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Dieses Dokument ist ein Lernskript zur Allgemeinen Pathologie. Themenschwerpunkte sind Krankheitsdefinitionen, Ätiologie, Pathogenese, Entzündungen, Tumoren, kardiovaskuläre und neuropathologische Erkrankungen sowie diagnostische Methoden. Wichtige pathologische Prozesse wie Hypertrophie, Hyperplasie, Apoptose, Nekrose und Tumore werden erklärt.
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Lernskript: Allgemeine Pathologie WS 2223 1 1. Grundlagen der Pathologie 1.1 Krankheitsdefinition, Ätiologie 1.2 Kausale und formale Pathogenese 1.3 Autopsie und Fetopsie: Formen, Regelungen 1.4 Methoden der histopathologischen und zytopathologischen...
Lernskript: Allgemeine Pathologie WS 2223 1 1. Grundlagen der Pathologie 1.1 Krankheitsdefinition, Ätiologie 1.2 Kausale und formale Pathogenese 1.3 Autopsie und Fetopsie: Formen, Regelungen 1.4 Methoden der histopathologischen und zytopathologischen Diagnostik, inklusive Färbungen, Immunhistochemie und Molekularpathologie 2. Anpassungsreaktionen, Schädigung und Noxen 2.1 Hypertrophie und Hyperplasie 2.2 Hypotrophie, Atrophie, Metaplasie 2.3 Reversible Zell- und Gewebeschädigung 2.4 Irreversible Zell- und Gewebeschädigung: Apoptose, Nekrose 3. Entzündung Immunpathologie 3.1 Grundlagen der Entzündungsreaktion 3.2 Formen der Entzündung 3.3 Ausbreitung der Entzündung, Sepsis und Septikopyämie 3.4 Regulation und Mediatoren der Entzündungsreaktion 3.5 Ursachen/ Formen der chronischen Entzündung 3.6 Granulomatöse Entzündung, Amyloidose 3.7 Grundlagen der Immunpathologie 3.8 Hypersensitivitätsreaktionen, Beispiele 4. Allgemeine Tumorpathologie 4.1 Grundlagen der Tumorpathologie 4.2 Benigne, semimaligne und maligne Tumoren und deren Eigenschaften 4.3 Metastasierung und Formen von Metastasen 4.4 Präkanzerosen 4.5 Intraepitheliale Neoplasie 4.6 Kausale (virale, chemische und physikalische) Tumorigenese, TNM-Klassifikation 4.7 Grading 4.8 R-Situation 5. Kardiovaskuläre Pathologie 5.1 Atrophie, Hypertrophie, Adaptation 5.2 Atherosklerose, Koronararteriensklerose 5.3 Aneurysma, Dissektion, Thrombose, Embolie, Vaskulitiden 5.4 Gefäßtumore 5.5 Frischer und alter Herzinfarkt, Reperfusion 5.6 Herzklappenpathologie (Endokarditis, rheumatische Herzerkrankung) 5.7 Kardiomyopathie, Herztumoren 6. Neuropathologie 6.1 Allgemeine Pathologie des ZNS: Zelltypen, Blut-Hirn-Schranke, Ödem, Intrakranieller Druck 6.2 Intrakranielle Blutungen: Lokalisationen, Pathomechanismen, Neuroradiologisches Korrelat, Klinisches Korrelat, Folgen/Komplikationen 6.3 Zerebrale Ischämie: 2 7. Präparate 7.1 A 2 Herzhypertrophie 7.2 A 4 Barrett-Ösophagus (intestinale Metaplasie) 7.3 A 6 Leberzellverfettung (HE) 7.4 A 8 Nekrose – Niereninfarkt 7.5 A 9 Silicose – Lunge 7.6 A 10 Metallabrieb 7.7 A 11 Fremdkörperreaktion (Fadengranulom) 7.8 A 13 Strahlenfibrose (Speicheldrüse) 7.9 B 1 Allergische Polyposis nasi 7.10 B 2 TBC-Lunge 7.11 B 3 Sarkoidose 7.12 B 4 Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto) 7.13 B 5 Pyogenes Granulom 7.14 B 7 Akute Tonsillitis 7.15 B 9 Appendizitis 7.16 B 11 Cholezystitis 7.17 B 13 Pankreatitis 7.18 C 1 Hamartom 7.19 C 2 Teratom 7.20 C 3 Lipom 7.21 C 4 Liposarkom 7.22 C 6 Plattenepithelkarzinom (Mundhöhle) 7.23 C 7 Hodgkin Lymphom 7.24 C 8 follikuläres Lymphom 7.25 D 1 Arteriosklerose 7.26 D 3 Myokardinfarkt – frisch 7.27 D 4 Myokardinfarkt – alt 7.28 D 5 Stauungslunge 7.29 D 6 Stauungsleber 7.30 D 7 Lungenembolie 7.31 D 8 Rekanalisiertes Gefäß 8. Quellen 8.1 Lernzielkatalog allgemeine Pathologie 8.2 Lernzielkatalog Neuropathologie 8.3 Thieme, Kurzlehrbuch Pathologie, 2010 8.4 Vorlesungen 8.5 Praktikum 3 1. Grundlagen der Pathologie 1.1 Krankheitsdefinition, Ätiologie − Gesundheit = Der Begriff „Gesundheit“ bezeichnet laut WHO-Definition den Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens. − Krankheit = Eine „Krankheit“ liegt entsprechend dieser Definition dann vor, wenn einer oder mehrere der oben genannten Faktoren beeinträchtigt ist/sind. Im engeren Sinne ist ein Mensch dann krank, wenn ein physischer Defekt oder eine psychische Störung (oder beides) vorliegt − Ätiologie = Der Begriff „Ätiologie“ beschäftigt sich mit der Lehre über die Ursachen einer Krankheit. 1.2 Kausale und formale Pathogenese − Pathogenese = Die „Pathogenese“ beschreibt den gesamten Prozess der Entstehung einer physischen oder psychischen Krankheit (= Biotechnik der Krankheitsentstehung). Kausale P. = Fragt nach dem „Warum“ und gibt die Vorausbedingungen vor Formale P. = Fragt nach dem „Wie“ und gibt die eigentlichen Veränderungen während des Krankheitsverlaufs vor 1.3 Autopsie und Fetopsie: Formen, Regelungen − Autopsie = griechisch „autos“ = selbst „opsis“ = Nachschau ↔ d.h. es geht also für den Arzt darum, selbst nachzuschauen − Gesetzliche Grundlagen der Leichenschau: Veranlassung: durch Angehörige und andere Personen Jeder Arzt ist zur Durchführung und Dokumentation verpflichtet Kann durch jeden approbierten Arzt erfolgen Hat unverzüglich am Ort des Versterbens zu erfolgen Zugangsrecht für Leichenschauarzt Auskunftspflicht von Angehörigen, Pflegern, vorbehandelnden Ärzten etc… − Regeln der Leichenschau: An vollständig entkleideter Leiche unter Einbeziehung aller Körperregionen aller Körperöffnungen des Rückens und der behaarten Kopfhaut − Aufgaben der Leichenschau: Sichere Feststellung des Todes Sicherstellung der Identität Feststellung der Todeszeit Feststellung der Todesursache Qualifikation der Todesart Dokumentation übertragbarer Erkrankungen nach dem Infektionsschutzgesetz Beachtung von Meldepflichten 4 1.4 Methoden der histopathologischen und zytopathologischen Diagnostik, inklusive Färbungen, Immunhistochemie und Molekularpathologie − Inspektion − Schnellschnittuntersuchung − Zytologie Hämatoxylin-Eosin Zellkerne, Bakterien, Kalk (blau) Zytoplasma, Bindegewebe (rot) Perjodsäure-Schiff-Reaktion Schleim, Glykogen, Basalmembranen, Pilze (rot) Zellkerne (blau) Giemsa Zellkerne, Bakterien (blau) eosinophile Granulozyten und Granula (rot) Mastzellen (violett) Melanin (grün) Elastica-van-Gieson Muskulatur, Fibrin (gelb) Bindegewebe, Hyalin (rot) elastische Fasern (schwarz) Versilberung retikuläre Fasern, Nerven (schwarz) Kollagenfasern (braun) Ziehl-Neelsen säurefeste Stäbchen (rot) Zellkerne (blau) Berliner-Blau-Reaktion Hämosiderin, Fe3+ (blau) Zellkerne (rot) Kongo-Färbung Amyloid (rot [in polarisiertem Licht grün]) Zellkerne (blau) − Histologische Untersuchung − Enzymhistochemie Enzyme werden anhand ihrer Aktivität im Gewebe nachgewiesen (bsw. mittels Chloracetatesterase und der alkalische Leukozytenphosphatase zur Differenzierung von Leukämien) − Molekularbiologische Methoden Polymerase-Ketten-Reaktion − Mikroarray-Untersuchungen Hierbei werden RNA-Proben auf fixierten cDNA- oder Oligonukleotid-Sonden (sog. Arrays) 5 2. Anpassungsreaktionen, Schädigung und Noxen 2.1 Hypertrophie und Hyperplasie − Hypertrophie = Größenzunahme eines Gewebes durch Vergrößerung der einzelnen Zellen Kompensatorische H.: Muskelvergrößerung durch Sport, Herzmuskulatur bei Aortenstenose oder Bluthochdruck Endokrine H.: z. B. gravider Uterus unter Östrogeneinfluss Pathologische H.: Kardiomyopathie, Herzmuskelhypertrophie Links konzentrische (Druckbelastung) und rechts exzentrische (Volumenbelastung) Herzhypertrophie − Hyperplasie = Größenzunahme eines Gewebes durch Vermehrung der Zellzahl Physiologische H.: Hormonell bedingt Pathologische H.: Malignom 2.2 Hypotrophie, Atrophie, Metaplasie − Atrophie = Rückbildung von Gewebe Einfache Atrophie (= Hypotrophie): Rückbildung eines Gewebes durch Verkleinerung des Zellinhaltes Numerische Atrophie: Reduktion der Zellzahl − Formen: Involutionsatrophie: Vorübergehende Vergrößerung, um dann über atrophische Vorgänge wieder abgebaut zu werden Altersatrophie: Physiologisches Altern der Zelle (z. B. Lipofuscin-Einlagerung in Herz und Leber) Pathologische Atrophie: Generalisierte Atrophie = Katabolismus Lokalisierte Atrophie = Inaktivität, Druckatrophie, hormonell bedingt Neurogene Atrophie = Muskelatrophie durch Degeneration der neuromuskulären Übertragung − Metaplasie = Wandel eines Gewebes durch veränderte Zelldifferenzierung von einem differenzierten Typ zum anderen differenzierten Typ Physiologische M.: Z. B. Portioektopie (= Endometriales Zylinderepithel der Endozervix auf der vaginalen Portiooberfläche (nicht-verhornendes Plattenepithel) Pathologische M.: Intestinale Metaplasie (Barrett-Mukosa = Umwandung von Platten- in Zylinderepithel) 6 2.3 Reversible Zell- und Gewebeschädigung − Zu den reversiblen Zellschädigungen gehören: Mitochondrienschwellung Dilatation des endoplasmatischen Retikulums Ribosomenschwund/-verlust Fragmentation von Zellorganellen Hydropische/vakuoläre Degeneration Zellödem 2.4 Irreversible Zell- und Gewebeschädigung: Apoptose, Nekrose − Zu den irreversiblen Zellschädigungen gehören: Nekrose Schwellung der Zelle Schwellung der Zellorganellen Ruptur der Kern- und Zytoplasmamembranen Apoptose Schrumpfung der Zelle Chromatinkondensation Kernfragmentierung und Abschnürung zytoplasmatischer Vesikel Im Rahmen der Zelltod-Regulation kommt es zu einem gestörten Gleichgewicht, was zu Immun- und Tumorerkrankungen führen kann. Dabei unterscheidet man Pathologien, bei denen entweder „zu wenig“ oder „zu viel“ Zelltod vorliegt. „Zu wenig“ Zelltod „Zu viel“ Zelltod − Autoimmunerkrankungen − neurodegenerative Erkrankungen − Krebs − AIDS − Radioresistenz − Ischämie/Reperfusion-Schaden − Chemoresistenz − Transplantatabstoßung − Graft-versus-Host-Reaktion (= immunlogische Reaktion des transplantierten Gewebes gegen den immunologisch geschwächten Wirtsorganismus) Es werden verschiedene Arten von Nekrosen unterschieden: − Koagulationsnekrose Denaturierung zellulärer Proteine Wasserverlust Lytische Enzyme weitgehend unwirksam Ursache meist Ischämie, Chemikalien u. Ä. − Käsige Nekrose Sonderform der Koagulationsnekrose bei Infektion mit besonderen Mikroorganismen (Tbc, Syphilis, Histoplasmose u. A.) − Kolliquationsnekrose Verflüssigung des Gewebes durch lytische Enzyme Besonders in Geweben mit nicht- koagulierbaren Fettsubstanzen (z.B. ZNS) Freiwerden proteolytischer und lipolytischer Enzyme 7 − Gangrän Schwarzverfärbung der Nekrose durch Sulfatide Trockene Gangrän - meist arterielle Verschlußsituation Feuchte Gangrän - Verflüssigung durch sekundäre Superinfektion (häufig anaerobe Fäulniskeime mit/ohne Gasbildung) − Fibrinoide Nekrose Besonders an Blutgefäßwänden und im Bindegewebe vorkommend Fragmentation kollagener/elastischer Fasern Zelldetritus, Serumbestandteile und Fibrin Häufig bei Immunkomplex-bedingten Erkrankungen (Glomerulonephritis/Vaskulitis, Rheumatisches Fieber u.a.) 3. Entzündung Immunpathologie 3.1 Grundlagen der Entzündungsreaktion − Entzündung (Inflammation) = Örtlich begrenzter Abwehrvorgang des lebenden Organismus auf eine lokale Schädigung mit lokaler Anhäufung von Blutzellen und Flüssigkeit Entzündungen können in 5 Kategorien eingeteilt werden: 1. Zeitlicher Ablauf (akut, …) 2. Ursache (mechanisch, …) 3. Exsudatcharakter (serös, …) 4. Ausbreitungsmuster (lokalisiert – generalisiert) 5. Besondere Pathogenesefaktoren (Immunkomplexe) − 5 Symptome sind entscheidend Calor Rubor Tumor Dolor Functio laesa 3.2 Formen der Entzündung − Serös (Z. B. Akutes Larynxödem) Allergische Überempfindlichkeitsreaktion Physikalisch-chemische Gewebeschädigung Infektiöse Gewebeschädigung − Serös-schleimig Bei Virusinfektionen (Z. B. Rhinoviren bei katarrhalischer Rhinitis, siehe oben) − Fibrinöse Serosa-Entzündung (Z. B. Diphterie, fibrinöse Perikarditis) Kapillarpermeabilität ist anders als bei der serösen Entzündung erhöht Fibrinogen kann in Exsudat eintreten 8 − Eitrig (Z. B. Hirnabzess rechts) Eiterinhalt: Serös-fibrinöses Exsudat neutrophile Granulozyten Zelltrümmer Eitererreger Eitererreger: Streptokokken Staphylokokken Pneumokokken Meningokokken Im Rahmen der oben genannten Entzündung sind 3 verschiedene Pathologien zu unterscheiden, die morphologische Korrelate einer der jeweiligen Entzündung darstellen können: − Abszess = Entzündung mit Nekrose und Eiteransammlung in einem durch Gewebszerfall neu entstandenen Hohlraum Erreger: Staphylokoccus aureus u. A. Beispiel: Hautpustel (siehe rechts), Furunkel, Karbunkel u. A. − Phlegmone = Diffuse eitrige Entzündung ohne lokalisierte Gewebseinschmelzung Erreger: -hämolysierende Streptokokken Beispiel: Erysipel, Mediastinalphlegmone u. A. − Empyem = Eitrige Entzündung in einem vorgebildeten Hohlraum …in Pleura, Peritoneum, Herzbeutel, Gelenkspalt, Gallenblase, Mittelohr u. A. Weitere Formen von Entzündungen sind: − Hämorrhagisch = entzündliches Exsudat mit reichlich Erythrozyten Erreger: Influenzaviren Pockenviren Yersinia pestis Anthrax-Bakterien − Nekrotisierend = Massive Gewebeschädigung mit Nekrosen durch… Durchblutungsstörungen (Z. B. Herzinfarkt) Physikalische und chemische Noxen Bakterielle und virale Krankheitserreger − Gangräneszierend = Besiedelung einer Nekrose mit Fäulniserreger − Lymphozytär = Entzündung im Rahmen viraler Infekte, Autoimmunerkrankungen oder Transplantatabstoßungen Z. B. Akute lymphozytäre Entzündung bei viraler Myokarditis (siehe rechts) 9 3.3 Ausbreitung der Entzündung, Sepsis und Septikopyämie − Eine Entzündung durchläuft in der Regel mehrere Stadien innerhalb des Gewebes: 1. Exogene und endogene Noxen (Krankheitserreger, physikalisch/chemische Noxen, Mangelzustände, Überempfindlichkeitsreaktionen) 2. Zell- und Gewebeschaden 3. Akute Entzündung 3.1 vaskuläre oder… 3.2 zelluläre Reaktionen 4. Heilung… 4.1 Exsudatauflösung 4.2 Regeneration …oder… 5. primär oder sekundär chronische Entzündung 5.1 Defektheilung (Narbe) − Sepsis = Zirkulation sich vermehrender Bakterien oder Pilze im Blut − Septikopyämie = Zirkulation und Absiedelung von Keimen in anderen Organen mit "metastatischen" Abszessen. 3.4 Regulation und Mediatoren der Entzündungsreaktion Verschiedene Mediatoren sind verantwortlich für die Entstehung einer akuten Entzündung: − Zelluläre Mediatoren PAF (= Plättchen aktivierende Faktor während der primären Hämostase [weißer Thrombus]) Leukotriene Prostaglandine, Prostazykline Histamin − Plasmamediatoren Blutgerinnungssystem Kallikrein- Kininsystem Komplementsystem Darüber hinaus werden 3 Phasen der beginnenden, akuten Entzündung unterschieden, die bei der Regulation eine Rolle spielen: 1. Phase = Arteriolenkonstriktion → Blässe 2. Phase = Vasodilatation → Rubor, Tumor, Dolor, Calor 3. Phase = Venolenkonstriktion → Strömungsverlangsamung, Hämostase und = Leukozytenemigration → Marginalisation → Adhäsion → Transmigration 10 3.5 Ursachen/ Formen der chronischen Entzündung − Chronische Entzündung = Entzündlicher Prozeß, der über Monate oder Jahre andauert Primär chronische Entzündung (verläuft von Beginn an chronisch) Sekundär chronische Entzündung (entwickelt sich aus einer akuten Entzündung bei Persistenz des Entzündungsreizes) Es gibt verschiedene Ursachen einer chronischen Entzündung. Im Folgenden werden 5 wichtige aufgezählt. − Persistenz infektiöser Agenzien – fehlende Elimination − Persistenz von chemisch-physikalischen Noxen − Schwer abbaubare Fremdkörper (endogene Fremdkörper, exogenes Material) − Immunologisch vermittelte Autoimmunprozesse (Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoide Arthritis u. A.) − Chronische Entz. komplexer Ätiologie (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) Bei chronischen Entzündungen liegen 3 Hauptzelltypen vor: − Makrophagen/Histiozyten − Lymphozyten − Plasmazellen Darüber hinaus werden 3 Reaktionsformen im Zusammenhang mit chronischen Entz. definiert… − Chronisch-granulierend = im Mittelpunkt steht das Granulationsgewebe: Makrophagen Proliferierende Kapillaren und Fibroblasten Andere Entzündungszellen (neutrophile Granulozyten, Lymphozyten, Plasmazellen) − Lympho-plasmazellulär − Chronisch-granulomatös = Besondere Form chronischer Abwehrreaktion Ausbildung kleiner knötchenförmiger (granulum = Körnchen) Ansammlungen von Entzündungszellen Aktivierte Makrophagen Epitheloidzellen Mehrkernige Riesenzellen Z. B. bei Tuberkulose, Sarkoidose, Fremdkörpern …die alle 3 zu fibrosierenden/vernarbenden Entzündung und/oder Defektheilung führen können. 11 3.6 Granulomatöse Entzündung, Amyloidose − Tuberkulose = infektiöse Erkrankung durch Mycobakterium tuberculosis, bovis, africanum Mycobakterien zeichnen sich durch säurefeste Stäbchen aus (Ziehl-Neelsen-Färbung) Histopathologie Zentrale verkäsende Nekrose Randlicher Wall aus Epitheloidzellen, Langhansschen Riesenzellen, Lymphozyten Diagnostik: Ziehl-Neelsen-Färbung Auramin-Rhodamin-Färbung Immunhistologie Polymerasekettenreaktion − Sarkoidose = generalisierte, granulomatöse Entzündung unbekannter Ätiologie Lokalisation (prinzipiell jedes Organ) Hilus-Lymphknoten Lunge (90%, siehe rechts: bihiliäre Lymphadenopathie) Haut (5-40%), bei Lokalisation im Gesicht Lupus pernio Augen/Parotis (=Heerfordt-Syndrom) Knochen/Gelenke (75 % des Tumors 1 Punkt >10% und 10 pro Gesichtsfeld 3 Punkte − 1-5 Punkte: gut differenziert (G1) − 6-7 Punkte: mäßig differenziert (G2) − >7 Punkte: gering differenziert (G3) 5. Kardiovaskuläre Pathologie 5.1 Atrophie, Hypertrophie, Adaptation Im Rahmen der kardiovaskulären Pathologie unterscheidet man verschiedene Mechanismen, die im Bezug zum Herz Auswirkungen auf die zelluläre Beschaffenheit des Herzmuskelgewebes hat. Dabei steht die Hypertonie im Mittelpunkt der Änderung der kardiovaskulären Morphologie hinzu unphysiologischen Ausprägungen: − Arten der Hypertonie: Widerstandshochdruck Volumenhochdruck Elastizitätshochdruck Die arterielle Hypertonie ist essenziell an der Entstehung der Veränderungen beteiligt, man differenziert allerdings generell primäre und sekundäre Hypertonieformen: − Primäre (essenzielle/idiopathische) Hypertonie Multifaktorielle Genese → >90% d. F. − Sekundäre Hypertonieformen: → Lumenstenose, Thrombose Gefäßverschluss < − 2. Ordnung: Adipositas Bewegungsmangel Stress Hyperurikämie Alter Konstitutionelle Faktoren 19 5.3 Thrombose, Embolie, Aneurysma, Dissektion, Vaskulitiden − Thrombus = Intravasale, intravitale Blutgerinnung in einem Gefäß oder in einer Herzhöhle Ätiologie - Virchow-Trias: 1. Gefäßwandveränderungen 2. Veränderungen des Blutstromes 3. Veränderungen der Blutzusammensetzung − Formen: Abscheidungsthrombus Gerinnungsthrombus Gemischter Thrombus Hyaliner Thrombus − Embolie = Hämatogene Verschleppung von korpuskulärem Material, Luft oder Gas in andere Gefäßbereiche mit Ausbildung von Gefäßverschlüssen Orthodoxe Embolie (Arteriell, venös, porto-venös) Paradoxe (gekreuzte, bei persistierendem Forman ovale) Embolie (Retrograde Embolie) Mikroembolie − Aneurysmen = Lokalisierte Lumenerweiterungen der Arterien infolge angeborener oder erworbener Wandveränderungen Formen: Aneurysma verum (1) Aneurysma spurium (2) Aneurysma dissecans (3) Arteriovenöses Aneurysma (4) Häufigkeit der Formen: Arteriosklerose 65 % Kongenital (Hirnbasis u.a.) 20 % A. dissecans 10 % − Dissektion = Aufspaltung der inneren Wandschicht arterieller Gefäße, die i. d. R. durch einen Einriss der Intima entsteht und durch Einblutung zwischen Intima und Media zur Ausbildung eines falschen Lumens führt. Betroffen sind meist: Aorta A. carotis interna A. vertebralis − Vaskulitiden = sind eine inhomogene Gruppe von Autoimmunerkrankungen, die durch entzündliche Prozesse an Gefäßen bedingt sind und zur Schädigung des Organs führen, welches durch diese Gefäße versorgt wird. 20 5.4 Gefäßtumore Unter dem Begriff „Gefäßtumore“ fasst man 2 verschiedene Tumortypen zusammen: Es handelt sich entweder um Tumoren, die aus Zellen der Gefäßwand hervorgehen, oder um Tumoren, die aus Gefäßen bestehen. − Benigne Gefäßtumore Tumore der Gefäßwände Hämangiom Benigne Maligne Wucherungen aus Blutgefäßen Fibrom Fibrosarkom enthalten entsprechend Blutzellen/Erythrozyten Myxom Malignes Fibromyxom Lymphangiom Leiomyom Leiomyosarkom multiple kapilläre und kavernöse Lymphgefäße ohne Rhabdomyosarkom Erythrozyten im Interstitium finden sich häufig Lymphozytenaggregate Glomustumor glatt begrenzter, sehr schmerzhaft (bsw. Bereich des Unterarms) besteht aus Glomuszellen, endothelialisierten Gefäßlichtungen und glatter Muskulatur Benignes Hämangioendotheliom solider Tumor, aus breiten, teils mehrschichtigen Lagen von Endothelzellen Kindes- und Jugendalter Angiomyom scharf begrenzter Tumor aus glatten Muskelfasern, der Gefäßlumina enthält häufiger in der Haut Angiolipom Mischtumor aus Fettgewebe und ungeordneten Blutgefäßen Häufiger in Niere und in der Haut Juveniles Angiofibrom Tumor des Nasenrachenraums bei jüngeren männlichen Erwachsenen Wächst infiltrierend Hämangioperizytom aus rund-ovalen und spindeligen Zellen, sog. Perizyten v. A. im Gehirn − Maligne Gefäßtumore Angiosarkom Aggressiv und metastasierend starke Pleomorphie und sind positiv für die Endothelmarker CD31, CD34 und Faktor VIII alle Organe, 50% der Patienten sterben Lymphangiosarkom Wird neuerdings laut WHO mit dem Angiosarkom gleichgesetzt (s. o.) Kaposi-Sarkom 21 5.5 Frischer und alter Herzinfarkt, Reperfusion − Myokardinfarkt = Ischämische Koagulationsnekrose durch Thrombose oder seltener Embolie der Herzkranzgefäße Mit Standardfärbungen erst 12-24 h nach Infarktbeginn sichtbar Es werden verschiedene morphologische Veränderungen beim Myokardinfarkt im Zeitverlauf differenziert: − Nach 24h: Verlust der Querstreifung der nekrotischen Herzmuskelfasern vermehrte Eosinophilie Thieme, Kurzlehrbuch, 2010, Pathologie feingewellter Faserverlauf (S. 96): Frischer Myokardinfarkt, ca. 6h alt, Ödem lichtmikroskopisch hyperämische Kapillaren − Nach 3 Tagen: kräftige eosinrote Färbung der infarzierten Herzmuskelfasern Verlust der Kernanfärbbarkeit granulozytäres Entzündungsinfiltrat Abbau von nekrotischen Muskelfasern von Granulozyten und Makrophagen mit leeren Sarkolemmschläuchen − Nach 10 Tagen: Das nekrotische Gewebe ist bereits abgeräumt mit Vorherrschen von Makrophagen, Lymphozyten und Plasmazellen Beginnende Organisation mit Einsprossen von Kapillaren und Fibroblasten − Nach 14 Tagen: Ersatz der Nekrose durch fibrovaskuläres Granulationsgewebe mit Umbau zu fibrösem BG nach 2 Monaten faserreiche, zellarme Narbe Man unterscheidet frischen (links) und alten (rechts) Myokardinfarkt: − Nach 3 Tagen: − Nach 3 Monaten: Hyperämische Kapillaren Ersatz der Nekrose durch kräftige eosinrote Färbung der infarzierten fibrovaskuläres Granulationsgewebe Herzmuskelfasern Umbau zu fibrösem BG Verlust der Kernanfärbbarkeit nach 2 Monaten faserreiche, zellarme granulozytäres Entzündungsinfiltrat Narbe Abbau von nekrotischen Muskelfasern von Granulozyten und Makrophagen mit leeren Sarkolemmschläuchen 22 − Reperfusion = Wiederherstellung des Blutflusses in obliterierten Gefäßen mittels rekanalisierender Maßnahmen Fibrinolyse Embolektomie Thrombendarteriektomie …zur Verhinderung Ischämie bedingter Gewebsnekrosen. 5.6 Herzklappenpathologie (Endokarditis, rheumatische Herzerkrankung) Entzündungen des Herzbeutels werden als Endokarditis bezeichnet. Der Entzündungsprozess kann infektiöser oder nichtinfektiöser Natur sein. − Nichtinfektiös: Gehören überwiegend zum rheumatischen Formenkreis Endocarditis verrucosa rheumatica: Infektion mit ß-hämolysierende Streptokokken Kreuzreaktion mit Antikörper gegen endokardiale Antigene Endocarditis thrombotica Libman-Sachs: Begleitphänomen des systemischen Lupus erythematodes oder anderer Kollagenosen thrombotische verruköse Auflagerungen Klappendestruktionen Endocarditis parietalis fibroplastica Löffler: = Kardiomyopathie, selten Männer > Frauen Ätiologie nicht klar: Paraneoplastische Reaktionen mit allergischer Überreaktion? Eosinophilenleukämie? Endokarditis im Rahmen eines Karzinoidsyndroms: v. A. bei neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms mit Lebermetastasen knorpelartige Verdickungen Endocarditis thrombotica (siehe rechts): Folgezustand auszehrender Erkrankungen Häufig bei Obduktion anzutreffen (ca. 2%) warzenförmige Auflagerungen auf dem parietalen Endokard − Infektiös: Akut: innerhalb von Tagen bis entzündlichen Klappendestruktionen (→ Klappenersatz) Staphylokokken ca. 35 % Streptokokken ca. 20 % Pseudomonas 14 % Pilze 12 % Klebsiella 5% Serratia 5% übrige 7% kraterförmige, rötliche Endokardulzerationen mit randlichen Fibrinauflagerungen Subakute infektiös: = Endocarditis lenta Streptococcus viridans Endokardbeschädigungen prädisponierend ebenso wie bei der akuten Form frühzeitig bindegewebig organisiert und weniger ulzerierend 23 5.7 Kardiomyopathie, Herztumoren − Kardiomyopathie = Erkrankung der Herzmuskulatur, die nicht durch Koronargefäßerkrankungen und nicht durch mechanische Überbelastung des Herzens infolge von Fehlbildungen/Vitien und/oder einer Hypertonie des großen oder kleinen Kreislaufs hervorgerufen wurde (= WHO) − Morphologie der Kardiomyopathie: Makroskopie: ausgeprägte Dilatation aller Herzhöhlen mit begleitender Muskelhypertrophie bei einer dilatativen Kardiomyopathie ist mehr das rechte Herz pathologisch überwiegend ist der linke Ventrikel bei einer hypertrophen Kardiomyopathie betroffen bei einer hypertrophen KM kann man 3 Phasen unterscheiden: 1. Nekrosestadium 2. Thrombosestadium Thieme, Kurzlehrbuch, 2010, Pathologie 3. Fibrosestadium (S. 91): Hypertrophe Kardiomyopathie, mit Mikroskopisch: Myokardverbreiterung auf bis zu 3,5cm bizarr geformte Zellkerne ausgeprägte Muskelfaserkaliberschwankungen das Interstitium kann fibrosiert sein vereinzelt finden sich mononukleäre Entzündungszellen und auch Myolysen − Klinische Aspekte: Symptome der Herzinsuffizienz Dyspnoe Herzklopfen peripheren Ödemen Beklemmungsgefühl Schmerzen in der Brust Arrhythmien − Ätiologie: Dilatative KM: unbekannt, diskutiert werden genetische Defekte (autosomal dominant, rezessiv und auch mitochondriale Vererbung) Duchenne-Muskeldystrophie − Herztumore: Primäre benigne Tumoren des Herzens Vorhofmyxom (20-40%) Papilläres Fibroelastom (10%) Rhabdomyom (8%) Primäre maligne Tumoren des Herzens: Angiosarkome (9%) Rhabdomyosarkome (6%) Mesotheliome (4%) andere maligne Weichteiltumoren (3,5%) Metastasen in den Herzmuskel: Thieme, Kurzlehrbuch, 2010, Pathologie Maligne Melanom > Bronchialkarzinom > (S.101): Vorhofmyxom mit zu Mammakarzinom > Malignen Lymphom erkennenden Fibrozyten, Fibrin (rot) und einem myxoiden Stroma 24 6. Neuropathologie 6.1 Allgemeine Pathologie des ZNS − Zelltypen des Nervensystems und ihre Reaktionsformen: Astrozyten (rechts, oben) Schutz-, Stütz- und Ernährungsfunktion, regulieren Wasserhaushalt des Neurothels Oligodendrozyten Umhüllen Axone und bilden Markscheide 1 O. umhüllt mehrere Axone (im Gegensatz zu Schwannzellen, die jeweils nur 1 Axon eines Neurons umhüllen Ependymzellen (rechts, unten) Kleiden inneren Liquorraum aus Mikroglia (rechts, mittig) Immunzellen des ZNS Nur mit spezieller immunhistochemischer Färbung sichtbar Zelles des Plexus choroideus (rechts unten) Bilden täglich ca. 500-700ml Liquor − Blut-Hirn-Schranke und neurovaskuläre Einheit 3 Schichten im ZNS (innen nach außen): Endothel der Kapillaren Basalmembran Fortsätze der Astrozyten Kein fenestriertes Endothel, keine Pinozytose möglich 4 verschiedene Transportprozesse: I. freie Diffusion: Wasser, Alkohol, Atem- und Narkosegase II. Carrier-vermittelte erleichterte Diffusion: D-Glucose, L-Aminosäuren III. Ionentransport zur Aufrechterhaltung von Ionengradienten: Na+, K+, … IV. Rezeptor-vermittelter Hormone Transport: Hormone, Wachstumsfaktoren Ödemnekrose Es werden 4 Arten von Hirnödemen unterschieden, die ersten beiden sind besonders relevant: Vasogenes Ödem Zytotoxisches Ödem Interstitielles Ödem Hypoosmotisches Ödem Pathogenese Blut-Hirn-Schranke Zellschädigung (Glia + Hydrozephalus Hypervolämie Neurone) (+ Hyponatriämie) Kapillarpermeabilität erhöht normal normal normal Ödemlokalisation weiße Substanz graue und weiße weiße Substanz, graue und weiße Substanz, periventrikulär, Substanz interstitiell intrazellulär interstitiell Ödemflüssigkeit Plasma-Filtrat incl. Intrazell. Wasser Na+ Liquor Wasser Proteine extrazelluläre vermehrt vermindert vermehrt vermehrt Flüssigkeit Ursache Hirntumor, Trauma, Infarkt, Meningitis Liquorabflußstörungen, „Wasserintoxikation“ Blutung, Abszess Okklusions- iatrogen: zu rasche hydrozephalus Korrektur einer Hyponatriämie 25 Es werden 3 Folgen des Hirnödems unterschieden: − Abflachung der Gyri − Verstreichen der Sulci − Einengung der Ventrikel … dabei kommt es also zur Ausfüllung von Reserveräumen. Eine weitere Folge des Hirnödems ist der Anstieg des intrakraniellen Drucks. − Intrakranieller Druck (= Liquordruck) und Folgen intrakranieller Drucksteigerung 0 -10 mmHg normal >30 mmHg therapeutisch relevant >60 mmHg letal Folge: Transtentorielle Massenverschiebung, bei denen insbesondere der N. oculomotorius und der Hirnschenkel betroffen sein können → Intrakranieller Zirkulationsstop und konsekutiver dissoziierter Hirntod − Dissoziierter Hirntod Klinik: Apallisches Syndrom Definition: Irreversibler Bewusstseinsverlust mit Erlöschen kortikaler Funktionen bei erhaltenen kardiorespiratorischen und vegetativen Hirnstammfunktionen Ursachen: Trauma Hypoxie Dissoziierter Hirntod, mit bereits zu 6.2 Intrakranielle Blutungen erkennenden autolytischen Prozessen − Epidural-Hämatom A. meningea media am häufigsten betroffen Komprimierung des Ventrikelsystems Massenverschiebung (zentral, transtentoriell [→ Posterior-Infarkt]) − Subdural-Hämatom Brückenvenen bei SHT in sagittaler Richtung betroffen Chronisch/akut − Subarachnoidalblutung 40% der Fälle Ruptur der A. communicans anterior (meiste durch intrakr. Aneurysma) Arteriell, auch rezidiv/intrazerebrale Massenblutung möglich, Komplikation: Hämatocephalus internus (Einblutung in inneren Liquorraum), Hydrocephalus occlusus/ malresorptivus Grade: I. Kopfschmerzen II. Meningismus III. Somnolenz IV. Sopor V. Koma Intrazerebrale Blutung (= Hypertonische Massenblutung) findet man zu 70% im Bereich der Stammganglien. Komplikationen der intrazerebralen Blutung können folgende sein: − Hirndruck/Massenverschiebungen − Anschluss an den Subarachnoidalraum − Hämatocephalus internus − Hämatocephalus occlusus 26 − Es werden 2 Formen der Intrakraniellen Blutungen unterschieden: Intraventrikuläre Blutung Subependymale Blutung Matrixblutungen Ependymzellen betroffen, welche Reste des embryonalen Neuroepithels darstellen − Mikroskopische Altersbestimmung: Hämosiderin (ca. 3. - 4. Tag) Hämatoidin (ca. 11. Tag) − Apoplex (= Schlaganfall): Ischämische Störung des Gehirns mit möglichen Komplikationen die zu einem Ausfall von funktionellen Zentren der Großhirnrinde führen können Ursache: ca. 15% Blutung, ca. 85% Hirninfarkt − Vaskuläre Malformationen: AV-Angiom Cavernöses Angiom Kapilläre Teleangiektasie Venöse Dysplasie (Venöses Angiom) − Koagulopathie: Purpura cerebri Thrombozytopenie Malaria Luft-/Fettembolie toxisch/allergisch viral − Venöse Infarzierung: = Störung des venösen Abflusses bei erhaltenem arteriellem Zufluss, die zu einer Nekrose führt primär blande (abakteriell) septisch 6.3 Zerebrale Ischämie Im Folgenden werden die verschiedenen Arten der zerebralen Ischämien geschildert und auf klinische Beispiele eingegangen. Wichtig sind hierbei insbesondere Ursache und Folge der Ischämie mit mikro. und makro. diagnostischer Identifizierung. Globale Ischämie (transient = nur vorübergehend auftretend): − Überlebenszeiten (bei kompletter globaler z. I. unter − Ursache: normothermischen Bedingungen): Herz-Kreislauf-Stillstand mit EEG: 15 - 20 sec. Reanimation (Herzinfarkt, Kortikale evozierte Potentiale: 3 - 4 min Narkosezwischenfall, Schock) Ausschöpfung zerebraler Energiereserven: 5 min Membrandepolarisation von Neuronen: 6 - 8 min − Morphologie: Selektive Ganglienzellschädigung − Selektive neuronale Vulnerabilität: (selektive neuronale Vulnerabilität) Neurone > Gliazellen bzw. pseudolaminäre Rindennekrosen Oligodendrozyten > Astrozyten 27 Fokale Ischämie (transient oder persistent): − Ursache: Strömungshindernis im zuführenden arteriellen Gefäß − Morphologie: Hirninfarkt = umschriebene ischämisch verursachte Hirngewebsnekrose (alle Zelltypen: Neurone, Glia, Endothelien) − Penumbra = Vorübergehend unterversorgtes Hirnareal, das durch therapeutische Maßnahmen reversibel durchblutet werden kann − Ursachen der zerebralen Ischämie: Lokale Faktoren Arteriosklerose Thrombose Embolie Entzündliche Gefäßerkrankungen Gefäßtrauma/-kompression Gefäß-Spasmus (= Massive Kontraktion durch vasopressive Substanzen) Systemische Faktoren Herzminutenvolumen Blutdruck – Blutverteilung (Schock) Sauerstoffspannung des Blutes − Infarktstadien: I. Frischer Infarkt rechts rot: spongiöser Randsaum mit Infarktareal in der Mitte) II. Resorption …des nekrotischen Materials durch Makrophagen Reaktive Astrozyten zu erkennen (rechts blau) III. Pseudozystischer Gewebsdefekt Waller’sche Degeneration − Anastomosensysteme: Circulus arteriosus cerebri (Willisii) Leptomeningeale Anastomosen − Ausdehnung von Infarkten: Totalinfarkt Stumpfnaher Infarkt Peripherer Infarkt (Bsw. Astverschluss) „Granularaatrophie“ im Rahmen eines Infarktes im Bereich der Grenzzonen der großen zerebralen Arterien − Anämischer Hirninfarkt = Kompletter und permanenter Durchblutungsstop − Hämorrhagischer Hirninfarkt = Inkomplette oder passagere Ischämie Ursachen: Embolie Intrakranielle Massenverschiebungen Residualdurchblutung über zuführendes Gefäß Residualdurchblutung über Anastomosen Blockade des venösen Abflussses Mechanismus: Diapedetische Blutung ins Infarktgebiet bei ischämischer Schädigung des Gefäßendothels 28 Ablauf einer Entzündung 1) Edema = Ödem : · Ektasien : Rubor , Calor · Ödem (Tumor) 2) PMN = polymorphkernig : Neutrophile Granulozyten Dolor/Functio laesa · S Onset 2) Restitution 1) + 3) 3) Monozytenphase : · hautsächlich mononucleare Infiltrate: Lymphozyten , Monozyten/Histiozyten , Plasmazellen ggf Anpassungsreaktionen ·. : Hyperplasie , Metaplasie , etc. · Fibroblasten > - Fibrose akute Entzündung PMNs Neutrophile Granulozyten - : = - chronische Entzündung : Mononukleare Zellen ↳ Chronisch-granulozytär = eitrig , akut ↳ Chronisch-granulierend - Wundheilung ↳ Chronisch-granulomatös-Herdbefundbildende Entzündungen mit bestimmten Entzündungs- Zellen und sehr häufig Riesenzellen => spezifische Entzündung ↳ TBC-Typ mit Nekrosen ↳ sarkoider Typ ohne Nekrosen ↳ Fremdkörperreaktionen ↳ sonstiges Akute Entzündungen Akute eitrige ulzerophlegmonöse Appendizitis Appendizitis Erythrozyten + Neutrophile Granulozyten Entzündung mit Ulzeration + Serositis Akute Pneumonie Lymphozyten und Cosinophile Granulozyten in Mukosa und Muskularis ggf Druckatrophie. Chronisch-hypertrophe cholezystitis Fibrose der Wandung - Hypertrophie der Muskularis - Gefäßhyperämie -Druckatrophie der Schleimhaut bei Steinleiden Granulomatöse Entzündungen => Schutzantwort zu chronischen Infektionen oder der Präsenz von Fremdmaterial. Die Entzündung isoliert ein persistiendes Agens um den Körper vor Ausbreitung zu schützen und die Entzündung räumlich zu Limitieren. > - einige Autoimmunerkrankungen können ebenfalls zu Granklomen führen (z B Morbus Chron).. > es - gibt granklomatöse Entzündungen , bei denen das auslösende Agens unbekannt ist (z.B. Sarkoidose) -Granulom = Herdbefund , der vor allem aus Makrophagen und Lymphozyten aufgebaut ist - Multinukleare Riesenzellen und Epitheloidzellen können aus Makrophagen entstehen Granulomatöse Entzung Lunge Tuberkulose Typ - mit Nekrose Randlicher Wall aus : Lymphozyten Epitheloid- zentrale zellen verkäsende Langermans - Nekrose schen Riesenzellen Granulomatöse Entzündung Lunge Sarkcidose-Typ-onne Nekrose Peripher endzündliche Infiltrate mehrkernige Riesenzellen mit Spindelförmige nufeisenförmig Epitheloidzellen angeordneten Zellkernen Zellveränderungen (zur Portalvene) Ductuli biliferi Flussrichtung Blut interlobulares A. hepatica propria Flussrichtung Galle (zum Periportalfeld Pfortaderast => Reversible intrazelluläre Fetteinlagerungen in Fettrakuolen > - bei fast allen Zellschädigungen sind intravakuoläre Fetttropfen Sichtbar als morphologisches Korrelat eines Lokal gestörten Zellstoffwechsels (fettige Degeneration) > - kann sich innerhalb von Tagen ausbilden > - bei Fortbestehen kann es zur Nekrose des Gewebes kommen Zellkern vom > ab - 50% Verfettung spricht man von Steatosis hepatis Fett in die Peripherie der Zelle gedrückt Hypertrophie Apoptose us. Nekrose Herzinfarkt = Nekrose des Myokards > entstehen als Folge einer Ischämie - > - die Typische (makroskopisch sichtbare) Lehmgelbe Nekrose eines akuten Herzinfarkts ist nach 6-24h sichtbar => Folgen für Obduktionen : akut Verstorben ! Entzündung > - mikroskopisch : 6-15h Abblassung Kernveränderung · : mit , eosinrote Färbung , Einwanderung neutrophiler Granulozyten 36h : Bildung eines nämorrhagischen · Randsaums 2-4T : Einsprossung des Granulations- gewebes mit Gefäßproliferation · 2-6W : Granulationsgewebe umschließt vollständig Infarktgewebe · 2 Mon : Weiß-graue Fibrosierung (schwielen) mit mikroskopisch Zellarmen , bindegewebigen Umbau akuter Herzinfarkt > - Nekrose : Kernverlust Viele > Entzündung basophile - : Punkte Herzinfarkt Späte Phase = Fibrose/Reperatio /Defektheilung ↳ Zellarme Faserablagerungen 4 Verlust an funktionellem Myokard Tumore > - Links im Bild : ↳ Becherzellverlust ↳ Aufsteigen der Kerne (Verlust der basalen Anordnung ↳ Pseudostratifizierung ↳ nukleare Atypier Kolorektales A denom > - neoplastischer Effekt : Drüsen sind viel zu verzweigt noch aufgebaut Kolorektales Adenom = benigne Neoplasie des Drüsenepithels mit Dysplasien verschiedenen Grades ↳ bei Carcinoma in situ nochgradigen Dysplasien - ↳ > 50 % im Rektum 4 Subtypen : - tubular (75%.) (20 % ) - tubulo-villös villös (5 %) - ↳ serratierte Läsionen (75:. ) : hyperplastischer Pop : praktisch kein Entartungspotenzial - - traditionelle serratierte Adenome (20% ) : < 5% Entartungspotenzial - sessile serratierte Adenome (5 %) : Ein - Adenom hat keine Invasion , ein Karzinom schon ! Kolorektales Adenokarzinom > - Desmoplasie , Verlust der Becherzellen > Zell- und Kernatypien - > blumenkohlartige Form - > - fingerförmig verästeltes Stroma aus blutgefäß reichem Bindegewebe > - überkleidet von reifer atypiefreiem Platten - epithel Hyper-/Parakeratose - evtl. Plattenepitheliales Papillom · Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle : - meist über Vorstufen : Hyperplasie - Dysplasie > - Carcinoma in situ > - invasives Karzinom - Ätiologie : Alkohol , Zigarettenrauch , HPV-Infektion Plattenepithelkarzinom allgemein -Strickleiterartige Anordnung Desmosomen · : von Kernpleomorphie - solide und häufig zapfenartige Tumorformationen - Hornperlen - desmoplastisches Stroma - peritumorale Entzündungsreaktion - Plattenepithelkarzinom Ausbildung von Interzellular brücken/Desmosomen und Hornperlen sind Strukturmerkmale Von Plattenepithel - Sie kommen nur in Läsionen vor , die davon abgeleitet sind hier ebenfalls mit > - ausge prägten nuklären Atypien = vergrößerte Kerne , Kernpleomorphie , prominente Nukleolen , Hyperchromasie , Vermehrte/atypische Mitosen Leiomyom n - Wirbel - und fischzugartig angeordnete glattmuskuläre Zellen , -Spindel- > - Denigner , aus glatten Muskelzellen aufgebauter Tumor und stabförmig auf Querschnitten runde Zellkerne , keine nuklearen Atypien niedrige Mitoseaktivität - , > Wachstum Östrogen und gestagenabhängig - - ↳ verringerte Größe in der Postmenopause ↳ Größenzunahme unter Hormontherapie > - Lokalisation : -Subserös unmittelbar unter dem Mesothel) - intramural (Deformierung des Uterus) - submukös Lunmittelbar unter Endometrium - Blutungsanomalien) Anaplasie hyperchromatischer - Leiomyosarkom ZentralerZellkern abgestumpften Enden , mit teils auch bizarre Formen Mitosenreichtum - bündelartig oder strangförmig verflochten angeordnete, spindelförmige Tumorzellen Hämschromatose passt -Eisenablagerung - zur : Bronzediabetes Kayser-Fleischer-Ringe passen nicht ! - > - -autosomal rezessive Vererbung -HEF-Gen > Sarkoidose (Asteroidkörper) - Ein Hirnödem kann negativen Druck auslösen , der die Ventrikel erweitert - - Überempfindlichkeitsreaktionen nach Coombs & Gell : -Zytotoxischer Typ - verzögerter Typ Immunkomplextyp - - anaphylaktische Reaktion => nicht der Septische Typ -Herzmuskelzellen sind permanente Zellen ! - Ein Barrett-Oesophagus ist eine Metaplasie ! -Grading Proliferationsmarker - : -Anzahl der Mitosen invasives Wachstum - - Größe der Zellkerne > - kein Grading-Merkmal ist der Lymphknotenbefall !