KS Medienpsychologie PDF
Document Details

Uploaded by FastGrowingKineticArt989
Johannes Kepler Universität Linz
2024
Bernad Batinic
Tags
Summary
Das Dokument ist ein Lehrmaterial zur Medienpsychologie für das Wintersemester 2024/25 von Prof. Dr. Bernad Batinic an der JKU Linz und behandelt Themen wie Medienwirkung, Medienethik und Forschungsmethoden. Das Material bietet Inhaltsübersichten zu den verschiedenen Forschungsfeldern und Theorien der Medienpsychologie.
Full Transcript
KS Medienpsychologie Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie, JKU Linz - Prof. Dr. Bernad Batinic - WS 2024/25 Formales: Scheinkriteríen Schriftliche Arbeit: 3-4 Seiten; genaue Vorgabe erfolgt noch Klausur – Am letzte...
KS Medienpsychologie Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie, JKU Linz - Prof. Dr. Bernad Batinic - WS 2024/25 Formales: Scheinkriteríen Schriftliche Arbeit: 3-4 Seiten; genaue Vorgabe erfolgt noch Klausur – Am letzten LVA Termin. Voraussichtlich 23.1.2025 13:45, HS 15 – Nachklausur 20.02.25, 13:45, HS5 Interaktive Elemente / keine reine Vorlesung Buch zur Vorlesung: Batinic/Appel, 2007, Lehrbuch Medienpsychologie. Springer. Seite 2 Themenliste 1. Methoden der Medienpsychologie 2. Einführung in die Medienpsychologie: Definition, Geschichte und Relevanz. 3. Medien und Wahrnehmung: Wie Medien unsere Wahrnehmung von Realität, Zeit und Raum beeinflussen. 4. Medien und Identität: Selbstdarstellung und Identität in sozialen Netzwerken. 5. Mediennutzung und Emotionen. 6. Mediengestütztes Lernen. 7. Soziale Medien und sozialer Einfluss: Virale Phänomene, Meinungsführung und Trendsetter. 8. Mediensucht: Mechanismen, Ursachen und Interventionen. 9. Gewalt in den Medien. 10. Medien und Stereotype. 11. Werbepsychologie. 12. Medien und Politik: Medieneinfluss auf politische Meinungsbildung, Fake News, Medien und Wahlkampf. 13. Neue Medientechnologien. 14. Medienethik und Datenschutz: Psychologische Aspekte von Privatsphäre, Überwachung und Datenmanagement. 15. Interkulturelle Medienpsychologie: Medien im globalen Kontext, kulturelle Unterschiede in der Mediennutzung und - interpretation. Seite 3 Methoden der Medienpsychologie Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie - Prof. Dr. Bernad Batinic - 2024/25 Beispiel Überblick 1 Empirische Forschung 2 Untersuchungsplanung 3 Statistische Analysemethoden 4 Erfassung von Zusammenhängen 5 Datenerhebungsmethoden und Qualität von psychologischen Meßinstrumenten 6 Erfassung von Unterschieden 7 Multivariate Statistik 8 Weiterführende Analysetechniken Seite 5 Gegenstand der Medienpsychologie 1 Beschreibung, Erklärung, Prognose und Veränderung des Erlebens und Verhaltens von Menschen insbesondere im Zusammenhang mit Medien Analyseebenen: Individuen, Gruppen, Organisationen Basis: empirische Forschungsmethoden zur Diagnose von Sachverhalten Seite 6 1. Empirische Forschung 1 1.1 Gegenstand und Zweck empirischer Forschung 1.2 Variablen 1.3 Hypothesen 1.4 Theorien 1.5 Ethik Seite 7 1.1 Empirische Forschung 1 Empirische Forschung als Suche nach Erkenntnissen durch systematische Auswertung von Erfahrungen 1. Was wird 2. Worin besteht 3. Wie geschieht erforscht? die Erkenntnis? dies systematisch? Merkmale Analyse und Erklärung Formulierung von der Variabilität von Hypothesen Merkmalen Operationalisierung der Merkmale als Variablen Untersuchungsplanung Seite 8 Spirale wissenschaftlicher Erkenntnis 1 Fragen über reale Welt Erkenntnis Diskussion der über reale Welt Erkundung der Ergebnisse Fragestellung Auswertung der erhobenen Daten Entwicklung der Hypothesen Durchführung der Planung der Untersuchung Untersuchung Seite 9 1.2 Variable 1 Eine Variable ist ein Symbol für eine Menge von Merkmalsausprägungen. – Merkmalsausprägungen variieren, andernfalls ist das Merkmal konstant Beispiel: Das Merkmal Augenfarbe Merkmals- ausprägungen blau Merkmal Augenfarbe braun grün Merkmalsausprägungen können durch regelgeleitete Zuweisung von Zahlen erfaßt werden. Seite 10 Typen von Variablen 1 Es sind unterschiedliche Typen von Variablen zu unterscheiden nach... stetig 1. Art der Merkmals- dichotom ausprägung diskret polytom manifest 2. Empirische Zugänglichkeit latent Unabhängige Variable 3. Stellenwert für Abhängige die Untersuchung Variable Stör- bzw. Kontrollvariable Moderator- Mediator- variable variable Seite 11 Beispiele verschiedener Variablentypen 1 1. Art der Merkmalsausprägung Stetig Kontinuierliche Messung (Gewicht, Länge, Zeit) diskret Es sind nur bestimmte Ausprägungen möglich (Kinderzahl, Automarke) dichotom Zweistufig (Geschlecht, Ja/Nein Antworten) polytom Mehrstufig (Augenfarbe, Schulabschluss) 2. Empirische Zugänglichkeit manifest Direkt beobachtbar (Zahl gelöster Klausurauf- gaben, Gehalt) latent Nur indirekt erschließbar (Methodenkenntnisse, Intelligenz, Karriereerfolg) Seite 12 Beispiele verschiedener Variablentypen 1 3. Stellenwert für die empirische Untersuchung Variable, die vom Versuchsleiter Variable, bei welcher der Effekt der UV selegiert oder aktiv verändert wird (+Störvariablen) beobachtet wird (Treatment, Faktor) unabhängige abhängige Variable (UV) Variable (AV) Störvariable / Kontrollvariable Eine Variable, die (zumindest vermutlich) ebenfalls die AV beeinflußt. Sie wird mit erhoben (Kontrollvariable) oder nicht (Störvariable). I.d.R. wird versucht, Störvariablen in ihrer Wirkung zu neutralisieren Seite 13 Unabhängige und abhängige Variable 1 Versuchsleiter teilt Probanden Beobachtet (nicht vom VL manipuliert!) zufällig in 2 Bedingungen ein (Treatment, Faktor) Alkoholkonsum (UV) Lernleistung (AV) 1 Bier Test nach 1 5 Martini Stunde Lernzeit Stör-/ Kontrollvariablen Geschlecht Vorwissen (Alkoholverträglichkeit ist Geschlechtsab- hängig, Vorwissen, wirkt sich auf Test aus) Seite 14 Moderatorvariable 1 Der Zusammenhang zwischen der UV und AV wird durch. die Moderatorvariable entweder in Richtung oder Stärke verändert. Für verschiedene Ausprägungen des Moderators ergeben sich verschiedene Zusammenhänge zwischen UV und AV. Unabhängige Abhängige Variable (UV) Variable (AV) Moderator Seite 15 Moderatorvariable (Beispiel) 1 Der Zusammenhang zwischen der zeitlichen Nähe einer Prüfung (UV) und der Nervosität von Studierenden (AV) wird durch die Bedeutung der Prüfung "moderiert"; d.h. bei bedeutenden Prüfungen ist der Zusammenhang stärker als bei unbedeutenden Prüfungen. Zeitliche Nähe Nervosität (AV) der Prüfung (UV) Bedeutung der Prüfung (Moderator) Seite 16 Moderatorvariable – grafische Veranschaulichung 1 8 Nervorsität 7 6 5 Nähe der Prüfung 4 1 Woche 3 Monate 3 2 1 0 keine Bedeutung hohe Bedeutung Seite 17 Mediatorvariable 1 Der Zusammenhang zwischen UV und AV wird durch die. Mediatorvariable vermittelt. Der Mediator erklärt den Zusammenhang zwischen UV und AV kausal. Unabhängige Abhängige Mediator Variable (UV) Variable (AV) Seite 18 Mediatorvariable (Beispiel Goal setting) 1 Der Zusammenhang zwischen dem Setzen von Zielen (UV) und der Leistung beim Erreichen dieser Ziele (AV) wird durch die Ausdauer (Mediator) "vermittelt"; d.h. ohne Ausdauer kommt es nicht zur Leistung. UV Mediator AV Zielsetzung Ausdauer Zielerreichung UV Mediator AV Preis eines Autos Motorleistung Geschwindigkeit Seite 19 Unterscheidung von Moderator - Mediator 1 Moderator – Stärke des Zusammenhangs ist vom Moderator abhängig – „Es kommt darauf an….“ – Ähnliches Konzept: Interaktionseffekt – Moderator nicht Teil einer kausalen Kette Mediator – Mediator erklärt Zusammenhang, verändert ihn nicht – „Wird verursacht durch….“ – Mediator ist Teil einer kausalen Kette Seite 20 1.3 Wissenschaftliche Hypothesen 1 Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte. Kriterien wissenschaftlicher Hypothesen – In Konditionalsätze umformbar – theoretisch (und empirisch) gut begründet – präzise formuliert – Allgemeingültigkeit (weisen über den Einzelfall hinaus) – Falsifizierbarkeit (sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar) Seite 21 Arten wissenschaftlicher Hypothesen 1 Zusammenhangs Merkmal 1 Merkmal 2 -hypothesen „Je stärker Menschen frustriert sind, desto aggressiver reagieren sie." Unterschieds- Person 1 Person 2 hypothesen "Wenn eine Person eine Frau ist, dann ist sie kreativer als eine Person, die ein Mann ist." Veränderungs- Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 hypothesen "Je näher die Prüfungen liegen, desto nervöser sind die Studierenden." Seite 22 Hypothesen und Kausalität 1 Hypothesen stellen Behauptungen über kausale und nicht- kausale Beziehungen zwischen Variablen auf Ob auf eine kausale Wirkrichtung geschlossen werden kann, hängt vom Untersuchungsdesign und von inhaltlichen Erwägungen ab. – Experiment als „Königsweg“ Beispiele: – Das Sehen von Gewaltsendungen im Fernsehen erhöht die Gewaltbereitschaft. – Bei schönem Wetter sind mehr Menschen draußen als bei schlechtem Wetter. In den Sozialwissenschaften hat man i.d.R. mit multikausaler Verursachung zu tun. Seite 24 1.4 Theorien 1 Theorien haben die Funktion, Sachverhalte zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen. Im Kern bestehen sozialwissenschaftliche Theorien aus einem Netz bewährter Hypothesen bzw. anerkannter empirischer "Gesetzmäßigkeiten". Kriterien zur Beurteilung von Theorien – Logische Konsistenz – Falsifizierbarkeit – Sparsamkeit – Bewährtheit Seite 25 Theorien als "Hypothesennetzwerk" 1 Hypothesen beschreiben einen Theorie vermuteten Zusammenhang oder Unterschied zwischen Merkmalen bzw. die Veränderung von Merkmalen. Theorien bilden aus den einzelnen Merkmalen und Hypothesen ein Hypothesen- netzwerk. Merkmal Hypothese Seite 26 Empirische Forschung vs. Alltagserfahrung 1 Empirische Forschung Alltagserfahrungen Systematik und Dokumentation systematisches Vorgehen; unsystematische Sammlung von des Vorgehens Dokumentation des Vorgehens Informationen; keine Dokumentation Zweck Entscheidungsfindung, Orientierung, Sinngebung Erkenntnisgewinn Präzision der Terminologie Verwendung einheitlich Verwendung untransparenter definierter Begriffe; Formulierung Umgangssprache; wissenschaftlicher Hypothesen Alltagsvermutungen Art der Auswertung und statistische Auswertungs- Entscheidung auf Basis Interpretation von Informationen verfahren (Signifikanztest) subjektiver Wahrscheinlichkeiten Überprüfung von Forderung eindeutiger Keine nachvollziehbare Gültigkeitskriterien Interpretation und Generali- Überprüfung der Validität; Un- sierung von Untersuchungs- begründete Verallgemeinerung ergebnissen (interne und externe Validität) Umgang mit Theorien permanente Überprüfung und Glaube an die eigene Theorie Kritik in Fachkreisen Seite 29 1.5 Ethische Kriterien empirischer Forschung 1 Güterabwägung: wissenschaftlicher Fortschritt vs. Menschenwürde persönliche Verantwortung Informationspflicht freiwillige Untersuchungsteilnahme Vermeidung psychischer oder körperlicher Beeinträchtigungen Anonymität der Ergebnisse Ende Seite 30 2. Versuchsplanung 2 2.1 Ablauf einer empirischen Untersuchung 2.2 Untersuchungsarten 2.3 Fehlerquellen & Kontrolltechniken 2.4 Operationalisierung – Messen – Skalenniveaus 2.5 Methoden der Datengewinnung 2.6 Stichproben 2.7 Versuchspläne Seite 31 2.1 Ablauf einer empirischen Untersuchung 2 1 Erkundungsphase Fragestellung entwickeln 2 Theoretische Phase Hypothesen aufstellen 3 Planungsphase Variablen, Versuchsplan, Stichprobe, Messinstrumente, Planung statistische Auswertung 4 Untersuchungsphase Organisation, Instruktionen, Durchführung, Versuchsleiter-Effekt kontrollieren 5 Auswertungsphase Datenqualität (Skalenanalyse), Deskriptive Statistik, Inferenzstatistik 6 Entscheidungsphase Annahme/Ablehnung der aufgestellten Hypothesen, Diskussion bzgl. Theorie, Diskussion weiterer Forschung Seite 32 Experiment 2 Das Experiment zeichnet sich durch gezielte Manipulation der UV und Kontrolle wichtiger Störvariablen aus. Das Ziel besteht in der absichtlichen Herbeiführung des zu untersuchenden Geschehens zum Zweck seiner Beobachtung. Gilt als „Königsweg“ gezielte Beobachtung Manipulatio des Effektes n Unabhängige Abhängige Variable (UV) Variable (AV) Die Ausprägungen der UV werden auch als experimentelle Störvariable / Bedingungen bezeichnet. Kontrollvariable Kontrolle der Randbedingunge n Seite 33 Laboruntersuchung vs. Felduntersuchung 2 Laboruntersuchungen legen Felduntersuchungen finden besonderen Wert auf die demgegenüber in "natürlichen", Kontrolle bzw. Ausschaltung vom Forscher kaum veränderten untersuchungsbedingter Umgebungen statt. Störvariablen. Störvariable Störvariable Unabhängige Abhängige Unabhängige Abhängige Variable (UV) Variable (AV) Variable (UV) Variable (AV) Kontrollvariable Störvariable Seite 34 Techniken zur Kontrolle von Störvariablen 2 Unter Randomisierung versteht man die zufällige Zuordnung der Untersuchungsteilnehmer zu den Untersuchungsbedingungen. Unter Parallelisieren (matching) werden die Versuchspersonen parallel entsprechend ihrer Ausprägung in der Störvariable den Untersuchungsbedingungen zugeordnet, so dass die Durchschnittswerte der verschiedenen Untersuchungsgruppen möglichst ähnlich sind. Bei der Konstanthaltung wird der Einfluß der Störvariable auf einem konstanten Niveau gehalten Bei der Eliminierung wird der Einfluß der Störvariable ausgeschaltet. Seite 35 2.4 Operationalisierung 2 Nachdem festgelegt wurde, welche Merkmale erfaßt werden sollen, wird durch die Operationalisierung bestimmt, wie die Variablen erfaßt werden sollen. Seite 36 Messen 2 Messen ist eine Zuordnung von Zahlen zu Objekten oder Merkmal: Geschlecht Realität Ereignissen, sofern diese Zuordnung eine algebraisch definierte Abbildung eines männlich empirischen Relativs in ein empirisches Relativ numerisches Relativ ist. weiblich Unter einer Skala versteht man ein empirisches Relativ, Messen ein numerisches Relativ und numerisches eine die beiden Relative 1 2 Relativ verknüpfende Abbildungsfunktion. Skala Seite 37 Skalenniveaus I 2 Nominalskala A C B D gleich/ungleich Ordinalskala 1. 2. 3. 4. größer/kleiner Intervallskala Gut, schlecht, sehr 5 10 15 schlecht… Verhältnisskala Natürlichen Nullpunkt 0 5 10 Seite 38 Skalenniveaus II 2 Mögliche Aussagen Beispiele Nominalskala Gleichheit/Verschiedenheit Geschlecht „Eine Frau ist kein Mann.“ Ordinalskala größer-kleiner-Relationen Wettkampfplatzierungen „die 2 ist besser als der 3.“ Intervallskala Gleichheit von Differenzen Temperatur „Die Temperatur steigt um 10 0C.“ (von 10 auf 20 0C ebenso wie von 80 auf 90 0C) Verhältnisskala Gleichheit von Verhältnissen Gewichtsmessung „Ich bin doppelt so schwer wie du.“ Seite 39 2.5 Methoden der Datengewinnung 2 Interviews Fragebogen Beobachtung Beurteilungsskalen Simulationen Nicht-reaktive Verfahren Seite 40 Interviews 2 Kennzeichen direkter mündlicher Dialog Vorteile + positive soziale Beziehung fördert das meist keine vollständige Standardisierung Mitteilen persönlicher Informationen Beispiele + flexible Gestaltung, Nachfragen möglich + höhere Rücklaufquote Einstellungsinterviews + sprachliche Anforderungen an Umfragen Untersuchungspersonen gering Empfehlungen zur Gestaltung geringe Statusdifferenz zwischen Interviewer und Interviewtem Nachteile - mangelnde Standardisierung Klärung Expertenstatus von - hoher Aufwand Interviewer/Interviewtem - Versuchsleitereffekte Erhalt der Motivation des Interviewten durch unterstützende Maßnahmen (z.B. Wechsel von Themen, Frageformen usw.) Ausschluß des Beiseins unbeteiligter Personen Training des Interviewers Seite 41 Fragebogen 2 Kennzeichen schriftliche Zusammenstellung von Fragen und Aussagen Vorteile + geringe Kosten hohe Strukturiertheit + standardisierte Durchführung keine steuernden Eingriffe möglich + Durchführung in Gruppen möglich + Anonymität + Daten können auch von weniger Beispiele Qualifizierten erhoben werden Fragebogen zu Persönlichkeits- + Versendung per Post und online möglich konstrukten, Lehrevaluation Nachteile Empfehlungen zur Gestaltung - unkontrollierte Erhebungssituation einfacher/übersichtlicher Aufbau - verstärkte Prüfung der Fragenqualität und kurzer Begleitbrief: Antwortalternativen nötig – klare Identifikation der befragenden - hohe Anforderungen an die Person/Organisation Verständnisleistung – Bedeutung der Fragen für Befragte - fehlende / unvollständige verdeutlichen – Vertraulichkeit garantieren Fragebeantwortungen - kein Vertrauensaufbau Anreize schaffen (kleine Geschenke, Informationen über Ergebnisse) Seite 42 Beobachtung 2 Kennzeichen Vorteile + Gewinnung von Daten, die nicht nicht-kommunikativer Prozeß (Verzicht introspektiv zugänglich sind auf direkte Fragen) Systematik und Kontrolliertheit (standardisiert und intersubjektiv überprüfbar) systematische / unsystematische Beobachtung offene / verdeckte Beobachtung Nachteile - hoher Zeitaufwand Selbst- / Fremdbeobachtung - Beobachtertraining erforderlich - nur äußerlich Zugängliches Beispiele Analyse von Tagebüchern Beobachtung von Gruppendiskussionen Seite 43 Nicht-reaktive Verfahren 2 Kennzeichen Vorteile + Ausschluß von Versuchsleitereffekten nicht durch Untersucher, Untersuchten und + keine Fälschung durch Probanden Untersuchungssituation verfälschbar möglich Beispiele Analyse physischer Spuren (z.B. abgelaufene Parkettböden, Müll) Archivdaten Nachteile versteckte Kamera - begrenztes Vorliegen von Informationen - ambivalente Interpretationsmöglichkeiten - ethische Aspekte (informationale Selbstbestimmung) Seite 44 2.6 Stichproben 2 Vollerhebungen sind zumeist unmöglich oder zu aufwändig. Man ist deshalb darauf angewiesen, die interessierende Population näherungsweise anhand einer Auswahl von Untersuchungseinheiten, einer Stichprobe, zu beschreiben. Gute Stichproben zeichnen sich durch Repräsentativität aus, d.h. sie gleichen der Population (Grundgesamtheit) in möglichst vielen (relevanten) Merkmalen. – Stichprobengröße ≠ Repräsentativität – Repräsentativität v. a. für absolute Aussagen von Bedeutung In der Psychologie häufig „Gelegenheitsstichproben“ Seite 45 Repräsentativität von Stichproben 2 Repräsentative homogene heterogene Stichproben sind die Gesamtpopulation Gesamtpopulation Voraussetzung dafür, dass Vollerhebungen Gesamt- durch Stichproben- population untersuchungen ersetzt werden können. Stichprobe repräsentative nicht repräsentative Legende: Stichprobe Stichproben Merkmalsausprägung 1 Merkmalsausprägung 2 Seite 46 Versuchspläne 1 2 Querschnittliches Design alle Variablen werden an einer Stichprobe zum selben Zeitpunkt erhoben Längsschnittliches Design Variablen werden an einer Stichprobe mindestens 2 x in zeitlichem Abstand erhoben Seite 47 3. Statistische Analysemethoden 3 3.1 Deskriptive Statistik (beschreibende Statistik) – 3.1.1 Informationen über die Verteilung von Messwerten – 3.1.2 Statistische Kennwerte zur Beschreibung von Verteilungen – 3.1.3 Standardisierung 3.2 Inferenzstatistik (schließende Statistik) Seite 48 Statistische Analysemethoden 3 Anwendungsgebiete der statistischen Disziplinen keine Kenntnisse über statistische Hypothese über Relation der Merkmale Relation der Variablen Explorative Explanative Untersuchung Untersuchung "Beschreibung" "Prüfung" Deskriptive Inferenz- Statistik statistik deskriptive Kennwerte anhand Wahrscheinlichkeit der Testkennwerte bieten erste Hinweise Entscheidung über Annahme /Ablehnung der über Relation der Hypothese Merkmale Seite 49 3.1 Deskriptive Statistik 3 Ziel: Beschreibung der Merkmalsverteilung in einer Stichprobe – Univariat: Beschreibung eines Merkmals – Multivariat: Beschreibung mehrerer Merkmale und ihrer Verknüpfungen – Keine Prüfung der Gültigkeit von Hypothesen in der Grundgesamtheit Seite 50 Korrelation und Kausalität 4 Ein signifikante Korrelation r12 zwischen x1 und x2 kann bedeuten: x1 x2 – x1 ist die Ursache für x2 x1 x2 – x2 ist die Ursache für x1 – x1 und x2 beeinflussen x1 x2 sich wechselseitig kausal – x1 und x2 werden von x1 x2 anderen Variablen beeinflußt ? Seite 51 Grundlagen der Regression 4 Zweck: Vorhersage einer Variablen y anhand der Messwerte in Variable/n x und dem Zusammenhang zwischen den Variablen x und y. vorhersagende vorherzusagende Variablen Variable x 1 y x 2 Prädiktoren Kriterium Ziel: Lineare Gleichung zur Beschreibung des Zusammenhangs der Variablen (Modell). Geprüft wird: Vorhersagegüte der linearen Gleichung (R²) anhand der Abweichung zwischen wahrem Wert y und vorhergesagtem Wert ŷ. Beispiel Seite 52 Beispiel Metaanalyse Computerspiele und Gewaltbereitschaft 1. Primärstudiensuche in Überblicksaufsätzen, wissenschaftlichen Datenbanken, Literaturverzeichnissen der gefundenen Studien 2. Selektion, u.a. – Publiziert nach 1950 – Studie vergleicht Arbeitsloser mit Erwerbstätigen – Psychische Gesundheit wird mit einem standardisierten Fragebogen erfaßt – Studie greift nicht auf Patienten von psychiatrischen Kliniken zurück 3. Verwendetes Effektstärkemass: Cohens d (random effects model) Seite 53 Geschichte der Medienpsychologie (Teil 2) WS 24/25 Seite 1 Definition „Die Medienpsychologie beschäftigt sich mit dem Einfluss von Medien auf das Erleben und Verhalten von Menschen. Dabei wird unter einem Medium ein technisches System zur Übertragung von Informationen verstanden […] Medien können nach den verwendeten Zeichensystemen unterschieden werden (z. B. Textmedien, Audiomedien, Bildmedien). Jedes Medium hat seine spezifischen Eigenschaften und Beschränkungen. […] Die Medienpsychologie beschäftigt sich sowohl mit Massenmedien (z. B. Fernsehen) als auch mit Individualmedien (z. B. E-Mail). Sie beschreibt sowohl die Prozesse der Medienrezeption als auch Auswirkungen der Mediennutzung auf Erleben und Verhalten.“ (Huff, in Dorsch) Seite 2 Seite 3 Die Anfänge und die Entwicklung der Medienpsychologie - Erste öffentliche Filmvorführung 1. September 1895 in Berlin; erster Stummfilm 1912 - frühe Studien zur Nutzung und Wirkung von Medien Film, Schulze, 1913; Münsterberg (Begründer der Angewandten Psychologie), 1916, Stummfilm (Fragen: Wie werden Gefühle im Film dargestellt; wie erleben ZuschauerInnen den Film; Vorschläge wie Emotionen beim Zuschauer im Film erzeugt werden können; zB Unruhe : Schwenken der Kamera) - Printmedien (Moede, 1930); Gründung erstes Zeitungswiss. Institut 1919 in Leipzig (Karl Bücher), nach 2. Weltkrieg Publizistikwissenschaft - Film- und Fernsehforschung, ab 50er Jahre = Koch, 1954: Studiotest, wie erlebt man das erste Mal Fernsehen; intensiv ab Mitte der 80er Jahre (Korrelate der Fernsehnutzung, Persönlichkeit, Intelligenz) Seite 4 Die Anfänge und die Entwicklung der Medienpsychologie - Exkurs: Fernsehen überfordert Jugendliche, Reizüberflutung; TV Krankheit - 1964 Studie zu Fernsehverhalten und Verhaltensstörungen bei Kindern (Kurth, 1964); Ergebnisse gaben Entwarnung… - Buch „Experimentelle Psychologie des Fernsehens“ (1968); an sich aber nur wenige Publikationen. - Radio (Cantril & Allport, 1935). Lazersfeld, 1937, Office of Radio Research, US dominiert; Meinungsführerforschung, Mund-zu- Mund Propaganda - Medienpsychologie bis in die 70er Jahre nur Beiwerk, keine eigenständige Disziplin. - Erste Studien zu CMC ab 80er/90er Jahre - Erste Studie zur Internetsucht: Intersem 1997, Uni Gießen Seite 5 Diffusionsmodell Mund-zu-Mund-Propaganda + Nutzung von Neuen Häufigkeit des Sprechens Medien Häufigkeit des Sprechens über ein Medium + Häufigkeit der + Anteil der Freunde/Bekannte, die das Empfehlung + Medium selbst genutzt haben Richtung des Gesprächs Theoretischer Rahmen Zahlreiche Konzepte und unklare Definitionen Meinungsbildner (Black, 1982; Schenk, 1993), opinion seeker und influencer (Flynn, Goldsmith & Eastman, 1996), influentials (Huddleston, Ford & Bickle, 1993; Corey, 1973), follower (Huddleston, Ford & Bickle, 1993; Schenk 1993), adopter (Venkatraman, 1989), Innovator (Grewal, Mehta & Kardes, 2000; Chan & Misra, 1990), early adopters (Schenk, Dahm & Šonje, 1997), innovative communicator, communicative adopter (Baumgarten, 1975), opinion giver, opinion receiver, Austauscher (Schenk, 1994), Trendsetter (Mathes & Czaplicki, 1993; Twardawa & Wildner, 1998), Forerunner (Mathes & Czaplicki, 1993), Gate keepers (Koeppler, 1984), Multiplikatoren (Robertson, 1971), change agents (Workman & Johnson, 1993; Venkatraman, 1989) Seite 7 Theoretischer Rahmen Meinungsführerschaft... wirkt innerhalb des sozialen Umfelds (Schenk, 1993; Schenk, Dahm & Šonje, 1997; Tsang & Zhou, 2005; Weimann, 1994)... nicht bereichspezifisch und erfüllt folgende Funktionen (siehe auch Noelle- Neumann, 1987): - Ratgeber - Legitimierer - Beeinflusser - Gruppenharmonisierer - Gatekeeper Seite 8 Theoretischer Rahmen Trendsetting (Batinic, Wolff, & Haupt, 2007; Batinic, 2005)... eine Übernahme ist nicht erforderlich, Interesse an Neuerungen (Mathes & Czaplicki, 1993)... soziale Umfeld entscheidend und nicht der Zeitpunkt... Bereichsspezifität ist nur von nebensächlicher Bedeutung... Elemente des Konstrukts sind: Input (Selektionsfunktion, Auswählen) Throughput (Modifikationsfunktion, Verändern und Verstärken) Output (Relaisfunktion, Übermitteln) Seite 9 Theoretischer Rahmen Expertise... Bereichsspezifität ist von besonderer Bedeutung... Elemente des Konstrukts sind: Kompetenz und Glaubwürdigkeit Seite 10 Theoretischer Rahmen Können eure Skalen denn auch das Verhalten von Freunden und Bekannten vorhersagen?! Verhalten wird vorhergesagt Personenmerkmale werden gemessen Studie 1: Kinoexperiment Interpersonelle Einflüsse bei der Verbreitung von Kinofilmen Forschungsfrage 1 (Experiment) „Erhöht der bloße Besuch eines Kinofilms die Wahrscheinlichkeit, dass Freunde und Bekannte sich diesen Kinofilm ebenfalls ansehen?“ Forschungsfrage 2 (korrelative Überprüfung) „Existieren Personenmerkmale (Meinungsführerschaft, Trendsetting, Filmexpertise) die den interpersonalen Einfluss auf Freunde und Bekannte verstärken bzw. ihn abschwächen?“ Studie: Kinoexperiment Forschungsfrage 1 Einflüsse des Filmbesuchs auf das Verhalten von Freunde/Bekannten + Anteil der Freunde/Bekannte, die den Filmbesuch der VPs Film anschauen Forschungsfrage 1a: Zusätzliche Analysen + Filmbesuch der VPs Häufigkeit des Sprechens über den Film Häufigkeit des Sprechens über den Film + Häufigkeit der + Anteil der Freunde/Bekannte, die den Empfehlung des Films + Film anschauen Richtung des Gesprächs über den Film Studie: Kinoexperiment Forschungsfrage 2 Einflüsse zentraler Personeneigenschaften auf das Verhalten von Freunden und Bekannten (Film-) Expertise + Meinungsführerschaft Anteil der Freunde/Bekannte, + die den Film anschauen Trendsetting + Forschungsfrage 2a: Zusätzliche Analysen Personeneigenschaften Häufigkeit des Sprechens, Anteil der Freunde/Bekannte, Empfehlens und Richtung die den Film anschauen Studie: Kinoexperiment Versuchsplan 53 Probanden (68,8 %) Gruppe A Filmbesuch 2. Befragung 1. Befragung Gruppe B 2. Befragung 24 Probanden 103 Probanden (31,2 %) 77 Probanden, 261 Referenzpersonen Studie: Kinoexperiment Stichprobe Alter: 15-38 Jahre (M = 26 Jahre, SD = 4.5) 61% männlich, 39% weiblich; zu 70% Studenten In letzten 6 Monaten im Durchschnitt 8x im Kino gewesen (SD = 7.2) Vergleichbarkeit der Experimental- und Kontrollgruppe ist gegeben Keine bedeutenden Unterschiede zeigten sich... - bzgl. der demographischen Merkmale - bzgl. der durchschnittlichen Ausprägungen der Personeneigenschaften - in der Anzahl durchschnittlich genannter Freunde und Bekannte - in der Anzahl an der Studie teilnehmendender Freunde und Bekannte Forschungsfrage 1 Filmbesuch der Referenzpersonen im Gruppenvergleich Standardab Summe Mittelwert weichung Experimental- Anzahl der zu gruppe berücksichtigenden 185 3,49 1,103 (N = 53) Referenzpersonen Anzahl der Referenzpersonen, die den Film gesehen haben 67 1,26 1,095 36,22 % Kontroll Anzahl der zu gruppe berücksichtigenden 76 3,17 1,167 (N = 24) Referenzpersonen Anzahl der Referenzpersonen, 18 ,75 ,737 die den Film gesehen haben 23,68 % Forschungsfrage 1a: Zusätzliche Analysen Vergleich der Gruppenmittelwerte hinsichtlich der Häufigkeit des Sprechens über den Film Experimentalgruppe Kontrollgruppe t DF M SD N M SD N Wie oft haben Sie in ihrem Freundes- 3,38 0,985 53 2,83 1,049 24 2,200* 75 /Bekanntenkreis über den Film gesprochen? Anmerkung: * p <.05 Forschungsfrage 1a: Zusätzliche Analysen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Sprechens, der Empfehlung und der Richtung des Gesprächs über den Film und dem Filmbesuch der Referenzpersonen Filmbesuch der Intention der Referenzpersonen Referenzpersonen M SD r r Wie oft haben Sie in ihrem Freundes- /Bekanntenkreis über den Film gesprochen?a 3,38 0,985 -.043.037 Wie oft haben Sie diesen Film in Ihrem 2,75 1,175.056.088 Freundes-/Bekanntenkreis weiterempfohlen? a Wie haben Sie über den Film „Terminator 3“ in ihrem Freundes-/Bekanntenkreis in der Regel 3,40 1,098.029.165 gesprochen? b Anmerkungen: a 5-stufiges Antwortformat („gar nicht zu“ bis „sehr oft“), b 5-stufiges Antwortformat („sehr negativ“ bis „sehr positiv“); N = 53 Forschungsfrage 2 Zusammenhang zwischen den Eigenschaften Filmexpertise, Meinungsführerschaft und Trendsetting und dem Filmbesuch der Referenzpersonen Anteil der Referenz- personen, die den Film gesehen haben M SD r Skalenwert für Filmexpertise 3,09 0,92.313* Skalenwert für 3,24 0,42.315* Meinungsführerschaft Skalenwert für Trendsetting 3,53 0,52.218 Anmerkungen: * p <.05; 5-stufiges Antwortformat („trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft voll und ganz zu“); N = 53 Forschungsfrage 2: Zusätzliche Analysen Personeneigenschaften Häufigkeit des Sprechens, Anteil der Freunde/Bekannte, Empfehlens und Richtung die den Film anschauen Diffusionsmodell (Batinic, 2004) Methoden der Medienpsychologie - Labor- und Feldexperimente in der Medienpsychologie - spezifischen Zustand wird untersucht (z.B. Medienrezeption): Fragebogenstudien - Prozesse der Medienrezeption werden untersucht (z.B. TV Konsum): Verhaltensbeobachtung, lautes Denken, Blickbewegung (eye tracking), physiologische Maße - Inhaltsanalyse: Medieninhalte nach Kriterien, Kategorien usw. Seite 23 Quantitative Interviews nach Befragungsart (ADM) Gesamt IVs in persönlich-mündliche davon paper & Telefon- IVs per Online-IVs Spalte1 Mio. IVs pencil davon digital IVs Schriftliche IVs Mobile App (per Browser) 1990 4,10 65 22 13 1991 4,30 60 30 10 1992 3,70 58 32 10 1993 4,90 59 32 9 1994 5,70 61 29 10 1995 6,80 60 30 10 1996 6,80 45 40 5 44 11 1997 8,90 44 38 6 40 16 1998 10,40 39 34 5 41 19 1 1999 15,00 37 31 6 40 22 1 2000 9,10 34 25 9 41 22 3 2001 10,10 39 31 8 29 28 4 2002 14,00 33 24 9 41 21 5 2003 14,70 28 21 7 43 19 10 2004 11,50 31 24 7 44 9 16 2005 12,70 24 18 6 45 9 22 2006 14,60 25 16 9 46 8 21 2007 16,90 26 18 8 41 6 27 2008 18,10 21 12 9 42 6 31 2009 16,20 19 13 6 42 7 32 2010 18,60 21 12 9 35 6 38 2011 21,80 24 9 15 34 6 36 2012 20,50 21 6 15 38 6 35 2013 21,40 22 6 16 36 6 36 2014 17,90 14 4 10 37 6 43 2015 20,90 24 33 8 1 34 2016 20,30 28 31 6 2 34 2017 22,00 27 29 5 1 38 2018 19,20 23 28 5 5 40 2019 20,00 23 21 6 4 46 2020 17,00 17 22 7 6 49 2021 21,00 15 18 5 5 57 2022 21,50 12 14 5 4 64 Seite 24 Forschungsfelder der Medienpsychologie - Medienrezeption: Nutzung von Medien (Medienwahl, warum nutzen Menschen bestimmte Medien, Theorien: Sender- Empfänger-Modell, Uses-and-Gratifications-Ansatz, Mood- Management-Theory, Sad-Film-Paradoxon), Wahrnehmung und emotionale und kognitive Verarbeitung von Medieninhalten (Persönlichkeitspsychologie). - Medienwirkung: Bedeutung von Massenmedien für öffentliche Wahrnehmung (z.B. Agenda-Setting, Wissenskluft-Hypothese) Seite 25 Kommunikationsmodelle Sender-Empfänger-Modell (Shannon und Weaver, 1949) Störungsfreie Kommunikation ist eine gelungene Kommunikation. Seite 26 Uses and Gratifications Die durch die Rezeption von Soap-Operas befriedigten Bedürfnisse ordnet Herta Herzog drei Kategorien zu: 1) Emotional release (emotionale Entlastung, Ablenkung von den eigenen Problemen durch das stellvertretende Erleben nicht erfüllter Wünsche) 2) Wishful thinking (Wunschdenken; Identifikation mit den Serienhelden und deren Lebensstil) 3) Advice (Ratschläge und Anregungen für das eigene Leben erhalten; Informationen über unbekannte Situationen bekommen) Die wesentlichen Merkmale des Uses-and-Gratifications-Ansatzes fassen Katz et al. (1974, S. 510–511) zu den folgenden fünf Grundannahmen zusammen: 1. Das Publikum ist aktiv und nutzt die Medien zielgerichtet. 2. Die Medienwahl geht von dem Rezipienten aus; dieser entscheidet letztendlich über die Mediennutzung. 3. Die Medien sind nur eine Quelle der Bedürfnisbefriedigung und sie stehen in Konkurrenz zu anderen entsprechenden Möglichkeiten. 4. Bedürfnisse und Motive der Rezipienten lassen sich mit Hilfe einer Befragung erschließen; Menschen sind in der Lage, Auskunft über ihre Beweggründe und Motive der Mediennutzung zu geben. 5. Bewertungen zur kulturellen Bedeutung der Mediennutzung bei der Analyse der Zuschauerorientierung stehen in einem Kontrast zum Uses-and-Gratifications-Ansatz und sollten unterbleiben. Medienwahl Seite 30 Mood-Management-Theorie (Zillmann, 1988; Zillmann und Bryant, 1985) geht davon aus, dass die Wahl von medialen Unterhaltungsangeboten von Stimmungen und Emotionen der auswählenden Person bestimmt wird. (Sad-Film-Paradoxon: Spannungsauflösung und positive Metaemotion/Reflektion) EXKURS Persönlichkeitspsychologie Persönlichkeit ist ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ überdauerndes und stabiles Verhaltenskorrelat. (Herrmann, 1991) Seite 32 Persönlichkeitspsychologie Seite 33 Persönlichkeitspsychologie Seite 34 Persönlichkeitspsychologie Seite 35 Persönlichkeitspsychologie Seite 36 Persönlichkeitspsychologie Extraversion und Neurotizismus (Eysenck, 1953) Machen Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit? Wechselt Ihre Stimmung häufig? Haben Sie Minderwertigkeitsgefühle? Haben Sie oft Lust, etwas Aufregendes zu erleben? Gehen Sie gern viel aus? Halten andere Leute Sie für sehr lebhaft? Selbst- und Fremdeinschätzung Retest-Reliabilität Seite 37 Persönlichkeitspsychologie Exkurs: Sensation Seeking Seite 38 (Quelle: Brust, 1999) Seite 39 (Quelle: Brust, 1999) Seite 40 Medienwahl Studie Hertel, Konradt, Naumann & Batinic (2003) (N = 248) Extraversion Neurotizismus ‡ Pers. Gespräch.17 ** -.09 Telefon.18 ** -- Anrufbeantw..23 ** -.15 * ‡ ‡ E-mail.10 -.11 Online Chat --.21 ** Brief / Fax -- -- Medienwahl Studie Hertel, Konradt, Naumann & Batinic (2003) (N = 248) Soziale Soziale Fertigkeiten Ängstlichkeit Pers. Gespräch.23 ** -.29 ** Telefon -- -- Anrufbeantw. -- -- E-mail -.16 *.20 ** Online Chat --.14 * ‡ Brief / Fax -.11.23 ** Medienbasierte (-vermittelte) Kommunikation als Forschungsfeld - Computervermittelte Kommunikation (CvK, CMC): versus Face- to-Face-Kommunikation - Kanalreduktionstheorie (Döring, 2001) - Medienwahl und sozialen Auswirkungen der CvK # Reduced-Social-Cues-Ansatz (CvK und fehlende soziale Hinweisreize) # SIDE-Modell (CvK Vorherrschende soziale / personale Identität und Grad der Anonymität und Identifizierbarkeit) # Theorie der sozialen Informationsverarbeitung (Textbasierte Kommunikation kann zwischenmenschliche Informationen vermitteln) Seite 44 45 History: Kraut´s research - Longitudinal study found: internet use leads to more loneliness (Kraut et al., 1998) SSCI 46 History: Kraut´s research 47 Medienwahl und interpersonale Kommunikation Interpersonale Medienwahl. Interpersonale Medienwahl (Höflich, 1996) befasst sich mit der wechselseitigen Beeinflussung von sozialen Gruppen bei der Medienwahl. Rationale Medienwahl. Theorien der rationalen Medienwahl (vgl. Döring, 2003) gehen davon aus, dass bei der Auswahl eines Mediums die betroffene Person eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführt und sich für den entsprechenden Anlass aus verschiedenen zur Verfügung stehenden Medien (z. B. SMS, E-Mail, Brief, Telefon) das »optimale« Medium auswählt. Social-Influence-Modell. Das Social-Influence-Modell (Fulk, Schmitz, und Steinfield, 1990) geht davon aus, dass bei der Medienwahl die sozial konstruierte und von gesellschaftlichen Erfahrungen und Erwartungen geprägte Medienbewertung von besonderer Bedeutung ist. Medienwahl wird hierbei einerseits von Erfahrungen mit dem jeweiligen Medium bestimmt und andererseits hat die Nützlichkeitsbewertung des Mediums durch das soziale Umfeld einen Einfluss auf die Medienwahl. Wissenserwerb mit Medien: eLearning - Insb. ab 90er Jahren - Individuelle, kollaborative Prozesse des Wissenserwerbs mit Hilfe (Neuer) Medien. - Individuelles Lernen mit Medien: kognitive Verarbeitung von multimedialem Lernmaterial (Hypertext) - Theorien erklären wie multimediale Inhalte im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden und Empfehlungen für die lernförderliche Gestaltung von Lernmaterial ab (Cognitive Load Theory, Cognitive Theory of Multimedia Learning). - Wissensvermittlung mit Hilfe von Computerspielen (Game Based Learning). Seite 49 Beispiel 1: „Lehrbuch“ Beispiel 1: „Lehrbuch“ Studie eLearning (Beispiel): Kollaborative Lernstrategien, Strukturierungsmerkmale und Lernfortschritt Theoretischer Hintergrund Kollaborative Lernstrategien beinhalten … … Fragen stellen, Unklarheiten beseitigen (Brown & Palincsar, 1989; Baker et al. 2002) … Wiederholungen, Zusammenfassungen und gegenseitiges Erklären (Soller & Lesgold, 1999; Baker et al., 2002; Veerman et al., 2001) … argumentieren, zustimmen oder rechtfertigen (Soller & Lesgold, 1999) Kollaborative Lernsituationen zeichnen sich durch gegenseitige Bezugnahme, aktive Interaktion, Koordination und gemeinsame Aufgabenbewältigung aus (Soller & Lesgold, 1999; Spada et al., 2005) Kollaborative Lernstrategien werden durch Strukturierungshilfen positiv verstärkt. Social Software Anwendungen unterscheiden sich im Grad der Strukturierung voneinander (Weblog und Forum hoch, Wiki niedrig strukturiert). Studie eLearning (Beispiel): Kollaborative Lernstrategien, Strukturierungsmerkmale und Lernfortschritt Fragestellung Unterscheiden sich die Gruppenleistung, die Koordinations- und Kommunikationshäufigkeit und die Gruppenkohäsion je nach dem, ob die Gruppen als Kommunikationswerkzeug ein „Diskussionsforum, Weblog oder Wiki“ eingesetzt haben? Studie eLearning (Beispiel): Kollaborative Lernstrategien, Strukturierungsmerkmale und Lernfortschritt Methode Experiment, N = 78 TeilnehmerInnen eines Seminars wurden in drei Gruppen aufgeteilt (Diskussionsforum (n = 27), Weblog (n = 23) oder Wiki (n = 25)) und sollten mit Hilfe des Kommunikationsmittels eine Aufgabe in per Zufall aufgeteilte Kleingruppen gemeinsam lösen. Übungsaufgabe war ein „Gruppenpuzzle“ (vgl. Slavin, 1995; Renkl & Beisiegel, 2003; Häfele & Maier-Häfele, 2004) Punkte für die Aufgabe gingen mit 20% in die Seminarnote ein. Studie eLearning (Beispiel): Kollaborative Lernstrategien, Strukturierungsmerkmale und Lernfortschritt Eingesetzte Instrumente a) Einstellung zur Gruppenarbeit (Skalen: „Affinität zur Gruppenarbeit“, „Zufriedenheit mit dem Gruppenergebnis“ und „Motivation zur Teilnahme an der Gruppenarbeit“) b) Koordinations- und Kommunikationshäufigkeit (Einsatzhäufigkeit interner und externer Koordinations- und Kommunikationswerkzeuge) c) Gruppenergebnis (Bewertung der Arbeit, Interraterreliabilität beträgt r =.94) d) Technischen Vorkenntnisse Studie eLearning (Beispiel): Ergebnisse Gruppenergebnis Zwischen den drei Gruppen (Diskussionsforum, Weblog und Wiki) ergeben sich hoch signifikante Unterschiede (F(2, 72) = 13,09; p <.01). Probanden, welche mit dem Diskussionsforum und mit dem Weblog gearbeitet haben, sind demnach erfolgreicher als diejenigen, die die Aufgabe mit dem Wiki lösen sollten. 10 Erreichte Punkte 9 9 8,78 8 7,72 7 6 5 4 3 2 1 Forum Weblog Wiki Studie eLearning (Beispiel): Ergebnisse Koordinations- und Kommunikationshäufigkeit Es zeigen sich keine bedeutenden Unterschiede zwischen den eingesetzten Kommunikationswerkzeugen Einstellung zur Gruppenarbeit Es zeigen sich keine bedeutenden Unterschiede zwischen den eingesetzten Kommunikationswerkzeugen KS Medienpsychologie (Teil 3) Bernad Batinic Termin: 09.01.25 Themen des heutigen Kurses Ergänzungen und Erweiterungen 1. CMC 2. Medien und Ethik 3. Medien und Gewalt 4. Medien und Politik Computerunterstützte Kommunikation (CvK, CMC) Beschäftigt sich mit den Besonderheiten von CvK und versucht diese zu systematisieren. Erklärt wie die Besonderheiten entstehen und welche Konsequenzen daraus resultieren. Insb. im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation. Besonderheiten auf 3 Ebenen: Nutzungssituation (verschiedene Medien im direkten Vergleich) Mikroebene (Auswirkungen auf zwischenmenschliche Kontakte) Makroebene (Auswirkungen auf die Gesellschaft) Klassifizierung von Medien (Burkart, 2002): Primäre Medien: Sprache, nonverbales Verhalten Sekundäre Medien: benötigen ein Gerät zur Produktion, aber nicht zum Empfang (z.B. Zeitung, Drucken) Tertiäre Medien: beide Kommunikationspartner benötigen ein Hilfsmittel (Handy, Internetzugang) Weitere Unterscheidung: Synchron und Asynchrone Medien Theorien zur CvK nach Döring (2005) 1. Kanalreduktionstheorie CMC ist defizitär und eine unzureichende Kommunikationsform. Weil textbasierte Kommunikation die meisten Sinneskanäle ausklammert Dies führt zu einer Verarmung der Kommunikation und zu einer Reduktion der Handlungsmöglichkeiten Entsinnlichung, Entzeitlichung Kritik: Kompensationsmöglichkeiten (Emoticons) werden nicht berücksichtigt Face-to-Face-Kommunikation / nonverbale Informationen werden überschätzt und idealisiert Theorien zur CvK nach Döring (2005) (II) 2. Filtertheorie Lehnt sich an Kanalreduktionstheorie an. Weniger Kommunikationskanäle führen zu einem Informationsverlust und dies führt zu einer Veränderung der Wahrnehmung. Aber: dadurch auch Beseitigung von Ungleichheiten (Kleidung, Status); dadurch soziale Unbefangenheit, auf einer Augenhöhe kommunizieren Enthemmung: Abbau sozialer Hemmungen und ggf. unerwünschte Verhaltensweisen!? Im Sinne Regellosigkeit, Aggression (Flaming/Flamwars) Zusammenfassend: CMC hat Vor- und Nachteile Theorien zur CvK nach Döring (2005) (II) 3. Rationale Medienwahl Wir wählen das beste Medium für den richtigen Anlass. Abgewogen wird die Notwendigkeit: Soziale Präsenz Mediale Reichhaltigkeit Feedbackmöglichkeit Ergebnis ist die Medienwahl. Frage: Kalkuliert der Mensch wirklich so seine Medienwahl!? Problem: nicht eine Person entscheidet, sondern mehrere Theorien zur CvK nach Döring (2005) (II) 4. Simulation Wenn nur wenige Kanäle vorhanden sind (zB Text), dann hat man Kontrolle was man über sich selbst preisgegeben will. Dies führt zu einem Kontrollgewinn. Gewinn an Freiheitsgraden bei der Gestaltung der eigenen Identität Flexibilität in der Identitätspräsentation, man kann sein, wer man sein will. Aber: Man ist auch der Simulation anderer ausgesetzt (siehe auch Imagination: Fehlende Informationen über eine Person führen zu einem Konstruktionsprozess; man füllt Infos auf) Medienökologisches Rahmenmodell nach Döring, 2003 1 Medienwahl, 2 Medienmerkmale, 3 mediales Kommunikationsverhalten, 4 kurzfristige soziale Effekte, 5 langfristige Folgen Medien und Ethik (Medien-)Ethik die wiss. Beschäftigung von Genese und Anwendung von Normen. Begründet allgemeingültige Regeln für gutes Handeln. Beschäftigt sich mit Produktion, Verteilung und Rezeption medienvermittelter Angebote. Medienethik als eigenes Forschungsfeld und Forschungsgegenstand Medienethik ist eine Form der angewandten Ethik (u.a. Umweltethik, Medizinethik, Wirtschaftsethik). - Medienpsychologie befasst sich mit der kognitiven und emotionalen Wirkung von Medieninhalten auf das Individuum mit Hilfe empirischer Studien - Medienethik nimmt eine allgemeine Perspektive ein; Mensch-Gruppe-Gesellschaft im Fokus. Gemeinsamkeiten der Forschungsfelder: - Analyse der Risiken von Medien für das Individuum - Geben Gestaltungsempfehlungen ab Unterschiede der Forschungsfelder am Beispiel Reality-TV-Sendungen: - Medienpsychologie: Selbstdarstellung der Darsteller, Influencer, Social Media - Medienethik: Menschenwürde Medienethik: Unterschiedliche Abstraktionsgrade 5 unterschiedliche Ebenen der Argumentation in der Medienethik (Bayertz; Irrgang; nach Funiok) 1 Moralische Urteile (Das Foto hätte nicht veröffentlicht werden dürfen) 2 Regeln oder Normen (zB Pressekodex) 3 Moralischen Grundüberzeugungen oder Haltungen (Tugenden) 4 Ethische Prinzipien (Menschliche Handlung danach beurteilen, welche Bedeutung diese für das Individum und seine Entwicklungschancen hat) 5 Ethische Theorien Von Konkret zu Abstrakt. Gegenstandsbereiche der Medienethik Individualethik Journalismus, Presseethik, Entscheidungen im Sinne „moralisch Richtig“, Pressekodex Institutions-, Unternehmensethik Verantwortung der Medienunternehmen, zB was für Bilder dürfen gezeigt werden Publikumsethik Medienkompetenz, Verantwortung der Empfänger Professionsethik Presserat, Selbstkontrolle Medien und Gewalt In Österreich ist der Jugendschutz nicht bundeseinheitlich geregelt, sondern Angelegenheit der Bundesländer. Es kann daher zu unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern kommen. Es gelten die Bestimmungen desjenigen Bundeslandes, in dem sich das Kind bzw. der Jugendliche gerade aufhält. Oberösterreich: Das Anbieten, Vorführen, Weitergeben und Zugänglichmachen von Medien, Datenträgern, Gegenständen und Dienstleistungen an Personen unter 18 Jahren ist verboten, wenn sie Jugendliche in ihrer Entwicklung gefährden können. Solch eine Gefährdung ist anzunehmen, wenn dadurch kriminelle Handlungen von menschenverachtender Brutalität oder Gewaltdarstellungen verherrlicht werden, Menschen aus Gründen der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters, der sexuellen Orientierung oder des Geschlechts diskriminiert werden oder wenn pornographische Darstellungen beinhaltet sind. Wer solche Medien, Datenträger, Gegenstände oder Dienstleistungen anbietet, vorführt, weitergibt oder zugänglich macht, muss durch geeignete Vorkehrungen, insbesondere durch räumliche Abgrenzungen, zeitliche Beschränkungen, Aufschriften oder mündliche Hinweise sicher stellen, dass Jugendliche davon ausgeschlossen werden. Jugendlichen ist der Erwerb, Besitz und Gebrauch von solchen Medien, Datenträgern, Gegenständen und die Inanspruchnahme derartiger Dienstleistungen verboten. https://www.oesterreich.gv.at/themen/jugendliche/jugendrechte/3/1/Seite.1740544.html Formen von Gewalt (in den Medien) Unterschiedliche Arten von Gewalt in Anlehnung an Merten 1999: 1. Personelle vs. strukturelle Gewalt 2. Psychische vs. physische Gewalt 3. Legitime vs. illegitime Gewalt 4. Individuelle vs. kollektive Gewalt 5. Intentionale vs. nichtintentionaler Gewalt 6. Manifeste vs. latente Gewalt Reale und fiktionale Gewalt Fiktionale Gewalt bezieht sich auf inszenierte Mediengewalt (Film, Computerspiel); reale Mediengewalt: reale Darstellung von Gewalt (Kriegsberichte) und Medien als Träger von Gewalt (zB Internet). Theorien zur Gewalt in den Medien Katharsis (Feshbach, 1961) Nach Aristoteles (384 v.Chr.); es gibt einen natürlichen Aggressionstrieb und dieser muss ausgelebt werden; ggf. in der Phantasie. Beobachten von Gewalt kann dabei helfen, den Aggressionstrieb zu verringern. Durch das Hineinversetzen in Andere wird man Teil der Gewaltausübung. Annahmen: Jede Form von Phantasieaggression hat kathartische Effekte; der Effekt erfordert, dass der Rezipient emotional erregt ist und zu aggressivem Verhalten neigt Kathartische Effekte erfordert exzessiv dargestellt Gewalttat Suggestionsthese (Phillips, 1974) Beobachtung von Gewalt in den Medien zu einer Nachahmungstat („Werther-Effekt“) Habitualisierungsthese (Mangelsdorff und Zuckermann, 1975) Konsum von Mediengewalt führt zu einer Desensibilisierung gegenüber Gewalt. Wir stumpfen ab. Rechtfertigungsthese (Kaplan und Singer, 1976) Aggressive Individuen konsumieren Gewalt in den Medien und rechtfertigen so ihr eigenes Verhalten als normal. Theorien zur Gewalt in den Medien (II) Theorie des sozialen Lernens (Bandura, 1964) Grundannahme: Verhalten ist Ergebnis der Wechselwirkung „Person & Umwelt“. Erwartungen An das Verhaltensergebnis beeinflusst das Verhalten. 1 Stufe: Menschen lernen durch Beobachten des Verhaltens anderer und erlernen so ein eigenes Verhaltensrepertoire. 2 Stufe: Ob nun die erlernte Verhaltensweise auch ausgeführt wird, hängt ab von - der Situation, - der Motivation des Handelnden, - der Verfügbarkeit der Mittel, - den erwarteten Konsequenzen Alle Theorien stellen den Täter in den Mittelpunkt und weniger die Opfer! Alle Theorien schreiben den Medien eine hohe Wirkung zu; gegenüber der Annahme „Medien haben nur eine subtile Wirkung bzw. keine Wirkung auf den Rezipienten“. Theorien zur Gewalt in den Medien (III) Theorie des sozialen Lernens (Bandura, 1964) Gefahr auf Nachahmungs - und Anstiftungstaten (Kunczik, 1998) Medien können Terroristen eine Plattform zur Selbstdarstellung bieten. (Weimann und Brosius, 1991) Motivation von Trittbrettfahrern u.a. Medienpräsenz. Nachahmungstaten/Anstiftungstaten durch Medien eine Herausforderung für Journalisten. General Aggression Modell (GAM) Zusammenfassung verschiedener Theorien zu einem Modell der Aggression. Anderson & Bushman, 2002 Untersuchungsformen zur Gewalt in den Medien Inhaltsanalysen zB zur Gewaltdarstellung im Fernsehen; Statistiken. Inhaltsanalysen geben keine Informationen über die Wirkung der Gewalt auf die Rezipienten Befragung Fragebögen erfassen die Wahrnehmung der RezipentInnen; auf Basis von Befragungen aber keine Kausalität Beobachtung Untersucht Rezeptions- und Wirkungsprozesse; ist jedoch teilweise beeinflusst von der Untersuchungsleitung. Experiment Ursache-Wirkung darstellbar; jedoch teilweise lebensfern. (ökologische Validität) Weitere Verfahren: Methode des lauten Denkens, psychophysiologische Messungen Metaanalysen zur Wirkung von Mediengewalt Metaanalyse: Zusammenfassung der Ergebnisse von Studien über einen Untersuchungsgegenstand mit Hilfe statistischer Verfahren. Paik und Comstock (1994), 217 Studien zur Beziehung Rezeption von Fernsehgewalt und realem aggressiven/unsozialen Verhalten Mittlerer Zusammenhang zwischen Rezeption und aggressiven Verhalten Effekt bei Männern etwas stärker als bei Frauen. Anderson und Bushman (2001), 35 Studien zur Beziehung „Gewalt in Computerspielen und Verhalten der Spieler“ Computerspiele steigern die Aggressivität von Kindern/jungen Erwachsenen; sowohl kurzfristig, als auch langfristig Sherry (2001), 20 Studien zur Beziehung gewalthaltiger Computerspiele. Computerspiele haben nur geringere Effekte auf aggressives Verhalten; die Art des Spiels ist wichtig Metaanalysen zur Wirkung von Mediengewalt (II) Nach Dorsch, 2024/online: „Zwar berichten nahezu alle Studien eine Korrelation zw. Mediengewalt und Aggression, sie divergieren aber hinsichtlich der Größe dieses Zusammenhangs und auch seiner Ursache im Längsschnitt, die manchmal eher auf einen Sozialisationseffekt, manchmal auf einen Selektionseffekt zurückgeführt wird.“ Metaanalysen zu Mediengewalt und Aggression: Unterschiede mittlerer Größe des Sozialisationseffekts; publication bias. Eindeutige Schlussfolgerung zugunsten einer Hypothese wäre voreilig. Zusammenhang existiert – jedoch Richtung und Größe kausaler Wirkmechanismen nach wie vor unklar. Exkurs: Prosoziales Verhalten Prosoziales Verhalten: andere Personen oder sozialen Gruppen helfen bzw. unterstützen Auf Basis von: 1. Wissen über Normen 2. Modelllernen 3. Affektive Dispositionen 4. Empathie, Mitgefühl Die Nutzung prosozialer Medieninhalte kann zu einer erhöhten Neigung zu prosozialem Verhalten in der realen Welt führen. Medien und Politik Drei Phasen der Forschung erste Ära: 1940-1960, Persönlichkeit und Kultur, wie konnte so etwas wie Antisemitismus, Faschismus entstehen? Studien zu zB Persönlichkeitsmerkmale von autoritären Personen, Analyse der Biographien bedeutender Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Methoden: Inhaltsanalysen, Fragebögen und Interviews verwendet. zweite Ära: 1960-1980, Einstellungen und Wahlen, Studien zu politischen Einstellungen, Meinungen und Wahlergebnissen (Prognose). Methode: Fragebögen, Beobachtungen. Menschenbild „Maximierung des eigenen Nutzens“. Der Partei die Stimme geben, die den höchsten Nutzen für einen persönlich verspricht) dritte Ära, ab 1980, Soziale Kognition und Überzeugung, Modelle der kognitiven Informationsverarbeitung, Studien zu zB Darstellung / Präsentation politischer Themen für Wähler; wie entstehen Bilder über Politiker? Studien: Experimente, Befragungen Neuste Entwicklungen: Fake-News, Bild/Film-Manipulation, Social Media, KI und Meinungsbildung/-steuerung Informationsverarbeitung Prozessmodelle erklären wie politische Einstellungen, Einschätzungen der Glaubwürdigkeit, Parteibindung, Vertrauen, Zuversicht usw. entstehen. Wichtig ist hierbei Persuasion (wie ändere ich die Meinung und die Einstellung bei Anderen? Argumente, Emotionen, Autorität usw.) Zwei-Prozess-Modell: Elaboration Likelihood Model (ELM, Petty & Cacioppo, 1986) Bei der zentralen Route werden Informationen genau abgewogen und bei der peripheren Route stützt sich auf soziale Hinweisreize (u.a. Attraktivität, gesell. Stellung des Senders), Heuristiken Welche Route gewählt wird: Motivation und Fähigkeit einer Person zur Informationsverarbeitung Beide Routen führen zu Einstellungsänderungen. Haben Medien überhaupt einen Einfluss!? Minimal Effects Model (Lazarsfeld, Berelson, Gaudet & McPhee, 1948) Panelstudien 1940, 1948 in den USA: Mehrzahl der Befragten bleibt auch bei negativen medialen Informationen loyal. Medien haben nur einen minimale Effekte, teilweise führen sie sogar zu einem Anstieg der Loyalität/Bindung. Kritik auf Basis von Experimenten: Mediale Informationen haben einen Effekt. Priming (Bahnung): Informationen können uns primen (bestimmte Gedächtnisinhalte aktivieren), daraus folgt die Art und Weise wie wir nachfolgende Informationen verarbeiten und bewerten Experimente: Priming zu einem Thema, dann Darstellung einer politischen Partei, dann Einstellungsabfrage. Framing: Die Einstellung zu einem politischen Thema hängt vom Rahmen ab, in welchem ein dieses Thema präsentiert wird (zB Diskussion über Arbeitslosenhilfe in einer Talkshow, in welcher es um Inflation, Teuerung und deren Auswirkung auf die Menschen geht) Meinungsführer (Katz & Lazarsfeld, 1955) Kultivierungsansatz (Gerbner & Gross, 1976): Fernsehen als zentrale Sozialisationsinstanz wirkt auf die Menschen homogenisierend; die Darstellung von Wirklichkeit und Werten im Fernsehen werden auf die Wirklichkeit im Alltag gleichgesetzt. Thematisierungsansatz: Die persönliche Einschätzung der Wichtigkeit eines Themas wird von den bestimmt