Prävention Und Rehabilitation PDF
Document Details
![StrongChrysoprase4020](https://quizgecko.com/images/avatars/avatar-6.webp)
Uploaded by StrongChrysoprase4020
Ludwig Fresenius Schulen Hamburg
B.Sievers
Tags
Related
Summary
This document provides notes on prevention and rehabilitation, focusing on the role of physiotherapy in various settings. It covers different concepts of health and illness, and touches on stress theory and the impact of various factors on health and illness within the topic of rehabilitation. This is a broad overview of these fundamental concepts.
Full Transcript
Prävention&Rehabilitation Prävention & Rehabilitation B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 1 Prävention&Rehabilitation Dass Physiotherapeuten i...
Prävention&Rehabilitation Prävention & Rehabilitation B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 1 Prävention&Rehabilitation Dass Physiotherapeuten in der Rehabilitation unterschiedlichster Erkrankungen eine wichtige Rolle einnehmen, ist seit jeher bekannt. Zunehmend rückt aber auch die Prävention und Gesundheitsförderung ins Blickfeld. „Physiotherapeuten sind aufgrund ihrer Ausbildung breit aufgestellt. Sie haben sowohl in der Primär- als auch in der Sekundär- und Tertiärprävention Konzepte entwickelt (beispielsweise die Rückenschule) und bieten entsprechende Leistungen an. Immer häufiger finden diese Kurse nicht nur in der Praxis des Physiotherapeuten statt, sondern in sogenannten „settings“, nah am Lebensumfeld der Menschen in Kindergärten, Firmen oder Sportvereinen.“ „Durch ihre qualifizierte fachliche Ausbildung und eine zusätzliche verbindlich definierte Weiterbildung sind Physiotherapeuten in der Lage, Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz zu analysieren. Sie können unphysiologische Bewegungsmuster erkennen und diese abbauen. Der Physiotherapeut ist somit ein qualifizierter Berater und Partner im Team mit Arbeitsmedizinern, Sicherheitsingenieuren, Betriebs- und Personalräten sowie Krankenkassen.“ (Steinecke, ZVK, 2013) Das Fach „Prävention und Rehabilitation“ in der Physiotherapieausbildung soll vor allem theoretische Grundlagen schaffen, die Bezug zu anderen Fachbereichen herstellen. Die wesentlichen Themen in der Übersicht sind: I. Krankheits- und Gesundheitsmodelle II. Stresstheorie III. Prävention IV. Rehabilitation B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 2 Prävention&Rehabilitation I. Gesundheits- und Krankheitsmodelle I.1 Definitionen „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ (WHO, 1948) Diese Definition von Gesundheit besteht seit Gründung der WHO und hat seitdem immer wieder Kritik erfahren. Von unterschiedlichsten Seiten hat es daher immer wieder neue Bestimmungsversuche gegeben, die nachfolgenden Zitate sind lediglich beispielhaft. „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ (F. Nietzsche) „Krankheit und Gesundheit sind dynamische Prozesse, die für die Pflege als Fähigkeiten und Defizite erkennbar sind.“ (M. Krohwinkel, 1992) „Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums, für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben für die es sozialisiert (Sozialisation = Einordnungsprozess in die Gesellschaft, Normen- und Werteübernahme) worden ist.“ (T. Parson) Der Begriff Krankheit ist noch weniger einheitlich definiert, wie im Folgenden zu sehen ist: „Krankheit ist ein objektiv fassbarer, regelwidriger, anomaler körperlicher oder geistiger Zustand, der die Notwendigkeit einer Heilbehandlung erfordert und zur Arbeitsunfähigkeit führen kann.“ (GKV) „Als Krankheit wird das Vorliegen von Symptomen und/oder Befunden bezeichnet, die als Abweichung von einem physiologischen Gleichgewicht oder einer Regelgröße (Norm) interpretiert werden können und die auf definierte Ursachen innerer oder äußerer Schädigungen zurückgeführt werden können.“ (Schmidt&Unsicker, 2003) Krankheit wird also als eine Abweichung von der Norm bezeichnet. Auch darüber lässt sich diskutieren – Blutwerte beispielsweise lassen sich eindeutig messen, psychische Gesundheit dagegen nur sehr schwer. Ab wann also eine Abweichung vorliegt, ist nicht immer eindeutig festzustellen. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 3 Prävention&Rehabilitation Im diesem Zusammenhang sei noch der Begriff der Behinderung zu nennen. Die WHO definiert für das Zustandekommen einer Behinderung drei Ursachen: ein vorliegender Schaden einhergehend mit einer funktionalen und sozialen Beeinträchtigung. „Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.“ (§ 2 Absatz 1, SGB IX) Was jedoch eine tatsächliche Einschränkung aufgrund einer Erkrankung bzw. eines Unfalls ist oder wo den Betroffenen eine Behinderung gestellt wird (Stichwort „Barrierefreiheit“), wird von jedem Einzelnen unterschiedlich erlebt. I.2 Krankheitsmodelle Menschen waren und sind zu allen Zeiten krank. Im Laufe der Geschichte hat es die unterschiedlichsten Erklärungsversuche und Theorien gegeben, wie Krankheiten entstehen – daraus leiteten sich auch die Behandlungsansätze ab. Der erste, der ein (für damalige Zeiten einleuchtendes) Modell lieferte, war Hippokrates, etwa 400 v.Chr. Der Mensch als Mikrokosmos wurde als Abbild des Makrokosmos der Erde betrachtet. In seiner Viersäftelehre stellte er die Körperflüssigkeiten den Elementen gleich, eine Krankheit sah er als Ungleichgewicht dieser Kräfte – dementsprechend fällt seine Behandlung aus. Dieses Modell behielt über 2000 Jahre seine Gültigkeit, gepaart mit dem religiösen Verständnis der jeweiligen Kultur. Erst im 19.Jahrhundert mit der zunehmenden Industrialisierung zeigten sich entscheidende Veränderungen in medizinischen Fragen. „Das biomedizinische Modell betrachtet Krankheit durch Abweichungen von der Norm messbarer biologischer (somatischer) Variablen als vollständig erklärt.“ (G.L.Engel, 1979) Der Körper eines Individuums wird als eine Art Maschine angesehen, die nach spezifischen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Krankheit ist als „Betriebsstörung“ definiert, die entsprechend medikamentös oder operativ behandelt werden muss. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 4 Prävention&Rehabilitation In dieser Zeit erfolgten viele bahnbrechende Entdeckungen und Entwicklungen im Bereich der Medizin. Da jedoch diese allein scheinbar nicht alles erklären konnten, entwickelte sich in den 1970er Jahren ein weiteres Modell, das bis in die heutige Zeit in seinen Grundlagen seine Berechtigung findet. Im biopsychosozialen Modell ist der Mensch Teil umfassender Lebenssysteme, die zwar eigenständig betrachtet werden, aber dennoch in gegenseitiger Wechselbeziehung zu einander stehen. Alle drei Bereiche haben Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten, gleichzeitig beeinflussen sie sich gegenseitig. https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/hochschulen/soziale-arbeit/institute/institut-soziale-arbeit-und- gesundheit/media/hsa_isage_biopsychosoziales_modell.png/@@images/7218614b-4e2d-4d2e-88e2-1f339d7f0c32.png Auf Grundlage des biopsychosozialen Modells entwickelte Aaron Antonovsky in den 1980er Jahren sein Modell der Salutogenese. Bisher hatten Wissenschaftler immer gefragt, warum Menschen krank werden, Antonovsky stellte jedoch die Frage, was Menschen gesund hält. Er führte den Begriff des „Gesundheits-Krankheit-Kontinuums“ ein. Hierbei gibt es keine völlige Gesundheit oder Krankheit, sondern der Mensch bewegt sich mal mehr zu einer Seite, mal zur anderen. Neben objektiven Faktoren spielt die subjektive Einschätzung eine wichtige Rolle. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 5 Prävention&Rehabilitation Die Position ist durch krankmachende Faktoren („Stressoren“) und gesundheitserhaltenden Faktoren („Ressourcen“) bestimmt. http://bp1.blogger.com/_EScCe1lhfmc/ReNFl8aFPhI/AAAAAAAAAAU/zX7xzCEcEe0/s400/Folie8.JPG Als eine zentrale Widerstandressource definierte Antonovsky das Kohärenzgefühl (sense of coherence, SOC). Menschen mit einem gut entwickelten SOC vertrauen darauf, dass sie unbekannte Situationen analysieren können, mit diesen zurechtkommen und dass diese unbekannten Situationen für sie bedeutsam sind. http://deine-gesundheit-und-du.de/wp-content/uploads/2015/04/Koh%C3%A4renz.jpg Eng mit dem Begriff des Kohärenzgefühls ist auch der der Resilienz verbunden. Dem Begriff nach bezeichnet Resilienz die Fähigkeit eines Stoffes sich wieder in eine seine ursprüngliche Form zurück zu verwandeln. In der Psychologie wird mit Resilienz die Stärke eines Menschen bezeichnet, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen oder Ähnliches ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Das negative Gegenstück zur Resilienz wird Vulnerabilität genannt. Vulnerabilität bedeutet, B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 6 Prävention&Rehabilitation dass jemand besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen ist. Verschiedene Säulen tragen zum Aufbau einer guten Resilienz bei: Optimismus Akzeptanz Lösungsorientierung Opferrolle verlassen Verantwortung übernehmen Netzwerke aufbauen Zukunftsplanung Was in den meisten Modellen außer Acht gelassen wird, ist die subjektive Wahrnehmung des Betroffenen. Solch subjektiven Krankheitstheorien sind durch den jeweiligen Behandler zu erfragen und tragen entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg der Therapie bei. Auch das Wissen um einen möglichen Krankheitsgewinn kann dem Behandler helfen, den Therapieverlauf richtig einzuschätzen. Primärer Krankheitsgewinn Sekundärer Krankheitsgewinn Tertiärer Krankheitsgewinn B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 7 Prävention&Rehabilitation II. Stresstheorie II.1 Definition Jeder kennt Stress in irgendeiner Form. Aber wodurch lassen wir uns stressen? Wie reagieren wir? Und was ist, wenn alles zu viel wird? Stress, aus dem englischen, bedeutet zunächst einmal „Anspannung“. Das kann für ein Band im Körper, das angespannt wird („stressed“), ebenso gelten wie auch für die Psyche. Erst die dauernde oder häufig wiederholte Belastung kann zu Schädigungen führen. Individuell gesehen hat jeder Mensch ein ganz eigenes Stresslevel. Allgemein lässt sich jedoch anhand des Yerkes-Dodson-Gesetzes festhalten, dass ein gewisses Maß an Stress zu Höchstleistungen führt (positiver Stress), Über- oder Unterforderung hingegen senken das Leistungslevel deutlich ab (negativer Stress). http://www.studienstrategie.de/wp-content/uploads/2013/09/Pr%C3%BCfungsangst-%C3%BCberwinden-Lampenfieber-und-Blackout- vermeiden-das-Yerkes-Dodson-Gesetz-zeigt-wie-Pr%C3%BCfungsangst-und-Blackout-entstehen.jpg Auslösende Stressfaktoren sind komplett unterschiedlicher Struktur. Ob katastrophale Ereignisse, große persönliche Veränderungen oder die Persönlichkeitsstruktur, aber auch die immer wiederkehrenden alltäglichen Störfaktoren können zu Stressreaktionen führen. Diese sind noch vielfältiger und lassen sich auf sämtlichen Ebenen wiederfinden: kognitiv (Denkblockaden), körperlich (Schmerzen), emotional (Reizbarkeit) und sozial (Rückzug). B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 8 Prävention&Rehabilitation Gerade im Anamnesegespräch lassen sich oft auch Hinweise zur Problematik finden, da viele Redewendungen Bezug auf den jeweilgen Zustand hinweisen können („auf den Magen geschlagen“, „viel um die Ohren haben“). II.2 Stressmodelle Als „Urvater“ der Stressforschung wird Hans Selye bezeichnet. Aufgrund seiner Beobachtungen an Patienten schloss er, dass der Körper auf jede Anforderung oder Störung des körperlichen Gleichgewichts immer mit den gleichen unspezifischen Vorgängen reagiert. So teilte er drei Phasen des General Adaptation Syndrom ein: Alarmreaktion: physiologische Mechanismen, Freisetzung von Stresshormonen zur raschen Bereitstellung von Energiereserven, Aktivierung des autonomen Nervensystems Resistenzstadium: Adaptation des Organismus, aus der eine größere Resistenz gegenüber dem ursprünglichen Stressor erfolgt Stadium der Erschöpfung: Resistenz gegenüber dem Stressor kann nicht länger aufrechterhalten werden, Verminderung der Leistungsfähigkeit Dieses Modell gilt mittlerweile als überholt und das kognitive Stressmodell nach Richard Lazarus hat seinen Platz eingenommen. Für ihn ergab sich Stress aus der Wechselwirkung (Transaktion) zwischen situativen Faktoren der Umgebung und einer denkenden, fühlenden und handelnden Person. Ein Reiz ist für sich allein gesehen nie ein Stressor, er wird erst durch entsprechende körperliche und psychologische Reaktionen eines Individuums eingeordnet. http://www.coaching-berlin-report.de/Image/Stress.jpg B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 9 Prävention&Rehabilitation Mit diesem Modell erhielt das „Coping“, also der Umgang mit Stressfaktoren, vermehrt Gewicht in der Betrachtung. Auch hier lassen sich wieder vielfältige und individuelle Wege darstellen. Problemorientiertes Coping Emotionsorientiertes Coping Bewertungsorientiertes Coping Körperorientiertes Coping Letztendlich gibt es kein Patentrezept zur Stressbewältigung, sondern sie ist immer personen- und situationsabhängig. II.3 Burnout-Syndrom „Emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand nach einem vorangegangenen Prozess hoher Arbeitsbelastung, Stress und/oder Selbstüberforderung.“ (Großes Wörterbuch Psychologie; Compact, 2007) Das „Burnout-Syndrom“ ist als Begriff reichlich umstritten. Von vielen als „Modediagnose“ angesehen, ist es für die Betroffenen teilweise eine Rechtfertigung ihrer Depression, mit der sie klinisch gesehen nahezu identisch ist. Der Begriff wurde in den 1970er Jahren durch den Psychoanalytiker Herbert Freudenberger geprägt. Ihm fiel auf, dass insbesondere Menschen in sozialen Berufen überdurchschnittlich oft krankgeschrieben wurden. Für die amerikanische Forscherin Christina Maslach ist das Burn-out-Syndrom drei Hauptkriterien gekennzeichnet: Emotionale Erschöpfung Die Person hat das Gefühl, von den Anforderungen des Berufes überfordert zu sein; sie fühlt sich leer und entmutigt. Depersonalisierung (Entfremdung) Die Person hat eine distanzierte und zynische Haltung im Beruf; die Menschen, die ihr im Beruf begegnen, werden zu Objekten. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit Die Person hat das Gefühl, keine Erfolge mehr zu erzielen und keine Verantwortung mehr tragen zu können. Sie zweifelt auch am Sinn der Sinn der Arbeit. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 10 Prävention&Rehabilitation http://alleszuviel.at/bilder/neues%207%20stufen%20modell_vers.2.jpg B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 11 Prävention&Rehabilitation III. Prävention und Gesundheitsförderung Prävention von Erkrankungen ist nicht neu, aber durch das Präventionsgesetz von 2015 hat sie verstärkte Aufmerksamkeit bekommen. Mit diesem Gesetz soll eine zielgerichtete Zusammenarbeit der Akteure in der Prävention und Gesundheitsförderung gefördert werden. §20 Primäre Prävention und Gesundheitsförderung „(1) Die Krankenkasse sieht in der Satzung Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken (primäre Prävention) sowie zur Förderung des selbstbestimmten gesundheits-orientierten Handelns der Versicherten (Gesundheitsförderung) vor. Die Leistungen sollen insbesondere zur Verminderung sozial bedingter sowie geschlechtsbezogener Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen. „ III.1 Definition Prävention Prävention umfasst alle zielgerichteten Maßnahmen und Aktivitäten, um Krankheiten oder gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden, das Risiko der Erkrankung zu verringern oder ihr Auftreten zu verzögern. Dabei stützt sich die Prävention auf Prognosen, d.h. auf Risikofaktoren, welche ausgeschaltet und reduziert werden sollen. In der Prävention werden mehrere Formen unterschieden: Primäre Prävention: Bezeichnet gesundheitsgerechte Verhaltensweisen zur Stärkung der Gesundheit und zur Krankheitsverhütung. Ein Beispiel dafür ist die aktive Schutzimpfung. Sekundäre Prävention: Ist die gezielte Früherkennung von Krankheiten, beispielsweise Diabetes oder Hypertonie. Tertiäre Prävention: Befasst sich im weitesten Sinne mit der Behandlung einer Krankheit mit dem Ziel der Wiederherstellung der Gesundheit bzw. einer Minimierung der Folgeschäden. Zusätzlich unterscheidet man in Verhaltensprävention: Personenbezogen, soll gesundheitsfördernde Verhaltensweise erreichen und gesundheitsschädigende Verhaltensweisen ausschalten Verhältnisprävention: Umweltbezogen, gesundheitsgerechte Gestaltung des Lebensumfelds des Menschen B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 12 Prävention&Rehabilitation III.2 Definition Gesundheitsförderung Im Grunde genommen ist Gesundheitsförderung (Public Health) nichts anderes als Prävention, allerdings steht ihr ein salutogentischer Ansatz zugrunde. Gesundheitsförderung ist (erstmals in der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung 1986) definiert als Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Sie bezieht sich auf alle Maßnahmen, die dem Erhalt und der Förderung von Gesundheit dienen, vorrangig in folgenden Bereichen: Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen Persönliche Kompetenzen entwickeln Die Gesundheitsdienste neu orientieren In Anlehnung an die Ottawa-Charta beschreibt Badura (1992) Gesundheitsförderung wie folgt: „Gesundheitsförderung setzt an den Lebensbedingungen des Menschen an. Dabei geht es um biologische, seelische und soziale Widerstandskräfte und Schutzfaktoren zu mobilisieren und Lebensbedingungen herzustellen, die positives Denken, positive Gefühle und ein optimales Maß an körperlicher Be- und Entlastung erlauben.“ Als Schlagwort ist das „Empowerment“ zu sehen. Gemeint ist die Förderung der Fähigkeit für selbstbestimmtes Handeln, unter Berücksichtigung von Ressourcenförderung, Motivation und Partizipation. III.3 Betriebliches Gesundheitsmanagement Im Zuge der verstärkten Gesundheitsförderung und mit Blick auf steigende Zahlen bei der Arbeitsunfähigkeit hat ein Umdenken in vielen Unternehmen begonnen, und das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) hat sich zu einem wichtigen Faktor auf dem Arbeitsmarkt entwickelt. Gerade für Physiotherapeuten ermöglicht das eine Vielzahl an Chancen, sich ein zweites Standbein zu verschaffen. Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet die Unternehmen dazu, Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten zu erhalten und arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen. Wichtigstes Grundprinzip ist dabei die Prävention. Insofern muss in den Betrieben der bisherige Arbeits- und Gesundheitsschutz durch die Gesundheitsförderung erweitert werden. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 13 Prävention&Rehabilitation D.h. Arbeitsbelastungen sollen gezielt verringert und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen der Beschäftigten gestärkt werden. Somit lohnt sich BGM für das Unternehmen und die Mitarbeiter. Dabei ist wichtig, dass BGM nicht „von oben“ verordnet wird, sondern die Beteiligung der Beschäftigten ist von großer Wichtigkeit. Ist ein BGM beschlossen, muss mit einer Bestandsaufnahme begonnen werden. Dazu zählen sowohl Daten über Arbeitsunfähigkeitstage, Arbeitsplatzbeschreibungen als auch Mitarbeiterbefragungen. In den meisten Fällen wird ein Arbeitskreis Gesundheit/ Gesundheitszirkel berufen, der sich aus unterschiedlichsten Fachbereichen des Unternehmens zusammensetzt. Dieser kann dann konkrete Maßnahmen beschließen (betriebliche Gesundheitsförderung, BGF), die von der Bereitstellung von Trinkwasser über Unterstützung bei sportlichen Aktivitäten bis zur Durchführung von Gesundheitstagen reichen. http://gesundheitsmanagement.kenline.de/html/praevention_gesundheitsfoerderung.htm B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 14 Prävention&Rehabilitation IV. Rehabilitation IV.1 Definition Der Begriff leitet sich vom lateinischen „rehabilitare“ = „wieder tauglich machen“ ab, meint also eine Wiederherstellung. Der WHO zufolge ist es dadurch Ziel, den bestmöglichen Gesundheitszustand für alle zu erreichen. In Deutschland ist das Rehabilitationswesen zu großen Teilen im SGB IX verankert. Dort lassen sich folgende Ziele finden: Abwendung, Beseitigung oder Minderung der Behinderung bzw. Verhütung ihrer Verschlimmerung oder Milderung ihrer Folgen Vermeidung, Überwindung oder Minderung von Einschränkungen der Erwerbsfähigkeit (oder Pflegebedürftigkeit) Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben Förderung der persönlichen Entwicklung und Ermöglichung der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft sowie der selbstständigen und selbstbestimmten Lebensführung IV.2 Formen Rehabilitation beschreibt nicht alleine die körperliche Wiederherstellung, sondern umfasst alle Lebensbereiche. Die medizinische Rehabilitation soll dem Betroffenen helfen, nach Krankheit oder Verletzung seinen ursprünglichen körperlichen Zustand soweit wie möglich wieder zu erlangen und wieder aktiv am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilzunehmen. Bei chronischen Erkrankungen soll ermöglicht werden, ein weitgehend selbstständiges Leben zu führen und dabei die Einschränkungen, die durch die Krankheit verursacht werden, auf ein Minimum zu reduzieren. Die Kosten dafür trägt vorrangig die Rentenversicherung. Die berufliche Rehabilitation umfasst alle Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). Ziel ist es, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderung wieder in das Erwerbsleben zu integrieren. Dazu gehören technische Hilfsmittel, Arbeitsplatzanpassungen, Umschulungen oder auch Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Auch hier zahlt vorrangig die Rentenversicherung. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 15 Prävention&Rehabilitation Die soziale Rehabilitation umfasst alle Leistungen, die dem Betroffenen ein Leben in der Gemeinschaft ermöglichen und ihn wenn möglich unabhängig von Pflege zu machen. Beispielhaft sind hier betreutes Wohnen, Haushaltshilfen oder Tagesstätten zu nennen. Die Rehabilitation kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen, die Vor- und Nachteile sind für jeden Patienten individuell zu betrachten. Auch nach der erfolgten Reha kann die Behandlung im Rahmen verschiedener Nachsorgeprogramme fortgesetzt werden. B.Sievers, BA Medizinpädagogik LFS Hamburg, Physiotherapie/Massage 16