhältnis aus der Gleichzeitigkeit von Innen und Außen, prekäres „Management“ sozialer Situationen, Erfahrung und Antizipation von Stigmatisierung treiben Menschen häufig in den engen Kreis derer, die sich in ähnlicher Lage befinden. Gefahr sozialer Dimensionen Isolation bis hin zu Vereinzelung. von Exklusion Kulturelle Dimension: Zugespitzte Diskrepanz zwischen den eigenen Zielen und den Möglichkeiten, diese Ziele zu verwirklichen. Gesellschaftliche Isolation misst sich u.a. auch an den Teilhabemöglichkeiten derer, die dazugehören und deren Erwartungen man vielfacht teilt, aber die man nicht hat. Die Klasse Institut der für Erziehungswissenschaft 'Überflüssigen'  Heinz Bude bezeichnet Menschen, die infolge des rapiden ökonomischen Wandels unter Deklassierun g und Ausgrenzung leider, als 'Überflüssige'  Wolfgang Jantzen nennt Menschen mit Behinderung die 'industrielle Reservearmee' Institut für Erziehungswissenschaft Iris Marion Young (2002): Marginalisierung als Form von Unterdrückung Als marginalisiert bezeichnet Young Personen, welche das Arbeitssystem nicht brauchen kann oder will. Darunter sind auch viele Menschen mit Behinderung. „Eine ganze Kategorie von Personen ist von der nützlichen Partizipation am sozialen Leben ausgeschlossen und somit potenziell gravierender materieller Deprivation oder sogar der Vernichtung ausgesetzt“ (Young, 2002, S. 435). Institut für Erziehungswissenschaft Lösungen? «Geschützter Arbeitsmarkt», «Quoten» Institut für Erziehungswissenschaft Sozialhilfe und andere Wohlfahrtssysteme als Reaktion auf Marginalisierung Als Maßnahme gegen diese Marginalisierung haben entwickelte kapitalistische Gesellschaften Sozialhilfe und andere Wohlfahrtssysteme eingerichtet. Damit soll die materielle Deprivation vermieden werden (also z.B., dass Menschen arm werden und sich kein Essen mehr kaufen können) Aber: Die materielle Schlechterstellung stellt nicht das ganze Leid dieser Menschen dar. Institut für Erziehungswissenschaft Sozialhilfe und andere Wohlfahrtssysteme als Reaktion auf Marginalisierung Zwei Kategorien gehen darüber hinaus: Erstens erzeugen auch Wohlfahrtssysteme selbst neue Ungerechtigkeiten, indem sie von ihnen Abhängigen gewisser Rechte und Freiheiten berauben, die andere Menschen normalerweise inne haben. Zweitens ist Marginalisierung auch deshalb ungerecht, weil sie die Möglichkeit blockiert, die eigenen Fähigkeiten auf gesellschaftlich anerkannte und definierte Weise auszuüben. Institut für Erziehungswissenschaft ‚Geschützter‘ Arbeitsmarkt als Lösung? Zugang zum ersten Arbeitsmarkt als große Hürde Zugang zum zweiten oder dritten Arbeitsmarkt (Integrative Betriebe, Beschäftigungstherapie, Tagesstruktur und Werkstätten für Menschen mit Behinderung) als Möglichkeit eines lückenlosen Übergangs Institut für Erziehungswissenschaft Geschützter Arbeitsmarkt als Lösung? Transition von Förderschule in den zweiten oder dritten Arbeitsmarkt weitgehend standardisiert und schwer revidierbar Folge: weniger Barrieren im Übergangsverlauf, aber um den Preis der dauerhaften Ausgliederung aus dem sog. ›ersten Arbeitsmarkt‹ und der Stigmatisierung als ›wesentlich behindert‹ Institut für Erziehungswissenschaft Quoten als Lösung? Bsp. Schwerbehindertenquote in Deutschland: Um die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben zu fördern, verplichtet das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) alle Arbeitgeber:innen mit mehr als 20 Arbeitsplätzen dazu, mindestens 5 Prozent davon mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Die Regelung gilt sowohl für staatliche als auch private Arbeitgeber:innen. Institut für Erziehungswissenschaft Einschätzung Erfolg unklar! Viele Unternehmungen kaufen sich frei Paradoxerweise funktioniert das System nur so, denn nur über diese Gelder können zusätzliche Integrationsmaßnahmen finanziert werden Institut für Erziehungswissenschaft Filmbeispiel II Institut für Erziehungswissenschaft PrA (insos) Institut für Erziehungswissenschaft Institut für Erziehungswissenschaft Institut für Erziehungswissenschaft Was Sie von heute mitnehmen sollten… Institut für Erziehungswissenschaft Arbeit bedeutet viel mehr als Geld verdienen und sich den Lebensunterhalt sichern Menschen mit Behinderung sind gravierend benachteiligt in der Arbeitswelt. Diese Benachteiligung beginnt meist schon in der obligatorischen (Schul-)Bildung Auch Wege, diese Benachteiligungen zu bekämpfen, lösen die Ungerechtigkeit nicht.

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