Literatur und Arbeit PDF
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Diese Arbeit befasst sich mit den verschiedenen Aspekten von Literatur und Arbeit. Sie analysiert die subjektive Erfahrung von Arbeit im literarischen Kontext, untersucht die Entgrenzung von Arbeit und beleuchtet perspektiven der Literaturwissenschaft, wie Motivgeschichte, Metaphorologie und Literaturgeschichte. Die Arbeit beleuchtet auch die gesellschaftlichen Hintergründe und Bedingungen der Produktion und Rezeption von Literatur.
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Literatur und Arbeit Subjektivierung von Arbeit Arbeit wird auf das Subjekt zugeschrieben Subjekt identifiziert sich über diese Arbeit Welche Folgen entstehen dadurch? Entgrenzung von Arbeit Ökonomisch/arbeitssoziologisch o Zeitliche oder räumliche Entgrenzung (Home oEi...
Literatur und Arbeit Subjektivierung von Arbeit Arbeit wird auf das Subjekt zugeschrieben Subjekt identifiziert sich über diese Arbeit Welche Folgen entstehen dadurch? Entgrenzung von Arbeit Ökonomisch/arbeitssoziologisch o Zeitliche oder räumliche Entgrenzung (Home oEice, flexible Arbeitszeiten) Metaphorisch/kulturwissenschaftlich o Auflösung der Grenzen von Arbeit und Freizeit o Terminologische Erweiterung Erweiterter ArbeitsbegriE (z.B. Beziehungsarbeit) Oft unsichtbare, nicht entlohnte Arbeit Welche Folgen entstehen dadurch? Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf Arbeit Motivgeschichte Metaphorologie Literaturgeschichte (Epochen, Komparatistik, …) Literatur & Geschichte (Diskursanalyse, historische Semantik) Literatur und Gesellschaft o Gesellschaftliche Funktionsstellen (age, gender, race, class, disability, …) o Repräsentation (Kanon vs. Archiv) o Literatursoziologie/literarisches Feld Was Texte als Arbeit bezeichnen, ist Arbeit! Literatur und Wissen Wie hängen Literatur und Wissen miteinander zusammen? Wie verarbeitet Literatur das Wissen aus anderen Disziplinen? Wie reflektiert Literatur gesellschaftliche Prozesse? Welches Wissen produziert Literatur? Wie arbeiten Literatur und Medizin gleichzeitig und gleichwertig an der Produktion von Wissen? Historische Semantik Mühevolle, quälende, körperlich anstrengende, plagende Aufgabe Z.B. Feldarbeit Arbeit und Geschlecht (Schößler, Femina oeconomica) Geschlechterzugehörigkeit entscheidet seit der ersten Arbeitsteilung der bürgerlichen Moderne auf spezifische Weise über den Zugang zu Tätigkeitsbereichen, die ihrerseits die binäre Geschlechterordnung performativ reduzieren und Resosurcen wie Anerkennung und Geld asymmetrisch verteilen Gender = Sex à Naturalisierung von Geschlecht Lohnarbeit seit dem 19. Jhd. Verstärkt diese Asymmetrien Sexuelle Arbeit o Arbeit adressiert das Geschlecht und verlangt eine Subjektivierung der normativen Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität o Körper als primärer Ort sozialer Erfahrung (Kontrolle durch Vorgaben der Firma) Frauen bleiben auf Schönheit, Körperlichkeit und Sexualität als primäre Ressourcen festgelegt Frauen sind mit der Pauperisierung durch Arbeit konfrontiert Frauen sollten lediglich bis zur Ehe als Ziel ihrer Existenz arbeiten Autosoziobiographien Mittelpunkt: Texte und Filme, die aus der Perspektive einer erworbenen Distanz den Anspruch verfolgen, individuelle Erfahrungen des Klassenwechsels mit einer Analyse aktueller gesellschaftlicher Problemlagen zu verbinden o Deniz Ohde „Streulicht“ o Christian Baron „Ein Mann seiner Klasse“ o Anke Stelling „Zeige deine Klasse“ o Bov Bjerg „Serpentinen“ o Serie von Annie Ernaux Schreiben retrosperktiv (zurückblickend) über die andere Klasse Soziologische Theorie o Pierre Bourdeu „Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft“ Literatursoziologie Richtung der Literaturanalyse, die insbesondere den gesellschaftlichen und soziokulturellen Bedingungen der Produktion und Rezeption von Literatur, der Textkonstitution sowie der Entwicklung literarischer Gattungen Rechnung tragen will Brotjobs & Literatur o Inwiefern ist Literaturproduktion Arbeit? o Wer schreibt? o Wer liest? o Wer schreibt für wen? o Wer kann lesen? Wer kann schreiben? Schreibschulen o AbsolventInnen häufig keine Erstakademiker oder Arbeiterkinder o Es wird dauernd das gleiche Literatursystem reproduziert, es passiert nichts neues Bilder von Autorschaft o Dichter (poeta doctus) § Reich, lebt in einer großen Residenz, geordnet, gebildet o Armer Poet (Künstler) § Lebt für seine Kunst § Geniegedanke (chaotisch, unpünktlich, ungeordnet) o Moralische Verpflichtung zum Schreiben § Künstler MUSS Kunst erstellen, da er ohne diese nicht existiert Siegfried Kracauer (1889-1966) Schreibt über neue gesellschaftliche Gruppe à Angestellte „Die Angestellten“ Arbeitslosigkeit Sozialreportagen o Inwiefern spielen diese Reportagen mit Voyeurismus? o Skandale wie das Schlecker-Telefon oder Schwiegertochter gesucht Dimensionen o Juristisch o Ökonomisch o Politisch o Sozial o Medizinisch o Psychologisch Arbeit an der Droste-Forschungsstelle Was ist die Forschungsstelle? o Ziel: Erforschung und Vermittlung der Werke und des Lebens von Annette von Droste- HülshoE Warum Droste? o Gender(fluidität) o Gleichstellung o Feminismus o Ökologisches Bewusstsein o Komplexität o Soziale Gerechtigkeit o Ästhetische Vielfalt und Innovation Droste-Bibliothek: digitale Droste Edition o Digitalisate von Drostes Handschriften mit ihren Transkriptionen und weiterem Material verknüpfen Center for Literature o Versuch, andere soziale Klassen mit Droste zu erreichen Fritz-Hüser-Institut Arbeit bezieht sich auf ein Archiv von Texten der Arbeitswelt à Sammeln von Texten Bibliothek à Forschung zur Arbeitswelt Textbeispiele zu Entgrenzung und Subjektivierung Ilse Kibgis „Näherin“ Möglichkeit, der Arbeitswelt Sichtbarkeit zu geben Kibgis ist keine kanonisierte Autorin, sie schreibt über „nicht überlieferungswerte Dinge“ Subjektivierung o Monotone Akkordarbeit o Näherin lebt in ihrer Arbeitszeit nur für die Arbeit, keine äußere Perspektive o Monotone Akkordarbeit prägt die Lebenswelt, kein Spaß dabei o Begrenztheit der Lebensperspektive o Kleinliche Arbeit, die sie dennoch voll einnimmt o Erst nach der Rente nicht mehr durch die Arbeit definiert Friedrich Schiller „Das Lied von der Glocke“ Klare Geschlechterkonzeptionen Männliche vs. weibliche Arbeit Mann = Mann, Frau = Mutter Karen Duve „Sisi“ Subjektivierung o Typischer Tag des Franz Josef früh aufstehen, ohne Frühstück stundenlang am Schreibtisch Akten durchforsten, Disziplin, alleine bis auf den Waschmeister o Sisi komplett durch Optik eingenommen, lebt für ihre Optik, macht den ganzen Tag nichts anderes, als sich darum zu kümmern Entgrenzung o Sisi umgeben von Leuten, muss sich stundenlang schön machen und in ihr Kleid nähen lassen, ist eine Sklavin ihrer Haare (spezielle Schlafposition) à Arbeit, weil es für sie einen Aufwand bedeutet Elfriede Jelinek „die Liebhaberinnen“ 2 Figuren o Brigitte § BH-Näherin § Ziel: mit Heinz in eine Ehe kommen, um aus dem Arbeitsleben heraus zu kommen o Paula § Will eigenständig arbeiten und selbstständig als Näherin werden § Wird von der Liebe ereilt „Nur die Liebe lässt uns leben“ o Ich brauche Liebe, um glücklich zu sein und muss die Karriere dafür beenden Subjektivierung o Brigitte: Rolle als Ehefrau, Beziehungsarbeit, Arbeit um einen Mann zu finden, Identität = Rolle als Frau in der Gesellschaft o Paula: Karriere als Ziel, selbstbestimmt, berufliche Arbeit durch Patriarchat nicht gleichwertig o Beide definieren sich über die jeweilige Rolle Entgrenzung o Brigitte: Beziehungsarbeit, Hausfrau o Die Arbeit in jeder Form durchdringt die gesamte Lebenswelt Karosh Tara „Die Krabbenwanderung“ „Wer begiebt sich freiwillig in existenzielle Not, wenn er damit aufgewachsen ist, wenn er davor geflüchtet ist?“ o Aufstieg durch Literatur eher unwahrscheinlich Mutter Analphabetikerin Schreibt nicht für Publikum, sonst würde sie anders und über anderes schreiben Siegfried Kracauer „Die Angestellten“ Entwicklung eines neuen Selbstbildes Angestellte sind proletarisiert à ökonomische Bedingungen entsprechen nicht dem, wonach sie sich eigentlich sehnen (Ideal vs. Realität) Angestellte geben mehr Geld für Kultur als für Ernährung aus Subjektivierung o Entwicklung eines neuen Selbstbildes o Entwicklung einer eigenen Kultur Christa Anita Brück „Schicksale hinter Schreibmaschinen“ Subjektivierung: o Protagonistin ganz auf ihren Beruf reduziert, man erfährt nichts Persönliches o Hält an Beruf fest, und wechselt regelmäßig Arbeitgeber, da sie regelmäßig sexualisierter Gewalt ausgesetzt ist Entgrenzung: o Ziel ist es, um jeden Preis einen Mann zu finden, zu heiraten und aus der Arbeitswelt zu entfliehen, um Hausfrau zu werden Shida Bazyar „Drei Kameradinnen“ Erstakademikerin in einer Arbeiterfamilie Folgen für hervorragende AbsolventInnen mit Namen, die auf Migrationshintergrund schließen lassen Jobcenter als Ort des Zwanges mit einer passiven Rolle als Patientin oder Kundin Subjektivierung o Drei Kameradinnen zeichnen sich über ihre jeweilige Arbeit aus Entgrenzung o Studium als Arbeit ohne einen Beruf als Absicht zu haben Urs Widmer „Top Dogs“ Arbeitslose Manager sollen gecoacht werden Arbeitslosigkeit positiv konnotiert, da es nur um wirtschaftliche Optimierung geht Subjektivierung o Man lebt für die Firma o Man will unbedingt ins Büro, nicht weil man muss o Ausnahmezustände, Kameradschaft, Opferbereitschaft o Arbeit über Privatleben gestellt