Document Details

InterestingPrairieDog

Uploaded by InterestingPrairieDog

International University Institute of Luxembourg

Tags

philosophie wissenschaftstheorie naturwissenschaften erkenntnistheorie

Summary

Dieser Text fasst die grundlegenden Prinzipien und Konzepte der wissenschaftlichen Erkenntnis zusammen. Er unterteilt die Erkenntnis in verschiedenen Bereiche, darunter Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft und stellt grundlegende Fragen zur wissenschaftlichen Methodik, wie z.B. der Falsifizierung anhand von Beispielen.

Full Transcript

# Was ist Wissenschaft? ## 1.1. Wissenschaft im Überblick The image shows a diagram with the question: **Die Wissenschaft: der beste Zugang zur Welt?** on the top. There are two main branches: * **Klassische Erkenntnistheorie** * **Mathematik und Experiment:** * Bacon: Die Bedeutung...

# Was ist Wissenschaft? ## 1.1. Wissenschaft im Überblick The image shows a diagram with the question: **Die Wissenschaft: der beste Zugang zur Welt?** on the top. There are two main branches: * **Klassische Erkenntnistheorie** * **Mathematik und Experiment:** * Bacon: Die Bedeutung des Experiments * Galileo: Die Entdeckung des Fallgesetzes * **Rationalismus:** * Plato: Die Ideen als Strukturen der Welt * Decartes: Das denkende Ich als Grundlage des Wissens * Leibniz: Angeborene Vernunftideen * **Empirismus:** * John Locke: Erfahrung als Grundlage des Wissens * Kant: Das Erkenntnisvermögen als Struktur der Welt * **Erkenntnis in den Naturwissenschaften** * **Positivimus: Erkenntnis nach dem Vorbild der Naturwissenschaften** * Popper: Fortschritt durch Widerlegung * **Kuhn: Wissenschaftliche Revolutionen** * Feyerabend: Zweifel an der Wissenschaft * **Erkenntnis in den Geisteswissenschaften** * **Dilthey: Zusammenhang von Erleben, Ausdruck und Verstehen.** * Gadamer: Horizontverschmelzung im hermeneutischen Zirkel * Seel: Die Bedeutung des Verstehens und der Geisteswissenschaften **Die Wissenschaft ermöglicht uns einen bestimmten Zugang zur Welt: Durch sie erfahren wir, wie die Welt funktioniert.** **In der klassischen Erkenntnistheorie (links) können wir vor allem zwischen Empirismus und Rationalismus entscheiden¹:** ¹Die Definitionen sind dem philosophischen Wörterbuch (Walter Brugger, Harald Schöndorf) entnommen. ## 2.2. Rudolf Carnap (1891–1970): Die experimentelle Methode * Das entscheidend Neue der modernen Naturwissenschaft, verglichen mit der Naturwissenschaft früherer Zeiten, besteht zum Teil in der Betonung der experimentellen Methode. * Wie wir gesehen haben, beruht alles empirische Wissen letzten Endes auf Beobachtungen, aber dieses Beobachtungswissen lässt sich auf zwei völlig verschiedenen Wegen gewinnen. * Beim nicht-experimentellen Weg spielen wir eine rein passive Rolle. Wir schauen einfach auf die Sterne oder auf Blumen, bemerken Ähnlichkeiten und Unterschiede und versuchen Regelmäßigkeiten zu entdecken, die als Gesetze ausgedrückt werden können. * Im Fall des Experiments dagegen spielen wir eine aktive Rolle. Anstatt bloß Zuschauer zu sein, tun wir etwas, das bessere Beobachtungsresultate hervorbringen soll als die reine Betrachtung der Natur. * Wir warten nicht darauf, dass die Natur uns Situationen zum Beobachten liefert, sondern wir versuchen, solche Situationen selbst zu erzeugen. Kurzum, wir machen Experimente. * Die experimentelle Methode hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen. Die großen Fortschritte, die die Physik in den letzten 200 Jahren gemacht hat, ganz besonders aber in den letzten Jahrzehnten, wären ohne die Anwendung der experimentellen Methode nie erreicht worden. * Warum, so könnte man fragen, wird dann die experimentelle Methode nicht in allen Gebieten der Wissenschaft verwendet? In einigen Gebieten kann man sie nicht so leicht anwenden wie in der Physik. In der Astronomie z. B. können wir nicht einem Planeten einen Stoß in eine neue Richtung geben, um zu sehen, was passiert. Die astronomischen Gegenstände sind zur Zeit noch unerreichbar; wir können sie nur beobachten und beschreiben. * Ein Astronom kann zwar im Laboratorium Bedingungen herstellen, die denen auf der Oberfläche der Sonne oder des Mondes ähneln und dann beobachten, was sich im Laboratorium unter diesen Bedingungen ereignet. Aber das ist nicht wirklich ein astronomisches Experiment. Es ist ein physikalisches Experiment, welches eine gewisse Bedeutung für unser astronomisches Wissen hat. * Ganz andere Gründe sind es, welche den Sozialwissenschaftler davon abhalten, Experimente mit großen Gruppen von Menschen zu machen. Gewiss führen Sozialwissenschaftler Versuche mit Gruppen durch, aber gewöhnlich sind es kleine Gruppen. Wenn wir wissen wollen, wie Menschen reagieren, wenn sie kein Wasser haben, können wir zwei oder drei Versuchspersonen auf eine wasserlose Diät setzen und ihre Reaktionen beobachten. Aber das sagt uns nicht viel darüber, wie eine große Gemeinde reagieren würde, wenn die Wasserzufuhr abgeschnitten würde. Es wäre z. B. ein interessantes Experiment, die Wasserversorgung von New York zu unterbrechen. Würden die Leute mit verzweifelter Aktivität oder Apathie reagieren? Würden sie versuchen, eine Revolution gegen die Stadtverwaltung zu organisieren? Natürlich würde kein Soziologe im Ernst ein derartiges Experiment vorschlagen, denn er weiß, dass die Bevölkerung es nicht zulassen würde. Die Bevölkerung wird den Soziologen nicht gestatten, mit ihren Lebensnotwendigkeiten herumzuspielen. * Auch wenn keine wirkliche Grausamkeit gegenüber einer sozialen Gruppe im Spiel ist, gibt es oft einen starken sozialen Druck gegen Gruppenexperimente. Z. B. gibt es einen Indianerstamm in Mexiko, der bei jeder Sonnenfinsternis einen gewissen rituellen Tanz aufführt. Die Mitglieder des Stammes sind überzeugt, dass dies das einzige Mittel ist, mit dem sie den Gott wieder günstig stimmen können, der die Sonnenfinsternis verursacht. Und tatsächlich, dann kehrt schließlich nach dem Tanz das Sonnenlicht wieder zurück. Nehmen wir an, dass einige Anthropologen versuchen, diese Leute zu überzeugen, dass ihr ritueller Tanz mit der Rückkehr der Sonne nichts zu tun hat. Die Anthropologen schlagen dem Stamm vor, einen Versuch zu machen, bei der nächsten Sonnenfinsternis nicht zu tanzen und zu sehen, was sich ereignet. Die Indianer würden mit Entsetzen reagieren. Für sie würde es bedeuten, dass sie das Risiko eingehen, den Rest ihrer Tage in Finsternis zu verbringen. Sie glauben so stark an ihre Theorie, dass sie sie nicht prüfen wollen. Man sieht, dass es Hindernisse für Experimente in den Sozialwissenschaften geben kann, auch wenn die Wissenschaftler überzeugt sind, dass keine schädlichen Folgen auftreten werden. Im Allgemeinem muss sich der Sozialwissenschaftler darauf beschränken, aus der Geschichte und aus Experimenten mit Individuen und kleinen Gruppen zu lernen. In Diktaturen werden schon oft Experimente großen Ausmaßes gemacht, aber nicht, um eine Theorie zu prüfen, sondern weil die Regierung glaubt, dass ein neues Verfahren besser funktionieren könnte als das alte. Die Regierung experimentiert im Großen in der Landwirtschaft, der Wirtschaft usw. In einer Demokratie ist es nicht möglich, solch kühne Experimente durchzuführen, denn im Falle von Misserfolgen sähe sich die Regierung spätestens bei den nächsten Wahlen einer aufgebrachten Öffentlichkeit gegenüber. ## 2.4. Thomas S. Kuhn (1922–1996) und die wissenschaftliche Revolution als „Paradigmenwechsel“ * Stellt euch vor, ihr seid Astronomen und untersucht die Bewegungen eines neu entdeckten Planeten. Ihr macht dabei eine Beobachtung, die einer seit Jahrzehnten bewährten Theorie der Planetenbewegungen widerspricht. Würdet ihr an der Theorie oder an der Korrektheit eurer Beobachtung zweifeln? The image shows a drawing of a man with big glasses and a big beard looking puzzled. He is surrounded by a variety of symbols; from a microscope to a rocket ship to the DNA double helix.

Use Quizgecko on...
Browser
Browser