Prävention von cannabisbedingten Verkehrsstraftaten - PDF
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Carmen Wagener
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Diese Masterarbeit untersucht die psychosozialen Faktoren, die zu cannabisbedingten Verkehrsstraftaten führen, und erörtert Präventionsstrategien. Sie analysiert die Auswirkungen der Legalisierung, Regelakzeptanz und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Arbeit von Carmen Wagener beleuchtet auch Risikowahrnehmung, soziale Normen und Persönlichkeitsmerkmale.
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Prävention von cannabisbedingten Verkehrsstraftaten Masterstudium Kriminologie und Kriminalprävention Abgabe: [XX.XX.XXXX] Inhaltsübersicht 1. Einleitung..................................................................................................... 1 2. Psychosoziale Fak...
Prävention von cannabisbedingten Verkehrsstraftaten Masterstudium Kriminologie und Kriminalprävention Abgabe: [XX.XX.XXXX] Inhaltsübersicht 1. Einleitung..................................................................................................... 1 2. Psychosoziale Faktoren des Cannabiskonsums im Straßenverkehr.....2 2.1 Risikowahrnehmung und Einstellungen................................................. 3 2.2 Soziale Normen und Peer-Einflüsse...................................................... 5 2.3 Persönlichkeitsmerkmale und Risikoverhalten....................................... 8 3. Legalisierung und ihre Auswirkungen.................................................... 11 3.1 Erfahrungen aus anderen Ländern.......................................................11 3.2 Veränderungen im Konsumverhalten................................................... 14 3.3 Einfluss auf die Verkehrssicherheit...................................................... 17 4. Regelakzeptanz und Präventionsstrategien........................................... 19 4.1 Extrinsische und intrinsische Motivation...............................................19 4.2 Empathie und Perspektivenwechsel.................................................... 23 4.3 Aufklärung und Sensibilisierung........................................................... 25 5. Rechtliche Rahmenbedingungen............................................................ 28 5.1 Aktuelle Gesetzeslage..........................................................................29 5.2 Grenzwerte und Kontrollen...................................................................31 5.3 Sanktionierung und Strafverfolgung..................................................... 34 6. Fazit............................................................................................................ 36 Literaturverzeichnis...................................................................................... 40 Plagiatserklärung.......................................................................................... 45 1. Einleitung Welche psychosozialen Faktoren führen dazu, dass trotz der offensichtlichen Risiken weiterhin Menschen unter dem Einfluss von Cannabis am Steuer sitzen, und wie können wir dies effektiv verhindern? Diese Frage steht im Zentrum der vorliegenden Masterarbeit und wird untersucht, da sie nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern auch gesellschaftliche Herausforderungen betrifft. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Legalisierung von Cannabis in Deutschland und den Erfahrungen aus anderen Ländern, die diesen Schritt bereits gegangen sind, gewinnt das Thema an Dringlichkeit in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion. Ziel ist es, die psychosozialen Ursachen und Einflussfaktoren dieses Verhaltens zu analysieren und darauf aufbauend zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, um die Häufigkeit von Straftaten und Unfällen im Straßenverkehr zu reduzieren. Die psychosozialen Dynamiken, die dazu führen, dass Menschen trotz der bekannten Risiken unter Cannabiseinfluss fahren, sind bislang unzureichend erforscht. Während die physiologischen und psychomotorischen Auswirkungen des Konsums auf die Fahrtauglichkeit umfassend dokumentiert sind, bleibt weitgehend unbeantwortet, welche sozialen, persönlichen und kulturellen Faktoren das Verhalten beeinflussen. Erfahrungen aus Ländern wie Kanada, den USA oder den Niederlanden zeigen, dass die Legalisierung den Konsum steigern kann und gleichzeitig neue Herausforderungen für die Verkehrssicherheit mit sich bringt. Diese Erkenntnisse bieten eine wertvolle Grundlage, um übertragbare Lösungsansätze für den deutschen Kontext zu entwickeln. Die Masterarbeit verfolgt das Ziel, die Wechselwirkungen zwischen Risikowahrnehmung, sozialen Normen und Persönlichkeitsmerkmalen als entscheidende Faktoren für das Fahrverhalten unter Cannabiseinfluss aufzuzeigen. Darauf aufbauend wird ein Präventionskonzept entworfen, das spezifisch auf die Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Zielgruppen abgestimmt ist. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Förderung von Empathie und Perspektivenwechsel, da diese Fähigkeiten nachweislich dazu beitragen können, riskantes Verhalten zu hinterfragen und anzupassen. Ein innovativer Ansatz dieser Arbeit liegt in der geplanten Integration kurzer Filmsequenzen, die Tatsachenberichte von Unfallopfern zeigen, um eine emotionale Verbindung zu den möglichen Konsequenzen des Fahrens unter Einfluss herzustellen und die Verhaltensänderung zu unterstützen. Motiviert durch ihre berufliche Tätigkeit als Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizei bringt 1 die Verfasserin nicht nur wissenschaftliches Interesse, sondern auch praktische Erfahrung mit. Ihre tägliche Arbeit umfasst die Entwicklung und Durchführung von Präventionsprogrammen gegen Alkohol- und Drogenkonsum im Straßenverkehr, wodurch sie die potenziellen Auswirkungen einer Teillegalisierung von Cannabis direkt einzuordnen vermag. Diese berufliche Perspektive unterstreicht die Relevanz des gewählten Themas und spiegelt die persönliche Verantwortung wider, einen Beitrag zur Entwicklung effektiver Präventionsstrategien zu leisten. Die Untersuchung basiert methodisch auf einer umfassenden Literaturrecherche, die durch internationale Vergleiche und tabellarische Gegenüberstellungen von Präventionsmaßnahmen ergänzt wird. Ziel ist eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Ansätzen, um ein differenziertes Bild der psychosozialen Faktoren und ihrer Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit zu erhalten. Die Arbeit reflektiert theoretische Präventionsansätze und bewertet sie kritisch hinsichtlich ihrer Effektivität im Kontext der Herausforderungen durch Cannabiskonsum im Straßenverkehr. Auch Aspekte aus Psychologie, Soziologie und Verkehrsrecht fließen durch den interdisziplinären Zugang der Kriminalprävention mit ein. Der Forschungsstand zeigt, dass die psychosozialen Einflussfaktoren des Fahrverhaltens sowie zielgruppenspezifische Präventionsstrategien bislang unzureichend erforscht sind. Studien betonen die zentrale Rolle von Risikowahrnehmung, sozialen Normen und Peer-Einflüssen, während Wechselwirkungen häufig nicht betrachtet werden. Diese Forschungslücke unterstreicht die Dringlichkeit einer vertieften Analyse. Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Kapitel 2 thematisiert die psychosozialen Faktoren des Cannabiskonsums im Straßenverkehr, während Kapitel 3 internationale Erfahrungen und deren Implikationen für Deutschland untersucht. Kapitel 4 ist der Entwicklung effektiver Präventionsstrategien gewidmet, während Kapitel 5 die rechtlichen Rahmenbedingungen behandelt. Abschließend fasst Kapitel 6 die Ergebnisse zusammen und gibt Empfehlungen für die Präventions- und Verkehrssicherheitsarbeit. 2. Psychosoziale Faktoren des Cannabiskonsums im Straßenverkehr Die psychosozialen Aspekte des Cannabiskonsums im Straßenverkehr spielen eine 2 entscheidende Rolle bei der Einschätzung der Verkehrssicherheit und der Unfallverhütung. Risikowahrnehmung, soziale Normen und individuelle Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen maßgeblich das Verhalten von Fahrer*innen unter dem Einfluss von Cannabis. Die nachfolgenden Abschnitte beleuchten die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und deren Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, um ein umfassendes Verständnis der Herausforderungen und Risiken im Straßenverkehr zu vermitteln. Dieses Kapitel trägt somit wesentlich zur Analyse und Diskussion der Präventionsstrategien und rechtlichen Rahmenbedingungen der Arbeit bei. 2.1 Risikowahrnehmung und Einstellungen Die subjektive Risikowahrnehmung von Fahrer*innen im Zusammenhang mit dem Fahren unter Cannabiseinfluss weist häufig eine erhebliche Diskrepanz zur tatsächlichen Gefährdung auf. Insbesondere junge Fahrer*innen unterschätzen die Auswirkungen von THC auf ihre psychomotorische Leistungsfähigkeit, was sich in einer erhöhten Unfallwahrscheinlichkeit widerspiegelt (Patermann, 2019; Wirsch et al., 2024). Diese Altersgruppe zeigt eine geringere Kenntnis über die Beeinträchtigungen ihrer Reaktionszeit und Spurhaltung, die durch Cannabiskonsum hervorgerufen werden. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit gezielter Sensibilisierungskampagnen, die über die tatsächlichen Gefahren aufklären und junge Menschen adäquat erreichen (Wirsch et al., 2024; Alvarez et al., 2021). Regelmäßige Konsumierende entwickeln zudem Gewöhnungseffekte und Toleranz, wodurch sie die Risiken ihres Verhaltens weiter unterschätzen. Die kognitive Verzerrung, die hierbei eine zentrale Rolle spielt, wurde sowohl in neuropsychologischen als auch in epidemiologischen Studien nachgewiesen (Klos & Görgen, 2009; Alvarez et al., 2021). Länder mit liberalerer Drogenpolitik, wie Kanada, zeigen, dass trotz infrastrukturell umfangreicher Aufklärungsmaßnahmen die Risikowahrnehmung oft konstant niedrig bleibt, wodurch sowohl kulturelle als auch soziale Einflussfaktoren hervorgehoben werden (Kilmer, 2019; Patermann, 2019). Auf neuropsychologischer Ebene konnten in Simulationstests wiederholt Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen, wie der Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung, durch THC nachgewiesen werden, was insbesondere in der Bedienung von Fahrzeugen zu fatalen Folgen führen kann (Alvarez et al., 2021). Die mangelnde Kenntnis der Bevölkerung über die empfohlene Wartezeit von 24 Stunden nach dem Konsum von Cannabis stellt ein erhebliches Defizit in der Aufklärungsarbeit dar. Laut einer Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) wissen rund 60 % der 3 Befragten nicht über diese Wartezeit Bescheid (Wirsch et al., 2024). Besonders besorgniserregend ist, dass auch die jüngere Altersgruppe, die durch strengere gesetzliche Regelungen wie das absolute Konsumverbot während der Probezeit oder unter 21 Jahren geschützt werden soll, erhebliche Wissenslücken aufweist (Wirsch et al., 2024; Berg et al., 2018). Dies könnte darauf hindeuten, dass bisherige Maßnahmen zur Vermittlung dieser Informationen nicht effektiv genug sind. Die Integration von Sensibilisierungsmaßnahmen in Schulen oder sozialen Medien könnte diese Wissenslücken schließen und besonders gefährdete demografische Gruppen gezielt erreichen (Wirsch et al., 2024; Kilmer, 2019). Länder wie Uruguay haben gezeigt, dass die Kombination aus klaren gesetzlichen Regelungen und umfangreicher öffentlicher Aufklärung eine deutliche Reduktion von risikobehaftetem Verhalten bewirken kann (Kilmer, 2019; Spithoff et al., 2015). Die subjektive Wahrnehmung von Gesundheitsrisiken und die soziale Akzeptanz des Cannabiskonsums spielen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung, unter Einfluss zu fahren. Studien zeigen, dass geringe wahrgenommene Gesundheitsgefahren und mangelndes Bewusstsein für die Risiken des Fahrens mit Cannabis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit korrelieren, dieses Verhalten zu zeigen (Berg et al., 2018). Der Einfluss von Peer-Gruppen ist hierbei von besonderer Bedeutung, da diese die soziale Normalisierung des Konsums und des Fahrens unter Einfluss verstärken können (Berg et al., 2018; Capler et al., 2017). Die Unterschiede zwischen den wahrgenommenen und den tatsächlichen Gesundheitsrisiken weisen auf die Notwendigkeit hin, klare und verständliche Informationen über die langfristigen Auswirkungen des Cannabiskonsums zugänglich zu machen (Berg et al., 2018; Wirsch et al., 2024). Vergleichsstudien zeigen zudem, dass soziale Normen und gesetzliche Rahmenbedingungen in hohem Maße die Risikowahrnehmung beeinflussen. Beispielsweise wird in Ländern mit strenger Regulierung der Konsum kritischer betrachtet, was die Notwendigkeit von Interventionen unterstreicht, die subjektive Einschätzungen effektiv verändern können (Kilmer, 2019; Patermann, 2019). Studien belegen, dass Ansätze, die emotionale Appelle wie Unfallberichte oder persönliche Geschichten einsetzen, besonders geeignet sind, um die Risikowahrnehmung nachhaltig zu beeinflussen (Razaghizad et al., 2021; Preuss et al., 2021). Die konkreten Beeinträchtigungen der Fahrleistung durch THC sind umfassend dokumentiert. Dennoch zeigt sich in der Praxis häufig, dass Konsumierende ihre Fahrtauglichkeit überschätzen, was auf kognitive Verzerrungen und individuelle Unterschiede wie Toleranz und Gewöhnungseffekte zurückzuführen ist (Alvarez et al., 2021; Klos & Görgen, 2009). So führen selbst geringe THC-Konzentrationen zu signifikanten Beeinträchtigungen, wie einer verlängerten Reaktionszeit und einer erhöhten 4 Spurabweichung, die bis zu fünf Stunden nach dem Konsum bestehen können (Alvarez et al., 2021). Regelmäßige Konsumierende, die durch eine höhere Toleranzentwicklung gekennzeichnet sind, nehmen die Risiken geringer wahr und verhalten sich entsprechend risikoreicher (Klos & Görgen, 2009; Alvarez et al., 2021). Simulationstests belegen eindeutige Beeinträchtigungen der Spurhaltung bereits bei niedrigen THC-Konzentrationen, was die Relevanz einer strengen Überwachung solcher Werte verdeutlicht (Alvarez et al., 2021; Patermann, 2019). Besonders der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol wird als extrem gefährlich eingestuft, da hierbei das Unfallrisiko exponentiell ansteigt. Dennoch wird diese Kombination oft unterschätzt, wodurch gezielte, aufklärende Kampagnen notwendig erscheinen (Patermann, 2019; Wirsch et al., 2024). Erfahrungen aus Ländern wie Kanada und den USA zeigen, dass auch nach der Legalisierung von Cannabis die wahrgenommenen Risiken weiterhin unterschätzt werden. In Kanada stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Cannabiseinfluss nach der Legalisierung signifikant an, was die Fehleinschätzung der Risiken durch Konsumierende unterstreicht (Spithoff et al., 2015; Kilmer, 2019). Es zeigt sich, dass die Wahrnehmung sozialer Normen und kultureller Akzeptanz einen direkten Einfluss auf das Verhalten von Fahrer*innen hat, was wiederum die Bedeutung nachhaltiger Aufklärungskampagnen verdeutlicht (Kilmer, 2019; Alvarez et al., 2021). Die Vergleichsanalyse zwischen Kanada und Uruguay verdeutlicht, dass gesetzliche Maßnahmen, kombiniert mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit, signifikante Effekte auf das Risikoverhalten zeigen können (Spithoff et al., 2015; Razaghizad et al., 2021). Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, dass soziale Normen lokal und kulturell geprägt sind, weshalb Präventionsstrategien stets auf nationale und regionale Besonderheiten zugeschnitten werden müssen (Kilmer, 2019; Patermann, 2019). Insgesamt zeigt sich, dass intensiver Konsum nicht nur die subjektive Risikowahrnehmung beeinflusst, sondern langfristig auch die allgemeine Verkehrssicherheit gefährden kann, was die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Prävention hervorhebt (Klos & Görgen, 2009; Alvarez et al., 2021). 2.2 Soziale Normen und Peer-Einflüsse Die sozialen Normen in einer Gesellschaft beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten unter Cannabiseinfluss. Die Akzeptanz des Cannabiskonsums innerhalb einer Gruppe erhöht das Risiko, dass deren Mitglieder auch unter Drogeneinfluss am Straßenverkehr teilnehmen. Dies ist besonders bei jungen Fahrer*innen relevant, da diese durch Gruppendruck stärker 5 beeinflusst werden. Studien von Mende (2016) und Capler et al. (2017) zeigen, dass der soziale Kontext, in dem junge Menschen handeln, häufig risikobereites Verhalten begünstigt. Dieses Verhalten wird durch die Normalisierung des Konsums innerhalb von Peer-Gruppen verstärkt, was die Wahrscheinlichkeit von Fahrten unter Cannabiseinfluss erhöht. Um dieser Dynamik entgegenzuwirken, könnten Präventionsmaßnahmen, die gezielt auf soziale Dynamiken und Gruppeneinflüsse abzielen, wirkungsvoll sein. Hierbei wären interaktive Ansätze wie Workshops sinnvoll, da diese die Mechanismen des Gruppenzwangs thematisieren und individuelle Entscheidungsfähigkeiten stärken könnten (Capler et al., 2017). Ein solcher Ansatz wäre besonders in Ländern wie Kanada von Bedeutung, in denen die Legalisierung von Cannabis bereits zu einer Zunahme von Gruppenkonformität bei riskantem Verhalten geführt hat (Capler et al., 2017). Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Wahrnehmung des Peer-Verhaltens sowie die vermeintliche Normalität bestimmter Handlungen. Wenn der Konsum und das Fahren unter Drogeneinfluss im sozialen Umfeld als verbreitet oder harmlos angesehen werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Einzelpersonen dieses Verhalten übernehmen. Studien belegen die enge Verknüpfung von sozialen Normen und individuellem Risikoverhalten. Berg et al. (2018) zeigen, dass die Nachahmung von Peer-Verhalten stark von der wahrgenommenen Akzeptanz innerhalb einer Gruppe abhängt. Besonders jüngere Menschen sind anfällig für diese Dynamik. Hoch et al. (2016) unterstreichen zudem, dass der Einfluss von Peers bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders ausgeprägt ist, was in riskanterem Verhalten resultiert, wenn solches Handeln als gesellschaftlich akzeptiert gilt. Präventionsprogramme könnten hier ansetzen, indem sie falsche Vorstellungen über die Häufigkeit und Akzeptanz des Fahrens unter Cannabiseinfluss korrigieren. Beispielsweise könnten mediale Kampagnen dazu beitragen, falsche Normvorstellungen zu dekonstruieren, indem sie verantwortungsvolle Rollenmodelle hervorheben und die negativen Konsequenzen riskanter Verhaltensweisen betonen (Capler et al., 2017). Der Einfluss von Freund*innen, die selbst Cannabis konsumieren oder unter Drogeneinfluss fahren, verstärkt ebenfalls das Risiko, dass Einzelne dieses Verhalten übernehmen. Besonders junge Menschen, die sich in Gruppen bewegen, in denen Cannabiskonsum gesellschaftlich akzeptiert ist, zeigen eine erhöhte Bereitschaft, solche Verhaltensweisen selbst zu übernehmen. Berg et al. (2018) fanden heraus, dass eine direkte Korrelation zwischen der Anzahl konsumierender Freund*innen und der Wahrscheinlichkeit, selbst unter Drogeneinfluss zu fahren, besteht. Capler et al. (2017) identifizieren Gruppennormen als wichtigen Faktor für die Normalisierung dieses Verhaltens in sozialen Kreisen. Dies macht deutlich, wie stark soziale Netzwerke in Präventionsprogramme einbezogen werden sollten. 6 Ein Ansatz könnte die Förderung positiver Peer-Einflüsse sein, beispielsweise durch die Integration nicht konsumierender Gruppenmitglieder als Vorbilder in Präventionsmaßnahmen. Darüber hinaus könnten Peer-Berater*innen eingesetzt werden, um Gruppennormen zu verändern und die Entwicklung sicherer Verhaltensweisen zu unterstützen (Capler et al., 2017). Die Legalisierung von Cannabis hat in Ländern wie Kanada und einigen US-Bundesstaaten gezeigt, dass soziale Normen sich an den Konsum anpassen können. Dadurch erhöht sich die soziale Akzeptanz des Fahrens unter Cannabiseinfluss deutlich, insbesondere wenn gleichzeitig keine ausreichenden Aufklärungskampagnen oder Präventionsprogramme vorhanden sind, um die Risikowahrnehmung zu schärfen. Capler et al. (2017) zeigen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz risikobereites Verhalten wie das Fahren unter Drogeneinfluss fördern kann, wenn keine gegensätzlichen Maßnahmen zur Stärkung von Risikobewusstsein und Sicherheitsverhalten ergriffen werden. Kang und Lee (2018) belegen, dass in Regionen wie Colorado, wo der Konsum von Cannabis legalisiert wurde, die Normalisierung des Konsums zunimmt, was zu einer höheren Unfallwahrscheinlichkeit führt. Diese Erkenntnisse verdeutlichen, wie wichtig frühzeitige Aufklärungskampagnen sind, um sowohl die Risiken als auch die möglichen negativen Auswirkungen von Normverschiebungen zu thematisieren. Diese Maßnahmen könnten beispielsweise in Form von Informations- und Sensibilisierungskampagnen umgesetzt werden, die gezielt auf die gesellschaftlichen Veränderungen und deren Konsequenzen eingehen (Capler et al., 2017). Die sozialen Normen und Gruppendynamiken variieren stark zwischen verschiedenen kulturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. In Deutschland ist die gesellschaftliche Akzeptanz für Cannabiskonsum und das Fahren unter Drogeneinfluss bislang niedriger als in Ländern mit liberaler Cannabisgesetzgebung. Hoch et al. (2016) zeigen, dass die Akzeptanz von Fahrten unter Cannabiseinfluss in Deutschland geringer ausfällt als in Staaten wie Kanada. Sollte es jedoch zu einer Legalisierung kommen, ist davon auszugehen, dass sich vergleichbare Muster entwickeln könnten, wie sie in anderen Ländern beobachtet wurden, was eine frühzeitige Sensibilisierung erforderlich macht. Kang und Lee (2018) weisen darauf hin, dass sich ohne präventive Maßnahmen gesellschaftliche Normen in Richtung einer höheren Akzeptanz von riskantem Fahrverhalten entwickeln können. Um Normverschiebungen frühzeitig entgegenzuwirken, könnten präventive Kampagnen auf kulturelle und rechtliche Übergangsphasen abgestimmt werden. Die Berücksichtigung nationaler Besonderheiten könnte sicherstellen, dass Präventionsstrategien den gewünschten Effekt haben und rechtzeitig auf potenzielle Risiken aufmerksam machen. Interkulturelle Vergleiche könnten dabei eine Grundlage für die 7 Entwicklung effektiver Präventionsansätze bieten, um die Erfahrungen anderer Länder in die Maßnahmen zu integrieren (Capler et al., 2017; Kang & Lee, 2018). Gruppenzwang und soziale Akzeptanz sind besonders prägende Faktoren für das Verhalten jüngerer Fahrer*innen, die oft impulsivere Persönlichkeitsmerkmale zeigen und stärker von Peers abhängig sind. Wie Mende (2016) aufzeigt, sind junge Fahrer*innen aufgrund ihrer Peer-Abhängigkeit anfälliger für Gruppendruck und riskantes Verhalten. Berg et al. (2018) ergänzen, dass die geringe Risikowahrnehmung unter jüngeren Fahrer*innen durch soziale Dynamiken verstärkt wird, was die Wahrscheinlichkeit des Fahrens unter Cannabiseinfluss erhöht. Um dies zu adressieren, sollten Aufklärungsprogramme spezifisch auf die Mechanismen des Gruppenzwangs eingehen. Interaktive Workshops könnten hierbei ein wirksames Mittel sein, um die Entscheidungsfähigkeit und das Bewusstsein für Risiken zu stärken. Ebenso könnten Maßnahmen, die die Selbstständigkeit und kritisches Denken fördern, jungen Fahrer*innen helfen, den Einfluss von Peer-Druck zu minimieren und sicherere Verhaltensweisen anzunehmen. Die Diskussion über soziale Normen und Gruppeneinflüsse verdeutlicht, wie entscheidend es ist, klare Präventionsstrategien zu entwickeln, die die sozialen Dynamiken und kulturellen Besonderheiten berücksichtigen. 2.3 Persönlichkeitsmerkmale und Risikoverhalten Persönlichkeitsmerkmale spielen eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit risikobehaftetem Verhalten, insbesondere im Straßenverkehr unter dem Einfluss von Cannabis. Hohe Impulsivität und Sensation Seeking, also das Bedürfnis nach aufregenden und neuen Erfahrungen, stehen in direktem Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit, Entscheidungen zu treffen, ohne die Konsequenzen vollständig zu berücksichtigen. Diese Eigenschaften führen laut Fergusson et al. (2009) und Brands et al. (2021) zu einer erhöhten Neigung, potenzielle Gefahren zu ignorieren und impulsiv zu handeln, was das Unfallrisiko erheblich steigert. Insbesondere bei jungen Erwachsenen wurde beobachtet, dass diese Persönlichkeitsmerkmale das Risiko des Fahrens unter Cannabiseinfluss signifikant erhöhen. Forschungen zeigen, dass der Cannabiskonsum die kognitiven Kontrollmechanismen zusätzlich einschränkt, wodurch Impulsivität verstärkt wird und die Verkehrssicherheit direkt beeinträchtigt wird (Brands et al., 2021). Um diesen Mechanismen entgegenzuwirken, sollten Präventionsprogramme individuell zugeschnittene Ansätze 8 anbieten, wie alternative risikofreie Aktivitäten für Menschen mit hohem Sensation Seeking. Diese können dazu beitragen, risikoreiches Verhalten abzuschwächen, indem sie neue, sichere Möglichkeiten zur Befriedigung dieses Bedürfnisses bieten (Lang, 2017). Regelmäßige Cannabiskonsumierende weisen häufig Toleranz- und Gewöhnungseffekte auf, die ihre Selbsteinschätzung hinsichtlich der Fahrfähigkeit verzerren. Dies führt dazu, dass sie das Risiko des Fahrens unter Drogeneinfluss als geringer wahrnehmen, obwohl objektive Beeinträchtigungen bestehen. Capler et al. (2017) und Berg et al. (2018) weisen darauf hin, dass diese verzerrte Wahrnehmung durch vorherige Erfahrungen verstärkt wird, was eine falsche Sicherheitswahrnehmung bei den Konsumierenden hervorruft. Insbesondere die langfristige physiologische und psychische Toleranzbildung trägt dazu bei, dass die Auswirkungen auf die Fahrfähigkeit nicht mehr korrekt eingeschätzt werden. Simulationstests und visuelle Darstellungen der Auswirkungen von THC könnten in Präventionsmaßnahmen integriert werden, um den Betroffenen die tatsächlichen Beeinträchtigungen ihrer Fahrleistung bewusst zu machen (Brands et al., 2021). Darüber hinaus könnten Programme wie verkehrspsychologische Schulungen, vergleichbar mit der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), speziell für regelmäßige Konsumierende entwickelt werden, um das Risikobewusstsein zu fördern und Rückfälle zu verhindern (Lang, 2017). Das Verhalten männlicher Fahrer ist besonders auffällig, da sie überproportional häufiger risikobehaftetes Verhalten im Straßenverkehr zeigen, das zusätzlich durch Cannabiskonsum verstärkt wird. Capler et al. (2017), Berg et al. (2018) und Brands et al. (2021) erklären diesen Unterschied durch höhere Sensation-Seeking-Tendenzen sowie eine geringere Risiko- und Gefahrenwahrnehmung bei Männern. Bei Männern spielen biologische Faktoren, wie ein höherer Testosteronspiegel, und soziale Faktoren, wie risikofördernde Erwartungshaltungen, eine bedeutende Rolle. Ein weiterer Aspekt ist die normative Akzeptanz risikoreichen Verhaltens bei Männern, was dazu führt, dass männliche Fahrer weniger soziale Sanktionen für riskante Fahrten erfahren als Frauen (Berg et al., 2018). Präventionsprogramme sollten geschlechtsspezifisch gestaltet werden, indem bei Männern insbesondere durch emotionale Ansätze an das Verantwortungsbewusstsein appelliert wird. Persönliche Geschichten von Unfallopfern könnten hier eine wirkungsvolle Methode sein, um Verhaltensveränderungen zu bewirken (Lang, 2017). Die Kombination von Cannabiskonsum und Persönlichkeitsmerkmalen wie geringer Selbstkontrolle und antisozialen Verhaltensmustern erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich illegalem Verhalten hinzugeben, einschließlich Fahrens unter Cannabiseinfluss. Menschen 9 mit geringer Selbstkontrolle sind weniger in der Lage, ihr Verhalten zu regulieren, insbesondere unter Drogeneinfluss, was häufiger zu Verstößen gegen Verkehrsregeln führt (Lang, 2017). Personen mit antisozialen Verhaltensmustern ignorieren oftmals bewusst gesellschaftliche Normen und zeigen eine größere Bereitschaft für riskantes Verhalten, wie das Fahren unter Cannabiseinfluss (Boden et al., 2009). Präventionsmaßnahmen könnten hier ansetzen, indem verhaltenstherapeutische Ansätze oder Programme zur Stärkung der Selbstkontrolle eingeführt werden (Capler et al., 2017). Die Einbindung von Verkehrspsycholog*innen in die Prävention kann helfen, spezifische Maßnahmen für Personen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen zu entwickeln (Fergusson et al., 2009). Eine geringe Frustrationstoleranz und unzureichende Stressbewältigungskompetenzen sind häufig bei Personen zu finden, die regelmäßig unter Cannabiseinfluss fahren. Capler et al. (2017) und Mann et al. (2021) heben hervor, dass psychosoziale Stressoren in Kombination mit Cannabiskonsum die Entscheidung fördern, ein Fahrzeug trotz bekannter Risiken zu führen. Geringe Frustrationstoleranz führt dazu, dass der unmittelbare Drang zu fahren impulsiver nachgegeben wird, während fehlende Stressbewältigungskompetenzen den Griff zu Cannabis als Bewältigungsstrategie verstärken und die psychologische Abhängigkeit fördern. Präventionsmaßnahmen sollten hier gezielte Trainingsprogramme umfassen, die Stressbewältigungskompetenzen fördern und alternative Strategien zur Handlungsregulation in stressigen Situationen aufzeigen (Brands et al., 2021). Die Zusammenarbeit mit Verkehrspsycholog*innen könnte helfen, Personen mit diesen Defiziten frühzeitig zu identifizieren und präventive Schritte einzuleiten (Lang, 2017). Die psychotropen Wirkungen von Cannabis, wie kurzfristige Veränderungen in der Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit, können in Abhängigkeit von Persönlichkeitsmerkmalen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Insbesondere Personen mit einer Neigung zu psychotischen Symptomen oder vorbestehenden psychischen Erkrankungen zeigen ein erhöhtes Risiko für beeinträchtigtes Fahrverhalten. Fergusson et al. (2009) und Brands et al. (2021) weisen darauf hin, dass halluzinatorische Effekte oder paranoides Verhalten nach dem Konsum die Verkehrstüchtigkeit stark beeinflussen können. Bei Personen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen verschärft der Cannabiskonsum die Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit und erhöht das Risiko für gefährliches Fahrverhalten. Präventionsmaßnahmen sollten auf diese Risikogruppe zugeschnitten werden, indem regelmäßige Konsumierende mit bekannten psychischen Problemen gezielt aufgeklärt und therapeutisch unterstützt werden (Lang, 2017). Eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischem Fachpersonal und Verkehrspsychologie könnte dazu beitragen, gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren 10 und die Auswirkungen auf das Fahrverhalten zu minimieren (Capler et al., 2017). Abschließend wird deutlich, dass Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Unterschiede eine entscheidende Rolle im Zusammenhang mit dem Fahren unter Cannabiseinfluss spielen. Präventionsmaßnahmen müssen daher variabel gestaltet sein, um den unterschiedlichen psychologischen, sozialen und biologischen Faktoren gerecht zu werden. 3. Legalisierung und ihre Auswirkungen Die Legalisierung von Cannabis stellt einen bedeutsamen Wendepunkt im Umgang mit Drogenpolitik und Verkehrssicherheit dar. In den folgenden Abschnitten wird untersucht, wie verschiedene Länder mit der Thematik umgegangen sind und welche Erfahrungen im Hinblick auf Konsumverhalten und Verkehrssicherheit gesammelt wurden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den spezifischen Veränderungen im Nutzerverhalten sowie den Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit in den betroffenen Regionen. Durch die Analyse dieser Aspekte wird ein klarer Zusammenhang zwischen rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung und das individuelle Fahrverhalten aufgezeigt. 3.1 Erfahrungen aus anderen Ländern In zahlreichen Ländern wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Ansätze zur Legalisierung und Regulierung von Cannabis umgesetzt, die auf unterschiedliche Weise das Konsumverhalten und die Verkehrssicherheit beeinflussen. Die Erfahrungen aus den USA und Kanada zeigen, dass die Legalisierung von Cannabis mit einer Zunahme des Verbrauchs einhergeht, was direkte Auswirkungen auf das Fahrverhalten der Bevölkerung und die Verkehrssicherheit hat. So wird in Kanada jährlich von 6.825 bis 20.475 Verletzungen durch cannabisbedingte Verkehrsunfälle ausgegangen (Spithoff et al., 2015). Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit strenger Verkehrskontrollen sowie präventiver Maßnahmen. Auffällig ist, dass in den USA nach der Legalisierung zunächst ein kurzfristiger Anstieg von Eigentums- und allgemeiner Kriminalität zu verzeichnen war, während langfristige Veränderungen weitgehend ausblieben (Lu et al., 2019). Zudem könnte der Anstieg des Konsums nach der Legalisierung teilweise auf eine gesteigerte soziale 11 Akzeptanz von Cannabis zurückzuführen sein, die das Risikobewusstsein und die Wahrnehmung der Gefahren des Fahrens unter Cannabiseinfluss reduzieren kann (Spithoff et al., 2015; Razaghizad et al., 2021). Der regionale Kontext spielt hierbei eine zentrale Rolle, wie sich an den unterschiedlichen Entwicklungen in den betroffenen Ländern ablesen lässt. Während in den Niederlanden, wo Cannabis faktisch legalisiert ist, der Besitz weniger verbreitet ist als in Kanada oder den USA, zeigen sich deutliche Unterschiede in den Prävalenzraten des Konsums unter Jugendlichen. In den Niederlanden konsumierten 2013 etwa 17 % der Jugendlichen Cannabis, während diese Rate in Kanada bei 28 % und in den USA bei 22 % lag (Spithoff et al., 2015). Dies deutet darauf hin, dass die niederländische restriktive Duldungspolitik möglicherweise den Anreiz für exzessiven Konsum verringert, indem sie einen moderaten und stärker regulierten Umgang fördert. Gleichzeitig könnten umfangreiche Aufklärungsprogramme und strikte Alterskontrollen in den Niederlanden dazu beigetragen haben, ein höheres Risikobewusstsein bei jungen Menschen zu schaffen (Spithoff et al., 2015). Im Gegensatz dazu könnte die höhere Prävalenz in Kanada und den USA auf eine intensivere Vermarktung sowie die geringere gesellschaftliche Stigmatisierung des Cannabiskonsums nach der Legalisierung zurückzuführen sein (Spithoff et al., 2015; Wirsch et al., 2024). Diese Unterschiede verdeutlichen, wie wichtig es ist, kulturelle und regulatorische Rahmenbedingungen bei der Gestaltung von Präventionsstrategien zu berücksichtigen. Bemerkenswert sind auch die positiven sozialen Effekte, die in Washington nach der Legalisierung beobachtet wurden. Dort kam es zu einem Rückgang von Einbruchdiebstählen und schwerem Raub nach dem Beginn der Cannabisverkäufe (Lu et al., 2019). Dieser Rückgang könnte darauf hindeuten, dass die Entkriminalisierung und Regulierung des Cannabishandels zu einem Rückgang gewaltbehafteter Interaktionen innerhalb der bisherigen Drogenszene beiträgt. Zudem könnte der Rückgang der Einbruchdiebstähle durch einen geringeren wirtschaftlichen Druck auf Konsumierende erklärt werden, da regulierte Cannabisprodukte erschwinglicher und leicht verfügbar sind (Lu et al., 2019). Während die langfristigen Auswirkungen auf die Kriminalitätsraten insgesamt begrenzt waren, zeigen diese Ergebnisse, dass die Legalisierung in gut regulierten Kontexten potenziell neutrale oder sogar positive gesellschaftliche Effekte aufweisen kann (Lu et al., 2019; Razaghizad et al., 2021). Die Erfahrungen aus Uruguay bieten ebenfalls wertvolle Erkenntnisse für eine mögliche Legalisierung in Deutschland. Uruguays Null-Toleranz-Politik im Straßenverkehr, 12 insbesondere im Hinblick auf die Kombination von Cannabis und Alkohol, hat sich als effektiv erwiesen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen (Spithoff et al., 2015). Klare Regelungen steigern die Compliance und verringern riskantes Verhalten im Straßenverkehr. Besonders bemerkenswert ist, dass Uruguay durch diese Maßnahmen präventive Bildungsprogramme etabliert hat, die das Bewusstsein für die Gefahren schärfen (Spithoff et al., 2015). Dabei wird deutlich, dass die Kombination aus strikten Kontrollmaßnahmen und öffentlicher Sensibilisierung die Grundlage für eine nachhaltige Verkehrssicherheit bilden kann (Wirsch et al., 2024; Spithoff et al., 2015). Deutschland könnte von Uruguays Ansatz lernen, wie präventive Strategien und gesetzliche Regelungen kombiniert werden können, um effektiv auf die spezifischen Risiken des Cannabiskonsums im Straßenverkehr einzugehen (Spithoff et al., 2015; Wirsch et al., 2024). Die Auswirkungen von Cannabis auf die Fahrleistung sind in Kanada umfangreich untersucht worden und liefern wertvolle Erkenntnisse über die spezifischen Gefahren. Studien zeigen, dass Cannabis die mittlere Geschwindigkeit und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug verringert, während es die Spurabweichungen sowie die Reaktionszeiten verlängert (Alvarez et al., 2021). Diese Beeinträchtigungen können bis zu fünf Stunden nach Konsum bestehen bleiben. Besonders bei jungen Fahrer*innen stellen diese Auswirkungen ein erhebliches Risiko dar, da diese Gruppe durch impulsive Persönlichkeitsmerkmale und geringere Fahrerfahrung besonders gefährdet ist (Alvarez et al., 2021; Razaghizad et al., 2021). Die verlängerten Reaktionszeiten und die Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit verdeutlichen die Notwendigkeit strenger Kontrollen und gezielter Aufklärungskampagnen (Tank et al., 2019; Alvarez et al., 2021). Zusätzlich zeigt sich, dass viele Konsumierende die Dauer der Beeinträchtigungen durch THC unterschätzen, was das Unfallrisiko erheblich erhöht. Daher könnten weiterführende Studien und Präventionsmaßnahmen, die diese Auswirkungen verdeutlichen, wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen (Alvarez et al., 2021). Die Analyse der Verkehrsunfälle in Deutschland im Jahr 2023 verdeutlicht, dass Cannabis bereits jetzt die am häufigsten nachgewiesene Substanz bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden ist (Wirsch et al., 2024). Bei über 3.000 solcher Unfälle wurden 48 Menschen getötet und mehr als 4.000 verletzt, davon 959 schwer (Wirsch et al., 2024). Diese Zahlen machen deutlich, dass trotz Prohibition erhebliche Wissens- und Präventionslücken bestehen, die es vor einer möglichen Legalisierung zu schließen gilt. Die Erfahrungen aus Ländern wie Kanada und Uruguay könnten hier von Bedeutung sein, da dort präventive Maßnahmen erfolgreich zur Reduzierung des riskanten Fahrverhaltens beigetragen haben (Spithoff et al., 2015; Wirsch et al., 2024). Eine mögliche Legalisierung in 13 Deutschland erfordert die frühzeitige Einführung von Sensibilisierungs- und Aufklärungsprogrammen, um eine Zunahme solcher Unfälle zu vermeiden (Razaghizad et al., 2021; Wirsch et al., 2024). Die Kombination internationaler Erfahrungen mit nationalen Besonderheiten könnte entscheidend sein, um eine langfristige Strategie zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu entwickeln. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, wie unterschiedlich die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis sein können. Die Effizienz präventiver und regulatorischer Maßnahmen hängt dabei erheblich von den kulturellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, was eine differenzierte Betrachtungsweise erfordert. 3.2 Veränderungen im Konsumverhalten Die Legalisierung von Cannabis in Ländern wie Kanada und den USA hat deutlich gezeigt, dass diese Maßnahme zu einem Anstieg des Konsums führt, insbesondere unter jungen Erwachsenen. Eine Untersuchung von Wirsch et al. (2024) weist darauf hin, dass 38,6 % der Befragten in Deutschland angeben, nach einer Legalisierung häufiger Cannabis konsumieren zu wollen. Besonders in ländlichen Gebieten ist das Risiko erhöht, dass junge Menschen von Personen gefahren werden, die unter Cannabiseinfluss stehen. Dies unterstreicht den Bedarf an gezielten Präventionsmaßnahmen, die auf diese spezifischen Risikogruppen abgestimmt sind. Berg et al. (2018) konnten in Kanada belegen, dass der Konsum insbesondere bei jüngeren Männern steigt, die gleichzeitig dazu neigen, die Risiken des Fahrens unter Cannabiseinfluss zu unterschätzen. Diese Erkenntnisse zeigen, wie entscheidend es ist, frühzeitig Sensibilisierungskampagnen zu etablieren, die nicht nur die Risiken thematisieren, sondern auch auf die spezifischen Bedürfnisse gefährdeter Bevölkerungsgruppen eingehen. Ein weiterer zentraler Faktor ist die geänderte Verfügbarkeit und Akzeptanz von Cannabis, wie sie in Kanada beobachtet wurden. Die Legalisierung hat dort nicht nur die soziale Akzeptanz erhöht, sondern auch das Konsumverhalten intensiviert, insbesondere unter jüngeren Menschen (Wirsch et al., 2024; Berg et al., 2018). Jüngere Männer wurden als besonders gefährdet identifiziert, da diese Gruppe eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweist, unter Cannabiseinfluss zu fahren. Gleichzeitig zeigt sich in ländlichen Gebieten eine geringere Aufklärung und weniger strenge Verkehrskontrollen, was diese Bevölkerungsgruppen zusätzlich gefährdet (Wirsch et al., 2024). Die USA bieten ebenfalls 14 ein prägnantes Beispiel dafür, wie sich die Legalisierung auf den sozialen Umgang mit Cannabis auswirkt. Dort hat die Legalisierung dazu beigetragen, dass bestimmte soziale Gruppen den Konsum stärker normalisieren, was wiederum dazu führt, dass riskantes Verhalten wie das Fahren unter Einfluss häufiger toleriert wird (Razaghizad et al., 2021). Diese Muster verdeutlichen die Notwendigkeit zielgruppenspezifischer Präventionsansätze, die die Dynamiken einzelner Regionen und Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. In Deutschland konsumieren derzeit 4,31 % der Gesamtbevölkerung Cannabis, wobei sich diese in Gelegenheitskonsumierende (63 %), regelmäßige Konsumierende (25 %) und Intensivnutzer*innen (12 %) unterteilen (Haucap & Knoke, 2021). Diese Differenzierung ist essentiell, um die Auswirkungen auf das Fahrverhalten zu analysieren. Intensivnutzer*innen zeigen laut Tank et al. (2019) häufig verzerrte Risikowahrnehmungen. Dies bedeutet, dass ihr subjektives Empfinden der Fahrfähigkeit nicht den objektiven Beeinträchtigungen entspricht, was die Teilnahme am Straßenverkehr unter Drogeneinfluss fördert. Regelmäßige Konsumierende, die einen signifikanten Anteil der Konsumierenden in Deutschland ausmachen, könnten durch gezielte Aufklärung erreicht werden, insbesondere da 60 % der Befragten die empfohlene Wartezeit von 24 Stunden nach Cannabiskonsum nicht kennen (Wirsch et al., 2024). Die große Gruppe der Gelegenheitskonsumierenden deutet darauf hin, dass auch bei geringem Konsum Aufklärung über die Risiken und Beeinträchtigungen nötig ist, da selbst einmaliger Konsum die Fahrtüchtigkeit erheblich beeinträchtigen kann (Razaghizad et al., 2021). Präventionsmaßnahmen sollten daher an die unterschiedlichen Konsummuster angepasst werden, um maximale Wirksamkeit zu erzielen. Wie Erfahrungen aus den USA verdeutlichen, ist der Konsum in legalisierten Staaten vor allem unter Personen mit höherer Abhängigkeit und niedriger Risikowahrnehmung besonders verbreitet. Berg et al. (2018) stellen fest, dass die Wahrnehmung von Gesundheitsrisiken bei häufig Konsumierenden häufig verzerrt ist. Präventionsmaßnahmen sollten daher gezielt ansetzen, um kognitive Verzerrungen zu korrigieren und ein realistisches Bewusstsein für die Risiken zu schaffen. Dabei spielen auch Bewältigungsmotive, wie Stressabbau oder soziale Integration, eine entscheidende Rolle, da diese Hauptgründe für den Konsum darstellen (Razaghizad et al., 2021). Um diese Herausforderungen zu adressieren, wäre es sinnvoll, gezielte Alternativen zu diesen Coping-Strategien aufzuzeigen, zum Beispiel durch psychologische Unterstützungsangebote oder den Einsatz von Behavior-Change-Apps. Solche Ansätze könnten dazu beitragen, sowohl die Gesundheitsrisiken als auch die mit dem Fahren verbundenen Gefahren zu verringern. 15 Regelmäßiger und intensiver Konsum führt zu Wahrnehmungsverzerrungen hinsichtlich der eigenen Fahrtauglichkeit, wie insbesondere Tank et al. (2019) hervorheben. Personen mit hohen THC-Konzentrationen (>15 ng/ml) zeigen signifikant mehr Fahrfehler, was verdeutlicht, wie gefährlich diese Form der Selbstüberschätzung sein kann. Hoch und Schneider (2018) ergänzen, dass diese Verzerrungen durch Gewöhnungseffekte verstärkt werden und Konsumierende ihre Beeinträchtigungen unterschätzen. Sensibilisierungskampagnen sollten daher die empfohlene Wartezeit von 24 Stunden nach dem Konsum klar kommunizieren, um Beeinträchtigungen zu reduzieren (Wirsch et al., 2024). Anschauliche Simulationen könnten hier eine zentrale Rolle spielen, um die Auswirkungen von THC auf die Fahrleistung visuell zu vermitteln und so ein besseres Bewusstsein bei den Konsumierenden zu schaffen. Die Akzeptanz von Cannabis in der Gesellschaft und ihren sozialen Gruppen ist ein weiterer kritischer Aspekt, der die Normalisierung des Konsums beeinflusst. In Ländern wie Kanada und Colorado zeigt sich, dass die gesellschaftliche Akzeptanz durch Legalisierung zunimmt und riskantes Verhalten wie das Fahren unter Cannabiseinfluss häufiger toleriert wird (Berg et al., 2018; Razaghizad et al., 2021). Studien aus Colorado betonen, dass gezielte Aufklärungskampagnen erforderlich sind, um dieser Normalisierung entgegenzuwirken und auf die Risiken des Konsums hinzuweisen (Razaghizad et al., 2021). Dabei spielen Peer-Einflüsse eine entscheidende Rolle, insbesondere unter jüngeren Konsumierenden. Wirksame Präventionsmaßnahmen könnten hier auf Gruppendynamiken und soziale Kontexte abzielen, beispielsweise durch Gemeinschaftsinitiativen oder Mentor*innen-Programme in Schulen (Wirsch et al., 2024). Die Notwendigkeit, soziale Treffpunkte zu fördern und die Bildung positiver Peer-Gruppen zu unterstützen, ist auch in internationalen Studien gut dokumentiert (Razaghizad et al., 2021). Ein besonders erfolgreiches Modell zur Prävention bietet Uruguay, das durch strenge Null-Toleranz-Politiken und präventive Bildung die Risiken des Fahrens unter Drogeneinfluss signifikant reduziert hat. Diese Kombination aus Regulierung und Aufklärung könnte auch in Deutschland als Vorbild dienen, um die Verkehrssicherheit nachhaltig zu verbessern (Razaghizad et al., 2021). Hellen et al. (2019) schlagen vor, dass diese Maßnahmen durch begleitende Sensibilisierungskampagnen ergänzt werden sollten, um deren Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken. Strikte Regulierung, wie sie in Uruguay erfolgreich umgesetzt wurde, zeigt, dass solche Vorgehensweisen in Kombination mit bewusster Bewusstseinsbildung klare Vorteile bieten. Regelmäßige Evaluierungen könnten dabei helfen, die Effektivität solcher Programme zu steigern und diese an die Bedürfnisse der 16 Bevölkerung anzupassen (Razaghizad et al., 2021). Die vielfältigen Erfahrungen aus Ländern mit legalisiertem Cannabis zeigen, dass Anpassungen in den Konsummustern und deren Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit stark von kulturellen und sozialen Kontexten abhängen. Dies verdeutlicht, wie komplex die Herausforderungen im Umgang mit Cannabiskonsum und dessen Risiken im Straßenverkehr sind. 3.3 Einfluss auf die Verkehrssicherheit Die Legalisierung von Cannabis in mehreren US-Bundesstaaten hat zu einem Anstieg der Verkehrsunfälle geführt, was die Fehlwahrnehmung der Fahrtüchtigkeit unter Cannabiseinfluss verdeutlicht. Studien zeigen, dass viele Konsumierende die Auswirkungen von Cannabis auf ihre Fahrfähigkeit unterschätzen. Diese Fehlwahrnehmung wird durch die Tatsache gestützt, dass Cannabiskonsum die Spurhaltung und die Reaktionszeit beeinträchtigt, was speziell in plötzlichen Verkehrssituationen das Unfallrisiko erhöht (Razaghizad et al., 2021; Tank et al., 2019). Effektive Präventionsmaßnahmen wie gezielte Aufklärungskampagnen könnten dazu beitragen, diese kognitive Verzerrung zu reduzieren, indem sie klare und empirisch belegte Informationen über die Beeinträchtigungen durch THC bereitstellen (Wirsch et al., 2024). In Kanada wurden nach der Legalisierung jährlich zwischen 6.825 und 20.475 Verletzungen durch cannabisbedingte Verkehrsunfälle dokumentiert (Spithoff et al., 2015; Razaghizad et al., 2021). Diese hohe Bandbreite verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der genauen Erfassung der Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Verkehrsüberwachungsmaßnahmen wie Straßen-Seuchentests und Blutproben werden in Kanada eingesetzt, um Fahruntüchtigkeit durch THC zu erkennen, doch trotz ihrer moderate Effizienz besteht weiterhin Bedarf an innovativen Kontrollansätzen (Razaghizad et al., 2021). Präventionsstrategien sollten besonders auf junge Fahrer*innen abzielen, da diese Gruppe aufgrund ihrer geringeren Fahrerfahrung und erhöhten Risikobereitschaft besonders anfällig ist (Wirsch et al., 2024). Verstärkte Kontrollen könnten dabei helfen, die hohe Anzahl an Verletzungen zu reduzieren und die Verbindung zwischen Gesetzen, Prävention und Überwachung enger zu gestalten (Razaghizad et al., 2021). Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern verdeutlichen Unterschiede in der Effektivität 17 regulatorischer Maßnahmen. Während in US-Bundesstaaten wie Washington und Colorado ein Anstieg der Unfälle beobachtet wurde, konnten in Uruguay durch Null-Toleranz-Politiken positive Effekte auf die Verkehrssicherheit erzielt werden. Länder wie Uruguay kombinieren strikte Durchsetzungen mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit, was zu einer Reduzierung der Unfallzahlen führte und die Regelakzeptanz förderte (Razaghizad et al., 2021). Der Kontrast zwischen den USA und Uruguay zeigt, wie wichtig eine Kombination aus rechtlichen Maßnahmen und präventiven Programmen für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit ist (Barsch, 2018). Fahrleistungsstudien zeigen deutlich, dass Cannabiskonsum die Fähigkeit zur Spurhaltung und die Reaktionszeiten beeinträchtigt, was die Wahrscheinlichkeit von Unfällen erhöht. Dies gilt besonders für junge Fahrer*innen, die oft eine verzerrte Wahrnehmung ihres Risikos haben und weniger Fahrerfahrung mitbringen (Razaghizad et al., 2021). Diese Ergebnisse legen nahe, dass verpflichtende Fahrertrainings nach Cannabiskonsum notwendig sind, um negative Auswirkungen auf den Verkehr zu minimieren (Alvarez et al., 2021). Studien von Alvarez et al. (2021) empfehlen zudem regelmäßige Performance-Tests in simulierten Szenarien, um die Wirkung von THC auf die Fahrtauglichkeit besser aufzuzeigen. Interessanterweise zeigen einige Untersuchungen, dass höhere THC-Konzentrationen in bestimmten Fällen die Aufmerksamkeit erhöhen könnten, was zeigt, dass Variationen im Konsumverhalten und in der Dosierung differenziert betrachtet werden müssen (Banerjee et al., 2023). Daten aus Deutschland verdeutlichen, dass Cannabis 2023 die häufigste nachgewiesene Droge bei über 3.000 Unfällen mit Personenschaden war (Wirsch et al., 2024). Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig es ist, nationale Präventionsstrategien zu entwickeln, um Wissenslücken zu schließen. Dabei sollten regionale Unterschiede in der Akzeptanz des Cannabiskonsums berücksichtigt werden, da insbesondere in ländlichen Gebieten eine höhere Toleranz gegenüber dem Fahren unter Drogeneinfluss existiert (Wirsch et al., 2024). Nationale Programme könnten den Einsatz von Filmsequenzen ausbauen, um Konsumierende mit der Realität und den Konsequenzen von Unfällen zu konfrontieren. Solche Ansätze haben das Potenzial, die Regelakzeptanz zu stärken und langfristige Verhaltensänderungen herbeizuführen (Tank et al., 2019; Razaghizad et al., 2021). Die Konfrontation von Konsumierenden mit Tatsachenberichten und Unfallstatistiken durch Filmsequenzen bietet eine vielversprechende Möglichkeit, das Risikobewusstsein zu schärfen. Emotionale Darstellungen können eine nachhaltige Wirkung auf die Risikowahrnehmung haben und zu Verhaltensänderungen führen (Razaghizad et al., 2021). 18 Solche Medien erreichen vor allem jüngere Zielgruppen, die aufgrund ihrer impulsiveren Persönlichkeit und einer reduzierten Risikowahrnehmung anfälliger für riskantes Verhalten sind (Tank et al., 2019). Die Integration von Tatsachenberichten könnte in Deutschland dazu dienen, bewährte internationale Strategien mit neuen Ansätzen zu kombinieren und so die Wirkung der Präventionsmaßnahmen zu maximieren (Razaghizad et al., 2021). In Kombination mit edukativen Programmen könnten diese Maßnahmen dazu beitragen, die Regelakzeptanz zu erhöhen und langfristig positive Veränderungen im Fahrverhalten zu bewirken (Hoch et al., 2016). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Verkehrssicherheit durch die Legalisierung von Cannabis signifikant beeinflusst wird und präventive sowie regulatorische Maßnahmen dringend erforderlich sind, um den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen. 4. Regelakzeptanz und Präventionsstrategien Die Akzeptanz von Verkehrsregeln und effektive Präventionsstrategien sind entscheidend für die Sicherheit im Straßenverkehr, insbesondere im Zusammenhang mit Cannabiskonsum. Die folgenden Abschnitte beleuchten, wie extrinsische und intrinsische Motivationen sowie emotionale Ansprache zur Förderung der Regelakzeptanz beitragen können. Zudem wird die Bedeutung von Aufklärung und Sensibilisierung hervorgehoben, um Verhaltensänderungen zu initiieren und die gesellschaftlichen Normen im Umgang mit dem Fahren unter Drogeneinfluss zu beeinflussen. Diese Aspekte sind zentral für eine umfassende Analyse der Herausforderungen und Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in unserer Gesellschaft. 4.1 Extrinsische und intrinsische Motivation Extrinsische und intrinsische Motivation spielen eine zentrale Rolle bei der Akzeptanz von Verkehrsregeln, insbesondere im Kontext des Fahrens unter Cannabiseinfluss. Die Fähigkeit, durch extrinsische Maßnahmen wie Strafen und Sanktionen kurzfristige Verhaltensänderungen zu bewirken, wurde in zahlreichen Studien belegt. So zeigte sich beispielsweise, dass strikte rechtliche Maßnahmen wie die Null-Toleranz-Politik in Uruguay das Verhalten von Konsumierenden effektiv beeinflussen können, indem sie ein direktes 19 Risiko für rechtliche Konsequenzen schaffen (Capler et al., 2017; Schützhofer et al., 2019). Der Entzug der Fahrerlaubnis oder hohe Bußgelder dienen dabei als abschreckende Mittel, die kurzfristig zu einer erhöhten Regelakzeptanz führen. Gleichzeitig fördern solche Maßnahmen die Wahrnehmung sozialer Normen, da die konsequente Ahndung von Regelverstößen ein Signal an die Gesellschaft sendet und somit präventiv wirkt (Schützhofer et al., 2019). Dennoch zeigt die Forschung, dass die Effektivität rein extrinsischer Maßnahmen begrenzt ist, da sie oft nur eine reaktive Akzeptanz hervorrufen, die sich auf die Vermeidung von Strafen konzentriert, ohne tatsächlich die Risikowahrnehmung zu verändern (Schützhofer et al., 2019). In Kanada war nach der Einführung strenger Kontrollen zwar initial eine Reduktion des Fahrens unter Cannabiseinfluss zu beobachten, doch wurde ein langfristiger Effekt nur durch die Kombination mit edukativen Maßnahmen erreicht (Capler et al., 2017). Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, extrinsische Interventionen mit intrinsischen Ansätzen zu ergänzen. Langfristige Verhaltensänderungen erfordern vor allem intrinsische Motivation, die auf inneren Beweggründen wie dem Bedürfnis nach Sicherheit und gesellschaftlicher Verantwortung basiert. Programme, die die Förderung von Empathie und Perspektivenwechsel in den Vordergrund stellen, haben sich dabei als besonders vielversprechend erwiesen (Schützhofer et al., 2019; Capler et al., 2017). So betonen Laux et al. (2019), dass die Betonung persönlicher Werte und die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen eigenen Handelns eine nachhaltige Veränderung begünstigen. Visuelle Medien und Rollenspiele, die Empathie fördern, erleichtern es den Teilnehmenden, die Perspektive betroffener Unfallopfer einzunehmen. Dies verstärkt nicht nur das Verantwortungsbewusstsein, sondern auch die intrinsische Motivation, Verkehrsregeln einzuhalten (Capler et al., 2017; Laux et al., 2019). Emotionale Appelle, die durch solche Maßnahmen geweckt werden, wirken nachweislich nachhaltiger als rein rationale Argumente. Diese Verfahren sind besonders relevant in soziokulturellen Kontexten mit hoher sozialer Akzeptanz von Cannabis, da hier innovative Ansätze erforderlich sind, um nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch langfristige Verhaltensänderungen anzustoßen (Capler et al., 2017). Zielgruppenspezifische Programme sind insbesondere für junge Fahrer*innen entscheidend, die häufig aufgrund impulsiver Persönlichkeitsmerkmale und verzerrter Risikowahrnehmung resistenter gegenüber rein sanktionierenden Maßnahmen sind (Schützhofer et al., 2019; Capler et al., 2017). Die kombinierte Anwendung extrinsischer und intrinsischer Maßnahmen stellt eine effektive Strategie dar, um Verhaltensänderungen sowohl kurzfristig als auch langfristig zu bewirken. Während Gesetzesverschärfungen die Regelakzeptanz initial verbessern können, sind 20 edukative Ansätze notwendig, um die tiefere Verankerung von Sicherheitsbewusstsein zu erreichen (Laux et al., 2019; Preuss et al., 2021). Kanada stellt ein Beispiel dar, wie ergänzende Aufklärungskampagnen die Einführung strengerer Gesetze begleiten und deren Wirksamkeit erhöhen können (Capler et al., 2017; Preuss et al., 2021). Bildungsprogramme, die gesetzliche Bestimmungen und soziale Verantwortung verknüpfen, haben z. B. in der österreichischen MOVER-Initiative gezeigt, wie Normbewusstsein bei jungen Fahrer*innen erfolgreich geschärft werden kann (Schützhofer et al., 2019; Preuss et al., 2021). Die Einbindung von Filmmaterial, das die Konsequenzen von Verkehrsunfällen eindringlich darstellt, hat sich als besonders effektive Methode erwiesen, die Empathiefähigkeit zu fördern und die Bereitschaft zur Regelakzeptanz zu steigern (Preuss et al., 2021). Diese Programme demonstrieren, dass extrinsische und intrinsische Ansätze sich gegenseitig ergänzen: Während Strafen kurzfristige Compliance schaffen, ermöglichen edukative Maßnahmen, die Regelakzeptanz nachhaltig zu festigen (Capler et al., 2017). Uruguay zeigt hierbei vorbildlich, wie eine Balance zwischen gesetzlicher Durchsetzung und Sensibilisierung erzielt werden kann (Capler et al., 2017). Soziale Normen spielen eine weitere Schlüsselrolle in der Gestaltung intrinsischer Motivation, da Gruppendynamiken die Einstellung zum Fahren unter Cannabiseinfluss stark beeinflussen können. Berg et al. (2018) zeigen, dass Peer-Einflüsse maßgeblich die individuelle Risikowahrnehmung und Verhaltensweisen prägen können, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Gruppendiskussionen und Reflexionsrunden, die soziale Normen kritisch hinterfragen, haben sich als wirksam erwiesen, um Verhaltensänderungen innerhalb von Gruppen zu fördern (Schützhofer et al., 2019). In legalisierten Ländern wie Kanada lassen sich Verschiebungen sozialer Normen beobachten, die das Risiko bergen, riskantes Verhalten wie das Fahren unter Cannabiseinfluss zu normalisieren (Berg et al., 2018). Präventionsmaßnahmen müssen daher auf solche Normverschiebungen abgestimmt werden, um gegenzusteuern und eine langfristige gesellschaftliche Ablehnung gefährdender Verhaltensmuster zu fördern. Peer-basierte Initiativen, die gezielt auf die Dynamiken innerhalb sozialer Gruppen eingehen, können besonders effektiv sein. Nordamerikanische Programme zeigen, dass Rollenvorbilder und gesellschaftliches Engagement innerhalb von Schulen die Normsetzung positiv beeinflussen können (Schützhofer et al., 2019). Eine vielversprechende Methode zur Förderung intrinsischer Motivation ist die Nutzung von Filmsequenzen, die Tatsachenberichte und Unfallfolgen emotional darstellen. Solche visuellen Medien helfen dabei, kognitive Verzerrungen zu reduzieren und die Regelakzeptanz nachhaltig zu stärken, indem sie emotionale Barrieren überwinden und die Empathiefähigkeit fördern (Capler et al., 2017; Preuss et al., 2021). Narrative Elemente in 21 Filmen schaffen dabei eine emotional ansprechende Darstellung, die besonders junge Fahrer*innen erreicht und deren verzerrte Wahrnehmung der Fahrtüchtigkeit korrigiert (Berg et al., 2018). Solche Kampagnen sollten zielgruppenspezifisch konzipiert werden, um maximale Wirkung zu erzielen, und in bestehende Präventionssysteme wie die medizinisch-psychologische Untersuchung in Deutschland integriert werden (Preuss et al., 2021). Behavioral Insights, die durch visuelle Medien gewonnen werden, adressieren sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Faktoren und könnten zukünftig ein zentraler Bestandteil innovativer Präventionsstrategien sein (Capler et al., 2017). Alter und Geschlecht beeinflussen die Regelakzeptanz nachhaltig, da jüngere Personen und Männer häufiger zu risikoreichem Fahrverhalten neigen, insbesondere unter Cannabiseinfluss. Studien zeigen, dass jüngere Fahrer*innen aufgrund ihrer Impulsivität und verzerrten Risikowahrnehmung bewusste Maßnahmen benötigen, die Impulskontrolle und Verantwortungsbewusstsein fördern (Capler et al., 2017; Berg et al., 2018). Geschlechtsspezifische Interventionen könnten dabei helfen, die Regelakzeptanz bei Männern zu erhöhen, die häufiger durch riskantes Verhalten auffallen (Capler et al., 2017). Ansätze wie zielgruppenspezifische Medienkampagnen oder Workshops, die auf diese demografischen Gruppen ausgerichtet sind, könnten durch ihre direkte Ansprache effektiver wirken (Preuss et al., 2021). Junge Zielgruppen sprechen besonders auf interaktive Lernmethoden wie gamifizierte Module oder Kurzfilme an, da diese ihre Aufmerksamkeit halten und die intrinsische Motivation fördern (Berg et al., 2018). Eine Kombination alters- und geschlechtsspezifischer Ansätze könnte somit eine nachhaltige Strategie zur Förderung der Regelakzeptanz darstellen (Preuss et al., 2021). Extreme Regelverstöße, wie schwerwiegende Verkehrsdelikte oder Amokfahrten, illustrieren die Bedeutung eines Zusammenspiels von psychischen Belastungen und fehlender Regelakzeptanz. Werneburg (2020) hebt hervor, dass solche Vorfälle oft eine Kombination aus impulsivem Verhalten, mangelndem Bewusstsein für soziale Normen und psychischen Störungen widerspiegeln. Obwohl diese extremen Fälle selten sind, verdeutlichen sie die Notwendigkeit, psychologische und präventive Maßnahmen stärker auf vulnerable Zielgruppen abzustimmen. Besonders das Verständnis für die psychischen Belastungen und deren Auswirkungen auf das Verhalten könnte entscheidend sein, um präventive Strategien zu verbessern. Die Analyse solcher Fälle kann dazu beitragen, nicht nur akute Maßnahmen zu entwickeln, sondern auch langfristig Verhaltensmuster zu adressieren, die das Risiko schwerwiegender Regelverstöße erhöhen. Zusammenfassend verdeutlicht die Analyse der extrinsischen und intrinsischen Motivation, 22 dass eine effektiv kombinierte Strategie notwendig ist, um sowohl kurzfristige Verhaltensanpassungen als auch langfristige Einstellungsänderungen herbeizuführen. 4.2 Empathie und Perspektivenwechsel Die Förderung von Empathie durch emotionale Ansprache stellt eine zentrale Methode dar, um das Bewusstsein für die Risiken des Fahrens unter Cannabiseinfluss zu stärken. Insbesondere die Verwendung von Tatsachenberichten und visuell ansprechenden Filmmaterialien hat sich als äußerst effektiv erwiesen, um emotionale Barrieren abzubauen. Diese Medien zeigen Unfallfolgen und persönliche Geschichten, die nicht nur das emotionale Zentrum ansprechen, sondern auch eine tiefere kognitive Verarbeitung fördern. Kapfhammer (2022) hebt hervor, dass diese Ansätze die Sensibilisierung für die Konsequenzen riskanten Verhaltens intensivieren können. Besonders junge Fahrende, die oft impulsiver sind, profitieren nachweislich von solchen Interventionen, da sie durch emotionale Darstellungen stärker angesprochen werden (Preuss et al., 2021). Lang (2017) ergänzt, dass diese emotionale Ansprache durch die Stärkung der intrinsischen Motivation zur Regelakzeptanz beiträgt. Capler et al. (2017) zeigen darüber hinaus, dass visuelle Medien eine größere emotionale Wirkung erzielen können als textbasierte Informationen, insbesondere wenn Multimedia-Elemente interaktiv gestaltet werden. Solche Ansätze helfen dabei, kognitive Verzerrungen zu verringern, die Risikowahrnehmung zu schärfen und eine nachhaltige Verhaltensänderung zu fördern (Preuss et al., 2021). Ein Perspektivenwechsel, der durch gezieltes Einfühlungsvermögen gefördert wird, ist eine weitere effektive Methode, um die Regelakzeptanz zu steigern. Dabei wird es den Beteiligten ermöglicht, die Perspektive von Unfallopfern oder deren Angehörigen einzunehmen, um eine emotional fundierte Reflexion des eigenen Verhaltens zu erleichtern. Studien zeigen, dass empathieorientierte Maßnahmen soziale Kognition und das Verantwortungsbewusstsein nachhaltig fördern können (Kapfhammer, 2022). Die Verwendung von Rollenspielen und interaktiven Modulen erweist sich hierbei als besonders wirkungsvoll, da sie immersive Lernumgebungen schaffen, die das emotionale Engagement der Teilnehmenden stärken (Schneider et al., 2016). Kapfhammer (2022) betont zudem, dass die Einbindung von narrativen Elementen, wie den Geschichten von Unfallopfern, das Mitgefühl steigert und die Reflexion über eigene Verhaltensweisen fördert. Preuss et al. (2021) zeigen, dass der Perspektivenwechsel durch empathiebasierte Interventionen die langfristige Verhaltensänderung unterstützt und die sozialen Konsequenzen deutlich macht. 23 Lang (2017) argumentiert, dass die Kombination von Perspektivenwechselmodulen mit visuellen Darstellungen großer Unfallszenarien die emotionale und kognitive Auseinandersetzung erheblich vertiefen kann. Die Einbeziehung sozialer Normen in empathische Ansätze ist entscheidend, da Gruppendynamiken die Wahrnehmung der Risiken des Fahrens unter Cannabiseinfluss stark beeinflussen. Gruppendiskussionen oder Workshops, die soziale Verantwortung und kritisches Denken fördern, haben gezeigt, dass sie die Wahrnehmung sozialer Normen und deren Einfluss auf das individuelle Verhalten schärfen können (Berg et al., 2018). Dabei ist es besonders wichtig, homogene Gruppen zu adressieren, da diese auf die Dynamiken innerhalb der Gemeinschaft stärker reagieren (Lang, 2017). Hoch et al. (2016) weisen darauf hin, dass soziale Normen durch empathische Workshops verfestigt werden können, was insbesondere in Kontexten mit hoher sozialer Akzeptanz von Cannabis notwendig ist. Kapfhammer (2022) hebt hervor, dass multimediale Rollenspiele und interaktive Module innerhalb solcher Workshops den Effekt auf die kognitive und emotionale Verarbeitung verstärken. Rumpf (2016) ergänzt, dass diese Ansätze insbesondere bei jüngeren Menschen mit hohem Peer-Einfluss effektiv sind, da sie dazu beitragen, die sozialen Normen innerhalb der Gruppe aktiv zu hinterfragen und zu verändern. Wissenschaftliche Grundlagen zur Förderung von Empathie zeigen, dass Interventionen, die soziale Kognition und Emotionen gleichermaßen ansprechen, besonders wirksam sind. Studien belegen, dass empathiebezogene Maßnahmen Hirnregionen aktivieren, die für soziale Sensibilität und Verantwortung entscheidend sind, wie den präfrontalen Kortex und das limbische System (Kapfhammer, 2022). Narrative Ansätze, die emotionale und kognitive Inhalte kombinieren, erweisen sich als besonders erfolgreich, um nachhaltige Verhaltensänderungen herbeizuführen (Huestis et al., 2021). Preuss et al. (2021) zeigen, dass emotionale Resonanz durch gezielte Interventionen erhöht wird, was für die Präventionsarbeit von Bedeutung ist. Die Kombination von emotionalen Darstellungen und wissenschaftlichen Fakten trägt zudem dazu bei, dass sowohl die emotionale als auch die rationale Ebene der Teilnehmenden angesprochen wird, was die Effektivität der Maßnahmen erhöht (Kapfhammer, 2022). Hoch et al. (2016) betonen, dass neurowissenschaftliche Erkenntnisse verstärkt in die Entwicklung empathieorientierter Strategien integriert werden sollten, um die langfristige Regelakzeptanz zu fördern. Die kombinierte Anwendung kognitiv-emotionaler Ansätze in der Prävention zeigt großes Potenzial, da sie sowohl Wissensvermittlung als auch emotionale Ansprache integriert. Diese Verfahren stärken die intrinsische Motivation und das Verantwortungsbewusstsein der 24 Zielgruppen (Rumpf, 2016; Hall, 2018). Hoch et al. (2016) argumentieren, dass kognitive Ansätze, die durch emotionale Darstellungen ergänzt werden, effektiver darin sind, die Wahrnehmung der Risiken des Cannabiskonsums zu schärfen. Hall (2018) hebt hervor, dass die Kombination von Tatsachenberichten über Unfälle mit rechtlichen Konsequenzen sowohl kurzfristige Verhaltensänderungen als auch langfristige Denkprozesse unterstützt. Huestis et al. (2021) fügen hinzu, dass interaktive Programme, die kognitive und emotionale Elemente verknüpfen, eine stärkere Akzeptanz von Verkehrsregeln erzielen können. Lang (2017) zeigt, dass diese Ansätze durch die Einbindung intelligenter rechtlicher Maßnahmen weiter verstärkt werden können. Langfristige Wirkungen von Präventionsprogrammen werden insbesondere durch die Verknüpfung von Empathieförderung und Regelakzeptanz erreicht. Empathiegestützte Ansätze, kombiniert mit klaren rechtlichen Konsequenzen, haben in Studien aus Kanada und Uruguay eine nachhaltige Wirkung gezeigt (Razaghizad et al., 2021; Hermann et al., 2021). Hermann et al. (2021) belegen, dass die Verknüpfung emotionaler Erlebnisse mit rechtlichen Rahmenbedingungen die Regelakzeptanz besonders bei jungen Menschen effektiv erhöht. Hoch und Schneider (2018) bestätigen, dass die Verbindung emotionaler Ansprache mit rationalen Sanktionen die kognitive und emotionale Bindung an die Konsequenzen des eigenen Handelns verbessert. Kapfhammer (2022) ergänzt, dass diese Programme die langfristige Verhaltensänderung fördern, indem sie tiefere neuronale Aktivierungen in den Bereichen für soziale Kognition hervorrufen. Lang (2017) weist darauf hin, dass eine Integration solcher kombinierten Ansätze in bestehende Präventionsprogramme den präventiven Charakter und die Effektivität dieser Maßnahmen steigern kann. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Förderung von Empathie und Perspektivenwechsel durch emotionale Ansprache und interaktive Interventionen eine essenzielle Säule effektiver Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung des Fahrens unter Cannabiseinfluss bildet. 4.3 Aufklärung und Sensibilisierung Die Aufklärungskampagnen zur Verbesserung der Risikowahrnehmung stellen eine fundamentale Komponente in der Prävention von Fahrten unter Cannabiseinfluss dar. Daten belegen, dass viele Menschen die empfohlene Wartezeit von 24 Stunden nach dem 25 Cannabiskonsum vor der Teilnahme am Straßenverkehr nicht kennen. Laut Wirsch, Grieger und Beyer (2024) gilt dies für rund 60 Prozent der Befragten. Diese Wissenslücke verdeutlicht, wie dringend zielgruppenspezifische Kampagnen erforderlich sind, die insbesondere junge Erwachsene und Menschen in ländlichen Gebieten ansprechen, da diese Gruppen oft höhere Risiken eingehen. Interaktive digitale Plattformen könnten hier eine nachhaltige Wissensvermittlung unterstützen, indem sie durch Simulationen und visuelle Medien die Aufmerksamkeit der Zielgruppen erhöhen und die Risiken des Fahrens unter Cannabiseinfluss verdeutlichen (Various Authors, 2018). Neben der Wissensvermittlung könnten diese Plattformen zudem als Monitoring-Instrumente dienen, um Rückmeldungen aus der Zielgruppe zu sammeln und Inhalte gezielt zu verbessern. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Zielgruppenspezifik der Kampagnen gewidmet werden, da junge Erwachsene laut Wirsch, Grieger und Beyer (2024) die Hauptnutzerschaft von Cannabis ausmachen und gleichzeitig eine höhere Risikobereitschaft beim Fahren zeigen. Neben traditionellen Medien sollten hier moderne Ansätze wie soziale Medien oder digitale Lernplattformen einbezogen werden. Visuelle Medien, beispielsweise in Form von Filmen oder Simulationen, könnten das Verständnis von Risiken verbessern, indem sie anschaulich die Auswirkungen von THC auf die Fahrtauglichkeit demonstrieren (Mußhoff, Wagner & Graw, 2025). Die Zusammenarbeit mit Schulen und Universitäten wäre ebenfalls eine effektive Möglichkeit, junge Fahrende direkt in ihrem Alltag zu erreichen. Diese Ansätze könnten nicht nur die Wissensvermittlung fördern, sondern auch langfristig das Risikobewusstsein dieser Zielgruppe stärken. Regionale Unterschiede, wie die erhöhte Akzeptanz des Fahrens unter Drogeneinfluss in ländlichen Gebieten, müssen dabei ebenfalls berücksichtigt werden, um regionale Sensibilisierungen zu fördern (Wirsch, Grieger & Beyer, 2024). Soziale Normen und deren Einfluss auf das Verhalten stellen eine weitere wichtige Dimension in der präventiven Arbeit dar. Berg et al. (2018) zeigen, dass Gruppenzugehörigkeit und Gruppendruck erheblich das Verhalten prägen können, insbesondere in Umfeldern, in denen Cannabiskonsum normalisiert wird. Kampagnen sollten daher darauf abzielen, kritisches Denken in sozialen Gruppen zu fördern und den Einfluss von Peers zu adressieren. Workshops und Diskussionsrunden können hier eine besondere Rolle spielen, da sie es ermöglichen, soziale Dynamiken direkt zu hinterfragen und Normverschiebungen aktiv entgegenzuwirken, wie Lang (2017) betont. Die verstärkte Einbindung sozialer Medien könnte zudem helfen, antinormative Botschaften zu verbreiten und insbesondere junge Erwachsene anzusprechen, die soziale Medien intensiv nutzen. Ein Fokus auf soziale Verantwortung und die Konsequenzen für die Gemeinschaft kann 26 ebenfalls dazu beitragen, riskantes Verhalten zu reduzieren und die Regelakzeptanz zu stärken (Lang, 2017). Visuelle Medien haben sich als ein besonders effektives Instrument zur Förderung von Empathie und Perspektivenwechsel erwiesen. Der Einsatz von Filmsequenzen, die Tatsachenberichte und Unfallfolgen emotional aufzeigen, kann laut Mußhoff, Wagner und Graw (2025) eine nachhaltige Verhaltensänderung bewirken. Solche filmischen Inhalte könnten gezielt auf unterschiedliche Zielgruppen abgestimmt werden, um maximale Relevanz und emotionale Resonanz zu gewährleisten (Wirsch, Grieger & Beyer, 2024). Die Ergänzung psychologischer Einsichten, die auf kognitive Verzerrungen und emotionale Barrieren eingehen, könnte die Wirkung solcher Medien weiter verstärken (Brenner-Hartmann et al., 2017). Studien belegen, dass visuelle Inhalte besonders in der Vermittlung von Emotionen effektiv sind und somit eine dauerhafte Verhaltensänderung fördern können (Berg et al., 2018). Eine Kooperation mit Institutionen wie Fahrschulen oder der Polizei könnte sicherstellen, dass diese Medieninhalte effizient verbreitet werden, beispielsweise im Rahmen von Sicherheitstagen oder speziellen Kampagnen (Mußhoff, Wagner & Graw, 2025). Die Entwicklung zielgruppenspezifischer Inhalte stellt eine weitere zentrale Herausforderung dar. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere junge Erwachsene und Männer häufiger unter Cannabiseinfluss fahren (Berg et al., 2018; Wagner et al., 2025). Geschlechtergerechte Kampagnen könnten daher eine wirksame Methode sein, um diese Gruppen gezielt anzusprechen. Interaktive Formate wie Gruppenspiele, Workshops oder Rollenspiele haben das Potenzial, bestehende soziale Normen in Peer-Gruppen zu hinterfragen und spielerisch die Akzeptanz von Regeln zu stärken (Schlanstein, 2024). Die Analyse demografischer Daten könnte zudem dazu beitragen, Präventionsmaßnahmen effektiver auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen einzelner Zielgruppen zuzuschneiden (Wagner et al., 2025). Dabei könnten narrative Elemente, die reale Konsequenzen des Cannabiskonsums verdeutlichen, helfen, emotionale Verbindungen zu schaffen und die intrinsische Motivation zur Regelakzeptanz zu fördern (Schlanstein, 2024). Die Integration internationaler Erkenntnisse in nationale Präventionsstrategien erweist sich als besonders vielversprechend. Länder wie Uruguay haben durch strikte Null-Toleranz-Politiken nachweisliche Erfolge in der Reduzierung cannabisbedingter Verkehrsunfälle erzielt (Razaghizad et al., 2021). Erfahrungen aus Kanada und den USA zeigen jedoch, dass eine umfassende Sensibilisierungskampagne und strenge Vorschriften notwendig sind, um negative Folgen der Legalisierung zu minimieren (Martin et al., 2018; 27 Daniel et al., 2018). Die Übertragung solcher Erfahrungen auf den deutschen Kontext könnte helfen, Präventionsmaßnahmen besser anzupassen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Lokale Programme sollten dabei kulturelle und rechtliche Unterschiede berücksichtigen und Kommunikationstrategien entwickeln, die speziell auf typische Konsummuster zugeschnitten sind (Razaghizad et al., 2021). Solche Ansätze könnten durch den Austausch von Best Practices und die Kooperation mit internationalen Expert*innen weiter optimiert werden. Abschließend zeigt sich, dass die Kombination rechtlicher und emotionaler Ansätze besonders effektiv ist, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu bewirken. Strenge Gesetze sollten durch begleitende Aufklärungskampagnen ergänzt werden, um nicht nur Regelverstöße zu minimieren, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Konsequenzen zu schaffen. Emotionale Appelle, wie Geschichten von Unfallopfern, könnten eine persönliche Verbindung zur Thematik herstellen und die Bereitschaft zur Verhaltensänderung erhöhen (Lang, 2017; Schlanstein, 2024). Unter Einbindung des sozialen Umfelds könnten solche Maßnahmen eine holistische Herangehensweise gewährleisten, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Verhaltensmuster positiv beeinflusst (Schlanstein, 2024). Die Verbindung klarer rechtlicher Botschaften mit emotionaler Ansprache könnte dabei eine zentrale Rolle spielen, um langfristige Regelakzeptanz und Sicherheit im Straßenverkehr zu fördern. 5. Rechtliche Rahmenbedingungen Die rechtlichen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Cannabiskonsum und dessen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Die folgenden Abschnitte beleuchten die aktuelle Gesetzeslage sowie die damit verbundenen Grenzwerte und Kontrollen, die Sanktionierung und Strafverfolgung. Diese Aspekte sind entscheidend für das Verständnis, wie die gesetzlichen Bestimmungen die Regelakzeptanz und die Verkehrssicherheit beeinflussen, insbesondere im Kontext der Legalisierung von Cannabis und den daraus resultierenden Herausforderungen. 28 5.1 Aktuelle Gesetzeslage Die aktuelle Gesetzeslage in Deutschland regelt den Umgang mit Cannabiskonsum im Straßenverkehr durch einen analytischen Grenzwert von 1 ng/ml THC im Blut, der seit 2015 als Maßstab für die Beurteilung der Fahrtüchtigkeit dient. Dieser Grenzwert basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und bietet eine fundierte Grundlage zur Identifizierung von Personen mit einem potenziell erhöhten Unfallrisiko. Wagner und Müller (2022) betonen, dass dieser Wert als angemessen und praxisnah gilt, da er die notwendige Indikatorfunktion erfüllt, um risikobehaftete Verkehrsteilnehmende zuverlässig zu erfassen. Gleichzeitig ermöglicht er eine Anwendung durch Verkehrsbehörden und Justiz, die ohne zu hohe Interpretationsspielräume auskommt. Dennoch wird kritisiert, dass der Grenzwert individuelle Unterschiede im THC-Abbau und in der Fahrtüchtigkeit nicht vollständig berücksichtigt. Dadurch könnten sowohl Fälle übersehen werden, bei denen trotz unterschreitendem Grenzwert eine Beeinträchtigung vorliegt, als auch Konsumierende mit einer geringen THC-Konzentration zu Unrecht als fahruntüchtig eingestuft werden. Diese Spannungen zwischen wissenschaftlicher Fundierung und individueller Differenzierung werfen Fragen zur optimalen Ausgestaltung der Regelung auf. Ein wichtiges Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 11. April 2019 markierte eine Änderung in der rechtlichen Handhabung gelegentlicher Cannabiskonsumenten. Während zuvor bereits der Nachweis von 1 ng/ml THC im Blut zur Annahme der Fahrungeeignetheit führte, erlaubt das Urteil nun, Zweifel an der Eignung durch zusätzliche Tatsachen zu begründen. Dies kann zur Anordnung eines medizinisch-psychologischen Gutachtens führen, das die Fahreignung im Einzelfall überprüft. Patermann (2019) hebt hervor, dass dies einerseits als Fortschritt zu sehen ist, da so eine differenziertere Bewertung möglich wird, andererseits könnte die fehlende Einheitlichkeit neuer Interpretationsspielräume zur Schwächung der Rechtssicherheit führen. Besonders kritisch wird gesehen, dass durch die Flexibilität der Gerichte ähnlich gelagerte Fälle unterschiedlich bewertet werden könnten, was einer einheitlichen Anwendung des Gesetzes widerspricht. Hierbei zeigt sich die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen individueller Gerechtigkeit und allgemeiner Konsistenz der Regelungen zu wahren. Die geplante Legalisierung von Cannabis stellt die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen vor zusätzliche Herausforderungen. Pfeiffer (2023) kritisiert, dass wesentliche Erkenntnisse über den THC-Abbau und die Dauer der Fahruntüchtigkeit fehlen, was die Beurteilung von Verkehrsverstößen erschwert. Insbesondere die zeitliche Verzögerung zwischen Konsum und Blutentnahme kann die Zuverlässigkeit von 29 Messergebnissen beeinträchtigen und potenziell dazu führen, dass Fahrende unberechtigt als fahrtauglich oder fahruntauglich eingestuft werden. Diese Unsicherheiten haben direkte Auswirkungen auf die Arbeit von Strafverfolgungsbehörden. So wird es immer schwieriger, den Konsumierenden nachzuweisen, ob und in welchem Ausmaß sie tatsächlich unter akutem Einfluss von THC standen. Laut Pfeiffer (2023) birgt dies das Risiko, dass sich Regelungslücken bilden, die durch die Legalisierung weiter verstärkt werden könnten. Dies zeigt die dringende Notwendigkeit einer fundierten wissenschaftlichen Datenbasis, um rechtliche Regelungen effizienter und gerechter zu gestalten. Die Verwaltungsregelung des THC-Grenzwerts führt dazu, dass deutsche Gerichte nicht verpflichtet sind, diese einzuhalten, was sowohl Risiken als auch Chancen birgt. Wagner und Müller (2022) weisen darauf hin, dass diese Flexibilität in der Rechtsprechung zum einen Situationen gerecht wird, die eine individuellere Bewertung erfordern, zum anderen aber auch die Konsistenz der Urteile gefährden kann. So könnten Verkehrsteilnehmende ähnliche Fälle unterschiedlich beurteilt sehen, was die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Gesetzgebung beeinträchtigen könnte. Kritische Stimmen fordern daher eine stärkere Vereinheitlichung der Regelungen, um der Verkehrssicherheit und der juristischen Verlässlichkeit gerecht zu werden. Gleichzeitig zeigen diese Diskussionen auch, wie relevant eine Abwägung zwischen Standardisierung und Flexibilität ist, um den vielfältigen Situationen im Straßenverkehr gerecht werden zu können. Ein zentraler Kritikpunkt an den bestehenden Regelungen ist das Wissen über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, das innerhalb der Bevölkerung nur unzureichend vorhanden ist. Laut einer Studie von Wirsch, Grieger und Beyer (2024) sind etwa 60 Prozent der befragten Verkehrsteilnehmenden mit der empfohlenen Wartezeit von 24 Stunden nach Cannabiskonsum nicht vertraut. Dieses Defizit unterstreicht den Bedarf an besserer Aufklärung und zielgerichteten Sensibilisierungskampagnen, um die Regelakzeptanz zu fördern. Insbesondere junge Menschen und Personen in ländlichen Regionen scheinen diese Wissenslücken aufzuweisen, was zu einer erhöhten Bereitschaft führen könnte, Risiken im Straßenverkehr einzugehen. Zudem ist die mangelnde Kenntnis über das absolute Konsumverbot in der Probezeit besorgniserregend, da gerade diese Gruppe eine höhere Unfallwahrscheinlichkeit aufweist. Die Forschung belegt, dass zielgruppenspezifische Maßnahmen und der Einsatz moderner Kommunikationsmedien hier Abhilfe schaffen könnten und so die Akzeptanz der gesetzlichen Grundlagen gestärkt würde (Wirsch et al., 2024). Regelmäßiger Cannabiskonsum hat nachweislich einen moderaten negativen Einfluss auf 30 die Fahrkompetenz und das Unfallrisiko, was die Fahreignung betroffener Personen ausschließt. Wagner (2023) argumentiert, dass selbst vermeintlich geringe THC-Konzentrationen zu verlängerten Reaktionszeiten und einer verminderten Spurtreue führen können. Diese Erkenntnisse stützen die gesetzliche Grundlage für Sanktionen gegen das Fahren unter Cannabiseinfluss und zeigen die Notwendigkeit klarer Regelungen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Allerdings betont Wagner (2023) auch, dass trotz der wissenschaftlichen Grundlage die Frage bestehen bleibt, wie differenziert diese Regelungen die tatsächliche Fahrsicherheit einzelner Konsumierender abbilden können. Dies zeigt, dass die Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktikablen Maßnahmen weiterhin eine Herausforderung darstellt, die Transparenz und Nachvollziehbarkeit erfordert. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die bestehende Gesetzeslage in Deutschland einen fundierten Rahmen für den Umgang mit Cannabiskonsum und Verkehrssicherheit bietet, jedoch Herausforderungen hinsichtlich der individuellen Differenzierung und der gesellschaftlichen Aufklärung bestehen bleiben. Die geplante Legalisierung von Cannabis macht es notwendig, diese Aspekte weiter zu stärken, um eine höhere Akzeptanz und Effektivität der gesetzlichen Regelungen zu gewährleisten. 5.2 Grenzwerte und Kontrollen Der THC-Grenzwert von 1,0 ng/ml im Blut dient in Deutschland derzeit als wissenschaftlich fundierter Maßstab zur Beurteilung der Fahruntüchtigkeit. Diese Schwelle wurde eingeführt, um eine objektive Grundlage für Maßnahmen der Verkehrssicherheit wie die Anordnung medizinischer oder medizinisch-psychologischer Untersuchungen zu schaffen. Studien bestätigen, dass der Grenzwert effektiv zur Identifizierung von Personen mit einem erhöhten Unfallrisiko beiträgt und eine praxisnahe Anwendung ermöglicht (Wagner & Müller, 2022). Jedoch wird kritisch diskutiert, ob diese Grenze ausreichend differenziert, um individuelle Unterschiede zu berücksichtigen. Insbesondere die Diskussion um eine mögliche Erhöhung des Grenzwerts auf 3,0 ng/ml hat gezeigt, dass zwischen den so abgegrenzten Risikogruppen keine signifikanten Unterschiede bestehen, was die Effektivität und Zweckmäßigkeit einer Anpassung infrage stellt (Perlich et al., 2021). Wagner et al. (2021) argumentieren, dass sowohl Personen mit THC-Werten unter 3,0 ng/ml als auch jene mit höheren Konzentrationen ähnliche Risikoverhaltensmuster aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Betroffenen eine weitgehend homogene Risikogruppe darstellen könnte. Dennoch bleibt die Forderung nach einer evidenzbasierten Weiterentwicklung des 31 Grenzwerts bestehen, insbesondere angesichts potenzieller Verzerrungen durch individuelle Konsummuster und subjektive Reaktionsmuster. Ein weiterer wesentlicher Aspekt betrifft die Methode der THC-Messung und die damit verbundenen Herausforderungen. Blutproben, die nach Verkehrskontrollen entnommen werden, erfolgen häufig erst etwa zwei Stunden nach dem Vorfall, was dazu führt, dass die gemessene THC-Konzentration oft niedriger ausfällt als unmittelbar nach dem Konsum (Wagner et al., 2024). Diese Verzögerung erschwert die Einschätzung der tatsächlichen Fahruntüchtigkeit und kann zu Fehlinterpretationen führen. Neben der zeitlichen Verzögerung stellt auch die mangelnde Präzision bei der Rückrechnung des THC-Abbaus ein Problem dar, da keine standardisierten Verfahren existieren, um den individuellen Abbau zuverlässig zu ermitteln (Pfeiffer, 2023). Insbesondere für Strafverfolgungsbehörden entstehen dadurch Unsicherheiten, die die konsequente und gerechte Sanktionierung von Verstößen erschweren. Neue Technologien wie Speichel- oder Urintests könnten laut Wagner et al. (2024) eine praktikablere und präzisere Alternative bieten, da sie direkte Messungen vor Ort ermöglichen und somit Verzögerungen minimieren würden. Die Einführung solcher Methoden könnte die Transparenz erhöhen und die rechtliche Bewertung von THC-Konzentrationen verbessern. Internationale Erfahrungen bieten wertvolle Erkenntnisse, um die Effektivität der deutschen Regelungen zu reflektieren und mögliche Verbesserungspotenziale zu identifizieren. In Kanada, wo Cannabis legalisiert wurde, zeigt sich, dass die Einführung strenger Grenzwerte allein nicht ausreicht, um das Fahren unter Cannabiseinfluss signifikant zu reduzieren (Razaghizad et al., 2021). Stattdessen wird betont, dass eine Kombination aus präventiven Aufklärungsmaßnahmen und klaren gesetzlichen Regelungen erforderlich ist, um langfristige Verhaltensänderungen zu bewirken. Wagner (2023) schlägt vor, dass Deutschland von diesen Erfahrungen profitieren könnte, indem ein ähnliches Zusammenspiel aus edukativen und rechtlichen Ansätzen implementiert wird. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass kulturelle und rechtliche Unterschiede eine Anpassung an den deutschen Kontext erforderlich machen. Die Erkenntnisse aus Kanada unterstreichen, dass alleinige Sanktionen selten eine nachhaltige Wirkung erzielen, was die Notwendigkeit einer stärkeren Verbindung zwischen Sensibilisierungskampagnen und rechtlichen Vorgaben verdeutlicht. Die Akzeptanz von Kontrollmaßnahmen in der Bevölkerung stellt eine zentrale Herausforderung dar. Laut Razaghizad et al. (2021) können Straßen-Seuchentests dazu beitragen, die Raten des Fahrens unter Cannabiseinfluss zu reduzieren, auch wenn deren Effektivität als moderat eingeschätzt wird. Gleichzeitig zeigt sich, dass solche Maßnahmen 32 von den Betroffenen häufig als invasiv oder ungerecht empfunden werden, was ihre Akzeptanz einschränken kann (Wirsch et al., 2024). Zielgruppenspezifische Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen könnten dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis für die Notwendigkeit solcher Tests zu schaffen. Laut Wirsch et al. (2024) ist insbesondere bei jungen Menschen, die eine höhere Risikobereitschaft zeigen, die Akzeptanz durch gezielte Information zu verbessern. Zusätzlich wäre die Verknüpfung solcher Tests mit edukativen Maßnahmen sinnvoll, um nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch die gesundheitlichen Risiken des Fahrens unter Cannabiseinfluss zu kommunizieren. Ein weiteres Problemfeld betrifft die Regelakzeptanz in ländlichen Regionen, wo eine größere Toleranz gegenüber dem Fahren unter Cannabiseinfluss besteht. Rund 60 Prozent der Befragten kennen die empfohlene Wartezeit von 24 Stunden nach Cannabiskonsum nicht, was auf erhebliche Wissenslücken hinweist (Wirsch et al., 2024). Junge Fahrer*innen in diesen Regionen sind laut Wirsch et al. (2024) besonders gefährdet, da sie nicht nur häufiger bereit sind, Risiken einzugehen, sondern auch seltener über die gesetzlichen Regelungen informiert sind. Regionale Kampagnen, die gezielt auf diese Zielgruppe abzielen, könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für die Konsequenzen zu schärfen und die Regelakzeptanz zu fördern. Die Entwicklung interaktiver Informationsformate, wie etwa Simulationen oder Gruppendiskussionen, könnte hierbei helfen, die Inhalte ansprechender und zugänglicher zu gestalten. Solche Ansätze könnten langfristig dazu beitragen, die Akzeptanz von Kontroll- und Präventionsmaßnahmen in diesen Regionen zu erhöhen. Ein entscheidender Ansatzpunkt zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr besteht in der Kombination von Sanktionen und Präventionsmaßnahmen. Erfahrungen aus Kanada und Uruguay zeigen, dass die Verknüpfung strenger gesetzlicher Vorgaben mit umfassenden Aufklärungskampagnen eine hohe Effektivität erzielt (Razaghizad et al., 2021; Wagner et al., 2023). Strikte Sanktionen allein reichen nicht aus, um die Regelakzeptanz zu steigern, sondern sollten durch emotionale und edukative Interventionen ergänzt werden. Wagner et al. (2023) betonen, dass Programme, die emotionale Appelle wie Tatsachenberichte von Unfallopfern mit kognitiven Aspekten verknüpfen, besonders nachhaltig wirken. Die Integration solcher Ansätze in bestehende Präventionsprogramme könnte die Effizienz der Maßnahmen erhöhen und langfristige Verhaltensänderungen fördern. Zusammenfassend zeigt sich, dass die Regulierung und Kontrolle des Fahrens unter Cannabiseinfluss eine komplexe Herausforderung darstellt, die durch evidenzbasierte 33 Grenzwerte, innovative Technologien und zielgruppenspezifische Präventionsmaßnahmen adressiert werden sollte. 5.3 Sanktionierung und Strafverfolgung Im Bereich der Sanktionierung cannabisbedingter Verkehrsdelikte erweisen sich Maßnahmen wie der Führerscheinentzug, Geldstrafen und die Anordnung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) als zentrale Instrumente, um abschreckend auf Verkehrsteilnehmende zu wirken und die Regelakzeptanz zu stärken. Der Führerscheinentzug gilt dabei als besonders einschneidend, da er die Mobilität erheblich beeinträchtigt und somit die Dringlichkeit gesetzlicher Vorschriften verdeutlicht (Wirsch, Grieger & Beyer, 2024). Die differenzierte Betrachtung gelegentlicher Cannabiskonsument*innen durch das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) seit 2019, bei der Zweifel an der Fahreignung durch zusätzliche Tatsachen begründet werden müssen, ermöglicht eine gerechtere Einzelfallbewertung (Patermann, 2019). Diese Flexibilität birgt jedoch Herausforderungen in Bezug auf die Rechtssicherheit, da sie zu einer uneinheitlichen Rechtsprechung führen kann, die die Akzeptanz der Regelungen in der Bevölkerung beeinträchtigt (Patermann, 2019). Ergänzend zur Abschreckung durch Sanktionen könnten standardisierte und transparente Verfahren der MPU das Vertrauen in diese Maßnahme erhöhen, wobei auch die Prävention langfristig durch begleitende Aufklärungsmaßnahmen gestärkt werden muss (Graw et al., 2017). Der in Deutschland festgelegte THC-Grenzwert von 1 ng/ml bietet eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit, stößt jedoch aufgrund methodischer und juristischer Herausforderungen auf Kritik. Während Wagner und Müller (2022) den Grenzwert als praxisnah und effektiv zur Risikoreduktion einordnen, wird zugleich betont, dass die individuelle Variabilität im THC-Abbau eine präzise Bewertung erschwert. Gerade die Verzögerungen bei der Blutentnahme nach Verkehrskontrollen und die ungenauen Rückrekonstruierungen des THC-Abbaus schaffen Unsicherheiten in der juristischen Bewertung (Pfeiffer, 2023). In Kanada zeigen Erfahrungen, dass allein die Einführung strikter Grenzwerte nicht ausreicht, um das Fahren unter Cannabiseinfluss signifikant zu reduzieren. Vielmehr erweisen sich integrierte Ansätze aus Sanktionen und präventiven Maßnahmen als effektiver, um Verhaltensänderungen zu bewirken (Razaghizad et al., 2021; Martin et al., 2018).