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This document provides an introduction to public building law in Germany. It covers topics such as building regulations, planning law, and building permits.
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**1: Einführung in das öffentliche Baurecht** **1. Grundlagen des öffentlichen Baurechts** Das öffentliche Baurecht gliedert sich in zwei Hauptbereiche - **Bauplanungsrecht**: Regelt, **was wo gebaut werden darf** - Geregelt im **Baugesetzbuch (BauGB)** und der **Baunutzungsveror...
**1: Einführung in das öffentliche Baurecht** **1. Grundlagen des öffentlichen Baurechts** Das öffentliche Baurecht gliedert sich in zwei Hauptbereiche - **Bauplanungsrecht**: Regelt, **was wo gebaut werden darf** - Geregelt im **Baugesetzbuch (BauGB)** und der **Baunutzungsverordnung (BauNVO)** - Beinhaltet das Recht der städtebaulichen Bodenordnung und das Städtebaurecht. - **Bauordnungsrecht**: Regelt, **wie gebaut werden darf** - Geregelt in der **Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes** (hier: **BauO NRW**) - Beinhaltet Anforderungen an die Errichtung, Änderung und Instandhaltung von Bauwerken sowie Gefahrenabwehrrecht **Privates Baurecht** - Umfasst das **Bauvertragsrecht** und das **Recht der Architekten und Ingenieure** **2. Bauplanungsrecht** - **Flächennutzungsplan (§ 5 BauGB) FNP** - Vorbereitender Bauleitplan, der die Art der Bodennutzung für das gesamte Gemeindegebiet in Grundzügen darstellt - Nicht rechtsverbindlich für Dritte, aber die Gemeinde ist verpflichtet, Bebauungspläne daraus zu entwickeln - **Bebauungsplan (§ 9 BauGB) BPlan** - Verbindlicher Bauleitplan, der die Art und Weise der Bebauung und Nutzung von Grundstücken regelt - Verschiedene Arten von Bebauungsplänen sind möglich **3. Bauordnungsrecht** - **§ 1 BauO NRW**: Gilt für bauliche Anlagen und Bauprodukte. Ausnahmen sind z.B. Anlagen des öffentlichen Verkehrs, Bergbauanlagen, Leitungen der öffentlichen Versorgung, Rohrleitungen, Kräne und Messestände - **§ 3 Abs. 1 BauO NRW**: Allgemeine Anforderungen an bauliche Anlagen. Diese müssen so errichtet, geändert und instandgehalten werden, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet werden **4. Baugenehmigung** - **§ 60 Abs. 1 BauO NRW**: Grundsatz, dass die Errichtung, Änderung und Nutzungsänderung von baulichen Anlagen einer Baugenehmigung bedürfen - **§ 74 Abs. 1 BauO NRW**: Baugenehmigung ist zu erteilen, wenn dem Vorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen - **§ 75 Abs. 1 BauO NRW**: Baugenehmigung erlischt, wenn innerhalb von drei Jahren nach ihrer Erteilung mit der Ausführung des Bauvorhabens nicht begonnen oder die Bauausführung länger als ein Jahr unterbrochen wurde **4.1. Geltungsdauer der Baugenehmigung** - Die Baugenehmigung erlischt, wenn - Innerhalb von drei Jahren nach Erteilung nicht mit der Bauausführung begonnen wurde - Die Bauausführung länger als ein Jahr unterbrochen wurde - Der Bauherr auf die Baugenehmigung verzichtet - Das Bauwerk zerstört oder abgerissen wird (die Baugenehmigung gilt nur für die einmalige Umsetzung) - **Nachbarklage**: Kann zur Aufhebung der Baugenehmigung führen, wenn sie gegen nachbarschützende Vorschriften verstößt **4.2. Nachbarklage** - **§ 74 Abs. 5 BauO NRW**: Nachbarn müssen innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Baugenehmigung Klage erheben, wenn sie die Baugenehmigung von der Bauaufsichtsbehörde erhalten haben. Andernfalls haben sie ein Jahr ab Kenntnis der Baugenehmigung Zeit - Die Klage hat nur Erfolg, wenn die Baugenehmigung gegen **nachbarschützende Vorschriften** verstößt **5. Genehmigungsverfahren** - **§ 70 BauO NRW**: Bauantrag ist bei der unteren Bauaufsichtsbehörde einzureichen. Mit dem Bauantrag sind alle erforderlichen Unterlagen (Bauvorlagen) einzureichen - **§ 71 BauO NRW**: Prüfung auf Vollständigkeit des Bauantrags. Bei unvollständigen Anträgen wird die Bauherrschaft zur Behebung der Mängel aufgefordert. Versäumung der Frist zur Mängelbehebung gilt als Rücknahme des Bauantrags - **§ 77 BauO NRW**: Vorbescheid kann vor Einreichung des Bauantrags erteilt werden, um einzelne Fragen des Bauvorhabens zu klären. Der Vorbescheid gilt drei Jahre und kann verlängert werden **5.1. Beteiligte am Verfahren** - Untere Bauaufsichtsbehörde - Bauherrschaft - Entwurfsverfassende (ggf. mit Bauvorlageberechtigung) - Fachplaner **5.2. Inhalt des Bauantrags** - Der Bauantrag muss so klar sein, dass auf ihn ein verständlicher, inhaltlich abgegrenzter, eindeutig bestimmter Verwaltungsakt ergehen kann - - **Beispiele für widersprüchliche Bauvorlagen** - Bezeichnung des Vorhabens im Bauantragsformular als „Sanierung eines Wohnhauses", im Lageplan ist eine Erweiterung des Wohnhauses eingezeichnet - Widersprüchliche Höhenangaben für Seitenwand einer Tiefgaragenzufahrt im Lageplan und in der Schnittzeichnung - Betriebszeiten für Bäcker laut Betriebsbeschreibung: 06:00 Uhr bis 22 Uhr, Öffnungszeiten laut Begleitschreiben ab 06:00 Uhr **5.3. Ablauf des Verfahrens** 1. Einreichung des Bauantrags. 2. Prüfung auf Vollständigkeit. 3. Frist zur Behebung von Mängeln. 4. Ämterbeteiligung, Beteiligung der Gemeinde, Beteiligung der betroffenen Stellen 5. Entscheidung: Baugenehmigung oder Ablehnungsbescheid **6. Prüfumfang der Baugenehmigung** - **§ 74 Abs. 1 BauO NRW**: Baugenehmigung ist zu erteilen, wenn dem Vorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen - **§ 64 Abs. 1 BauO NRW**: Vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren für Anlagen, die keine großen Sonderbauten sind. Prüfung der Übereinstimmung mit: - Vorschriften über die Zulässigkeit der baulichen Anlagen nach den §§ 29 bis 38 BauGB - Den §§ 4, 6, 48 und 49 BauO NRW - Den örtlichen Bauvorschriften (§ 89 BauO NRW) - Den Brandschutzvorschriften im Falle von Sonderbauten (außer Garagen mit einer Nutzfläche bis 1.000 m²) - **§ 65 BauO NRW**: Baugenehmigungsverfahren für große Sonderbauten. Prüfung der Übereinstimmung mit: - Den Vorschriften über die Zulässigkeit der baulichen Anlagen nach den §§ 29 bis 38 BauGB - Den Anforderungen nach den Vorschriften dieses Gesetzes und aufgrund dieses Gesetzes erlassener Vorschriften - Anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften, deren Einhaltung nicht in einem anderen Genehmigungsverfahren geprüft wird **7. Rechtsbehelfe** - **Untätigkeitsklage gemäß § 75 VwGO**: Kann erhoben werden, wenn nach drei Monaten ab Vorliegen der vollständigen Antragsunterlagen keine Baugenehmigung erteilt wurde - **Klage gegen Baugenehmigung oder Ablehnungsbescheid**: Innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Baugenehmigung oder des Ablehnungsbescheids **8. Anwendung von Gesetzen** - **Auslegungsmethoden**: - **Wortlaut**: Welche Begriffe werden verwendet? Sind diese im Gesetz definiert? - **Systematik**: Wo steht die Norm im Gesetz (Abschnitt, Überschrift)? Inhalt der Paragraphen davor und danach lesen. - **Wille des Gesetzgebers**: Welche Hinweise zur Anwendung des Paragraphen ergeben sich aus der Gesetzesbegründung? - **Sinn und Zweck der Regelung**: Gibt es Rechtsprechung zur Anwendung des Paragraphen? **9. Fundstellen für Gesetzestexte und Kommentare** - **Gesetzestexte**: - [**www.gesetze-im-internet.de**](http://www.gesetze-im-internet.de/): Bundesgesetze wie das BauGB und die BauNVO. - [**www.recht.nrw.de**](http://www.recht.nrw.de/): Landesgesetze wie die BauO NRW - **Kommentare**: Bücher, die Erläuterungen zu den einzelnen Paragraphen eines Gesetzes enthalten - **Rechtsprechung**: - [**www.justiz.nrw.de**](http://www.justiz.nrw.de/): Urteile der Verwaltungsgerichte, des Oberverwaltungsgerichts NRW und des Bundesverwaltungsgerichts **10. Zusammenfassung** - **Bauplanungsrecht** regelt, **was wo gebaut werden darf** (BauGB, BauNVO). - **Bauordnungsrecht** regelt, **wie gebaut werden darf** (BauO NRW) - **Baugenehmigung** ist erforderlich für die Errichtung, Änderung und Nutzungsänderung von baulichen Anlagen - **Genehmigungsverfahren** umfasst die Einreichung des Bauantrags, Prüfung auf Vollständigkeit, Beteiligung der betroffenen Stellen und Entscheidung über die Baugenehmigung - **Rechtsbehelfe** wie Untätigkeitsklage und Klage gegen Baugenehmigung oder Ablehnungsbescheid sind möglich **11. Abweichungen im Bauordnungsrecht (§ 69 BauO NRW)** - **Abweichungen von Bauvorschriften** sind möglich, wenn: - Die Abweichung mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist - Die Grundzüge der Bauordnung gewahrt bleiben - Die Abweichung nicht zu unzumutbaren Nachteilen für Dritte führt - Beispiel: Abweichung von Abstandsflächen, wenn besondere städtebauliche Gründe vorliegen **12. Große Sonderbauten (§ 50 Abs. 2 BauO NRW)** - **Definition**: Gebäude mit besonderer Nutzung oder Gefahrenpotenzial (z.B. Hochhäuser, Krankenhäuser, Schulen, Versammlungsstätten) - **Prüfumfang**: Strengere Anforderungen, z.B. Brandschutzkonzept (§ 65 BauO NRW) **13. Praxisbeispiele aus der Vorlesung** - **Einheitliches Vorhaben**: - *Wohnhaus + Erdaufschüttung*: Genehmigungsbedürftig, da funktionale Einheit - *Mobilfunkanlage (Mast + Betriebsgebäude)*: Genehmigungspflichtig als Gesamtvorhaben - **Nachtragsgenehmigung**: Bei Änderungen während der Bauphase (z.B. Dachform) muss eine gesonderte Genehmigung beantragt werden **14. Beteiligung Dritter im Genehmigungsverfahren** - **Nachbarn**: Werden nur beteiligt, wenn ihre Rechte betroffen sind (z.B. durch Abstandsflächen, Lärm) - **Gemeinde**: Muss Stellung nehmen, wenn der Bebauungsplan betroffen ist (§ 36 BauGB) **15. Verfahrensfreie Bauvorhaben (§ 62 BauO NRW)** - **Beispiele**: - Kleine Garagen (bis 30 m²) - Gartenhäuser (bis 30 m³ Rauminhalt) - Unterirdische Leitungen (außer für gefährliche Stoffe) - **Achtung**: Auch verfahrensfreie Vorhaben müssen die **materiellen Vorschriften** (z.B. Abstandsflächen) einhalten! **16. Bauvorlageberechtigung (§ 67 BauO NRW)** - Nur bestimmte Personen (z.B. Architekten, Ingenieure) dürfen Bauvorlagen erstellen. - Ausnahme: Bei einfachen Vorhaben (z.B. Einfamilienhäuser) kann der Bauherr selbst zeichnen **17. Brandschutzvorschriften (BauO NRW)** - **§ 48 BauO NRW**: Anforderungen an Fluchtwege, Feuerwiderstandsklassen. - **§ 49 BauO NRW**: Besondere Vorgaben für Sonderbauten (z.B. Schulen, Krankenhäuser) **18. Dingliche Wirkung der Baugenehmigung** - Die Baugenehmigung gilt **für das Grundstück**, nicht für den Eigentümer. Sie bleibt auch bei Verkauf bestehen - **Ausnahme**: Bei Verstoß gegen öffentliche Belange kann die Baugenehmigung widerrufen werden (§ 75 Abs. 2 BauO NRW) **2: Bau- und Architektenrecht** **1. Rechtlicher Rahmen** - **Öffentliches Baurecht** (staatliche Hoheit): - **Bauordnungsrecht (LBauO)**: Regelt Sicherheit, Ordnung, Brandschutz (z.B. Abstandsflächen). - **Bauplanungsrecht (BauGB, BauNVO)**: Steuert Flächennutzung, Bebauungspläne, Erschließung. - **Subordination**: Bauherr unterwirft sich staatlichen Vorgaben (z.B. Baugenehmigungspflicht). - **Privates Baurecht** (vertragliche Beziehungen): - **BGB**: Werkverträge (§§ 631--651) für „Erfolg" (z.B. genehmigungsfähige Pläne). - **VOB/B**: AGB für Bauleistungen, gilt nur bei expliziter Vereinbarung (z.B. § 1 VOB/B). - **HOAI**: Honorarordnung für Architekten/Ingenieure (Rechtsverordnung, kein Gesetz). - **Abnahme**: - **Technische Abnahme** (§ 4 Abs. 10 VOB/B) durch Architekt ≠ **Rechtsgeschäftliche Abnahme** (§ 12 VOB/B) durch Bauherrn. **2. Beteiligte am Bau** - **Bauherr, Architekt, Projektsteuerer, Unternehmer, Nachunternehmer**. - **Vertragsbeziehungen**: - **Werkvertrag** (BGB/VOB/B): Erfolgshaftung (z.B. mangelfreies Bauwerk). - **Architektenvertrag**: - **Werkerfolg** = Planung/Bauüberwachung, nicht das Bauwerk selbst. - **HOAI-Leistungsphasen** (z.B. LPH 1--9) sind Vertragsbestandteil, wenn vereinbart (BGH-Urteile). **3. Vertragsschluss** - **Angebot + Annahme** (§ 145 BGB): - Zugang erforderlich (z.B. Briefkasteneinwurf = Zugang bei üblicher Entnahme). - **Schweigen ≠ Annahme**, außer im kaufmännischen Verkehr (Bestätigungsschreiben, § 362 HGB). - **Zustellung**: - **Sicherste Methode**: Postzustellungsurkunde (PZU) mit Beweiskraft (§ 415 ZPO). - **E-Mail/Fax**: Zugang bei Speicherung, aber geringe Beweiskraft ohne Lesebestätigung. - Bei Abwesenheit der Parteien gilt die Annahme als erfolgt, wenn der Antragende unter regelmäßigen Umständen den Eingang der Antwort erwarten durfte oder eine gesetzte Frist abgelaufen ist - Die Beweislast liegt grundsätzlich bei der Partei, die etwas für sich Positives behauptet **4. Architektenvollmacht** - Die Vollmacht eines Architekten zur Vertretung des Bauherrn ist nicht uneingeschränkt - **Originäre Vollmacht** (implizit): - Bauherrn gegenüber ausführenden Unternehmen in gewissem Umfang zu vertreten - Umfasst technische Abnahme, Mängelrüge, kleine Zusatzaufträge. - **Achtung**: Keine rechtsgeschäftliche Abnahme/Stundenlohnvereinbarungen! - **Duldungs-/Anscheinsvollmacht**: - Entsteht, wenn Bauherr Architektenhandeln duldet/bei pflichtwidrigem Unterlassen - Handelt der Architekt ohne Vertretungsmacht, haftet er für die entstehenden Folgen, es sei denn, es liegt eine \"Anscheins- oder Duldungsvollmacht\" **5. Vertragsarten** - **Werkvertrag** - Werkunternehmer schuldet **Erfolg** (z.B. statische Berechnung) (§ 631 BGB) - Besteller schuldet die Vergütung - Besteller muss das Werk abnehmen, d.h. als im Wesentlichen vertragsgerecht billigen - **Architektenvertrag:** - Werkvertrag im Sinne des § 631 BGB, wobei der Architekt einen \"Werkerfolg\" schuldet - \"Werkerfolg\" ist nicht das Bauwerk, sondern das Entstehenlassen des Bauwerks - Werden die Leistungsbilder der HOAI beauftragt, schuldet der Architekt die Erbringung sämtlicher Grundleistungen der jeweiligen Leistungsphase als Werkerfolg - **Generalplaner:** - Wird oft bei Großbauvorhaben eingesetzt und ist für alle Planungen verantwortlich - Haftet für Subplaner-Fehler und trägt Insolvenzrisiko - **Architekten-ARGE:** - Entsteht durch einen Gesellschaftsvertrag zwischen verschiedenen Architekten - Sie ist eine \"Gesellschaft bürgerlichen Rechts\" (GbR) und hat eine Teilrechtsfähigkeit - Die GbR und ihre Gesellschafter haften als Gesamtschuldner **6. Struktur eines Architektenvertrages** - Enthält Abschnitte zu Parteien, Vertragsgegenstand, Vertragsziele, Leistungen und Pflichten des Auftragnehmers, Vollmacht, Zusammenarbeit, Termine, Honorar, Zahlungen, Abnahme, Mängelhaftung, Herausgabe von Unterlagen, Urheberrecht, Kündigung und Streitigkeiten **7. Neues Bauvertragsrecht** - Es wurden wichtige Vorschriften aus der VOB/B in das BGB übernommen - **§ 650t BGB**: - **Haftungsreduzierung** für Architekten: Bauherr muss U zur Nacherfüllung auffordern - **Gliederung im BGB**: - Bauvertrag (§§ 650a--650h), Verbraucherbauvertrag (§§ 650i--650o), Architektenvertrag (§§ 650p--650t) **8. VOB/B** - Die VOB/B kann nur für Bauleistungen vereinbart werden - Kein Gesetz, sondern eine \"Allgemeine Geschäftsbedingung\" (AGB) - Muss vereinbart werden, d.h. in den Vertrag einbezogen werden, sonst gilt nur das BGB - Nur als Ganzes zu vereinbaren. - Die VOB/B besteht aus zwei Teilen: Teil 1 regelt Bausoll, Leistung und Gegenleistung, Teil 2 regelt Abnahme, Mängelansprüche, Abrechnung, Zahlung und Sicherheitsleistung - **VOB/C**: Automatisch einbezogen via § 1 Abs. 1 VOB/B, Individualvereinbarungen gehen vor - Bei unerfahrenen Bauherren **vollständige Textüberreichung** nötig **9. Mängel** - **Definition (VOB/B)**: - Verstoß gegen **anerkannte Regeln der Technik** (z.B. Abdichtungsrichtlinien) = Mangel. - **DIN-Normen** sind nur Indiz, **Herstellerangaben** irrelevant, wenn praxisuntauglich. - **Beweislast**: - Wer gegen DIN verstößt, muss beweisen, dass sie nicht der Technik entspricht (OLG Brandenburg) **10. Mängelansprüche des Auftraggebers** - **Vor Abnahme:** Der Auftragnehmer muss Mängel auf eigene Kosten beseitigen - **Ersatzvornahme** nur nach Fristsetzung + Kündigung - Es reicht, wenn der Auftraggeber die Mangelerscheinung (Symptome) beschreibt - Ersatzvornahme setzt eine Fristsetzung, Kündigungsandrohung und Kündigung voraus - **Nach Abnahme:** Der Auftragnehmer muss während der Verjährungsfrist auftretende Mängel beseitigen - **Verjährung**: Beginnt mit Abnahme, Unterbrechung durch Mängelrüge (2-Jahres-Frist) - **Minderung** nur bei Unmöglichkeit/Unzumutbarkeit der Nacherfüllung **11. Pflichten des Architekten bei der Objektüberwachung** - **Intensität** - Der Umfang der Pflichten ergibt sich aus dem Architektenvertrag - **Einfache Arbeiten** (Malerarbeiten): Stichproben genügen - **Risikoarbeiten** (Abdichtungen): Lückenlose Kontrolle (OLG Hamm, BaufR 2015) - **Materialprüfung** - Architekt muss Baustoffe physisch prüfen (OLG Düsseldorf: „Kein Büro-Check!") - **Verkehrssicherungspflicht** - Architekt haftet bei erkannter Gefahr (z.B. ungesicherte Absturzkanten, BGH IBR 2015) - Bei Verletzung der Bauüberwachungspflichten haftet der Architekt auf Schadensersatz - Architekten haften gesamtschuldnerisch mit dem Werkunternehmer - Unter Bedingungen kann sich der Bauüberwacher von Haftung befreien (Bedenkenhinweise) - Aufforderung an Unternehmer, Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, reicht nicht aus **12. Mangelmanagement und Verjährung** - Architekt muss die Verjährungsfristen für Mängelansprüche auflisten - Architekt muss die Beseitigung von Abnahmemängeln überwachen - Die Ermittlung der Verjährungsfristen kann anspruchsvoll sein und bei Fehlern zu Haftung führen **13. Beweissicherung** - Wichtig schriftlich festzuhalten und Absprachen schriftlich zu bestätigen - Möglichkeiten zur Beweissichterung - **Privatgutachten**: Schnell, aber geringe Beweiskraft. - **Selbst. Beweisverfahren** (§ 485 ZPO): Hemmt Verjährung, aber langsam. - **Schiedsgutachten**: teuer, schnell, bindend, aber blockierbar. **VL3: Öffentliche Baurecht: das Bauplanungsrecht und Bauordnungsrecht** **1. Grundlagen des öffentlichen Baurechts** - **Baufreiheit** aus Art. 14 GG (Eigentum) und Art. 2 GG (Handlungsfreiheit), jedoch begrenzt durch öffentlich-rechtliche Vorschriften - **Zweck**: Interessensausgleich zwischen Allgemeinheit, Bauherrn und Nachbarn - **Zwei Hauptbereiche** - **Bauplanungsrecht** (§§ 1--38 BauGB) - *Flächenbezogen*: Steuerung der städtebaulichen Entwicklung durch **Bauleitpläne** (FNP, BPlan) - **Ziele**: Ordnung der Bodennutzung, Sicherung nachhaltiger Stadtentwicklung - **Bauordnungsrecht** (Landesrecht, z.B. BauO NRW) - *Objektbezogen*: Gefahrenabwehr (Brandschutz, Standsicherheit), präventiv (Baugenehmigung) und repressiv (Nutzungsuntersagung) **2. Baugenehmigung** - Errichtung, Änderung und Nutzungsänderung von Bauvorhaben bedürfen grundsätzlich einer Baugenehmigung, sofern in §§ 61 bis 63, 78 und 79 der BauO NRW nicht anders bestimmt - **Voraussetzung**: Kein Verstoß gegen öffentlich-rechtliche Vorschriften (§ 74 BauO NRW). - **Inhalt**: - **Feststellender Teil**: Bestätigung der Genehmigungsfähigkeit. - **Verfügender Teil**: Baufreigabe (§ 74 Abs. 4 BauO NRW: \"unbeschadet privater Rechte Dritter\") - **Wichtig:** Die Erteilung erfolgt unbeschadet privater Rechte Dritter - **Prüfprogramme**: - Vereinfachtes Verfahren (§ 64 BauO NRW), Sonderbauten (§ 65), Typengenehmigung (§ 66). - Die Baugenehmigung ist ein mehrpoliger Verwaltungsakt, an dem die Bauaufsicht, der Nachbar und der Bauherr beteiligt sind **3. Bestandsschutz** - Ergibt sich aus dem Eigentumsrecht (Art. 14 Abs. 1 S. 1 GG) und stellt ein Abwehrrecht gegen bauaufsichtliche Ordnungsverfügungen dar - Bedeutsam für den Anspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung - **Grundlage**: Art. 14 GG; Schutz vor Rückbauanordnungen, sofern Anlage bei Errichtung **genehmigungsfähig** war. - Formelle und materielle Legalität sind erforderlich. Anlage oder Nutzung muss zum Zeitpunkt ihrer Errichtung oder Nutzungsaufnahme genehmigungsfähig gewesen sein - **Ende des Bestandsschutzes** bei: - **Aliud** (Bautechnischer Veränderung, Verlust der Identität(Änderung tragender Bauteile) - **Nutzungsänderung, Nutzungsaufgabe** (z.B. Gewerbe statt Wohnen). - **Verfall** oder **Gefahr für Leben/Gesundheit** (Brandschutzanpassung). - **Beispiel**: Ungenehmigter Einbau einer Stahlbetondecke → Verlust des Bestandsschutzes **4. Nachbarschutz im öffentlichen Baurecht** - **Privatrechtlich**: Schutz des Nachbarn vor dem Bauherrn: Einstweilige Verfügung, BGB, Nachbarrechtsgesetz NRW. - **Öffentlich-rechtlich**: - Schutz des Nachbarn vor hoheitlichen Eingriffen in die eigene Rechtsposition - **Anfechtungsklage** gegen Baugenehmigung (§ 42 Abs. 2 VwGO). - **Nachbar** i.S.d. Baurechts: - *Eigentümer* benachbarter Grundstücke, *Nießbraucher*, *Erbbauberechtigte* - *Kein Schutz* für Mieter/Pächter (Ausnahme: Immissionsschutzrecht) - **Qualifiziertes Betroffensein**: Schutz nur bei **unmittelbarer Beeinträchtigung** - **Charakteristika des Nachbarschutzes:** - Dreiseitige Rechtsverhältnisse (Nachbar/Behörde/Bauherr) - Objektives Recht (öffentlich, allgemeinwohl) ist nicht gleich subjektives Recht - Der Nachbar benötigt ein subjektiv öffentliches Recht für den Rechtsschutz - **Beispiele für nachbarschützende Normen:** Art der Grundstücksnutzung im Bebauungsplan, Gebot der Rücksichtnahme, Abstandsflächen und Brandschutz **5. Bauleitpläne** - **Vorbereitender Plan** für das gesamte Gemeindegebiet (§ 5 BauGB). - **Ziel**: Grobe Darstellung der Bodennutzung (z.B. Wohnen, Gewerbe, Grünflächen). - **Keine Außenwirkung** (bindet nur die Gemeinde zur Aufstellung von Bebauungsplänen). - **Verbindliche Satzung** mit Parzellengenauigkeit (§ 9 BauGB). - **Inhalte**: - **Art der baulichen Nutzung** (Baugebiete nach BauNVO, z.B. *WR = Reines Wohngebiet*). - **Maß der Nutzung**: GRZ, GFZ, BMZ - **Bauweise** (offen/geschlossen), **Baulinien/Grenzen**, **Gestaltung** - Festsetzungen (zeichnerisch, textlich, Begründung) - Überbaubare und nicht überbaubare Grundstücksfläche (§ 23 BauNVO) - **Arten von Bebauungsplänen:** - **Selbstständiger BPlan**: kein vorheriger FNP notwendig - **Vorzeitiger BPlan**: wird vor dem FNP aufgestellt, wenn Gründe es erfordern - Parallelverfahren: wird gleichzeitig mit dem FNP aufgestellt zur Beschleunigung - **Vorhaben- und Erschließungsplan**: Konzentration auf ein Projekt - **Qualifizierter BPlan**: enthält Festsetzungen über Art und Maß der baulichen Nutzung, überbaubare Grundstücksfläche und örtliche Verkehrsfläche - **Einfacher BPlan**: enthält nicht die Mindestfestsetzungen des qualifizierten BPlans - **Ziel:** ordnet die städtebauliche Entwicklung und bereitet die bauliche Nutzung von Grundstücken vor - Städte legen mögliche Nutzungsarten durch Bauleitpläne fest - Die städtebauliche Entwicklung erfolgt durch Bauleitpläne und Planersatzvorschriften **6. Baunutzungsverordnung (BauNVO)** - **Zweck**: Konkretisierung des BauGB für Festsetzungen in Bebauungsplänen - **Anwendungsbereich**: - im **Bebauungsplänen existent** (qualifiziert/einfach) - Im **unbeplanten Innenbereich** - **Funktion**: - **Typisierung** von Baugebieten (z.B. WR, WA, GE). - **Vereinfachung** der Bauleitplanung durch standardisierte Nutzungsvorgaben. **7. Maß der baulichen Nutzung (§§ 16--21a BauNVO)** - - - - - **§ 16 Abs. 3 BauNVO**: Bei Festsetzung des Maßes der Nutzung **müssen** GRZ *und* GFZ angegeben werden („Dreidimensionalität"). **Kennzahl** **Definition** **Beispiel** ------------------------------- ------------------------------------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------------------- **GRZ** (Grundflächenzahl) Anteil der überbauten Grundfläche am Grundstück (z.B. GRZ 0,4 = 40 %). Bei 1.000 m² Grundstück: max. 400 m² bebaut. **GFZ** (Geschossflächenzahl) Anteil der Geschossfläche am Grundstück (z.B. GFZ 1,2 = 120 %). Bei 1.000 m² Grundstück: max. 1.200 m² Geschossfläche. **BMZ** (Baumassenzahl) Anteil des Baumassevolumens am Grundstück (z.B. BMZ 3,0 = 3.000 m³ pro 1.000 m²). **Vollgeschosse** Oberirdische Geschosse mit mind. 2,30 m lichter Höhe (§ 20 Abs. 1 BauNVO i.V.m. § 2 Abs. 6 BauO NRW). Steuerung der Höhenentwicklung **Gebäudehöhe** Steuerung der Gebäudehöhe, Bezugspunkte, Höhenbestimmung - - - - - - - - - **8.** **Statische oder dynamische Verweisung des Bebauungsplans auf die BauNVO:** - **Statisch:** BPlan verweist auf die Regelungen der BauNVO/BauO, die zum Zeitpunkt des Satzungsbeschlusses galten - **Dynamisch:** BPlan verweist auf die Regelungen der BauNVO/BauO, die zur Beurteilung des Bauvorhabens gelten - **Offene Bauweise** - Seitlicher Grenzabstand (Einzel-, Doppelhäuser/Hausgruppen ≤ 50 m Länge) - **Beispiel**: Reihenhäuser mit Abstand zur Grundstücksgrenze. - **Geschlossene Bauweise**: - Gebäude ohne seitlichen Grenzabstand (z.B. Blockrandbebauung). - **Sonderbauweise**: - Abweichende Festsetzungen im BPlan (z.B. Hofhäuser). - **Festsetzungen**: - **Baulinie**: Bebauung auf dieser Linie mit allen Geschossen - **Baugrenze**: Bebauung darf diese nicht überschreiten, kann aber dahinter zurückbleiben - **Bebauungstiefe**: rückwärtige (hintere) Baugrenze - **Nicht überbaubare Flächen**: - Zulässigkeit von Nebenanlagen - **Art der baulichen Nutzung (§§ 1-15 BauNVO):** Verweis auf Baugebiete im Sinne der BauNVO **11. Baugebiete nach der BauNVO** -- -- -- -- -- -- - **Beurteilung des Störgrades:** Typisierende Betrachtung, ob ein Vorhaben generell geeignet ist, das Wohnen zu stören. Die Störung ist baugebietsbezogen zu beurteilen. - Länder können durch Rechtsvorschriften bestimmen, dass auf Landesrecht beruhende Regelungen in den BPlan aufgenommen werden (§ 9 Abs. 4 BauGB) - **§ 89 BauO NRW**: Gemeinden können Satzungen erlassen zu: - Äußere Gestaltung, Werbeanlagen, Stellplätze, Begrünung. - **Beispiele**: - *Stellplatzsatzung* (Mindestanzahl an PKW-/Fahrradstellplätzen). - *Baumschutzsatzung* (Schutz alter Bäume bei Bauvorhaben). **8. Verfahren der Bauleitplanung** 1. **Aufstellungsbeschluss**: Gemeinderat initiiert Planung. - Einleitungsbeschluss des Gemeinderates - Frühzeitige und förmliche Beteiligung der Bürger und öffentlichen Träger - Öffentliche Auslegung des Entwurfs mit Begründung und Umweltbericht - Prüfung der Bedenken und Anregungen 2. **Feststellungs- bzw. Satzungsbeschluss** - FNP benötigt Feststellungsbeschluss und Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde - BPlan wird durch Gemeinderat als Satzung beschlossen 3. **Genehmigungsverfahren:** Reine Rechtskontrolle 4. **Ausfertigung** 5. **Verkündungsverfahren** Ortsübliche Bekanntmachung und Inkrafttreten **VL4: Zulässigkeit baulicher und sonstiger Vorhaben** **1. Grundlagen des Bauplanungsrechts** - **Rechtsanspruch auf Baugenehmigung** (§ 74 Abs. 1 BauO NRW): - Besteht, wenn keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen. - **Relevante Vorschriften**: - **Bauplanungsrecht** (BauGB, BauNVO, Bebauungspläne). - **Bauordnungsrecht** (BauO NRW, Landesverordnungen). - **Sonstiges** (Naturschutz-, Wasserrecht, Denkmalschutz). - **Vorhabenbegriff** (§ 29 Abs. 1 BauGB): - Alle Baumaßnahmen mit *bodenrechtlicher Relevanz*: - Errichtung, Änderung, Nutzungsänderung von Anlagen. - Aufschüttungen, Abgrabungen, Ausschachtungen. - **Bodenrechtliche Relevanz**: Bedarf städtebaulicher Ordnung (z.B. Bedarf an Bauleitplanung). **2. Arten von Bebauungsplänen (B-Plan)** - **Qualifizierter B-Plan** (§ 30 Abs. 1 BauGB): - Enthält alle für die Zulässigkeit erforderlichen Festsetzungen. - **Vorhabenbezogener B-Plan** (§ 12 BauGB): - Kombiniert Planungs- und Vorhabensgenehmigung (z.B. für Großprojekte). - **Einfacher B-Plan** (§ 30 Abs. 3 BauGB): - Unvollständige Festsetzungen; ergänzt durch § 34/35 BauGB. - **Kein B-Plan?** Unterscheidung: - **Unbeplanter Innenbereich** (§ 34 BauGB): *„Im Zusammenhang bebauter Ortsteil"*. - **Außenbereich** (§ 35 BauGB): Privilegierte vs. sonstige Vorhaben. **3. Vorhaben im Bereich eines Bebauungsplans** **Prüfungsschritte**: 1. **Festsetzungen des B-Plans** (§ 30 BauGB): - Entspricht das Vorhaben Art, Maß und Bauweise? 2. **Ausnahme** (§ 31 Abs. 1 BauGB): - Nur möglich, wenn im B-Plan explizit vorgesehen (z.B. § 1--9 BauNVO). 3. **Befreiung** (§ 31 Abs. 2 BauGB): - Ermächtigung der Behörde, restriktiv! - Nur bei *unbilliger Härte* oder städtebaulicher Vertretbarkeit. **Relevante Einzelregelungen**: - **Stellplätze/Garagen** (§ 12 BauNVO). - **Freiberufler/Gewerbe** (§ 13 BauNVO). - **Nebenanlagen** (§ 14 BauNVO, siehe unten). - **Einschränkung durch § 15 BauNVO** („Notbremse"): Verhinderung gebietsfremder Nutzungen. **4. Nebenanlagen (§ 14 BauNVO)** **Voraussetzungen**: - **Selbstständige, untergeordnete Anlage**: - *Funktionell*: Nur Hilfsfunktion für Hauptnutzung (z.B. Garage für Wohnhaus) - *Räumlich*: Optisch untergeordnet (keine Dominanz) - **Dient dem Nutzungszweck**: - Des Grundstücks (z.B. Gartenhaus) oder des Baugebiets. - **Nutzungszweck des Baugebiets** (z.B. Wertstoffsammelanlagen, Spielplätze). - **Kein Widerspruch zur Gebietsart**: - Keine Beeinträchtigung der Plankonzeption. - **Solarenergieanlagen** auf Dächern gelten unter bestimmten Bedingungen als Nebenanlagen, auch wenn sie Energie in das öffentliche Netz einspeisen. Die Unterordnung wird hierbei räumlich-gegenständlich, nicht funktional, verstanden. Die Größe der Solarmodule im Verhältnis zum Gebäude ist maßgeblich **Beispiele**: - Zulässig: PV-Anlagen (§ 14 Abs. 3 BauNVO), auch bei Einspeisung ins Netz (OVG NRW, Urt. v. 13.09.2021 -- 2 D 50/19.NE). - Unzulässig: Gewerbliche Solaranlagen ohne Bezug zur Hauptnutzung (OVG NRW, Beschl. v. 20.09.2010). **5. Vorhaben im unbeplanten Innenbereich (§ 34 BauGB)** **Voraussetzungen**: 1. **Lage im „im Zusammenhang bebauten Ortsteil"**: - Geschlossener Bebauungseindruck trotz Lücken. - *Keine Splittersiedlung* (zersplitterte Bebauung). 2. **Einfügung in die nähere Umgebung** (Zulässigkeit) - **Art und Maß der Nutzung** (z.B. Wohnen in Wohngebiet). - **Bauweise** (offen/geschlossen). - **Überbaubare Grundstücksfläche**. 3. **Erschließung gesichert** - keine Beeinträchtigung gesunder Wohn- oder Arbeitsverhältnisse 4. **Keine Beeinträchtigung** von Wohnverhältnissen/Ortsbild. 5. **Rücksichtnahmegebot**: Abwägung zwischen Interessen des Bauherrn und Nachbarn (Nachbarschutz) - Je empfindlicher und schutzwürdiger die Stellung des Nachbarn, desto mehr Rücksichtnahme ist erforderlich - *Beispiele*: - Kein Anspruch auf „Nichtverschattung" (OVG NRW, Urt. v. 13.09.2021). - Einsichtnahme in bebauten Gebieten hinzunehmen (OVG NRW, B. v. 11.09.2018). **6. Vorhaben im Außenbereich (§ 35 BauGB)** - **Privilegierte Vorhaben** (§ 35 Abs. 1): - Land-/Forstwirtschaft, Energiewirtschaft, etc. - **Voraussetzungen**: - *Dienen dem Betrieb* (objektive Gewinnerzielung, fachliche Eignung) - *Untergeordneter Teil* der Betriebsfläche. - **Sonstige Vorhaben** (§ 35 Abs. 2): - Grundsätzlich unzulässig, außer öffentliche Belange nicht beeinträchtigt. - **Achtung**: Abwägung nach § 35 Abs. 3 (z.B. Naturschutz, Splittersiedlung). - **Nachbarschutz**: - *Beispiel*: Kein Anspruch auf Erhalt des Außenbereichs, aber Abwehr bei Heranrücken von Wohnbebauung. **7. Aktuelle Rechtsprechung & Fallbeispiele** **A. Photovoltaikanlagen** - **Zulässigkeit als Nebenanlage**: - Größenverhältnis zum Gebäude entscheidend (OVG NRW, Urt. v. 13.09.2021). - Aufständerung auf Flachdächern möglich, wenn nicht dominant. **B. Abweichung vom Abstandflächenrecht** - **§ 69 BauO NRW**: - Abweichung bei *atypischen Grundstücksformen* (z.B. abknickende Grenzen). - *Beispiel*: VG Düsseldorf, Urt. v. 08.10.2021 (Abweichung trotz Überschreitung der Abstandsflächen). **C. Feuerwehrhaus im Wohngebiet** - **Einstufung als „Anlage für Verwaltung"** (§ 4 Abs. 3 Nr. 3 BauNVO): - Gebietsverträglich, da Brandschutzaufgabe (BVerwG, Urt. v. 29.03.2022 -- 4 C 6.20). **D. Prostitutionsbetrieb in Mischgebiet** - **Einzelfallprüfung** erforderlich: - Keine pauschale Einstufung als „störend" (BVerwG, Urt. v. 09.11.2021 -- 4 C 5.20). **E. Quasi-Doppelhäuser** - **Rücksichtnahmegebot**: - Historisch gewachsene Strukturen schützen (OVG NRW, Urt. v. 15.07.2013 -- 2 A 969/12). **VL5: Bauordnungsrecht und Baugenehmigungsverfahren** **1. Baugenehmigungsverfahren** **A. Vereinfachtes Verfahren (§ 63 BauO NRW)** - **Anwendungsbereich**: - Für **einfache Vorhaben** wie: - Nicht genehmigungspflichtige Sonderbauten (z.B. kleine Garagen, Carports). - Änderungen ohne Sicherheitsrisiko (z.B. Inneneinbauten). - **Prüfungsmaßstab**: - Zulässigkeit nach Bauplanungsrecht (§§ 29--38 BauGB). - Einhaltung der BauO NRW (§§ 4, 6, 48, 49). - Örtliche Bauvorschriften (z.B. Gestaltungssatzungen). **B. Regelverfahren** - **Genehmigungspflichtige Vorhaben**: - Sonderbauten (z.B. Schulen, Hochhäuser). - Vorhaben mit Abweichungen vom Bebauungsplan. - **Prüfungsschritte**: 1. **Planungsrechtliche Zulässigkeit** (BauGB, B-Plan). 2. **Bauordnungsrechtliche Anforderungen** (Brandschutz, Abstandsflächen). 3. **Sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften** (Naturschutz, Denkmalschutz). **2. Erschließung** **A. Grundlagen (§ 4 BauO NRW)** - **Anforderungen**: - **Zufahrten**: Sicherung für Feuerwehr und Rettungsdienste (mind. 3,50 m Breite). - **Löschwasserversorgung**: Hydranten oder Löschwasserbehälter. - **Wohnwege**: - 50 m Länge: Befahrbarkeit erforderlich (nur bei Gebäudeklassen 1--3). - \< 50 m: Ausnahme möglich. **B. „Gesicherte Erschließung"** - **Definition**: - Erschließungsanlagen (Straßen, Versorgungsleitungen) müssen **vor Nutzung** des Gebäudes funktionsfähig sein. - Nachweis durch **Erschließungsplan** oder kommunale Zusage. **C. Bauplanungsrechtliche Bezüge** - **Bebauungsplan (§ 30 BauGB)**: - Zulässigkeit nur bei gesicherter Erschließung - Den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht widerspricht - **Innerhalb bebauter Ortsteile (§ 34 BauGB)**: - Einfügung in Umgebung + Erschließung gesichert. - **Außenbereich (§ 35 BauGB)**: - Privilegierte Vorhaben (z.B. Landwirtschaft) nur bei öffentlich-rechtlich gesicherter Erschließung - **Sontige Vorhaben im Außenbereich (§ 35 Abs. 2 BauGB):** - können im Einzelfall zugelassen werden, wenn öffentliche Belange nicht beeinträchtigt werden - die Erschließung gesichert ist - **Umfang der Erschließungsanlagen:** Straßen, Wege, Plätze sowie Ver- und Entsorgungsleitungen für Elektrizität, Wasser und Abwasser - **\"Gesicherte Erschließung\":** Erschließungsanlagen müssen bis zur Herstellung des Bauwerks (spätestens bis zur Gebrauchsabnahme) funktionsfähig angelegt sein und dauerhaft zur Verfügung stehen - **Brandschutz:** § 4 Abs. 1 BauO dient dem Brandschutz § 84 Abs. 8 Satz 2 BauO stellt klar, dass ein Gebäude erst benutzt werden darf, wenn Zufahrtswege, Wasser- sowie Löschwasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsanlagen sicher benutzbar sind - **Rettungswege:** Für Wohngebäude der Gebäudeklassen 1 bis 3 kann der zweite Rettungsweg über mobile Einsatzgeräte der Feuerwehr gewährleistet werden **3. Abstandsflächen** - Außenwänden von Gebäuden sind Abstandsflächen freizuhalten - Dies gilt auch für andere Anlagen, die höher als 2 m sind und von denen Wirkungen wie von Gebäuden ausgehen oder die höher als 1 m sind und von Menschen betreten werden können **A. Grundregeln (§ 6 BauO NRW)** 1. **Definitionen**: - **Gebäude**: Selbstständig nutzbare, überdachte Anlagen und dem Schutz von Menschen, Tieren oder Sachen dienen - **Bauliche Anlagen**: Mit Boden verbundene, aus Bauprodukten hergestellte Anlagen - **Abstandsfläche**: Freizuhaltender Bereich vor Außenwänden, um Belichtung, Belüftung und Brandschutz zu gewährleisten. 2. **Anwendungsbereich**: - Für **Gebäude** und Anlagen, die: - Höher als 2 m sind *oder* - Höher als 1 m sind und betreten werden können (z.B. Stützmauern). **B. Planungsrechtliche Vorgaben** - **Grenzbebauung**: - **Keine Abstandsfläche erforderlich**, wenn: - **B-Plan** Grenzbebauung vorschreibt (z.B. § 22 BauNVO für geschlossene Bauweise). - **Baulinien** (§ 23 BauNVO) festgelegt sind (z.B. historische Stadtkerne). - **Beispiel**: In geschlossener Bauweise (§ 22 Abs. 3 BauNVO) darf ohne seitlichen Abstand gebaut werden. - **Bauweisen**: - **Offene Bauweise**: Gebäude mit seitlichem Grenzabstand (Einzel-, Doppelhäuser). - **Geschlossene Bauweise**: Gebäude ohne seitlichen Abstand (z.B. Blockrandbebauung) - **Bebauungsplan:** Im Bebauungsplan kann eine abweichende Bauweise festgesetzt werden, die auch regelt, inwieweit an die Grundstücksgrenzen herangebaut werden darf oder muss - **Baugrenzen:** Überbaubaren Grundstücksflächen können durch die Festsetzung von Baulinien oder Baugrenzen bestimmt werden. Ist eine Baulinie festgesetzt, muss auf dieser Linie gebaut werden Ist eine Baugrenze festgesetzt, dürfen Gebäude diese nicht überschreiten **C. Berechnung der Abstandsflächen** 1. **Wandhöhe (H)**: - Gemessen von der **Geländeoberfläche** bis zum Dachanschluss. - **Dachneigung**: - 70°: Volle Anrechnung der Dachhöhe. - 45°--70°: 1/3 der Dachhöhe. - **Beispiel**: - Wandhöhe 8 m + Dach (Neigung 60°, Höhe 2 m) → H = 8 m + (2 m × 1/3) ≈ 8,67 m. 2. **Abstandstiefe**: - **Formel**: 0,4 × H (mind. 3 m). - **Beispiel**: H = 8 m → 0,4 × 8 = 3,2 m Abstand. 3. **Sondergebiete**: - In **Kern-, Gewerbe- oder Industriegebieten** kann die Tiefe reduziert werden (z.B. auf 2,5 m). **D. Ausnahmen von der Abstandspflicht** 1. **Geringfügige Gebäude**: - Bis 30 m³ Brutto-Rauminhalt *ohne Aufenthaltsräume* (z.B. Gartenhäuser). - Garagen mit max. 3 m Wandhöhe. 2. **Bauteile**: - Untergeordnete Elemente wie Dachüberstände (max. 1,50 m vor der Wand). 3. **Vorbauten**: - Zulässig, wenn: - ≤ 1/3 der Wandbreite einnehmen. - ≤ 1,60 m vortreten. - Mind. 2 m von der gegenüberliegenden Grenze entfernt (z.B. Erker). 4. **Solaranlagen**: - Abstand mind. 2,50 m zur Grenze, außer bei Aufdachmontage ohne Überstand. - **Keine Abstandsfläche erforderlich:** Wenn nach planungsrechtlichen Vorschriften an die Grenze gebaut werden muss oder darf und gesichert ist, dass auf dem Nachbargrundstück ohne Grenzabstand gebaut wird - **Befreiung:** Auch durch eine Befreiung i.S.v. § 31 Abs. 2 BauGB kann zugelassen werden, dass an die Grenze gebaut werden darf **E. Überdeckung und Abweichungen** 1. **Überdeckungsverbot**: - Abstandsflächen dürfen sich **nicht überschneiden** (Ausnahme: Öffentliche Flächen bis zur Mitte). 2. **Abweichungen (§ 69 BauO NRW)**: - **Voraussetzungen**: - Schutzziele (Belichtung, Brandschutz) bleiben gewahrt. - **Beispiele**: - Atypische Grundstücksform (z.B. dreieckiges Grundstück). - Modernisierung/Wohnraumschaffung (§ 69 Abs. 1 S. 2 BauO NRW). - **Praxisbeispiel**: - *VG Düsseldorf, Urt. v. 08.10.2021*: Abweichung trotz Überschreitung der Abstandsflächen, da Schutzziel (Belichtung) nicht gefährdet. **Prüfungsschema Abstandsflächen** 1. **Grundstücksgrenze identifizieren**. 2. **Wandhöhe berechnen** (inkl. Dachneigung). 3. **Abstandstiefe ermitteln** (0,4 × H, mind. 3 m). 4. **Ausnahmen prüfen** (Geringfügigkeit, Bauteile). 5. **Planungsrechtliche Sonderregeln** (B-Plan, Baulinien). 6. **Abweichungsantrag** (§ 69 BauO NRW) erwägen. **4. Fallbeispiel Terrassenüberdachung (VG Düsseldorf, Urteil vom 13.06.2022):** - Eine Terrassenüberdachung, die direkt an der Hauswand angebaut ist, fällt unter die Abstandsflächenvorschriften - Eine mündliche Zustimmung der Nachbarn ersetzt keine öffentlich-rechtliche Sicherung der Abstandsflächen - Die Abstandsflächen müssen mindestens 3 m tief sein - Da im vorliegenden Fall keine planungsrechtliche Vorschrift vorliegt, die an die Grenze bauen vorschreibt oder zulässt und eine Anbausicherung fehlt, ist die Abstandsfläche einzuhalten - Auch die Ausnahmeregelungen für untergeordnete Bauteile greifen nicht - Die Terrassenüberdachung muss somit die erforderliche Abstandsfläche einhalten34. **5. Definitionen im Zusammenhang mit Abstandsflächen** - **Vorbau:** Ein Vorbau ist ein unselbstständiger, über den Hauptbaukörper hinausgehender Gebäudeteil von untergeordneter Bedeutung mit eigener Funktion wie Erker, Balkone, Treppenräume etc., der nicht nur der Wohnraumerweiterung dient - **Bauteil:** Ein Bauteil ist ein untergeordnetes Element an einem Gebäude wie z.B. ein Dachüberstand, der eine untergeordnete oder keine Funktion erfüllt53. Wenn ein Dachüberstand jedoch eine eigene Funktion erfüllt, wie die Überdachung eines Kfz-Stellplatzes, verliert er seine Privilegierung als Bauteil **VL6: Stellplätze** **Bauordnungsrecht: Stellplätze, Garagen und Fahrradabstellplätze (§ 48 BauO)** - **Notwendigkeit von Stellplätzen:** Bei Errichtung, Änderung und Nutzungsänderung von Anlagen, bei denen ein Zu- oder Abfahrtsverkehr zu erwarten ist, müssen notwendige Stellplätze, Garagen und Fahrradabstellplätze auf dem Baugrundstück oder in zumutbarer Entfernung hergestellt werden. Alternativ kann die Herstellungspflicht durch Zahlung eines Ablösebetrags an die Gemeinde abgelöst werden, wenn dies durch eine örtliche Bauvorschrift festgelegt ist - **Vorrang von Bebauungsplänen und örtlichen Bauvorschriften:** Festlegungen zu Stellplätzen in einem Bebauungsplan (§ 89 Abs. 2 BauO) oder durch örtliche Bauvorschriften (§ 89 Abs. 1 Nr. 4 BauO) sind maßgeblich2. Diese haben Vorrang vor der Verordnung über notwendige Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder (StellplatzVO NRW) - **Ermächtigung zur Rechtsverordnung:** Die oberste Bauaufsichtsbehörde ist ermächtigt, durch Rechtsverordnung Vorschriften zu Stellplätzen zu erlassen (§ 87 Abs. 1 Nr. 3 BauO) - **Kommunale Regelungen:** Gemeinden entscheiden, wie die Stellplatzpflicht erfüllt wird3. Sie können durch Satzung örtliche Bauvorschriften über Anzahl, Größe und Beschaffenheit der Stellplätze erlassen **Stellplatzverordnung (StellplatzVO NRW)** - **Anzahl und Größe:** Die Anzahl und Größe der notwendigen Stellplätze richten sich nach Art und Anzahl der zu erwartenden Kraftfahrzeuge und Fahrräder5. Bei Änderungen und Nutzungsänderungen ist der **Mehrbedarf** zu decken - **Geringfügiger Mehrbedarf:** Bei einem Mehrbedarf von weniger als 4 Stellplätzen müssen keine zusätzlichen Stellplätze geschaffen werden6. Dies gilt jedoch nicht für Spiel- und Automatenhallen, Wettbüros und Shisha-Bars - **Bemessung der Anzahl:** Die Anzahl der Stellplätze wird nach der Anlage zur StellplatzVO bemessen, kann aber unter bestimmten Bedingungen verringert werden6. Wenn eine Anlage nicht in der Anlage zur StellplatzVO aufgeführt ist, wird die Anzahl nach dem voraussichtlichen Bedarf unter Berücksichtigung von Richtzahlen für vergleichbare Nutzungen festgelegt - **Doppelnutzung:** Bei Anlagen mit verschiedenen Nutzungen kann die Anzahl der notwendigen Stellplätze nach dem größten gleichzeitigen Bedarf bestimmt werden - Stellplätze für Wohnnutzungen dürfen nicht in eine Doppelnutzung einbezogen werden - **Wohngebäude der Gebäudeklasse 1 und 2:** Hier gilt die Garagenzufahrt in Stellplatzgröße als notwendiger Stellplatz, und gefangene Stellplätze sind zulässig - **Verringerung der Stellplatzanzahl:** Die in der Anlage zur StellplatzVO angegebenen Richtzahlen können verringert werden, wenn nachgewiesen wird, dass ein Vorhaben in einer integrierten Lage unter Berücksichtigung des ÖPNV liegt oder wenn der Stellplatzbedarf durch besondere Maßnahmen nachhaltig verringert wird Für Arbeits- und Versammlungsstätten ist eine Verringerung nur mit einem Mobilitätskonzept möglich Solche Maßnahmen müssen öffentlich-rechtlich gesichert sein - **Erfüllung der Herstellungspflicht:** Wenn Stellplätze nicht auf dem eigenen Grundstück, sondern in zumutbarer Entfernung auf einem anderen Grundstück hergestellt werden, ist eine öffentlich-rechtliche Sicherung erforderlich. Die zumutbare Entfernung beträgt 500 m (300 m bei Wohnungen, 100 m bei Fahrrädern) Stellplätze müssen spätestens bei Nutzungsaufnahme der Anlage fertiggestellt sein. **Beschaffenheit der Stellplätze** - **KFZ-Stellplätze:** Diese müssen ohne Überquerung anderer Stellplätze ungehindert erreichbar sein. Hintereinanderliegende Stellplätze sind nur bei Wohngebäuden der Klassen 1 und 2 zulässig. Die Anforderungen der Sonderbauverordnung (SBauVO) hinsichtlich Größe, Fahrgassen und Rampen sind zu beachten - **Größe von KFZ-Stellplätzen:** Ein notwendiger Einstellplatz muss mindestens 5 m lang sein12. Die Breite variiert zwischen 2,45 m und 3,50 m, abhängig davon, ob und wie Längsseiten durch Wände oder andere Bauteile begrenzt sind. Stellplätze für Menschen mit Behinderung müssen 3,50 m breit sein. - **Fahrradstellplätze:** Diese müssen von der öffentlichen Verkehrsfläche ebenerdig oder über Rampen/Aufzüge leicht erreichbar sein14. Sie müssen einzeln leicht zugänglich sein, eine Sicherung gegen Diebstahl ermöglichen und eine Fläche von mind. 1,5 m² aufweisen. Bei mehr als 10 Stellplätzen im Freien wird eine Überdachung empfohlen **Bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Stellplätzen** - **Wohngebiete:** Stellplätze und Garagen sind in Wohngebieten für den durch die Nutzung verursachten Bedarf zulässig (§ 12 BauNVO)15. Die Anzahl der notwendigen Stellplätze darf nicht überschritten werden - **Rücksichtnahmegebot:** Ein Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot kann sich durch die Lage der Stellplätze ergeben, jedoch sind Stellplätze im rückwärtigen Bereich zulässig, wenn andere Grundstücke in der Umgebung ähnlich bebaut und erschlossen sind15 **Bauantragsunterlagen** - **Erforderliche Unterlagen:** Alle für die Beurteilung erforderlichen Unterlagen sin einzureichen (§ 70 Abs. 2 Satz 1 BauO)17. Die erforderlichen Bauvorlagen sind in der Verordnung über bautechnische Prüfungen (BauPrüfVO) und der Verwaltungsvorschrift zur BauPrüfVO geregelt - **Lageplan:** Der Lageplan muss die Aufteilung der nicht überbauten Flächen, die Lage, Anzahl und Größe der Stellplätze und Fahrradabstellplätze sowie die Zu- und Abfahrten enthalten (§ 3 Abs. 1 Satz 4 BauPrüfVO) - **Baubeschreibung:** Zusätzliche Angaben können erforderlich sein, wenn diese für die Prüfung der Einhaltung der Anforderungen an die Stellplätze notwendig sind - Beispielsweise sind bei einer Kita Angaben zur Anzahl der Kinder notwendig, um die Anzahl der notwendigen Stellplätze zu bestimmen **Barrierefreies Bauen (§ 49 BauO)** - **Definition der Gebäudeklassen** - Gebäudeklasse 1: - freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m² - land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude und Gebäude vergleichbarer Nutzung, - Gebäudeklasse 2: - Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m² - **Barrierefreiheit von Wohnungen:** In Gebäuden der Gebäudeklasse 3 bis 5 müssen Wohnungen barrierefrei sein (§ 49 Abs. 1 Satz 1 BauO)20. Barrierefrei bedeutet, dass bauliche Anlagen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind (§ 2 Abs. 10 BauO) - **Barrierefreiheit von öffentlich zugänglichen Anlagen:** Öffentlich zugängliche Anlagen müssen barrierefrei sein (§ 49 Abs. 2 BauO) - **Barrierefreie Stellplätze:** Toilettenräume und notwendige Stellplätze für Besucher müssen in der erforderlichen Anzahl barrierefrei sein - **Ausnahmen:** Die Anforderungen an die Barrierefreiheit gelten nicht, wenn sie wegen schwieriger Geländeverhältnisse oder ungünstiger Bebauung nur mit unverhältnismäßigem Mehraufwand erfüllt werden können (§ 49 Abs. 3 BauO)