Zusammenfassung Prävention PDF

Summary

Die Zusammenfassung befasst sich mit verschiedenen Theorien der Prävention, insbesondere der Theorie des geplanten Verhaltens und der sozialkognitiven Theorie. Es werden verschiedene Faktoren und Ansätze zur Verhaltensänderung diskutiert, darunter die Rolle von Selbstwirksamkeitserwartung, Handlungsergebniserwartung und sozialer Unterstützung. Der Text behandelt auch die Bedeutung sozialer Ressourcen für die Gesundheit.

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- Problem: Frucht kann auch Herunterspielen des Risikos bewirken Theorie geplanten Verhaltens und sozialkognitive Theorie Zentral: Kompetenzwahrnehmung (Selbstwirksamkeitserwartung/Verhaltenskontrolle) Verhaltensabsicht (Ziel/Intention) Problem: wie Absicht in Verhalten umgesetzt wird, ni...

- Problem: Frucht kann auch Herunterspielen des Risikos bewirken Theorie geplanten Verhaltens und sozialkognitive Theorie Zentral: Kompetenzwahrnehmung (Selbstwirksamkeitserwartung/Verhaltenskontrolle) Verhaltensabsicht (Ziel/Intention) Problem: wie Absicht in Verhalten umgesetzt wird, nicht erklärt Kognitive Theorien entwickelt, z.B. auch Modelllernen (Bandura) Theorie des geplanten Verhaltens (Theory of planned behavior/TPB), Ajzen - Basiert auf Erwartungs x Wert Theorien - Ist Erweiterung der Theorie überlegten Handelns (Theory of reasoned Action/TRA): Verhaltensänderung durch Einstellungen und subj. Norm beeinflusst und durch Intention vermittelt o Kompetenzkomponente fehlt dort also noch - Einstellung: pos./neg. Bewertung des Zielverhaltens - Subjektive Norm: erlebter sozialer Druck, Zielverhalten auszuüben/zu unterlassen - Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Selbstwirksamkeitserwartung (ich bin mir sicher das Verhalten ausführen zu können) - Korrelationen aus Metaanalysen: - Direkter Einfluss Kompetenzerwartung auf Verhalten und nicht nur höhere Intention (vs. PMT) - Problem: keine Manipulation, nur Messung; Theorie eig. Komplexer (auch Einfluss von Kontrollüberzeugung, Persönlichkeit etc.) Sozialkognitive Theorie (Social Cognitive Theory/SCT), Bandura - Ziele (Intentionen) bestimmen, ob Verhalten geändert wird o Mediieren Einfluss von Selbstwirksamkeitserwartung, Handlungsergebniserwartung, soziostrukturellen, behindernden und unterstützenden Faktoren - Auch hier direkter Einfluss von Selbstwirksamkeitserwartung - Reviews: Selbstwirksamkeits-, Ergebniserwartung, Zielsetzung, soziale Unterstützung hilfreich für Verhaltensänderung - Theorie eig. Komplexer, auch soziokulturelle Faktoren - Studie (Rovniak et al.): bei Studierenden die 4 Faktoren aus den Reviews erhoben, nach 8 Wochen körperliche Bewegung erfragt  33% Varianzaufklärung, aber nur Zusammenhang, Verhaltensänderung aber nicht untersucht (methodisches Problem) - Einfluss auch Selbstwirksamkeitserwartung: Von Absicht zum Verhalten: Volitionale Modelle des Gesundheitsverhaltens Theorien die Umsetzung von Intention in Verhalten erklären: „volitionale Modelle“ Oft setzen Menschen ihre Intentionen nicht um (bisheriges Verhalten klärt 26% des nachfolgenden auf, Intention nur 7%) Soziale Ressourcen und Gesundheit: soziale Unterstützung und dyadisches Bewältigen 7.1 Begriffsbestimmung SOZIALES NETZWERK (SOCIAL NETWORK): - quantitative Aspekte - Informelles und alltägliches Hilfesystem durch Verwandte, Eltern, Freunde, Bekannte etc - Oft dem professionalisierten & institutionierten System wohlfahrtsstaatlicher Leistungen gegenübergestellt —> können diese ersetzen - wichtigstes Maß für soziale Integration oder Isolation: Anzahl aktiver Bindungen: Zahl sozialer Rollen - Netzwerkdimensionen: Struktur (Größe, Vernetzung, Dichte) Relation - Interaktion (Dauer, Frequenz, Art der Kontakte) Inhalt - Funktion (Unterstützung & Belastung der Akteure des Netzwerks) Evaluation (Zufriedenheit der Netzwerkteilnehmer) SOZIALE UNTERSTÜTZUNG (SOCIAL SUPPORT): - quantitativer Aspekt - Hilfsinteraktionen zwischen einem Unterstützungsgeber & einem Unterstützungsempfänger: Unterstützungsempfänger erlebt Belastung & Unterstützungsgeber versucht, Unterstützung zu leisten - Ziel: Problemzustand verändern, der beim Betroffenen Leid erzeugt / Ertragen des Zustands erleichtert - Arten sozialer Unterstützung: Informationelle Unterstützung Instrumentelle Unterstützung (Erledigen von Arbeiten, Bereitstellung von Mitteln) Emotionale Unterstützung - Externale Ressource (nicht nur Menge entscheidend, sondern auch Eignung zur Bewältigung der Umweltanforderungen) - Trägt zur personalen Identität bei - Was Handlung zu einem Akt sozialer Unterstützung macht, kann nur aufgrund der Kognitionen beider Interaktionspartner entschieden werden - Dabei zu berücksichtigende Perspektiven: Perspektive des Unterstützungsgebers Perspektive des Unterstützungsempfängers Perspektive eines nichtteilnehmenden Beobachters WAHRGENOMMENE/ERWARTETE UNTERSTÜTZUNG VS. ERHALTENE UNTERSTÜTZUNG - Erwartung eines Individuums über die generelle zukünftige Verfügbarkeit von sozialer Unterstützung in seinem sozialen Netz - Erhaltene und wahrgenommene Unterstützung korrelieren nur gering miteinander - Erhaltene Unterstützung wird stark von Umweltfaktoren beeinflusst, wahrgenommene Unterstützung stärker von Persönlichkeitsvariablen VERBINDUNG ZWISCHEN SOZIALEN NETZWERKEN UND SOZIALER UNTERSTÜTZUNG - Soziale Netzwerke schaffen Voraussetzungen, unter denen soziale Unterstützungsleistungen stattfinden können 1 Tabak, Alkohol & illegale Drogen - Gebrauch & Prävention - Unterscheidung von ungefährlichen Konsumformen & schädlichem Substanzgebrauch — > ICD-10 Diagnosen Schädlicher Gebrauch & Abhängigkeit Verbreitung des Konsums in Deutschland - Studien: Drogenaffinitätsstudie (12-25J.) & Bundesstudie (18-59J.) TABAK - größter Teil der Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Tabakkonsum —> gewöhnlich Probierverhalten - Trend: mit zunehmendem Alter entweder gar nicht oder regelmäßig konsumiert —> unproblematischer Tabakkonsum mit zunehmendem Alter immer seltener - v.a. jüngere Befragte nikotinabhängig ALKOHOL - unbedenkliche Konsummuster eher die Regel - jüngere Jugendliche vergleichsweise wenig Alkohol —> Anteil in nächster Altersgruppe verfünffacht, dann wieder Abnahme - bedenkliche Trends: binge drinking & Alkopops - Männer deutlich mehr Alkohol auch bei Alkoholabhängigkeit ILLEGALE DROGEN - Cannabis am weitesten verbreitet - Probieren & kurzfristiger Konsum jugendtypisches Phänomen - Konsumgipfel in mittlerer Alterskohorte (16-19) - Drogenkonsum im Erwachsenenalter deutlich geringer - Missbrauch & Abhängigkeit von Cannabis vergleichsweise selten - Early-Developmental-Stages-of-Psychopathology (EDSP)-Studie: längsschnittliche Studie, überprüft Annahmen querschnittlicher Untersuchungen zur Stabilität von Konsummustern im Jugendalter zum zweiten Follow-up ca. 50% derjenigen, die zum ersten Messzeitpunkt Cannabis konsumierten, den Gebrauch aufgegeben Betrachtung der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen von der Baseline zum ersten Follow- up: in dieser Gruppe die Gebrauchsmuster eher stabil Gesundheitspsychologische Intervention: Prävention des Substanzkonsums ZIELSETZUNG & BEDINGUNGEN GESUNDHEITSPSYCHOLOGISCHER INTERVENTION - hinsichtlich des Konsums von Tabak & illegalen Drogen vollständige Abstinenz als primärpräventive Zielsetzung - Erhaltung von Gesundheit: vor möglichem Störungsbeginn, um schädliche Gebrauchsformen zu verhindern oder Konsum zeitlich hinauszuschieben - für gesundheitspsychologische Maßnahmen Bedingungen des Einstiegs in den Konsum entscheidend —> Interventionen vorrangig an Jugendliche gerichtet - Umweltbedingungen: wesentlichste Einflussgröße: soziale Interaktionsprozesse mit der Gruppe der Gleichaltrigen primärpräventive Maßnahmen im schulischen Kontext ideal, da vollständige Alterskohorten & Beeinflussung von Gruppennormen in den jeweiligen Klassen - Personale Bedingungen: 16 zusätzlich kognitiv-behaviorale Therapie- und Präventionselemente unter Einbezug von Eltern & Bezugspersonen sowie Strategien zur Stimulus- & Reaktionskontrolle Erfolgreiche Maßnahmen: Ernährungsberatung & Miteinbeziehung Eltern & deren Einkaufsverhalten - Programm zur Steigerung des Obst- & Gemüseverzehrs: besteht aus Informationsvermittlung, Veränderung von Nahrungspräferenzen, Einbeziehung der Eltern & des Cafeteria-Personals an den Schulen Gesteigerte Selbstwirksamkeits- & Ergebniserwartungen - Evidenz zu einseitiger Restriktion der Nahrungsaufnahme/kognitive Kontrolle des Essverhaltens (Smolak): Variablen, die der Entwicklung einer kognitiven Kontrolle des Essverhaltens vorbeugen: Verzicht auf kalorienreduzierte Diät, Verzicht auf Sport, wenn er nur dazu dient, Gewicht zu verlieren, Verbesserung der Körperzufriedenheit Effekte eher schwach, aber 2 Jahre nach Teilnahme kritischere Einstellung zu Diäten, weniger ungesunde Maßnahmen zur Gewichtsreduktion durchgeführt & höhere Körperzufriedenheit PROGRAMME FÜR GESUNDE ERNÄHRUNG BEI ERWACHSENEN - Wichtige psychologische Variablen: Steigerung der Selbst- und Ergebniserwartung Miteinbeziehung der sozialen Umwelt im Sinne einer Unterstützung und Verstärkung der Ernährungsumstellung bessere Verfügbarkeit gesunder Nahrungsmittel reduzierte Fixierung auf Körperbild (bei Adipösen) adäquate Information über gesunde Ernährung als Basis der Verhaltensänderung - Soziodemografische Faktoren als vermittelnde Variablen zentrale Rolle —> entscheiden über hohe Wirksamkeitserwartung, viel soziale Unterstützung, entsprechendes Gesundheitswissen - Faktoren bzgl. Gewichtsverlust: anfänglicher Gewichtsverlust durch Maßnahme Reduktion der Essgeschwindigkeit Durchführung des Programms in geschlossener Gruppe - Ursachen für Abbruch gesunder Ernährung: Änderungen in sozialer Umgebung, allgemeiner Belastung, allgemeiner Lebensstress in Form negativer “life events” - Langfristige Aufrechterhaltung gesunder & kalorienarmer Ernährung: psychische Gesundheit, bestimmte Formen des Essverhaltens & bestimmte soziodemografische Variablen - Evidenz: Personen mit stabilem Gewicht zeigten nach einem Jahr bessere Kontrolle des Essverhaltens: - Höheres Ausmaß an kontrolliertem Essverhalten - Geringeres Ausmaß an rigider Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel - Weniger Hungergefühle & Essanfälle - weniger die Hilfe von weiteren Diätprogrammen oder Diätberatern herangezogen - seltener flüssige Diätmittel eingesetzt Hilfreich, sich in volitionaler Phase des Handlungsprozesses zu befinden —> bei klaren Vorsätzen zur Umsetzung längerfristig bessere Erfolge 21 Routinen fördern Schutzverhalten: Häufige Kondomnutzung kann als Routine im IVS automatisiert werden, was ungeschützten Sex reduziert. RISIKOGRUPPEN Sensation Seeker: Stark reizorientiert, geringere Fähigkeit zur Absichtsbildung und -umsetzung. Emotional Gehemmte: Schwierigkeiten, positiven Affekt zu regulieren, stark abhängig von externen Einflüssen (z. B. Partnerverhalten) STÄRKEN UND SCHWÄCHEN Stärken: Differenzierte Erklärung für variierendes Risikoverhalten, Ansatzpunkte für Prävention durch Routineförderung und Unterstützung emotional oder impulsiver Personen. Schwächen: Bisher keine empirische Prüfung bei sexuellem Risikoverhalten, theoretisch komplex. Determinanten sexuellen Risikoverhaltens: ein kritischer Ausblick Korrelative Studien: Zeigen Zusammenhänge, aber keine Kausalitäten. Begrenzte Erklärungskraft: Nur ca. 9 % der Varianz des Risikoverhaltens erklärt. Fehlende Dynamik: Keine Erklärung der Motivationen und Fantasien hinter ungeschütztem Sex. Bedürfnisse und Fantasien: Aspekte wie Intimität oder Männlichkeit könnten Einfluss haben (siehe PSI-Theorie). Forschungsdefizit: Quantitative Forschung vereinfacht komplexe Prozesse. Qualitative Forschung notwendig: Um tiefere Einblicke in die Dynamik des Risikoverhaltens zu gewinnen. Präventionsmodelle im Kontext von HIV SOZIAL-KOGNITIVE MODELLE (ARRM, IMB) Bieten Präventionsansätze wie: Informationsvermittlung Etablierung von »Safer Sex«-Normen Förderung sozialer Kommunikationsfähigkeiten Steigerung der Gesundheitsmotivation Bereitstellung von Anlaufstellen Diese Modelle sind jedoch nicht vollständig evidenzbasiert und unzureichend überprüft. STRUKTURELLE PRÄVENTION: In Deutschland stärker soziologisch orientiert, umfasst: Verhaltensprävention (Fokus auf individuelles Verhalten) Verhältnisprävention (Berücksichtigung der sozialen Umgebung) Bezieht Begehren, Lust und Gesundheit in den Kontext der Prävention ein, basierend auf tiefenpsychologischen Überlegungen. PRÄVENTIONSMAßNAHMEN: Beinhaltet bevölkerungsweite Aufklärung, zielgruppenspezifische Initiativen und persönliche Beratung. Fokus auf Respektierung und Würdigung der Lebensweisen der betroffenen Gruppen, um Stigmatisierung zu vermeiden. Verantwortung für sexuelles Schutzverhalten wird jedem Einzelnen zugeschrieben, nicht nur den Infizierten. AUFKLÄRUNG UND INFORMATIONSVERMITTLUNG: 1. Aufklärung kann selbstwertbedrohlich wirken und erfordert eine einfühlsame Herangehensweise. 2. In gut informierten Gruppen (z.B. homosexuelle Männer) zeigt sich oft keine Korrelation zwischen Wissen und Risikoverhalten, was auf einen Deckeneffekt hinweist. Aufklärung ist dort wichtig, wo Wissenslücken bestehen (z.B. bei Jugendlichen oder in Ländern mit wenig Informationszugang). Unbeabsichtigte Schwangerschaft DEFINITIONEN Intendierte Schwangerschaft: Gewollt zum Zeitpunkt der Empfängnis oder früher Unbeabsichtigte Schwangerschaft: Nicht gewollt zum Zeitpunkt der Empfängnis Zeitlich unbeabsichtigte Schwangerschaft: Gewollt, aber nicht zu diesem Zeitpunkt Ungewollte Schwangerschaft: Nicht gewollt zum Zeitpunkt der Empfängnis HÄUFIGKEIT UNBEABSICHTIGTER SCHWANGERSCHAFTEN Jährlich in Deutschland: 128.000-130.000 Schwangerschaftsabbrüche 2,7% infolge medizinscher Indikation Prävalenz von Schwangerschaftsabbrüchen am höchsten zwischen 20 und 30 Jahren (1,1-1,2%) Dunkelziffer und ungewollt ausgetragene Kinder kommen hinzu FOLGEN UNBEABSICHTIGTER SCHWANGERSCHAFTEN Abruptio (Abtreibung): Kann den Tod der Mutter verursachen, besonders in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung. 20-30% der Frauen erleben nach der Abtreibung psychische Belastungen wie Depressionen (Barnett et al. 1986). Risikofaktoren für problematische Verarbeitung: Unterschicht, finanzielle Probleme, schlechte Paarbeziehung und psychische Vorerkrankungen. Austragung ungewollter Kinder: Ungewollte Kinder haben im Erwachsenenalter häufiger psychische Störungen und ein schlechteres Verhältnis zur Mutter (Barber et al. 1999). Bereitschaft zur Austragung: In Deutschland würden 78% der Frauen in den alten und 57% in den neuen Bundesländern das Kind bei unbeabsichtigter Schwangerschaft austragen (Roloff 2004). DETERMINANTEN UNBEABSICHTIGTER SCHWANGERSCHAFTEN Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu HIV: Schutzverhalten bei gesteigerter Erregung, aber Schwangerschaft ist reversibel. Verantwortung liegt oft bei der Frau. Risikofaktoren: Unter- und Unterschicht, ungeschützter erster Geschlechtsverkehr erhöht das Risiko. Wissen: Viele Frauen sind schlecht informiert über Verhütung. Kritische Phase: Zu Beginn fester Beziehungen wird oft auf Kondome verzichtet. PRÄVENTION UNBEABSICHTIGTER SCHWANGERSCHAFTEN Aufklärung und Information: Wissen über verschiedene Verhütungsmethoden. Vertrautheit im Umgang mit Verhütungsmethoden. Aufklärung zu Risiken und Nebenwirkungen von Verhütungsmethoden. Steigerung der Kommunikationsfertigkeiten: Bereitstellung von Informationsmaterial mit Kommunikationsbeispielen. Einsatz von Rollenspielen zur Förderung der Kommunikation. Erweiterung der Sexualerziehung: Einbeziehung von Fachpersonal aus dem Gesundheitswesen in die Sexualerziehung. Ärzte übernehmen präventive Informationsvermittlung. Verbindung zur HIV-Prävention: Prävention unbeabsichtigter Schwangerschaften und HIV sollten nicht getrennt betrachtet werden, da sich die HIV- Infektionswege verändern und Überschneidungen bestehen. Kapitel Kapitel 16: Rehabilitation Begriff Summe aufeinander abgestimmter Maßnahmen zur Wiederherstellung oder Herstellung von Leistungsfähigkeit bei körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen Ziel: angemessener Platz in der Gemeinschaft, optimales Funktionsniveau erreichen und aufrecht erhalten Gesetzliche Grundlagen Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) legt Zuständigkeit der Trägern von Leistungen fest und bestimmt Aussführung der Leistungen Formen rehabilitativer Hilfen: Medizinische Rehabilitation Teilhabe am Arbeitsleben Unterhalts- und ergänzende Leistungen Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft §4 SGB IX Leistungen zur Teilhabe umfassen Sozialleistungen zur: Abwendung, Beseitigung, Minderung oder Verhinderung der Verschlimmerung von Behinderungen Vermeidung, Überwindung oder Minderung von Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben Förderung der persönlichen Entwicklung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Formen der Rehabilitation Maßnahmen zur Rehabilitation können an jeder Stufe des Beeinträchtigungsmodells der ICF ansetzen: Versorgung bzw. Wiederherstellung von körperlichen oder psychischen Funktionen Kompensation von Funktionsverlusten oder -einschränkungen Hilfen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben MEDIZINISCHE REHABILITATION Ziel: Bewältigung chronischer Krankheiten Leistungen: Ärztliche und zahnärztliche Leistungen (zB Orthopädie, Kardiologie, Neurologie, Onkologie) Arzneien, Hilfsmittel, Ergo- und Physiotherapien, Psychologische und pädagogische Hilfen Ziel: Vermeidung oder Überwindung von Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit und Pflegebedürftigkeit Erbringung: Stationär, teilstationär, ambulant PSYCHOLOGISCHE METHODEN IN DER MEDIZINISCHEN REHABILITATION Grundlage: Biopsychosoziales Modell (Zusammenhänge von Krankheit und Bewältigung). Indikationsübergreifende Maßnahmen: Programme zur Gesundheitsförderung (Stressbewältigung, Entspannung, Risikofaktorenreduktion). Beratung und Therapie für Krankheitsbewältigung, Partnerschafts- und soziale Probleme. Indikationsspezifische Programme: Patientenschulungen (Wissen über Krankheit, Angstreduktion). Funktionelle Trainings zur Kompensation von Einschränkungen. Diagnostik: Reha-Bedürftigkeit, -Fähigkeit, Verlaufsdiagnostik, Erfolgskontrolle. Ziele: Verhaltensänderung und Alltagsintegration der Rehabilitationserfolge. Neue Felder: Höherer psychologischer Bedarf bei psychischen Komorbiditäten in somatischen Rehabilitationskliniken SCHULISCHE REHABILITATION Im Sozialrecht unter Teilnahme am Leben der Gemeinschaft zugeordnet Angebote zur Erlangung eines Schulabschlusses für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche Ziel: Höchstmögliche schulische und berufliche Eingliederung, gesellschaftliche Teilhabe und selbstständige Lebensgestaltung Durchführung in Sonderkindergärten und schulischen Sondereinrichtungen Zehn Schultypen in Abhängigkeit von der Behinderungsart Integrative Förderung von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen BERUFLICHE REHABILITATION Definition & Ziel: Integration und Förderung von Kranken und Behinderten in Beruf, Ausbildung oder Beschäftigung. Ziel: Erwerbsfähigkeit erhalten, verbessern, wiederherstellen, Krankheitssymptomatik bessern, Psychoedukation Frühzeitige Hilfe für dauerhafte Teilhabe am Arbeitsleben. Zielgruppe: Menschen mit Behinderung oder drohender Behinderung im erwerbsfähigen Alter, teilweise auch nach einmaliger Akutbehandlung Bedeutung von Arbeit: Persönliche Erfolge und soziale Sicherheit. Vermeidung der „Krankenrolle“. Genesung, Tagesstrukturierung, soziale Kontakte. Bedeutung der beruflichen Rehabilitation: Einkommenssicherung, Soziale Anerkennung, Selbstwertgefühl, Identität, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Verminderung erkrankungsbedingter Stigmatisierung EINRICHTUNGEN DER BERUFLICHEN REHABILITATION Berufsbildungswerke (BBW) Überregionale Einrichtungen zur beruflichen Erstausbildung behinderter junger Menschen Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen und nach Ausbildungsregelungen für Behinderte Ziel: Dauerhafte Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt und persönliche, soziale und gesellschaftliche Integration Berufsförderungswerke (BFW) Überregionale Dienstleistungsunternehmen zur beruflichen Rehabilitation erwachsener Menschen Zielgruppe: Personen, die aufgrund einer Behinderung (meist körperlich) ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können Angebotsspektrum: Berufsausbildungen, Zusatz- und Teilqualifikationen Ziel: Eingliederung in den Arbeitsmarkt oder Erhalt bestehender Arbeitsverhältnisse Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) Einrichtungen zur Integration dauerhaft Behinderter ins Arbeitsleben Ziel: Angemessene berufliche Bildung und Beschäftigung für Personen, die nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können Förderung der Leistungs- und Erwerbsfähigkeit sowie der Persönlichkeitsentwicklung, Stabilisierung des Gesundheits SOZIALE REHABILITATION Ziel: Gewährleistung eines angemessenen Platzes der Behinderten in der Gesellschaft Wirksamkeitsforschung und Evaluation STICHPUNKTE ZUR WIRKSAMKEITSFORSCHUNG UND EVALUATION Grundlagen der Evaluation Überprüfung von Maßnahmen im Gesundheitswesen auf Wirksamkeit und Effizienz. Ziel: Transparenz, rationale Steuerung und intelligente Ressourcennutzung. Standards zur Evaluation sind international etabliert Methodische Ansätze 1. Quantitativ: ◦ Empirisch-statistische Absicherung von Interventionen. ◦ Vorteil: Verallgemeinerung auf größere Populationen möglich. ◦ Kritik: Fokussierung auf Nullhypothesen und mögliche Trivialität von Ergebnissen. 2. Qualitativ: ◦ Induktiv-explorativ; Untersuchung gesellschaftlicher Kontexte ohne Kontrolle von Variablen. ◦ Fokus: Theoriebildung während der Evaluation. 3. Kombination beider Ansätze empfohlen. Ziele der Evaluation Feststellen von: Zeitpunkt und Adressaten. Ziel und Zweck. Reichweite und Fragestellung. Berücksichtigung von: Budgetfragen. Möglichkeiten und Grenzen. Praktische Anwendungen Beispiele: Aids-Aufklärung, Heroinausgabe. Differenzierung nach: Programmevaluation: Übergreifende Maßnahmen. Projektevaluation: Einzelne Interventionsmaßnahmen. Wichtig: Feedbacksysteme, z. B. für psychotherapeutische Qualitätssicherung. Relevanz Qualitätssicherung im Gesundheitssystem. Schutz der Patienten vor Risiken und der Versicherten vor unnötigen Ausgaben. Kapitel 17: Begriff und Arten der Evaluation DEFINITION DER EVALUATION Ziel- und zweckorientierter Bewertungsprozess Bewertung gesundheitsbezogener Maßnahmen oder Programme Auch betriebliche Maßnahmen, Umweltschutzmaßnahmen oder politische Entscheidungen können evaluiert werden Vier Vorgehensweisen der Evaluation (Badura & Siegrist, 1999): PROGRAMMEVALUATION: Ziel: Beurteilung, ob Programme oder Projekte die gesetzten Ziele und gewünschten Ergebnisse erreichen. Fokus auf rechtlichen Vorgaben und angestrebten Zielsetzungen. Beispiele: Bewertung von Präventionskampagnen oder Rehabilitationsmaßnahmen. EPIDEMIOLOGISCHE BEURTEILUNG: Methode: Vergleich der Ergebnisse zwischen einer Interventionsgruppe (z. B. Patienten, die eine bestimmte Behandlung erhalten) und einer Kontrollgruppe. Einsatz: Evaluation von medizinischen Interventionen wie Medikamenten oder chirurgischen Verfahren. BEURTEILUNG VON HANDLUNGSWEISEN UND HANDLUNGSSYSTEMEN: Ziel: Überprüfung einzelner Arbeitsweisen anhand von Leitlinien oder Standards. Beispiele: Bewertung der Einhaltung von Qualitätsrichtlinien im Krankenhaus oder in Arztpraxen. VERGLEICH VON ARBEITSLEISTUNGEN UND GESUNDHEITSSYSTEMEN: Bewertung durch empirische Kennziffern und Indikatoren (Mortalitätsraten, Patientenzufriedenheit) Evaluation im Gesundheitswesen Beurteilung von Maßnahmen, Organisationen oder Gesundheitssystemen anhand von Standards oder Indikatoren Ziel: Nutzung und Verbesserung von Vorgehensweisen Hohe Qualität = Eigenschaften von Produkten oder Dienstleistungen, die als nützlich und wünschenswert empfunden werden Im Gesundheitswesen schwer zu erfassen, da Leistungen subjektiven Werturteilen unterliegen Paradigmen der Evaluation (nach Kromrey) Evaluation zur Verbreiterung der Wissensbasis Evaluation zu Kontrollzwecken Evaluation zu Entwicklungszwecken Qualitätssicherung im Gesundheitswesen PARADIGMENWECHSEL IN DER GESUNDHEITSVERSORGUNG: Abkehr von „mehr ist besser“: Weniger Fokus auf immer mehr Technik, Medikamente, oder Intensivtherapien. Transparenz und standardisierte Leistungsdokumentation: Früher nicht notwendig, da das Gesundheitssystem bezahlbarer war und Patienten wenig Ansprüche stellten. Begrenzter Einfluss der medizinischen Versorgung: Geringe Wirkung auf Mortalität und Morbidität, die zentrale Gesundheitsindikatoren darstellen. Gesundheit hängt stark von sozialen und individuellen Faktoren wie Genetik, Verhalten (Ernährung, Rauchen), Fitness und Lebensumfeld ab. Qualitätskriterien und Definition: Traditionelle Indikatoren: Mortalität, Morbidität, Komplikationen, Krankenhausinfektionen. Moderne Definition (American Medical Association): Qualität als Pflege, die zur Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität beiträgt. Fokus auf Patientennutzen unter Berücksichtigung von Risiken und Gewinnen.

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