Landschaft und Naturhaushalt - Ökologie - VL 01 - Einführung WiSe 2024/25 PDF
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Hochschule Osnabrück
2024
Dr. Ralf Joest
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These are lecture notes for a course in landscape architecture on landscape and natural resources - ecology, focusing on the introduction to the subject. The course is for the winter semester of 2024/2025 at Hochschule Osnabrück, and covers topics like autökologie, synökologie and more.
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Landschaft und Naturhaushalt - Ökologie - VL 01 - Einführung Vorlesungsreihe 1. Semester Landschaftsarchitektur WiSe 2024/25 Dr. Ralf Joest mit Material von Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel †...
Landschaft und Naturhaushalt - Ökologie - VL 01 - Einführung Vorlesungsreihe 1. Semester Landschaftsarchitektur WiSe 2024/25 Dr. Ralf Joest mit Material von Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel † 1 Kurzvorstellung Ralf Joest [email protected] WS 2023/2024 Verwalter der Professur Tierökologie und Naturschutz (Vertretung Prof. Kersten Hänel †) 2002 – 2023 Mitarbeiter Biologische Station der ABU Soest Landwirtschaft und Naturschutz, Erneuerbare Energien 1999 - 2003 Promotion Universität Kiel Küstenvögel, Wattenmeer 1991-1998 Studium Biologie Universität Bielefeld Zoologie, Tierökologie, Verhaltensbiologie 1991 – 1992 Zivildienst Biologische Station der ABU Soest Vögel, Säugetiere (ohne Fledermäuse), Amphibien, Reptilien, Libellen, Tagfalter, Heuschrecken Ablaufplan WiSe 2024/25 – Landschaft und Naturhaushalt Datum Montag 11.30-13.00 Uhr Datum Mittwoch 15.00-16.30 Uhr (Achtung: 18.12.: 13.15 – 14.45 Uhr) Vorlesung / Thema Raum: HRRaum: 0005-6HR 0005-6 Vorlesung / Thema Raum: HR 0005-6 25.09.2024 Einführung Ökologie / Einführung Übung 30.09.2024 Autökologie I 02.10.2024 Autökologie II 07.10.2024 Keine VL / Probevorlesungen Tierökologie 09.10.2024 Synökologie I 14.10.2024 Synökologie II 16.10.2024 Biogeographie und Artbildung 21.10.2024 keine VL / 1. Kurzprojekt / Blockwoche 23.10.2024 keine VL / 1. Kurzprojekt / Blockwoche 28.10.2024 Populationsökologie I 30.10.2024 Landschaft – Begriff und Handlungsraum 04.11.2024 Populationsökol. II / Systemökol. - GL I 06.11.2024 Ziele des Naturschutzes und Landschaftsplanung 11.112024 Systemökologie – Grundlagen II 13.11.2024 Sozioökonomische Hintergründe Raumentwicklung 18.11.2024 Geschichte der Landschaft Mitteleuropas 20.11.2024 Schutzgebiete und Landschaft –Schutzintensitäten 25.11.2024 keine Vorlesung / 2. Kurzprojekt 27.11.2024 keine Vorlesung / 2. Kurzprojekt 02.12.2024 Wald-Ökosysteme 04.12.2024 Landschaft und Menschen 09.12.2024 Heiden / Moor-Ökosysteme 11.12.2024 Historische Kulturlandschaft 16.12.2024 Gewässer-Ökosysteme 18.12.2024 Erneuerbare Energien und Landschaft 13.15 – 14.45 !!! 23.12.2024 keine Vorlesung 25.12.2024 keine Vorlesung 06.01.2025 Stadt-Ökosysteme/Agrarlandschaft 08.01.2025 Zusammenfassung und Prüfungsvorbereitung 3 Fragen zur Prüfung Ablaufplan WiSe 24-25 – Landschaft und Naturhaushalt Inhalte Ringvorlesung Datum Mittwoch, 15.00 – 16.30 (Achtung: 18.12.: 13.15 – 14.45 Uhr) Dozentin/Dozent Raum HR 005-006 Vorlesung Thema 30.10.24 Landschaft – Begriff und Handlungsraum Prof. Dr.-Ing. Marie Hanusch 06.11.24 Ziele des Naturschutzes und Landschaftsplanung Prof. Dr.-Ing. Marie Hanusch 13.11.24 Sozioökonomische Hintergründe der Raumentwicklung Prof. Dr. Cord Petermann 20.11.24 Schutzgebiete und Landschaft – abgestufte Schutzintensitäten Claudia Schliemer + Bericht aus der Berufspraxis: Michael Engels, Untere Naturschutzbehörde (UNB) Stadt Oldenburg 27.11.24 Keine Vorlesung – 2. Kurzprojekt 04.12.24 Landschaft und Menschen Prof. Dr. Henrik Schultz 11.12.24 Historische Kulturlandschaft Claudia Schliemer + Bericht aus der Berufspraxis: Marion Schauerte, Landschaftsverband Westfalen Lippe Münster (LWL); LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen 18.12.24 Erneuerbare Energien und ihre Integration in die Landschaft Prof. Dr.-Ing. Stefan Taeger 13.15 – 14.45 Uhr !!! 08.01.25 Zusammenfassung und Prüfungsvorbereitung Prof. Dr.-Ing. Marie Hanusch / Claudia Schliemer Vorlesungen Organisation Upload: Folien werden i. d. R. jeweils vor den Vorlesungen der kommenden Woche in ILIAS hochgeladen, spätestens aber kurz nach der Vorlesung „Folienskripte“ Vorteil: mehr Text zum Nachlesen / Üben Nachteil: gesprochenes Wort integriert oft Text Lernziele zu den Ökologie-Vorlesungen - werden zu jedem Vorlesungs-Block ausgegeben (violette Folien am Ende der Folienskripte) - nur Inhalte der Lernziele können Bestandteile der Klausur sein, keine sonstigen Vorlesungsinhalte Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 5 Lernziele Beispiel Vorlesung 02 - Autökologie Ausgehend von der Vorlesung sollten Sie … können den Begriff Autökologie (i.e.S.) kurz erklären …, den biologischen Artbegriff (inkl. seiner Schwächen) erläutern …, den morphologischen Artbegriff (inkl. seiner Schwächen) erläutern …, die Toleranz / physiologische Potenz erklären und im Diagramm (inkl. Beschriftung) darstellen …, die wichtigsten Begriffe zur Beschreibung der Toleranz/ Potenz (z.B. bezüglich der abiotischen Faktoren) erklären …, (oligo-, -phob, hygro-, xero- u.a.) euryöke und stenöke Arten erklären (Begriffe Generalist und Spezialist verwenden) und jeweils mit einem Beispiel belegen …, den Begriff „Ubiquist“ erklären …, Lernziele Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 6 Prüfungsleistung Klausur 2-stündig im Prüfungszeitraum, meist Mitte/Ende Januar-Februar Termin wird in OSCA bekanntgegeben Teil Ökologie (50 Pkt.) + Teil Ringvorlesung (30 Pkt.) = 80 Pkt. bestanden: 40 Pkt. nicht bestanden: Wiederholungsklausur Ende des kommenden SoSe Leistungsnachweis erfolgreiche Teilnahme an der Übung separate Einführung zur Übung am Ende der heutigen Vorlesung Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 7 Rechtliche Hinweise zu digital bereitgestellten Materialien Die digitalen Dateien (PDF) der Folien („Folienskripte“) zu dieser Vorlesungsreihe unterliegen dem Urheberrecht ©. Sie dürfen nur im Rahmen dieser Lehrveranstaltung genutzt werden. Jegliche Bearbeitung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Teilen Sie dieses Material nicht mit anderen Personen. Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 8 Einführung in die Ökologie 1. Warum Ökologie für Landschaftsarchitekten 2. Begriffe/ Definitionen - Ökologie 3. Geschichte der Ökologie(-Bewegung) 4. Begriffe/ Definitionen - Naturschutz 5. Normsetzung durch Ökologie? 6. Einteilungen der Ökologie Einführung Ökologie Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 9 Warum Ökologie für Landschaftsarchitekten? Wissen Ökologie Gymnasium - Auffrischung bzw. Neuaneignung Ökologisches Hintergrundwissen als Grundlage für das Handeln in der Praxis Mitreden-Können bei gesellschaftlichen Diskussionen Überblick und aber auch Filter: Was ist wichtig für den Beruf? (keine Behandlung anderer biologischer Teildisziplinen wie Genetik u.a.) Inhalte nicht vergleichbar mit Ökologie-Vorlesungen für Biologen/Ökologen // Einführung Ökologie Zeitlicher Umfang! Ausbildungsziel „Landschaftsarchitektur“ Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 10 Literatur Nentwig, W., Bacher, S., Brandl, R. (2017): Ökologie kompakt. 4. Auflage Begon, M., Howarth, R. W., Townsend, C. R. (2017): Ökologie. 3. Auflage Schaefer, M. (2012): Wörterbuch der Ökologie. 5. Auflage (kein Lehrbuch) Einführung Ökologie Ältere: BICK, H. (1999): Grundzüge der Ökologie. 3. Auflage ODUM, H. (1997): Grundlagen der Ökologie. 3. Auflage REMMERT, H. (1992): Ökologie. 5. Auflage SCHUBERT, R. (1991): Lehrbuch der Ökologie. 3. Auflage Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 11 Literatur - Lehrbücher Biologie Nutzung div. Ausgaben (v.a. für Abbildungen) entsprechend zitiert Campbell Biologie PEARSON (Verlag) z.B. CAMPBELL & REECE 2011 REECE et al. 2015 Purves Biologie z.B. SADAVA et al. 2019 Einführung Ökologie Biologie Oberstufe z.B. WEBER et al. 2015 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 12 Begriffe Biologie BIOLOGIE ist die Wissenschaft von der belebten Natur. Beobachtung, Beschreibung, Analyse der Erscheinungsformen von Lebewesen, deren Zusammenwirken und deren Wechselwirkungen zur unbelebten Natur „klassische“ (Teil-)Disziplinen, Bsp.: Zoologie, Botanik, Anthropologie, Mikrobiologie, Mykologie (Spezielle Biologie) Systematik/ Evolutionsbiologie, Ökologie, Genetik, Physiologie, Verhaltensbiologie/Ethologie (Allgemeine Biologie) Einführung Ökologie „neuere“ Teil-Disziplinen, Bsp.: Zellbiologie, Molekularbiologie, Neurobiologie, Entwicklungsbiologie, Immunologie, Hormonphysiologie, Populationsgenetik interdisziplinäre Gebiete, Bsp.: Biochemie, Biophysik, Bioinformatik Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 13 Begriffe Biologie Biogeographie Teilgebiete Biologie „Nachbar“- Wissenschaften Anwendungen (z.T. Angewandte Natur- und Wissenschaften) Umweltschutz Einführung Ökologie Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 14 Geschichte der Ökologie (Biologie) Antike bis 19. Jhdt. Aristoteles (384-322 v. Chr.) und Theophrastos (um 371-287 v. Chr.): Beobachtung und Beschreibung von Organismen (grobe Einteilung) in Zusammenhang mit ihrem Lebensraum und auch mit anderen Arten Grabkammer, 1500 v.u.Z. Carl von Linné (1707-1778): Taxonom (Binäre Nomenklatur), aber auch Ökologie von Pflanzen und Tieren Alexander von Humboldt (1769-1859): Südamerika-Expedition, Zusammenhänge zwischen Lebewesen und Umwelt, Biogeographie Charles Darwin (1809-1882): Evolutionstheorie, „natürliche Zuchtwahl“, „Kampf ums Dasein“ - „Darwinismus“ 1866 ff. - Ökologie von Ernst HAECKEL geprägt Einführung Ökologie (Haeckel nicht Begründer der Wissenschaft Ökologie; diese hat viele Wurzeln) Landschaft und Naturhaushalt Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Prof.Kersten Dr.-Ing.Hänel Kersten Hänel 15 Geschichte der Ökologie (Biologie) Carl von Linné (1707-1778) - Begründer der binären Nomenklatur Die binäre Nomenklatur ist das Grundprinzip der wissenschaftlichen Nomenklatur in der Systematik der Organismen. jeder Artname ist ein Binomen, d. h. es gibt zwei Bestandteile: zuerst Name der Gattung, ein Substantiv, dann spezifisches Beiwort (Epitheton), meist adjektivisch, bezeichnet die Art C.v. Linné war einer der ersten, der die b. N. konsequent für alle ihm bekannten Pflanzen und Tiere benutzt hat Gattungs- und Artname ergänzt durch den (abgekürzten) Namen des Erstbeschreibers und Publikationsjahr Binomen in wiss. Literatur in Kursivschrift, Erstbeschreiber in Einführung Ökologie Kapitälchen Beispiele: Weinbergschnecke Helix pomatia LINNÉ, 1758 Zwitscherschrecke Tettigonia cantans FÜSSLI, 1775 weniger wissenschaftlich, Minimum: Weinbergschnecke (Helix pomatia) Landschaft und Naturhaushalt Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Prof.Kersten Dr.-Ing.Hänel Kersten Hänel 16 Begriffe Ökologie / Begriffsbildung oikos, οἶκος (altgriech.) = Haus, Haushalt, Hauswesen, ein Platz zum Leben logos, λόγος (altgriech.) = Lehre, Kunde, Kenntnis, Wort, Vernunft Definitionen von Ernst Haeckel: Einführung Ökologie Ernst Haeckel (1834-1919) Quelle: aus TOEPFER 2011 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 17 Begriffe Ökologie Aktuelle Definition nach NENTWIG et al. (2017) – Lehrbuch „Ökologie“ Ökologie beschäftigt sich mit den Interaktionen zwischen Organismen (Individuen, Populationen, Lebensgemeinschaften) und mit ihrer abiotischen (und biotischen) Umwelt im Hinblick auf den Energie-, Stoff- und Informationsfluss. gute, aktuelle Definition aber: die „Interaktionen zwischen Organismen“ sind gleichbedeutend mit „Interaktionen … mit ihrer Einführung Ökologie …biotischen Umwelt“ und damit doppelt genannt Landschaft und Naturhaushalt Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Prof.Kersten Dr.-Ing.Hänel Kersten Hänel 18 Einteilungen/ Gliederungen von Ökologie Gliederungsprinzip Teilgebiete der Ökologie / Biologie Untersuchte Tierökologie, Zooökologie, Ökofaunistik (Tiere) Organismengruppen Vegetationsökologie, Pflanzenökologie, Geobotanik (Pflanzen) Mikrobenökologie, Geomikrobiologie (Mikroorganismen) Humanökologie (Menschen) Untersuchte Ebene Autökologie, Ökophysiologie (Organismus, Individuen, Arten) Populationsökologie/ Demökologie, Demographie (Populationen) Synökologie/ Biozönologie (Lebensgemeinschaften, Biotop/Biozönose) Ökosystemforschung, Systemökologie (Ökosysteme) Landschaftsökologie (Landschaften) ~Teilgebiet Geographie Biosphärenforschung (Biosphäre) Untersuchter Lebensraum Terrestrische Ökologie (Land) - Waldökologie, Stadtökologie, Wüstenökologie … Ebenen: - Tropenökologie, Polarökologie, Hochgebirgsökologie … Einführung Ökologie Lebensraumtypen Ökosystemtypen Vegetationszonen Biome Aquatische Ökologie (Wasser) - Limnologie/ Limnische Ökologie, Gewässerökologie (Süßwasser) - Meeresökologie/ Marine Ökologie, Ozeanographie (Meere) Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 19 Einteilungen/ Gliederungen von Ökologie Gliederungsprinzip Teilgebiete der Ökologie / Biologie Ort der Freilandökologie Untersuchung Laborökologie Methoden Theoretische Ökologie vs. Angewandte Ökologie Deskriptive Ökologie vs. Experimentelle Ökologie Untersuchter Paläoökologie Zeitraum Neoökologie Anwendungsbereich Agrarökologie, Forstökologie, Fischereiökologie (Beispiele) Renaturierungsökologie, Restorationsökologie Naturschutzbiologie Weitere Teilgebiete Einführung Ökologie Biogeographie, Makroökologie (großräumige Verbreitung, Häufigkeit) Evolutionsökologie, evolutionäre Ökologie, evolutive Ökologie Genökologie, Biochemische Ökologie Geoökologie vs. „Bioökologie“ (unbelebte/ belebte Umwelt) Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 20 Einteilungen/ Gliederungen von Ökologie Untersuchte Ebene Autökologie, Ökophysiologie (Organismus, Individuen, Arten) Populationsökologie/ Demökologie, Demographie (Populationen) Synökologie/ Biozönologie (Lebensgemeinschaften, Biotop/Biozönose) Ökosystemforschung, Systemökologie (Ökosysteme) Landschaftsökologie (Landschaften) ~Teilgebiet der Geographie Biosphärenforschung (Biosphäre) Einführung Ökologie In der Vorlesungsreihe aus didaktischen Gründen in anderer Reihenfolge Quelle: SCHRÖDEL „Grüne Reihe“ Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 21 Einführung in die Ökologie 1. Warum Ökologie für Landschaftsarchitekten 2. Begriffe/ Definitionen - Ökologie 3. Geschichte der Ökologie(-Bewegung) 4. Begriffe/ Definitionen - Naturschutz 5. Normsetzung durch Ökologie? 6. Einteilungen der Ökologie Einführung Ökologie Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 22 Geschichte der Ökologie(-Bewegung) Popularisierung des Ökologiebegriffs, ab den 1970er Jahren 1962 Buch „Silent Spring“ (Stummer Frühling) Rachel Carson, amerikanische Biologin behandelt die Wirkungen von Pestiziden (v.a. DDT – Dichlor-diphenyl-trichlorethan) bewirkte ein fast globales Verbot von DDT und anderen persistenten Umweltgiften 1971 UNESCO-Programm Man and the Biosphere (MAB) "Der Mensch und die Biosphäre“ – Ziele: Förderung nachhaltiger Nutzung + Erhalt biologischer Vielfalt auf natur- und Einführung Ökologie gesellschaftswissenschaftlicher Grundlage Einrichtung eines weltweiten Netzes von Biosphärenreservaten 2022: 738 BR in 134 Staaten, BRD: 17 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 23 Geschichte der Ökologie(-Bewegung) Popularisierung des Ökologiebegriffs, ab den 1970er Jahren Club of Rome: „Grenzen des Wachstums“ (1972) Analyse von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum (Weltmodelle) Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen Stockholm (1972) 1200 Vertreter aus 113 Staaten Deklaration mit 26 Prinzipien für Umwelt und Entwicklung Aktionsplan mit 109 Empfehlungen Einführung Ökologie zahlreiche Umweltabkommen resultierten direkt oder indirekt, z.B.: - das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (Bonner Konvention), - das Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht / FCKW-Ausstoß Montreal-Protokoll, - die Basler Konvention zum Grenzüberschreitenden Umgang mit gefährlichen Abfällen, - das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung - sowie die AGENDA 21 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 24 Geschichte der Ökologie(-Bewegung) Popularisierung des Ökologiebegriffs, ab den 1970er Jahren Rio de Janeiro 1992 - Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (United Nations Conference on Environment and Development, UNCED); wichtigste Ergebnisse der UNCED: Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung („Rio-Deklaration“) AGENDA 21: Ziel: Einklang von Ökonomie, Ökologie, Nachhaltigkeit Biodiversitätskonvention, 3 Ziele: Erhaltung der biologischen Vielfalt (Ebenen: Ökosysteme, Arten genetische Vielfalt innerhalb der Arten) nachhaltige Nutzung der Bestandteile der biologischen Vielfalt gerechte Aufteilung der aus der Nutzung der genetischen Ressourcen Einführung Ökologie Klimarahmenkonvention, Ziele: Verhinderung einer „gefährlichen anthropogenen Störung des Klimasystems“ Verlangsamen der globalen Erwärmung, Folgen mindern in der Folge: Zwei-Grad-Ziel, UN-Klimakonferenz 2010 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 25 Geschichte der Ökologie(-Bewegung) Popularisierung des Ökologiebegriffs, ab den 1970ern bis heute Ökologie wurde zur „Leitwissenschaft“ der „Ökologiebewegung“ ökologisch wird z. T. gleichbedeutend mit umweltverträglich, sauber, rücksichtsvoll oder auch mit gut/ richtig (inflationär) verwendet Kurzform „Öko“ in Kombination mit Bezeichnungen, die mit nachhaltigen Wirtschaftsformen in Verbindung stehen Vordringen des Nachhaltigkeitsprinzips in den Lebensalltag vs. Marketing-Strategie Einführung Ökologie Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 26 Geschichte des Naturschutzes in Deutschland „Vorläufer“ Wandel der „Akteure“ von Naturschutz der „Landschaftspflege“ und Landschaftspflege ab Ende 19. Jh. - Natur- und Heimatschutzbewegung auf Einzelobjekte konzentrierter Naturschutz durch Hugo CONWENTZ Konzept zur Flächensicherung durch Ernst RUDORFF Reaktion u.a. auf Preußische Gemeinheitsteilung („Verkoppelung“ als Vorgänger der Flurbereinigung) später: Reaktion auf „Industrialisierung“, insb. der Landwirtschaft Erlass von preußischen Schutzgesetzen (ab 1888) CONWENTZ 1855-1922 (Botaniker) - Gesetz zum Vogelschutz (1888) - Gesetz gegen Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden (1902) Einrichtung der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen (1906) Einführung Ökologie Konzepte für Erholung und Naturschutz (1910) und Grünplanung in den Städten mit sozialer Orientierung Königreich Preußen 1701 - 1918 Prägung des Begriffs „Landschaftspflege“ durch GRADMANN (1910) – kaum Beachtung Quellen: RUNGE 1998, v. HAAREN 2004 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 27 Geschichte des Naturschutzes in Deutschland „Vorläufer“ Wandel der „Akteure“ von Naturschutz der „Landschaftspflege“ und Landschaftspflege Reichsnaturschutzgesetz (1935) Schutzideale unberührter Natur nach CONWENTZ und „Achtung der Natur um ihrer selbst willen“ nach RUDORFF Konzeption der Landschaftspflegeplanung (Schwerpunkt Heckenpflanzungen) (später Landschaftsplanung) durch WIEPKING (1934) (kritisch zu sehendes Wirken WIEPKING´s ab 1941 - Sonderbeauftragter durch H. Himmler: Landschaftsgestaltung der eroberten Ostgebiete / „Wehrlandschaften“ des Generalplans Ost) erst 1976 – Bundesnaturschutzgesetz (DDR: 1970 Landeskulturgesetz) Einführung Ökologie Quellen: RUNGE 1998, v. HAAREN 2004 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 28 Bundesnaturschutzgesetz - Ziele Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege (§ 1 BNatSchG) Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt, 2. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und, soweit Einführung Ökologie erforderlich, die Wiederherstellung von Natur und Landschaft (allgemeiner Grundsatz). Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 29 Begriffe NaturschutzWandel der „Akteure“ der „Landschaftspflege“ … ist die Gesamtheit aus wissenschaftlichen, administrativen und praktischen Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt und naturhistorisch wertvoller Gebiete (BASTIAN & SCHREIBER 2016) … Grundlage sind Wertentscheidungen auf wissenschaftlicher Basis … … z. B. Ökologie, Biologie, Sozialwissenschaften, Ethik (JESSEL & TOBIAS 2002) Einführung Ökologie Quelle: TASR 2018 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 30 Begriffe Naturschutz (nach JEDICKE 2001, Lexikon der Geographie) Definiert werden kann Naturschutz als Gesamtheit von Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Naturhaushalts mit allen seinen Bestandteilen. Dieses sind die Naturgüter einschließlich der wild lebenden Pflanzen- und Tierarten, ihrer Lebensgemeinschaften und Lebensräume, aber auch Landschaften insgesamt mit ihrer Vielfalt und Eigenart. Als Natur- oder Schutzgüter sind zu unterscheiden: Boden, Wasser, Klima und Luft, Arten und Biotope sowie Landschaftsbild. (Anm.: heute „Landschaft“) Allerdings besteht bis heute keine allgemein akzeptierte Naturschutz-Definition, woraus in der Praxis ein recht unterschiedliches Begriffsverständnis resultiert. Einführung Ökologie Quelle: TASR 2018 Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 31 Begriffe Naturschutz „Gesamtheit von Maßnahmen“ – keine Wissenschaft! aber: Maßnahmen des Naturschutzes können mit wissenschaftlichen Methoden (der Biologie/ Ökologie) vorbereitet, begleitet bzw. generell untersucht werden → wissenschaftliche Basis für Schutz und Management, Wirkungskontrollen Disziplin: Naturschutzbiologie (conservation biology) Theoretische Ökologie vs. Angewandte Ökologie (BRUNZEL 2017: Naturschutz ~ angewandte Ökologie, applied ecology) In der Praxis verschwimmen die Disziplinen, aber bitte trennen: Ökologie als wertfreie „Erkenntnis-Wissenschaft“ Einführung Ökologie Naturschutz als „normative Disziplin“ Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 32 Begriffe Ökologie - eine Naturwissenschaft zur moralischen Normsetzung? Aussage 1 „In den letzten Jahren sind die Bestände der Vögel der Agrarlandschaft drastisch zurückgegangen; viele frühere ‚Allerweltsarten‘ sind heute stark gefährdet. Deshalb müssen wir etwas dagegen tun.“ Aus empirischen Fakten als Voraussetzung/ Prämisse wird direkt auf eine moralische bzw. weltanschauliche Schlussfolgerung/ Konklusion geschlossen. > Die Aussage ist unzulässig/ problematisch; aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen darf nicht unmittelbar ein normativer Schluss gezogen werden. Einführung Ökologie - Sein-Sollen-Fehlschluss - „naturalistischer Fehlschluss“ - häufiger ‚Fehler‘ des ‚Naturschutzes‘ Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 33 Begriffe Ökologie - eine Naturwissenschaft zur moralischen Normsetzung? Aussage 2 „In den letzten Jahren sind die Bestände der Vögel der Agrarlandschaft drastisch zurückgegangen; viele frühere ‚Allerweltsarten‘ sind heute stark gefährdet. Aus den Gründen XY ist das nicht erwünscht oder falsch. Deshalb müssen wir etwas dagegen tun.“ Nach der ersten Prämisse folgt eine normative Prämisse, auf deren Basis ein normativer Schluss gezogen und ein Handlungsbedarf begründet wird. > Die Aussage ist zulässig/ richtig. Einführung Ökologie Hinweis: Demokratisch legitimierte Normsetzungen (s. Gründe XY) beinhalten insbesondere Gesetze wie z. B. das Bundesnaturschutzgesetz, können aber z. B. in Ratsschlüssen, Bürgerentscheiden usw. erfolgen. Die Beschäftigung mit „Naturschutzbegründungen“ oder ein Hinterfragen dieser Begründungen sind Bestandteil späterer Lehrveranstaltungen (im Studiengang Landschaftsentwicklung). Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 34 Lernziele Vorlesung 01 - Einführung / Geschichte / Begriffe Ausgehend von der Vorlesung sollten Sie … können mind. drei Personen, die wesentlich zum ökologischen/ biologischen Wissen beigetragen haben, nennen …, (Jahreszahl + Beitrag) die binäre Nomenklatur erklären und die Person, die sie eingeführt hat, nennen …, ein Beispiel für die Benennung einer Art (dt., wiss.) aufschreiben …, die Person, die den Begriff „Ökologie“ erstmals geprägt hat, nennen … und „Kurzversion“ mit Jahr (1866) der ersten Definition wiedergeben, die aktuelle Auffassung von „Ökologie“ (nach NENTWIG et al. 2017) wiedergeben …, das Programm „Man and the Biosphere“ (inkl. Jahr) kurz erläutern …, Buch „Silent Spring“ von Rachel Carson zu einer passenden heutigen Diskussion in Beziehung setzen (Stichworte: Insektensterben - Glyphosat) …, die Themen der „Grenzen des Wachstums“ des „Club of Rome“ benennen …, Lernziele Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 35 Lernziele Vorlesung 01 - Einführung / Geschichte / Begriffe Ausgehend von der Vorlesung sollten Sie … können die wegweisenden Dokumente, die auf der internationalen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 verabschiedet wurden, anführen …, die 3 Ziele der Biodiversitätskonvention nennen …, die Industrialisierung insgesamt und die der Landwirtschaft (mit der einhergehenden Lebensraumzerstörung) als „Ursache“ für die aufkommende Natur- und Heimatschutzbewegung Ende des 19. Jhdt. nennen können …, die Ökologie vom Naturschutz argumentativ abgrenzen …, Vor- und Nachteil des „inflationären“ Gebrauchs von Begriffen wie „ökologisch“ erörtern …, die Einteilung der Ökologie nach untersuchten Organismengruppen (4), untersuchten Ebenen (mind. 4, beginnend mit Autökologie) und den untersuchten Lebensräumen (mind. 4 Beispiele) vornehmen …, Lernziele Landschaft und Naturhaushalt Prof. Dr.-Ing. Kersten Hänel 36