Zusammenfassung Geschlechtergeschichte 2024 PDF
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Die Zusammenfassung behandelt die Geschlechtergeschichte. Sie betrachtet die Entwicklung der Geschlechterforschung und wichtige Theorien, wie den Feminismus. Der Fokus liegt auf der kritischen Analyse von Geschlechterstrukturen in verschiedenen historischen Kontexten.
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Grundlagen (WiSe 2024/25) Genderstudies: Diversität, interdisziplinär, transdisziplinär, bedarf genauer Begriffsdefinitionen Fokus auf: kulturelle Organisation von sozialen Beziehungen, kulturelle Bedeutung der Geschlechterdifferenz, Konstruktion von Geschlechteridentitäten durch die Gesellschaft,...
Grundlagen (WiSe 2024/25) Genderstudies: Diversität, interdisziplinär, transdisziplinär, bedarf genauer Begriffsdefinitionen Fokus auf: kulturelle Organisation von sozialen Beziehungen, kulturelle Bedeutung der Geschlechterdifferenz, Konstruktion von Geschlechteridentitäten durch die Gesellschaft, soziale Praktiken und Umgang Definition von Renate Hof: Gender als grundlegende Analysekategorie mit derer Hilfe Oppositionen zwischen Mann und Frau aufgezeigt und gleichzeitig dekonstruiert werden. Geschlecht ist kulturell (=zeitlich) wandelbar und nicht natürlich und führt zu künstlicher Hierarchisierung. Frauengeschichte -> Geschlechtergeschichte seit 1980: Institutionalisierung, Studiengänge mit dem Ziel des Umschreibens der Geschichte und Kritik der Geschichtswissenschaft Wissenschaftsverständnis der Geschlechterstudien: -Interdisziplinarität (Sprachphilosophie, Soziologie, Marxismus, Geschichte etc.) -Transdisziplinarität - Räumlicher Fokus auf Europa - Selbstreflexivität - Komplexe Theorien - Kritik und Weiterentwicklung theoretischer Positionen - Geschlechterforschung hat eine eigene feministische Wissenschaftskritik hervorgebracht: Kritik der vergeschlechtlichter Wissensproduktion Kritik an Objektivitätsparadigma der Wissenschaft Kritik am Androzentrismus (Mann im Fokus) vieler wissenschaftlicher Paradigmen Situiertes Wissen und Standortgebundenheit Wissenschaft als sozialer Prozess (Akteur*innen niemals neutral) -> Geschlechterforschung ist dynamisch 1. Wissenschaftliche Entwicklung: Frauengeschichte- Geschlechtergeschichte- Queer Studies Frauengeschichte, her-story (Her- Story als Gegensatz zu His- Story (Geschichte) - Anfang 1970er Jahre Befreiungspotenzial - Erste Forschung zu weiblicher Erfahrung, Reproduktion, Frauenarbeit, Frauenbewegung etc. - Frauen als „unterdrückt“ - Erkenntnisinteresse - Kritik an Ausblendung von struktureller Unterdrückung und männlicher Dominanz - Neuorientierung-> Geschlechtergeschichte Geschlechtergeschichte - Weitreichender - Geschlechtergeschichte erforscht Geschlechterbeziehungen in allen denkbaren historischen Gesellschaften. Im Zentrum → auch Machtverhältnisse, die geschlechtlich markiert sind. (Hierarchien, Herrschaftsverhältnisse) - Dekonstruktion von Ausschlussprozessen - Logik des Gendering: Wie kommen Zuweisungen zu Weiblichkeit/Männlichkeit zustande, wozu dienen sie? - Annäherung an Queer Theory, Diversity Studies, Theories of Intersection. (Diversity Studies/ betonen, dass Geschlecht nicht die einzige Kategorie ist, die eine Bedeutung hat in gesellschaftlichen Prozessen. (Rase Class Gender – Schichtspezifische Unterschiede in der Gesellschaft) Theorie of Intersection ähnlich, aber gehen davon aus ,das Verhältnis von Kategorien nicht gegeben ist. Muss sich genau ansehen, welche Mechanismen eine Rolle spielen (z.B. Geschlecht mit nationaler Zugehörigkeit verschränkt, oder auch Rasse, dass die mitinteragiert mit Geschlecht)) 2. Von der Frauen- zur Geschlechtergeschichte: - Beginn der Moderne ca. 1880-1920: Akteur*innen ausgeschlossen, neue Erklärungskonzepte manifestieren Geschlechterordnung - Verworren, da Frauen nicht konstant Teil der Geschichtswissenschaft waren. Durch Professionalisierung dieses Bereichs im 18. Jhd. Waren Frauen kaum Teil der Forschung - Frauen wurden als natürlich definiert und somit als nicht geschichtswürdig. - Dominante Ansicht: Geschlechtsunterschiede als Wesenseigenschaft, biologisch definiert, unveränderbar - Bildungsrevolution ab 1900 (Frauenstudium) - Neubeginn der Frauengeschichte 1960er Jahre: Politische Forderungen nach Gleichstellung, Kritik der männlich dominierten „allgemeinen Geschlechtertheorien“ - Forderung nach Institutionalisierung von Frauengeschichte - Drei Phasen der inhaltlichen Entwicklung seit 1960 nach Rebekka Habermas (Abfolge nicht linear): 1) Historische Frauenforschung - Becoming visible, Identitätspolitik - Sichtbarmachung von sozialer und wissenschaftlicher Unterdrückung und Ausgrenzung - Annahme eines überzeitlichen Patriarchats - Viktimisierung - Simone de Beauvoir, das andere Geschlecht 1949: Schlüsseltext für 2. Frauenbewegung und neuere feministische Theorien, Einführung der Analysekategorie Geschlecht Männer als Subjekt von Geschichte und Kultur, Frauen als Objekt, das „Andere“ Geschlechterspezifische Sozialisationsprozesse und Geschlecht als biologisches UND soziales Phänomen „Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht“ Beauvoir nimmt Haltung des Differenzfeminismus ein Spannungsfeld ab 1970ern: Differenzfeminismus: Ausgehen von grundsätzlicher Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern, vor allem in Frankreich und Italien, konservativ Gleichheitsfeminismus: Ausgehend von grundsätzlicher Gleichheit von Frauen und Männern, heute vor allem in Deutschland präsent - Kritik an contribution history, victimization : Frauen keine “passive Akteurinnen” oder “Opfer” → Handlungsfähigkeit Viktimisierungstheorien hatten die Vorstellung, alle Frauen seien als „kollektiv“ und gleichermaßen von männlicher Unterdrückung in Geschichte und Gegenwart betroffen. Theorie einer überzeitlichen patriarchalen Unterdrückung von Frauen erzeugte eine Vorstellung, dass Frauen jenseits der Geschichtlichkeit leben würden. Das wurde als Kritik an Ansätzen der contribution history angemerkt. - Kritik an Frauen als „Kollektivsubjekt“, Frauen sind keine homogene Einheit 2) Geschlechtergeschichte - Ann Oakely, Gayle Rubin und S.de Beauvoir: Alle sahen Unterschied zwischen biologisches und soziales Geschlecht (Sex- Gender Konzept) - Gender: Gesellschaftlich- kulturelle Organisation der Geschlechter, veränderbar, Interaktion mit Race, Klasse, Ethnie, Religion etc. - Genderbegriff übt Kritik an biologischen Determinismus - Problemfelder des sex-gender-Konzepts: Gender gebunden an „natürlichen Körper“ (sex), Fortschreibung von kulturellem Dualismus, kulturelles Konstrukt wird weiter reproduziert - Seit 70er Jahren Aufkommen von Race-Class-Gender: Thematisierung von Differenzen zwischen Frauen, Kritik an global Sisterhood, Machtverhältnisse zwischen Frauen Kritik an Bedingungen der Wissensproduktion - Linguistic Turn (Bedeutung von Sprache rückt bei der Produktion von Gesellschaft/kulturellen Machtverhältnissen ins Zentrum der Aufmerksamkeit) Begründer des Begriffs: Gustav Bergmann, Richard Rorty 3) Geschlechtergeschichte nach dem „linguistic turn“ (sprachkritische Wende) - Poststrukturalismus wird in den Diskurs mit aufgenommen < -> Linguistic Turn: Ab 1990ern, Verhältnis von sprachlicher Praxis und sozialer Wirklichkeit- Sprache konstruiert Wirklichkeit, Sprache spiegelt die Realität nicht, sondern erschafft sie Geschlechtertheorie im Kontext des linguistic turn: Wo beginnt Gender, wo endet Sex? - Duden: Gender verbunden mit Sex, Aspekte des biologischen Körpers sind historisch - Scott und Butler: Sex und Gender werden nicht getrennt voneinander behandelt - Joan Scott: Geschlecht als machtanalytische Kategorie - Judith Butler: Performativität von Geschlecht (Inszenierung von Geschlecht) - West und Zimmermann: Doing gender (Alltagspraxis der Geschlechterbeziehung) Joan Scott: Geschlecht als machtanalytische Kategorie: - Scott kritisiert den Geschlechterbegriff wie er Ende der 1980 vorrangig war - Sex und Gender als Effekt kultureller Konstruktionsprozesse - „Sex geht im sozialen Geschlecht Gender auf“ - Schlüsseltext: A useful Category of Historical Analysis (1988) -> Kritik am System der Zweigeschlechtlichkeit, neuer Geschlechterbegriff Geschlecht als „Ersatzbegriff für Frau“, - Scott kritisiert: Man geht bei Gender immer von einer biologischen Grundlage aus. Dies sind aber unterschiedliche Dinge. Patriarchatstheorien: Männer als (geschichtlich und gesellschaftlich bedingte) Unterdrücker von Frauen. Dies vernachlässigt Ungleichheiten innerhalb der Geschlechter, (z.B. auch zwischen Männern) Marxistische Theorien: Materielle Grundlagen werden hier als Grundlage gesehen, soziales Geschlecht nimmt nur eine Nebenrolle in Bezug auf ökonomische Prozesse ein. Geschlecht ist kein eigenes Analyseinstrument Psychoanalytische Theorien: Sprache und soziale Prägung im Vordergrund Scott verwirft die Idee einer biologisch bedingten natürlichen Zweigeschlechtlichkeit und sie betont den Aspekt der Wahrnehmung von Unterschieden. Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind somit nicht einfach da, sondern sie entstehen durch Repräsentation, durch Sprache und Diskurse. ➔ Dies geschieht auf 4 Ebenen: kulturelle Symbole, Nominierung, politische und soziale Institutionen, Ebene des Subjekts Gender als Ausdrucksform von Macht: Wettstreit, Zugang zu Ressourcen… Kritik: Überfokussierung auf Diskursanalyse- Fortschreiben von Unterdrückungsansätzen, historischer Wandel, Selbstmarginalisierung Geschlecht als Markierung („Marker“) (Monika Mammertz) : In Anlehnung an Scott Geschlecht als kulturell konstruierte und codierte „Markierung“ Interaktion mit anderen Markierungen Individuen und Gruppen, Institutionen, Tätigkeiten und Eigenschaften Geschlecht als „tracer“ (Ein- und Ausschüsse, Hierarchisierungen, etc.) Von der Gender zur Queer Theory: Binnenfeministische Kritik: Trennung von sex vs. gender – keine klare Unterscheidung (J.W.Scott) Stellenwert von Körper und Physis im Genderbegriff (J.Butler) Queer Theory : Kritik an Essentialisierung von Geschlecht/Gender Historisierung und kulturelle Rückbindung des Körpers Heteronormativität, Distanz zu Homosexualitätsforschung im Sinne eindeutiger sexueller Identitäten Queer als „das offene Geflecht von Möglichkeiten, Lücken, Überlappungen, Dissonanzen und Resonanzen, Bedeutungsverirrungen und Exzessen“.Widerstand gegenüber „Regimen der Normalität“ Zur Performativität von Geschlecht (Butler) - Schwerpunkt: Sprachphilosophie und Diskurstheorie, feministische Theorien und das Konzept der Zweigeschlechtlichkeit - Theoretische Bezugspunkte: Poststrukturalismus, Erkenntnistheorie, Phänomenologie - Sex und Gender sind beide kulturell konstruiert - Es gibt keine materielle Körperidentität, die der Kultur vorausgeht. Die Idee vom biologischen Geschlechtskörper entsteht durch kulturelle Zuordnung - Geschlecht ist eine Identität, die durch eine ständige Wiederholung hergestellt wird. - Körper: Ist nie unabhängig von seiner kulturellen Form, Materie existiert nie ohne ein kulturelles Schema. Körper ist nicht „Natur“, die „Kultur“ vorausgeht, sondern vollständig kulturell erzeugt - Geschlecht wird im „Tun“ hergestellt, ist kulturell und historisch erzeugt, Geschlecht ist ein performativer Akt! - Was passiert im Prozess in der kulturellen Konstruktion, wie wird der Körper als etwas Natürliches erzeugt, wie wird Geschlecht als etwas Natürliches erzeugt? Diese Prozesse interessieren Butler. - Körper als Einsatz im kulturellen Machtgefüge: Körper ist vollständig politisch besetzt (Machtgefüge Heteronormativität) - Politisches Konzept: Selbstermächtigung durch Umdeutung und Subversion Dekonstruktion hegemonialer Körper-/Geschlechtsnormen Gender ist transformierbar! Subjekte werden gesellschaftlich dadurch unterworfen, indem der Körper unterworfen wird. - Auch Kritik am Feminismus: Feminismus befördert mitunter selbst Binarität, wie wird die Kategorie Frau überhaupt hergestellt? - Bruch am „kollektiven Subjekt Frau“ ➔ Butler und Scott betonen diskursive Konstruktionsprozesse, betonen die Rolle von Sprache, von Diskursen bei der Herstellung von Geschlecht. West und Zimmerman gewichten in deren Konzept etwas Anderes. Ihnen geht es um Alltagspraktiken der Herstellung von Geschlecht. „Doing Gender“ von West und Zimmerman - Geschlecht als soziale Praxis: wird durch soziale Interaktion erzeugt im Alltag, spiegelt Machtverhältnisse wieder - Fragt: wie werden Gruppenzuordnungen erreicht und wie werden sie im Alltag aufrechtgehalten? - Geschlecht ist, was wir tun. Geschlecht als Kategorie, die wir hervorbringen - Situationsspezifisches Verhalten von Individuen entlang von „sex category“ - Sex wird hierbei als geschlechtliche Zuordnung anhand von biologischen Geschlechtsmerkmalen verstanden (Geburtsklassifikation), welche in der Gesellschaft als männlich oder weiblich definiert werden. Sex Category umfasst die soziale Zuordnung oder Zuschreibung eines Geschlechts aufgrund äußerer Merkmale. Gender beschreibt die Geschlechtszuschreibung auf Basis eines geschlechtsspezifischen Verhaltens innerhalb eines Interaktionsprozesses, was eng mit der gesellschaftlichen Erwartungshaltung und dem damit verbundenen Rollenverständnis zusammenhängt - West und Zimmerman grenzen sich von Parson (gender roles) und Goffmann (gender displays) ab ➔ Gemeinsamkeiten Scott/Butler, West/Zimmerman: Geschlecht als Produkt von Verhalten/Performanz Geschlecht ≠ angeboren / natürlich Geschlecht ≠ überzeitlich, unveränderlich Geschlecht ≠ bei allen Menschen zweigeschlechtlich ausgeprägt Gender in Interaktion mit weiteren Kategorien sozialer Differenzen ➔ Differenzen: Doing gender fokussiert auf Handlungsfähigkeit Diskursanalyse fokussiert auf strukturelle Zwänge Undoing Gender: - Irrelevant machen von Geschlechterdifferenzen durch Interaktion - Grenzen der Performativität von Geschlecht: Helga: Sie sagt, das Ausblenden körperlicher Unterschiede zwischen Frauen und Männern suggeriere eine mögliche Instabilität der Geschlechter. Als könne man die Geschlechterrepräsentationen relativ unaufwendig umcodieren. Sie sagt aber, dass solche Unterschiede sehr stabil sind. Weil in dem Moment, in dem man auf Natürlichkeit verweisen kann, kann man Dinge historisch oder kulturell plausibel argumentieren (Geschlechterordnungen, Arbeitsteilung usw.) Kritik am Geschlecht als „Performativer Act“ „Gender in Trouble“- Zum Körperkonzept von Judith Butler: Fokussierung auf symbolische Repräsentation von Körper/Geschlecht Kaum Fokus auf körperliche Diskriminierungserfahrungen Für viele Menschen ist der Geschlechtskörper zentraler Bestandteil personaler Identität Keine breitenwirksamen subversiven Handlungsstrategien Keine Erklärung für die Entstehungsbedingungen binärer Denksysteme - Kritikerin Hilge Landweer: Leib ist unser Filter, wie wir die Welt wahrnehmen. Kritik: Judith Butler bezieht Aspekte wie Fortpflanzung, Generativität nicht mit ein. - Kritikerin Theresia Wobbe: Beschäftigt sich mit dem Menschen als verletzliches Wesen, welches von Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung betroffen ist. Diese Perspektive wird von Butler nicht verwendet. Neben Normen müssen auch Erfahrungen mit einbezogen werden - Kritikerin Barbara Duden: „Jedem Text geht ein Leib hervor“ Embodiment: Agency, Gegen- Einschreibung, Selbstpräsentation - Embodiment interessiert sich für Körpererfahrungen, die nicht gegeben sind, sondern in ständiger Interaktion stehen mit kulturellen Normen zum Körper. - Kathleen Canning, Leslie Adelson und Katherine Hayles - Selbst dort, wo Körperlichkeit auf den ersten Blick klar gegeben ist, gibt es immer noch heterogene soziale Praktiken zu Geschlecht und Körper. Embodiment kann helfen, historische Veränderungen sichtbar zu machen und diese Körpernormierungen als uneinheitlich/gebrochen wahrzunehmen. → hier schließt sich der Kreis zu den Queer Theories. Differenzen zwischen Frauen: - Race, class,gender -> Intersektionalität - Kritik an homogenisierter Identitätspolitik - Kimberle Cresnshaw Geschlecht als „mehrfach relationale Kategorie“, historische Analyse - Geschlecht ist keine Differenz „erster Ordnung“ (Klasse, Sexualität, Sprache, Geschlecht..) - Geschlecht ist offen, widersprüchlich und verschränkt - Griesebner ist für einen offenen Geschlechterbegriff - Machtkritischer Zugang, Sprache und seine Bedeutung berücksichtigen, Textbegriff muss im Kontext der Entstehung und der sozialen Praxis gesehen werden, kein Schwarz- Weiß-Denken mehr, reformulierter Textbegriff soll auf Autonomie abzielen, Skepsis gegenüber kollektiven Identitäten, Erfahrungen (kulturell basierte Interpretation) müssen mit einbezogen werden. 3. Glimpses into womens and gender history (Von der griechischen Antike bis zur Zeitgeschichte) - Frauengeschichte -> bestimmte Themenstellung (z.B. Hexenverfolgung, Hebammen...) - Geschlechtergeschichte -> Akteur*innen; Geschlechterverhältnis, Stand/ Klasse/ Race/ Religion… - Grundmuster historischer Geschlechterverhältnisse haben sich bereits in der Antike entwickelt und prägen bis ins christliche Abendland (meist mit religiöser Legitimierung) - In der Antike sind die Quellen ein Problem Göttinnen, Heldinnen und Identifikationsfiguren? _ Themen Felder und Schwerpunkte: - Themenfelder der Frauengeschichte- und Geschlechtergeschichte in der Antike (1600 bis 30 v. Chr.) - Fehlende und lückenhafte Quellen (aus städtischen Verhältnissen), Männer zentrierte Überlieferung - Zwei Grundpositionen der Forschung seit dem 18 Jhdt.: Abgeschlossenheit der weiblichen Sphäre / Einfluss von Frauen im öffentlichen Leben - Radikale Grundpositionen in Literatur und Philosophie: Platon versus Aristoteles Grundzüge der griechischen Geschlechtergeschichte: - Kein einheitliches Geschlechterkonzept - Geschlecht als Ordnungsprinzip - Mythologischer Diskurs: Götter/Göttinnen, Hero*innen, Anfänge der Menschheit- Göttlichkeitsbilder, keine soziale Verbindlichkeit- keine normativen Texte - Erschaffung der Geschlechter: spätere Erschaffung des weiblichen Geschlechts, Abstammung von Pandora (verlockendes Übel, Strafe für menschliche Männer), Prometheus als Schöpfer von Männern und Frauen (andere Überlieferung, aber auch hier Frauen als Strafe) - Göttliche Zeugung: Zwei unterschiedliche Zeugungen, Zeugung durch Kombination der Geschlechter bis auf einzelne Ausnahmen ( Zeugung aus einer Göttin selbst- Hera) - Zeugungstheorie von Aristoteles: Männlicher Beitrag bei der Zeugung wichtiger, weil kochendes Blut Samen erhitzt. Wenn Temperatur niedrig-> weibliches Kind (Schuld der Frau). Klare Hierarchie - Platon: Radikaler Ansatz, Aufhebung von Frauen und Kindern als Besitz - Medizinischer Diskurs- Hellenismus-> körperliche Gleichheit der Geschlechter: Öffnungen von Leichen eröffnen neuen Diskurs, Entdeckung der Eierstöcke als „weibliche Hoden“ - Hysteria als Ausgangspunkt für „Frauenkrankheit“ (Wanderung dieser) - Verstärkte Annahme der „Gleichartigkeit“ der Geschlechter, Organe bei Frauen nach innen und bei Männern nach außen gestülpt (Ein Geschlecht) - Medizinischer Diskurs in Medizin und Philosophie: Negatives Schuldbild der Frau in der Gesellschaft, (sexuelle) Unersättlichkeit der Frau, Frau als böser plan des Zeus, Assoziation von jungen Frauen mit Tieren in der griechischen Literatur, positives Männerbild (Männer ausgetrocknet durch Arbeit, Frauen gefräßig) -> Ziel der Stärkung wünschenswerter Eigenschaften und des Ausgleichs der Geschlechter (z.B. Männer müssen Frauen zügeln, weil Natur sie schamloser macht, urrrg) - Ideal immer die Oberschicht - Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung - Verhältnis von kulturellen Geschlechterpräsentationen und sozialen Praktiken: Nicht das Gleiche, geben aber Hinweis auf Erwartungshaltung in Bezug auf Geschlecht - Geschlecht wird von Hebammen zugewiesen (Olivenkranz und Wollbinde) - Sexualität, Ehe und Familie: Oikos (Haushalt und Familie) als kleinste Zelle des Stadtstaates (polis). Ziel- Stabilität des Oikos, Sicherung des Nachwuchses, Versorgung der Alten, Stabilität der Polis - Einführung von Knaben in die Sexualität: Knabenlieben als erste sexuelle Erfahrung möglich, verbreitet in adeligen Kreisen, in Athen eher platonische Liebe in Sparta eher mit sexueller Komponente, bis zum Ende der Pubertät, dünne Quellenlage zu dem Thema - Gleichgeschlechtliche Erfahrungen von Mädchen: Schlechte Quellenlage, Ausblendung durch männliche Autoren. Thematisierung wird als moralisch problematisch gesehen. - Voreheliche heterosexuelle Beziehungen: Heiratsalter der Mädchen 14-15- frühes Heiratsalter wegen Frauenmangel, Jungfrauenstatus, Heiratsalter Männer ca. 30, Führung eines Oikos voraussetzung Sparta: höheres Heiratsalter für Mädchen, keine Differenz bei homosexuellen und hetero Beziehungen, Belge für Polly-Beziehungen in der Ehe (Frau mit vielen Männern und umgekehrt), nicht direktes Zusammenziehen nötig, Männer ziehen mitunter in den Hausstand der Frau Bürgerliche Ehepaare in Athen: Arrangierte Ehen, Fokus auf Jungfräulichkeit der Frau, heterosexuelle, monogame Ehen, Unfruchtbarkeit als Scheidungsgrund. Fokus auf Sohn - Prostitution: vor allem Männern zugänglich - Hetären (Sklavinnen, freigelassene) eigener Haushalt, theoretische freie Auswahl der Bewerber, Konkurrenz um einzelne Hetären, keine Altersvorsorge - Geschlechterspezifische Arbeitsteilung: Landwirtschaft als männlicher Arbeitsbereich, Textilarbeit weiblich, Frauenbesitz „kultureller Niedergang“ (Aristoteles) - Geschlechterverhältnis in Militär und Krieg: Bürgerliche Männlichkeit durch Landbesitz, Krieger als männlich. Weibliche Kriegerinnen als negativ und barbarisch (männerfeindliche Amazonen) - Geschlechterverhältnis außerhalb des Oikos: Keine strickte Trennung von Frauen und Männerräumen. Starker Einfluss von Stand und Klasse. Keine religiöse Trennung, Pubertätsrituale sind geschlechtsspezifisch. Religiöse Rituale spiegeln Geschlechternormen wieder und brechen sie gleichzeitig auch auf (Priesterinnen, Teilnahme an Opferzügen etc.) - sie sind dafür aus den politischen Räumen verband, da Kriegerstatus Voraussetzung wäre. - Neuer Politikbegriff: Frauen indirekt als Mitgliederinnen des Oikos an der Politik beteiligt. Integration in religiöse Kulte_> indirekt Integration in politische Kulte Wissenschaftliche Annäherung an Geschlecht in der Antike: - 2 Grundpositionen: Machtlosigkeit von Frauen – prähistorisches Matriarchat (chaotisch) - Der Mythos des Matriarchats: vor allem im 18 und 20 Jh. Zum Mythos gemacht. - Ansatzpunkt für politische. Frauenbewegung in den 60ern. Vorstellung, dass das Matr. Aus der grie. Frühzeit vom Patriarchat (geordnet) in der grie. Antike abgelöst wurde -> Dies wurde von unter anderem im Marxismus (Frauen als Klasse- Arbeitsteilung somit als Klassengegensatz, zweite Frauenbewegung knüpft an Marx an), Lebensreformbewegungen und Nationalsozialismus aufgegriffen Aktuelle Forschung weist Existenz von Matr. zurück - Was ist ein Matriarchat: Ein Matriarchat zeichnet sich vor allem aus durch: Kein Privateigentum, Gemeinschaftbesitz in Verwaltung der Frauen, Herrschaftslosigkeit (stattdessen Sippenverbände), Fehlen von ‚Vaterschaft‘ und monogamer Ehe (stattdessen ‚soziale Vaterschaft‘ und Besuchsehe), sexuelle Freiheit und Erotik, Glaube an Wiedergeburt, Verehrung und Achtung der (mütterlichen) Natur. - Differenzfeministische Matriarchatsforschung: Aktuelle Geschlechterforschung steht dem kritisch gegenüber, Trennung von männlicher Welt und weiblicher Welt nicht haltbar, Hexen als letzte Anhängerinnen der Großen Göttin 4. Ekstase und Askese: Geschlechtergeschichte im Mittealter (500-1500) - Frage nach dem Alltag im Mittelpunkt, ungleiche Quellendichte, alle Bereiche in Interaktion mit dem Geschlecht davon beeinflusst. Fokus Frauengeschichte. Keine lineare Entwicklung. - Äußere Rahmenbedingungen: Klima: 500-1200 günstige klimatische Bedingungen, Bevölkerungswachstum. Ab 13. Jhd. Kleine Eiszeit, schlechtere Bedingungen, mehr Hunger und hohe Sterberaten. Kinder erste Opfer von Hunger. Krise führt zur sozialen Spaltung (Hexenverfolgung) Geschlechtsspezifische Lebensrisiken: Nachgeordneter Rang von Mädchen, Wertschätzung beruht auf Gebärfähigkeit, 7. Lbj als Ende der Kindheit danach starke geschlechtsspezifische Erziehung in den sozialen Rollen, weibliche Sphäre Innenräume. Jungs/Männer mehr gefährdet bei Unfällen bei Bauern. Sozialer Stand großen Einfluss auf geschlechtsspezifische Erziehung. Heiratsalter M: 14, W:12 (Annahme von Gebärfähigkeit), im Adel auch frühere Verheiratung. Übersterblichkeit von gebärfähigen Frauen, Angleichung nach dem 60en Lebensjahr. Überleben der Frau hatte höheren Stellenwert als das des Neugeborenen. Keine Altersvorsorge außer Familie und Klöstern. Arbeitsteilung: Frauen öfter von Arbeitsunfällen betroffen da niedrige Arbeit, Frauen auch immer in der Landwirtschaft vertreten- Unterschied zwischen Ideal und Realität Gewalt: Viele Gewalttaten, insbesondere in Kneipen, Gewalt gegen Frauen zur Züchtigung gebilligt solange das „übliche Maß“ nicht überschritten wurde. Grenze bei lebensbedrohlichen Verletzungen. Scheidung gerichtlich möglich. Vergewaltigung als Kapitalverbrechen. Frühmittelalter: Frauen ohne familiären Schutz stark gefährdet. Spätmittelalter: Reiseverbote etc. Frauen als Gewalttäterinnen in der Minderzahl- wenn gegen Kinder und Dienstbot*innen. Konzepte/Normen: Keine direkte Frauenfeindlichkeit, große Vielfalt an Geschlechterkonzepten (meiste jedoch „Menschen beiderlei Geschlechts“), keine homogenen Verhältnisse von Frauen, sondern soziale Schicht entscheidender. Rolle von Eva als Grundübel der Menschheit, Maria als angebetet und Maria Magdalena als Identifikationsfigur -> jüngere Schöpfungsgeschichte: beide Geschlechter als Gottes Ebenbild, ältere: Eva aus Adams Rippen Christliche und theologische Anthropologie: Viele Ansichten z.B. Frau dem Mann untergeordnet, Partnerschaftlichkeit, Gemeinschaft der Liebe, Eva als Gefährtin- nicht Dienerin! Diskurs um Sündenfall: Eva als Ursprung des Übels, nicht Natur, sondern Schuld macht Mann zum Herrscher, Frauen als minder begabt gesehen, Instinkt angeblich stärker als Logik, Hildegart von Bingen legt den Sündenfall positiv aus. Frauen offiziell in der Kirche nicht willkommen- nur indirekt. Weltliches Ehegesetz= Gleichstellung der Eheleute, kirchliches Eherecht = ordnet den Mann über. Medizin und Naturphilosophie: Zweigeschlechtlichkeit als Tatsache, Grundannahme einer hierarchischen Geschlechterdualität. Wiederaufgreifen von antiker Wissenschaft (Platon, Aristoteles…) vor allem im Hochmittelalter- Auseinandersetzung mit Geschlecht findet statt- Möglichkeit von Abstufungen im Diskurs Säfte Lehre: 4 Körpersäfte, Galen und Pergamon, Leitbild bis Anfang 17. Jahrhundert, Säfte entscheiden über Gesundheit und Charakter- keine Unterschiede bei Mann und Frau- Ging von der Ähnlichkeit der Geschlechter aus. Wiederaufgreifen von Zeugungstheorien: Mann aktiv, Frau passiv Hildegart von Bingen (Nonne/ Forscherin, Künstlerin, Mystikerin): Idee vom männlichen und weiblichen Schaum, Gleichwertigkeit bei der Zeugung, Vermischung bewirkt Empfängnis, Erwärmung durch die Frau- dadurch schöpferischer und aktiver Part der Frau Eherecht und eheliches Zusammenleben: Fokus auf männlichen Erben (Frauen konnten aber auch Erben, nachrangig), Untreue im Diskurs, Frau durchlebt 3 Rollen: Jungfrau, Ehefrau und Witwe. Germanisches Stammesrecht -> Frauen rechtlich handlungsunfähig, Frau wird bei der Hochzeit von einem män. Vormund zum nächsten übergeben, Familieninteressen vor individuellen Interessen. Voraussetzung für die Ehe: wirtschaftliche Unabhängigkeit Zünfte: Lange Existenz von Frauenzünften, spätmittelalter Ausschluss von Frauen Klösterliches Leben: Vor allem für Adelige und gebildete Bürgerinnen- Selbstständigkeit, Alternative zur Ehe Beginen: Mittelalterliche Frauengemeinschaft ohne Gelübte nach dem Vorbild christlicher Urgemeinschaften selbstorganisiert, unabhängig, Ausbreitung 12-13 Jhd., erst Schutz durch den Papst, später Skepsis der Amtskirche- Vorgehen gegen Beginen im 14-15 Jhd. -> HEXENVERFOLGUNG 5. Frühzeitliche Geschlechtergeschichte ca 1600-1800 - Männlicher Blick auf Frauen, Begrenzung von Handlungsspielraum, Ausschluss und Kontrolle - Kontext: Gesellschaftliche Umbrüche, Staat formt sich, neue Glaubenspraktiken, Frühkapitalismus - Lebhafte Debatten über die Geschlechterverhältnisse- „Querelle des femmes“ (Krieg der Geschlechter) Weiblichkeit=Boshaftigkeit, Hexenverfolgung, Massenwahn, frühneuzeitliche Hexenverfolgung: - Ausbreitung: Spätmittelalter, frühe Neuzeit- Europa (katholische und protestantische Gebiete) - Frauen vorrangig Opfer - Forschungsfragen: Rückfall in Aberglauben, Reaktion auf Emanzipation? Stellvertreterkonflikt? Wie konnte es zu einem Massenwahn kommen? - Aufkommen des Hexen-Verdachts 12-13 JHD. – Systematisches Vorgehen 14-15 Jhd.- kollektive Angstzustände im 16 JHD.- Höhepunkt 1560-1630 - 8 Jhd. Todesstrafe für Hexerei- Vorwurf, 15 Jhd. Todesstrafe für Leugnung von Hexerei! - Gegenstimmen kamen auch aus der Kirche selbst - 30 jähriger Krieg (1618-1648) - Ehe und Familie nur für wenige zugänglich (ökonomische Absicherung Voraussetzung) - Ursachen und Erklärungsmodelle: - Reformation (Kontrolle des „richtigen“ Glaubens) - Soziale Faktoren: Hungerkrisen, Klimaverschlechterung - Weibliche Traditionen-> Volksmagie - Patriarchat - Reaktion auf weibliche Emanzipation - Der Forschung fehlen valide Quellen - Größte Verfolgungsgebiete in Europa: Ungarn, Norwegen, Finnland, Luxemburg - Meist ältere Frauen angeklagt - Moderne Momente (Reformation, moderne Wissenschaft, Staatenbildung) als entscheidend für systematische Verfolgung-> Gesellschaftlicher Wandel - Geschlechterhistorische Zusammenhänge (Dülmen und Labouvie): Frauenfeindliches Bild der Theologie und Justiz Frauen wird das Wohl des häuslichen Lebens zugeschrieben Schaden an Personen oder Vieh – Frauen in Verantwortung Fokus auf Frauen aus sozialen Randgruppen, ohne sozialen Schutz Keineswegs prinzipielles Infragestellen patriarchaler Ordnungen - Theologie: Reaktion auf Mystikerinnen Kirchliche Reformbewegung des Spätmittelalters (z.B. Katharer, Waldenser) Dämonologie Scholastik (Vorstellung von Teufelspakt, Minderwertigkeit der Frau) Heilige Inquisition nach Ausrottung der Ketzer braucht neues Betätigungsfeld - Frühmoderner Staat: Verstärkter Zugriff auf Individuen Bürokratisierung Verrechtlichung des gesamten Lebens Folter als legitimes Mittel der Wahrheitsfindung - Ökonomische Krise: Suche nach Sündenböcken - Veränderung der Stellung von Frauen im Spätmittelalter: Starke Position im städtischen Bürgertum Wirtschaftliche Unabhängigkeit Reaktivierung frauenfeindlicher und patriarchaler Maßnahmen - Praktische Haushaltsformen: 44% leben in Kernfamilien (2 Generationen, 4-5 Personen) 20% Ehepaare ohne Kinder 14 Witwen/Witwer ohne/mit Kindern 16% alleinstehende Personen → Industrialisierung befördert Wohnen in komplexen Zusammenhängen -> In städtischen Gebieten leben die wenigsten in klassischen Familienzusammenschlüssen - Seit Mitte des 18. JHD.: - Wirtschaftliche Autonomie nimmt zu, Industrialisierung, außerhäusliche Erwerbstätigkeit, außerhäusliche Erziehung, Emotionalisierung der Ehe - Reformation in der Kirche: Gleichstellung in der Ehe, Ablehnung des Zölibates, möglichst alle Menschen sollten in Ehebünden leben, in der katholischen Kirche- keine Aufwertung der Frau in der Ehe, Ehe als theologisch-moralischer Anspruch - Umbrüche im 18 Jhd- Salonkultur: - Herrenhuter Pietismus – Reformierte Sozialgemeinschaften, räumen Frauen große Rechte ein. Gleichberechtigte Ehe, Ausgangspunkt für gesellschaftliche Debatten _> Liebesehe - Durch die Lösung der Ehe von der Kirche wurde sie vermehrt zu einem Sozialisationsort. - Zunahme von Druckschrift-> Partizipation von Informationen - Traditionellere Geschlechterordnungen auf dem Land - Salonkulturen: Vorbild aus Paris- intellektueller Austausch, Frauen und Männer, Zusammenkunft von gebildeter Schicht, geprägt und gestärkt durch Buchdruck, neue Form von Journalismus etc. - Aufkommen von jüdischen Salons - Grundlage für Aufklärung- Frauen im Zentrum des intellektuellen Austauschs der Aufklärung 6. Das Geschlechter der Politik, Kontext/Strategien der pol. Teilhabe im „langen 19 JHD“ - Geschlecht in der politischen Theorie der Aufklärung (1730-1800 in Europa): - Grundlegender Bewusstseinswandel: Abwendung von kirchlichen Ideen, Humanismus, Aufklärung, Leben im Diesseits, Säkularisierung, demokratische Auffassung, Fortschrittsglauben, Toleranz, Individualismus - Ambivalenz der Aufklärung: Ausgangspunkt aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, Vernunft als Schlüsselbegriff, Gleichheitsversprechen. Aber! Vernunftsbegriff ist vergeschlechtlicht (Männer und Frauen von Natura aus unterschiedlich- Rousseau) -> Einfluss auf politische Theorie - Politische Theorie im 17/18 JHD: Naturrecht (jeder hat von Natur aus Rechte) und Gesellschaftsvertrag (Individuum unterwirft sich freiwillig der Herrschaft zum Wohle aller), politische Herrschaft ist an Eigentum, Bildung und Rationalität gebunden -> Frauen sind hierbei aus der politischen Teilhabe ausgeschlossen ➔ Feministische Kritik ab 1980: Politische Theorie bezieht Frauen nicht mit ein, Gleichsetzung von Mensch-Mann, Staat ist ausgerichtet wie Familie- mit gleichen Geschlechterhierarchien - Akteurinnen in der französischen Revolution: - Gesellschaftliche Neuordnung: Forderung nach gleichem Zugang zur Politik, auch weibliche Personen als vollwertige Staatsbürgerinnen, breite Beteiligung durch die untere Schicht, Demonstrationen, Aufstände, Gewalt (Marsch auf Versailles 1789: Demonstrantinnen überwiegend weiblich) -> Frauen als wichtige Akteurinnen, Mischung von politischem und sozialen Protest (Soziale Herausforderungen wie gestiegene Lebensmittelpreise machen sich zuerst bei den Frauen bemerkbar) - Akteurinnen aber nicht selbstverständlicher Teil der politischen Öffentlichkeit - Emanzipation schien zu Beginn der Revolution möglich - Ab 1948 Vorläuferdokumente der Menschenrechte (Würde Frauen im Prinzip gleichsetzen), L´homme aber nicht als „Mensch“ gedeutet, sondern als „Mann“ - Zu Beginn der Revolution große Fortschritte auf zivilgesellschaftlicher Ebene: o Ende der Vormundschaft erwachsener Kinder (1790) o Reform des Erbrechts (1791) o Verbot des Enterbens von Kindern (1793) o Zivilehre o Ehescheidung (geschlechtsspezifische Passagen) (1792) o Recht auf Primärschuldbildung (1792) - Debatte über „weibliche Politikunfähigkeit“: - Um 1800 nur einzelne Gegenstimmen trotz weiblicher Präsenz im Revolutionsgeschehen, Frauen hindern sich oft auch selbst an politscher Teilhabe - Aktivbürger (Ü25, bestimmtes Steuereinkommen) Passivbürger (Besitzlose, U25, Frauen) - „Kokardenstreit“: Forderung: Frauen sollen Symbol der Revolution öffentlich tragen. Revolutionäre Republikanerinnen dafür, Pariser Marktfrauen dagegen. Folge: Verbot politischer Zusammenschlüsse und Aktivitäten von Frauen - Postrevolutionäre Ordnung: Neuregelung von Ehe, Scheidung, Erbschaft.. (1790er)- ins Negative, Abbau erreichter Gleichstellungsrechte - Das „bürgerliches Geschlechtermodell“: Sozioökonomische Wandlungsprozesse um 1800 und folglich Wandel der Geschlechtermodelle, definiert durch Arbeitsteilung, Öffentlichkeit und Privatheit, traditionelle Vorstellung von Familie. Starke Polarisierung zwischen den Geschlechtern (Rollen) Wandlungsprozess: Familie im Vordergrund Ehe wandelt sich von Zweck Gemeinschaft zu Liebesbeziehung, Auflösung des „ganzen Hauses“ (Einbezug von Mägden und Knechten zum Hausstand) Die Art der Legitimation für die Geschlechterbilder wandelt sich: Wandel hin zur Verlagerung von Geschlechtsdifferenzen in „Innere des Körpers“. Von Stand, sozialer Position hin zur Biologie, Natur und Wesen. Nicht mehr soziale Zuweisung, sondern biologische (Vorstellung, dass Männer und Frauen komplett unterschiedlich sind). Ziel ist Orientierung, Stabilisierung und Legitimationsstrategie für Beibehaltung von Ungleichheiten -> Rechtliche Absicherung Bürgerlicher Beamtenhaushalt: Trennung von Wohnung und Arbeit, private und Öffentliche Sphäre, Beziehungsprinzip (Frau) und Leistungsprinzip (Mann) Geschlecht als Stabilisierungsstrategie in einer Gesellschaft des Wandels, Absicherung männlicher Privilegien Partizipationsbestrebungen der Frau wurden als Bedrohung gesehen, der Spagat von revolutionären Gedanken (franz. Revolution) und konservativen Ansichten zu Geschlechterrollen finden sich vor allem auch in der Deutschen Klassik (1786-1832, Goethe, Schiller, Fichte…) 1860 Emanzipationsbewegung- Intensivierung der Debatte Die erste Frauenbewegung (1848-1918) - Kontext: Politische Stagnation, Wirtschaftskrise, Forderung nach Modernisierung monarchischer Ordnungen, Presse, Gewissens- und Lehrfreiheit - Allgemeiner Politisierungsprozess in der Gesellschaft- Frauen waren hier nicht automatisch mit inbegriffen (Frauen für lange Zeit in allen politischen Instanzen unterpräsentiert) - Durch das Verlangen von Frauen nach mehr Rechten -> wieder Politikverbot und Folgender Auflehnung von Frauen - Bürgerliche Revolution 1848/49: Bürger/innen und Studierende in Opposition zu den europäischen Monarchien, Akteurinnen in allen Bereichen des Revolutionsgeschehen sichtbar (militante Auseinandersetzungen, Proteste, Forderungen nach aktivem und passivem Wahlrecht) -> ABER andere Wahrnehmung in der politischen Öffentlichkeit, weiterhin Ausschluss aus dem öffentlichen Diskurs und Auftreten. ➔ Wiederspruch und Aufstand gegen den politischen Ausschluss! - Poltische Zielsetzung der Frauen 1848/49: Forderung nach aktivem und passivem Wahlrecht, Abschaffung ungleicher Arbeitsbedingungen, Protest gegen niedrige Frauenlöhne, Kranken- und Arbeitslosenversicherungen, Bildung, Bekämpfung von Armut , Änderung von hausrechtlichen Verhältnissen (z.B. Züchtigungsrecht von Dienstbotinnen) , berufliche Zusammenschlüsse - Frauen lernten die wenigen öffentlichen Handlungsspielräume, die sich ihnen boten, zu nutzen: Frauenvereine (offiziell unpolitisch), Selbsthilfeorganisationen, Schaffung eigener Räume - wieder politische Verbote -> Erste Frauenbewegung trotzdem Grundlage für weitere Entwicklungen und Bewegungen - Politische Forderungen der 1. Frauenbewegung: Forderungen zur Besserstellung von Frauenerwerbsarbeit Reformierung der Stellung der Frauen im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB, 1811) Diskurse um Sittlichkeit und Prostitution Forderungen nach Bildungsmöglichkeiten von Frauen Forderung nach dem Frauenwahlrecht Politische Partizipation: Aufhebung des §30 des Vereinsgesetzes 1867, wonach „Ausländer, Frauenspersonen und Minderjährige als Mitglieder politischer Vereine nicht aufgenommen werden“ durften. Keine einheitlichen Positionen – verschiedene Konzepte – Programme Differenzen nach Schicht, Ethnie, Nation, Religion, Alter, Region Interessenvertretungen Kein enger Politikbegriff! „Geistige Mütterlichkeit“ - Interessen variieren je nach Ideologischer Position de Frauen - Partei- und konfessionsübergreifende Zielsetzung: 8 Stunden Arbeitstag Freier Samstagnachmittag Verbot der Frauennachtarbeit Keine Ausnahmebestimmungen in Fabriken Weibliche Gewerbeinspektoren Invaliden- Witwen- und Waisenversorgung Wöchnerinnenschutz Krankenkassen 7. Aspekte einer Geschlechtergeschichte des 20. JH. - Frauen- und Geschlechtergeschichte des 1 WK - Vor dem 1 WK meiste Frauen pazifistische, großer Anteil aber schnell kriegsunterstützend ->Spaltung der Frauenfriedensbewegung - In der Forschung zunächst Marginalisierung der Frauen- und Geschlechtergeschichte - Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, unterschiedliche Erfahrungsräume, (Kriegsgesellschaften legitimieren ihr Tun auch mit Geschlechterordnungen und Geschlechterdiskursen) Geschlechterbeziehungen als „Brennglas“ für komplexe soziale Prozesse (wie Kriegsgeschehe) - Beispiel: Heimatfront-> eindeutiges geschlechtsspezifisches Bild, patriotische Frauen die das zivile Leben aufrechterhielten. Realität sah anders aus: Viele Frauen ebenfalls an der Front, die Heimat war auch Teil des Krieges (Totaler Krieg). - Einführung des Frauenwahlrechts: 1906 Finnland (damals russ. Großfürstentum) 1913 Norwegen 1915 Königreich Dänemark 1917 Estland 1918 Österreich, Deutschland, Polen 1919 Tschechoslowakei, Großbritannien (eingeschränkt) 1920 USA 1928 Großbritannien 1944 Frankreich 1945 Ungarn 1946 Italien, Yugoslavien 1971 Schweiz (Bundesebene) 1984 Lichtenstein 1990 Schweiz (Kanton Appenzell-Innerrhoden) - Durch den Krieg mehr Erwerbsarbeit der Frauen, mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit (Zunahme in Bereichen der Rüstungsindustrie, Abnahme der Textilindustrie- Für Frauen schlechtere Arbeitsbedingungen und nur vorübergehende Anstellung) - Kriegsleistungsgesetze 1912,1917,1918-> Arbeitsverpflichtungen, Mitschuld an den schlechten Arbeitsbedingungen - Publikationen über das richtige Verhalten in der Heimat: Verwundete Pflegen, Kinder richtig politisch erziehen, Mutterschaft, patriotischer Konsum, Kunst etc. - Hungerwinter 1916/1917 - Frauen an der Front: Pflegerinnen, Ärztinnen, (verkleidete) Soldatinnen, Überlappung der Bereiche - Krise der Geschlechterverhältnisse: Systembruch 1918 (demokratisches System), verfassungsmäßige Gleichstellung realpolitische Diskriminierung, aggressiver Antifeminismus - Unterschiedliche Strukturierungen der Frauenbewegung: Bürgerliche Frauen, sozialdemokratische Frauen, konfessionelle Frauenvereine - Zwischen den Kriegen (1918-1938): - Systembruch 1933 (Zerstörung der Demokratie, autoritärer Ständestaat -> Massiver Wandel in der Frauenbewegung (Ungleichheit im Recht, antiweibliche Politik..) - Traditionelles Familienbild- Mutterschaft, katholische Leitbilder - Frauen in der Zwischenkriegszeit: schlechterer Verdienst, keine Aufstiegschancen, kein staatliches Interesse an Beseitigung von Geschlechterungerechtigkeiten, Vernachlässigung der Mädchenbildung - Frauen- und Geschlechtergeschichte des Nationalsozialismus: - Komplizinnen, Mittäterinnen, Sympathisantinnen, Mitläuferinnen, Verfolgte, Opfer.. - Starker Männlichkeitskult: Verknüpfung von Geschlecht und Rasse, Frauen- und Geschlechterpolitik zentral, Antiemanzipation, Rücknahme liberaler Gesellschaftsbilder, Propaganda, wirtschaftliche Besserstellung für traditionelle Familien und Mütter - Ambivalenz des Geschlechterdiskurses: Pronatalistische vs. antinatalistische Politiken Familienideologie vs. Herauslösung von Individuen aus Familienkontexten unpolitische Frauen vs. Politisierung privater Sphären - Frauen- und Geschlechtergeschichte nach 1945: - Geschlechterbeziehung zur Zeit des Wirtschaftsaufschwungs: Zerbrochenes Heldentum- orientierungslose Krise des Mannes. Hohe Scheidungsrate. BRD Kritik an Biologie als Erklärung von gesellschaftlicher Ungleichheit. Österreich: Wiedereinsetzung der Verfassung von 1920 (Beibehaltung geschlechtsspezifischer Unterschiede im Recht), Frauen als Reserve für den Arbeitsmarkt - Kulturrevolution der 1968er: Jugendliche Protestkultur, Kritik an Machtverhältnissen und Nichtaufarbeitung der NS-Zeit - Sexuelle Revolution (?): Kritik an Ehe- und Familienkonzept, Forderung nach sexueller Gleichberechtigung, Kapitalismuskritik, Kritik an bürgerlicher Sexualmoral - Neue Frauenbewegung- Das Private ist politisch: Zusammenschluss von feministischen Aktivistinnen, Vorbereitung von neuen Gesetzesentwürfen, „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, „Mein Körper gehört mir“, Kritik an patriarchalen Gesellschafts- und Familienstrukturen, neue politische Aktionsformen - Gesetzliche Gleichstellung in Österreich in verschiedenen Bereichen 70er und 80er - Internationale Gleichstellungsprozesse der Frau - Umsetzung geht aber nur schleppend vorran - Wendejahrzehnte 1970er Jahre: Zerstörung traditioneller Denk- und Verhaltensmuster, Im Krieg geborene Kinder lehnen sich gegen patriarchales Soldaten-Vätertum auf, Reformwillen in bürgerlichen Schichten, Erfindung der Pille - Wandel im gesellschaftlichen Zusammenleben: Wandel in sozialen Beziehungen, mehr Formen von partnerschaftlichem Zusammenleben, Toleranz gegenüber Homosexualität, Selbstbestimmung, Individualisierung, Aufbruch Geschlecht: definiert ökonomischen Status, verfügbare Ressourcen, politische Handlungsräume strukturiert Machtverhältnisse, Ein- und Ausschlussprozesse prägt politisch-kulturelle Vorstellungen Geschlechtergeschichte: Infragestellung der tradierten Historiographie Kritik traditioneller Analysekategorien der Geschichtsforschung Revision dichotomischer Denkmuster Kritik an festgefügten Relevanzkriterien der historischen Analyse Sichtbarmachen einseitiger Perspektiven Infragestellung von „Zweigeschlechtlichkeit“ als Norm Empirische Befunde, methodische Innovationen Revision männlicher „Meistererzählungen“