MSc Psychodynamik 1. Sitzung PDF
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Universität Kassel
2024
Dr. Sonja Etzler
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This document is a lecture schedule for a Master's course in clinical psychology and psychotherapy at the University of Kassel, Germany. The course is named Psychodynamische Modelle und Therapien and covers various models and therapies of psychodynamics. It includes an agenda, module description, and the schedule for lecture sessions and covers topics like the psychodynamic model and its various aspects; it introduces different therapeutic approaches, and analyses different aspects of the concept.
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Psychodynamische Modelle und Therapien Wintersemester 2024/2025 Dr. Sonja Etzler Master Klinische Psychologie und Psychotherapie, Modul 4...
Psychodynamische Modelle und Therapien Wintersemester 2024/2025 Dr. Sonja Etzler Master Klinische Psychologie und Psychotherapie, Modul 4 Institut für Psychologie, Universität Kassel M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 2 Agenda 1. Vorstellung Abteilungen und Dozentin 2. Modulbeschreibung und Organisation 3. Rekapitulation Grundlagen 1. Allgemeines Störungsmodell 2. Psychodynamisches Störungsmodell 3. Wichtige psychodynamische Strömungen Ansätze Vorstellung Abteilungen und Dozentin Thomas Munder M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 5 Erreichbarkeit Email: [email protected] Büro: Holländische 36-38, Raum 3305 Sprechstunde nach Vereinbarung Modulbeschreibung und Organisation Titel der Präsentation | Abteilung oder Fachbereich | 20.06.2015 | Seite 7 Modulbeschreibung M4 Spezielle Störungs- und Verfahrenslehre M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 8 Achse I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen (Psychische und psychosomatische Störungen nach ICD bzw. DSM) Achse II: Beziehung Achse III: Konflikt Achse IV: Struktur YouTube-Kanal https://www.youtube.com/@CordBenecke-1965 M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 9 Prüfungsliteratur - Teil II Störungen Kap. S. 239 – 431 jeweils die psychodynamische Modelle - Teil III Interventionsformen Kap 28 – 31 (S. 433 – 502) - Folien dieser Vorlesung - Negative Affekte in der Psychotherapie S. 9 – 41 - Gibt es als E-Book in der Bibliothek M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 10 M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 11 Lernplattform Moodle Passwort: heilen Müsste bereits aktiv sein Ggf. Literatur und Videos zum weiteren Studium M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 12 Gliederung der Vorlesung Sitzung Termin Thema 1. 04.11.2024 Organisation, Auffrischung Bachelorvorlesung 2. 11.11.2024 Psychodynamisches Störungsverständnis 3. 18.11.2024 Settings, Techniken, Manuale 4. 25.11.2024 Analytische Psychotherapie 5. 02.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Depression 6. 09.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Angststörungen 7. 16.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Traumafolgestörungen Weihnachten 8. 13.01.2025 Modelle und Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen I 9. 20.01.2025 Modelle und Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen II 10. 27.01.2025 Psychodynamische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen 11. 03.02.2025 Psychodynamische Gruppentherapien 12. 10.02.2025 Forschung zur Psychodynamischen Psychotherapie 13. 17.02.2025 Puffer 19.02.2025 Klausur I 15:30h – 16:30h E-Klausuren Center 16.04.2025 Klausur II 09:15h – 10:15h E-Klausuren Center Rekapitulation Grundlagen Allgemeines Störungsmodell M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 15 Komponenten klinischer Theorien Metatheorie (Menschenbild; allgemeine Persönlichkeits- und Störungstheorie) „Gesundheitstheorie “ Veränderungstheorie Spezielle Störungstheorien allg. Wirkfaktoren Strategien, Methoden, Interventionen Störung, Diagnostik „Heilung“ Persönlichkeit Therapeut*in M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 16 Allgemeines Störungsmodell M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 17 Psychosoziale Krisen Psychische Krisen stellen keine psychischen Störungen dar. Psychische Krisen Entstehen in Folge von belastenden Lebensereignissen Übersteigen die psychischen Bewältigungsmöglichkeiten des Individuums Führen zu einer massiven Störung des psychischen Gleichgewichts verbunden mit Gefühlen von Angst, Überforderung, Hilflosigkeit Führen zu erlebtem Kontrollverlust und zu massiver Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls Die Bewältigungsversuche verbrauchen den Großteil der psychischen Energie, sodass die alltäglichen Lebensanforderungen kaum mehr gemeistert werden können, was die Krise verschärft. Psychoanalytische Modelle M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 19 Grundannahme des psychoanalytischen Modells „Psychische Störungen sind Ausdruck und Kompromissbildungen unbewusster Konflikte und psychischer Strukturen, deren Grundlegung in der psychischen Verarbeitung von Kindheitserfahrungen geschieht.“ S.111 Lehrbuch „Klinische Psychologie“ Konflikte, strukturelle Funktionen und deren Bewältigungsversuche manifestieren sich in der Beziehungsgestaltung. M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 20 Bereiche der „Psychoanalyse“ nach Freud 1. Allgemeines Menschenmodell Triebtheorie Topisches Modell (bewusst, vorbewusst, unbewusst) Strukturmodell (Es, Ich, Überich) Entwicklungstheorie (Phasen der Libidoentwicklung) Allgemeine Neurosenlehre 2. Methode zur Erforschung der menschlichen Psyche Psychoanalytisches Verfahren 3. Verfahren zur Behandlung von psychischen Störungen Psychoanalytische Psychotherapie – mit vielfältigen Modifikationen 4. „Massenpsychologie“ bzw. Gesellschaftstheorien M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 21 Strömungen der Psychoanalyse Triebtheorie (Freud, 1905, 1940) - Triebe sind letzte Ursache jeder Aktivität. Notwendigkeit der Abstimmung mit äußerer Umwelt. Maladaptive Lösungen von Triebkonflikten als Grund psychischer Störungen. Ich-Psychologie (Freud, 1916, 1917) - Strukturmodell: Instanzen Ich, Es, Überich. Ich-Schwäche als Grund psychischer Störungen. Objektbeziehungstheorie (Freud, 2016, Klein, 1946 u. A.) - Vergangene Beziehungserfahrungen werden mittels Internalisierungsprozessen zu verinnerlichten Objektbeziehungen, d.h. Innere Selbst- und Objektrepräsentanzen. Integrationsgrad, Konfiguration und Qualität der Repräsentanzen entscheidend für psychische Störungen. Selbstpsychologie (Kohut, 1971, 1977, 1979) - Bedürfnis nach kohäsiver Konfiguration, dem Selbst, zu organisieren und Beziehungen mit der Umgebung herzustellen, die die Kohärenz, Vitalität und Harmonie des Selbst fördern. Störungen der Entwicklung im Bereich des primären Narzissmus des Kindes als Grund psychischer Störungen. M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 22 Psychoanalytische Grundkonzepte 1. Motivationstheorien 2. Unbewusst – vorbewusst – bewusst 3. Psychische „Instanzen“ 4. Psychoanalytische Entwicklungsmodelle M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 23 1. Motivationstheorien Motivationstheorie = Triebtheorie in Psychoanalyse Trieb = Konstrukt = „vorläufig dunkler Grundbegriff“ (Freud, 1915, S.81) Trieb wird als primärer Antrieb menschlichen Verhaltens verstanden Die Psychosexualität Umfassende nach Lust strebende Körperfunktion Zärtliche, freundschaftliche und sexuelle Regungen Die Libido ist die Triebenergie selbst Das Lustprinzip ist das Streben nach sofortiger Triebbefriedigung Sexualtrieb (Eros) vs. Selbsterhaltungstrieb bzw. vs. Todestrieb (Thanatos) Inzwischen Übereinkunft, „dass die metapsychologischen Annahmen … bezüglich des Triebbegriffs … nicht mehr haltbar sind“ (Mertens, 1994, S.20) M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 24 1. Motivationstheorien Primär objektsuchende Motivation → Bindung und Liebe (Ferenczi, 1931, Fairbairn, 1952, Bowlby, 1969) Bindung nach Maßgabe ihrer „Funktion als optimaler Affektregulierer“ (Mertens, 1994, S. 21) Sicherheitsprinzip: Sicherheit > Triebbefriedigung (Sandler, 1960) Motivationale Systeme nach Lichtenberg (1991) 1. Notwendigkeit, physiologische Bedürfnisse zu befriedigen 2. Bedürfnis nach Bindung und Verbundenheit 3. Bedürfnis nach Selbstbehauptung und Exploration 4. Bedürfnis, aversiv zu reagieren durch Widerspruch/Rückzug 5. Bedürfnis nach sinnlichem Vergnügen und sexueller Erregung → Keine abschließende Liste unstrittiger Motive vorhanden M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 25 2. Unbewusst – vorbewusst - bewusst Topisches Modell (Freud, 1923) 1. Bewusstes 2. Vorbewusstes - Deskriptiv unbewusst und potentiell bewusstseinsfähig 3. Unbewusstes - Dynamisches Unbewusstes, Inhalte werden im Unbewussten gehalten - Gedanken, Gefühle, Fantasien, Impulse, Wünsche, die im Laufe des Lebens verbannt wurden - Zeitlos, widerspruchsfrei, verdichtet, verschoben M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 26 3. Psychische „Instanzen“ Strukturmodell (Freud, 1940) Quelle: https://analyze-that.de/wp-content/uploads/2017/02/image.jpeg (abgerufen am 01.11.2024) M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 27 3. Psychische „Instanzen“ Abwehrmechanismen und Ichfunktionen Definition Abwehr „Unter Abwehr verstehen wir alle intrapsychischen Operationen, die darauf abzielen, unlustvolle Gefühle, Affekte, Wahrnehmungen etc. vom Bewusstsein fernzuhalten bzw. sie in Schach zu halten. Wir begreifen sie heute als habituelle, unbewusst ablaufende Vorgänge, die zwar primär Ich- Funktionen mit Schutz- und Bewältigungsaufgaben darstellen, die jedoch im Rahmen der neurotischen Konfliktverarbeitung letztlich dysfunktional werden.“ (Mentzos, 1984, S. 60) M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 28 3. Psychische „Instanzen“ – Beispiele von Abwehrmechanismen Niedriges Strukturniveau Reifes Strukturniveau Mittleres Strukturniveau (Unreife Abwehr) (Reife Abwehr) Spaltung Entwertung/Idealisierung Sublimierung Projektive Identifikation Reaktionsbildung Intellektualisierung Verleugnung Regression Verdrängung (Wahnbildende) Projektion Verschiebung Rationalisierung Ungeschehenmachen Konversion/Somatisierung Wendung gegen das Selbst M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 29 3. Psychische „Instanzen“ - Abwehrmechanismen - Wenn Abwehrlösungen sehr rigide und unflexibel sind, geht es in Richtung von Persönlichkeitsstörungen - Zusammenhang zwischen bestimmten Abwehrmechanismen und Persönlichkeitsstörungen (z.B. Lingiardi et al., 1999) - Auswirkungen unterschiedlicher Formen der Abwehr (z.B. Berufserfolg) sind empirisch gut belegt (z.B. Hentschel, 2004; Cramer, 2006) - Weitere Ich-Funktionen - Realitätsprüfung - Urteilen - Denken - Affekt- und Impulskontrolle - Bewältigungskompetenzen etc. M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 30 4. Psychoanalytische Entwicklungsmodelle - Psychosexuelle Entwicklung 1. Orale Phase (0 – 18. Monat) Lustgewinn erfolgt z.B. durch Saugen, Lutschen, Beißen. Themen: Urvertrauen vs. Urmisstrauen, Bindung/emotionale Versorgung 2. Anale Phase (18. Monat – 3 Jahre) Lustgewinn erfolgt durch Stuhlzurückhalten (anal-retentiv) oder Defäkieren (anal-aggressiv) Themen: Kontrolle und Autonomiestreben 3. Phallische Phase (3 – 5 Jahre) Penis und Klitoris stehen im Mittelpunkt des kindlichen sexuellen Interesses aber nicht als Genitalprimat Wünsche stehen innerhalb einer triangulären Beziehung (Ödipuskomplex) 4. Latenzphase (5 – 12 Jahre) Vorläufiger Stillstand der Sexualentwicklung Langsame Ablösung der Libido von den Eltern, Auftreten von Scham und moralischen Bestrebungen 5. Genitale Phase (12 – Erwachsenenalter) Beginn der Pubertät Infantile Phantasien werden durch vollgültige und reale Beziehungen abgelöst bzw. gehen in diesen auf M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 31 4. Psychoanalytische Entwicklungsmodelle - Psychosexuelle Entwicklung Fixierung Zonenfixierung: Das Festhalten an einer bestimmten Zone (z.B. auf oral-sensorische Lustformen, wie Essen) – Vornehmlich körperlich Modusfixierung: Das Beharren auf einen Modus (z.B. anal- retentiv, Individuum will behalten/festhalten/kontrollieren) – Vornehmlich in Beziehungsgestaltung Regression Vorgang, bei dem ein Individuum oder eine Gruppe ein schon erreichtes psychisches Struktur- oder Funktionsniveau verlässt und zu einem lebengeschichtlich früheren und/oder niedriger strukturierten Niveau des Denkens, Fühlens und Handelns zurückkehrt (Körner, 2000, S 603) M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 32 4. Psychoanalytische Entwicklungsmodelle Internalisierungsprozesse Aufbau einer psychischen Innenwelt und die Ersetzung von äußeren Handlungsregulationen durch subjektinterne Regulierungen Entwicklung psychischer Repräsentanzen Containing = affektive Regulierungsfunktion (Bion, 1961) Empathische Affektspiegelung Markierung Kategoriale Kongruenz Bei Prozessen, die nicht „gut genug“ sind, entsteht keine integrierte psychische Innenwelt und eine subjektinterne Regulierung ist nicht möglich, so dass die Regulierungen durch äußere Objekte erfolgen muss. Introjekte: Interaktionsrepräsentanzen, die aus einem Selbstbild, einem Objektbild und einer affektiven Interaktion zwischen beiden bestehen (Kernberg, 1975) M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 33 Psychoanalytische Grundkonzepte 1. Motivationstheorien 2. Unbewusst – vorbewusst – bewusst 3. Psychische „Instanzen“ 4. Psychoanalytische Entwicklungsmodelle M4: Psychodynamische Modelle und Therapien | Institut für Psychologie | WS 24/25 | Seite 34 Gliederung der Vorlesung Sitzung Termin Thema 1. 04.11.2024 Organisation, Auffrischung Bachelorvorlesung 2. 11.11.2024 Psychodynamisches Störungsverständnis 3. 18.11.2024 Settings, Techniken, Manuale 4. 25.11.2024 Analytische Psychotherapie 5. 02.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Depression 6. 09.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Angststörungen 7. 16.12.2024 Modelle und Psychotherapie der Traumafolgestörungen Weihnachten 8. 13.01.2025 Modelle und Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen I 9. 20.01.2025 Modelle und Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen II 10. 27.01.2025 Psychodynamische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen 11. 03.02.2025 Psychodynamische Gruppentherapien 12. 10.02.2025 Forschung zur Psychodynamischen Psychotherapie 13. 17.02.2025 Puffer 19.02.2025 Klausur I 15:30h – 16:30h E-Klausuren Center 16.04.2025 Klausur II 09:15h – 10:15h E-Klausuren Center Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!