M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode PDF

Document Details

GaloreBurgundy9421

Uploaded by GaloreBurgundy9421

Universität St. Gallen (HSG)

Tags

comparative politics political science political systems political analysis

Summary

This document provides an overview of comparative political science and its methodology. It discusses the different methods and approaches used in the field, including the use of small-n and large-n studies and qualitative methods. It covers theories of the middle-range and the role of abstraction in comparative analysis. It also explains different types of case studies and the importance of understanding context.

Full Transcript

**M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode** Vergleichende Politikwissenschaft - Teildisziplin der Politikwissenschaft, die sich auf die Analyse und den Vergleich politischer Systeme, Institutionen & Verhaltensweisen in verschiedenen Ländern oder Regionen konzentriert - Zie...

**M1 & M2 Vergleichende Politikwissenschaft & Methode** Vergleichende Politikwissenschaft - Teildisziplin der Politikwissenschaft, die sich auf die Analyse und den Vergleich politischer Systeme, Institutionen & Verhaltensweisen in verschiedenen Ländern oder Regionen konzentriert - Ziel: Muster, Ähnlichkeiten & Unterschiede in der Funktionsweise politischer Systeme & deren Auswirkungen auf Ergebnisse (bspw. Demokratie, Entwicklung, Konflikt) zu ermitteln - Mehrere Fälle werden untersucht = umfassende Verallgemeinerungen & Einsichten üb das Wesen von Politik & Staatsführung in verschiedenen Umfeldern können gewonnen werden - Umfasst neben Small-N-Vergleichen auch quantitative oder Large-N-Methode = Hypothesen über ein breites Spektrum politischer Systeme werden getestet; allgemeine Trends und Korrelationen werden ermittelt - Qualitative Methoden (bspw. Fallstudien): eingehende Untersuchung spezifischer Länder/Ereignisse, die oft ein reiches kontextuelles Verständnis liefern, was bei Large-N fehlen kann Vergleichende Methode - Forschungsansatz, der in der vergleichenden Politikwissenschaft verwendet wird, um politische Phänomene in verschiedenen Fällen systematisch zu vergleichen - Identifizierung von Schlüsselvariablen & Analyse darüber, wie sich diese in verschiedenen Ländern, Regionen oder Zeiträumen unterscheiden/gleichen - Geeignet für Untersuchung kausaler Zusammenhänge durch den Vergleich einer begrenzten Anzahl von Fällen = Small-N-Vergleich - MSSD, MDSD, CD werden analysiert - Liefert Erklärungen dazu, wieso bestimmte politische Ereignisse, Massnahmen oder Institutionen in bestimmten Kontexten auftreten/eben nicht = Aufdecken allgemeiner politischer Muster und Trends Abstraktionsniveau - VP bewegt sich auf der Ebene von Theorien mittlerer Reichweite - Ziel dieser Theorien: zu weitreichenden Verallgemeinerungen über politische Phänomene in verschiedenen Ländern und Regionen zu gelangen - Nicht zu abstrakt, sodass sie nicht an empirischer Relevanz verlieren - Breit genug, um Ähnlichkeiten und Unterschiede in verschiedenen Kontexten zu erklären - Schaffung eines Gleichgewichts zwischen Bedarf an verallgemeinerbaren Erklärungen und dem Reichtum spezifischer Fälle - Schafft Raum für das Verständnis politischer Veränderungen auf globaler Ebene Sartoris Abstraktionsleiter - Mittlere Sprossen = Theorien mittlerer Reichweite Kontexte sind spezifisch genug, um Erklärungskraft in einer bestimmter Anzahl von Fällen aufrechtzuerhalten Kontexte sind allgemein genug, um in verschiedenen Kontexten anwendbar zu sein - Höhere Abstraktionsebene: weit gefasste Konzepte, sind nicht sehr detailliert - Untere Abstraktionsebene: sehr spezifische Konzepte, treffen nur auf einige wenige Fälle zu - Theorien mittlerer Reichweite bewältigen diesen Zielkonflikt: Vergleichbarkeit und ausreichende Spezifizität sind gegeben! - Wie viele Fälle auf welcher Detailebene = auf wie vielen Attributen können analysiert werden? Abstraktionsniveau hierfür ausschlaggebend - Hoch: viele Phänomene in einer Kategorie, wenige Merkmale vergleichen - Tief: wenige Fälle, viele verschiedene Attribute vergleichen - VP: Schlussfolgerung auf Abstraktionsebene ziehen, die irgendwo dazwischen liegt Die vergleichende Logik - Differenzmethode: Unterschiede erklären - Most Similar System Design: Vergleich von ähnlichen Fällen, um die Auswirkung einer unabhängigen Variable besser isolieren zu können - Übereinstimmungsmethode: Konstanten erklären = Variablen, deren Werte nicht variieren - Most Different System Design: sehr unterschiedliche Fälle, da so weniger andere Variablen existieren Typen von Fallstudien - Fallstudien = Analyse eines einzelnen politischen System - Untersucht: Veränderungen im Zeitverlauf oder Unterschiede zwischen kleineren geografischen Einheiten innerhalb dieses Falles; within-case study - Auswahl der Fälle für solche Fallstudien folgt einer impliziten Vergleichenden Logik Fall wird ausgewählt, da er aufgrund Unterschiede/Ähnlichkeiten interessant ist 1. Typischer Fall -- typical case - Übliche/typische Kombo aus der unabhängigen Variable X und dem Ergebnis Y analysiert - Ziel: Prozess/ kausalen Mechanismus verstehen - Bietet Einblicke in die Art und Weise, wie X normalerweise zu Y führt = idealer Ausgangspunkt für Verallgemeinerungen 2. Untypischer Fall -- deviant case - Abweichend; unerwartete/ungewöhnliche Kombo von X und Y - Werfen Frage auf: Handelt es sich um eine Scheinkorrelation, ist eine nicht gemessene dritte Variable für das Ergebnis verantwortlich? - Ziel: Ausnahmen von allgemeinen Regeln zu ermitteln/ neue Variablen untersuchen, die das unerwartete Ergebnis erklären können 3. Wahrscheinlichster Fall -- most likely case - Behandlung X sehr stark Erwartung, dass Y eintreten wird - Interessant, wenn Y nicht eintritt Falsifikation: Ausbleiben von X, das zu Y führt, stellt angenommene kausale Beziehung in Frage 4. Am wenigsten wahrscheinlicher Fall -- least likely case, hard case - Behandlung X sehr schwach Erwartung, dass Y nicht eintreten wird - Y tritt ein starke Bestätigung des Zusammenhangs, da Ergebnis den Erwartungen widerspricht und kausalen Zusammenhang zwischen X & Y stark unterstützt **\ M3 & M4 Der Nationalstaat** Sabino de Arana & Bilbao in Nordspanien - Schnelle stattfindende Urbanisierung & Popularität der Rassentheorie - Aranas Argument: baskische Rasse existiert, die der spanischen biologisch überlegen ist - Baskische Rasse sollte eine Nation begründen, die nach politischer Autonomie strebt - Parallele zu rechtspopulistischen Parteien in industrialisierten Ländern: gegen Einwanderer (=Spanier) - Gründung Baskische Nationalistische Partei PNV, baskische Vornamen, baskische Nationalflagge Ikurrina - Berufung auf baskische Sprache und baskische Nachname bei Argumenten - Heute immer noch baskischer Sezessionismus - Baskischer Nationalismus für \>800 Tote von der baskischen Terrororganisation ETA verantwortlich Staat - Politische Einheit mit festgelegten Grenzen und einer zentralisierten Regierung - Regierung ist in der Lage, Gesetze zu erlassen & durchzusetzen, Ressourcen zu kontrollieren & Ordnung durch Institutionen wie Milität, Polizei und Bürokratie aufrechtzuerhalten - Legitimität & Autorität des Staates beruht auf dem Gewaltmonopol; Weber = ermöglicht effektives Regieren (insb. Bei Aufrechterhaltung von Frieden & Ordnung) - Staatsaufbau, state building = Schaffung/Stärkung formeller Institutionen, um eine stabile & funktionierende Regierungsstruktur zu schaffen in Regionen nach Konflikten, armen Ländern Nation - Bezieht sich auf eine kollektive Identität, die sich ihre Mitglieder oft vorstellen & die oft auf einer (wahrgenommenen) gemeinsamen ethnischen Zugehörigkeit, Sprache, Kultur, Geschichte beruht - Mitglieder kennen sich nicht alle - Benedict Andersons imagined community! - Nationenbildung, nation building = Förderung der kollektiven Identität und Schaffung von Einheit & sozialem Zusammenhalt in der Bevölkerung Nationalismus 1. Gesellschaftliche, soziologische Ebene - = ideologische Überzeugung, dass territoriale Grenzen eines Staates mit den symbolischen Grenzen einer Nation übereinstimmen sollen - Eine Nation soll von ihrem eigenen souveränen Staat regiert werden - Implikationen - Nationalismus versucht Staatsgrenzen zu schaffen, die die Territorien der verschiedenen Nationen sauber abgrenzen - Nationalismus will die Heterogenität innerhalb des Staates begrenzen & sicherstellen, dass die Nation, die sich als Souverän eines Staates vorstellt, dominant wird/ bleibt 2. Individuelle, psychologische Ebene - Gefühl, dass eigene Nation einer anderen überlegen ist Theorien für Staatsbildung 1. Rokkan - Zeitpunkt der Staatsbildung variiert je nach geografischer Position eines Landes - Länder an wirtschaftlicher und kultureller Peripherie konsolidieren ihre Staaten aufgrund des schwächere, kulturellen & wirtschaftlichen Wettbewerbs früher - Wirtschaftlicher und kulturelles Zentrum: Konsolidierung verzögert sich aufgrund des Wettbewerbs zwischen Religionen - Nur auf Europa angewandt; wollte Zeitpunkt erklären als auch Unterschiede im Grad an Zentralisierung 2. Tilly - Staatsbildung als Nebenprodukt der Kriegsführung - Herrscher, die häufig Kriege führten, benötigten grosse Armeen = viel Steuern & Verwaltungsstrukturen - Staaten mit mehr Kriegserfahrung entwickelten stärkere staatliche Institutionen, um Ressourcen zu gewinnen & Konflikte zu bewältigen = Zentralisierungsprozess = Entstehung starker Staaten 3. Hechter - Indirekte Herrschaft & ihre Folgen - Regionen, in denen Zentralregierung die Kontrolle nicht direkt ausübte, sondern über lokale Vermittler = Konsolidierung war schwächer - Kann zu Sezessionismus kommen = regionale Eliten und Bevölkerung widersetzen sich der Integration in den Zentralstaaten - Nation-building wird so erschwert 4. Meyer - Staatsbildung als Teil des internationalen Diffusionsprozesses - Idee des modernen Nationalstaats wurde zu einer globalen Norm = Länder (v.a. postkolonial) übernahmen staatliche Institutionen und Praktiken, um sich in der internationalen Gemeinschaft zu legitimieren - Staatsbildung weniger von internen Faktoren, mehr vom globalen Druck und grenzüberschreitende Verbreitung der Staatsidee abhängig 5. Nationalismus - Idee des Nationalismus: Staat und Nationen sind kongruent miteinander - Verbreitung des Nationalismus und politischer Bewegungen kann unterschiedliche Formen der Staatsbildung führen: nationale Vereinigung, Sezession, Irredentismus (Kombo der beiden) - Bildung von Nationalstaaten ist wahrscheinlichen & wenn erfolgreich schneller, je stärker der Nationalismus ist Theorien der Nationenbildung 1. Territoriale/politische Nationenbildung - Nation als soziales Konstrukt betrachtet - Traditionen, Symbole, gemeinsame Identitäten werden absichtlich erfunden mit dem Ziel, Gefühl der Einheit zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen - Funktion der Nation: Staat legitimieren & Bürger ermutigen, sich mit ihm zu identifizieren - Nationalismus als Form der kulturellen Hegemonie: interne Konflikte werden unterdrückt, Spaltungen innerhalb der Gesellschaft verschleiert - Förderung der Identifikation mit Nation führt dazu, dass Staaten ihre Macht & Stabilität festigen Bürger sind eher bereit, den Staat zu verteidigen auch im Krieg 2. Ethnische/kulturelle Nationenbildung - Betonung der Kontinuität ethnischer Gruppen & ihrer historischen, kulturellen Wurzeln bei Nationenbildung - Nationen gehen aus lang bestehenden Identitäten mit tiefen Verbindungen zum Territorium, gemeinsamen Ahnenmythen und einem kollektiven Gedächtnis hervor - Ethnische Gruppen als Proto-Nationen verstanden, die im Kontext der Staatsbildung zu echten Nationen werden, wenn sie sich als politische Einheit verstehen - Nationen werden nicht einfach konstruiert, sondern müssen auf bestehendem kulturellen Material basieren 3. Diverse Modernisierungstheorien - Nationenbildung als Produkt umfassender sozialer & wirtschaftlicher Veränderungen (insb. Kapitalismus & Industrialisierung) - Geller: Industrialisierung erfordert kulturelle Homogenität Schaffung nationaler Identitäten, da Gesellschaften stärker miteinander verbunden sind & standardisierte Kommunikation und Bildung erfordern - Anderson; Print-Kapitalismus: Verbreitung der Medien führt zur Schaffung imaginierter Gemeinschafen = fördert gemeinsames nationales Bewusstsein - Hechter & Levi; ethnische Arbeitsteilung im Kapitalismus: nationale Identitäten werden gefördert, wenn Arbeit räumlich zwischen wirtschaftlichen Zentren & Peripherien/ nach Berufsgruppen aufgeteilt ist **M5 & M6** **Demokratie** Minimalistisches Demokratieverständnis = Wahldemokratie - Politisches System, in dem freie und faire Wahlen abgehalten werden & in dem politische Grundrechte gegeben sind (Pressefreiheit, politische Beteiligung) - Weit von normativen Idealen der Demokratie in der politischen Philosophie entfernt - Philosophie: Auffassung einer solchen Demokratie ist nicht zufriedenstellend; zwei verschiedene Konzepte 1. Ideal der liberaler Demokratie als vorherrschende Vorstellung eines gerechten politischen Systems 2. Ideal der radikalen/ partizipativen Demokratie, besonders in CH einflussreich - Neue Konzeptualisierung: deliberative Demokratie mit deliberativen Bürgerversammlungen Varianten von Demokratie 1. Wahldemokratie - freie und faire Wahlen, Verlierer akzeptiert Ergebnisse, friedliche Machtübernahme 2. Liberale Demokratie - Populistische Führer schwächen liberale Demokratie durch Aushöhlung der Gewaltenteilung und Ausserkraftsetzung gegenseitiger Kontrolle - Stellt Rechte des Einzelnen, Rechtsstaatlichkeit und Kontrolle der Macht in den Vordergrund 3. Partizipative Demokratie - Fokus: tiefere, umfassendere Form der Beteiligung des Volks; stellt etablierte Machtstrukturen in Frage Grundlage dafür ist Theorie der radikalen Demokratie 4. Theorie der deliberativen Demokratie - Stärken der liberalen und radikalen demokratischen Ideen vereinen - Diskussion und Debatte werden betont - Entscheidungen sollen durch rationalen Dialog zwischen Bürgern getroffen werden - Deliberative Bürgerversammlungen: Institution als Ergänzung zur repräsentativen und direktdemokratischen Institutionen - Historisch vergleichende Betrachtung: Zentrale Frage, ob und wann Länder Volkssouveränität durch freie und faire Wahlen ermöglichen Demokratisierung - Bangladesch stürzte durch Studentenproteste autoritäre Premierministern - Idealfall nun: Bangladesch wird sich demokratisieren = Prozess durchlaufen, in dem das Land von einem autoritären System zu einem demokratischen übergeht Gründe für Demokratisierung - Wirtschaftliche Entwicklung 1. In Form von Industrialisierung stärkere Arbeiterschaft Interesse an Demokratisierung, da mehr Rechte & Umverteilung = wenn gut organisierte Arbeiterschaft mobilisiert wird und durch Teile der Mittelschicht unterstützt wird 2. Vergrössert die gut gebildete Mittelschicht, die Trägerin der Demokratisierung ist - Knappheitshypothese: Knappheit erfahren - Sozialisierungshypothese: Knappheit in ihrer Kindheit erfahren - Diese neigen dazu, materialistische Güter besonders stark zu gewichten - Personen in relativem Wohlstand ohne Knappheit: postmaterialistische Werte werden stärker gewichtet = Dinge, die im direkten Zusammenhang mit einem demokratischen System stehen 3. Geht ein mit reduzierter Ungleichheit - Je ungleicher ein Land, desto unwahrscheinlicher die Demokratie - Bei Ungleichheit: Eliten haben vor Demokratie mehr zu befürchten ärmere Schichten hätten mehr Rechte & Anspruch auf Umverteilung - Eliten investieren bei grosser Ungleichheit mehr in Repression demokratischer Kräfte - Bei geringer Ungleichheit: nicht in Repression investieren, sondern Demokratisierung zulassen - Bangladesch: kein Widerspruch von wirtschaftlicher Entwicklung mit Demokratisierungsprozess; Studenten als treibende Kraft Eine demokratische Rezession? - Bangladesch als Hoffnungsbeispiel! - Momentan Evidenz für eine Krise der Demokratie: bedeutet nicht, dass demokratisches Regime durch autoritäres geputscht, sondern dass Qualität der Demokratie in einigen der bevölkerreichsten Ländern abnimmt - Ungarn, Venezuela als Bsp.: man kann nicht mehr von einer Demokratie sprechen, sondern Wahldiktatur - Besitzen keine fairen und freien (manchmal evtl.) Wahlen - Offensichtliche Fälschung von Wahlresultaten ebenfalls existent - Wieso halten autoritäre Regime Wahlen ab? - Strategische Gründe: bietet Anschein demokratischer Legitimität, die für ein positives Auslandsimage und Rechtfertigung der Herrschaft im Inland sorgt - Wahlen als kontrolliertes Ventil für politischen Dissens: Anschein von Wettbewerb wird ermöglicht, gleichzeitig können Oppositionsfiguren kooptiert und Kontrolle über wichtige Institutionen behalten werden - Möglichkeit, öffentliche Meinung einzuschätzen & Stärke potenzieller Rivalen zu beurteilen - Dominanzdemonstrierung, Kontrollstärkung, Entmutigung der Opposition **M7 & M8 Regierungssysteme** Parlamentarisches System: Regierungschef unterscheidet sich vom Staatsoberhaupt Präsidialsystem: Staatsoberhaupt identisch mit dem Regierungschef **M9 & M10 Wahlsysteme** - Freie und faire Wahlen als wichtigster Faktor, um zu beurteilen, ob Land demokratisch ist - Dimension der Inklusion, Rokkan/ Partizipation Dahl - Historisch: Einbeziehung immer grösserer Teile der Gesellschaft ist Hauptmerkmal des Demokratisierungsprozess gewesen ärmere Minderheiten, Frauen, ethnische Minderheiten - Debatte: Wahlrecht von Straftätern, U18 und Ausländern (Wahlrecht an Staatsangehörigkeit geknüpft, im Konflikt mit der international zunehmenden Migration) Funktion der Wahlen 1. Praktische Funktion - Bürger haben Möglichkeit, den Prozess der Regierungsbildung zu beeinflussen , Politiker zu belohnen/bestrafen, Richtung der künftigen Politik bestimmen 2. Symbolische Funktion - Legitimität durch Wahlprozess; Bürger haben eine gleichberechtigte und relativ kostengünstige Möglichkeit, sich an der Auswahl der Personen, die über sie herrschen & an der Art wie Politik umgesetzt werden soll, zu beteiligen Unterm Strich erkennen Demokratien an, dass die Regierungsautorität ausschliesslich aus der Zustimmung der Regierten resultiert Wahlen als wichtigster Mechanismus, durch den diese Zustimmung in die Autorität der Regierung umgewandelt wird - Technisch gesehen werden Wahlen jedoch abgehalten, um Sitze (Vertreter) in einer Legislative zu besetzen (und/oder Staatsoberhäupter zu wählen) - Gegensatz; Volksabstimmungen, um politisches Thema anzunehmen/abzulehnen - Wahlsystem schreibt bestimmtes Regelwerk vor, das festlegt, wie Stimmen in Sitze umgewandelt werden sollen = technische Entscheidungen mit realen politischen Folgen Typen von Wahlsystem: 12 Hauptsysteme, die meisten fallen in drei grosse Familien (Mehrheitssysteme, Verhältniswahlsysteme, gemischte Systeme) - Verhältnismässigkeit von Wahlsystemen: Wie genau setzen Wahlsysteme die gewonnen nationalen Stimmen in gewonnene Parlamentssitze um? - Formel: mathematisches Prinzip, nach dem die Stimmen in Sitze umgerechnet werden; bestimmt Wahlgrösse; wie viele Sitze in einem Wahlkreis besetzt werden Fünf Systeme sind weitaus häufiger verbreitet als andere: - First Past the Post (FPTP; Mehrheits-/Pluralitätswahlsystem) - Zwei-Runden-System (TRS, Mehrheits-/Pluralitätswahlsystem) - Listenproportionale Vertretung (PR, Verhältniswahlsystem) - Mixed Member Proportional (MMP, gemischtes System) - Parallel (gemischtes System) Gemischte Systeme 1. Parallele Systeme: 2. Mixed Member Proportional MMP: Andere Systeme; nicht in obere fünf einordbar - Single Non-Transferable Votes SNTV: kandidatenorientiertes System mit mehreren Mitgliedern und Distrikten, in dem die Wähler eine Stimme haben - System der Limited Votes n; gibt Wählern im Gegensatz zu SNTV mehr als eine Stimme; Kandidaten mit höchster Stimmenzahl erhalten Sitze - Borda Count: Präferenzsysytem, das in Ein- oder Mehrpersonenwahlkreisen angewendet wird; Wähler markieren ihre Präferenzen mit Zahlen; jeder Präferenz wird ein Wert zugewiesen; Kandidat mit der höchsten Gesamtzahl gewählt Wahlsysteme & Wahlverhalten - Mehrheitswahlsystem: Mehrheitswahlrecht, Sitze werden den meisten Stimmen in jedem Wahlbezirk zugeteilt Winner takes it all - Verhältniswahlsystem: proportionales System; Sitze in der Legislative werden proportional zum Stimmenanteil der einzelnen Parteien verteilt = engere Abstimmung zwischen Stimmenanteilen und Repräsentation Duvergersches Gesetz - Theoretischer Rahmen, um zu verstehen, wie Wahlsysteme Parteiensysteme beeinflussen - Gesetz besagt: Mehrheitswahlsysteme bringen tendenziell Zweiparteiensysteme hervor; Verhältniswahlrecht begünstigt Mehrparteiensysteme - Mechanischer Effekt: spiegelt direkte Art und Weise wider, in der Stimme in Sitze umgewandelt werden, wobei kleinere Parteien in Mehrheitswahlsysteme unterrepräsentiert sind - Psychologischer Effekt: bezieht sich auf das strategische Verhalten von Wählern & Parteien; Wähler können vermeiden, ihre Stimmen an kleinere Parteien zu verschwenden, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie gewinnen; Parteien können sich konsolidieren, um unter mehrheitlichen Regeln wettbewerbsfähig zu bleiben Hautproblem des Gesetzes: Wie sich Logik der strategischen Stimmabgabe von den Wahlkreisen auf die nationale Ebene überträgt - Wenn Präferenzen der Wählerschaft geografisch variieren, können auch national schwache Parteien, die in einigen Regionen stark sind, von einem Mehrheitswahlsystem profitieren - Starke regionale Parteien bspw. Scottish National Party in GBR als Ausnahme - GBT: Mehrheitswahlsystem auf nationaler Ebene begünstigt Zwei-Parteien-Dynamik - Regionale Faktoren und konzentrierte Unterstützungsbasen ermöglichen SNP auf lokaler Ebene zu gedeihen - = Duvergers Behauptung eines unvermeidlichen Zwei-Parteien-Systems unter solchen Wahlregeln wird in Frage gestellt **M11 & M12 Parteien und Parteiensysteme** - Liberalen Demokratien sind Parteidemokratien; Ausnahme: kleine pazifische Inseln Kiribati, Marshallinseln, Mikronesien, Nauru, Palau und Tuvalu¨ - Parteien verlieren zunehmend an Bedeutung; Grund: erfüllen zentrale Funktionen wie Wahlstrukturierung, Interessensaggregierung nicht mehr effektiv - Sorgt für eine schwächere Verbindung zwischen Bürger und Staat; Politische Partei - Organisierte Gruppe von Menschen mit ähnlichen geteilten Ansichten, die daran arbeiten, die Regierung zur Unterstützung dieser Ansichten zu beeinflussen - Shively: A group of officials/would-be officials who are linked with a sizeable group of citizens into an organisation; a chief object of this organization is to ensure that its officials attain power or are maintained in power; weit gefasste Definition - Breite Sammlung von Akteuren: von politischen Vertreter, die tatsächlich die Macht erlangen, bis zu Personen, die regelmässig für die Partei stimmen & Personen, die Geld oder Zeit für die Kampagne zur Unterstützung eines Parteimitglied beitragen - Partei = amtsinhabende Personen, helfende Personen - Unterscheiden sich von Interessengruppen & sozialen Bewegungen alle versuchen Politik zu beeinflussen, nur Parteien wollen politische Macht übernehmen - Nicht auf Demokratien begrenzt, sondern existieren überall China, Kuba: kommunistische Parteien kontrollieren die politische Macht, ohne Wahlen auf nationaler Ebene abzuhalten - Erfüllen wichtige Zicke: strukturieren politische Welt - Für die politischen: rekrutieren und sozialisieren sie - Für die breite Masse: mobilisieren diese und stellen Verbindung zwischen Regierten und Regierenden her Parteisysteme - Politische Parteien entstehen und entwickeln sich im Wettbewerb im anderen Parteien Parteiensystem - Charakterisieren sich durch Anzahl der Parteien, ihrer Ideologie und den damit verbundenen Grad an Polarisierung - Entstehung und Veränderung durch zwei Theorien erklärt werden Wahlsysteme, Cleavages Idealtypen der Parteiorganisationen Definition Idealtyp - Theoretische Konstrukte, die bestimmte Merkmale von sozialen Phänomenen in reiner Form darstellen, ohne notwendigerweise in der Realität genauso vorzukommen - Analytische Werkzeuge, um Unterschiede in den Eigenschaften zwischen realen Phänomenen herauszuarbeiten 1. Kaderpartei - Historisch früher Partei - Eng mit der Entstehung moderner Demokratien verbunden - Basiert auf einer kleinen Gruppe elitärer Mitglieder - Oft mit enger Verbindung zu gesellschaftlichen Eliten und Parlamentariern, die politische Macht und Ressourcen kontrollieren - Legen weniger Wert auf breite Mitgliederbasis und Massenmobilisierung - Sondern interne Netzwerke & strategische Koordination; Fokus meist auf spezifischer Interessenswahrung einer Elite 2. Massenpartei - Entstand im späten 19. Jhd. als Reaktion auf die politische Mobilisierung breiter Bevölkerungsgeschichten (v.a. Arbeiterbewegung) - Durch starke Mitgliederbasis, klarer ideologischen Ausrichtung und hierarchische Organisationsstruktur gekennzeichnet - Streben danach, durch Mobilisierung von Anhängern politisch Einfluss zu gewinnen - Finanzierung häufig durch Mitgliedsbeiträge - Zielen auf langfristige Bindung ihrer Unterstützer ab 3. Catch-all-Partei - Pragmatischer Ansatz - Breite Ansprache an verschiedene Wählergruppen - Löst sich von starren ideologischen Positionen durch flexible Politik & moderate Positionen sollen möglichst viele Wähler erreicht werden - In Organisation selbst: weniger Wert auf starke Mitgliederbasis, mehr Wert auf Professionalisierung der Parteiarbeit & Einsatz moderner Kampagnetechniken - Spiegeln die zunehmende Individualisierung Diversifizierung moderner Gesellschaften wider 4. Kartellpartei - Moderner Parteityp - Von einer engen Verzahnung mit staatlichen Institutionen geprägt ist - Mit einer/mehreren Parteien formt sie ein Kartell, um staatliche Ressourcen wie Parteienfinanzierung, regulative Privilegien, Existenz zu sichern und politische Konkurrenz zu begrenzen - Orientieren sich stärker an der Selbstreproduktion der politischen Elite als an der Mobilisierung der Bevölkerung Distanz zwischen Bürger und politischem System wird verstärkt 5. Bewegungspartei - Verbindet Elemente sozialer Bewegungen mit der Organisation traditioneller Parteien - Zielt darauf ab, dynamische, partizipative und of weniger hierarchische Strukturen zu schaffen - Häufig auf ein zentrales Thema/ ideologische Vision ausgerichtet - Mobilisiert Unterstützer durch innovative Kommunikationsmethoden, insb. Digitale Plattformen - Zeichnen sich durch Flexibilität & hohes Mass an Bürgerbeteiligung aus - Können in ihrer organisatorischen Stabilität begrenzt sein - Oft Ausdruck von Protest oder dem Wunsch nach politischer Erneuerung Typen von Parteiensystem - Verschiedene Formen informierten über die Stabilität einer Regierung und Art der Interessenvertretung - Vergleich von Parteisystemen: Konzentration auf Hauptkonkurrenten = Parteien, die glaubwürdig um mindestens einen Teil der Regierungsmacht konkurrieren können +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | **Typ des | **Hauptmuster des | **Beispiele** | | Parteiensystems** | Wettbewerbs** | | +=======================+=======================+=======================+ | Ein-Parteiensystem; | Teilnahme ohne | China | | single-party | Anfechtung = nur eine | | | | politische Partei | | | | darf gesetzliche | | | | Macht erhalten | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Ein-Parteien | Teulnahme mit | Japan (ohne 2009) | | dominantes System; | begrenzten Wettbewerb | | | one-party dominant | = mehrere Parteien | | | | können lega | | | | operieren, aber nur | | | | eine Partei hat eine | | | | realistische Chance, | | | | an die Macht zu | | | | gelangen | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Zwei-Parteiensystem | Teilnahme am | GBR (bis 2015) | | | Parteienwettbewerb | | | | weitgehend auf die | USA | | | beiden grössten | | | | Parteien beschränkt = | | | | nur zwei grosse | | | | politische Parteien | | | | haben eine | | | | realistische Chance | | | | auf Macherhalten | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Mehr-Parteiensystem | Teilnahme an | Deutschland, Israel, | | | Wettbewerb zwischen | Niederlande, Schweiz | | | mehr als zwei | | | | Parteien = mehr als | | | | zwei Parteien haben | | | | realistische Chance, | | | | an die Macht zu | | | | erhalten | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ 1. Ein-Parteiensystem - In Ländern, die keine Demokratie sind - China mit kommunistischer Partei KPC; es gibt einige andere Parteien, jedoch werden auch diese von den KPC kontrolliert - In EPS ist es illegal, sich der wichtigsten politischen Partei zu widersetzen - In China: Verbot, dass Bürger konkurrierende Parteien für KPC zu gründen 2. Ein-Parteien dominantes System - EPS können demokratisch sein, auch wenn eine einzelne Partei länger die Macht behält - Solange Anfechtung zulässig und Wahlen fair und frei = demokratisch - Dominanz wird zurückgeführt auf: langfristige Popularität, geteilte Opposition, effizienter Einsatz von Patronagesystemen, evtl. Wahlbetrug 3. Zweiparteiensystemen - Andere Parteien, neben den grössten zwei, haben fast keine Chance, nationalen Einfluss zu erhalten - Weltweit am wenigsten verbreitet - In USA mit Demokraten und Republikanern 4. Mehrparteiensystem - In den meisten Ländern - Mindestens drei Parteien mit Mitgliedern, die in das Regierungsamt gewählt werden - Eine/zwei Parteien mit mehr Unterstützung kann es geben, aber viele Parteien vertreten - Oft: keine Partei mit klarer Mehrheit = Parteien in der Regierung müssen zusammenarbeiten - Unterscheidung der Parteiensysteme bis jetzt auf Anzahl der effektiven Parteien basierend = jener Parteien, die eine realistische Chance haben, die Macht zu er-/behalten - Effektive Anzahl von Parteien = Zählung der Parteien, die tatsächlich an nationalen Wahlen teilnimmt - Effektive Anzahl von Wahlparteien = effective number of electoral parties: wie viele Parteien haben Stimmen erhalten; wie wurden Stimmen der Wähler verteilt - Effektive Anzahl der gesetzgebenden Parteien = effective number of legislative parties: wie viele Parteien haben Sitze im Parlament gewonnen; wie wurden Sitze auf Parteien verteilt - Beide Masse berücksichtigen nicht nur Anzahl, sondern auch Grösse der Parteien in einem Land Cleavages - Wahlsysteme haben zwar Einfluss auf Anzahl der Parteien und nach Medianwählertheorem auch Einfluss auf die ideologische Polarisierung ABER nicht überschätzen - Forschung zeigt: Übergang von Mehrheitswahlrecht auf Proporzwahlrecht war in vielen Ländern eine Folge der Fragmentierung des Parteiensystems Kausalität in umgekehrte Richtung von Parteiensystem auf Wahlsystem - Cleavage; Lipset & Rokkan, um Entstehung und Stabilisierung von Parteiensystemen in Europa zu erklären - Beschreiben gesellschaftliche Konfliktlinien, die auf sozialen, kulturellen oder ökonomischen Unterschieden beruhigen und in politische Gegensätze übersetzt werden - Konfliktlinien prägen Präferenzen und Identitäten von Wählergruppen = übersetzt sich in deren Wahlverhalten = dieses bestimmt Struktur von Parteiensystem Vier Cleavages, die die Entwicklung europäischer Parteiensysteme im 19. Und 20. Jhd. massgeblich beeinflussten 1. Zentrum vs. Peripherie: Konflikte zwischen zentralisierten Nationalstaaten und regionalen/kulturellen Minderheiten; Bildung regionalistischer/ethnischer Parteien 2. Staat vs. Kirche: Spannungen zwischen säkularen Kräften und religiösen Institutionen, führt zur Entstehung christdemokratischer und konservativer Parteien 3. Stadt vs. Land: ökonomische Gegensätze zwischen urbanen Handelszentren und agrarischer Peripherie; Bildung Agrarparteien und konservative 4. Arbeit vs. Kapital: Industrialisierung; Bildung Arbeiterparteien und sozialistische Bewegungen, die Interessen der Arbeiterklasse vertreten Postmaterialistische Cleavage ab den 1970ern - Basiert auf veränderte Wertorientierung - Zunehmend wohlhabende Gesellschaft ökologische, soziale, kulturelle Fragen lösten traditionell ökonomische Konflikte ab - Wandel führte zum Aufstieg der Grünen und anderer sozialliberaler Kräfte, die Themen wie Umweltschutz, Feminismus und Minderheitenrechte betonen - Sprechen gut gebildete, urbane Wählerschichten an, stellen Alternative zu den anderen Parteien dar Darauffolgend: Globalisierungscleavage - Geprägt durch Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlierern der Globalisierung - Eine Seite: kosmopolitische, global ausgerichtete Gruppen; profitieren von offenen Märkten und Migration - Andere Seite: Gruppen, die durch ökonomischen Strukturwandel und kulturelle Veränderung verunsichert sind - Hat Aufstieg rechtspopulistischer Parteien in Europa befördert Betonung der nationalen Identität und Protektionismus; Positionierung gegen Migration und supranationale Institutionen; mobilisieren Wählerschichten vor allem in ländlichen Gebieten und aus unteren sozialen Schichten Eignung der Cleavage-Theorie, Unterschiede in Parteiensystemen ausserhalb (West-)Europas zu erklären - Südamerika: ähnliche Cleavagestrukturen wie Europa - Nordamerika: Wandel der Parteiensysteme aufgrund postmaterialistischen Wertewandel & Globalisierungskonflikt - Wichtigster Unterschied: Konflikte manifestieren sich nicht in neue Parteien, sondern in zunehmenden Wandel von demokratischer Partei Partei gebildeter urbaner Mittelschichten und republikanischer Partei Partei der Arbeiterschaft und ländlicher Bevölkerung

Use Quizgecko on...
Browser
Browser