Lernmappe Sonderpädagogik PDF
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Diese Lernmappe behandelt verschiedene Aspekte der Sonderpädagogik, einschließlich Inklusion und Förderbereiche wie Lernen, emotionale-soziale Entwicklung und Sprache. Sie beleuchtet die theoretischen Grundlagen und Konzepte in diesem Bereich.
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1. Sitzung: Inklusion I A) Begriff - Inklusionsbegriff (lat. „Einschluss, enthalten sein“): → Zugehörigkeit von Menschen mit Behinderungen/anderen Heterogenitäts-Dimensionen zum allgemeinen Bildungssystem → Feuser unterscheidet politischen, soziologischen, erziehungswissenschaftlichen Zuga...
1. Sitzung: Inklusion I A) Begriff - Inklusionsbegriff (lat. „Einschluss, enthalten sein“): → Zugehörigkeit von Menschen mit Behinderungen/anderen Heterogenitäts-Dimensionen zum allgemeinen Bildungssystem → Feuser unterscheidet politischen, soziologischen, erziehungswissenschaftlichen Zugang zum Inklusionsbegriff B) Polit. Entwicklung - Artikel 24 über Bildung: integrativ: Zugang zu integrativen-hochwertigen-unentgeltlichen Unterricht - Bund hat alles genauso übernommen, Länder leicht abgeändert - NRW hat im Schulgesetz festgesetzt, dass Schulaufsichtsbehörde entscheiden darf (auch entgegen der Eltern), ob Regelschule oder Förderschule (je nach Gegebenheiten) ≠ Bund/UN eigentlich C) „A“s 1.Availability (Verfügbarkeit): integratives, hochwertiges und unentgeltliches Bildungsangebot? 2.Accessibility (Zugänglichkeit): Bildungsangebot erreichbar und zugänglich? 3.Acceptability (Akzeptanz): Akzeptanz und Wertschätzung aller Akteure? 4.Adaptability (Veränderbarkeit): Rahmenbedingungen sind den Bedürfnissen Einzelner anzupassen 5. Participation (Teilhabe): Verbesserung der Teilhabe/des Wohlbefindens/der Leistungsentwicklung) D) Messbarkeit/Kennzahlen 2. Sitzung: Inklusion II A) Aktuelle Studien und Analysen - Studie 2022 Deutschland: Größter Schwerpunkt der Förderung in Lernen (40%), danach emotional/sozial und geistige Entwicklung (jeweils 17%) - Durch Einführung der schulischen Inklusion stiegen ach die Förderquoten gestiegen, d.h. es gibt anteilig mehr Schüler mit einem amtlich festgestellten Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung (BSU). - Gründe für Steigerung: Ausbau von Gesamtschulen, Eltern die AOSF beantragen, Verhalten mehr diagnostisch betrachtet = genauerer Blick der Pädagogen auf die Kinder (Diagnosen) = Sensibilität, Corona, Migration... B) Warum wird sonderpädagogische Unterstützung „formal“ festgestellt? 1) Zusätzliche Ressourcen für den (inklusiven) Unterricht 2) Ermöglichung zieldifferenten Lernens 3) Möglichkeit der Überweisung an eine Förderschule → Inklusion fordert De-Kategorisierung → Weitreichende Folgen für die (Bildungs-)Biografie der Betroffenen → Negative Auswirkungen der Etikettierung/ sog. „Labeling-Effekte“ ! = Risiken der Stigmatisierung und damit einhergehend Beeinträchtigung… 1) des Wohlbefindens, der sozialen Integration, der Lernentwicklung 2) des Selbstwerts (stereotype-threat) 3) der Erwartung/ Urteilsfähigkeit der Lehrkraft C) Kategorisierung / Klassifizierung - Kategorisierung gestalten sich in Abhängigkeit des Kontexts sehr unterschiedlich - Bezugsgruppen erfahren Klassifizierungen in unterschiedl. Bereichen (Rechts-, Sozial-, Bildungs-, Gesundheitswesen) - Eine sprachliche (Weiter-)Entwicklung auf die Adressaten der Heilpädagogik ist zu beobachten D) Förderschwerpunkte (Sonderpäd. Unterstützungsbedarf in...) 1) Lernen 5) Sehen 2) Emotional-soziale Entwicklung 6) Hören 3) Sprache 7) Körperlich-motorische Entwicklung 4) Geistige Entwicklung 8) Kranke E) Definitionen von Inklusion: Inklusive Pädagogik = Pädagogik der Vielfalt (Heterogenität) - Keine allgemeingültige/einheitliche Definition von Inklusion = unterschied. Zugänge/Schwerpunktsetzungen - Problem: Wenn Inklusion nicht genau definiert ist, lässt sich empirisch auch nicht erfassen, ob Inklusion erfolgreich ist und praktisch kaum ein klarer Rahmen zur Umsetzung vorgeben - Sozial/emotionale Definitionen: Betroffene SuS...sollen in dauerhafte soziale Kontakte eintreten/ diese erleben - Pädagog. Definition: zu autonomen, selbstsicheren, mündigen Personen werden/Bedarfe müssen erkannt werden A) Wen und was meint Inklusion? B) Verständnis von Inklusion C) Definitorische Versuche D) 3.Verständnis für Inklusion F) Professionalisierung für Inklusion: (siehe auch die 4 As + P) → Professionalisierung von Lehrkräften zentrale Grundlage für eine erfolgreiche inklusive Schulentwicklung → Inklusion bedeutet nicht, „eine ansonsten unveränderte Praxis mit sonderpädag. Maßnahmen zu begleiten → Multiprofessionelle Kooperation; Reflexion/Aushandlung von Zuständigkeiten; förderdiagnostische Kompetenzen; didaktische Fähigkeiten; fundiertes Wissen über Dimensionen von Diversität; Einstellungen und Werthaltungen.. = Core Values: 1) Valuing Learner Diversity 2) Supporting all Learners 3) Working with Others 4) Personal Professional Development = Index für Inklusion: inklusive Kulturen etablieren + inklusive Strukturen schaffen + inklusive Praktiken entwickeln G) Inklusion vs. Integration - Inklusion hat sich infolge einer Kritik am Begriff Integration durchgesetzt, wobei er darüber kaum hinausgeht - Begriff der Inklusion sollte schulpädagogisch und nicht sonderpädagogisch begründet werden H) Dilemmata schulischer Inklusion 1) Identification-dilemma: Risiken des Labelling vs. Anrecht auf besondere Leistungen und Unterstützung 2) Location-dilemma: Risiko einer Schule, wo vielleicht nicht immer beste Bedingungen vorzufinden sind 3) Curriculum dilemma: Schwierigkeit der adaptiven Gestaltung des Unterrichts bei großer Heterogenität I) Gelingensbedingungen: 1) fest installierte Klassen-, Jahrgangs-und Stufenteams 2) Akzeptanz von Heterogenität als Normalität und Bereicherung 3) Wertschätzung gegenüber allen Kindern 4) Hohe Leistungsanforderungen an alle Schüler 5) Gemeinsame Verantwortungsübernahme für alle Kinder 6) Als unterstützend wahrgenommene Schulleitung 3. Sitzung: Förderschwerpunkt Sprache/Sprachentwicklungsstörungen (SES) A) Allgemeines - Kommunikation hat viele Formen (Gesten, Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Sprache, Sprechen, Stimme) - Sprache ist ein spezifisch menschliches Natur- und Kulturprodukt: - Bereiche der Sprache: 1.Aussprache (Phonetik) 2.Grammatik (Syntax/Morphologie), 3.Pragmatik (Kommunikation) 4.Semantik (Lexikon) - Sprache ist Teil von kognitiver, emotionaler, sozialer, schulischer, beruflicher, gesellschaftlicher Entwicklung/Teilhabe - Klassifikation der Störungen: Sprachstörungen, Sprechstörungen, Stimmstörungen und Kommunikationsstörungen B) Was sind SES? - bedeutsame Abweichungen, die sich negativ auf Entwicklung und Teilhabe auswirken können - SES sind die häufigste Entwicklungsstörung im Kindesalter (ca. 10% aller Kinder) und haben viele Begleitsymptome - SES = Verarbeitungsstörung: - bei Jugendlichen ist SES nicht leicht zu erkennen; SES kann unter der Oberfläche aber langfristig persistieren C) Zu Mehrsprachigkeit (30% aller Kinder) - Mehrsprachige Kinder zeichnen sich in vielen Bereichen durch große interindividuelle Varianz aus! - SES treten bei mehrsprachigen Kindern nicht häufiger auf und zeigen sich auch in allen Sprachen D) Sonderpäd. Unterstützung - ,wenn... 1) Sprache nachhaltig gestört ist 2) subjektives Störungsbewusstsein 3) Beeinträchtigung in Kommunikation - Förderbedarf muss spätestens nach der 10. Klasse aufgehoben werden - Diagnose häufig in der Schuleingangsphase - Sprache ist Grundvoraussetzung für Lernen und größte Bildungshürde - Kinder mit SES brauchen angepasste Lernräume in Schule: Gute Akustik, Flexible Sitzordnung, Barrierefreiheit, Strukturierungshilfen und Sprachfreie Rückzugsorte E) Günstige Sprach-Lern-Voraussetzungen schaffen - Sprachliche Lernausgangslage beachten - günstiges Kommunikationsmilieu schaffen (Classroom Management) und sprachliche Rituale im Unterricht etablieren - Entdecken bisher unbekannter Wörter positiv konnotieren und wichtige Fachausdrücke mehrfach wiederholen - Visualisierungen nutzen Nachteilsausgleich gibt es für Rechtschreibleistungen (Deutsch), Vokabellernen (Fremdsprachen), Ausdrucksfähigkeit in allen Prüfungsformaten 4. Sitzung: Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation A) Grundsätzliches - 450 Millionen Menschen weltweit haben einen Hörverlust („global burden disease“) Zunehmende im Erwachsenenalter - Unterscheidung nach Lokalisation der Hörschädigung: Einfluss auf Hörempfinden - Unterscheidung temporär/persistierend/ progredient - Kontinuum: B) Unterscheidung von peripherer Hörschädigung und zentraler Hörstörungen C) Hörhilfen für Kinder I) Hörgeräte (akustische Stimulation - Verstärkung) - Zielgruppen: schon ab geringer Hörminderung einsetzbar - Funktion: akustisches Signal wird durch Mikrofon aufgefangen, digital verarbeitet, über Lautsprecher verstärkt - Grenzen: 1) Verstärkung ist nur bis zu einem gewissen Punkt möglich, dann verzerrter Klang (v.a. hochfrequente Bereiche); 2) Rückkopplungspfeifen bei hoher Verstärkung und schlechtem Sitz der Otoplastik 3) Empfindlichkeit an Gehörgang und Außenohr können Trageverhalten einschränken II) Knochenleitung - Zielgruppe: Bei bestimmten Krankheitsbildern ist Innenohr intakt, jedoch kann keine akustische Verstärkung durch Schallleitungsapparat erfolgen; Verstärkung durch konventionelle Hörgeräte ist z.T. nicht möglich/nicht ausreichend - Funktion: akustisches Signal wird durch Mikrofon aufgefangen, verarbeitet und über Vibrationsmodul an den Schädelknochen hinter dem Ohr geleitet (Übertragung erfolgt so über den Knochen zum Innenohr) = Schallleitungsapparat bis hin zum Innenohr wird „übersprungen“ III) Mittelohrimplantate/-prothesen - Passiv: Einsatz einer Prothese, die Gehörknöchelchen ersetzen soll - Aktiv: Stimulation der organischen Voraussetzungen, z.B. direkt am runden Fenster IV) Cochlea Implantate (elektrische Stimulation) - Zielgruppen: bei hochgradiger Schwerhörigkeit; Unzureichender Zugewinn durch Hörgeräte - Funktion: 1) Immer kleiner werdende Prozessoren 2) Ziel der möglichst Hörreste-erhaltenden Implantation des Elektrodenträgers HG-Features auch in diesen Bereich integrieren D) Prinzipien für einen guten Unterricht (FS Hören) → Man braucht sachliche und personelle Ressourcen ! 1) Kommunikation sichern 5) Strukturieren 2) Lehrersprache optimieren 6) Differenzieren 3) Veranschaulichen 7) Wissensrahmen herstellen 4) Visualisieren 8) Sitzordnung (U-Form) E) Über die Lehrersprache 1) Gezielte Akzentuierung von Wörtern 5) Antlitzgerichtetheit, Blickkontakt halten (Aufmerksamkeit) 2) Klarheit und Deutlichkeit 6) Gesprächsregeln für die gesamte Klasse 3) Variationsreichtum (Stimme) 7) Modellierungstechniken: Lehrer-Echo 4) Gezielter Einsatz von Pausen F) Formen des Nachteilsausgleichs = Durch einen Nachteilsausgleich darf kein Vorteil entstehen; Anforderungen bleiben gleich. 1) Aufgabenpräsentation 2) Prüfungsdurchführung (Zeitverlängerung, Schriftdolmetscher, mündlich anstatt schriftlich, Hilfsmittel in der Prüfung) 3) Prüfungsbewertung (Sprachliche Fehler werden nicht/ anders gewertet...) 5. Sitzung: Förderschwerpunkt Emotionale-Entwicklung (Angststörung und Depression) A) Allgemeines - Emotionale und Verhaltensprobleme machen Bildungserfolg unwahrscheinlicher - schulischer Misserfolg (akademisch und sozial) macht emotionale und Verhaltensprobleme wahrscheinlicher - Unterscheidung Störung und Problemverhalten - Störung: Klassifikationskriterien erfüllt, Leid, Beeinträchtigung - Problemverhalten: weniger stark ausgeprägte ‚Symptome‘, Leid und Beeinträchtigung - Externalisierend: oppositionelles, verweigerndes, hyperaktives, aggressives Verhalten (ADHS) - Internalisierend: ängstliches, depressives, rückzügliches Verhalten (Angst, Depression) - meist in divers belasteten Familie: benachteiligte Verhältnissen/Fluchterfahrung/wenig Kontakt zu Bildungsangeboten - aber auch: Schüler, die temporär in der Entwicklung stark abweichendes Verhalten zeigen, die unter „Wohlstands- verwahrlosung“ leiden → da emotionale/soziale Entwicklung immer ein vom Kollektiv beeinflusster Entwicklungsprozess ist B) Angststörung: als übermäßige und unangemessene Angst vor etwas, was objektiv nicht gefährlich ist - Irrationale nicht kontrollierbare Sorge - Erhöhtes Erregungsniveau - Sicherheitsverhalten, z.B. häufiges Nachfragen C) Panikstörung - Hauptmerkmal sind zeitlich begrenzte Angstanfälle - Spontanes Einsetzen unangenehmer Symptome, ohne direkten Auslöser - Kennzeichnen sich durch körperliche Symptome, z.B. Herzrasen, Zittern, Atemnot, Angst zu sterben - Während Panikanfall häufig hilfesuchendes Verhalten, z.B. Notarzt rufen - Werden als sehr belastend erlebt, ‘Angst vor der Angst‘ - Sorgen über weitere Panikanfälle, Vermeidungsverhalten D) Depressive Episode: Depression als Folge des Vermeideverhaltens im Rahmen der Angststörung 1) Eine traurige oder gereizte Stimmung 2) Interessenverlust, z.B. wenig oder keine Freude an Dingen, die zuvor Spaß gemacht haben 3) Energie-und Antriebslosigkeit Weitere mögliche Symptome → Verringerter/ gesteigerter Appetit → Gefühl von Wertlosigkeit oder exzessiver Schuld → Schlaflosigkeit/ vermehrter Schlaf → Verringerte Fähigkeit zu denken/konzentrieren/entscheiden → Psychomotorische Unruhe/ Einschränkung → Lebensmüde Gedanken Bei Angst und Depression sind die biologische (körperlich) und die psychologische-Ebene so eng miteinander verbunden E) Ursachen F) Was tun in der Schule? 1. Selbstwirksamkeit & Selbstbewusstsein steigern 2. Vermeideverhalten und Rückzug reduzieren → Mit Kind/ Jugendlichem sprechen → Positive Aktivitäten im Schulalltag fördern → Emotionale Sicherheit unterstützen → Problemverhalten hierarchisieren, klein anfangen → Routinen und Rituale innerhalb des Schultags → Fortschritt dokumentieren und rückmelden → Positive Beziehungen (Schüler–Lehrkraft, → Anstrengung belohnen → Positives Klassen-und Schulklima → Fokus auf Stärken und Fortschritte → Unterstützung bei kognitiven/behavioralen Emotionsregulationsstrategien 6. Sitzung: Förderschwerpunkt Emotionale-soziale Entwicklung A) Statistiken B) Persistenz → Psychische Auffälligkeiten beginnen früh. - 50% der psychischen Erkrankungen sind im Alter von 14 Jahren - 75% im Alter von 24 Jahren manifest - ca. 50% aller KuJ mit Gefühls- und Verhaltensstörungen transferieren diese vom Vorschul- in das Grundschulalter → Psychische Auffälligkeiten persistieren über die Zeit - Bis zu 50% der Fälle über einen Zeitraum von 2-5 Jahren - 40,7% nach 6 Jahren weiterhin auffällig - 5-6% aller Kinder zeigen über den gesamten Entwicklungsverlauf gravierendes dissoziales Verhalten → Psychische Auffälligkeiten nehmen über die Zeit zu. - Externalisierende Störungsformen: Extrem ungünstige Verläufe, die ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter darstellen. - Internalisierende Störungsformen: Günstigere Prognosen im Vorschul- und Grundschulalter, setzen sich jedoch häufig bis in das Erwachsenenalter fort und stellen somit ein Entwicklungsrisiko für die Betroffenen dar. C) Ätiologie - meist keine Einzelursache = häufig multifaktoriell bedingt (bspw. aggressives Verhalten // delinquentes Verhalten) - Entstehung und Aufrechterhaltung wird maßgeblich beeinflusst durch das Umfeld, eigene Kompetenzen, die sozialen Beziehungen, kognitive Fähigkeiten, das Geschlecht und stabile Bezugspersonen - Theoretische Fundierung durch Modelle, wie: - Sozial-kognitive-Informationsverarbeitung (SKI-Modell) - Transaktionale Entwicklungsmodelle - Bindungstheoretische Grundannahmen - neurologische Ursachen - div. Verhaltenstheorien (z. B. social reference theory) - Theorie zur Selbstwirksamkeit - Attributionsmechanismen - Emotionale Kompetenzen & Fähigkeiten D) Interventionen - grundsätzlich evidenzbasiert = wissenschaftlich fundiert; basieren auf psychologischen Grundprinzipien - unterrichtsimmanente Förderung: in den Unterricht integriert wie z.B. das Thema Gefühle im Deutschunterricht - programmatische Förderung: ein Präventionsprogramm, wie Lubo aus dem All - darüberhinaus Interventionen zur spezifischen Förderung, wie die DBRC oder Check in Check Out - Grobe Rahmung bietet z.B. das Classroom Management 7. Sitzung: Förderschwerpunkt Lernen A) Wie ist es um die Lese-, Rechtschreib- und Matheleistungen unserer Kinder bestellt? (Aktuelle Schlagzeilen) → Jeder investierte Euro spart später Geld → Es könnte noch schlimmer kommen (fehlende Lehrer) → Studie 2023: ¼ aller Grundschüler kann nicht richtig lesen → Inklusion: NRW streicht Gelder für gemeinsames Lernen (2023) B) Einfluss von Lehrkraft und Unterricht - Unterricht ist zu 20% für die Leistung der Schülerverantwortlich. Die übrigen 80% sind auf das häusliche Umfeld, die Persönlichkeitsstruktur, die Intelligenz und andere Faktoren zurückzuführen - Greift man 100 Schüler heraus, die ohne einen guten Unterricht keine hinreichenden Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen erworben hätten, so könnten davon 45 das Lernziel erreichen, wenn man sie fachkundig unterrichten würde. - Guter Unterricht kann bei fast der Hälfte der Schüler die vorhandenen Probleme kompensieren. - Evidenzbasierte Fördermethoden nutzen den Spielraum von 20% komplett aus. C) „Lerngestört“ - Definition: Gravierende und anhaltende Rückstände im absichtsvollen schulischen Wissens- und Kompetenzerwerb. - Kernmerkmale: Beeinträchtigung der grundlegenden Lernfähigkeit, einschließlich mangelhafter metakognitiver Handlungsorganisation, unzureichender Anwendung effektiver Lernstrategien, fehlender Motivation und Konzentration sowie lückenhaftem bereichsspezifischem Wissen. - Diagnosekriterien: Feststellung von Rückständen in Lese-, Schreib- und Rechenleistungen, die Ausdruck einer inhärenten Schwierigkeit im absichtsvollen Wissens- und Kompetenzerwerb sind. Die Abweichungen von der altersgemäßen Erwartung müssen gravierend sein (i.d.R. 1,5 Standardabweichungen). - Frühe Indikatoren: Schwierigkeiten im Vorschulalter (mangelhafte phonologische Bewusstheit/unzureichendes Zahlenverständnis) D) Voraussetzung für Feststellung 1. Die Schwierigkeiten bestehen seit mehr als sechs Monaten. 2. Unzureichende deutsche Sprachkenntnisse können als Ursache der Probleme ausgeschlossen werden. 3.Es liegen keine Sinnesschädigungen und keine relevanten neurologischen Erkrankungen vor. 4.Die Kinder haben mindestens 80% des Unterrichts innerhalb eines Schuljahres besucht. 5.Es bestehen keine schwerwiegenden intellektuellen Beeinträchtigungen (IQ unter 70). E) Kompetenzentwicklung: Verantwortungsschema F) Grundlegende Förderprinzipien - Strukturiere den Unterricht klar und setze kleinschrittige Lernziele, um die lernbezogene Belastung der Schüler zu reduzieren. Das Arbeitsgedächtnis ist entscheidend für das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. - Beginne mit stark angeleiteten Phasen, um eine sichere Grundlage zu bieten, besonders für Schüler mit Lernschwierigkeiten, die eine hohe lernbezogene Belastung aufweisen. - Übertrage schrittweise mehr Verantwortung auf die Schüler, um ihre Selbstständigkeit zu fördern und die aktive Teilnahme am Lernprozess zu stärken. G) Grundpfeiler erfolgreichen Lernens 1. Man lernt erfolgreich, indem man neue Informationen sinnvoll kategorisiert. 2. Man lernt erfolgreich, indem man sinnvolle Strategien einsetzt. 3. Man lernt erfolgreich, indem man grundlegende Fertigkeiten automatisiert. 4. Man lernt erfolgreich, indem man Fehler vermeidet. H) Phasen der Förderung Zu Rückmeldungen I) Erwartung-mal-Wert-Theorie Die Motivation, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, ergibt sich aus dem Produkt vom Wert der Verhaltenskonsequenz und der subjektiven Erwartung, mit dem Verhalten die erwünschte Konsequenz zu erzielen; formal: M = W × E. Motivational betrachtet kann somit ein hoher Wert geringe Erfolgsaussichten kompensieren oder ein geringer Wert wird durch hohe Erfolgsaussichten kompensiert. J) Merkmale einer effektiven Demonstration des Vorgehens - Verwendung von kurzen Sätzen. - Vermeidung von unnötigen Abschweifungen. - Einbeziehung visueller Hilfestellungen. - Demonstration einer hohen Zugewandtheit. - Einhaltung eines Zeitlimits von höchstens zwei Minuten. K) Aufsatz 1. Definition und Arten von Lernstörungen Lernstörungen unterscheiden sich von vorübergehenden Schwierigkeiten durch ihre Persistenz und Schwere. Sie äußern sich in signifikanten Rückständen beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Hauptmerkmale von Lernstörungen: 1. Schwächen in der metakognitiven Handlungsorganisation: Schwierigkeiten, Lernstrategien zu planen, anzupassen und Probleme zu erkennen. 2. Fehlende Routine beim Einsatz effektiver Lernstrategien: Mangel an Techniken wie Visualisierung oder Chunking. 3. Geringe Motivation oder Konzentration: Beeinträchtigt den Lernerfolg trotz guter Ansätze. 4. Fehlendes bereichsspezifisches Wissen: Behindert den Aufbau neuer Kenntnisse. Diagnosekriterien: o Lernprobleme bestehen länger als 6 Monate. o Sie betreffen grundlegende Fähigkeiten (Leseflüssigkeit, Rechenfertigkeiten etc.). o Diskrepanz von mindestens 1,5 Standardabweichungen zum Altersdurchschnitt. Kategorien nach ICD-11: o Lesebeeinträchtigung, Beeinträchtigung im schriftlichen Ausdruck, Mathematikstörung und weitere. 2. Ursachen für Lernstörungen Diathese-Stress-Modell: o Diathese (Anfälligkeiten): ▪ Genetische Faktoren: Einfluss auf neuronale Entwicklung und Sprachverarbeitung. ▪ Biologische Faktoren: Pränatale Einflüsse wie Mangelernährung oder Frühgeburt. o Stressoren (Umweltfaktoren): ▪ Sozioökonomischer Status: Weniger Zugang zu Lernressourcen, belastende Lebensbedingungen. ▪ Familiäre Faktoren: Vernachlässigende Erziehung, mangelnde Förderung. ▪ Bildungsumfeld: Schlechte Unterrichtsqualität, fehlende individuelle Unterstützung. ▪ Psychosoziale Faktoren: Teufelskreis aus Misserfolg, fehlender Motivation und Hilflosigkeit. Kompensationsmöglichkeiten: Schutzfaktoren wie ein unterstützendes Umfeld oder Frühinterventionen. 3. Förderung bei Lernstörungen 3.1 Grundlegende Mechanismen Das Arbeitsgedächtnis ist entscheidend für das Lernen. Es verbindet neue Informationen mit bestehenden Wissensbeständen. Überforderung führt zu schlechter Leistung und Stress. 3.2 Strategien zur Optimierung Kognitive Belastung reduzieren: o Strukturierter Unterricht minimiert extrinsische Belastung. o Inhalte in kleine Schritte zerlegen, um intrinsische Belastung zu verringern. o Lernangebote individuell anpassen, um lernbezogene Belastung zu senken. Beispiel: Laut-Bingo zur Förderung phonologischer Bewusstheit. 3.3 Selbstregulation und Förderung SRSD-Modell: o Fokus auf metakognitive Organisation, Motivation und bereichsspezifisches Wissen. o Vier Phasen des GRR-Modells: 1. Modellieren: Lehrkraft zeigt die Strategie vor. 2. Gemeinsames Üben: Schüler üben unter enger Anleitung. 3. Üben in Teams: Austausch in Kleingruppen. 4. Eigenständiges Üben: Schüler arbeiten selbstständig. o Positive Verstärkung ist essenziell, um Motivation und Selbstwirksamkeit zu fördern. 4. Umsetzung in der Praxis RTI-Modell (Response to Intervention): o Stufe 1: Regelunterricht für Schüler ohne größere Rückstände. o Stufe 2: Kleingruppenförderung für Schüler mit moderaten Rückständen. o Stufe 3: Intensivförderung für Schüler mit schweren Lernstörungen. Leistungsüberwachung: Regelmäßige Tests zur Anpassung der Förderstufe. Praxisbeispiele: o Peer-Tutoring: Schüler helfen sich gegenseitig beim Lernen. o Gamification: Lernspiele wie „Racetracks“ fördern den Automatisierungsprozess. 5. Herausforderungen und Perspektiven Barrieren in der Praxis: o Personalmangel und Überlastung der Lehrkräfte. o Fehlende Verankerung wissenschaftlich fundierter Methoden. Notwendige Maßnahmen: o Bessere Ausstattung von Schulen. o Verbindliche Fortbildung von Lehrkräften. o Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. 8. Sitzung: Beratung im Kontext Inklusion A) Was meint Beratung? B) Beratungsansätze 3 Wellen der Verhaltenstherapie C) Menschenbild (Humanistischer Ansatz) - Der Mensch ist in seinem tiefsten Inneren gut. - Verhält er sich negativ, so haben entsprechende Erfahrungen mit seiner Umwelt ihn dazu gemacht. - Die Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen können durch entsprechende Bedingungen hervorgelockt/aktiviert werden. - Das Verhältnis der Menschen zueinander ist von einem dialogischen Prinzip geprägt, einer Ich-Du-Beziehung. - Mensch hat eine Art eigene Aktualisierungstendenz D) Die Bedingungen für den psychotherapeutischen Prozess 1. Dass zwei Personen miteinander Kontakt haben 2. Dass die eine der beiden Personen (Klient) sich in einem Zustand der Inkongruenz befindet, verletzlich oder ängstlich ist 3. Dass die andere Person (Therapeut)in der Beziehung zum Klienten kongruent ist 4. Dass der Therapeut fühlt, dass er den Klienten bedingungsfrei positiv beachtet 5. Dass der Therapeut den Inneren Bezugsrahmen des Klienten empathisch versteht, z.B. durch aktives Zuhören 6. Dass der Klient zumindest im Ansatz die Bedingungen 4/5 wahrnimmt E) Familie als System: Strukturelle Familientherapie - Problem ist ein Zustand, der als veränderungswürdig gesehen wird (Soll–Ist–Differenz) - Herausarbeiten des Soll-Zustandes sowie mögliche (Teil)-Ziele - Herausarbeiten der Lösungen (Wege, mit denen der Zielzustand erreicht werden kann) - Herausarbeiten von Ressourcen, die Helfen, die Lösung umzusetzen - Handlungen festlegen - Handlungen reflektieren und evaluieren F) Beratung in der Schule Mögliche Anliegen der SuS - Informationsproblem - Entscheidungsproblem - Bewältigung von Anforderungen/Belastungen im Alltag - Emotionale Krise - Gestaltung und Durchsetzen individueller Ziele - Beziehungsprobleme - Begleitung bei Lebensübergängen - Präventive Beratung bei bevorstehenden Entscheidungen - Wiedereinstieg in den Schulalltag nach einer Erkrankung - Leben mit chronischer Erkrankung oder hoher Belastung G) Unterschiede zwischen Unterricht und Beratung H) Elterngespräche 1. Rahmenbedingungen optimal gestalten 2. Aktiv zuhören (Wertschätzung, Empathie, Kongruenz) 3. Die eigene Gefühlsebene ansprechen, wenn es nötig ist 4. Das Ziel klären und den Auftrag herausarbeiten 5. Möglichkeiten denken, positive Ausnahmen suchen, Lösungen erarbeiten 6. Erfolge sichern - Rückblick. Abschluss. I) Mehrebenenmodell für Beratung im Kontext Inklusion: J) Kooperationen → tragen in inklusiven Schulen neben Maßnahmen der Schulentwicklung und Professionalisierung dazu bei, die Vielfalt der erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen zu erhöhen. 9. Sitzung: Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung 1. Ausgangslage und Herausforderungen Inklusion und Diversität: o Die Inklusion von Schülern mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen erfordert umfassende Anpassungen im Schulalltag. o Diese Schülergruppe ist äußerst heterogen, was Diagnosen, Unterstützungsbedarf und Lebensrealitäten betrifft. o Das Spektrum reicht von leichten Bewegungseinschränkungen bis hin zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen, die mehrere Lebensbereiche betreffen. Bewegungsbeeinträchtigungen: o Die häufigsten Diagnosen umfassen cerebrale Bewegungsstörungen (z. B. infantile Cerebralparese), die motorische Fähigkeiten, Koordination und Wahrnehmung beeinträchtigen können. o Weitere Einschränkungen umfassen Hemiplegie (Halbseitenlähmung), Diplegie (beidseitige Beeinträchtigung der Beine) oder Tetraplegie (Einschränkungen aller vier Gliedmaßen). o Oft bestehen Begleiterkrankungen wie Sprech-, Schluck- oder Essstörungen, aber auch Lernschwierigkeiten oder psychische Belastungen. 2. Pädagogische Grundlagen Individualisierte Förderung: o Pädagogische Maßnahmen müssen auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Schüler abgestimmt sein. o Es geht nicht nur um die Förderung von Bewegungsfähigkeiten, sondern auch um die Unterstützung in Bereichen wie Kommunikation, Selbstständigkeit und emotionale Stabilität. Beziehungsgestaltung: o Ein wichtiger Aspekt ist die sensible und respektvolle Interaktion mit den Schülern. o Lehrkräfte müssen die Lebensrealitäten der Kinder verstehen und empathisch darauf eingehen. Zusammenarbeit mit Experten und Eltern: o Die Förderung gelingt nur in enger Zusammenarbeit mit Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Ärzten und den Eltern. o Diese multiprofessionelle Kooperation ermöglicht ein ganzheitliches Förderkonzept. 3. Schulische Rahmenbedingungen Barrierefreiheit: o Räumliche Anpassungen, wie barrierefreie Gebäude, breite Türen, Rampen und spezielle Toiletten, sind notwendig. o Auch Klassenzimmer müssen flexibel eingerichtet sein, um Platz für Rollstühle oder andere Hilfsmittel zu bieten. Technologische Hilfsmittel: o Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln, wie Kommunikationsgeräten oder speziell angepassten Möbeln, ist essenziell für die Teilhabe. Langfristige Planung: o Übergänge zwischen Schulstufen oder Schulen müssen gut vorbereitet werden. o Dies umfasst sowohl organisatorische Fragen (z. B. Schultransport) als auch den Austausch zwischen den Schulen. 4. Ethische Perspektiven und Inklusion als Haltung Schüler im Fokus: o Der Blick auf die Schüler sollte sich nicht allein auf ihre Beeinträchtigungen richten. Sie sind vor allem Kinder mit individuellen Stärken und Bedürfnissen. o Eine inklusive Haltung erfordert Offenheit, Flexibilität und die Bereitschaft, individuelle Lösungen zu finden. Ziel der Inklusion: o Förderung bedeutet nicht nur schulischen Erfolg, sondern auch eine Stärkung der Persönlichkeit und die Vorbereitung auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben. 10. Sitzung: Inklusive Didaktik (emotional-sozial) A) Prinzipien inklusiven Unterrichts 1. Handlungsorientierung 5. Selbsttätigkeit 2. Handlungsnähe 6. Soziales Lernen 3. Differenzierung/Individualisierung 7. Zielorientierung 4. Lernen mit allen Sinnen 8. Fächerverbindung B) Zur Definition → „Inklusiver Unterricht bedeutet, dass alle Kinder sich allgemeine Bildung mit aktiver pädag. Unterstützung aneignen können.“ C) Spannungsfeld Kooperatives Lernen zwischen Individuellem Lernen und Gemeinschaftlichem Lernen D) Gemeinsame Lernsituationen E) Soziale Teilhabe (Kennzeichen): Soziale Interaktion – Akzeptanz – Freundschaften – Selbstwahrnehmung F) Mögliche Folgen sozialer Ausgrenzung Protektive Faktoren A) Protektive Faktoren auf individueller Ebene → prosoziale Kompetenzen → Fähigkeit zur Emotionsregulation B) Protektive Faktoren auf Klassenebene → positives Klassenklima → gute Lehrer-Schülerbeziehung → individuelle Bezugsnormorientierung der Lehrkräfte G) Bedeutung der Lehrkräfte H) Sozial-emotionales Lernen (SEL) als Teil inklusiven Unterrichts I) Realisierung von SEL im Unterricht 11. Sitzung: Berücksichtigung der Diversität bei der Unterrichtsplanung (Online) Das Modell der Didaktischen Rekonstruktion schafft Planungsstruktur und hält Lehrkräfte dazu an, sowohl die Fachinhalte für die Planung zu berücksichtigen, d.h. relevante theoretische Konstrukte, Fachbegriffe, usw., als auch das Lernpotenzial der Schüler zu berücksichtigen, indem die Vorstellungen, Fähigkeiten und Einstellungen der Lernenden zur zu behandelnden Thematik analysiert werden. Aktuell existiert eine Erweiterung des Modells: Das inklusive Modell der didaktischen Rekonstruktion. In diesem wird die Auseinandersetzung mit der fachlichen Klärung neben der Beschäftigung mit den relevanten Basiskonzepten durch den Einbezug der prozessbezogenen Kompetenzen erweitert (Kommunikation, Erkenntnisgewinnung und Bewertung). Zudem werden unterschiedliche Diversitätsdimensionen in den Fokus gestellt sowie verschiedene Methoden zur Differenzierung als Folge der didaktischen Strukturierung von Unterricht. 12. Sitzung: Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung A) Begrifflichkeiten - Vielfalt bei Definitionen: Geistige Behinderung – People with special needs – intellektuelle Beeinträchtigung – praktisch bildbar - Allgemeine Definition: „wer infolge einer organisch-genetischen oder anderweitigen Schädigung in seiner psychischen Gesamtentwicklung und seiner Lernfähigkeit so sehr beeinträchtigt ist, dass er voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen bedarf“ -> meist ein Sammelbegriff; viele verschiedenen Äußerungsformen - Begriff wurde eingeführt, um der Gruppe 1) eine Stimme zu geben und 2) sie von anderen Behinderungen abzugrenzen - Problematik des Begriffs: „defizitorientiert“ Mensch tritt in den Hintergrund und Unzulänglichkeit in den Vordergrund B) Aktuelle Begrifflichkeiten - „Menschen mit geistiger Behinderung“ - International: „People with intellectual disability (id)“, „people with learning disability“, „people with special needs“ - Begriffliche Euphemisierungen verändern nicht das Denken einer Gesellschaft. C) Ursachen und Verteilung D) Prävalenz - 0,8% - 0,9% je Geburtsjahrgang mit leichter geistiger Behinderung (IQ unter 70) - 0,3% - 0,4% mit schwerer geistiger Behinderung (IQ unter 50) - Keine spezielle Ausprägung im Bezug auf Wohnort, Schichtzugehörigkeit, Geschlecht etc. E) Syndrome - Gehirnschädigung hat Auswirkungen auf kognitive Entwicklung lange Zeit Orientierung an IQ - Klassifikation nach ICD-10 (Intelligenzminderung): - ICD-11: auf Grundlage vom adaptiven Verhalten wird zwischen schwerer und schwerster G.B. unterschieden F) Bildung - Über die Lebensspanne: - Auf die schulische Situation: 13. Sitzung: Digitale Bildung in der Sonderpädagogik A) Mediennutzung - Nutzung von Medien = Teilhabe an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen durch kulturellen Selbstausdruck und soziale Kommunikation ->neue Kulturtechnik 1. Zugänge schaffen 2. Barrieren abbauen 3. Diversitätssensible mediale Repräsentationen - „Empowerment“ notwendig = eigenmächtige, selbstverantwortliche und selbstbestimmte Medienarbeit - Zur Mediennutzung: oft unbeaufsichtigt - Diskriminierung und Ausschluss von der digitalen Teilhabe durch 1. fehlende Zugänge zu barrierefreien digitalen Medien, 2. mangelnde Kompetenzen zur selbstbestimmten Mediennutzung, 3. klischeebesetzte und eindimensionale Darstellungen in digitalen Medien. - Medien bei Kindern mit Förderbedarf: - Benachteiligungen sind multidimensional und werden in einem Dreischritt dem digital gab zusammengefasst: B) Modell der Mediennutzung für die Schule C) Modelle zu Medienkompetenzen - es gibt zahlreiche Modelle, z.B. Medienkompetenzrahmen NRW und DigCompEdu der EU: D) Kollaboratives Lernen - Lerntheorien im Kontext digitalen Lernens: - kooperatives vs. kollaboratives Lernen: 14. Sitzung: Grundlagen ASS / Autismus-Spektrum A) Diagnosen verändern sich - changing concept of autism: From narrow to wide, From rare to common, From childhood to lifespan, From discrete to dimensional - Ein Blick zurück (Verhalten): - ICD-10: Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (TE): -> Symptome: schwere Beeinträchtigungen + mehrere Bereiche betroffen, Auffälligkeiten = situationsübergreifend -> Formen: Frühkindlicher Autismus / Autistische Störung - Asperger-Störung - Atypischer Autismus, Sonstige TE B) Autismus-Spektrum Autismus-Spektrum-Störung (1) Qualitative Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion Defizite in der sozial emotionalen Reziprozität, z.B. merkwürdige Kontaktaufnahme, Probleme in der Aufrecht- erhaltung von Gesprächen Defizite im nonverbalen kommunikativen Verhalten, z.B. in Blickkontakt und Körpersprache Defizite im Aufbau, Aufrechterhalten und Verstehen von Beziehungen, z.B. in der Anpassung an soziale Situationen, bzgl. Freundschaften Zur ASS: Symptome beginnen meist in früher Kindheit, können jedoch (2) Restriktive, repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder erst später klinisch relevant werden Aktivitäten Zusätzliche Codierung von: Stereotype oder repetitive Sprache, Bewegungen und 1) Intellektuellen Beeinträchtigungen Gebrauch von Objekten, z.B. Echolalie, motorische Stereotypie 2) Sprachentwicklungsstörungen Beharren auf Gleichheit, unflexibel in Bezug auf Routinen 3 Schweregrade für soziale Interaktion/Kommunikation sowie oder ritualisierte Muster, z.B. Probleme mit Übergängen, Stress Interessen/Aktivitäten und Belastung bei Änderungen Restriktive und fixierte Interessen, z.B. Beschäftigung mit ungewöhnlichen Objekten, wiederkehrende Interessen Hyper oder Hypoempfindlichkeit gegenüber sensorischen Reizen oder ungewöhnliches Interesse an sensorischen Aspekten, z.B. Reaktion auf Geräusche Ursachendiskussion Diagnostik und Differenzialdiagnose C) Der „kognitive Stil“ – autismustypische Besonderheiten Sprache und Kommunikation Kognition – Neuropsychologische Erklärungsmodelle Besonderheiten auf einen Blick Herausforderungen im Unterricht D) Schulische Situation für Kinder mit ASS - Förderung von Schülern mit einer ASS ist Aufgabe aller Schularten - Begrifflichkeiten, gesetzliche Grundlagen und Rahmenbedingungen sind je nach Bundesland (sehr) unterschiedlich - Es liegen keine schulamtlichen / statistischen Daten vor - Sofern Unterstützungsbedarf: Förderschwerpunkte sozial emotionale Entwicklung, Sprache und geistige Entwicklung - NRW: AO-SF: kein eigener Förderschwerpunkt Autismus Vorliegen der Diagnose ASS ermöglicht Unterstützungsmaßnahmen wie Schulbegleitung oder Nachteilsausgleich In der Praxis: oft Zuordnung eines anderen Förderschwerpunktes AO-SF Verfahren: Frage welcher Unterstützungsbedarf vorrangig vorliegt, ist häufig äußerst schwierig zu beantworten! E) Bausteine für den Unterricht und Schulalltag 1) Strukturierung und Visualisierung: -> Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children = „TEACCH“ -> Strukturierung von Raum, Zeit, Aufgaben und Material 2) Soziale Kognition und Metakommunikation 3) Aus der Praxis: Motivation, Kreativität und Zeit 4) Kooperation und Elternarbeit: F) Fazit: „Die Bereitschaft aus der neurotypischen Welt, in die autistische Welt einzutauchen, ist Voraussetzung für gelingende Lernprozesse. […] Leichter als das Eintauchen in die autistische Welt ist es allen Teams gefallen, unserem Sohn gewissermaßen die „neurotypische Welt“ zu erklären.“