VL04 Persönlichkeitsentwicklung (1) PDF 2024/2025
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Goethe-Universität Frankfurt
2024
GOETHE UNIVERSITÄT
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These lecture notes from Goethe Universität Frankfurt cover personality development and explore topics such as individual, average, and differential change, stability, profiles, and personality prediction across a lifetime.
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Differentielle Psychologie PsyBSc6 Vorlesung Vorlesung Wintersemester Wintersemester 2020/2021 2024/2025 Prof. Dr. Sonja Rohrmann Entwicklung der Persönlichkeit...
Differentielle Psychologie PsyBSc6 Vorlesung Vorlesung Wintersemester Wintersemester 2020/2021 2024/2025 Prof. Dr. Sonja Rohrmann Entwicklung der Persönlichkeit über die Lebensspanne Vorlesung Inhalt ▪ Intro ▪ Individuelle, durchschnittliche und differentielle Veränderung ▪ Stabilität / Veränderung von Mittelwerten ▪ Stabilität / Veränderung von Positionen ▪ Stabilität / Veränderung von Profilen und Typen ▪ Homotype und heterotype Stabilität ▪ Langfristige Vorhersagekraft der Persönlichkeit Quelle / Empfohlene Literatur Neyer & Asendorpf (2018). Psychologie der Persönlichkeit. Springer. → Kapitel 6.1 Persönlichkeitsentwicklung 2 Worum geht es hier? Kernfrage: Ändert sich die Persönlichkeit über die Lebensspanne? Diese Frage kann aus unterschiedlichen Perspektiven beantwortet werden. → Individuumzentriert → Variablenorientiert → Personorientiert Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Persönlichkeitsentwicklung 3 Worum geht es hier? Arten der Stabilität / Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften Stabilität / Veränderung kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden 1 2 3 Tab. 6.1 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 279 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 4 Individuelle, durchschnittliche und differentielle Veränderung Individuelle, durchschnittliche und differentielle Entwicklung 5 Wann sprechen wir von Persönlichkeitsentwicklung? Fritz bearbeitet einen Intelligenztest Letztes Jahr Durchschnitt Altersgruppe: 18 Rohwertpunkte Fritz: 18 Rohwertpunkte → IQ = 100 Dieses Jahr Durchschnitt Altersgruppe : 20 Rohwertpunkte Szenario 1 Szenario 2 Fritz: 20 Rohwertpunkte → IQ = 100 Fritz: 18 Rohwertpunkte → IQ < 100 → Individuelle Veränderung → Individuelle Stabilität entspricht der durchschnittlichen, entspricht nicht der durchschnittlichen, altersgemäßen Veränderung altersgemäßen Veränderung → Keine differentielle Veränderung → Differentielle Veränderung Nur das nennt man Persönlichkeitsentwicklung! Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Persönlichkeitsentwicklung 6 Worum geht es hier? Persönlichkeitsentwicklung = die langfristige differentielle Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften Die Persönlichkeitspsychologie interessiert sich für individuelle Besonderheiten. → Daher interessiert sie sich nicht für absolute individuelle Veränderungen. (einfache Diskrepanzwerte / absolute Messwertdifferenzen zwischen t1 und t2) Für solche ist unklar, ob die Veränderungen eine individuelle Besonderheit darstellen oder für eine Referenzgruppe typisch sind. → Sie interessiert sich für differentielle Veränderungen. (individuelle Veränderungen, die von durchschnittlichen Veränderungen einer Referenzgruppe abweichen) Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Individuelle, durchschnittliche und differentielle Entwicklung 7 Worum geht es hier? Worauf schauen wir? Individuum (versus Gruppe) Leitfrage Nicht-durchschnittliche individuelle Veränderungen Zeigt ein Individuum Veränderungen in Eigenschaften / Merkmalen, die von durchschnittlichen, alterstypischen Veränderungen abweichen? Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Individuelle, durchschnittliche und differentielle Entwicklung 8 Wie definiert sich differentielle Veränderung? Individuelle Veränderungen in Persönlichkeitseigenschaften enthalten 2 Komponenten: ▪ Durchschnittliche Veränderungen (alterstypisch, nicht individuell) ▪ Differentielle Veränderungen (nicht alterstypisch, individuelle Besonderheiten) Differentielle Veränderung = Individuelle Veränderung – Durchschnittliche Veränderung Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Individuelle, durchschnittliche und differentielle Entwicklung 9 Individuelle und differentielle Entwicklung Individuelle Differentielle Entwicklungsfunktionen Entwicklungsfunktionen Junge 4 Abb. 6.2 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 281 Junge 3 Junge 2 Junge 5 Junge 1 Entwicklung relativ zur altersgleichen Referenzgruppe Beispiel: Aggressivität Nur Junge 5 zeigt eine Persönlichkeitsveränderung über die Zeit. Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Individuelle, durchschnittliche und differentielle Entwicklung 10 Individuelle und durchschnittliche Entwicklung Mittelwertsentwicklungen geben keine Auskunft über individuelle Entwicklungen. Mittelwertstabilität Mittelwertveränderung Abb. 6.1 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 279 Dicke Linien: Mittelwertsentwicklung Dünne Linien: Individuelle Entwicklungen Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 11 Stabilität / Veränderung von Mittelwerten Mittelwertstabilität und -veränderungen 12 Worum geht es hier? Worauf schauen wir? Eigenschaften / Merkmale Leitfrage Veränderung versus Stabilität von Merkmalen Sind die Mittelwerte von Eigenschaften / Merkmalen (bestimmt für größere Stichproben von Personen) stabil über die Zeit? Oder verändern sie sich? Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Mittelwertstabilität und -veränderungen 13 Mittelwertveränderungen bei Persönlichkeitsmerkmalen (Big Five) So entwickeln sich Junges ▪ Neurotizismus ↓ die Gruppenmittelwerte. Erwachsenenalter ▪ Gewissenhaftigkeit ↑ Einzelne Individuen können davon abweichen! 20-40 Jahre ▪ Verträglichkeit ↑ ▪ Extraversion ↑ ▪ Offenheit ↑ Wie kann man die Veränderungen erklären? 2 alternative Ansätze Mittleres ▪ Extraversion ↓ Erwachsenenalter ▪ Offenheit ↓ → Intrinsische Reifungsprozesse (McCrae et al., 1999, 2000) Genetisch verankert! Höheres Alter ▪ Neurotizismus ↑ > 75/85 Jahre ▪ Gewissenhaftigkeit ↓ → Soziales Investitionsprinzip ▪ Verträglichkeit ↓ (Roberts et al., 2006) ▪ Extraversion ↓ Umweltabhängig! ▪ Offenheit ↓ Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Mittelwertstabilität und -veränderungen 14 Mittelwertveränderungen bei Persönlichkeitsmerkmalen (Big Five) Soziales Investitionsprinzip Bestimmte Lebensabschnitte → Übernahme sozialer Rollen → normative Anforderungen Idee: Investitionen in soziale Rollen bewirkt Persönlichkeitsveränderungen Vor allem angeführt zur Erklärung sozial erwünschter Typische Rollen: Veränderungen im jungen Erwachsenenalter. ▪ Partner Neurotizismus ↓ ▪ Elternteil Gewissenhaftigkeit ↑ Verträglichkeit ↑ ▪ Kollege / Mitarbeiter Beispiele Erste Partnerschaft: N ↓ Neyer & Asendorpf (2001) Auslandsjahr: O ↑, A ↑, N ↓ Zimmermann & Neyer (2013) Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 15 Stabilität / Veränderung von Positionen Positionsstabilität und -veränderungen 16 Worum geht es hier? Worauf schauen wir? Eigenschaften / Merkmale Leitfrage Veränderung versus Stabilität von Positionen Sind Persönlichkeitsunterschiede, i. S. v. Positionen verschiedener Personen in den Verteilungen von Eigenschaften / Merkmalen (bestimmt für größere Stichproben von Personen) stabil über die Zeit? Oder verändern sie sich? Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 17 Worum geht es hier? Die Stabilität einer Eigenschaft zwischen zwei Messzeitpunkten → Längsschnittstudie → Korrelation zwischen den Eigenschaftsmessungen zu t 1 und t2 → Mittlere Stabilität der Eigenschaftswerte in der Stichprobe Ändern sich Reihenfolge und Abstände der Personen hinsichtlich einer Eigenschaft? Beispiel 1: Perfekte Positionsstabilität (mit Mittelwertveränderung) Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2 r = 1.0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 18 Worum geht es hier? Die Stabilität einer Eigenschaft zwischen zwei Messzeitpunkten → Längsschnittstudie → Korrelation zwischen den Eigenschaftsmessungen zu t 1 und t2 → Mittlere Stabilität der Eigenschaftswerte in der Stichprobe Ändern sich Reihenfolge und Abstände der Personen hinsichtlich einer Eigenschaft? Beispiel 2: Positionsveränderungen (mit Mittelwertveränderung) Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2 r < 1.0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 19 Worum geht es hier? Ändern sich Reihenfolge und Abstände der Personen hinsichtlich einer Eigenschaft? t1 t2 t2 t2 t2 Mittelwert stabil Mittelwert stabil Mittelwert verändert Mittelwert verändert Positionen stabil Positionen verändert Positionen stabil Positionen verändert 1 1 1 3 3 2 2 3 4 5 3 3 2 5 3 4 4 4 6 5 5 5 5 7 7 6 6 7 8 8 7 7 6 9 1 alle +2 rtt 1.0.92 1.0.13 Wenn die Positionen stabil bleiben → Korrelation rtt = 1.0 Wenn die Positionen sich verändern → Korrelation rtt < 1.0 Bei Veränderung der Position kann man weiter unterscheiden: → Veränderungen der Abstände zwischen Personen schwächer → Veränderungen der Reihenfolge der Personen (Rangreihe) stärker Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 20 Worum geht es hier? Mittelwertsentwicklungen geben keine Auskunft über individuelle Entwicklungen. Mittelwertstabilität Mittelwertveränderung Perfekte Positionsstabilität Abb. 6.1 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 279 Dicke Linien: Mittelwertsentwicklung Dünne Linien: Individuelle Entwicklungen Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 21 Prinzipien der Eigenschaftsstabilität 4 Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften Zusammenfassung längsschnittlicher Studien zur langfristigen Stabilität einzelner Persönlichkeitseigenschaften 1. Die Stabilität sinkt mit wachsendem Abstand zwischen den Messungen (Retest-Intervall) 2. Die Stabilität unterscheidet sich für unterschiedliche Persönlichkeitsbereiche 3. Die Stabilität vieler Eigenschaften sinkt bei instabiler Umwelt 4. Die Stabilität ist geringer in jüngerem und sehr hohen Alter Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 22 Prinzipien der Eigenschaftsstabilität 4 Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften zu 1) Die Stabilität sinkt mit wachsendem Abstand zwischen den Messungen (Retest-Intervall) Conley-Formel Stabilität in Abhängigkeit vom Testabstand r21 = rtt x rn r21 Stabilität zwischen t1 und t2 rtt kurzfristige Retest-Reliabilität r wahre 1-Jahresstabilität (korrigiert) n Retestintervall Langfristige Stabilität des IQ Beispiel: Stabilität des IQ (bei rtt =.95) Je höher der Abstand zwischen den Testungen desto niedriger die Korrelation r =.995 zwischen den Testwerten. r21 über 10 Jahre:.95 x.99510 =.90 r21 über 40 Jahre:.95 x.99540 =.78 Passt zu empirischen Daten Abb. 6.2 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 269 Tendenziell sind viele Eigenschaften (Persönlichkeit und Intelligenz) langfristig ein bisschen stabiler als die Conley-Formel vorhersagt. Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 23 Prinzipien der Eigenschaftsstabilität 4 Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften zu 2) Die Stabilität unterscheidet sich für verschiedene Persönlichkeitsbereiche Am Intelligenz Stabilität der Intelligenz stabilsten: über 69 Jahre! Mittel Temperamentseigenschaften IQ mit 80 Jahren (2001) stabil: und Big Five (in Selbst- und Fremdeinschätzungen) Weniger Allgemeine Lebenszufriedenheit stabil: Allgemeines Selbstwertgefühl Spezifische Werthaltungen Lebensziele r =.66 Beispiel: Stabilität des IQ über 69 Jahre (Deary et al., 2004) Conley-Formel: r21 =.95 x.99569 =.67 IQ mit 11 Jahren (1932) Empirisch: r =.66 Abb. 6.4 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 285 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 24 Prinzipien der Eigenschaftsstabilität 4 Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften zu 3) Die Stabilität vieler Eigenschaften sinkt bei instabiler Umwelt Veränderungen in Eigenschaften Instabilität der Umwelt (Entwicklungsübergänge, kritische Lebensereignisse,...) Beispiel Asendorpf (1992) Schüchternheit bei Kindern veränderte sich stärker (↓ oder ↑) bei Änderungen der Umwelt (Wechsel der Kindergartengruppe, Einschulung, Umzug) Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 25 Prinzipien der Eigenschaftsstabilität 4 Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften zu 4) Die Stabilität ist geringer in jüngerem und sehr hohen Alter Frühe Kindheit sehr niedrige Stabilität 4-Jahres-Stabilität der Big Five im Verlauf des Lebens Kindheit Zunehmende Stabilisierung Pubertät Vorübergehende Destabilisierung Erwachsenenalter Konstantes Niveau Mittlere korrigierte Stabilitäten über viele Jahre verschiedener Kohorten. Hohes Alter Destabilisierung Abb. 6.5 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 287 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 26 Ursachen für die langfristige Stabilisierung von Persönlichkeitsmerkmalen auch als „kumulative Stabilität“ bezeichnet (1) Zunehmende Reliabilität der Eigenschaftsmessungen Bei jüngeren Personen sind Persönlichkeitsmessungen unzuverlässiger (messfehlerbehaftet) (2) Stabilisierung des Selbstkonzepts Selbstkonsistenzerhöhende Tendenzen in Selbstwahrnehmung, -erinnerung, - darstellung (3) Wachsender Einfluss der Persönlichkeit auf die Umwelt Mit zunehmendem Alter nimmt die Möglichkeit zu, die eigene Umwelt so zu verändern, dass sie besser zur eigenen Persönlichkeit passt. Größere Person-Umwelt-Passung stabilisiert Persönlichkeitseigenschaften. Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Positionsstabilität und -veränderungen 27 Korresponsivitätsprinzip Es gibt eine Verknüpfung zwischen (1) Selektion von Umwelten durch das Individuum (2) Sozialisation des Individuums durch Umwelten Durch eine bestimmte Umwelt werden gerade die Persönlichkeitsmerkmale verändert, die dazu geführt haben, dass das Individuum sich die Umwelt ausgesucht hat. Beispiele ▪ Wechselwirkung zwischen Persönlichkeit und beruflichen Rollenanforderungen Denisson et al. (2014) Extravertierte (+) wählen Berufe mit extraversionsbezogenen Anforderungen, die ihre Extraversion verstärken. ▪ Wechselwirkung zwischen Persönlichkeit und Effekten von Auslandserfahrungen Zimmermann & Neyer (2013) Studierende mit Offenheit für Erfahrungen (+) entscheiden sich für Auslandssemester, das ihre Offenheit verstärkt. Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 28 Stabilität / Veränderung von Profilen und Typen Profilstabilität u. -veränderungen / Typenstabilität u.-veränderungen 29 Worum geht es hier? Worauf schauen wir? Personen / Individuen Leitfrage Veränderung versus Stabilität von Profilen / Typen Sind Persönlichkeitsprofile einzelner Personen bzw. die Zuordnung einzelner Personen zu Typen stabil über die Zeit? Oder verändern sie sich? Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Profilstabilität u. -veränderungen / Typenstabilität u.-veränderungen 30 Stabilität / Veränderung von Profilen Wie stabil sind Persönlichkeitsprofile? Persönlichkeitsprofil = Eigenschaftsmuster einer Person Beispiel: Stabilität von Q-Sort-Profilen Asendorpf & van Aken (1991); van Aken und Asendorpf (1999) Kinder (4, 6, 10 Jahre) Fremdbeurteilungen durch Erzieher*innen und Eltern Korrelation zwischen Profilen von t1 und t2 (über Items) Große Unterschiede zwischen den Kindern in der Stabilität der Profile! S. Min / Max Ergibt einen Stabilitätswert pro Person Ergebnis: Zunehmende Stabilisierung der Persönlichkeit Größerer Zeitabstand Unterschiedliche Beurteiler Tab. 6.3 aus Neyer & Asendorpf (2018), S. 289 Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Profilstabilität u. -veränderungen / Typenstabilität u.-veränderungen 31 Stabilität / Veränderung von Typen Wie stabil ist die Zuordnung von Personen zu Typen? (Typologische Stabilität) Gibt es typische Wechsel zwischen Persönlichkeitstypen? Beispiel: Typologische Stabilität im Jugendalter (12 bis 20 Jahre) Meeus et al. (2011) Typenbildung in Anlehnung an Block (1971), s. Abb. Hohe Stabilität von Typenzuordnungen im Jugendalter: 74% Mehr Wechsel U/Ü → R als R → U/Ü (Anpassung an die Umwelt) Abb. Asendorpf (2015), S. 61 "kontrolliert" bezieht sich hier auf die Kontrolle von Emotionen und Motivationen Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 32 Homotype und heterotype Stabilität Homotype und heterotype Stabilität 33 Ein Problem für die Bestimmung von Stabilität über lange Zeiträume Problem: Dasselbe Konstruktes kann auf unterschiedlichen Altersstufen häufig nicht mit demselben Messinstrument erfasst werden. Beispiele: Intelligenz, Aggressivität, Bindungsverhalten,... Homotype Stabilität: 1 Konstrukt über dasselbe Messinstrument erfasst Heterotype Stabilität: 1 Konstrukt über verschiedene Messinstrumente erfasst Wenn ein Konstrukt mit unterschiedlichen Messinstrumenten erfasst wird, sind die Messungen dann äquivalent und können miteinander verglichen werden? Es muss sichergestellt sein, dass die unterschiedlichen Instrumente dasselbe Konstrukt erfassen! → Nachweis vergleichbarer Faktorstruktur → Analyse des nomologischen Netzwerks Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 34 Langfristige Vorhersagekraft der Persönlichkeit Langfristige Vorhersagekraft der Persönlichkeit 35 Worum geht es hier? Sagen Messungen der Persönlichkeit langfristig die Entwicklungen von Personen vorher? Vorherzusagende Kriterien (Beispiele) ▪ andere Persönlichkeitseigenschaften ▪ psychische Störungen ▪ Beziehungsstatus ▪ Berufserfolg ▪ Lebensdauer Eine Vorhersage gelingt – zu einem gewissen Grad und besser... ▪... je älter die Personen / stabiler die Eigenschaften bei der Ausgansmessung ▪... für Persönlichkeitsprofile und -typen als für einzelne Merkmale. 5 mal mehr als Kontrollgruppe Aber: 90% der Unterkontrollierten Beispiel: Dunedin Longitudinal Study (Caspi & Silva, 1995; Caspi et al. 1996) kein Suizidversuch / Verbrechen! 3 Jahre 21 Jahre Persönlichkeitstypen Im Vergleich zu Kontrollgruppe mehr... ▪ Unterkontrollierte (motorische Unruhe, hohe Ablenkbarkeit): →... Suizidversuche, Alkoholismus, antisoziale Persönlichkeitsstörung, Gewalttaten ▪ Gehemmte (hohe Schüchternheit und Ängstlichkeit): →... Depressionen, Gewalttaten ▪ Gut angepasste (Kontrollgruppe): Vorhersage funktioniert nur auf Gruppenebene! Eignet sich nicht zur Prognose in Einzelfällen! Die meisten unterkontrollierten und gehemmten Kinder entwickelten sich völlig normal! Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 Langfristige Vorhersagekraft der Persönlichkeit 36 Worum geht es hier? Sagen Messungen der Persönlichkeit langfristig die Entwicklungen von Personen vorher? >>> Und wie gut gelingen solche langfristigen Vorhersagen? Keine überragenden Effektstärken. Aber für Persönlichkeit teilweise besser als für SÖS. Praktische Relevanz? Neyer & Asendorpf (2018), 6.1 37 Zusammenfassung Persönlichkeitsentwicklung 38 Zusammenfassung Fokus: Individuum ▪ Als Persönlichkeitsentwicklung (im engeren Sinne) bezeichnet man nur differentielle Entwicklungen eines Individuums (abweichend vom alterstypischen Durchschnitt). Fokus: Eigenschaften ▪ Mittlere Veränderung von Eigenschaftsmittelwerten: v. a. N ↓, C ↑, A ↑ im jungen Erwachsenenalter ▪ Positionsstabilität ist in früher Kindheit gering, nimmt ab Kindheit kontinuierlich zu (Ausnahme: Pubertät), ist im Erwachsenenalter auf einem hohen Niveau Fokus: Personen ▪ Persönlichkeitsprofile und –typen sind häufig ziemlich stabil ▪ Persönlichkeit erlaubt die langfristige Vorhersage von Entwicklungen der Person - zu einem gewissen Grad (s. o. Effektstärken) Neyer & Asendorpf (2018), 6.1