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2 Vorlesung Kognitive Entwicklung im Jugendalter: Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung 15.) Was ist mit der Grundannahme Konstruktivismus und „Das Kind als Wissenschaftler“ gemeint? - Aktivität des Kindes von Geburt an - Wissen wird als Reaktion auf Erfahrungen und in Auseinandersetzung mit d...

2 Vorlesung Kognitive Entwicklung im Jugendalter: Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung 15.) Was ist mit der Grundannahme Konstruktivismus und „Das Kind als Wissenschaftler“ gemeint? - Aktivität des Kindes von Geburt an - Wissen wird als Reaktion auf Erfahrungen und in Auseinandersetzung mit der Umwelt aktiv konstruiert Metapher: Das Kind als Wissenschaftler: - intrinsische Motivation zum Lernen, Experimentieren, Schlussfolgern aus eigenen Beobachtungen 16.) Was ist das Zusammenspiel von Anlage und Umwelt bei der kognitiven Entwicklung? 17.) Was sind Schemata? - hierarchisch organisierte und aus Erfahrung aufgebaute geistige Systeme, wie ein Muster von Gedanken und Handlungen 18.) Wozu dienen Schemata? 1. Einordnung eingehender Information 2. Verbindung von eingehender und ausgehender Information 19.) Wie werden Schemata weiterentwickelt? Organisation: - Zusammenfügung verschiedener, schon existierender Schemata zu größeren kognitiven Strukturen Adaptation: - Bedürfnis, sich so an die Umwelt anzupassen, dass man mit ihr in einem kognitiven Gleichgewicht (Äquilibrium) steht - Äquilibrium = Passung zwischen den eigenen Schemata und den Vorkommnissen der Umwelt 19.) Was sind die 3 Entwicklungsprozesse, die die kognitive Entwicklung antreiben? Assimilation: - Prozess, durch den Menschen eintreffende Information in eine Form überführen, die sie verstehen können - Einfügung eintreffender Information in Konzepte, die bereits verstanden werden - Anpassung der Außenwelt an ein vorhandenes Schema Akkomodation: - Prozess, durch den Menschen vorhandene Wissensstrukturen als Reaktion auf neue Erfahrungen anpassen - Anpassung vorhandener Wissensstrukturen in Reaktion auf Erfahrungen - Anpassung von Schemata an die Umwelt Äquilibration: - Prozess, durch den Menschen Assimilation und Akkomodation ausbalancieren, um stabiles Verstehen zu schaffen 20.) Was sind die drei Abläufe der Äquilibration? 1. Äquilibrium - Zufriedenheit mit dem Verständnis eines Phänomens - keine Diskrepanzen zwischen Erfahrungen und Verständnis eines Phänomens 2. Disäquilibrium - durch neue Information: Erkenntnis, dass Verständnis unzureichend ist - Entwicklung einer besseren Alternative noch nicht möglich 3. Stabileres Äquilibrium - Entwicklung eines differenzierteren Verständnisses, das die Unzulänglichkeiten der bisherigen Verstehensstrukturen überwindet 21.) Was sind die zentralen Eigenschaften von Piagets Stufentheorie? 1. Qualitative Veränderung - Personen verschiedenen Alters denken auf qualitativ unterschiedliche Weise 2. Breite Anwendbarkeit - die für eine Stufe charakteristische Art des Denkens durchdringt das Denken über ganz verschiedene Themen und Kontexte hinweg 3. Kurze Übergangszeiten - kurze Übergangsphase vor Erreichen einer neuen Stufe, in der Personen zwischen der neuen und der alten Art des Denkens hin und her schwanken 4. Invarianz der Abfolge - Menschen an allen Orten und in allen historischen Epochen durchlaufen die Stufen in derselben Reihenfolge - keine Stufe wird jemals übersprungen 22.) Was sind die vier Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget? 1. sensu-motorisch (bis 2. Jahre) - Säugling denkt indem er Augen, Ohren, Mund und Hände nutzt - Sie lernen, dass Objekte weiterhin existieren, auch wenn sie nicht sichtbar sind 2. präoperational (2-7 Jahre) - Vorschulkinder nutzen Symbole zur Repräsentation ihrer früh sensumotorischen Entdeckung - Kinder beginnen, Wörter und Bilder zu verwenden, um Objekte zu repräsentieren. - Ihre Gedanken sind jedoch noch sehr egozentrisch, d.h., sie haben Schwierigkeiten, die Perspektive anderer Menschen zu verstehen. 3. konkret operational: - Kinder entwickeln die Fähigkeit, logisch über konkrete Ereignisse nachzudenken - Sie entwickeln das Verständnis für die Prinzipien der Konservierung (Erhaltung von Masse, Volumen und Zahl trotz Veränderung der Form). 4. formal operational - Jugendliche entwickeln die Fähigkeit zum abstrakten und hypothetischen Denken - Sie sind in der Lage, über mögliche Folgen von Handlungen nachzudenken und systematisch Probleme zu lösen 23.) Was sind Kennzeichen des formal-operationalen Stadiums? - können nicht nur über konkrete Situationen nachdenken, sondern auch über Abstraktionen und völlig hypothetische Situationen - können systematisch wissenschaftliche Experimente durchführen und daraus die angemessenen Schlüsse ziehen 24.) Was sind die Merkmale des formal-operationalen Stadiums? 1. Hypothetisch-deduktives Denken 2. Propositionales Denken (Aussagenlogik) - Stadium ist nicht universell, d.h. nicht alle Jugendlichen oder Erwachsenen erreichen es 25.) Was ist das Hypothetisch-deduktives Denken? Wer zu hypothetisch-deduktivem Denken fähig ist, löst ein gestelltes Problem indem er: - zunächst eine Theorie aller möglichen Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen könnten, aufstellt - daraus spezifische Hypothesen (Vorhersagen) über das ableitet, was geschehen könnte - und schließlich diese Hypothesen auf systematische Weise testet, um zu sehen, ob es Hypothesen stützende Befunde gibt 26.) Wie gehen Kinder im konkret-operationalen Stadium beim Pendelproblem vor? - Planung unsystematischer Experimente, aus denen keine eindeutigen Schlüsse gezogen werden können - z.B. Vergleich der Schwingungszeit eines schweren Gewichts an einer kurzen Schnur, das aus großer Höhe losgelassen wurde, mit der Schwingungszeit eines leichten Gewichts an einer langen Schnur aus niedrigerer Höhe 27.) Wie gehen Jugendliche im formal-operationalen Stadium beim Pendelproblem vor? - systematische Überprüfung, wie jede der Variablen die Schwingungszeit beeinflusst zur Testung der Rolle des Gewichts: - Vergleich von schwerem und leichtem Gewicht bei Konstanthaltung der anderen Variablen zur Testung der Rolle der Schnurlänge: - Vergleich von langer und kurzer Schnur bei Konstanthaltung der anderen Variablen 28.) Was ist das Propositionales Denken (Aussagenlogik)? Jugendliche im formal-operationalen Stadium: - besitzen die Fähigkeit zum propositionalen Denken = Fähigkeit, die Logik von propositionalen (verbalen) Aussagen bewerten zu können, ohne sich auf Umstände der realen Welt beziehen zu müssen Kinder im konkret-operationalen Stadium: - können die Logik von Aussagen nur bewerten, wenn sie diese im Hinblick auf konkrete Belege in der wirklichen Welt betrachten können 29.) Was zeigt die Studie von Osherson & Markman zum propositionalen Denken: Ablauf Kinder im konkret-operationalen Stadium: - konzentrierten sich auf die konkreten Eigenschaften der Pokerchips Bedingung 1 (Chip in der Hand versteckt) - Kinder sagten, sie könnten die Aussagen nicht bewerten Bedingung 2 (Chip offen in der Hand gehalten) - Chip ist grün: beide Aussagen als wahr beurteilt - Chip ist rot: beide Aussagen als falsch beurteilt Jugendliche im formal-operationalen Stadium: - analysierten die Logik der Aussagen, verstanden, dass Entweder-oder-Aussage immer richtig ist und Und-Aussage immer falsch (unabhängig von der Farbe der Chips 30.) Sind Kinder zu hypothetisch-deduktivem Denken fähig? - Kinder im Schulalter zeigen Ansätze hypothetisch-deduktiven Denkens, sind darin aber nicht so kompetent wie Jugendliche - in vereinfachten Situationen (z.B. solche, die nicht mehr als zwei mögliche kausale Variablen umfassen) verstehen schon 6jährige, dass Hypothesen durch angemessenen Beweis bestätigt werden müssen - Kinder im Schulalter können aber keinen Beweis erbringen für etwas, das drei oder mehr Variablen umfasst 31.) Sind Kinder zu propositionalem Denken (Aussagenlogik) fähig? - Kinder haben Schwierigkeiten, auf der Grundlage von Prämissen zu schlussfolgern, die der Realität oder eigenen Überzeugungen widersprechen - Kinder haben größere Schwierigkeiten als Heranwachsende die Aktivierung bisherigen Wissens zu unterdrücken, das die Richtigkeit der Prämissen in Frage stellt - Kindern gelingt es nicht, die logische Notwendigkeit propositionalen Denkens zu begreifen: Richtigkeit einer Schlussfolgerung, die aus bestimmten Prämissen gezogen wird, beruht auf den Regeln der Logik, nicht auf einer Bestätigung der Prämissen durch die Wirklichkeit 32.) Erreichen alle Menschen die formal- operationale Stufe? - sogar viele gebildete Erwachsene versagen bei formal-operationalen Aufgaben Warum? - Menschen denken am ehesten abstrakt in den Situationen, mit denen sie die meiste Erfahrung haben Beleg: - Teilnahme an Universitätskursen führt zu Verbesserungen in den formal-operationalen Denkleistungen, die mit dem Inhalt des Kurses in Beziehung stehen Menschen in Gesellschaften, die von Stammes- oder Dorfgemeinschaften geprägt sind, bewältigen formal- operationale Aufgaben nur selten 33.) Wie entsteht formal-operationales Denken? - Entstehung aus dem eigenständigen Streben, sich den Sinn der Welt zu erschließen? - kulturell vermittelte Art des Denkens, die auf Kulturen beschränkt ist, die Schriftsprache verwenden und formal- operationales Denken in der Schule lehren? (Beleg: Studie in der die Dauer der Schulbildung die Fortschritte im propositionalen Denken vollständig erklären konnte) 34.) Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens Annahme Piagets: - Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken erst ab dem Jugendalter =>keine Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken bei Grundschulkindern? - Wissenschaftliches Denken entsteht nicht erst in der Adoleszenz. - Ende der Grundschulzeit: Die Mehrheit der Kinder hat ein adäquates Verständnis der experimentellen Methode - Fehlerquellen: Probleme treten auf, wenn die Kinder die Methodik selbstständig anwenden müssen und kein unterstützender Kontext vorhanden ist. Annahme Piagets: Piaget ging davon aus, dass die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken erst im Jugendalter (ab dem formal-operationalen Stadium) entwickelt wird. Daraus folgt die Hypothese, dass Grundschulkinder noch nicht in der Lage sind, wissenschaftlich zu denken. —>falsch!!! —>Die Befunde der Münchner Längsschnittstudie LOGIK legen nahe, dass das wissenschaftliche Denken bereits in der Grundschule angelegt ist und weiterentwickelt werden kann, wenn die richtigen Methoden und unterstützenden Kontexte zur Verfügung stehen. Dies erweitert unser Verständnis der kognitiven Entwicklung und betont die Bedeutung frühzeitiger Förderung wissenschaftlicher Kompetenzen.

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