Zusammenfassung Entwicklungspsychologie PDF

Summary

Diese Zusammenfassung behandelt grundlegende Konzepte der Entwicklungspsychologie. Sie umfaßt wichtige Theorien wie Eriksons psychosoziale Stadien, Piagets kognitive Entwicklung und Freuds Sexualentwicklung. Zudem werden Themen wie das Marshmallow-Experiment und Bindung in der frühen Kindheit beleuchtet.

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ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE Grundprobleme der Entwicklungspsychologie: Entwicklungspsychologie: untersucht, wie sich das Verhalten und Erleben eines Menschen im Laufe seines Lebens verändert. Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie beeinflussen z. B. Erziehungsrichtlinien, Gesetze (z...

ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE Grundprobleme der Entwicklungspsychologie: Entwicklungspsychologie: untersucht, wie sich das Verhalten und Erleben eines Menschen im Laufe seines Lebens verändert. Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie beeinflussen z. B. Erziehungsrichtlinien, Gesetze (z. B. für Kinder und Jugendliche im Strafrecht) und Entscheidungen über Bildungsangebote (wann Kinder in eine Betreuungseinrichtung gehen sollten). Modelle der Entwicklung: 1. Eriksons psychosoziale Entwicklung: Acht Lebensphasen, in denen Menschen verschiedene psychische Herausforderungen überwinden müssen. 2. Piagets kognitive Entwicklung: Kinder durchlaufen 4 Stadien der geistigen Entwicklung (z. B. denken sie in der Kindheit konkret und später abstrakt). 3. Kohlbergs moralische Entwicklung: Wie sich das moralische Denken von Menschen entwickelt. 4. Freuds psychosexuelle Entwicklung: Wie die frühen Kindheitserfahrungen das spätere Verhalten beeinflussen. Anlage-Umwelt-Problematik: Anlagen (Gene) und Umwelt (Erziehung, Erfahrungen) beeinflussen gemeinsam die Entwicklung. ➔ Nativismus: Gene bestimmen die Entwicklung. ➔ Empirismus: Die Umwelt prägt den Menschen (wie „leere Tafel“). ➔ Mittelposition: Beide – Gene und Umwelt – wirken zusammen. Epigenetik: Epigenetik: untersucht, wie Umweltfaktoren die Gene beeinflussen, ohne sie zu verändern. Umwelt und Gene wirken also miteinander und beeinflussen die Entwicklung. Das Marshmallow-Experiment ist ein bekanntes psychologisches Experiment, das von Walter Mischel entwickelt wurde, um die Selbstkontrolle und die Fähigkeit zur Belohnungsaufschiebung zu untersuchen. Ablauf: Kinder wurden in einen Raum gesetzt und vor ihnen lag ein Marshmallow. Sie erhielten die Anweisung, dass sie das Marshmallow sofort essen könnten, aber wenn sie es 15 Minuten lang unberührt lassen, bekämen sie zwei Marshmallows. Mischel wollte herausfinden, wie gut die Kinder ihre Impulse kontrollieren konnten, um eine größere Belohnung zu erhalten. Ergebnisse: Einige Kinder konnten warten und erhielten später die doppelte Belohnung. Andere Kinder aßen das Marshmallow sofort. Langfristige Beobachtungen: Jahre später zeigte sich, dass die Kinder, die es geschafft hatten, den Marshmallow zu widerstehen, in vielen Bereichen des Lebens erfolgreicher waren (z. B. bessere schulische Leistungen und stabilere Lebensumstände). Schlussfolgerungen: Das Experiment zeigt, dass Selbstkontrolle eine wichtige Fähigkeit für langfristigen Erfolg ist. Es legt nahe, dass die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben, mit späterem Erfolg und positiven Lebensgewohnheiten zusammenhängt. Kritische Anmerkung: Neuere Forschungen zeigen, dass auch soziale und familiäre Faktoren eine große Rolle bei der Fähigkeit zur Selbstkontrolle spielen können. Bindung in der frühen Kindheit Kinder entwickeln im ersten Lebensjahr eine enge Bindung zu Bezugspersonen durch Körperkontakt und einfühlsames Reagieren. Eine sichere Bindung entsteht, wenn das Kind Liebe und Trost bei negativen Gefühlen erfährt. Harry Harlow’s Studie (1958) Makakenaffen wurden von ihrer Mutter getrennt und wählten mehr Zeit bei der "Flauschmutter" (mit Wärme) statt der "Drahtmutter" (mit Milch). Schlussfolgerung: Emotionale Nähe ist wichtiger als die Nahrungsaufnahme für Bindung und Sicherheit. Bedeutung der Bindungsforschung Bindung wird durch Körperkontakt und Fürsorge gefördert, nicht nur durch Nahrungsaufnahme. Heute wird Trennung von Bezugspersonen in schwierigen Situationen vermieden. Fremde-Situations-Test (Ainsworth) Ein Test, um die Bindungstypen von Kleinkindern zu messen, basierend auf ihrer Reaktion auf Trennung und Wiedervereinigung mit Bezugspersonen. Eriksons 8 Stadien der psychosozialen Entwicklung 1. Vertrauen vs. Misstrauen (0–1,5 Jahre) → Vertrauen entsteht durch liebevolle Fürsorge. 2. Autonomie vs. Zweifel (1,5–3 Jahre) → Kind lernt Selbstständigkeit (Laufen, Sprechen). 3. Initiative vs. Schuld (3–6 Jahre) → Erkunden der Welt, eigene Ideen entwickeln. 4. Kompetenz vs. Minderwertigkeit (6–Pubertät) → Erfolg in Schule und sozialen Kontakten stärkt Selbstvertrauen. 5. Identität vs. Verwirrung (Jugend) → Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Werte. 6. Intimität vs. Isolation (frühes Erwachsenenalter) → Aufbau enger Beziehungen und Partnerschaften. 7. Generativität vs. Stagnation (mittleres Erwachsenenalter) → Engagement für Familie, Beruf und Gesellschaft. 8. Ich-Integrität vs. Verzweiflung (hohes Alter) → Rückblick auf das Leben, Akzeptanz oder Reue. Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung Jean Piaget beschrieb, wie sich das Denken von Kindern verändert. Sie lernen durch Schemata, die sich durch Assimilation (Anpassen neuer Infos an bestehendes Wissen) und Akkommodation (Verändern von Schemata) weiterentwickeln. Die 4 Entwicklungsstufen: 1. Sensumotorische Phase (0–2 Jahre) → Kind lernt durch Sinne und Bewegung; erkennt, dass Dinge auch existieren, wenn sie nicht sichtbar sind (Objektpermanenz). 2. Präoperatorische Phase (2–7 Jahre) → Kind denkt egozentrisch, fokussiert auffällige Merkmale, beginnt symbolisch zu denken. 3. Konkret-operatorische Phase (7–11 Jahre) → Kind versteht das Invarianzprinzip (z. B. gleiche Menge Wasser in verschiedenen Gläsern bleibt gleich) und kann logisch über konkrete Dinge nachdenken. 4. Formal-operatorische Phase (ab 11 Jahren) → Kind kann abstrakt und logisch denken, Hypothesen aufstellen und Schlüsse ziehen. Sprachentwicklung: Universalgrammatik vs. Gebrauchsbasiertes Modell 1. Universalgrammatik (Chomsky) Menschen besitzen ein angeborenes Sprachwissen. Language Acquisition Device (LAD): Hilft Kindern, Sprache intuitiv zu erfassen. Sprachliche Universalien: Alle Sprachen haben gemeinsame Strukturen (z. B. Verben, Satzbau). Hypothesenbildung & Bewertung: Kinder hören Sprache, erstellen Regeln und testen sie. Kritik: Sprachen sind zu unterschiedlich, daher wurde die Theorie angepasst → einziges universelles Merkmal ist Rekursion (Einbetten von Phrasen). 2. Gebrauchsbasiertes Modell Sprache wird durch Nachahmung, soziale Interaktion & Erfahrung erworben. Grammatische Regeln entstehen durch Gebrauch, nicht durch angeborenes Wissen. Sprachentwicklung in Stufen: o 6–8 Wochen: Gurrlaute o 4 Monate: Erkennen des eigenen Namens o 9–13 Monate: Annäherung an Muttersprache o 18 Monate: Wortschatzexplosion (~100 → 1000 Wörter mit 3 Jahren) o 20 Monate: Erste Zweiwortsätze, dann Mehrwortsätze & „Ich“-Verwendung o 3 Jahre: Erzählen kurzer Geschichten o 6 Jahre: ~2500 Wörter 3. Impulskontrolle & Sprache Korrekte Verbformen erfordern die Fähigkeit, Fehler zu vermeiden. 4. Wiener Schule der Entwicklungspsychologie (Charlotte Bühler) Entwickelte moderne Entwicklungspsychologie. Beobachtete Kinder in Alltagssituationen über 24 Stunden. 1935 gründete sie ein eigenes Institut, später Emigration in die USA. ➡ Fazit: Chomskys Theorie erklärt den schnellen Spracherwerb, ist aber umstritten. Das gebrauchsbasierte Modell betont, dass Sprache durch Nutzung und Interaktion gelernt wird. Freuds Theorie der Sexualentwicklung Sigmund Freuds Theorie der Sexualentwicklung ist umstritten und wird heute weitgehend als unwissenschaftlich angesehen. Dennoch hatte sie großen kulturellen Einfluss. Freud ging davon aus, dass Kinder von Geburt an sexuelle Triebe haben und durch verschiedene Phasen zu einer reifen Sexualität gelangen: 1. Orale Phase (0–2 Jahre) Bedürfnisbefriedigung durch den Mund (Saugen, Essen). Störungen können zu Ersatzbefriedigungen wie Rauchen oder Nägelkauen führen. 2. Anale Phase (2–3 Jahre) Lustgewinn durch Kontrolle des Stuhlgangs. Störungen können Geiz oder übertriebene Freigiebigkeit begünstigen. 3. Phallische Phase (3–5 Jahre) Lustempfinden durch Penis/Klitoris. Entwicklung des Ödipus-Komplexes (Begehren des gegengeschlechtlichen Elternteils). ➡ Fazit: Freuds Modell ist aus heutiger Sicht nicht wissenschaftlich belegt, beeinflusste aber die Psychologie und Kultur nachhaltig. KONTROLLFRAGEN Anlage-Umwelt-Problematik 1. Frage, ob Entwicklung stärker durch genetische Veranlagung (Anlage) oder durch Umwelteinflüsse bestimmt wird. Heute wird meist ein Wechselspiel beider Faktoren angenommen. 2. Modelle der Entwicklung von Kindern & Erwachsenen Jean Piaget (kognitive Entwicklung in 4 Phasen) Erikson & Erikson (psychosoziale Entwicklung in 8 Stufen) Freud (psychosexuelle Entwicklung) Bindungstheorie nach Bowlby (sichere vs. unsichere Bindung) 3. Schlüsse aus dem Marshmallow-Experiment Fähigkeit zur Impulskontrolle sagt späteren Erfolg voraus (z. B. bessere Schulnoten, soziale Stabilität). Selbstregulation ist trainierbar. 4. Bedeutung der Bindung für die Entwicklung Sicher gebundene Kinder entwickeln bessere soziale & emotionale Kompetenzen. Frühe Bindung beeinflusst spätere Beziehungen und Selbstvertrauen. 5. Bindungstypen nach Ainsworth Sicher gebunden (vertrauensvolle Beziehung) Unsicher-vermeidend (distanziert, wenig Vertrauen) Unsicher-ambivalent (ängstlich, klammernd) Desorganisiert (widersprüchliches Verhalten, oft bei Traumata) 6. Entwicklungsaufgaben nach Erikson & Erikson 8 Stufen psychosozialer Entwicklung (z. B. Urvertrauen vs. Misstrauen, Identität vs. Rollenkonfusion). Jede Phase erfordert Bewältigung einer zentralen Herausforderung. 7. Kognitive Entwicklung eines Kindes (nach Piaget) Sensumotorisch (0–2 J.): Objektpermanenz, erste Denkmuster Präoperatorisch (2–7 J.): Egozentrismus, symbolisches Denken Konkret-operatorisch (7–11 J.): Logisches Denken über konkrete Dinge Formal-operatorisch (ab 11 J.): Abstraktes, hypothetisches Denken 8. Argumente für & gegen Universalgrammatik (Chomsky) Pro: Kinder lernen Sprache schnell & fehlerfrei, unabhängig von Umweltreizen. Contra: Sprachen unterscheiden sich stark, gebrauchsbasiertes Lernen erklärt Sprachentwicklung auch. 9. Bedeutung von Gebrauchsmustern für die Sprachentwicklung Kinder lernen Sprache durch soziale Interaktion & Wiederholung. Sie erkennen Strukturen durch Hören und Nachahmen (z. B. Satzmuster).

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