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Diese Datei enthält Informationen über Tiefenpsychologie, besonders über psychodynamische Therapie und deren Wirkfaktoren. Es werden verschiedene psychodynamische Konzepte und Theorien vorgestellt, wie die Trieb-Konflikttheorie, die Ich-Psychologie, die Objektbeziehungstheorie und die Selbstpsychologie.
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6.1 Tiefenpsychologie TIEFENPSYCHOLOGIE – TEIL 1 WAS VERSTEHT MAN UNTER PSYCHODYNAMISCHER PSYCHOTHERAPIE VON DER KOGNITIVEN VERHALTENSTHERAPIE ZUR PSYCHODYNAMISCHEN THERAPIE Wie wirkt Psychotherapie? à Allgemeine Wirkfaktoren nach Grawe (nicht spezifisch bei psychodynamischen Verfahren) - 1....
6.1 Tiefenpsychologie TIEFENPSYCHOLOGIE – TEIL 1 WAS VERSTEHT MAN UNTER PSYCHODYNAMISCHER PSYCHOTHERAPIE VON DER KOGNITIVEN VERHALTENSTHERAPIE ZUR PSYCHODYNAMISCHEN THERAPIE Wie wirkt Psychotherapie? à Allgemeine Wirkfaktoren nach Grawe (nicht spezifisch bei psychodynamischen Verfahren) - 1. Bewältigung, Aktive Hilfe zur Problembewältigung, Intentionsrealisierung (Bsp. Patient hat Angs und lernt Angst zu überwinden, lernt das sie nachlässt) - 2. Motivationale Klärung bzw. Intentionsklärung und deren Veränderung. Warum verhalte ich mich so? (Warum habe ich Angst und Verhalte mich so?) - 3. Problemaktualisierung, Prinzip der realen Erfahrung (real erfahren das Angst auftritt) - 4. Ressourcen-Aktivierung ALLGEMEINE WIRKFAKTOREN NACH GRAWE ALS POLE VON DIMENSIONEN - Wirkfaktoren lassen sich zueinander in Beziehung setzen, zu Dimension mit unterschiedlichen Polen: - 1. Bewältigungskompetenz Motivationale Klärung (man kann nicht beides gleichzeitig machen) - 2. Problem-Aktualisierung Ressourcen-Aktivierung - Weitere Dimension unter der Therapie betrachtet werden kann: - 3. Explizit, bewusst reflektierbar implizit, nicht reflektierbar- unbewusst (hier = Psychodynamische Therapie) ALLGEMEINE WIRKFAKTOREN NACH GRAWE ALS WIRKFAKTOREN-RAUM IST PSYCHODYNAMISCHE PSYCHOTHERAPIE EFFEKTIV? - JA! - In Metaanalysen = wirksamer als unspezifische KG (Kontrollgruppen) + gleich wirksam wie KVT - In den letzten 10 Jahren zahlreiche RCTs zum Vergleich KVT vs. Psychodyn. Therapie, u.a. zu Anorexie, Panikstörung und sozialer Phobie - SOPHO-NET Studie: RCT, 25 Sitzungen ambulante Psychodyn. Therapie oder KVT oder Wartebedingung, 495 sozial Phobiker untersucht è Figure 2: Psychodynamische Therapie zu Beginn weniger Effekte als KVT aber nach 24 Monaten gleichwirksam. Auch bei Remissionsraten 30 BEGRIFFSERKLÄRUNG Psychodynamische Therapie(n) (hier bezieht sich Vorlesung drauf) - Gruppe von Verfahren mit Unterschieden im praktischen Vorgehen (Dauer, Frequenz, Techniken) und im Behandlungssetting (z.B. Liegen oder Sitzen). Nach Psychotherapierichtlinie zugelassen: - Analytische Psychotherapie (bis 300 Std. 2-3/wöchentl., in der Regel im Liegen) -Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (bis 100 Std. 1-2/wöchentl., im Sitzen) (am häufigsten (ungefähr so häufig wie KVT)) vs. „klassische“ Psychoanalyse (600 Std. und mehr, 3-4/wöchentl.,im Liegen) (keine Kassenleistung) PSYCHODYNAMISCHE THERAPIE(N) Gruppe von Behandlungsverfahren basierend auf psychoanalytischen Grundannahmen und Konzepten: - Zusammenspiel dynamischer Kräfte (Triebe, Affekte, Bedürfnisse, Abwehr) und deren Konflikte - Struktur des Psychischen (ICH, ES, ÜBER ICH - Selbst) - Dynamisches Unbewusste (abgewehrte psychische Inhalte) à bleibt teilweise unbewusst + analytischer Prozess teilweise bewusste werde ) vs. Deskriptives Unbewusste („Autopilot“) (Automatische Prozesse vgl. Kog. Psychologie, bspw. Wahrnehmung) à kann bewusst werden - Verinnerlichte Beziehungserfahrung (z.B. Introjektion) (Erfahrungspool von Beziehungen vorhanden, daraus wird abgeleitet wie ein ähnlicher Mensch reagieren wird) PSYCHODYNAMISCHE KONZEPTE - Projektion - Ödipuskomplex - Verdrängung - Penisneid - Übertragung - Kastrationsangst - Freud`sche Fehlleistung - Trieb-Konflikt - Psychische Konflikte Dynamische Konstrukte teilweise irritierend + schwer verständlich, andere alltagsnah und weit verbreitet Psychodynamische Konzepte: - … sind Ansätze zur Erklärung empirischer beobachtbarer, klinischer Phänomene - … sind keine realen „Dinge“ in der Welt, sondern nur über ihre Wirkung beobachtbar - Z-B. „wie Schwerkraft“ oder „Verdrängung“ (nur durch Auswirkungen beobachtbar) TIEFENPSYCHOLOGIE – TEIL 2 DIE BIG 4 DER PSYCHODYNAMISCHEN PSYCHOTHERAPIE DIE VIER THEORIEN (PSYCHOLOGIEN) DER PSYCHOANALYSE - Trieb-Konflikttheorie - Ich-Psychologie - Objektbeziehungstheorie - Selbstpsychologie To be continued: (aktuelle Entwicklungen) - Interpersonale relationale Psychoanalyse - Mentalisierungskonzept - … è Sie viele und auch komplexe Theorien 1. PSYCHOLOGIE: TRIEB KONFLIKTTHEORIE - Protagonisten: Freud, aktuell: Laplanche, Lichtenberg - Entstehungszeit: 1890 → 1940 Werrte + Normen - Lebens (Libido) vs. Todes-Trieb (Destructo) - Bezug zum „Somatischen“ (Speisen Energie aus körperlichen Vorgängen) - Triebentwicklung: Psychosexuelle Entwicklung (Phasen, in frühkindlicher Entwicklung, körperorientiert), Fixierung, Regression - Strukturmodell (Es/Ich/Überich) - KVT: „Motive“ - Vermeidung Ich = vermittelnd 31 2. PSYCHOLOGIE: ICH-PSYCHOLOGIE - Protagonisten: Anna Freud, Hartmann, Erikson, Heigl-Evers (dt.), aktuell: Rudolf - Entstehungszeit: 30er/40er Jahre sowie v.a. ab 60er Jahre - Autonomes ICH: Auch unabhängig von Über-Ich und Es, Hauptfunktion ist Anpassung an Umwelt auch unabh. von Triebdynamik. Z.B. Kognitive Fkt.: Wahrnehmen - ICH besteht von Geburt an, durchläuft Entwicklung (wichtg: Impulse von außen) à ICH-Schwäche oder Struktur-Schwäche („frühe Störung“) - Konsequenz für Therapie: ICH-Stärkung („Prinzip Antwort“ (des Therapeuten, aktiver, verstärken …) vs. Abstinenz) - Vgl. KVT: Fertigkeiten, Kompetenzen - Abwehrmechanismen (vgl. KVT: „Coping“) - In Abhängigkeit von ICH Entwicklung: - Unreife Abwehr: Projektion - „Ich bin immer friedlich, aber ständig beginnt mein Freund Streit“ (Aggression auf andere projizieren) Ungeschehen machen - „Wenn ich „böse“ Gedanken habe, wasche ich mir 5x die Hände und dann sind sie weg“ (kindlicher Gedanke = unreif) - Reife Abwehr: Reaktionsbildung – „Überschwängliches Loben des Prüfers trotz schlechter Bewertung“ (Man hat Impuls aber macht Gegenteil) Sublimierung – „Sich in Kunst und Kultur vertiefen“ (Verdichtung in etwas höheres geistliches) 3. PSYCHOLOGIE: OBJEKTBEZIEHUNGSTHEORIE - Protagonisten: Melanie Klein, Winnicott, Mahler, aktuell: Kernberg - Entstehungszeit: 50er/60er Jahre Von der “Ein-“ (eine Psyche) zur Zwei-Personen-Psychologie: (Person selbst = Subjekt, andere Personr = Objekt) Äußeren Beziehungen rücken in den Mittelpunkt: Analyse (früher) Mutter/Kind-Interaktionen - Bedürfnis nach Kontakt/Beziehung zum „Objekt“ - Unbewusste Verinnerlichung von Objekten/Beziehungserfahrungen (Repräsentanzen) à innere Repräsentanzenwelt (Vorannahmen/Bilder davon wie Beziehungen mit anderen sind) - Zentrale Begriffe: Introjektion (habe andere erlebt, verinnerliche das und mache es selbst) vs. Projektion (zuschreiben von Verhaltensweisen und Eigenschaften dem anderen Gegenüber) (Bsp: Täter Introjekt: Täter hat mich misshandelt, ich bilde innerliches Abbild des Täters, habe Täter in mir und gehe selbst mit mir schlecht um) OBJEKTBEZIEHUNGSTHEORIE: ÜBERTRAGUNG - „Verinnerlichungen“ wird in realen Beziehungen wieder „veräußerlicht“ - D.h. Übertragung der inneren Objektwelt nach außen, in Beziehungen! - (Bsp.: Männer mir Bart = strafend, übertrage ich auf andere Menschen mit Bart, denke er ist auch strafend àpassiert unbewusst) - Übertragung von Wünschen, Erwartungen, Fantasien, Affekten - Vgl.: KVT: In CBASP (Therapiemethode), Schematherapie relevant è Dadurch erfährt man viel über innere Welt des Patienten 4: PSYCHOLOGIE: SELBSTPSYCHOLOGIE („NARZISMUSTHEORIE“) - Protagonisten: Kohut, aktuell: Klöpper - Entstehungszeit: 70er Jahre - Hauptsächlich auf Selbswert bezogen - Selbst = Übergreifendes Konstrukt für Gesamtheit der Psyche (vgl. „Körper“) - Inhalt: Entwicklung der Vorstellungen von uns Selbst und des Selbsterlebens und Funktionen des Selbst wie S.-wahrnehmung oder S.- Steuerung - Entwicklung des Selbst bedarf der „Spiegelung“ und der „Selbstobjekte“ - Aktives Vorgehen in der Therapie 32 TIEFENPSYCHOLOGIE – TEIL 3 SPEZIELLE PSYCHODYNAMIK: KONFLIKT ODER STRUKTUR? SPEZIELLE PSYCHODYNAMIK DER STÖRUNGEN: KONFLIKT ODER STRUKTUR? Wie kommt man von den vielen Theorien zu einzelner Fall Formulierung? - Unterschiedliche Erklärungen (Ätiopathogenese) für psychische Störungen: wenn es konflikthaft ist (kann weder Nähe noch Grundlegende psychische Fähigkeiten wurden nicht Distanz aushalten) à kann bspw. Phobie entstehen angelegt (daher können auch keine Intrapsychischen Konflikte bestehen) Konfliktpathologie setzt voraus, dass gute Grundstruktur einer Psyche bereits vorhanden (bspw. erste Lebensjahre gute Bezugsperson) - „Theatermetapher“ Konflikt und Struktur! (Sowohl als auch mit Schwerpunkten) Braucht gut ausgebaute Bühne, Bühne kann man noch erkennen abgetrennt von Zuschauerraum, aber zerstört, keine Grenze von gut ausgeleuchtet, helle + Bühne und Zuschauerraum, keine dunkle Stellen, Requisiten à Beleuchtung und Requisiten à Sinnvoller Konflikt kann auf Müsste erst Theater aufgebaut 33 Bühne dargestellt werden und werden damit Psyche muss eingesehen werden funktionieren kann KONFLIKTBEZOGENE INTERVENTION: DEUTUNG - Ziel: Aufdeckung unbewusster intrapsychischer Konflikte und Verstehen (Einsicht) von unbewussten Motiven - Aktivierung bzw. Produktion „unbewussten Materials“ durch: freie Assoziation das Erleben in der zwischenmenschlichen Beziehung zum Therapeuten („Übertragung“) Widerstände Abwehrprozesse Träume („Königsweg zum Unbewussten“) - Deutung: verbale Intervention, bei der der Therapeut dem Patienten unbewusste Sinnzusammenhänge des „Materials“ als Hypothese mitteilt. - Prozess zur Vorbereitung der Deutung 1. Klarifikation / Klärung von Details und Zusammenhänge verschiedener Verhaltens- und Erlebensweisen à bewusst 2. Konfrontation = Lenkung der Aufmerksamkeit auf widersprüchliche und konflikthafte Aspekte à vorbewusst 3. Deutung = Darstellung des Phänomen in einem für den Patienten neuen, zuvor unbewussten, Sinnzusammenhang bzgl. unbewusster Motive, Wünsche, etc. à unbewusst PROZESS DER DEUTUNG Klarifikation: 1. Klarifikation = Klärung von Details und Zusammenhänge verschiedener Verhaltens- und Erlebensweisen d.h. Angaben präzisieren („Können sie mir das genauer schildern?“), subjektive Bedeutung von Begebenheiten + insbesondere begleitende Gefühle, Impulse, Fantasien erfragen („Was hätten sie in dem Moment am liebsten getan?“) Verstandenes zusammenfassen und bestätigen lassen Weitere Assoziationen erfragen: „Woran erinnert sie das?“ Konfrontation: 2. Konfrontation = Lenkung der Aufmerksamkeit auf widersprüchliche oder konflikthafte Aspekte. Diese sind dem Pat. aktuell nicht zugänglich und stehen im Widerspruch zu seinen verbalen Äußerungen à Cave: Scham! z.B. Nonverbales Verhalten: „Als sie über die Beziehung zu ihrem Mann sprachen, haben sie von mir weg auf den Boden geschaut“ z.B. Erleben und Verhalten des Pat.: „Sie haben gesagt sie haben ausreichend gegessen. Wenn ich auf die Gewichtskurve schaue, stelle ich fest, dass Sie abgenommen haben. Wie können wir das zusammenbringen?“ Die eigentliche Deutung: 3. Deutung = Darstellung des Phänomen in einem für den Patienten neuen, zuvor unbewussten, Sinnzusammenhang, bzgl. unbewusster Motive, Wünsche, Gefühle etc. à Hypothesen zu unbewussten Determinanten des Verhalten und Erleben benennen. Gedeutet werden Abwehrvorgänge, Bezüge zur Vergangenheit/Biographie (genetische Deutung), Widerstände und Übertragungen „Halten sie es für möglich, dass sie so gereizt auf ihre Mitarbeiterin reagiert haben, weil sie ihr gegenüber mehr als nur Sympathie empfinden aber dies nicht zulassen wollen?“ 34 STRUKTURBEZOGENE INTERVENTION - Strukturdimensionen und Aspekte nach OPD Strukturbezogene Intervention: - Ziel: Aufbau, Einüben von Ich-Funktionen, Fertigkeitstraining - Stabilisierende Interventionen: o Interventionen sind direktiv und die reife Abwehr stärkend (Rationalisieren, Verdrängen), Hilfs-ICH Funktionen zur Verfügung stellen - Sicherheit und Kontrolle vermitteln, beruhigen, - Stabilisierungstechniken, belastendes Wegpacken, - Ressourcen aktivieren, - Schutz vor Destruktivität - ICH-Funktionen aufbauen, strukturbildende Techniken o Emotionswahrnehmung und –ausdruck o Emotionsregulation verbessern (Achtsamkeit) o Impulskontrolle o Selbstwahrnehmung, Selbststrukturierung o Realitätsprüfung und Selbst-Objekt-Differenzierung (Wunsch, Fantasie und Wirklichkeit o Mentalisierungsfähigkeit OPERATIONALISIERTE PSYCHODYNAMISCHE DIAGNOSTIK OPD - OPD wurde in 90er Jahren ausgehend von einem Arbeitskreis aus Heidelberg entwickelt - Angelehnt an Achsen des ICD/DSM, u.a. Achsen zu Konflikt und Struktur Ziel - Schulenübergreifende, einheitliche und präzise Begriffe formulieren - störungsrelevante psychodynamische Merkmale differenziert erfassen Römische Zahlen = unterschiedliche Achsen 35 OPD- KONFLIKTACHSE - OPD nennt 7 Konflikte, explizit nicht auf das 3- Instanzenmodell bezogen; z.B.: In gesunder Psyche: kann man beide Seiten des Konfliktes bedienen OPD- STRUKTURACHSE - OPD ermöglicht Einordnung zu unterschiedlichen Strukturniveaus: gut integriert bis desintegriert - Strukturdimensionen und Aspekte nach OPD Selbst Aspekt: Es geht um uns Objekt Aspekt: Es geht um andere THEAPIEPLANUNG UND FOKUSBILDUNG: 36