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Berufs- und Weiterbildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe St. Gallen

Martina Bösch

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Herz Anatomie Physiologie Kreislauf

Summary

Das Dokument ist eine detaillierte Beschreibung der Anatomie und Physiologie des Herzens. Es behandelt Themen wie die Lage, den Aufbau, die Blutversorgung, die Erregungsbildung und die Leitung des Herzens. Ideales Material für Schüler und Studenten.

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**Anatomie/Physiologie Herz** Das **Herz (Cor)** ist ein Hohlmuskel, dient als Pumpe für Transportvorgänge in den Blutgefässen. Herz und Blutgefässe bilden das Herz-Kreislaufsystem, welches den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Stoffwechselendprodukte (Kohlendioxid) abtransp...

**Anatomie/Physiologie Herz** Das **Herz (Cor)** ist ein Hohlmuskel, dient als Pumpe für Transportvorgänge in den Blutgefässen. Herz und Blutgefässe bilden das Herz-Kreislaufsystem, welches den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Stoffwechselendprodukte (Kohlendioxid) abtransportiert. **Lage, Gewicht und Grösse:** Es liegt schräg im Mediastinum (Mittelfellraum), in dem Raum zwischen den beiden Lungen. Die grossen Gefässe treten an der Herzbasis ein, die auf diese Weise im Mediastinum verankert wird. Die Herzspitze dagegen ist innerhalb der Perikardhöhle frei beweglich. Die Herzspitze berührt die vordere Brustwand im linken 5. Interkostalraum (Zwischenrippenraum) etwas einwärts einer Senkrechten durch die Mitte der Clavicula (Mittlere Schlüsselbeinlinie). - Zwei Drittel des Herzens befinden sich in der linken Brustkorbhälfte, ein Drittel rechts. - Das Herz grenzt an: Vorn an Rückseite des Brustbeins, seitlich an rechte und linke Lunge, hinten an Speiseröhre und Aorta, oben an die grossen Gefässstämme, unten an das Zwerchfell. Es ist so gross wie 1 bis 1.5 geschlossene Faust und wiegt ca. 300 g. Es sieht aus wie ein abgestumpfter, schräg liegender Kegel. Die zwei Herzhälften für die zwei Teilkreisläufe werden von der Herzscheidewand (Septum cardiale) geteilt: - Die rechte Herzhälfte nimmt sauerstoffarmes Blut aus Venensystem des Körpers auf und pumpt es in den Lungenkreislauf (kleiner Kreislauf), wird dann mit Sauerstoff angereichert. - Aus den Lungen gelangt das Blut in die linke Herzhälfte, welches durch die Hauptschlagader (Aorta) wieder zurück in den Körperkreislauf (grosser Kreislauf) pumpt. **Kammern und Klappensystem des Herzens:** Die vier Innenräume: - Rechter und linker Vorhof (Atrium, Herzvorhof): sammelt Blut aus Köper und Lunge - Rechte und linke Kammer (Herzkammer, Ventrikel): nehmen Blut aus den Vorhöfen und pumpen es wieder in den Körper und Lungenkreislauf Die Herzscheidewand hat zwei Abschnitte: - Vorhofseptum: trennt den rechten und linken Vorhof - Kammerseptum: trennt die rechte und linke Kammer **Herzklappen**: Jede Klappe lässt sich vom Blutstrom nur in eine Richtung aufdrücken. Kommt der Druck von der anderen Seite, schlägt sie zu und versperrt den Weg (wie Fahrradventil) **Segelklappen**: Mitral- und Trikuspidalklappen sind die Klappen zwischen Vorhöfen und Kammern, werden wegen ihrer Form Segelklappen (AV-Klappen= Atrio-Ventrikular Klappen) genannt. - Mitralklappe (Bikuspidalklappe): Ist die linke Segelklappe, besteht aus zwei dieser Segel - Trikuspidalklappe: ist die rechte Segelklappe und besteht aus drei dieser Segel **Taschenklappen**: sind die Klappen zwischen den Kammern und den grossen Schlagadern, sehen aus wie Taschen. Wird Blut ausgetrieben weichen diese auseinander, beginnt das Blut zurückzufliessen, so füllen sich die Mulden der Tasche damit werden sie geschlossen. - Aortenklappe: ist die Taschenklappe zwischen linker Kammer und Aorta - Pulmonalklappe: Taschenklappe zwischen rechte Kammer und Truncus pulmonalis (Stamm der Lungenschlagader) **Aufbau der Herzwand:** Die Herzwand besteht aus quergestreifter Muskulatur & gliedert sich von innen nach aussen in drei Schichten: - Endokard - Myokard - Herzbeutel (Epikard, Perikard) **Endokard (Herzinnenhaut weniger als 1mm dick)**: kleidet Innenraum des gesamten Herzens aus, ist eine dünne Endothelschicht, durch die seine glatte Oberfläche ermöglicht es einen reibungsarmen Blutfluss ohne Gerinnselbildung. **Myokard (Herzmuskelschicht ca. 8 -11 mm dick)**: ist in der linken Kammer und die arbeitende Schicht des Herzens. Durch zusammenziehen (Kontraktion) des Herzmuskels wird das Blut ausgeworfen. Dabei braucht die linke Kammer die grösste Kraft als die rechte Kammer, weil das Blut in den Körperkreislauf gepumpt wird. Der Herzmuskel kann sich lang andauernden Belastungen anpassen (Ausdauersport) indem die Muskelfasern vergrössern. Dies wird Hypertrophie genannt und ermöglicht dem Herzen eine höhere Leistung. **Herzbeutel aus Epikard und Perikard**: bildet eine bindegewebige Hülle des Herzens: - Epikard (Herzaussenhaut weniger als 1mm dick): liegt dem Myokard auf und bildet das innere Blatt des Herzbeutels - Perikard: umschliesst das gesamte Herz, zum Herzinneren aus einer serösen Schicht und nach aussen mit einer derbe Bindegewebsschicht. - Das Perikard ist mit dem Zwerchfell und der Pleura verbunden, dadurch ist das Herz im Mediastinum fixiert. ![](media/image2.jpeg) **Die Blutversorgung des Herzens:** Das Herz selbst muss auch mit Blut versorgt werden. Das Herz verbraucht dafür 5% des gesamten gepumpten Blutes für die eigene Arbeit (ca.250-300ml/min). **Die Koronararterien** Die 2 kleinen Gefässe welche von der Aorta abzweigen versorgen das Herz mit Blut. Ein Gefäss zieht quer über die Rechte, das andere quer über die linke Herzhälfte. Beide Arterien mit ihren Verzweigungen umschliessen das Herz wie ein Kranz deshalb nennt man diese Koronararterien (Herzkranzarterien). - Die rechte Koronararterie (A.coronaria dextra =RCA rechte Herzkranzarterie) versorgt den rechten Vorhof, die rechte Kammer, die Herzhinterwand und einen kleinen Teil der Kammerscheidewand mit Blut. - Die linke Koronararterie (A.coronaria sinistra = LCA linke Herzkranzarterie) teilt sich in 2 starke Äste (Ramus circumflexus = RCX und R. interventrikularis anterior = RIVA) welche für die Durchblutung des linken Vorhofes, der linken Kammer und einen Grossteil der Kammerscheidewand sorgt. **Die Erregungsbildung und Erregungsleitung:** Autonomie des Herzens: Wird das Herz dem Körper entfernt und in einer geeigneten Nährflüssigkeit aufbewahrt, so schlägt es weiter. Der Antrieb für die Herztätigkeit liegt im Herz selbst, das Herz arbeitet **autonom** (unabhängig). Jeder Muskel, Skelettmuskel und Herzmuskel, benötigt einen elektrischen Impuls um zu kontrahieren. Der Skelettmuskel wird durch einen Nerv erregt, **das Herz erregt sich selbst**. Zwar erhält das Herz über das ZNS (Sympathikus u. N. Vagus) Impulse, diese haben aber keinen Takt gebenden Einfluss und das Herz würde auch ohne sie arbeiten. Diese Selbstständigkeit entsteht durch spezialisierte Herzmuskelzellen, die in der Lage sind, Erregungen zu bilden und weiterzuleiten. ![](media/image4.jpeg)**Sinusknoten**: wichtigste Struktur der Erregungsbildung, befindet sich in der Wand des rechten Vorhofs an der Mündungsstelle der oberen Hohlvene, von ihm aus gehen alle Erregungen des Herzens aus, bestimmt die Herzfrequenz und wird deshalb Schrittmacher genannt **AV-Knoten**: vom Sinusknoten gelangt die Erregung zum AVKnoten (weiterer Schrittmacher). Liegt am Boden des rechten Vorhofs dicht an der Kammer (deshalb Atrio-VentrikularKnoten genannt). Der AV-Knoten nimmt die Erregung der Vorhofmuskulatur und leitet sie weiter zum His-Bündel. **His-Bündel**: ist sehr kurz und verläuft am Boden des rechten Vorhofes in Richtung Kammerscheidewand. Dort teilt es sich in einen rechten und linken Kammeschenkel **Kammerschenkel (Tawara-Schenkel)**: Ziehen an beiden Seiten der Kammerscheidewand herzspitzenwärts und zweigen sich weiter auf. (linker, linker hinterer und linker vorderer Kammerschenkel) **Purkinje-Fasern**: Die Erregungen gehen direkt von der Purkinje-Fasern auf die Kammermuskulatur über. **Sinn der Erregungsleitung**: Die gleichzeitige und gemeinsame Erregung der Muskelzellen des Herzens, somit kann eine effektive Kontraktion entstehen. Lediglich im AV-Knoten entsteht eine leichte Verzögerung, damit sich zuerst der Vorhof und dann die Kammer zusammenziehen, so kann die Kammer stärker mit Blut gefüllt werden. **Alles oder Nichts Prinzip**: Der Reiz erzeugt beim Herz eine stets gleich starke oder überhaupt keine Kontraktion, das heisst, es ist nicht möglich durch Erhöhung des Reizes eine stärkere Kontraktion zu erhalten. (Bei der Skelettmuskulatur ist dies möglich, je höher der Stromreiz, desto stärker die Kontraktion) **Die Refraktärzeit**: Unmittelbar nach einer Aktion ist der Herzmuskel für eine gewisse Zeit nicht erregbar. Dies schützt das Herz vor einer schneller- und Dauerkontraktion, damit das Herz sich wieder mit Blut füllen kann. Wenn dies nicht funktioniert, kann eine Tachykardie entstehen.