Qualitative Methoden Skript PDF

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This document provides an overview of qualitative research methods, particularly focusing on media research. It discusses the importance of considering both quantitative and qualitative approaches when investigating phenomena, such as media violence. The document also explores different qualitative research methods, including interviews, participant observation, and content analysis.

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11.10.2024 Was macht qualitative Medienforschung? -> Entstehung von subjektiven Bedeutungen durch Kommunikation und medialen Angeboten Fallbeispiel: „Bodycount-Debatte“ - Grundsatzdiskussion von Kommunikations- und Medienwissenschaften über Wirkung von Gewaltdarstellung - kausaler Zusammenhang,...

11.10.2024 Was macht qualitative Medienforschung? -> Entstehung von subjektiven Bedeutungen durch Kommunikation und medialen Angeboten Fallbeispiel: „Bodycount-Debatte“ - Grundsatzdiskussion von Kommunikations- und Medienwissenschaften über Wirkung von Gewaltdarstellung - kausaler Zusammenhang, fallbezogene Wirkung oder Reflexion von Gewalt? Kommunikationswissenschaft: quantitative Methoden Untersuchung eines Merkmals bei vielen Fällen Hypothese: kausaler Zusammenhang von Anzahl der Leichen in Medien zu realem gesellschaftlichem Gewaltpotenzial medienwissenschaft: qualitative Methoden 1 Fall untersucht mit entsprechendem Kontext Hypothese: Medien reflektieren vorhandenes Gewaltpotenzial —> gleiche Berücksichtigung von quantitativen und qualitativen Methoden notwendig —> „Methodendemut“: was können gewählte Methoden nachweisen und was nicht Quantitative vs Qualitative Forschung Quantitative Forschung: Prinzipien der Qualitativen Forschung: - - Subjektzentriert/orientiert am konkreten Fall - Fragestellungen drehen sich um Bedeutung und Interpretation - Berücksichtigung von Kontext Qualitative Forschungsfragen Anwendungsbereiche qualitativer Forschung: - Hypothesengenerierung (für quantitative Forschung) - Ausdifferenzierung quantitativer Forschungsergebnisse - Einblick in komplexe Lebensrealitäten als eigenständige qualitative For Anwendungsgebiete: - Gesundheitswesen - soziale Arbeit - Bildung - Marketing - Stadtplanung - Medienforschung - Politik Bsp.: - Welche Bedeutung hat Film in Bezug auf …? 25.10.2024 - Wie verhalten sich Personen in bestimmten sozialen Situationen Interpretative Mediensoziologie Theorie: Rezipierende eignen sich Medieninhalte mit interpretativen Prozessen an - wechselseitiges Verhältnis von medialem Angebot und Mediennutzung - durch qualitative und interpretative Methoden - wie deuten Menschen soziale Medieninhalte Qualitative Fragestellungen (Film) - „Wie reagieren Rezipierende unmittelbar auf den Film?“ -> Teilnehmende Beobachtung - „Welche Bedeutung hat Film x in Bezug auf y?“ -> Filmanalyse, Inhaltsanalyse - „Wie nehmen subjektive Rezipierende die Darstellung von x war?“ -> qualitative Interviews - „Welche mediale Anschlusskommunikation ergibt sich? Worüber wird kommuniziert?“ -> Foren- und Kommentarspaltenanalyse Design und Prozess qualitativer Forschung 1. Exploration des Forschungsfelds 2. Forschungsfrage - welches Themenfeld - welche Forschungsfrage hat besondere Relevanz? - wer beschäftigt sich mit Themenfeld - Adressat der Forschungsfrage - bereits bearbeitete Forschungsfragen - Vorraussetzungen -> behindern sie Forschungsfrage - Forschungslücken - Ziele der Forschung - Eingrenzung des Forschungsgegenstands? - Forschungsfrage: kur, offen, klar formuliert - Fallstudie vs. Vergleich vs. Feldforschung 3. geeignete Methode - qualitative Inhaltsanalyse 4. Theoretical Sampling -> mediale Texte unter besonderen Gesichtspunkten analysieren - Forschungsinstrument wählen - Analyse audiovisueller Texte - ist Material repräsentativ? -> berücksichtigt narrative, auditive und visuelle Strategien - begründete Auswahl, die anhängig vom Forschungsinteresse ist -> bezieht Text, Subtext und Kontext ein - deduktiv oder induktiv - teilnehmende Beobachtung -> alltägliche Handlungspraktiken zum ethnographischem Verständnis - Chat-, Foren-, Kommentarspaltenanalyse 5. Datenerhebung -> Verständnis von Kommunikationsformen/-mustern - konservierend - Grounded Theory -> auditive, visuelle, textuelle Dokumentation -> Theorieentwicklung aufgrund qualitativer Daten - rekonstruktiv -> Gedächtnisprotokoll, Forschungstagebuch 6. Transkription - Umwandlung der Rohdaten zu Forschungsdaten 7. Codierung - Logozentrismus —> Sprache als Quelle der Wahrheit/Zugang zur Realität - Aussagen strukturieren -> zusammenfassende Begriffe - Basistranskription (wesentliche Elemente) vs. Feintranskription (auch non-verbal) - sekundäre Inhaltsanalyse - Transkription ist bereits Beginn der Interpretation! - Offenes Kodieren: Textstellen zusammenfassen - Axiales Kodieren: Konzepte in Kategorien zusammenfassen 8. Auswertung 9. Diskussion 10. Fazit - Ergebnisse auf ursprüngliche Frage spiegeln - mit Prinzipien/Gütekriterien abgleichen - wichtigste Ergebnisse zusammenfassen - Vornahmen berücksichtigen - Forschungslücken identifizieren - auf gestellte Frage antworten - mögliche Anschlussforschungen zeigen Gütekriterien der qualitativen Forschung (Mayring) Prinzipien der qualitativen Forschung - Verfahrensdokumentation - intersubjektive Nachvollziehbarkeit -> welche Methoden und warum - innere Systematik - Regelgeleitet - (Wiederholbarkeit unter gleichen Vorraussetzungen) -> welche Regeln folgt die Auswertung (induktiv, deduktiv..) - argumentative Interpretationsabsicherung -> wie begründet man unterschiedliche Vorraussetzungen - kommunikative Validation -> gleiche Ergebnisse, wenn unterschiedliche Forscher die Daten interpretieren? - Triangulation -> Ergebnisse ähnlicher Forschungen -> Einfügung der eigenen Forschung 15.11.2024 Paradigmen qualitativer Forschung Exemplarisches Paradigma: induktive und deduktive Forschung Hermeneutisch-interpretatives Paradigma: Konstruktivitismus und symbolischer Interaktionismus Exemplarisches Paradigma Grundannahme: in einem Beispiel finden sich Elemente größerer Zusammenhänge -> „neben meinem Beispiel gibt es andere Fälle, die sich ähnlich verhalten“ Tarde-Durkheim-Debatte: - Ausgangsfrage: wie lassen sich soziale Phänomene erklären? Welche Bedeutung hat Individuum in Gesellschaft Deduktive Forschung: Induktive Forschung - geht von Theorie aus: Das Große findet sich im Kleinen wieder - geht von Beobachtung aus - Forschungspraxis: Forschungsdaten zu Kategorien/Konzepten zuordnen -> Einzelbeobachtungen ergeben Annahmen zu größeren Zusammenhängen - Forschungspraxis: Identifikation von Kategorien/Konzepten durch Hermeneutisch-verstehendes Paradigma Analyse qualitativer Daten - Hermeneutisch = erklären, auslegen, übersetzen - Ursprung: Analyse religiöser und literarischer Texte —> subjektive Perspektiven im Kern der Forschungsinteresse Konstruktivismus Symbolischer Interaktionismus - „Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt“ - „Denken setzt immer ein symbol voraus“ - „wir sehen nicht, was wir nicht sehen“ -> abhängig von Vorerfahrung, Erwartung, Kontext… - Baum der Erkenntnis (1984) - Grundsatz: -> Wirklichkeit und Wahrnehmung/Beobachtung und Beobachter kann man -> Bedeutungen entstehen, wenn durch die Interpretation von Zeichen nicht trennen Handlungen resultieren, die Folgen nach sich ziehen -> Beschreibung von Wirklichkeit ist immer eine Beschreibung von - Gegenmodell: Behaviorismus Beobachtenden - menschliches Handeln beruht auf subjektiver Interpretation von Symbolen -> Wirklichkeit nur ausschnittsweise erfahrbar - Symbol: Zeichen, dass nicht mit realer Präsentation in Zusammenhang steht -> „blinde Flecken“ immer vorhanden - Interpretation durch intersubjektiv geteilten Symbolbedeutung - Folgen für qualitative Methoden - Prämissen nach Blumer -> subjektive Perspektive prägt Forschungsobjekt, Interpretation, Forscher -> man nimmt Bezug auf die Bedeutung die ein Ding für einen hat -> Interpretationen und subjektive Perspektiven offen legen -> Bedeutung = Produkt sozialer Interaktion - Perspektivität -> subjektive Interpretation, Adaption und Weiterentwicklung in Situation -> Zeitbezogenheit: Zeitpunkt der Analyse wirkt sich auf Ergebnis aus - Folgen für qualitative Forschung -> Subjektbezogenheit: Forschende sind Teil von Forschungsprozess -> Grounded Theory als Grundlage -> Blickrichtung: gewählter Fokus beeinflusst Ergebnis -> symolischer Interaktionismus setzt generalisierte und subjektive - Objektivität Bedeutungen in Dinge -> faktische Realität existiert unabhängig von Beobachtern -> hilft zu verstehen, wie soziale Konstruktionen und situative Kontexte sich - Intersubjektivität auf konkrete Situationen auswirken -> Argument muss durch unterschiedliche Subjekte nachvollziehbar sein -> Methoden: teilnehmende Beobachtungen, nicht-/teilstandardisierte —> qualitative Forschung will Intersubjektivität, nicht Objektivität! Interviews Qualitative Inhaltsanalyse = Analyse medialer Texte unter besonderen Gesichtspunkten oder zur Kategorienbildung -> Methode zur Erhebung und/oder Auswertung qualitativer Daten -> Systematisierung von Inhalten (ohne quantifizierung) -> bei allen Texten und audiovisuellen Inhalten Bestandteile der Inhaltsanalyse: 1. Bestimmung des theoretischen Zugangs 4. Festlegung der Analyseeinheiten -> welche Art von Inhaltsanalyse zu welchem Zweck -> unter welchen Gesichtspunkten wird Analyse durchgeführt 2. Festlegung des Materials -> induktiv (Feststellen von Kategorien) -> welches Material aus welchem Grund (Theoretical Sampling: gezieltes Sammeln -> vs. deduktiv (einordnen in bestehende Kategorien) von Daten, um Theorie zu entwickeln) 5. Intercoder-Reliabilität 3. Bestimmung der Analyserichtung -> Prüfung der Kategorien durch Zweitcodierer -> über welche Sender wird Aussage getroffen (Text, Rezipierende..) 6. Analyse und Interpretation Variante A: induktives Vorgehen Offene Codierung Axiale Codierung -> Identifikation von Konzepten -> Zusammenfassen von Konzepten in Kategorien - Analyse Zeile-für-Zeile/Wort-für-Wort - Kategorien erklären Phänomen - beschreibt, wie Text in Bezug zu Phänomen steht - Kategorien werden miteinander in Beziehung gesetzt und ihr Verhältnis Mögliche Fragen: wird geklärt - aus welcher Art von Studie kommen die Daten? - auf welche Kategorie weist Ereignis hin? - was geschieht in Daten? Welche Grundprobleme haben Akteure? Wie lässt es sich klären? Variante B: deduktives Vorgehen -> Kategorien existieren bereits -> Inhaltsanalyse ordnet sie in bestehende Kategorien ein Interpretationshilfe: - Methodenflexibilität: qualitative Verfahren dürfen an aktuellen Gegenstand angepasst werden - Absolute Aussagen vermeiden: abgeschwächte Formulierungen in Interpretation nutzen (x deutet auf y hin) - Gütekriterien beachten und „blinde Flecken“ im Design offen legen Teilnehmende Beobachtung Ethnografie - versucht soziale Handlungen verstehbar zu machen - Abgleich konkreter Beobachtungen mit bekanntem Wissen aus Literatur - subjektiver Sinn (einzelne Akteur*innen) vs. generalisierter Sinn (Gesellschaft) —> Teilnehmende Beobachtung Teilnehmende Beobachtung = Methode zum analysieren von alltäglichen Handlungen - häufig auch mit anderen qualitativen Methoden kombinierbar Ziele: 1- Überblick über (soziales) Handlungsfeld 2- differenzierter Einblick in ausgewählte Handlungsstrategien Prinzipien: - Unvoreingenommenheit - Systematik - nicht standardisiert Typen (bsp. Alien zum ersten mal in Vorlesung) - deskriptive Beobachtung: Feldsondierung und Erfassung der Komplexität („Was geht hier vor sich?“) - fokussierte Beobachtung: Identifikation wichtiger Aktionen, Prozesse und Verhaltensweisen („Wie verhalten sich die Leute?“) - selektive Beobachtung: differenzierte Herausarbeitung einzelner Handlungsstrategien („Was ist die soziale Funktion einer Vorlesung?“) Herausforderungen: - Abgrenzung zu nicht-teilnehmenden Beobachtungen - reflexive Distanz als Teilnehmer halten - moralische Verantwortung - Flüchtigkeit des Augenblicks -> konservierend (Verschriftlichung abhängig von Aufzeichnungsmedien) + nachträgliche Wiederholbarkeit - Genehmigung - Anwesenheit von Aufzeichnungsmedien verändert Situation - keine identische Rekonstruktion (Ton, Perspektive) -> rekonstruktiv (Erinnerung, z.B. mit „Memos“) + natürliches Erleben einer Situation - abhängig von Erinnerungsfähigkeit des Forschenden - Subjektivität des Forschenden? Qualitative Interviews -> Einblick in subjektive Lebensrealitäten Anwendungsbereiche: - Hypothesengenerierung (ggf. für quantitative Forschung) Typen qualitativer Interviews: - Ausdifferenzierung quantitativer Forschungsergebnisse Narratives Interview - Einblick in komplexe Lebensrealitäten als eigenständige qualitative Forschung - nicht-standardisiert - Interviewte*r erzählt Geschichte; Interviewer hört aktiv zu Prinzipien der qualitativen Interview: Problemzentriert und fokussierte Interviews - Offenheit - teilstandardisiert mit Leitfaden - Forschung als Kommunikation (Art der Kommunikation beeinflusst Ergebnis) - basierend auf Vorarbeit -> Ziel: Ausdifferenzieren von Ergebnissen - Prozesscharakter (zentral und beeinflusst Ergebnis; Forschungsrichtung und - problemzentriert (wechselnde Gesprächssteuerung) Hypothese können sich während Forschungsprozess wandeln - fokussiert (Interviewer steuert Gespräch) - Reflexivität von Gegenstand und Analyse Experteninterview -> doppelte Reflexivität: Interviewter reflektiert über sich, Interviewer - Leitfaden mit Fokus auf Expertise der Expert*innen reflektiert über Interviewten - Expertise und Vertrauen als Voraussetzung der Gesprächspartner -> Auswertung = Beobachtung zweiter Ordnung; Interviewer als erstes Teilnehmer (erste Ordnung), dann Analysierender (zweite Ordnung) - Explikation (Nachvollziehbarkeit und regelgeleitetes Vorgehen) Forschungspraxis: - Leitfaden: - max 1 DIn-A4-Seite - Schlüssel- und Eventualfragen - ggf. basierend auf Theorie und Vorahnung - ja/nein-Fragen, Suggestivfragen, geschlossene Fragen vermeiden - Prozess: - Einleitung/Check In, Aufnahme wesentliche Daten - Aufzeichnung Ton/Video: Gerätecheck, Aufzeichnungserlaubnis - Lenkung/Rezeption durch Interviewenden - Ermunterung zur subjektiven Erzählung - Fragen - hilfreich: Beziehung aufbauen, offenes Interesse, zum Erzählen anregen, Provokation - vermeiden: geschlossene Fragen, Suggestivfragen, komplizierte Fragen, Fragenketten, am Fragebogen hängen - nach Interview - Anonymisierung/Pseudonymisierung - Transkription - Auswertung (hermeneutisch oder inhaltsanalytisch) / 13.12.2024 Übungsblatt Weckruf Was wird kritisiert: - Psychotherapie in Deutschland ist sehr einseitig geworden - Verhaltenstherapie hat eine Überdominanz -> andere Schulen vernachlässigt Wie können qualitative Methoden helfen: - um sich auch mit Einzelfällen besser auseinandersetzten zu können Kommentarspaltenanalyse Theoretischer Hintergrund - vor-Digitale-Zeit: Identitätsbildung ist ortsgebunden (Mead 1973) -> im Abgleich mit „signifikanten“ und „generalisierten Anderen“ (=gesellschaftliche Erwartungshaltung) - Identität als Dreiklang -> I (Ich): eigener Antrieb (Kreativität…) -> Me (reflektiertes Ich): generalisierte Andere/Erwartung der Gesellschaft -> Self: permanente Aushandlung von I und Me -> Modell muss erweitert werden: „The Generalized Elsewhere“ - durch Massenmedien entfällt bei Identitätsbildung die Bindung an Ort und Zeit - permanenter Abgleich mit allen potenziell verfügbaren Identitäten -> Verfügbarkeit anderer Lebensvorstellungen ist allgegenwärtig und ein permanenter Abgleich findet statt Folgen: - alle gesellschaftlichen Diskurse werden im Internet sichtbar gemacht - Internet = eigenständiger sozialer Handlungsraum, der unter besonderen medialen Bedingungen funktioniert - tradierte Trennung von Produzent und Rezipient wird aufgelöst -> „Prosumer“ -> neue Methoden zur Analyse benötigt Fokus der Foren-, Chat-, Kommentarspaltenanalyse Forschungspraxis Wichtig: Medien erzählen zu ihren eigenen Bedingungen —> Kein Spiegel der Gesellschaft Inhalt: - wie lassen sich inhaltliche Kernaussagen zusammenfassen? Ziel: - gibt es dominante/abweichende Meinungen? menschliches Verhalten in digitalen Medien analysieren - werden aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen in den diskutierten Themen -> Selbstdarstellung, Kommunikationsstruktur, Interaktion reflektiert? (Abgleich mit anderen Quellen nötig? Fokus: Handlungsstruktur: - Inhalts- und Themenstruktur: zentrale inhaltliche Aussagen - genereller Diskussionsstil (sachlich, persönlich, beleidigend) - Handlungsstruktur: Argumentationsmuster und Sprachstile - Struktur der Diskussion (stringent; verschachtelt, Brüche?) - Akteursstruktur: Online-Persona - spezielles Wissen erforderlich um Diskussionsfluss folgen zu können? Akteure: Mediale Besonderheiten: - Inszenierung der Diskussionsteilnehmenden - textbasierte Kommunikationsform (nonverbale Elemente fehlen) - wahrnehmbare Machtgefälle zwischen Diskussionsteilnehmenden - Synchron (Chat) oder asynchron (Foren-/Kommentarspalten) - moderates Einwirken? - Inhalte sind öffentlich (Kommentarspalten), halb-öffentlich (öffentliche Theoretical Sampling: Gruppen) oder geschlossen (private Gruppen) - Relevanz: anhängig von Forschungsfrage - Kommunikationsteilnehmende sind gleichzeitig privat (eigener - Minimalvergleiche: ähnliche Beispiele vergleichen; gemeinsame Merkmale finden Computer in Wohnung) und semi-öffentlich (Internet-Persona) - Maximalvergleiche: möglichst unterschiedliche Beispiele und Differenzen begründen Kommunikative Besonderheiten: Analyse und Auswertung: - „nacheinander“ statt „gleichzeitig“ - Fokus je nach Fragestellung - multimediale Elemente können Gesprächsfluss unterbrechen - hermeneutisch-verstehend oder inhaltsanalytisch - Moderationsfunktionen können Aussagen, Verläufe etc. nachträglich ändern, zensieren, sinnentstellen -> Umgangssprache möglich -> Emojis, die non-verbale Signale zu suggerieren Vorteile und Nachteile der Kommentarspaltenanalyse Vorteile: Nachteile: - zugänglich - haben analysierte Kommentare exemplarische Stellvertreterfunktionen? - Einblick in aktuelle gesellschaftliche Diskurse/Konfliktpotenziale - Anonymität - bildet verschiedene gesellschaftliche Perspektiven ab? - wie eindeutig sind Interpretationen? Übung: Hamburger Schule Akteure: - Musikbewegung in 1990er Jahren: Gesellschafts-, Medien-, Kapitalismuskritk in Popmusik - Bernd Begemann - wichtiger Vertreter: Blumfeld, die Sterne, Tocotronic -> früherer Hauptprotagonist - Anschlussdiskussion zu einer NDR-Dokumentation -> überzeugt, dass er der eine größere Rolle gespielt hat, als er bekommen hat Inhalt: -> ist überzeugt, dass Autorin keine Ahnung hat 1. Kritik an der Sendung - Christof Twickel 2. Begemann und seine Darstellung im Film -> hat bei Hamburger Verlag gearbeitet zur Zeit der Hamburger Schule 3. Feminismus-Debatte - Christiane Rösinger -> Teil der Frauen, die bei Hamburger Schule mitgemacht hat Handlungsstruktur: - Kerstin Grether - sehr persönlich (va bei betroffenen Personen) -> hat häufig eine Gegenmeinung - teilweise abweichende Diskussionen -> weniger über Thema, mehr auch gegen einzelne Personen -> schreibt sehr lange Kommentare (gegen Begemann) -> findet alles und jeden scheiße! - viele persönliche Angriffe -> setzt sich für die Frauen ein - viel Bezug wird auf andere Kommentare genommen Audiovisuelle Texte - Inhalte audiovisueller Medien sind mediale Texte, weil sie „gelesen“ und interpretiert werden - Analyse dient dazu, ein Tiefenverständnis zu erzeugen, das auch Kontext (Rahmung, Paratext, Hypertext) und Subtext (implizierte Bedeutung) offenlegt Analyse: - inhaltsanalytische und hermeneutisch-verstehende Methoden - induktive und deduktive Fragestellungen -> meist deduktiv - Fragestellung bezieht sich auf existierende Theorien, in die das Material eingeordnet wird - narrative, visuelle und auditive Dimensionen werden berücksichtigt - nur Material wird „befragt“, nicht Produzent*in oder Konsument*in Fragestellung: - Klärung der Analyserichtung: worüber wird Aussage getroffen -> Ästhetik, Dramaturgie, gesellschaftliche Diskurse (NICHT Meinung von Produzent!) - ggf. Berücksichtigung der Dimensionen, Kontext und Subtext Prozes: - theoretische Grundlagen definieren - audiovisuelle Elemente deduktiv zu Kategorien zuordnen - induktiv: Konzepte über Vielzahl ähnlicher Produktionen feststellen + definieren Text: Kontext: - eigentliche mediale Werk mit (offensichtlichem) Zweck - Rahmen: zeigt an, wie mediales Produkt zu verstehen ist Formale Dimension - Klammern: grenzen verschiedene Rahmen voneinander ab - Modus: Verhältnis zur außermedialen Wirklichkeit (fiction) - Täuschung: verstecken Klammern (versteckte Kamera-Formate) - Gattung: Kombi der Darstellungs-/Nutzungsstrategien Paratext: -> Roman, Spielfilm, Hörspiel = Beiwerk zum Werk -> Rezensionen, Werbekampagnen, Interview - Genre: narrative Erzählmuster, Themen, Motive - prägen die Interpretation des Werks, bevor es selbst rezipiert wurde -> Krimi, Horror, Komödie Hypertext: - Format: Standard in Bezug auf Verwertbarkeit/Markt = stellen Verbindungen zu anderen medialen Werken her -> Casting Show, Dokusoap, TV-Quiz -> z.B. Empfehlungen von Netflix unter Filmen/Serien - Ähnlichkeitsbeziehungen werden nahegelegt Narrative Dimension: - Erzählwelt (Dignese): Ort, an dem Handlung spielt mit Subtext: eigenen Logik - nicht ausgesprochen - Dramaturgie: Heldenreise, 3-Akt-Struktur - impliziert - Aktanten: Personenkonstellationen - tiefere Bedeutungsebene -> Antagonist, Protagonist Ästhetische Dimension: - Bildgestaltung: -> objektive/subjektive Kamera, Einstellungsgröße, Beleuchtung - Ton: -> Sounddesign - Montage 20.12.2024 Grounded Theory = induktives Verfahren, bei dem eine Theorie auf Grundlage qualitativer Daten entwickelt wird —> Einbeziehung von Mixed Methods bis zur theoretischen Sättigung „ Discovery of Theory from Data“ (Glaser/Strauss 1967) Wissenschaftliche Theorie: Theorie = Werkzeug, um Phänomene besser zu verstehen und ähnliche Sachverhalte einzuordnen -> beschreibt, erklärt, prognostiziert, bewertet Phänomene Reichweite: - Großtheorie -> weiter Geltungsbereich, versuchen übergreifende Zusammenhänge zu erklären -> z.B.: Allgemeine Systemtheorie (Niklas Luhmann) - Mittlere Reichweite -> eingeschränktes Beobachtungsfeld; gehen nicht krass tief in einzelne Situationen -> z.B.: Agenda-Setting-Theorie (McCombs/Shaws) - Mikrotheorie -> sehr enger und spezialisierter Fokus; konkrete, gegenstandsbezogene Beobachtung -> z.B.: Röwekamps Theorie zum Film Noir als Methode Gounded Theory - von Anselm Strauss und Barney Glaser entwickelt - Befürchtung: Wissenschaft bestätigt sich nur noch selber und erzeugt kein wirklich neues Wissen mehr - Wandel von Überprüfung von Hypothesen zu Generierung von neuem Wissen - orientiert sich an Meads Handlungsmodell - Reize = Daten, die während dem Forschungsprozess gesammelt werden und die Analyse beeinflussen - vages Handlungsziel vs. realistischer Handlungsverlauf - Forschungsinteresse wird beeinflusst von… … Vorurteilen … Vergleich mit bekannten Informationen … theoretischer Sensibilität (Fähigkeit, neue Daten in Bezug auf theoretische Konzepte zu erkennen und einzuordnen) -> Theorie = „mittlerer Reichweite/middle range“ Forschungsperspektive: Forschungspraxis: - Blickrichtung ohne Anfangshypothese - Input und Theorie sind ineinander verschränkt - Ziel: neue Theorie der middle range - Methodenmix aus qualitativer Forschung - v.a. Frage nach Bedeutung der Dinge - permanenter Vergleich - Vorgehen: Beziehungen herstellen: 1. Datenerhebung -> Sampling - Pänomene: Ausgangspunkt der Beobachtung? 2. Theorieelemente -> Sampling - Bedingungen: was führt zu Phänomen? 3. Vergleich - Kontext: unter welchen spezifischen Bedingungen? 4. Datenerhebung - Strategie: wie wird mit Phänomen umgegangen? 5. „theoretische Sättigung“ - Konsequenz: was ist Resultat? - Theorie gibt Aufschluss über - Bedingungen - Kontexte - Strategien - Konsequenzen von Phänomen Transkription Formen der Transkription: = Umwandlung/Verschriftlichung von Rohdaten - Basistranskription - häufig Voraussetzung für Analyse -> nur wesentliche Elemente - integraler Bestandteil des Forschungsprozesses - Feintranskription - Bereits Teil der Interpretation: Analysiert werden kann nur das, was in -> (fast) alle Elemente werden transkribiert Transkription erfasst wurde -> z.B auch Gesten, Tonhöhen, Schnitte -> wird nonverbales erfasst? Stimmklang? -> bestimmte Regeln müssen eingehalten werden - Transkriptionen werden in Bezug auf Verwertbarkeit in einem Forschungsprojekt erstellt und können (je nach Frage) mehr oder weniger Software-gestützte Transkription: Informationen enthalten - kann ggf. in Codierungstools weiter genutzt werden -> z.B Experteninterview benötigt weniger nonverbale Transkription Nachteile: - Fehleranfällig (Eigennamen) Bedingungen der Transkription: - undeutliches Reden wird nicht richtig aufgefasst - rekonstruktiv - ungenaue Feintranskription -> Gedächtnisprotokoll ist abhängig von Erinnerung - konservierend Timecodes und Filmzitat: -> aus Aufzeichnung; abhängig von medialen Bedingungen der Aufzeichnung Verschriftlichung audiovisueller Texte als Grundlage für Analysen - Timecodes (TC) grenzen zitierten Bereich ein „Objektivität der Medien“ - Quellenangabe: Mullholand Drive (USA 2001, Regie: David - mediale Aufzeichnungen ≠ objektiv Lynch) - Kameras haben „Blickwinkel“ -> zeigen nur Ausschnitt - Sequenzprotokolle als Grundlage für Feinanalysen von Szene - Tonspuren können Sprünge/Störungen haben - nicht-konservierbare Elemente bleiben unaufgedeckt Codierung: = Strukturierung von Aussagen in zusammenfassenden Begriffen Maximen: Ziel: Feststellung von Kategorien - Lesbarkeit (in Standardortographie) - Unbereinigt -> Dialekte bleiben erhalten Variante A: Induktives Vorgehen „Axial“ vs. Offen Variante B: Deduktives Vorgehen

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