Einführung in die Wirtschaftssoziologie - PDF

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Prof. Dr. Natascha Nisic

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Wirtschaftssoziologie Soziologie Sozialtheorien Makroökonomik

Summary

Diese Folien präsentieren eine Einführung in die Wirtschaftssoziologie. Sie behandeln zentrale Themen wie das Problem sozialer Ordnung (nach Hobbes) und die Markt-Lösung (nach Adam Smith), sowie weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung, darunter normativ, utilitaristisch, sozialkonstruktivistisch und systemtheoretisch. Weitere Punkte wie Klassiker der Wirtschaftssoziologie (Marx, Weber, Simmel, Schumpeter) werden ebenfalls erörtert.

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Bildquelle: siehe Folie 4 B.A. SOZIOLOGIE: MODUL "GEGENSTANDSBEZOGENE SOZIOLOGIEN“ EINFÜHRUNG IN DIE WIRTSCHAFTSSOZIOLOGIE SITZUNG 2: DAS PROBLEM SOZIALER ORDNUNG & KLASSIKER DER WIRTSCHAFTSSOZIOLOGIE aktuell: digitale Veranstaltung PROF. DR. NATASCHA NISIC Inhalt heut...

Bildquelle: siehe Folie 4 B.A. SOZIOLOGIE: MODUL "GEGENSTANDSBEZOGENE SOZIOLOGIEN“ EINFÜHRUNG IN DIE WIRTSCHAFTSSOZIOLOGIE SITZUNG 2: DAS PROBLEM SOZIALER ORDNUNG & KLASSIKER DER WIRTSCHAFTSSOZIOLOGIE aktuell: digitale Veranstaltung PROF. DR. NATASCHA NISIC Inhalt heute 1. Das Hobbessche Problem sozialer Ordnung & der Leviathan 2. Adam Smith und das Markt-Modell sozialer Ordnung 3. Weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung: normativ, erweitert utilitaristisch, sozialkonstruktivistisch, systemtheoretisch 4. Klassiker der Wirtschaftssoziologie - Marx - Weber - Simmel - Schumpeter 2 Thomas Hobbes (1588-1679): Leviathan Das Hobbessche Problem sozialer Ordnung Gedankenexperiment, das „Naturzustand“ des Menschen beschreibt Annahme: Eigeninteresse; Streben nach individueller Bedürfnisbefriedigung, für die Ressourcen notwendig sind; es kommt zum Wettbewerb um knappe Ressourcen In norm- und rechtslosem Zustand, in dem jeder die gleichen Rechte hat, wird jeder Akteur eine potenzielle Bedrohung für den anderen und dessen Leben, Ressourcen- und Güterverfügung → Krieg aller gegen alle: Es gibt keine Gesellschaft, keine Arbeitsteilung, keinen Tausch, keine Kultur Zentrale Frage: Wie ist unter diesen Annahmen soziale Ordnung (die Entstehung von Gesellschaft) möglich? Bildquelle: Abraham Bosse, Leviathan, Frontispiz von: Thomas Hobbes, Leviathan 1651. aus: Horst Bredekamp, Thomas Hobbes, der Leviathan. Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder 1651-2001. 2. Aufl. Berlin 2003. Hobbes' Vertragslösung: der Leviathan Hobbes Lösung: der „Gesellschaftsvertrag“ (Leviathan; Staat als Gewaltmonopol) Gemeinsame Übertragung der Ressourcen an einen überindividuellen Herrscher, den Leviathan, der die Einhaltung der Regeln überwacht = Übertragung des Rechts der Gewaltausübung an eine Zentralgewalt, den Staat → entspricht Prinzipien individueller Rationalität, weil sich alle dadurch besser stellen → Ordnung durch „Zwang“ Kritik an der Vertragslösung Problem: Wie kann es zu dieser Übertragung der Kontrolle an einen Dritten kommen, gerade unter den Bedingungen der Unsicherheit und des Misstrauens? Siehe dazu spieltheoretische Präzisierung in Sitzung 9 (Ökonomie und Vertrauen) → Leviathan ist „deus ex machina“ Adam Smith (1723-1790): The Wealth of Nations Adam Smith‘ Markt-Lösung: die „unsichtbare Hand“ des Marktes Soziale Ordnung entsteht unter eigeninteressierten Akteuren spontan (ohne Zwang) Eigeninteresse und gleichzeitige Abhängigkeit von anderen bei eigener Bedürfnisbefriedigung führt zu Kooperation und wechselseitiger Anpassung: individuelle Unterschiede in Ressourcenausstattung und Komplementarität von Kontrolle setzen Anreize zu Spezialisierung und Tausch Produktivitätserhöhende Spezialisierung und freier Tausch führen dann zu ökonomischem Wohlstand und gesellschaftlichen Fortschritt Individuelle Nutzenmaximierung einer Vielzahl von Individuen erzeugt einen kollektiv optimalen Zustand, der alle zufriedenstellt („Pareto-Optimalität“) → „unsichtbare Hand des Marktes“ Konkurrenz (wirkt disziplinierend) und aktiviert Selbstregulationskräfte des Marktes (Staat muss nur Rahmenbedingungen für freie Wettbewerbsmärkte sicherstellen) → Perspektive bestimmt bis heute die Ökonomik, insbesondere Neoklassik Adam Smith (1723-1790): The Wealth of Nations “It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker that we expect our dinner, but Adam Smith‘ Markt-Lösung: from their regard to their own self-interest. We die „unsichtbare Hand“ address des ourselves not Marktes to their humanity but to their self-love, and never talk to them of our own necessities, Soziale Ordnung entsteht but of their advantages” unter eigeninteressierten (1991 : Akteuren spontan (ohne 20) Zwang) Eigeninteresse und gleichzeitige Abhängigkeit von anderen bei eigener Bedürfnisbefriedigung führt zu Kooperation und wechselseitiger Anpassung: individuelle Unterschiede in Ressourcenausstattung und Komplementarität von Kontrolle setzen Anreize zu Spezialisierung und Tausch Produktivitätserhöhende Spezialisierung und freier Tausch führen dann zu ökonomischem Wohlstand und gesellschaftlicher Fortschritt Individuelle Nutzenmaximierung einer Vielzahl von Individuen erzeugt einen kollektiv optimalen Zustand, der alle zufriedenstellt („Pareto-Optimalität“) → „unsichtbare Hand des Marktes“ Konkurrenz (wirkt disziplinierend) und aktiviert Selbstregulationskräfte des Marktes (Staat muss nur Rahmenbedingungen für freie Wettbewerbsmärkte sicherstellen) → Perspektive bestimmt bis heute die Ökonomik, insbesondere Neoklassik Kritik an Markt-Lösung (utilitaristische Lösung) Durkheim: Keine stabile Ordnung aus rationalen, eigeninteressierten Akteuren: nur kurzfristige Interessenharmonie (bis sich Anreizbedingungen ändern) Tausch- und Vertragsbeziehungen sind grundsätzlich instabil, weil Verträge grundsätzlich unvollständig sind − Leistung und Gegenleistung ist nicht für alle auftretenden Eventualitäten definierbar (Unsicherheit und Mühe) → insb. bei längeren, wiederholten Tauschbeziehungen problematisch − Die Erfüllung ist bei manchen Transaktionen nur zu hohen Kosten nachprüfbar − Einzelne Ansprüche sind nicht einklagbar Nur bei simultanem, konditionalen, Spot-Austausch spontane Ordnung möglich (z.B. Schwarzmarkt), Sehr problematisch bei sukzessiven, diskreten (einmaligen) Transaktionen (Anreiz zu Zurückhalten der eigenen Leistung bei Vorleistung des anderen) Anreiz-, Koordinations- und Vertragsprobleme lassen bei vielen Transaktionstypen die „unsichtbare Hand“ erst gar nicht in Aktion treten Weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung in der Soziologie Die „normative Lösung“ (Durkheim, Parsons): soziale Ordnung durch normativen Konsens und Moral These: Soziale Ordnung lässt sich nicht durch eigennützige Handlungen erklären. Märkte haben soziale und institutionelle Voraussetzungen, die in den ökonomischen Konzeptionen zu den unexplizierten Randbedingungen gehören Durkheim: Arbeitsteilung erzeugt wechselseitige Abhängigkeit (organische Solidarität), darüberhinaus aber dennoch gemeinsame Normen und Moral notwendig Parsons: Gesellschaftliche Differenzierung in Subsysteme, aber: Integration nur über geteilte, internalisierte Normen und Werte, die eigeninteressiertes Handeln beschränkten und das wechselseitige Handeln anpassen. Grundsätzlich: Orientierung des Handelns an kollektiven Erwartungen Kritik an normativer Lösung Problem sozialer Ordnung ist „immer schon“ gelöst: Umgehen der eigentlichen Erklärung Normen werden einfach vorausgesetzt statt Bedingungen ihrer Entstehung zu erklären Verhaltenswirksamkeit von Normen: abweichendes Verhalten ist beobachtbar Weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung in der Soziologie Die „normative Lösung“ (Durkheim, Parsons): soziale Ordnung durch normativen Konsens und Moral These: Soziale Ordnung lässt sich nicht durch eigennützige Handlungen erklären. Märkte haben soziale und institutionelle Voraussetzungen, die in den ökonomischen Konzeptionen zu den unexplizierten “Ich kannRandbedingungen nur in dem Maße gehören frei sein, in dem ein Durkheim: Arbeitsteilung erzeugt wechselseitige anderer Abhängigkeit daran gehindert (organische wird, seine Solidarität), psychische, darüberhinaus aber dennoch gemeinsame oder ökonomische Normen und Moral anderen notwendig die er Überlegenheit, Parsons: Gesellschaftliche Differenzierung in Subsysteme, aber: Integration nur über besitzt, geteilte, internalisierte Normen auszunützen, und Werte, um meine Freiheit die eigeninteressiertes zubeschränkten Handeln unterdrücken; und das wechselseitige Handeln anpassen. nur soziale Regeln Grundsätzlich: können Orientierung einen des Handelns an kollektiven Erwartungen Missbrauch der Macht verhindern.” (Durkheim 1988 : 43) Kritik an normativer Lösung Problem sozialer Ordnung ist „immer schon“ gelöst: Umgehen der eigentlichen Erklärung Normen werden einfach vorausgesetzt statt Bedingungen ihrer Entstehung zu erklären Verhaltenswirksamkeit von Normen: abweichendes Verhalten ist beobachtbar Weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung in der Soziologie Die „erweiterte“ utilitaristische Lösung − Utilitaristische Ansätze: Gesellschaftsvertrag (Hobbes), Marktlösung (Smith) − Erweiterte Ansätze: übereinstimmend mit normativen Ansätzen: Marktinstrumente bzw. - institutionen müssen ergänzt oder substituiert werden durch verschiedene nicht-marktliche Regeln und Institutionen − Aber: Festhalten an Annahme eigeninteressierter Akteure − „Lösung“: endogene Entstehung von Normen aus dem „rationalen“ Tausch heraus (insb. Solidaritäts- und Reziprozitätsnormen ohne Sanktionsstäbe) − Bedeutung zusätzlicher Institutionen und Mechanismen: soziale Reputation, Garantien, Kontrolle und Überwachung, aber unter der Maßgabe eigeninteressierter Akteure. → z.B. soziale Austauschtheorie, Transaktionskostentheorie, Spieltheorie Weitere Zugänge zur Erklärung sozialer Ordnung in der Soziologie Sozialkonstruktivistische Zugänge (Berger/Luckmann, Goffman, Garfinkel) - Sinnordnungen und kollektive Deutungs- und Wahrnehmungsmuster, die die Subjekte orientieren; kulturelle Rahmungen - Bedeutung von Institutionen: Institutionalisierung von Handlungen, Vermittlung durch Sozialisation („Alltagswissen“), fortlaufende Legitimation und Bestätigung in der Interaktion (notwendig) - soziale Praktiken: Fokussierung auf die Methoden und Praktiken der Gesellschaftsteilnehmer*innen, durch die soziale Ordnung hergestellt wird. → Rationalität nicht als universelles Handlungsprinzip; „Performativität“ ökonomischer Theorien (s. z.B. Sitzung 5 und 6) Systemtheorie nach Luhmann − Komplexität und Kontingenz als Ausgangsproblem: es gibt stets auch andere Möglichkeiten des Handelns und Erlebens, die zudem anderes ausfallen können, als erwartet. →Doppelte Kontingenz: „Ich tue was Du willst, wenn Du tust, was ich will.“ − Stabilisierung durch Sinn und (intersubjektive geteilte oder durch Erfahrung gewonnene) Erwartungserwartungen − Bedeutung von systemspezifischen Codes (Leitunterscheidungen), die in unterschiedlichen Funktionssystemen vorherrschen (Wirtschaftssystem: Zahlen/nicht Zahlen über das generalisierte Kommunikationsmedium Geld) Klassiker der Wirtschaftssoziologie Ältere Klassiker des Jüngere Klassiker Wirtschaftsdenkens - Alexis de Tocqueville - Thomas Hobbes - Karl Marx - David Hume - Max Weber - Adam Smith - Emile Durkheim - Georg Simmel Wirtschaftstheoretiker des 18. u. 19. Jh. - Talcott Parsons - David Ricardo - Robert Malthus Sozialökonomik im 19. und 20. Jh. - Joseph Alois Schumpeter - Karl Polanyi - John Maynard Keynes - Friedrich August von Hayek vgl. Braun et. al 2012, Swedberg 2009 Bildquelle:https://anticap.wordpress.com/20 16/03/26/cartoon-of-the-day-1844/ Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Karl Marx (1818-1883) Ökonomische Verteilung ist die Grundlage für soziale Ordnung und damit verbundene Konflikte der Motor sozialen Wandels Grundannahmen: − Arbeit und Produktion ist die Grundlage des Lebens: Universalität materieller Bedürfnisse und Interessen − Produktivkräfte (Arbeitskraft + Produktionsmittel (Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen)) − Produktionsverhältnisse bestimmen institutionellen Rahmen der Arbeit, die sozialen Beziehungen zueinander und zu den Produktionsmitteln (Eigentumsrechte, Arbeitsorganisation, Verträge) Materieller „Unterbau“ (Produktionsweise) bestimmt Organisation der Gesellschaft (gesellschaftliche Arbeits- und Besitzverteilung) Auf dieser Basis entsteht der Überbau (Kultur, Kunst, Recht, Ideologie) → Legitimation und Stabilisation bestehender Produktionsverhältnisse und der materiellen Interessen der „herrschenden Klasse“ – „Sein bestimmt das Bewusstsein“ Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Karl Marx „Rivalen“ Karikatur der Londoner Zeitschrift „Punch“, 1846 Quelle: Mickel/Kampmann/Wiegand (1980): Politik und Gesellschaft, Band 1. Frankfurt a.M.: Hirschgraben, S. 144 Marx‘ Klassentheorie und sozialer Wandel - Materielle Interessen sind kollektiver Natur: Klasseninteressen - Klassenzugehörigkeit bestimmt sich durch Stellung im Produktionsprozess → Kapitalismus: Besitzer vs. Nichtbesitzer von Produktionsmitteln - Nichtbesitzer von Produktionsmittel („Proletarier“) sind gezwungen zum Überleben ihre Arbeitskraft als „Ware“ auf Markt zu verkaufen→ Ausbeutung durch die „Kapitalisten“ und Ungleichverteilung des gesellschaftlichen Reichtums - Konflikt führt langfristig zu „Revolution“ und Übergang in eine neue Produktionsweise (→ Kapitalismus: Klassenkampf + innere Widersprüche) Dominierende Rolle der Wirtschaft in der Gesellschaft Koordination erfolgt nicht durch eine „unsichtbare Hand“, sondern durch Ausbeutung und Herrschaft. Marx: Notwendigkeit der Kritik und Umgestaltung der realen Lebensverhältnisse (→ Mischung sozialwissenschaftlicher und ideologischer Aussagen) „Soziologie … soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und Max Weber (1864-1920) seinen Wirkungen ursächlich erklären will. … Wirtschaftliches Handeln ist „soziales Handeln“: Akteure beziehen sich aufeinander Wirtschaftliches Handeln ist nicht nur durch materielle Interessen bestimmt, sondern auch durch Werte, Traditionen und Emotionen (Idealtypen) Im Wirtschaftsleben herrschen interessengeleitete Handlungen vor→ moderner Markt: jeder handelt zweckrational und erwartet das vom anderen Soziale und damit wirtschaftliche Ordnung entsteht durch Institutionalisierung (Handlungsweisen objektivieren sich). Falls mehrere Akteure entsprechend ihrer individuellen Auffassung instrumentell handeln, resultieren kollektive Verhaltensmuster → stabiler als durch Zwang oder Normen Ökonomische Beziehungen können unterschiedliche Formen annehmen, etwa Konflikte, Wettbewerb und Macht. Nur der rationale Kapitalismus des Westens ist als Wirtschaftsordnung durch eine weitgehende Dominanz des Marktprinzips beschrieben. Quelle: Mbird.com Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Max Weber Zentrale Untersuchungen Bedeutung ideeller Interessen (Religion) und ihrer Verknüpfung mit materiellen Interessen für die wirtschaftliche Entwicklung: „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ → Wesen des modernen Kapitalismus: Sparsamkeit und Ehrbarkeit und nicht Habgier, Egoismus und Betrug. → Zentrale Merkmale: rationale Organisation, Investitionsneigung, Buchführung, Ethik der Berufspflicht Rolle der Bürokratie im modernen Kapitalismus als rationale Form der Herrschaft und ihre Widersprüchen → Rational: auf Prinzipien der Effizienz und technischem Wissen basierend Entwicklung moderner Gesellschaften als Prozess fortschreitender Rationalisierung in allen Lebensbereichen Die Wirtschaftssoziologie im Sinne Webers untersucht wirtschaftliche Phänomene (etwa Börsenmärkte), wirtschaftlich relevante Phänomene (etwa religiöse Ideen) und wirtschaftlich bestimmte Phänomene (etwa individuelle religiöse Neigungen). Quelle: Mbird.com Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Max Weber Bildquelle:https://statecapacityreader.com/2019/11/03/webe rianness-scale-meritocracy-and-career-rewards-in- bureaucratic-growth/ Zentrale Untersuchungen „Der Puritaner wollte Berufsmensch sein – wir müssen es sein. Denn indem Bedeutung ideeller Interessen (Religion) die Askeseund aus ihrer Verknüpfung den Mönchszellen herausmit materiellen in das Interessen Berufsleben übertragen für die wirtschaftliche Entwicklung:wurde „DieundProtestantische Ethik und die innerweltliche Sittlichkeit der Geistbegann, zu beherrschen des half sie an Kapitalismus“ ihrem Teile mit daran, jenen mächtigen Kosmos der modernen, an die → Wesen des modernen Kapitalismus: Sparsamkeit technischen und Ehrbarkeit und ökonomischen Voraussetzungenundmechanisch-maschineller nicht Habgier, Egoismus und Betrug. Produktion gebundenen, Wirtschaftsordnung erbauen, der heute den → Zentrale Merkmale: rationale Organisation, Investitionsneigung, Lebenstil aller einzelnen, Buchführung, die in diesesTriebwerk Ethik –der hineingeboren werden Berufspflicht nicht nur der direkt ökonomisch Erwerbstätigen --, mit überwältigendem Rolle der Bürokratie im modernenZwange bestimmt und Kapitalismus alsvielleicht rationale bestimmen Formwird,der bis der letzte Zentner Herrschaft und ihre Widersprüchen fossilen Brennstoffs verglüht ist.“ Max Weber: Die Protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus, → Rational: auf Prinzipien der Effizienz und technischem Wissen basierend Wirtschaft und Gesellschaft I/18, S. 48 Entwicklung moderner Gesellschaften als Prozess fortschreitender Rationalisierung in allen Lebensbereichen Die Wirtschaftssoziologie im Sinne Webers untersucht wirtschaftliche Phänomene (etwa Börsenmärkte), wirtschaftlich relevante Phänomene (etwa religiöse Ideen) und wirtschaftlich bestimmte Phänomene (etwa individuelle religiöse Neigungen). Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Georg Simmel (1858-1918) Soziologie ist (auch) eine Analyse der Wirkung von Interessen. Interessengeleitetes Handeln begründet soziale Beziehungen, in denen sich Interessen ausdrücken. Philosophie des Geldes (1900) − Die Entwicklung der Geldwirtschaft und die moderne Gesellschaft sind eng verknüpft: − Erfindung des Geldes prägte die Formen des Tausches − Etablierung des Gedankens der Gleichwertigkeit (Äquivalenz) → friedfertige Akquisition von Gütern und Vermeidung von ungerechtfertigter Bereicherung − Überwindung des Feudalismus und Demokratisierung, aber auch anonymisierter, weniger auf Moral und dominante Werte gestützte Gesellschaft − Grundauffassung, dass als relativ ist und durch monetäre Austauschverhältnisse beschrieben werden kann Geld wird im modernen Gesellschaften aber auch immer mehr zum Selbstzweck („Geld ist Gott“) Geldtransaktionen sind in besonderer Weise auf Vertrauen angewiesen (quasi-religiöser Glaube). Klassiker der Wirtschaftssoziologie: Alois Schumpeter (1858-1918) Kapitalistisches Wirtschaftssystem erzeugt aus eigener Logik heraus Wirtschaftszyklen − ausgelöst durch technischen Innovationsschub, der zu Aufschwung führt, dann abebbt − Kontinuierliches Wachstum ist nicht möglich Zweifel an Markt-Lösung: Befolgung individueller Interessen unter vollkommener Konkurrenz führt nicht zu optimalen Zustand − Wettbewerb ist Prozess schöpferischer Zerstörung − Innovationen kommen durch schöpferische Unternehmer zustande (nicht durch Präferenzänderung) Bedeutung der Unternehmer für wirtschaftliche Entwicklung − Entwicklung zu Großkonzernen führt zu Bürokratie und erstickt innovative Einzelgänger (immer mehr zentrale Planung) − Kapitalismus kommt „innovative Unternehmerelite“ abhanden (Kapitalismus konvergiert langfristig hin zum Sozialismus) Zusammenfassung Wirtschaftliche Ordnung als Problem sozialer Ordnung → Unterschiedliche Ansätze zur Erklärung, die auch in der Wirtschaftssoziologie relevant sind Zentrale Themen - Die Bedeutung materieller Interessen und eigeninteressierten Handelns für wirtschaftliches Handeln und für die Entstehung sozialer Ordnung - Eigeninteressiertes Handeln als Bedingung für soziale Ordnung vs. als Gefährdung sozialer Ordnung vs. als soziale Konstruktion - Bedeutung von Normen, Werten, Kultur, Institutionen und Praktiken sowie ihre Entstehung und ihr Wandel 20 Das sollten Sie können…. Das Problem sozialer Ordnung (nach Hobbes) skizzieren + Kritik Die grundlegende Idee der Markt-Lösung sozialer Ordnung darstellen + Kritik Zentrale Perspektive der normativen Ansätze auf soziale Ordnung darlegen + Kritik → bestenfalls an Beispielen Klassiker der Wirtschaftssoziologie benennen und jeweils eine zentrale These wiedergeben 21 Literatur Abels H. (2019): Soziale Ordnung oder: Wie ist Gesellschaft möglich?. In: Einführung in die Soziologie. Studientexte zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. Beckert, Jens (2002): Beyond the market. The social foundations of economic efficiency. Princeton: Princeton University Press. * Braun, N., Keuschnigg, M., Wolbring, T. (2012): Wirtschaftssoziologie I: Grundzüge: Oldenbourg Wissenschaftsverlag. S.17-57. → nur relevante Unterkapitel Dobbin, F. (2004): The Sociological View of the Economy. In: Dobbin F. (Hrsg) The New Economic Sociology: A Reader. Princeton University Press. S.1-46 * Maurer A. (2017): Wahlverwandtschaften: neue Institutionentheorien und neue Wirtschaftssoziologie. In: Maurer A. (Hrsg) Handbuch der Wirtschaftssoziologie. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. Swedberg, R. (2009): The Classics in Economic Sociology. In: Principles of economic sociology. Princeton University Press. S.1-32. * Voss, T. (1985): 2. Das Markt-Modell der sozialen Ordnung und soziale Institutionen. In: Rationale Akteure und soziale Institutionen. Berlin, Boston: De Gruyter. S. 37-70 * zur Nachbearbeitung empfohlen 22

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