Modul 7: Investition und Finanzierung PDF
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Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Dr. Jürgen Schmidt
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This document provides an overview of investment and financing, a core topic in business administration. It covers fundamental concepts and methods related to investment decisions and financial strategies. The document highlights the interplay between capital, assets, financing, and investment in the context of business operations.
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Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 7: Investition und Finanzierung 261 Modul 7: Investition und Finanzierung Inhalt 7.1 Grundlagen 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsforme...
Allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre Modul 7: Investition und Finanzierung 261 Modul 7: Investition und Finanzierung Inhalt 7.1 Grundlagen 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsformen 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung 7.1.4. Kennzahlen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 262 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1. Grundlagen Der Umsatzprozess eines Unternehmens kann in einen güterwirtschaftlichen und in einen finanzwirtschaftlichen Prozess unterteilt werden – beide sind stark miteinander verknüpft In einer ersten Phase müssen die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die für den Produktionsprozess notwendigen Güter und Dienstleistungen beschaffen zu können Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 471. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 263 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Im Rahmen der Investition und Finanzierung bezeichnet man als (bilanzielles) Kapital (Passiva der Bilanz) eine Geldwertsumme, die dem Unternehmen zugeführt wird sobald diese finanziellen Mittel investiert sind, verkörpert das Kapital den in Geldeinheiten ausgedrückten Wert der im Unternehmen insgesamt vorhandenen materiellen und (bilanzierten) immateriellen Güter als Vermögen (Aktiva der Bilanz) die Gesamtheit der materiellen und (bilanzierten) immateriellen Güter, in die das Kapital eines Unternehmens umgewandelt wurde Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 264 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Zusammenhang zwischen Kapital, Vermögen, Finanzierung und Investition Vermögen Kapital Aktiva Mittelverwendung Mittelherkunft Passiva Anlagevermögen: Eigenkapital: Immaterielle Vermögensgegenstände Gezeichnetes Kapital/Kapitalrücklage Sachanlagen Gewinnrücklagen Finanzanlagen Gewinnvortrag/Verlustvortrag Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag Umlaufvermögen: Fremdkapital: Vorräte Rückstellungen Forderungen/ so. Vermögensgegenstände Verbindlichkeiten Wertpapiere Rechnungsabgrenzungsposten Kassenbestand, Guthaben Investition Finanzierung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 265 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Unter Finanzierung versteht man die Bereitstellung von Kapital, welches benötigt wird, um Investitionen zu tätigen alle Aktivitäten, die sich auf den Umfang und die Zusammensetzung des auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesenen Kapitals auswirken Unter Investition versteht man die Ausstattung eines Unternehmens mit den erforderlichen materiellen und immateriellen Vermögensteilen oder mit anderen Worten, die Umwandlung des Kapitals in Vermögen alle Aktivitäten, die sich auf den Umfang und die Zusammensetzung des in der Bilanz ausgewiesenen (Anlage-) Vermögens auswirken Finanzierung i.e.S. dient der Beschaffung von Kapital, das im Rahmen der Investition in Vermögen überführt wird - beide Begriffe beinhalten dynamische Vorgänge (Stromgrößen) Als Resultat dieser beiden Vorgänge sind Kapital und Vermögen statische Bestandsgrößen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 266 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Ziele der Finanzierung: Versorgung des Unternehmens mit genügend Kapital Gewinnerzielung/ angemessene Rentabilität des eingesetzten Kapitals Zahlungsfähigkeit gewährleisten Liquidität: Fähigkeit zu jeder Zeit fällige Verbindlichkeiten zurückzahlen Kreditwürdigkeit sicherstellen Unabhängigkeit von Kapitalgebern bewahren Ziel der Investition: Optimierung der Investitionsentscheidung, d.h. Überprüfung der Investitionsdaten der einzelnen Investitionsprojekte und Auswahl zwischen Investitionsalternativen unter Berücksichtigung der Vorteilhaftigkeit Realisierung des Investitionsprojekts Kontrolle des Investitionsprojekts Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 267 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Arten von Investitionen Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 474. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 268 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.1. Kapital und Vermögen, Finanzierung und Investition Kriterien für Finanzierungsvorgänge: Finanzierungs- anlass Dauer der Gründung Mittelbereit- Häufigkeit: Wachstum stellung: einmalige Rechts- Übernahme unbefristet laufende Sanierung stellung befristet Mittelherkunft des Kapital- gebers Eigen- Fremd- Außen- Innen- finanzierung finanzierung finanzierung finanzierung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 269 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsformen Kapital (Passivseite) kann, abhängig vom Rechtsverhältnis zu den Kapitaleignern, unterteilt werden in: Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.516 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 270 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsformen Finanzierungsquellen: Kapitalformen Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung Außen- Beteiligungs- Kredit- finanzierung finanzierung finanzierung Kapitalherkunft Innen- Selbst- Finanzierung aus finanzierung finanzierung Rückstellungen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 271 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsformen Außenfinanzierung = Kapital wird von außen eingebracht Beteiligungs- je nach Rechtsform verschieden finanzierung: Bsp: AG: Finanzierung durch Aktien Anleihen bzw. Schuldverschreibungen oder Kreditfinanzierung: Obligationen (häufig an der Börse) Schuldscheindarlehen (direkt zw. Unt.) langfristige Kredite Hypotheken und Grundschulden sonstige langfristige Darlehen Lieferantenkredit Kundenkredit kurzfristige Kredite Kontokorrentkredit (Girokonto) Wechselkredit Lombardkredit (v.a. Effektenlombards) Avalkredit (Bürgschaft der Bank) Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 272 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.2. Investitionsarten und Finanzierungsformen Innenfinanzierung = Kapital wird von Unternehmen selbst erzeugt offene Selbstfinanzierung (Rücklagen) Selbstfinanzierung stille Selbstfinanzierung (Aktiva-Bewertung) Finanzierung aus z.B. noch nicht ausbezahlte Betriebsrenten Rückstellungen (Pensionsrückstellungen) Finanzierung durch Abschreibung =Nutzungsleistungsabgang Abschreibungen Voraussetzung: Abschreibungen müssen verdient worden sein Finanzierung durch Rationalisierungsprojekte reduzieren Mittelbindung Vermögens- Kapitalfreisetzung durch Veräußerung von umschichtung Unternehmens-/Vermögensteilen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 273 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Bei der Investitionsrechnung geht es um die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit bzw. Wirtschaftlichkeit eines Investitionsprojekts. Man unterscheidet statische Verfahren (z.B. die Amortisationsrechnung) und dynamische Verfahren (z.B. Kapitalwertmethode) Gerechnet wird hier grundsätzlich mit Finanzgrößen, also Einzahlungen / Auszahlungen. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 274 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Statische Dynamische Simultanmodelle des Verfahren Verfahren Kapitalbudgets Finanzmathematische Hilfsverfahren der Verfahren Optimierung mit Hilfe von Praxis: Kapitalwertmethode Verfahren des Operations Kostenvergleichs- Interne Zinsfußmethode Research (OR) rechnung (ohne Erlöse) Gewinnvergleichs- Annuitätenmethode rechnung Rentabilitätsrechnung (ROI, Gewinn/Kapital) Amortisationsrechnung Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 275 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Statische Verfahren: Unterschiede des zeitlichen Anfalls der jeweiligen Rechengrößen werden nicht berücksichtigt Für alle Perioden werden die gleichen Werte angenommen Rechnungen basieren auf Durchschnittswerten Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 483. Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 276 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Statisches Verfahren: Amortisationsrechnung (Pay-off-method) Der Zeitpunkt des Anfalls eventuell unterschiedlicher Auszahlungen und Zahlungsrückflüsse bleibt unberücksichtigt. Die Pay - Off - Periode ist der Zeitraum, in dem die Anschaffungs-auszahlungen und die laufenden Betriebskosten durch die Zahlungsrückflüsse bzw. Einsparungen gedeckt werden. Beläuft sich die Anschaffungsauszahlung z.B. auf 100.000 € und betragen die jährlichen Einzahlungsüberschüsse 25.000 €, dann ergibt sich eine Pay - Off - Periode / Amortisationsdauer von 4 Jahren. Stärken Einfach und leicht nachvollziehbar Möglichkeit zur Kompensation der Unsicherheit über weit in der Zukunft liegende erwartete Rückflüsse (durch de facto Bevorzugung von Projekten mit frühen Rückflüssen) Schwächen Der Zeitpunkt der Auszahlungen und Rückflüsse wird nicht berücksichtigt Rückflüsse nach dem Zeitpunkt der Amortisation werden nicht berücksichtigt Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 277 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Dynamische Verfahren: finanzmathematische Verfahren Aufgabe: Zahlungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, durch Aufzinsung bzw. Abzinsung auf einen einheitlichen Zeitpunkt vergleichbar zu machen Berücksichtigung des gesamten Investitionszeitraumes Berücksichtigung zeitlicher Präferenzen Ziel: Optimierung von Investitionsentscheidungen Daten: A0 Anschaffungsauszahlung Et Einzahlung zum Zeitpunkt t (Periodenende) At Auszahlungen zum Zeitpunkt t (Periodenende) n Anzahl der Nutzungsdauerperioden Ln Liquidationserlös zum Ende der Nutzungsdauer i Kalkulationszinsfuß (gewünschte Mindestverzinsung) Verfahren: Kapitalwertmethode, Interne Zinsfußmethode, Annuitätenmethode Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 278 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.3. Methoden der Investitionsrechnung Dynamisches / Finanzmathematisches Verfahren: Berücksichtigung des Zeitmoments in der Rechnung: Einzahlungen und Auszahlungen können im Zeitablauf nach Höhe, zeitlichem Anfall und Dauer unterschiedlich ausfallen Grundsätzlich gilt aber, dass eine Einzahlung um so weniger wert ist, je weiter sie in der Zukunft liegt, und andererseits eine Auszahlung um so belastender ist, je näher der Zahlungszeitpunkt liegt (und umgekehrt) Herstellung der Vergleichbarkeit durch die Berechnung des Barwerts: Alle zukünftigen Aus- und Einzahlungen werden auf den Zeitpunkt der Investitionstätigung abgezinst Der Kapitalwert = Differenz zwischen der Summe der Barwerte aller Einzahlungen und der Summe der Barwerte aller Auszahlungen Abzinsung erfolgt unter Zugrundelegung eines sog. Kalkulations-Zinsfusses, der als alternative Kapitalverzinsung anzusehen ist (Opportunitätszinsfuß) Eine Investition ist vorteilhaft, wenn der Kapitalwert gleich 0 oder positiv ist Interne Zinsfuß - Methode: Modifikation der Kapitalwertmethode, gefragt wird nach dem Diskontierungszinsfuß, bei dem der Kapitalwert gleich 0 wird Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 279 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.4. Kennzahlen Zur Steuerung der Kapitalstruktur bestehen Kennzahlen und Finanzierungs-regeln, deren Beachtung finanzielle Ungleichgewichtszustände verhindern sollen Vahs, Schäfer-Kunz: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, S.534 Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 280 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.4. Horizontale Kennzahlen Mit den Kennzahlen zur Liquidität wird die Zahlungsbereitschaft eines Unternehmens beurteilt und gesteuert Diese Kennzahlen setzen die liquiden Mittel, Forderungen und das Umlaufvermögen ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten Wöhe/Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 538. Regeln (abhängig von Branchen und weiteren Besonderheiten): Liquidität 2. Grades sollte größer 100% betragen Liquidität 3. sollte zwischen 150-200% betragen Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 281 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.4. Horizontale Kennzahlen Goldene Finanzierungs-/Bankregel besagt, dass zwischen der: der Dauer der Bindung der Vermögensteile und somit der Dauer der einzelnen Kapitalbedürfnisse und der Dauer, während welcher das zur Deckung der Kapitalbedürfnisse herangezogene Kapital zur Verfügung steht Übereinstimmung bestehen muss (=Prinzip der Fristenkongruenz zwischen Vermögen und Kapital) Goldene Regel lautet: Langfristig gebundenes Vermögen soll mit langfristigem Kapital und mit Eigenkapital finanziert werden oder anders: Anlagevermögen soll mit Eigenkapital und langfristigem Fremdkapital finanziert werden Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 282 Modul 7: Investition und Finanzierung 7.1.4. Vertikale Kennzahlen Vertikale Finanzierungsregeln betrachten das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital bzw. zwischen den verschiedenen Fremdkapital- und Eigenkapitalarten (Kapitalstruktur) Kennzahlen: Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital in % (= Finanzierungsverhältnis) Eigenkapitalquote = Eigenkapital / (Eigenkapital + Fremdkapital) in % Verschuldungsgrad (FK-Quote) = Fremdkapital / Gesamtkapital in % Gestaltung der Kapitalstruktur: „Leverage-Effekt“ (Hebeleffekt) Rentabilität des Eigenkapitals kann durch zusätzlichen Einsatz von Fremdkapital angehoben werden, solange die Gesamtkapitalrentabilität größer ist als der Zinssatz für Fremdkapital Dr. Jürgen Schmidt Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 283