Skript Critical Thinking (German) PDF
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This document discusses critical thinking, correlation and causality, evaluating sources, digital competence, and the connection of digital competence and critical thinking. It touches upon the importance of precise definitions and different approaches to knowledge, highlighting the critical analysis involved in scientific and digital contexts. It also summarizes the need for critical evaluation of digital information sources.
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Skriptum Critical Thinking-85-100.pdf Kritische Analyse und Wissenschaft Kritische Analyse erfordert die Verwendung von präzisen Begriffen, um Missverständnisse zu vermeiden, da vage Begriffe wie “billig” oder “Fre- und” unterschiedlich interpretiert werden können. Der Weg zu präzise bes...
Skriptum Critical Thinking-85-100.pdf Kritische Analyse und Wissenschaft Kritische Analyse erfordert die Verwendung von präzisen Begriffen, um Missverständnisse zu vermeiden, da vage Begriffe wie “billig” oder “Fre- und” unterschiedlich interpretiert werden können. Der Weg zu präzise beschriebenen Begriffen führt über die Anwendung von präzisen Kriterien, was oft schwierig oder nur in relativ willkürlicher Weise möglich ist. Wissenschaft kann als Hilfe des kritischen Denkens dienen, indem sie ein System von menschlichem Wissen nach spezifischen Kriterien erhoben und nach bestimmten Regeln erworben hat. Der Begriff der Wissenschaft kann als Tätigkeit, Institution oder Ergebnis der Tätigkeit eingeordnet werden. Wichtige Kriterien der Wissenschaftstheorie sind die Intersubjektivität, die sprachliche Klarheit, die rationale Begründbarkeit und die Ideale Wahrheit, Begründung, Erklärung und Verstehen, Intersubjektivität sowie Selbstreflexion. Es gibt verschiedene wissenschaftstheoretische Ansätze, wie Rationalis- mus, Empirismus, Konstruktivismus und Realismus, die sich in ihren Kri- terien und Herkunft der Kenntnisse unterscheiden. Der kritische Rationalismus hat als Methode des Erkenntnisgewinns die kritische Auseinandersetzung mit Hypothesen, die widerlegbar sein müssen und jedes Wissen als vorläufiges Wissen ansehen. Korrelation und Kausalität Korrelation beschreibt den Zusammenhang zwischen zwei Variablen oder Ereignissen und kann durch den Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson ausgedrückt werden. Bei der Einordnung von Korrelationen zwischen zwei Ereignissen sind mehrere Möglichkeiten gegeben, und es ist wichtig, diese sorgfältig zu be- trachten. Kausalität kann nicht durch Korrelation bewiesen werden, und es gibt zahlreiche Arten von Fehlschlüssen, die beim Verknüpfen von Ursache und Wirkung auftreten können, wie z.B. Post-hoc-Fehlschluss, Fehlschluss der Verwechslung von Ursache und Wirkung und Analogismus. Bewertung von Quellen Bei der Bewertung von Quellen ist es wichtig, den Grad des Vertrauens zu überlegen, der ihnen entgegengebracht werden kann, und zwischen ver- schiedenen Arten von wissenschaftlichen Quellen wie Monografien, Her- ausgeberwerken, Aufsätzen in Fachzeitschriften und Working Papers zu unterscheiden. 1 Um den Inhalt von Quellen vollständig zu verstehen, sollten mehrdeutige Formulierungen erkannt und hinterfragt werden, und vage Begriffe sollten bis zu einer notwendigen Schärfe definiert werden. Digitalkompetenz Digitale Kompetenz ist die Fähigkeit, sich in einem digitalen Umfeld souverän zu bewegen, und umfasst verschiedene Mosaiksteine wie die Fähigkeit, digitale Programme oder Hilfsmittel zu bedienen, und die Fähigkeit, gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen zu unterlassen. Digitalkompetenz ist wichtig, um sich in einer schnelllebigen digitalen Welt zurechtzufinden und den Überblick zu behalten, und umfasst auch die Fähigkeit, die Qualität von digitalen Informationen zu beurteilen. Die Lernziele des Kapitels umfassen die Fähigkeit, den Begriff der Dig- italkompetenz einzugrenzen, den Zusammenhang zwischen Digitalkompe- tenz und kritischen Denken zu erläutern, und die Notwendigkeit von Dig- italkompetenz im Umgang mit sozialen Medien zu erläutern. Es gibt verschiedene Qualitätskriterien für Journalismus, die im Umgang mit digitalen Medien wichtig sind, und es gibt auch Kompetenzprofile für Digitalkompetenz und digitale Medienkompetenz, die beschrieben und erläutert werden können. Beispiele für die Gefahren im Umgang mit digitalen Medien umfassen Social Engineering, Phishing und Cyber-Mobbing, und es gibt auch Möglichkeiten, um die Qualität von digitalen Informationen zu beurteilen und Maßnahmen zur Abwehr von Phishing und anderen Bedrohungen zu ergreifen. In Projekten zur Förderung der digitalen Medienkompetenz geht es darum, Wissen zu vermitteln, für Risiken zu sensibilisieren und den gezielten, be- wussten und souveränen Umgang mit digitalen Medien zu trainieren, ins- besondere für Kinder und Jugendliche. Ein gesunder Umgang mit digitalen Medien ist jedoch kein Selbstläufer und erfordert eine fortwährende Entwicklung der digitalen Medienkompe- tenz, die als Lebenskompetenz in Beruf und Alltag unterstützt. Der Begriff der Digitalisierung und der Digitale Kompetenz sind eng miteinander verbunden und werden oft in unterschiedlichen Zusammen- hängen verwendet. Digitalkompetenz ist erforderlich, um Informationen kritisch einordnen zu können, die in digitaler Form vorhanden sind und durch unterschiedliche (digitale) Medien verbreitet werden. Beim Vergleich von Definitionen des Begriffes Digitalkompetenz fallen einige relevante Kriterien für kritisches Denken auf, wie z.B. die Fähigkeit, digitale Technologien anzuwenden und die digitale Transformation von Geschäftsprozessen voranzutreiben. Die EU-Kommission hat einen Gemeinsamer europäischer Referenzrah- men für Sprachen für digitale Kompetenzen erarbeitet, der digitale Kompetenzen in mehrere Bereiche untergliedert, wie z.B. Problemlösung, 2 Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Kooperation, Sicherheit und Datenschutz sowie die Erstellung digitaler Inhalte. Die Definitionen von Digitalkompetenz zeigen, dass es sich um eine kom- plexe Fähigkeit handelt, die in verschiedenen Kontexten erforderlich ist, insbesondere im Rahmen von Wissensarbeit und bei der Verarbeitung von Informationen. Die Definitionen von Digitalkompetenz beinhalten oft den Begriff kritis- ches Denken, da analytisches Denken, aktives Lernen, Kreativität, Orig- inalität, Eigeninitiative und kritisches Denken für die Zukunft benötigt werden, um in der digitalen Welt erfolgreich zu sein. Das Weltwirtschaftsforum (2018) betont, dass Überzeugen, Verhandeln, Belastbarkeit, Flexibilität, komplexe Problemlösungskompetenz und emo- tionale Intelligenz ebenfalls wichtige Fähigkeiten sind. Journalismus und Soziale Medien Im Umgang mit digitalen Informationen und Medien sind besondere Kom- petenzen erforderlich, da das Web 2.0 die Aufnahme und Beurteilung von Informationen beeinflusst hat und klassischen Journalismus teilweise in den Hintergrund gedrängt hat. Journalismus ist die zusammenfassende Bezeichnung für Tätigkeiten, die aktuelle Informationen inhaltlich gestalten, und umfasst Recherchieren, Bearbeiten, Präsentieren, Interpretation und Analyse von Meldungen. Die gesetzlich nicht geschützte Berufsbezeichnung Journalist wird für publizistisch tätige Personen verwendet, die Informationen sammeln, auswerten und prüfen, um sie über die Massenmedien an die Öffentlichkeit zu vermitteln. Leitlinien der journalistischen Arbeit sind gründliche Recherche, klare Trennung von redaktionellem Text und Anzeigen, Achtung von Pri- vatleben und Intimsphäre, Vermeidung unangemessener Darstellung von Gewalt und Brutalität sowie journalistische Sorgfaltspflicht. Im Vergleich zu sozialen Medien zeichnet sich Journalismus durch umfan- greiche Recherche und Prüfung von Informationen auf Wahrheitsgehalt und Quelle aus. Kritisches Denken ist erforderlich, um die Unterschiede zwischen Jour- nalismus und sozialen Medien zu erkennen und Informationen kritisch zu bewerten. Kritisches Denken kann durch die Arbeit von Journalisten unterstützt werden, die eine breite Informationsbeschaffung und -analyse durchführen, wodurch sich die Qualität der Informationen verbessert. Wenn diese vorgeleistete Arbeit nicht vorhanden ist, sollten wir selbst auf diese Schritte des kritischen Denkens zurückgreifen. Digitale Kompetenz und Medienkompetenz Digitale Kompetenz ist ein wichtiger Aspekt in der heutigen Zeit und 3 umfasst verschiedene Kompetenzen, die für eine effektive Nutzung von Informationen notwendig sind. Friedrichsen und Wersig (2020) listen fünf wichtige Kompetenzen auf, die für eine digitale Kompetenz erforderlich sind: Digitale Kompetenz wird oft in Verbindung mit dem Begriff der Medi- enkompetenz betrachtet, der älter ist und sich nicht nur auf digitale Me- dien beschränkt. Das TRIMEKO-Modell ist ein Beispiel für ein strukturiertes Modell der Medienkompetenz, das drei Hauptdimensionen umfasst: Die Medienkompetenz umfasst drei Dimensionen: Medienanwendung, Me- dienkritik und Medienkunde. Die Dimension Medienanwendung setzt sich aus den zwei untergeordneten Faktoren digitale Kollaboration und digitale Mediengestaltung zusammen. Die digitale Kollaboration umfasst den individuellen, kreativen und kom- munikativen Ausdruck durch digitale Medien, einschließlich empathischer Kommunikation und dem Mut, die eigene Meinung zu vertreten. Die digitale Mediengestaltung beschreibt den produktiven Umgang mit digitalen Medien, einschließlich der Anpassung von Medien an individu- elle Bedürfnisse und der Gestaltung von Kommunikation, um Inhalte ver- ständlich zu machen. Die Medienkunde ist die dritte Dimension der Medienkompetenz und ist durch vier untergeordnete Faktoren gekennzeichnet: digitale Rechte, digi- tale Literacy, digitale Identität und digitale Sicherheit. Digitale Rechte umfassen das Wissen über Rechte und Lizenzen im Inter- net, einschließlich des Wissens darüber, dass Inhalte nicht einfach kopiert oder geteilt werden dürfen. Digitale Literacy bezieht sich auf das kritische Prüfen von Informationen aus dem Internet und die kompetente Entscheidung, wann welche Anwen- dungen sinnvoll nutzbar sind. Die digitale Identität kennzeichnet die Nutzung unterschiedlicher Profile im Internet, je nach Verwendungszweck, und die Überprüfung eigener Spuren im Internet. Die digitale Sicherheit umfasst den Schutz persönlicher Daten, die Sicher- heit der eigenen Geräte und die Kenntnisse darüber, wie mit einer Bedro- hung der Geräte-Sicherheit umzugehen ist. Es gibt Schnittstellen zwischen Medienkompetenz und kritischem Denken, insbesondere im Bereich digitaler Literacy, wo kritisches Prüfen von Infor- mationen Teil der Medienkompetenz ist. Ein Beispiel für die Bedeutung von kritischem Denken in der digitalen Welt ist der Facebook-Chatbot “Blender Bot”, der Falschbehauptungen und beleidigende Aussagen tätigt, und zeigt, wie wichtig es ist, Informationen kritisch zu prüfen. Der Chatbot “Blender” von Meta hat in einem Gespräch falsche Informa- tionen verbreitet, wie z.B. dass Donald Trump noch US-Präsident sei, und antisemitische Verschwörungserzählungen als “nicht unplausibel” bezeich- net. 4 Meta erklärt auf seiner Webseite, dass der Chatbot Teil der Forschungsar- beit des KI-Teams ist und dass das Ziel darin besteht, KI-gestützte Di- alogsysteme zu verbessern. Trotz Bemühungen kann der Chatbot noch immer unhöflich sein und unwahre oder widersprüchliche Aussagen treffen, weshalb Nutzer aufge- fordert werden, Beleidigungen zu melden und als unangemessen zu markieren. Ein ähnlicher Fall ereignete sich mit dem südkoreanischen Chatbot “Lee Luda”, der offline genommen werden musste, weil er rassistisch und homo- phob wurde, nachdem er durch die Analyse alter Chatverläufe sprechen lernte. Der Blender-Bot ist derzeit nur in den USA verfügbar, aber Meta arbeitet daran, den Service in weiteren Ländern zur Verfügung zu stellen. Social Engineering und Phishing Die Verbindung von Digitale Kompetenz und kritischem Denken bedeutet auch, dass ein kritischer Umgang mit konkreten digitalen Medien erlernt und angewendet wird, wie z.B. im Umgang mit Chatbots. Social Engineering bezeichnet den Angriff auf IT-Systeme über den Zu- gang durch Menschen, da IT-Systeme oft besser geschützt sind als die Menschen, die sie bedienen. Social Engineering kann sowohl online als auch offline stattfinden, wie z.B. durch das Ausgeben als Mitarbeiter eines Lieferdienstes, um Zutritt zu sensiblen Räumen zu erhalten. Ein Beispiel für Social Engineering im Internet ist Phishing mithilfe von E-Mails, bei dem versucht wird, sensible Informationen zu erhalten. Der wesentliche Punkt bei Social Engineering ist, dass sich solche Angriffe ausschließlich durch ein entsprechendes Bewusstsein bei den Menschen ver- hindern lassen, da technische Sicherheitsstufen zwar teilweise erschweren, aber letztlich nicht verhindern können. Phishing ist ein Versuch, geheime Daten wie Passwörter zu erhalten, indem Betrüger die Opfer täuschen. Der wichtigste Schutz vor Phishing ist die Kenntnis, dass seriöse Un- ternehmen wie Banken, Online-Shops und Kleinanzeigen-Plattformen niemals direkt nach Kundendaten per Mail fragen. Phishing-Attacken verwenden oft echte Firmenlogos und -slogans sowie Links zu täuschend echten Webseiten, um die Opfer zu täuschen. Ein Beispiel für eine Phishing-Mail zeigt, wie der Benutzer aufgefordert wird, auf einen Hyperlink zu klicken, um seine Kontoinformationen zu aktualisieren. Fake News erkennen Um Fake News zu entlarven, ist es wichtig, die Plausibilität der Informa- tion zu überprüfen. 5 Wenn eine Nachricht oder ein Video zu sensationell oder unglaubwürdig erscheint, sollte man misstrauisch sein. Es ist ratsam, den Absender der Nachricht zu überprüfen und zu fragen, woher die Information stammt. Eine kurze Recherche im Internet kann helfen, die Glaubwürdigkeit der Information zu überprüfen. Es ist wichtig, die Originalquelle der Information zu überprüfen und zu sehen, ob sie vertrauenswürdig ist. Man sollte auch das Interesse der Verfasser der Information überprüfen und fragen, ob sie ein bestimmtes Ziel verfolgen. Die Autoren Lüdemann und Hegemann (2022) werden als Quelle für die Informationen über Fake News genannt. Informationen im Netz können wahr sein, aber auch einseitig oder von Eigeninteressen geprägt sein, daher ist es wichtig, die Quelle zu über- prüfen. Man sollte prüfen, wer hinter einem Medium oder einer Website steckt, ob es sich um öffentlich-rechtliche Presse, ein Unternehmen, eine NGO oder eine politische Stiftung handelt. Es ist ein Unterschied, ob jemand eine Kampagne verfolgt, etwas verkaufen oder Spenden sammeln möchte oder komplett unabhängig berichtet. Man sollte auch prüfen, ob es weitere Quellen gibt, die dieselbe Informa- tion bestätigen, insbesondere wenn große Medien wie der Spiegel, die Süd- deutsche, die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder das ZDF nicht darüber berichten. Wenn eine Information nicht verifizierbar ist oder nicht den wis- senschaftlichen Maßstäben entspricht, sollte man sehr skeptisch sein. Der Kontext ist wichtig, ein Zitat kann leicht verändert oder aus dem Kontext gerissen einen völlig neuen Sinn ergeben. Man sollte immer in die Originalquelle schauen, um zu prüfen, ob die Information korrekt ist und nicht aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Die Qualifikation des Verfassers ist wichtig, Journalistinnen und Journal- isten lernen in ihrer Ausbildung, Quellen auf Glaubwürdigkeit hin zu über- prüfen. Akademische Titel, klangvolle Institutsnamen oder hohe Einschaltquoten sind keine Garantie dafür, dass alles stimmt, was Fachleute verbreiten. Die Kompetenz von Menschen zu beurteilen ist nicht einfach, aber man kann sich die Arbeitsweise anschauen und prüfen, ob jemand spezialisiert auf das Thema ist, unterschiedliche Quellen zitiert und Fehler korrigiert. Wenn jemand einen finanziellen oder persönlichen Vorteil davon hat, eine Ansicht zu verbreiten, sollte man skeptisch bleiben. Digitalkompetenz und kritisches Denken Digitale Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, digitale Technologien anzuwenden sowie im Rahmen von Aufgaben zu nutzen. Kritisches Denken ist eine wichtige Kompetenz, um in einer digitalen 6 Zukunft die Aufgaben in der Arbeitswelt, aber auch im Privatleben zu erfüllen. Wichtige Prinzipien von Journalismus sind das umfassende Recherchieren, das Auswerten und Prüfen von Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt sowie die Einordnung von Informationen vor dem Hintergrund der jeweili- gen Quelle. 7